wirbelwind spezial 4/2012 - Jako-o
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Recht und die Zeit, selbst zu entscheiden, wann<br />
und was sie lernen oder spielen wollen.“<br />
Doch sein Mahnen verhallt ungehört. Es geht ja<br />
schließlich um mehr als „nur“ um eine gesunde<br />
Entwicklung oder um die Überlebensfähigkeit<br />
unserer Kinder. Es geht ja darum, sie so zu stärken,<br />
dass sie nicht untergehen im Wettbewerb<br />
um Erfolg, Geld und einen guten Job. So hat die<br />
Vorwerk-Studie 2006 ergeben, dass im „Sorgenkatalog<br />
der Eltern“ die Ängste um die Schulbildung,<br />
Ausbildung und Berufsfindung der Kinder<br />
an erster Stelle stehen. 70 Prozent der Befragten<br />
gaben an, dass dies oft oder zeitweise ihre<br />
größte Befürchtung sei.<br />
Die Eltern haben nachweislich mehr Angst,<br />
dass ihr Kind beruflich keinen Tritt fassen könnte,<br />
als dass ihm ein Unglück widerfahren könnte.<br />
Welch ein Druck lastet da auf den elterlichen Schultern! ...<br />
... Und wie folgerichtig der Gedanke, das Kind<br />
so schnell wie möglich „stark“ und „schlau“ zu<br />
machen.<br />
Obwohl wir eigentlich alle wissen, dass Gras<br />
nicht schneller wächst, wenn man daran zieht,<br />
schwebt die Angst, wir könnten unsere Kinder<br />
nicht ausreichend fördern, über uns wie ein Damoklesschwert.<br />
Wir fürchten massive Spätfolgen<br />
für unsere Kinder, wenn wir erzieherisch versagen.<br />
„Wird mein Kind ausreichend gefördert?“, ist<br />
deshalb wohl die Frage, die sich heutige Eltern<br />
am häufigsten stellen. Die Kindheit darf schließlich<br />
nicht verspielt werden. Kindheit ist eine<br />
Lernen, lernen,<br />
lernen für einen<br />
guten Job und<br />
Erfolg.<br />
ernsthafte Angelegenheit geworden. Das Kind gilt<br />
in Zeiten wackeliger Ehen und wachsender Scheidungsraten<br />
nämlich zunehmend als eigentliche<br />
„Substanz der Familie“: „Es ist ins Zentrum der<br />
Aufmerksamkeit gerückt“, konstatierte der Kinder-<br />
und Familientherapeut Wolfgang Bergmann.<br />
„Folglich darf das Kleine nicht versagen. Sonst<br />
bricht auch das Selbstwertgefühl der Mutter zusammen.“<br />
Oder das des Vaters, möchte man ergänzen.<br />
Schon deshalb werden Kinder nicht nur<br />
gehegt und gepflegt, sondern auch bis in die<br />
kleinsten Entwicklungsschritte hin beäugt bis zur<br />
Schmerzgrenze. Wenn Kinder etwas heute nicht<br />
sind, dann unbeobachtet.<br />
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Gesellschaft 73