wirbelwind spezial 4/2012 - Jako-o
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86<br />
Interview<br />
Marienkäfer, der ihnen auf die Hand gekrabbelt<br />
ist. Über den Bagger auf der Baustelle. Über den<br />
ersten selbst gebackenen Pfannkuchen (auch<br />
wenn die Mama geholfen hat!). Über das Hoppe-<br />
Reiter-Spiel mit der Oma. Über das neue Laufrad.<br />
Über die Schmusestunde am Abend. Lebensfreude<br />
ist Kindern in die Wiege gelegt. Ob sie sich<br />
weiter zu glücklichen Menschen entwickeln, die<br />
Optimismus ausstrahlen und offen auf andere zugehen,<br />
entscheidet sich in ihren ersten Lebensjahren.<br />
Die moderne Hirnforschung weiß heute, wie sich<br />
das kindliche Gehirn entwickelt. Kann man das<br />
auch dem Laien kurz erklären?<br />
■ Im Grunde genommen bestätigt ja die moderne<br />
Hirnforschung mit ihren Befunden all das, was<br />
gute Eltern und Erzieher schon immer geahnt und<br />
meist auch intuitiv richtig gemacht haben. Die Erkenntnisse<br />
der Hirnforscher sind also so etwas<br />
wie eine Rückenstärkung für all jene, die schon<br />
immer der Meinung waren, dass Kinder mit einem<br />
riesigen Lernpotential, mit einer enormen Entdeckerfreude<br />
und Gestaltungslust auf die Welt kommen<br />
und dass es darum geht, dass diese Schätze<br />
den Kindern nicht verloren gehen (weil es nicht<br />
genug zum Entdecken und Gestalten gibt) oder<br />
gar ausgetrieben werden (weil versucht wird, Kindern<br />
Wissen einzutrichtern).<br />
Wir sind soziale Wesen, und Kinder sind darauf<br />
angewiesen, dass Erwachsene ihnen zeigen, wie<br />
man sich in der Welt zurechtfindet.<br />
Dabei übernehmen sie alles, was sie später als Erwachsene<br />
können und wissen von anderen Men-<br />
Baby + Kleinkind<br />
schen. Weil diese von anderen übernommenen<br />
oder mit anderen gemachten Erfahrungen im Gehirn<br />
in Form entsprechender Verschaltungsmuster<br />
der Nervenzellen verankert werden, ist unser Gehirn<br />
ein soziales Konstrukt. Und weil wir unser<br />
Gehirn ja von Kind auf in erster Linie benutzen,<br />
um von anderen zu lernen und mit anderen in<br />
Bezug zu treten, ist es eigentlich ein Sozialorgan.<br />
Das Gehirn entwickelt sich wo, wie und wofür es<br />
mit Begeisterung benutzt wird, sagen Sie. Was<br />
macht die Motivation zur Begeisterung z.B.<br />
durch die Eltern für kleine Kinder so wichtig?<br />
■ Kindergehirne entwickeln sich nicht von allein.<br />
Damit es unseren Kindern gelingt, in ihrem Gehirn<br />
all die vielen komplexen Netzwerke herauszuformen,<br />
die erforderlich sind, um sich später im<br />
Leben zurechtzufinden, brauchen sie unsere Hilfe.<br />
Wir müssen ihnen zeigen und sie ermutigen, all<br />
das zu erlernen, worauf es im Leben ankommt.<br />
Dabei geht es weniger um den Erwerb von Wissen,<br />
sondern vor allem um die Aneignung all jener<br />
Fähigkeiten und Kompetenzen, die sie in die Lage<br />
versetzen, sich mit der Welt in Beziehung zu setzen<br />
und sich dabei selbst Wissen anzueignen und<br />
eigene Erfahrungen zu sammeln.<br />
Bereits vorgeburtlich wird zunächst in den verschiedenen<br />
Bereichen des Gehirns ein Überschuss<br />
an Nervenzellen produziert. Diese Nervenzellen<br />
ordnen sich zu Zellhaufen und Zellschichten<br />
und treten über auswachsende Fortsätze<br />
auf intensive Weise miteinander in Verbindung.<br />
All jene Nervenzellen, denen es im Verlaufe<br />
der weiteren Entwicklung nicht gelingt, sich<br />
in ein Netzwerk einzuordnen und dort eine be-