Jahresbericht 2010 - Sparkassenverband Rheinland-Pfalz
Jahresbericht 2010 - Sparkassenverband Rheinland-Pfalz
Jahresbericht 2010 - Sparkassenverband Rheinland-Pfalz
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Tourismusbarometer | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Finanzgruppe<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Tourismusbarometer<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong>
1<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Tourismusbarometer<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong>
2<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong>
3<br />
VORWORT<br />
Als Partner der Kommunen und der regionalen<br />
Wirtschaft engagieren sich die rheinland-pfälzischen<br />
Sparkassen für den Tourismus im Land. Mit über 21<br />
Millionen Übernachtungen und mehr als 205 Millionen<br />
Tagesgästen pro Jahr sichert der Tourismus viele<br />
Arbeitsplätze. Die Wirtschafts- und Finanzkrise hinterließ<br />
im Jahr 2009 auch im Fremdenverkehr weltweit<br />
tiefe Spuren. Die Bilanz von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> kann sich<br />
dagegen mit einem insgesamt nur leichten Rückgang<br />
der Besucherzahlen sehen lassen. Es konnten sogar<br />
mehr Gäste aus dem Ausland begrüßt werden. Insbesondere<br />
Niederländer und Belgier lieben das Land.<br />
Nach den bisher vorliegenden Daten liegt <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> als Reiseziel in diesem Jahr wieder im Plus.<br />
Das Tourismusbarometer beobachtet die Tourismusentwicklung<br />
im Land und seinen neun Reisegebieten<br />
im Vergleich mit anderen Regionen. Es verknüpft<br />
offizielle statistische Quellen und Marktforschungsdaten<br />
mit Kennzahlen aus der Sparkassen-Finanzgruppe.<br />
Die Auswertung der Fremdabhebungen an<br />
den 1.251 Geldausgabeautomaten unserer Institute<br />
ermöglicht Aussagen zur regionalen Herkunft der<br />
Gäste. Schlüsseldaten und Indikatoren aus den<br />
anonymisierten Bilanzen von Kreditnehmern der<br />
Sparkassen informieren über die betriebswirtschaftliche<br />
Situation des Gastgewerbes. Interessante<br />
Erkenntnisse über die Entwicklung einzelner<br />
Destinationstypen wie Städte, Mittelgebirge und Weinregionen<br />
sowie der so genannten „Wetterstationen“<br />
(Freizeit- und Kultureinrichtungen, Unterhaltungsund<br />
sonstige Angebote) ergänzen die allgemeine<br />
Analyse der Angebots- und Nachfragesituation.<br />
Vertieft betrachtet wird zusätzlich der Reisemobiltourismus<br />
außerhalb von Campingplätzen.<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Schwerpunktthema in diesem Jahr ist der demografische<br />
Wandel und seine Auswirkungen auf den<br />
Tourismus in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. Die Demografie wird<br />
unsere Gesellschaft in den nächsten zehn Jahren<br />
verändern. Im Jahr 2020 wird in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> fast<br />
jeder Zweite über 50 und nahezu jeder Dritte über 60<br />
Jahre alt sein. Dies wird erheblichen Einfluss auf die<br />
Gästestruktur im Übernachtungs- und Tagestourismus<br />
sowie den touristischen Arbeitsmarkt haben.<br />
Neue Erkenntnisse über Nachfragetrends, Gästepotenzial<br />
der Zukunft, Herausforderungen für den<br />
Arbeitsmarkt, Gestaltung der Unternehmensnachfolge<br />
und Bestand der tourismusrelevanten Infrastruktur im<br />
Land können diskutiert werden. Eine frühzeitige Positionierung<br />
im zunehmenden nationalen und internationalen<br />
Wettbewerb um diese Zielgruppe ist ratsam.<br />
Dabei müssen viele herkömmliche Denk- und Handlungsweisen<br />
überdacht werden, denn eine steigende<br />
Nachfrage älterer Gäste wird sich nicht automatisch<br />
einstellen. Ein Acht-Punkte-Programm ganz konkreter<br />
Handlungsempfehlungen, ergänzt um Praxisbeispiele<br />
für die touristischen Akteure, soll helfen den Erfolg des<br />
Reiselandes <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> in der Zukunft zu sichern.<br />
Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, der Branche<br />
ein Instrument an die Hand zu geben, das Probleme<br />
benennt und Lösungen für die Zukunft aufzeigt. Als<br />
umfassendes kontinuierliches Monitoringsystem<br />
macht das Tourismusbarometer frühzeitig auf strukturelle<br />
Veränderungen des Marktes aufmerksam und<br />
bietet den touristischen Leistungsträgern eine<br />
fundierte Hilfestellung zur Sicherung ihrer Wettbewerbsfähigkeit.<br />
Nicht nur bei den Unternehmen der<br />
Branche, sondern auch bei Touristikern, Verbänden<br />
und politischen Entscheidungsträgern hat sich das<br />
Tourismusbarometer als umfassende Informationsquelle<br />
etabliert.<br />
Der vorliegende <strong>Jahresbericht</strong> wäre ohne die Mitarbeit<br />
und Empfehlungen vieler Praktiker nicht möglich<br />
gewesen. Mein Dank gilt vor allem den Mitgliedern des<br />
Beirats, der die regionalen Schwerpunktthemen festlegt<br />
und die Arbeit des dwif ganzjährig unterstützt.<br />
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.<br />
Hans Otto Streuber<br />
Präsident<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>
4<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
GESCHÄFTSFÜHRENDER BEIRAT<br />
Vorsitzender<br />
Präsident Hans Otto Streuber<br />
Verbandsvorsteher<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Mitglieder Jörg Berres<br />
Präsident<br />
Statistisches Landesamt<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
BEIRAT<br />
Vorsitzender<br />
Gereon Haumann<br />
Präsident<br />
Deutscher Hotel- und<br />
Gaststättenverband (DEHOGA)<br />
Landesverband<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Bernd Jung<br />
Sparkassendirektor<br />
Vorsitzender des Vorstandes<br />
Sparkasse Südliche Weinstraße<br />
in Landau i. d. <strong>Pfalz</strong><br />
Präsident Hans Otto Streuber<br />
Verbandsvorsteher<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Mitglieder Jörg Berres<br />
Präsident<br />
Statistisches Landesamt<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Ernst Beucher<br />
Geschäftsführender Direktor<br />
Landkreistag <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Thomas Distler<br />
Sparkassendirektor<br />
Mitglied des Vorstandes<br />
Sparkasse Rhein-Haardt<br />
Karl-Josef Esch<br />
Sparkassendirektor<br />
Mitglied des Vorstandes<br />
Kreissparkasse Ahrweiler<br />
Karl-Heinz Gilsdorf<br />
Beigeordneter<br />
Stadt Bad Kreuznach<br />
Beatrice Lerch<br />
Ministerialrätin<br />
Ministerium für Wirtschaft,<br />
Verkehr, Landwirtschaft und<br />
Weinbau <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Peter Schaaf<br />
Sparkassendirektor<br />
Vorsitzender des Vorstandes<br />
Kreissparkasse Mayen<br />
Dr. Achim Schloemer<br />
Geschäftsführer<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus<br />
GmbH<br />
Matthias Greilach<br />
Geschäftsführer<br />
Ahr Rhein Eifel<br />
Tourismus & Service GmbH<br />
(bis 31.03.<strong>2010</strong>)<br />
Gereon Haumann<br />
Präsident<br />
Deutscher Hotel- und<br />
Gaststättenverband (DEHOGA)<br />
Landesverband<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Stefan Herzog<br />
Geschäftsführer<br />
Rheinhessen-Touristik GmbH<br />
Christoph Hoopmann<br />
Geschäftsführer<br />
Westerwald Touristik<br />
Service e.V.<br />
Fritz Wagner<br />
Bürgermeister<br />
Stadt Kirn<br />
Winfried Werner<br />
Landrat<br />
Landkreis Donnersbergkreis<br />
Dr. Detlev Janik<br />
Geschäftsführer<br />
<strong>Pfalz</strong> Touristik e.V.<br />
Bernd Jung<br />
Sparkassendirektor<br />
Vorsitzender des Vorstandes<br />
Sparkasse Südliche Weinstraße<br />
in Landau i. d. <strong>Pfalz</strong><br />
Thomas Klaas<br />
Leiter der Abteilung<br />
Handel und Tourismus<br />
Industrie- und<br />
Handelskammer zu Koblenz<br />
Lothar Künzer<br />
Sparkassendirektor<br />
Mitglied des Vorstandes<br />
Sparkasse Mittelmosel -<br />
Eifel - Mosel - Hunsrück
5<br />
Beatrice Lerch<br />
Ministerialrätin<br />
Ministerium für Wirtschaft,<br />
Verkehr, Landwirtschaft und<br />
Weinbau <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Wolfgang Lutz<br />
Bürgermeister<br />
Stadt Bad Dürkheim<br />
Winfried Manns<br />
Geschäftsführer<br />
Gemeinde- und Städtebund<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Ute Meinhard<br />
Geschäftsführerin<br />
Naheland-Touristik GmbH<br />
Monika Reule<br />
Geschäftsführerin<br />
Deutsches Weininstitut<br />
Theresia Riedmaier<br />
Landrätin<br />
Landkreis Südliche<br />
Weinstraße<br />
Peter Schaaf<br />
Sparkassendirektor<br />
Vorsitzender des Vorstandes<br />
Kreissparkasse Mayen<br />
Klaus Schäfer<br />
Geschäftsführer<br />
Eifel Tourismus<br />
Gesellschaft mbH<br />
Dr. Achim Schloemer<br />
Geschäftsführer<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus<br />
GmbH<br />
Clemens Schnell<br />
Sparkassendirektor<br />
Vorsitzender des Vorstandes<br />
Kreissparkasse Rhein-<strong>Pfalz</strong><br />
Manfred Schnur<br />
Landrat<br />
Landkreis Cochem-Zell<br />
Prof. Dr. Gunnar<br />
Schwarting<br />
Geschäftsführer<br />
Städtetag <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
mit beratender Stimme Prof. Dr. Mathias Feige<br />
Geschäftsführer<br />
dwif-Consulting GmbH<br />
Markus Seibold<br />
Senior Consultant<br />
dwif-Consulting GmbH<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Claudia Schwarz<br />
Geschäftsführerin<br />
Romantischer Rhein<br />
Tourismus GmbH<br />
Rhein-Touristik Tal der Loreley<br />
Fritz Wagner<br />
Bürgermeister<br />
Stadt Kirn<br />
Winfried Werner<br />
Landrat<br />
Landkreis<br />
Donnersbergkreis<br />
Sabine Winkhaus-Robert<br />
Geschäftsführerin<br />
Mosellandtouristik GmbH<br />
Jörn Winkhaus<br />
Geschäftsführer<br />
Hunsrück Touristik GmbH
6<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
MANAGEMENT SUMMARY.................................................................................................... 15<br />
I EINFÜHRUNG....................................................................................................................... 19<br />
II RHEINLAND-PFALZ-TOURISMUS IM WETTBEWERBSVERGLEICH....................................... 23<br />
1 Anpassungen der amtlichen Tourismusstatistik......................................................................... 23<br />
1.1 Neustrukturierung der Betriebstypen des Beherbergungsgewerbes...................................... 23<br />
1.2 Integration des Betriebstyps Campingplätze............................................................................... 23<br />
1.3 EU-Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über die Europäische<br />
Tourismusstatistik............................................................................................................................ 24<br />
1.4 Schnelle Vergleichbarkeit: Was ist möglich, was nicht?............................................................. 24<br />
2 <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> im Ländervergleich.............................................................................................. 26<br />
2.1 Rahmenbedingungen...................................................................................................................... 26<br />
2.2 Nachfrageentwicklung..................................................................................................................... 27<br />
2.3 Angebotsentwicklung...................................................................................................................... 34<br />
3 <strong>Rheinland</strong>-pfälzische Reisegebiete............................................................................................... 40<br />
