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„Gerechter Friede" — Weltgemeinschaft in der Verantwortung - eDoc

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28 Karl-Wilhelm Merks<br />

del." 26 Hier<strong>in</strong> schrieben Vertreter verschiedener Diszipl<strong>in</strong>en über die Notwendigkeit von<br />

militärischer Macht zum Friedenserhalt.<br />

Auf die Titelfrage des Buches, „Frieden ohne Macht?", antwortete <strong>der</strong> Herausgeber ab-<br />

schließend mit e<strong>in</strong>em unzweideutigen „ne<strong>in</strong>" (288):<br />

„Die Antwort auf die Frage des Titels ,Frieden ohne Macht?' heißt: Ne<strong>in</strong>, denn<br />

<strong>—</strong> Frieden ohne Freiheit bleibt zerbrechlich.<br />

<strong>—</strong> Freiheit des E<strong>in</strong>zelnen gibt es nicht ohne die Freiheit <strong>der</strong> An<strong>der</strong>en.<br />

<strong>—</strong> Weil <strong>der</strong> Mensch die Freiheit hat, gut o<strong>der</strong> böse zu se<strong>in</strong>, brauchen wir das Recht.<br />

<strong>—</strong> Recht ohne Macht ist hohl und kann se<strong>in</strong>e Funktion nicht erfüllen.<br />

<strong>—</strong> Die Rolle <strong>der</strong> Macht misst sich an ihren Zwecken.<br />

Macht, die dem Frieden <strong>in</strong> Freiheit dient, dient auch <strong>in</strong> Zukunft dem besten Zweck <strong>der</strong><br />

Welt."<br />

Diese Antwort kann e<strong>in</strong>erseits darauf h<strong>in</strong>deuten, dass hier die Frage <strong>der</strong> Sicherheit noch<br />

entscheidend von <strong>der</strong> Position <strong>der</strong> Bundesrepublik und ihrem Sicherheitsbedürfnis aus<br />

gesehen wird. Aber schon hierbei wird die Fragestellung weniger durch e<strong>in</strong> „wogegen",<br />

also die vermuteten Fe<strong>in</strong>de, motiviert, als vielmehr durch e<strong>in</strong> „wofür", die Werte, die <strong>der</strong><br />

Verteidigung wert s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Freiheit, Menschenwürde, Rechtsordnung und<br />

Demokratie. Werte statt Fe<strong>in</strong>dbild (47) heißt die Formel. Und <strong>der</strong> Band lässt ke<strong>in</strong>en<br />

Zweifel daran, dass diese Werte notfalls auch mit Macht und Gewalt verteidigt werden<br />

dürfen und müssen. Letztlich s<strong>in</strong>d ja diese Werte nicht abstrakt, son<strong>der</strong>n existentiell für<br />

Menschen und für e<strong>in</strong> menschenwürdiges Leben.<br />

Das Hirtenwort <strong>der</strong> deutschen Bischöfe denkt weniger von dieser E<strong>in</strong>schätzung von 1983<br />

her; dies hängt zusammen mit <strong>der</strong> zwischenzeitlichen 10-jährigen Erfahrung <strong>der</strong> Situation<br />

„nach-<strong>der</strong>-Wende", die e<strong>in</strong>e solche Bedrohung unseres politischen Wertesystems von<br />

außen weniger wahrsche<strong>in</strong>lich gemacht hat. Demgegenüber sehen wir uns mit an<strong>der</strong>n<br />

Gründen möglicher militärischer Aktivität konfrontiert, zum Beispiel so genannten<br />

humanitären Interventionen zur Gewalte<strong>in</strong>dämmung und zum Schutz <strong>der</strong> Bürger <strong>in</strong><br />

Kriegssituationen weltweit.<br />

Grundsätzlich lehnt das Hirtenwort <strong>der</strong>artige E<strong>in</strong>sätze nicht ab. Damit nimmt es offen-<br />

sichtlich auch Stellung zu <strong>der</strong> die ganze Christentumsgeschichte durchziehenden Frage,<br />

wie denn <strong>der</strong>artiger Gewalte<strong>in</strong>satz zu vere<strong>in</strong>baren sei mit <strong>der</strong> Auffor<strong>der</strong>ung zur Gewalt-<br />

losigkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bergpredigt: Offensichtlich ist e<strong>in</strong>e „eigentlich christliche" Antwort hier-<br />

auf alles an<strong>der</strong>e als e<strong>in</strong>fach.<br />

26 Dieter Wellershoff (Hg.), Frieden ohne Macht? Sicherheitspolitik und Streitkräfte im Wandel,<br />

Bonn (1991).

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