3.1 Nachfrageentwicklung..................................................................................................................... 40<br />
3.2 Angebotsentwicklung...................................................................................................................... 42<br />
3.3 Zusammenfassende Bewertung im TRIX....................................................................................... 44<br />
3.4 Übernachtungsentwicklung in ausgewählten Städten von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>........................... 46<br />
3.5 Vertiefende Analyse der Entwicklung von Mittelgebirgs- und Weinregionen......................... 48<br />
3.5.1 Mittelgebirgsregionen..................................................................................................................... 48<br />
3.5.2 Weinregionen ................................................................................................................................... 52<br />
4 Grauer Beherbergungsmarkt – Reisemobiltourismus außerhalb von<br />
Campingplätzen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>............................................................................................... 55<br />
4.1 Einführung zum Reisemobiltourismus.......................................................................................... 55<br />
4.2 Inhaltliche Abgrenzung und Vorgehensweise.............................................................................. 56<br />
4.2.1 Fokus auf quantitative Daten des Reisemobiltourismus außerhalb von Campingplätzen.... 56<br />
4.2.2 Vorgehensweise zur Gewinnung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-spezifischer Daten..................................... 57<br />
4.3 Ergebnisse der Bestandserhebung in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.............................................................. 57<br />
4.4 Ergebnisse der Befragung von Stellplatzbetreibern in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.................................. 59<br />
4.5 Übernachtungsaufkommen und Umsatzeffekte.......................................................................... 61<br />
5 Herkunftsstruktur der Gäste in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.......................................................................... 64<br />
5.1 Bedeutung und Herkunftsstruktur der Gäste aus dem Ausland................................................ 64<br />
5.2 Herkunftsstruktur der Gäste aus dem Inland............................................................................... 68<br />
5.2.1 Herkunftsstruktur der Deutschen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> im Ländervergleich.............................. 70<br />
5.2.2 Quellmarktstrukturen in den Geschäftsgebieten der Sparkassen............................................ 70<br />
5.2.3 Quellmarktstrukturen in den Reisegebieten................................................................................ 73
7<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
III WIRTSCHAFTLICHE LAGE IM GASTGEWERBE UND IN DER FREIZEITWIRTSCHAFT............. 77<br />
1 Touristische Wetterstationen......................................................................................................... 77<br />
1.1 Generelle Erläuterungen zu Art und Umfang der Erhebung...................................................... 77<br />
1.2 Wetterstationen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.............................................................................................. 79<br />
1.2.1 Kurzfristige Entwicklung 2008 – 2009 und Saisonverlauf.......................................................... 79<br />
1.3 Bundesländer im Vergleich............................................................................................................. 84<br />
1.3.1 Langfristige Entwicklung 2004 – 2009 in allen Barometer-Bundesländern............................ 84<br />
1.3.2 Kurzfristiger Vergleich der Entwicklung von Besucher- und Übernachtungszahlen.............. 85<br />
1.4 Einfluss der Betriebsgröße auf die Entwicklung.......................................................................... 87<br />
2 Wirtschaftliche Situation des Gastgewerbes in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.............................................. 89<br />
2.1 Entwicklung von Umsatz, Insolvenzen und Beschäftigung........................................................ 89<br />
2.2 Betriebswirtschaftliche Situation von Kreditnehmern der Sparkassen im Gastgewerbe...... 92<br />
3 Qualität der Betriebe....................................................................................................................... 102<br />
3.1 Hotelklassifizierung nach DEHOGA-Kriterien.............................................................................. 102<br />
3.2 Klassifizierung von Ferienwohnungen, Ferienhäusern und Privatzimmern nach<br />
DTV-Kriterien.................................................................................................................................... 103<br />
3.3 ServiceQualität Deutschland.......................................................................................................... 105<br />
IV ZUKUNFTSBAROMETER: STIMMUNG UND TRENDS IN DER TOURISMUSBRANCHE........... 107<br />
1 dwif-Stimmungsumfrage................................................................................................................. 107<br />
2 Trend-Ticker....................................................................................................................................... 111<br />
V AKTUELLES BRANCHENTHEMA:<br />
DEMOGRAFISCHER WANDEL UND TOURISMUS IN RHEINLAND-PFALZ.............................. 117<br />
1 Demografischer Wandel und Tourismus in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>...................................................... 117<br />
2 Ausprägungen des demografischen Wandels.............................................................................. 119<br />
2.1 Bestimmungsfaktor 1: Bevölkerungsvolumen............................................................................. 119<br />
2.2 Bestimmungsfaktor 2: Alterung der Gesellschaft........................................................................ 120<br />
2.3 Bestimmungsfaktor 3: Haushaltsstruktur..................................................................................... 124<br />
2.4 Bestimmungsfaktor 4: Einkommen............................................................................................... 124<br />
3 Auswirkungen des demografischen Wandels auf den Tourismus in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>............ 126<br />
3.1 Spannungsfeld demografischer Wandel und Tourismus............................................................ 126<br />
3.2 Erwartungen der Tourismuswirtschaft in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>......................................................... 127
8<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
4 Auswirkungen auf die touristische Nachfrage in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>............................................ 129<br />
4.1 Urlaubs- und Kurzurlaubsreisen aus dem Inland........................................................................ 129<br />
4.1.1 Volumenentwicklung....................................................................................................................... 129<br />
4.1.2 Reiseverhalten.................................................................................................................................. 132<br />
4.2 Ausländische Quellmärkte.............................................................................................................. 133<br />
4.3 Tagestourismus................................................................................................................................ 137<br />
4.3.1 Volumenentwicklung....................................................................................................................... 137<br />
4.3.2 Ausflugsverhalten............................................................................................................................ 138<br />
4.4 Hauptzielgruppen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>........................................................................................... 139<br />
4.5 Wettbewerbssituation..................................................................................................................... 142<br />
5 Auswirkungen auf den touristischen Arbeitsmarkt in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.................................... 143<br />
5.1 Ausbildungsmarkt............................................................................................................................ 143<br />
5.2 Beschäftigte...................................................................................................................................... 145<br />
5.3 Unternehmensnachfolge................................................................................................................. 149<br />
6 Auswirkungen auf die tourismusrelevante Infrastruktur in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>........................... 151<br />
6.1 Tourismusspezifische Infrastruktur............................................................................................... 151<br />
6.2 Ergänzende tourismusrelevante Infrastruktur............................................................................. 153<br />
7 Ziele und Handlungsempfehlungen für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>........................................................... 156<br />
7.1 Handlungsfelder und zentrale Maßnahmen................................................................................. 156<br />
7.2 Querschnittsaufgabe Netzwerk „Tourismus und demografischer Wandel“............................. 158<br />
7.3 Handlungsfeld Nachfrage................................................................................................................ 158<br />
7.4 Handlungsfeld Arbeitsmarkt........................................................................................................... 161<br />
7.5 Handlungsfeld Angebot/Infrastruktur............................................................................................ 166<br />
LITERATUR...................................................................................................................................................... 169<br />
WEBSITES........................................................................................................................................................ 172<br />
IMPRESSUM................................................................................................................................................... 173<br />
TABELLENVERZEICHNIS<br />
Tab. 1: Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben ≥ 9 Betten<br />
und auf Campingplätzen nach Bundesländern 2009.................................................................. 29<br />
Tab. 2: Übernachtungen auf Campingplätzen nach Bundesländern 2009........................................... 29<br />
Tab. 3: Anzahl der Betten/Schlafgelegenheiten in Beherbergungsbetrieben 2007 – 2009............... 35<br />
Tab. 4: Anzahl der angebotenen Gästezimmer der Hotellerie 2007 – 2009......................................... 35<br />
Tab. 5: Bettenauslastung der Beherbergungsbetriebe 2000 – 2009.................................................... 36<br />
Tab. 6: Übernachtungen nach Reisegebieten........................................................................................... 40
9<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Tab. 7: Anzahl der Betten nach Reisegebieten.......................................................................................... 43<br />
Tab. 8: Anzahl der Anlagen und Stellplätze außerhalb von Campingplätzen........................................ 58<br />
Tab. 9: Übernachtungen in gewerblichen Beherbergungsbetrieben nach Herkunft 2009................. 65<br />
Tab. 10: Übernachtungen von ausländischen Gästen nach Reisegebieten 2008 – 2009...................... 67<br />
Tab. 11: Fremdabhebungen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> nach Quellmärkten 2007 – 2009................................. 71<br />
Tab. 12: Fremdabhebungen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> nach Geschäftsgebieten und Quellmärkten 2009.... 72<br />
Tab. 13: Fremdabhebungen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> nach Regionen und Quellmärkten 2009.................... 73<br />
Tab. 14: Entwicklung der Besucherzahlen aller Wetterstationen und Verteilung nach<br />
Gewinnern und Verlierern 2009 gegenüber 2008........................................................................ 86<br />
Tab. 15: Reale Umsatzentwicklung im Gastgewerbe.................................................................................. 89<br />
Tab. 16: DEHOGA-Klassifizierung nach Bundesländern............................................................................. 102<br />
Tab. 17: Nach DTV klassifizierte Ferienhäuser und -wohnungen sowie Privatzimmer in Deutschland.... 104<br />
Tab. 18: Nach DTV klassifizierte Ferienhäuser und -wohnungen sowie Privatzimmer in<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>................................................................................................................................. 104<br />
Tab. 19: Betriebe je Bundesland mit einer Zertifizierung des Qualitätsmanagementsystems<br />
„ServiceQualität Deutschland“ der Stufen I bis III........................................................................ 105<br />
Tab. 20: Rückblick 2009 im Vergleich zu 2008 – Zufriedenheit regionaler und örtlicher<br />
Tourismusorganisationen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> hinsichtlich ausgewählter Aspekte................. 107<br />
Tab. 21: Volumen und Struktur der <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-(Kurz-)Urlauber 2009 und 2020.......................... 129<br />
Tab. 22: Veränderungen des Reiseverhaltens deutscher Urlauber bis 2020.......................................... 132<br />
Tab. 23: Volumen und Struktur der Tagesausflügler mit Ziel <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 2006 und 2020............ 138<br />
Tab. 24: Acht-Punkte-Programm Tourismus und demografischer Wandel in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>............. 157<br />
ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />
Abb. 1: Aufenthaltsdauer in Beherbergungsbetrieben ≥ 9 Betten in den<br />
Barometer-Bundesländern.............................................................................................................. 30<br />
Abb. 2: Touristische Entwicklung in Beherbergungsbetrieben ≥ 9 Betten in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>........... 31<br />
Abb. 3: Marktanteile und Entwicklung der Marktanteile von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> für<br />
einzelne Betriebsarten 2000 – 2009.............................................................................................. 33<br />
Abb. 4: Übernachtungsentwicklung je Betriebstyp in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> und<br />
Deutschland 2000 – 2009................................................................................................................ 33<br />
Abb. 5: Durchschnittliche Betriebsgröße der Beherbergungsbetriebe nach<br />
Bundesländern 2000 – 2009........................................................................................................... 36<br />
Abb. 6: Angebotsentwicklung in den Beherbergungsbetrieben in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>............................ 38<br />
Abb. 7: Regionen-TRIX 2008 und 2009....................................................................................................... 45<br />
Abb. 8: Übernachtungsentwicklung in ausgewählten Städten 2000 – 2009......................................... 47<br />
Abb. 9: Aufenthaltsdauer in ausgewählten Städten.................................................................................. 48<br />
Abb. 10: Übernachtungen in ausgewählten Mittelgebirgsregionen 2000 – 2009.................................. 49<br />
Abb. 11: Aufenthaltsdauer in ausgewählten Mittelgebirgsregionen........................................................ 50<br />
Abb. 12: Übernachtungen in ausgewählten Weinregionen 2000 – 2009................................................. 53<br />
Abb. 13: Aufenthaltsdauer in ausgewählten Weinregionen....................................................................... 54<br />
Abb. 14: Verteilung der Reisemobilstellplätze auf die Reisegebiete........................................................ 59<br />
Abb. 15: Übernachtungen und Bruttoumsatz durch den Reisemobiltourismus außerhalb von<br />
Campingplätzen nach Reisegebieten............................................................................................. 62
10<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
Abb. 16: Rechenweg zur Ermittlung des Übernachtungs- und Umsatzvolumens................................... 62<br />
Abb. 17: Entwicklung der Ausländerübernachtungen nach Bundesländern 2009 gegenüber 2008... 64<br />
Abb. 18: Saisonverlauf der Fremdabhebungen in den Reisegebieten 2009............................................ 74<br />
Abb. 19: Wetterstationstypen des Tourismusbarometers.......................................................................... 78<br />
Abb. 20: Einflussfaktoren auf die Wettbewerbssituation der Wetterstationen des<br />
Tourismusbarometers...................................................................................................................... 79<br />
Abb. 21: Kurzfristiger Trend 2008 – 2009 nach Angebotstypen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>............................... 80<br />
Abb. 22: Saisonale Veränderung der Nachfrage nach den Wetterstationen<br />
2009 gegenüber 2008...................................................................................................................... 83<br />
Abb. 23: Entwicklung der Besucherzahlen in den Wetterstationen der Barometer-Bundesländer<br />
2004 – 2009....................................................................................................................................... 84<br />
Abb. 24: Entwicklung der Besucherzahlen der Wetterstationen und der Übernachtungen 2009<br />
gegenüber 2008 nach Bundesländern........................................................................................... 85<br />
Abb. 25: Entwicklung der Besucherzahlen in Abhängigkeit von der Nachfragestärke........................... 87<br />
Abb. 26: Insolvenzen im Gastgewerbe nach Bundesländern 2000 – 2009.............................................. 90<br />
Abb. 27: Entwicklung der Beschäftigtenzahlen im Gastgewerbe der Barometer-<br />
Bundesländer 2009 gegenüber 2008............................................................................................ 91<br />
Abb. 28: Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage........................................................................................ 92<br />
Abb. 29: Umsatzrendite im Beherbergungsgewerbe nach Bundesländern 2008................................... 94<br />
Abb. 30: Umsatzrendite in der Gastronomie nach Bundesländern 2008................................................. 95<br />
Abb. 31: Personalaufwandsquote im Gastgewerbe nach Bundesländern 2008...................................... 96<br />
Abb. 32: Rohertragsquote im Gastgewerbe nach Bundesländern 2008................................................... 97<br />
Abb. 33: Zinsaufwandsquote im Gastgewerbe nach Bundesländern 2008.............................................. 97<br />
Abb. 34: Abschreibungsquote im Gastgewerbe nach Bundesländern 2008............................................ 98<br />
Abb. 35: Cash-Flow-Rate von Beherbergungsbetrieben nach Bundesländern 2008............................. 99<br />
Abb. 36: Cash-Flow-Rate von Gastronomiebetrieben nach Bundesländern 2008.................................. 100<br />
Abb. 37: Auswirkungen der Wirtschaftskrise 2009 aus Sicht der Touristiker........................................... 108<br />
Abb. 38: Erwartungen der Touristiker an die Entwicklung <strong>2010</strong>................................................................ 109<br />
Abb. 39: Arbeitsbereiche mit großer Bedeutung für die rheinland-pfälzischen<br />
Tourismusorganisationen <strong>2010</strong>...................................................................................................... 110<br />
Abb. 40: Nachfragetrends und Einflussfaktoren........................................................................................... 112<br />
Abb. 41: Wirkungszusammenhänge Tourismus und demografischer Wandel........................................ 118<br />
Abb. 42: Alterspyramide <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 2006 und 2020.......................................................................... 122<br />
Abb. 43: Tourismus und demografischer Wandel aus Expertensicht – Chance oder Risiko?................. 127<br />
Abb. 44: Auswirkungen des demografischen Wandels bis 2020 – die Sicht der Touristiker.................. 128<br />
Abb. 45: Entwicklung der Schulabgänger in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> und Deutschland..................................... 144<br />
Abb. 46: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Gastgewerbe in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>...................... 145<br />
Abb. 47: Geringfügig entlohnte Beschäftigte im Gastgewerbe in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>................................ 146<br />
Abb. 48: Jahresbruttoverdienst ausgewählter Berufe in Deutschland 2006........................................... 148<br />
Abb. 49: Herausforderungen und Handlungsfelder im Nachfolgeprozess............................................... 150<br />
Abb. 50: Tourismusrelevante Infrastruktur................................................................................................... 151<br />
Abb. 51: Handlungsfelder für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>............................................................................................. 156
11<br />
KARTENVERZEICHNIS<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Karte 1: Übernachtungsintensität 2009 und Marktanteilsentwicklung 2009 gegenüber 2004.......... 41<br />
Karte 2: Entwicklung der Betriebsgröße und der Bettenauslastung nach Reisegebieten 2009.......... 43<br />
Karte 3: Jährliche Veränderung der Übernachtungen in ausgewählten Mittelgebirgsregionen......... 50<br />
Karte 4: Jährliche Veränderung der Übernachtungen in ausgewählten Weinregionen........................ 53<br />
Karte 5: TOP-6-Auslandsquellmärkte in den Barometer-Bundesländern 2009..................................... 67<br />
Karte 6: Geschäftsgebiete der Sparkassen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>................................................................. 69<br />
Karte 7: TOP-6-Quellmärkte in den Barometer-Bundesländern 2009 (GA-Daten)................................. 71<br />
Karte 8: Standorte der Wetterstationen....................................................................................................... 78<br />
Karte 9: Bevölkerungsentwicklung in Deutschland und Europa.............................................................. 119<br />
Karte 10: Bevölkerungsentwicklung in den rheinland-pfälzischen Städten und Landkreisen............... 121<br />
Karte 11: Entwicklung der Senioren (60 Jahre und älter) in Deutschland und Europa........................... 121<br />
Karte 12: Entwicklung der Erwerbsfähigen (20- bis 60-Jährige) in den rheinland-pfälzischen<br />
Städten und Landkreisen................................................................................................................. 123<br />
Karte 13: Regionstypisierung für Deutschland............................................................................................. 126<br />
Karte 14: Arbeitsmarkt Gastgewerbe nach Arbeitsamtsbezirken in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.............................. 146<br />
BILDQUELLEN<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, dwif – Consulting GmbH,<br />
iStockphoto, Fotolia, <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH und folgende Bildarchive:<br />
Bild 1 Blick von Sehl auf Cochem, Tourist-Information Ferienland Cochem,<br />
© <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.............................................................................................. 14<br />
Bild 2 Radfahrer auf E-bikes, Ahrtal-Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler e.V.,<br />
© <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.............................................................................................. 18<br />
Bild 3 Eifelsteig: Wanderer auf dem Kalvarienberg, Fotograf: Dominik Ketz<br />
Fotografie, © <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.......................................................................... 21<br />
Bild 4 Eifelsteig: Impressionen Nerother Kopf, Fotograf: Dominik Ketz Fotografie,<br />
© <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.............................................................................................. 37<br />
Bild 5 Eifelsteig: Fachwerkhaus am Dreimühlenrundweg, Fotograf: Dominik Ketz<br />
Fotografie, © <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.......................................................................... 44<br />
Bild 6 Eifelsteig: Etappenwanderung Manderscheider Burgen, Fotograf: Dominik Ketz<br />
Fotografie, © <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.......................................................................... 47<br />
Bild 7 Luftbild Liesertal, © <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.............................................................. 51<br />
Bild 8 Rheinsteig: Blick von Lorch Richtung Süden, © <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH............... 52<br />
Bild 9 Rheinsteig, Fotograf: Dominik Ketz Fotografie, © <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH............ 65<br />
Bild 10 Eifelsteig: Wanderer am Weinfelder Maar, Fotograf: Dominik Ketz Fotografie,<br />
© <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.............................................................................................. 68<br />
Bild 11 Weingenuss und Naturerlebnis, © <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH..................................... 75
12<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
Bild 12 Radeln zwischen Reben in Rheinhessen (bei Oppenheim), Fotograf: Uwe Feuerbach,<br />
© <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.......................................................................................... 76<br />
Bild 13 Lokomotive Adler, © Auto & Technik MUSEUM SINSHEIM e.V.,<br />
www.technik-museum.de............................................................................................................. 83<br />
Bild 14 Crucenia-Therme (Bad Kreuznach), Bildquelle: Naheland-Touristik GmbH,<br />
© <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.......................................................................................... 88<br />
Bild 15 Rheinsteig: Blick auf die <strong>Pfalz</strong>grafenstein, Fotograf: Dominik Ketz,<br />
© <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.......................................................................................... 101<br />
Bild 16 Ballonfahrertreffen in Norheim, Fotograf: Hans Geo Donsbach,<br />
© <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.......................................................................................... 103<br />
Bild 17 Eifelsteig: Wanderer am Weinfelder Maar, Fotograf: Dominik Ketz Fotografie,<br />
© <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.......................................................................................... 106<br />
Bild 18 Aussicht auf die Burg Rheinfels, Bildquelle: Romantischer Rhein Tourismus GmbH,<br />
© <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.......................................................................................... 111<br />
Bild 19 Der Rhein zu Füßen der Marksburg, Fotograf: Dominik Ketz Fotografie,<br />
© <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.......................................................................................... 116<br />
Bild 20 Wassersport auf der Ahr, Bildquelle: Piel Media, © <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH...... 125<br />
Bild 21 Südpfalz-Therme in Bad Bergzabern, Bildquelle: Weingut & Gasthof Fritz Walter,<br />
Niederhorbach, © <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.............................................................. 131<br />
Bild 22 Pfirsichblüte im Bremmer Calmont, steilster Weinberg Europas,<br />
Fotograf: Christiane Heinen, © <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH........................................ 133<br />
Bild 23 Ausblick von der Filsener Ley, Fotograf: Dominik Ketz,<br />
© <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.......................................................................................... 139<br />
Bild 24 Maarblick bei Meerfeld, © <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH................................................ 149<br />
Bild 25 Tropfsteinhöhle „Herbstlabyrinth“ Breitscheid, Westerwald Touristik Service,<br />
© <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.......................................................................................... 155<br />
Bild 26 Urlaub auf dem Bauernhof, Bildquelle: Piel Media,<br />
© <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.......................................................................................... 168
13<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>
Blick von Sehl auf Cochem
15<br />
MANAGEMENT SUMMARY<br />
RHEINLAND-PFALZ IM<br />
WETTBEWERBSVERGLEICH<br />
Umstellungen der amtlichen Tourismusstatistik in<br />
den Bereichen Wirtschaftszweigklassifizierung<br />
und Betriebstyp Campingplätze haben Einfluss<br />
auf bundesländerübergreifende Vergleichs- und<br />
Interpretationsmöglichkeiten der Daten. Das Tourismusbarometer<br />
begleitet den Prozess und fungiert<br />
dabei als Lotse durch die neue Datenwelt.<br />
Es stellt den touristischen Akteuren die Änderungen<br />
transparent dar und gibt Empfehlungen<br />
zum Umgang mit den neuen Daten.<br />
Die Wirtschafts- und Finanzkrise hinterließ<br />
im Tourismus Spuren. Die Zahl der weltweiten<br />
Ankünfte ging 2009 drastisch zurück, konnte sich<br />
jedoch bereits in der zweiten Jahreshälfte wieder<br />
erholen. Dennoch fiel die Bilanz mit einem Minus<br />
von 4 Prozent negativ aus. Für das kommende<br />
Jahr wird ein moderates Wachstum zwischen<br />
3 und 4 Prozent prognostiziert. Deutschland<br />
ist mit leichten Verlusten (-0,2 Prozent) bislang<br />
glimpflich durch die Krise gekommen. Ursache<br />
war vor allem die stabile Inlandsnachfrage sowie<br />
hohe Zuwächse im Städtetourismus.<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> lag mit -0,5 Prozent leicht unter<br />
dem bundesweiten Durchschnitt. Der langfristige<br />
Rückblick zeigt jedoch eine bedenkliche Entwicklung:<br />
Fast alle Betriebstypen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
verzeichneten in den letzten zehn Jahren Übernachtungsrückgänge.<br />
In den nächsten Jahren<br />
wird es darauf ankommen, die sinkende Aufenthaltsdauer<br />
der Gäste aufzufangen.<br />
Während die Zahl der Betriebe in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
rückläufig ist, hat sich die Zahl der angebotenen<br />
Betten in den letzten Jahren leicht erhöht. Da<br />
größere Einheiten tendenziell bessere Absatzchancen<br />
aufgrund höherer Marketingbudgets und<br />
professionellerer Managementstrukturen haben,<br />
deutet eine Vergrößerung der Betriebe auf eine<br />
Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit hin. Dennoch<br />
belegt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> bei den Betriebsgrößen<br />
mit 46 Betten pro Betrieb weiterhin den<br />
vorletzten Platz unter den Barometer-Bundesländern.<br />
Die Auslastungswerte liegen im Bundesvergleich<br />
ebenfalls auf einem sehr niedrigen Niveau.<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
In den neun Reisegebieten des Landes hat der<br />
Tourismus einen sehr unterschiedlichen Stellenwert:<br />
Auf die drei bedeutendsten Reisegebiete<br />
Mosel-Saar, <strong>Pfalz</strong> und Eifel entfallen über 50 Prozent<br />
aller Übernachtungen. Die Bilanz 2009 fiel<br />
mehrheitlich negativ aus, insbesondere für die<br />
klassischen Mittelgebirgsregionen. Das Mosel-<br />
Saar-Gebiet konnte dagegen weiter zulegen.<br />
Die Entwicklung der Angebotskennziffern in den<br />
einzelnen Reisegebieten stellte sich deutlich<br />
dynamischer und differenzierter dar als auf Landesebene.<br />
Die Daten werden vertieft analysiert<br />
sowie bundesweite Vergleiche zwischen einzelnen<br />
Destinationstypen (Städte, Mittelgebirge,<br />
Weinregionen) angestellt.<br />
Dem Reisemobiltourismus wird in <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> eine nicht unerhebliche Bedeutung beigemessen.<br />
Aus diesem Grund befasst sich das<br />
Tourismusbarometer mit dem Teilsegment des<br />
Reisemobiltourismus außerhalb von Campingplätzen.<br />
Die Erfassung von Reisemobilstellplätzen<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> ergab einen Bestand von 432<br />
Stellplatzanlagen mit mehr als 6.500 Stellplätzen<br />
für Reisemobile. Die Angebotsschwerpunkte<br />
liegen in der <strong>Pfalz</strong>, in der Mosel-Saar-Region, in<br />
Rheinhessen sowie in der Eifel.<br />
Es wurde ein Übernachtungsvolumen von mehr<br />
als 800.000 Übernachtungen auf allen erfassten<br />
Stellplatzanlagen ermittelt. Bei täglichen Ausgaben<br />
von 40,10 Euro erzeugen Reisemobilisten in<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> einen Bruttoumsatz in Höhe von<br />
32,9 Millionen Euro.<br />
Die Bedeutung des „Incoming-Tourismus“ ist<br />
traditionell sehr hoch. <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> konnte<br />
entgegen dem Bundestrend auch 2009 einen<br />
Zuwachs der ausländischen Übernachtungen<br />
erzielen. Die wichtigsten Quellmärkte sind die<br />
Niederlande, Belgien, Großbritannien und die<br />
USA. Inländische Gäste kommen hauptsächlich<br />
aus dem eigenen Land, aber auch aus Nordrhein-<br />
Westfalen, Baden-Württemberg und Hessen.
16<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
WIRTSCHAFTLICHE LAGE IM GASTGEWER-<br />
BE UND IN DER FREIZEITWIRTSCHAFT<br />
Von insgesamt 79 touristischen Wetterstationen<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> werden regelmäßig Daten<br />
erfasst. Damit steht eine wichtige Grundlage<br />
zur Beurteilung des aktuellen Tourismus-Klimas<br />
für den Tages- und Übernachtungstourismus in<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> zur Verfügung. 2009 registrierten<br />
die beteiligten Einrichtungen zusammen<br />
rund 5,2 Millionen Besucher.<br />
Die Wirtschafts- und Finanzkrise hinterließ<br />
auch im Gastgewerbe ihre Spuren und führte ab<br />
Herbst 2008 deutschlandweit zu signifikanten<br />
Umsatzeinbußen. Diese schlugen sich im Beherbergungsgewerbe<br />
deutlicher nieder als in der<br />
Gastronomie. Auch in <strong>Rheinland</strong>- <strong>Pfalz</strong> war diese<br />
Entwicklung zu spüren. Die Ergebnisse der IHK-<br />
Saisonumfrage stimmen jedoch optimistisch:<br />
Das Geschäftsklima im Gastgewerbe hat sich im<br />
Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert.<br />
Daten zur wirtschaftlichen Situation der Kreditnehmer<br />
der Sparkassen machen detailliertere<br />
Aussagen möglich. In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> zeigt sich<br />
ein differenziertes Bild: Während die Gewinnmargen<br />
und die Innenfinanzierungskraft im Beherbergungsgewerbe<br />
über dem Durchschnittsniveau<br />
aller Barometer-Bundesländer lagen, gingen sie<br />
im Gaststättengewerbe zurück. Im gesamten<br />
Gastgewerbe zeichneten sich die Betriebe vor<br />
allem durch geringe Personal- und Zinsaufwendungen<br />
aus. Die Wareneinsatzquote – eine der<br />
höchsten im Vergleich der Barometer-Bundesländer<br />
– stieg leicht an.<br />
Aufgrund wachsender Ansprüche der Gäste<br />
verdient das Thema Qualität hohe Aufmerksamkeit.<br />
Die rheinland-pfälzischen Betriebe begegnen<br />
dem mit einer steigenden Zahl an Klassifizierungen<br />
nach den Standards des Deutschen<br />
Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) und<br />
des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) sowie<br />
einer regen Teilnahme am Qualitätsmanagementsystem<br />
„ServiceQ“ (ServiceQualität Deutschland).<br />
ZUKUNFTSBAROMETER: STIMMUNG UND<br />
TRENDS IN DER TOURISMUSBRANCHE<br />
Das Zukunftsbarometer beleuchtet die aktuelle<br />
Lage sowie die Erwartungen der Vertreter<br />
rheinland-pfälzischer Destinationen und Betriebe<br />
an die kommende Saison. Im Frühjahr <strong>2010</strong> nahmen<br />
37 rheinland-pfälzische Touristiker an der<br />
jährlichen Stimmungsumfrage teil. Nachdem die<br />
Bilanz für 2009 zurückhaltend ausfiel, blicken die<br />
rheinland-pfälzischen Touristiker <strong>2010</strong> optimistisch<br />
in die Zukunft. Ein guter Saisonstart und<br />
gute Buchungszahlen stimmen zuversichtlich.<br />
In den nächsten Jahren zeichnet sich die Fortsetzung<br />
der bisherigen Trends ab. Die demografische<br />
Entwicklung und der Klimawandel<br />
beeinflussen sowohl das Angebot als auch die<br />
Nachfrage im Tourismus. Während der Urlaub im<br />
eigenen Land in Mode bleibt, bestimmt der technologische<br />
Fortschritt zunehmend das Tourismusmarketing.<br />
AKTUELLES BRANCHENTHEMA:<br />
DEMOGRAFISCHER WANDEL UND<br />
TOURISMUS IN RHEINLAND-PFALZ<br />
BEVöLKERUNGSENTWICKLUNG UND<br />
ALTERSSTRUKTUR<br />
Der demografische Wandel ist unumkehrbar, aber<br />
kalkulierbar: eine der zentralen Herausforderungen<br />
für den Tourismus. <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> befindet<br />
sich mitten in diesem Veränderungsprozess.<br />
Die Bevölkerung wird wie in Deutschland als wichtigster<br />
Quellmarkt bis 2020 um rund 3 Prozent<br />
sinken. Die Zahl der Erwerbsfähigen nimmt sogar<br />
um knapp 8 Prozent ab. 2020 wird in <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> fast jeder Zweite über 50 und nahezu jeder<br />
Dritte über 60 Jahre alt sein. Bis 2025 wird sich<br />
die Alterungsdynamik noch verschärfen.<br />
Regional sind die Veränderungen in der Westpfalz,<br />
im westlichen Naheland sowie in der Eifel<br />
besonders stark zu spüren.<br />
Die Auswirkungen des demografischen Wandels<br />
erstrecken sich von der touristischen Nachfrage<br />
über das Angebot und die Infrastruktur bis hin<br />
zum touristischen Arbeitsmarkt.
17<br />
TOURISTISCHE NACHFRAGE<br />
Die inländische Übernachtungsnachfrage in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
wird voraussichtlich bis 2020 stabil bleiben.<br />
Dabei findet eine zunehmende Verlagerung in<br />
Richtung 60plus statt. Zur dynamischsten Zielgruppe<br />
werden die über 70-Jährigen gehören.<br />
Der <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-Tourismus profitiert nicht<br />
automatisch von älteren Gästen, denn diese<br />
„neuen“ Senioren schwenken nicht ab einer<br />
bestimmten Altersgrenze plötzlich zu inländischen<br />
Destinationen um. Gleichzeitig wird der<br />
nationale und internationale Wettbewerb um<br />
diese Zielgruppen stark zunehmen.<br />
Die ausländischen Quellmärkte, insbesondere die<br />
Niederlande und Belgien, bieten aufgrund des<br />
demografischen Wandels Potenziale für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
bei den über 60-Jährigen.<br />
Eine frühzeitige Positionierung mit individuellen<br />
touristischen Angeboten ermöglicht einerseits<br />
einen Wettbewerbsvorsprung gegenüber anderen<br />
Destinationen, denn die (neuen) Senioren<br />
zeichnen sich durch große Reiseerfahrung und<br />
steigende Ansprüche im Hinblick auf Qualität und<br />
Service aus. Andererseits sind Anpassung und<br />
Weiterentwicklung der Angebote Grundvoraussetzungen,<br />
um den Anschluss an die internationalen<br />
Märkte nicht zu verlieren. Potenziale bestehen<br />
vor allem in den Segmenten Kultur-, Natur- und<br />
Gesundheitstourismus.<br />
TOURISTISCHER ARBEITSMARKT<br />
Der demografische Wandel führt zu rückläufigen<br />
Schulabgänger- und Bewerberzahlen. Gleichzeitig<br />
nimmt das Bildungsniveau insbesondere in Städten<br />
und demografischen Schrumpfungsräumen<br />
ab. Probleme bei der Nachwuchsgewinnung und<br />
unbesetzte Ausbildungsstellen werden den touristischen<br />
Arbeitsmarkt zunehmend prägen.<br />
Die Bedeutung der älteren Arbeitskräfte steigt<br />
auch im Tourismus. Und diese Entwicklung wird<br />
sich zukünftig noch beschleunigen. Eine stärkere<br />
Nutzung dieses Potenzials trägt zur Sicherung der<br />
Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe bei.<br />
Touristische Produkte grenzen sich zunehmend<br />
durch Service und Qualität bei der Gästebetreuung<br />
voneinander ab. Der „weiche“ Faktor Personal trägt<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
somit maßgeblich zur Wettbewerbsfähigkeit der<br />
Destination <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> bei. Dem Qualitätsgedanken<br />
steht die wachsende Bedeutung des Niedriglohnsegments<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> gegenüber.<br />
Die demografische Entwicklung verschärft das<br />
Thema Unternehmensnachfolge im Gastgewerbe.<br />
Entsprechende Sensibilisierung und Unterstützung<br />
haben auch weiterhin einen hohen Stellenwert.<br />
ANGEBOT/INFRASTRUKTUR<br />
Die Reiseerfahrung der Gäste und die älter werdende<br />
Klientel erfordern große Anstrengungen<br />
im Hinblick auf die Modernisierung und Qualitätssteigerung<br />
des touristischen Angebotes. Die<br />
Sicherung der Servicequalität, moderne Inneneinrichtungen<br />
und barrierefreie Angebote sind in<br />
diesem Zusammenhang wichtige Ansätze.<br />
Als Folge des demografischen Wandels wird eine<br />
Ausdünnung der zentralen Infrastrukturangebote<br />
in kleineren Orten und im ländlichen Raum einsetzen.<br />
Bereits heute müssen Strategien entwickelt<br />
werden, damit die Standorte für Arbeitskräfte<br />
und Touristen weiterhin attraktiv bleiben. Die<br />
für den Tourismus wichtigsten Bereiche sind die<br />
Ortsbilder, das Thema Mobilität, der Einzelhandel<br />
und die Gesundheitsinfrastruktur.<br />
ZIELE UND HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN<br />
Das Acht-Punkte-Programm für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>:<br />
Neue Senioren brauchen neue Angebote!<br />
Investitionsoffensive „Qualität+“!<br />
Zukunftschance Beschäftigung im Alter!<br />
Berufsperspektiven für junge Nachwuchskräfte!<br />
Gästenachwuchs braucht das Land: „<strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong>: Neue Seiten entdecken“!<br />
Auslandsmarketing: BeNeLux und Frankreich –<br />
60plus im Blick!<br />
Tourismus und Regionalentwicklung enger verzahnen!<br />
Unternehmensnachfolge: Zukunft sichern und<br />
Dynamik erhalten!<br />
Als Querschnittsaufgabe kommt die Bildung eines<br />
Netzwerks „Tourismus und demografischer Wandel“<br />
hinzu. Der Bericht enthält detaillierte Maßnahmen<br />
und unterlegt diese mit Praxisbeispielen.
Radfahrer auf E-bikes, Bad Neuenahr-Ahrweiler
I<br />
19<br />
Einführung<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Das Tourismusbarometer des <strong>Sparkassenverband</strong>es <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> (SVRP) 1 wurde im<br />
Herbst 2007 auf den Weg gebracht. Es wird wissenschaftlich betreut und durchgeführt<br />
von der dwif-Consulting GmbH. Projektbüro ist das dwif-Berlin.<br />
ZIELE<br />
Ziel des Tourismusbarometers 2 ist die kontinuierliche,<br />
problemorientierte Beobachtung der Tourismusentwicklung<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> und seinen neun Reisegebieten.<br />
Hierbei kann auf die Erfahrung von acht<br />
weiteren Bundesländern zurückgegriffen werden, die<br />
dieses Messinstrument für ihre Tourismusentwicklung<br />
bereits etabliert haben. Das erste Tourismusbarometer<br />
wurde im Jahr 1998 für die fünf ostdeutschen Bundesländer<br />
konzipiert. Träger ist der Ostdeutsche <strong>Sparkassenverband</strong><br />
(OSV) 3 . Seither wurden unter der Regie der<br />
jeweiligen Sparkassenverbände in Schleswig-Holstein<br />
(2002) 4 , Niedersachsen unter Beteiligung der Stadt<br />
Bremerhaven (2003) 5 und im Saarland (2004) 6 weitere<br />
Tourismusbarometer installiert. Diese fünf regionalen<br />
Barometer werden seit 2008 auf Bundesebene durch<br />
das Tourismusbarometer Deutschland ergänzt, dessen<br />
Augenmerk auf der internationalen Wettbewerbsfähigkeit<br />
der deutschen Tourismuswirtschaft und auf<br />
bundesweit wichtigen Schwerpunktthemen liegt. 7<br />
Das Tourismusbarometer soll …<br />
den Nutzer aufmerksam machen auf Erfolge<br />
und Misserfolge sowie auf wichtige strukturelle<br />
Veränderungen der Tourismusentwicklung in<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.<br />
als Frühwarnsystem dienen, d. h. rechtzeitig auf<br />
problematische Entwicklungen hinweisen und<br />
Handlungsbedarf identifizieren.<br />
als kontinuierliches Monitoring zeitliche, regionale<br />
und sektorale Vergleiche ermöglichen.<br />
Das Tourismusbarometer erleichtert Entscheidungsfindungen<br />
für die Infrastrukturentwicklung<br />
ebenso wie für das Marketing. Es eignet<br />
sich zudem als Instrument zur Erfolgskontrolle<br />
und fachlichen Unterstützung der Tourismusstrategie<br />
des Landes.<br />
1 www.sv-rlp.de<br />
2 www.s-tourismusbarometer.de<br />
3 www.osv-online.de<br />
4 www.sparkassen-tourismusbarometer-sh.de<br />
5 www.svn.de<br />
6 www.sparkassen-finanzgruppe-saar.de<br />
7 www.dsgv.de
20<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
MODULE<br />
Das Tourismusbarometer ist modular aufgebaut:<br />
DAS TOURISMUSBAROMETER…<br />
ermöglicht mit Hilfe eines jährlich gleich bleibenden<br />
Datensets strukturelle, (über-)regionale<br />
Vergleiche und Einschätzungen zur Angebotsund<br />
Nachfrageentwicklung des Tourismus in<br />
den einzelnen Bundesländern, Reisegebieten<br />
beziehungsweise Sparkassengeschäftsgebieten<br />
von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.<br />
schließt wesentliche Informationslücken der<br />
amtlichen Tourismusstatistik zum Umfang des<br />
Übernachtungstourismus durch Quantifizierung<br />
und qualitative Analyse des sogenannten Grauen<br />
Beherbergungsmarktes.<br />
stellt Daten zum Wirtschaftsfaktor Tourismus in<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> zur Verfügung.<br />
stellt die Ergebnisse der „Fremdabhebungen an<br />
Geldautomaten der Sparkassen“ (sogenannte<br />
GA-Daten) als Marktforschungsquelle für die<br />
Herkunftsstruktur der Inlandsgäste nach Bundesländern<br />
zur Verfügung.<br />
bietet als einziges Marktforschungsinstrument<br />
Informationen zum Markterfolg unterschiedlichster<br />
touristischer Einrichtungen, der touristischen<br />
Wetterstationen.<br />
gibt einen Überblick über die aktuelle wirtschaftliche<br />
Situation gastgewerblicher Kreditnehmer<br />
der Sparkassen.<br />
Das Modul Zukunftsbarometer gibt einen Ausblick auf<br />
das jeweils kommende Jahr und sich abzeichnende<br />
Trends. In dieser Ausgabe besteht es aus zwei Komponenten:<br />
Die „dwif-Stimmungsumfrage“, eine Kurzbefragung<br />
von Touristikern in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, ermittelt<br />
die Erwartungen an die Saison <strong>2010</strong> und die<br />
Aktivitätsschwerpunkte der Regionen.<br />
Der „Trend-Ticker“ stellt in komprimierter Form<br />
wichtige aktuelle, übergeordnete Trends und<br />
Innovationen im Tourismus dar.<br />
Das aktuelle Branchenthema wird jährlich wechselnd<br />
durch den Geschäftsführenden Beirat, in Abstimmung<br />
mit dem Beirat8 des Tourismusbarometers, festgelegt.<br />
Das Tourismusbarometer <strong>2010</strong> befasst sich mit dem<br />
Thema „Demografischer Wandel und Tourismus in<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>“.<br />
8 siehe Verzeichnis der Beiratsmitglieder
Eifelsteig: Wanderer auf dem Kalvarienberg
Fahrräder auf dem Mosel-Radweg vor der Reichsburg Cochem
II I<br />
23<br />
RHEINLAND-PFALZ-TOURISMUS<br />
IM WETTBEWERBSVERGLEICH<br />
1 Anpassungen der amtlichen Tourismusstatistik<br />
Das Tourismusjahr 2009 war nicht nur geprägt von der<br />
Wirtschaftskrise und neuen touristischen Angeboten.<br />
Auch in der amtlichen Tourismusstatistik kündigte<br />
sich eine Umstellungsphase an. Zwischen 2009 und<br />
voraussichtlich 2012 erfolgen einige Anpassungen:<br />
1. Neustrukturierung der Betriebstypen des<br />
Beherbergungsgewerbes<br />
2. Integration des Betriebstyps Campingplätze<br />
3. EU-Verordnung des Europäischen Parlaments und<br />
des Rates über die Europäische Tourismusstatistik<br />
Das Tourismusbarometer begleitet den Prozess und<br />
fungiert als Lotse durch die neue Datenwelt.<br />
1.1 Neustrukturierung der Betriebstypen<br />
des Beherbergungsgewerbes<br />
Am 30.12.2006 wurde die neue europäische Wirtschaftszweigklassifikation<br />
NACE Rev. 2 veröffentlicht.<br />
An diese musste die nationale Gliederung angepasst<br />
werden. Die mit dem Berichtsmonat Januar 2009<br />
neu eingeführte Klassifikation der Wirtschaftszweige<br />
2008 (WZ 2008) hat Auswirkungen auf den Nachweis<br />
der Betriebsarten im Beherbergungsgewerbe: „Die<br />
Boardinghouses sind keine eigenständige Betriebsart<br />
mehr, sondern werden den Hotels zugerechnet. Dafür<br />
haben Schulungsheime nun eine gesonderte Position.<br />
Zusammen mit den Vorsorge- und Rehabilitationskliniken<br />
bilden sie die Betriebsartengruppe „Sonstige<br />
tourismusrelevante Unterkünfte“. Diese umfasst Betriebsarten,<br />
die nicht zum Beherbergungsgewerbe im<br />
Sinne der Klassifikation der Wirtschaftszweige 2008<br />
gehören, also weder der Hotellerie noch den Ferien-<br />
9 Statistisches Bundesamt 2009<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Im Folgenden wird ein Überblick über die Entwicklung des Tourismus in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
im Vergleich zu den anderen Bundesländern gegeben, die Situation in den Reisegebieten<br />
analysiert und die Herkunftsstruktur der Gäste dargestellt.<br />
unterkünften oder Campingplätzen zugeordnet<br />
werden können, aber Teil der Beherbergungsstatistik<br />
sind.“ 9 Bei dieser Umstellung gibt es unterschiedliche<br />
Herangehensweisen in den einzelnen Bundesländern,<br />
die bei Vergleichen und Interpretationen<br />
berücksichtigt werden.<br />
Für den vorliegenden <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
bedeutet das:<br />
Betriebstypenspezifische Vergleiche sind<br />
nur eingeschränkt möglich.<br />
Abhängig vom Bundesland können die<br />
Daten einiger Betriebstypen für 2009<br />
nicht ausgewiesen werden. Innerhalb von<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> sind Vergleiche weiterhin<br />
uneingeschränkt möglich.<br />
Insbesondere bei kleineren Gebietseinheiten<br />
greift der Datenschutz, und es machen<br />
sich „Zahlen-Sprünge“ bemerkbar.<br />
1.2 Integration des Betriebstyps<br />
Campingplätze<br />
Ab dem 01.01.2009 haben das Statistische Bundesamt<br />
und eine Reihe von Landesämtern ihre Auswertungs-<br />
und Veröffentlichungspraxis geändert. Wie seit<br />
2004 bereits für die Nachfragedaten, werden nun auch
24<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
auf der Angebotsseite die Beherbergungsbetriebe um<br />
den Betriebstyp Campingplätze, der bisher einzeln<br />
ausgewiesen wurde, ergänzt. Viele Ämter befinden<br />
sich allerdings noch in der Umstellungsphase.<br />
Zu der Bettenanzahl in gewerblichen Betrieben ab<br />
neun Betten werden die Schlafgelegenheiten auf Campingplätzen<br />
hinzugerechnet. Nach Vorgabe der EU<br />
geht ein Stellplatz mit vier Schlafgelegenheiten in die<br />
Statistik ein, jedes Bett in den anderen Betriebstypen<br />
nach wie vor mit einer Schlafgelegenheit. 10 Die Ausweisung<br />
von Betten in Beherbergungsbetrieben und<br />
Schlafgelegenheiten auf Campingplätzen erfolgt nicht<br />
mehr durchgängig getrennt. Eine Berechnung auf Basis<br />
der betriebstypenspezifischen Veröffentlichungen<br />
ist nicht für alle regionalen Einheiten flächendeckend<br />
möglich. Insbesondere bei Reisegebieten, Landkreisen<br />
und Gemeinden erweist sich der Datenschutz als<br />
„natürliche Grenze“, der jedoch für die Qualität der<br />
Daten von entscheidender Bedeutung ist.<br />
CamPINg INkluSIve – Neue DaTeNBaSIS<br />
IN DeR BeheRBeRguNgSSTaTISTIk<br />
BeaChTeN<br />
Diese Umstellung hat selbstverständlich erhebliche<br />
Folgen für die Ausweisung der Kennzahlen Betriebsgröße<br />
und Auslastung. Während die Betriebsgröße<br />
aufgrund der großen Campingplätze einen methodisch<br />
bedingten Sprung nach oben macht, gehen die<br />
durchschnittlichen Auslastungszahlen rapide zurück.<br />
Je nach Bedeutung des Campingsektors ergeben<br />
sich ferner völlig neue Rangfolgen bei Bundesländerund<br />
Regionsrankings. Diese dürfen in Bezug auf die<br />
betriebswirtschaftliche Lage und Leistungsfähigkeit<br />
nicht falsch ausgelegt werden.<br />
Für den vorliegenden <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
bedeutet das:<br />
In vielen Fällen erfolgt eine Ausweisung der<br />
Beherbergungsbetriebe inklusive Camping.<br />
Mit dem <strong>Jahresbericht</strong> 2011 wird diese<br />
Umstellung abgeschlossen sein.<br />
Die länderübergreifende Vergleichbarkeit<br />
der Daten für 2009 (und folgende) mit den<br />
Vorjahren ist nur noch bedingt gewährleistet.<br />
Innerhalb von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> sind<br />
Zeitreihen- und Regionsvergleiche weiterhin<br />
möglich.<br />
In einigen Ländern werden die Daten jedoch<br />
weiterhin ohne Campingplätze abgebildet,<br />
da die Umstellung – v. a. der langfristigen<br />
Zeitreihen – noch nicht abgeschlossen ist.<br />
Die Datengrundlagen der einzelnen Diagramme<br />
im vorliegenden Bericht variieren.<br />
Die Zeitreihen werden insbesondere angebotsseitig<br />
teilweise mit einem „Zahlensprung“<br />
dargestellt.<br />
Wichtig sind daher die Hinweise im Text und in den<br />
Abbildungsüberschriften. Die Abbildungen und Tabellen,<br />
in denen diese Besonderheit zu beachten ist, sind<br />
folgendermaßen kenntlich gemacht:<br />
i ab 2009 inkl. Schlafgelegenheiten<br />
auf Campingplätzen<br />
1.3 eu-verordnung des europäischen<br />
Parlaments und des Rates über die<br />
europäische Tourismusstatistik<br />
Neben den Reformen bei den Betriebstypen ist ab<br />
dem Erhebungsjahr 2012 eine Anpassung der Abschneidegrenze<br />
bei gewerblichen Beherbergungsbetrieben<br />
geplant. Sind derzeit noch Einheiten mit neun<br />
und mehr Betten meldepflichtig, wird dies auf den<br />
europaweit einheitlichen Wert von zehn und mehr<br />
Betten angehoben. Bei Campingplätzen wird die<br />
Abschneidegrenze von drei und mehr auf zehn und<br />
mehr Stellplätze heraufgesetzt. Erste Schätzungen<br />
des Statistischen Bundesamtes gehen davon aus,<br />
dass bundesweit rund 2 Prozent der Betriebe aus der<br />
Auskunftspflicht entlassen werden, aber nur<br />
0,2 Prozent der Übernachtungen herausfallen.<br />
1.4 Schnelle vergleichbarkeit:<br />
Was ist möglich, was nicht?<br />
„Der Tourismusbranche ein kontinuierliches Monitoring<br />
mit zeitlichen, regionalen und sektoralen Vergleichen<br />
ermöglichen“, so lautet eines der Kernziele<br />
des Tourismusbarometers. Dieses Ziel ist derzeit<br />
10 vgl. Statistisches Bundesamt 2009
25<br />
aufgrund der skizzierten Änderungen in der amtlichen<br />
Tourismusstatistik nur eingeschränkt realisierbar.<br />
Umso wichtiger ist es, Vergleichsmöglichkeiten und<br />
Stolperfallen während der Umstellungsphase transparent<br />
darzustellen und somit Fehlinterpretationen<br />
vorzubeugen. Hierzu hat das Tourismusbarometer<br />
für die betrachteten Kennzahlen ein Ampelsystem<br />
eingeführt, das dem Leser einen schnellen Überblick<br />
verschafft.<br />
grüne ampel =<br />
uneingeschränkt vergleichbar<br />
Zeitreihen- und Bundesländer-/<br />
Regionsvergleiche sind uneingeschränkt<br />
möglich!<br />
Die Daten werden weiterhin auf vergleichbarer<br />
Basis von den Statistischen Ämtern<br />
ausgewiesen oder konnten mit Hilfe der<br />
absoluten Werte berechnet werden.<br />
gelbe ampel =<br />
eingeschränkt vergleichbar<br />
Zeitreihen- oder Bundesländer-/<br />
Regionsvergleiche sind uneingeschränkt<br />
möglich!<br />
Die Daten werden aber nur teilweise auf<br />
vergleichbarer Basis von den Statistischen<br />
Ämtern ausgewiesen. Nachberechnungen<br />
sind nicht ohne Weiteres möglich.<br />
Rote ampel =<br />
derzeit nicht vergleichbar<br />
Weder Zeitreihen- noch Bundesländer-/Regionsvergleiche<br />
sind zulässig!<br />
Die ausgewiesenen Daten der Statistischen<br />
Ämter sind nicht vergleichbar, Nachberechnungen<br />
nicht möglich.<br />
Diese Umstellungen haben selbstverständlich auch<br />
zur Folge, dass die Ausführungen im diesjährigen Datenteil<br />
von der Struktur der vergangenen Jahre abweichen.<br />
Die problemorientierte Analyse der Tourismusentwicklung<br />
und die darauf basierende Ableitung von<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Handlungsfeldern treten vorübergehend einen Schritt<br />
zurück. Vielmehr stehen die Aspekte Aufklärung und<br />
Transparenz im Vordergrund. Dort, wo es methodisch<br />
richtig und sinnvoll ist, sind jedoch weiterhin Analysen<br />
und Empfehlungen zu finden. Das Statistische<br />
Landesamt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> – als wichtiger Partner des<br />
Sparkassen-Tourismusbarometers – ermöglicht dabei<br />
die Bereitstellung vergleichbarer Daten innerhalb des<br />
Bundeslandes.<br />
ZuSammeNfaSSuNg<br />
Die Umstellungen der amtlichen Tourismusstatistik<br />
in den Bereichen Wirtschaftszweigklassifizierung<br />
und Betriebstyp Campingplätze<br />
sowie die geplante EU-Verordnung<br />
haben Einfluss auf Vergleichs- und Interpretationsmöglichkeiten<br />
der Daten.<br />
Die Umstellungsphase wird voraussichtlich<br />
erst 2012 abgeschlossen sein. Das Tourismusbarometer<br />
begleitet den Prozess<br />
und fungiert dabei als Lotse durch die<br />
neue Datenwelt. Es stellt den touristischen<br />
Akteuren die Änderungen transparent dar<br />
und gibt Empfehlungen zu Umgang und<br />
Interpretation der neuen Daten.<br />
Aus Nutzersicht sollten die Erhebungsund<br />
Zuordnungsmethoden der einzelnen<br />
Bundesländer möglichst schnell angepasst<br />
werden. Ferner ist eine einheitlichere Veröffentlichungspraxis<br />
anzustreben, um auch<br />
unterhalb der Ebene der Bundesländer die<br />
immer stärker nachgefragten Wettbewerbsvergleiche<br />
zu erleichtern.
26<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
2 <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> im Ländervergleich<br />
2.1 Rahmenbedingungen<br />
INTeRNaTIoNale aNküNfTe<br />
WelTWeIT geSuNkeN<br />
Aus wirtschaftlicher Sicht war das Jahr 2009 alles<br />
andere als einfach: Das Bruttoinlandsprodukt ist real<br />
um 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken; die<br />
Bruttoinvestitionen sind im gleichen Zeitraum sogar<br />
um rund 13 Prozent eingebrochen. Erstmals in der<br />
Geschichte der Bundesrepublik ging der durchschnittliche<br />
Bruttoverdienst leicht zurück. Die Wirtschaftsentwicklung<br />
blieb auch für die Tourismusbranche<br />
nicht ohne Folgen. Die Zahl internationaler Ankünfte<br />
sank erstmals seit 2003: um 4,3 Prozent gegenüber<br />
2008. Insgesamt mussten weltweit fast alle Regionen<br />
empfindliche Nachfragerückgänge verkraften. 11<br />
In Europa machte der Tourismuswirtschaft vor allem<br />
die erste Jahreshälfte mit Rückgängen um 10 Prozent<br />
zu schaffen. Hier zog die Nachfrage jedoch auch im<br />
zweiten Halbjahr nicht in dem erhofften Maße an. Mit<br />
einem Jahresabschluss von -6 Prozent war der<br />
Kontinent Schlusslicht im weltweiten Vergleich und<br />
legte nun schon das zweite Jahr in Folge eine Wachstumspause<br />
ein.<br />
üBeRNaChTuNgSeNTWICkluNg IN<br />
DeuTSChlaND: INSgeSamT STaBIl<br />
Der Deutschlandtourismus verzeichnete mit einem<br />
Rückgang der Übernachtungen von nur 0,2 Prozent<br />
im Vergleich zum Vorjahr eine relativ stabile Entwicklung.<br />
Ursachen liegen u. a. in der hohen Binnennachfrage,<br />
die krisenbedingt weiter gestiegen ist. So<br />
legten die Inlandsurlaube der Deutschen 2009 um<br />
2 Prozent zu. Verluste schrieben hingegen die Auslands-<br />
und Geschäftsreisen (jeweils -4 Prozent). 12<br />
Im Detail fiel die Bilanz des Jahres 2009 in Deutschland<br />
sehr ambivalent aus: Rückgängen von knapp<br />
10 Prozent beim durchschnittlichen Zimmererlös<br />
und von fast 5 Prozent bei den Passagierzahlen an<br />
deutschen Flughäfen stehen Erfolgsmeldungen bei<br />
Hochsee- und Flusskreuzfahrten in Deutschland<br />
(+13,5 Prozent Umsatz) und Städtereisen nach Berlin<br />
und Hamburg (+6 Prozent Übernachtungen) gegenü-<br />
ber. 13<br />
PRogNoSe füR <strong>2010</strong>: leIChTe eRholuNg<br />
Für das Jahr <strong>2010</strong> erwartet die World Tourism Organization<br />
(UNWTO) eine weltweite Erholung der<br />
Tourismusbranche. Die Wachstumsrate der internationalen<br />
Ankünfte wird auf 3 bis 4 Prozent prognostiziert.<br />
Damit wird das Rekordniveau von 2008 aber<br />
noch nicht wieder erreicht. Trotz des wirtschaftlichen<br />
Aufschwungs ist eine Rückkehr zu dem gewohnten<br />
Reiseverhalten der Touristen nicht abzusehen:<br />
Bislang sehen die Urlaubsplanungen der<br />
deutschen Bevölkerung verhalten aus. Für den<br />
Sommer waren zu Jahresanfang über 4 Prozent<br />
weniger Reisen gebucht als im Vorjahr. 14<br />
Die Reiseausgaben sind 2009 drastisch gesunken:<br />
in Europa um 13 Prozent, in Deutschland um<br />
5 Prozent. Für <strong>2010</strong> wird zwar wieder ein Anstieg<br />
der Reiseausgaben der Deutschen vorausgesagt,<br />
dieser dürfte mit geschätzten 1,3 Prozent allerdings<br />
moderat ausfallen. 15<br />
Für den Deutschlandtourismus stehen die Zeichen<br />
jedoch <strong>2010</strong> gut: Der Urlaub im eigenen<br />
Land bleibt sehr beliebt. Hingegen sind weitere<br />
Rückgänge bei den Auslandsreisen und insbesondere<br />
bei den Fernreisen zu erwarten. 16<br />
Der internationale Reiseverkehr wird – wie bereits<br />
im zweiten Halbjahr 2009 – weiter anziehen,<br />
allerdings auf dem relativ niedrigen Niveau der<br />
Vorjahre. Insgesamt wird es darauf ankommen,<br />
die Verluste wettzumachen und Marktanteile<br />
zurückzugewinnen.<br />
Neben dem boomenden Inlandstourismus werden vor<br />
allem Steigerungen im Kreuzfahrttourismus erwartet.<br />
<strong>2010</strong> taufen verschiedene europäische und amerikanische<br />
Reedereien neue Schiffe. Zudem haben sich<br />
Städtereisen als erstaunlich krisensicher erwiesen.<br />
Deutsche Städte können <strong>2010</strong> von der Inlandsnachfrage<br />
profitieren. Der Gesundheitstourismus weist<br />
– insbesondere vor dem Hintergrund des demografischen<br />
Wandels und eines wachsenden Gesundheitsbewusstseins<br />
– ein hohes Zukunftspotenzial auf.
27<br />
Wachstumschancen werden außerdem für Pauschalangebote<br />
und All-Inclusive-Urlaube prognostiziert.<br />
Die Zurückhaltung bei Geschäftsreisetätigkeit, Tagungsgeschäft<br />
und Ausgaben wird jedoch anhalten<br />
und somit neue Geschäftsmodelle erfordern. Eine<br />
mittelfristige Rückkehr zu alten Volumina ist eher<br />
unwahrscheinlich.<br />
Ob die Senkung des Mehrwertsteuersatzes für<br />
Beherbergungsleistungen zu einer Verbesserung<br />
der Wettbewerbsfähigkeit der inländischen Unterkunftsbetriebe<br />
beiträgt, wird sich <strong>2010</strong> herausstellen.<br />
Umfragen verdeutlichen allerdings, dass die Mehrheit<br />
der Hoteliers die Einsparungen in ihre Betriebe<br />
investieren will, Preissenkungen planen hingegen nur<br />
wenige Häuser. 17<br />
ZuSammeNfaSSuNg<br />
Das Jahr 2009 war für den Tourismus in<br />
Deutschland und in der gesamten Welt ein<br />
schwieriges Jahr.<br />
Die Zahl der weltweiten Ankünfte im Tourismus<br />
ging 2009 drastisch zurück, konnte<br />
sich jedoch bereits in der zweiten Jahreshälfte<br />
wieder erholen. Dennoch fiel die Bilanz<br />
mit einem Minus von 4 Prozent negativ<br />
aus. Der Deutschlandtourismus erreichte im<br />
Gegensatz dazu mit eingebüßten<br />
0,2 Prozent Übernachtungen immerhin fast<br />
das Vorjahresergebnis.<br />
Für das kommende Jahr wird weltweit wieder<br />
ein moderates Wachstum zwischen<br />
3 und 4 Prozent prognostiziert. Auch<br />
für den Deutschlandtourismus sind die<br />
Perspektiven nicht schlecht. Insbesondere<br />
auf den Inlandstourismus richten sich die<br />
Hoffnungen.<br />
11 vgl. UNWTO <strong>2010</strong><br />
12 vgl. Statistisches Bundesamt, IPK International <strong>2010</strong><br />
13 vgl. www.strglobal.com, ADV <strong>2010</strong>, Statistisches Bundesamt<br />
14 vgl. GfK Panel Services Deutschland <strong>2010</strong><br />
15 vgl. IPK International <strong>2010</strong>, Commerzbank <strong>2010</strong><br />
16 vgl. BAT Stiftung für Zukunftsfragen <strong>2010</strong><br />
17 vgl. AHGZ und Internorga <strong>2010</strong>, Süddeutsche Zeitung <strong>2010</strong><br />
2.2 Nachfrageentwicklung<br />
eRläuTeRuNg<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Die Nachfrageentwicklung wird schwerpunktmäßig<br />
anhand des Übernachtungsaufkommens<br />
in den sogenannten gewerblichen Beherbergungsbetrieben<br />
beschrieben, d. h. in den<br />
Betrieben, die über mindestens neun Betten<br />
verfügen. Zwar werden in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> auch<br />
die Übernachtungen in gewerblichen Kleinbetrieben<br />
unter neun Betten und in Privatquartieren<br />
in insgesamt 643 Fremdenverkehrsgemeinden<br />
erfasst und in den Berichten des Statistischen<br />
Landesamtes ausgewiesen. Ähnliche Daten<br />
werden jedoch nur noch in Bayern erhoben. Um<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> mit anderen Bundesländern<br />
vergleichen zu können, ist der Fokus im vorliegenden<br />
Bericht auf das für alle Bundesländer<br />
vorliegende Übernachtungsaufkommen in den<br />
gewerblichen Beherbergungsbetrieben gerichtet.<br />
In ausgewählten Tabellen werden ergänzend<br />
Daten einschließlich der Kleinbetriebe und<br />
Privatquartiere abgebildet.<br />
DaTeN: uNeINgeSChRäNkT<br />
veRgleIChBaR<br />
Alle Übernachtungen inklusive Camping<br />
ausgewiesen, bei Zeitreihen zurückgerechnet<br />
(bei Bundesländern Vergleichswerte<br />
ohne Camping)<br />
Zeitreihen- und Bundesländervergleiche<br />
uneingeschränkt möglich<br />
2009 ging die touristische Nachfrage in Deutschland<br />
erstmals seit 2003 wieder zurück. Die Ankünfte<br />
sanken im Vergleich zum Vorjahr um 0,1 Prozent auf<br />
133 Millionen, die Übernachtungen um 0,2 Prozent<br />
auf 369 Millionen. Dabei nahm die Nachfrage aus dem<br />
Ausland deutlich (-2,7 Prozent) ab, während die des<br />
Inlands weiter anstieg (+0,5 Prozent).<br />
Die Daten von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> lagen 2009 – wie bereits<br />
in den letzten Jahren – unter dem bundesdeutschen<br />
Durchschnitt. So wurden 7,4 Millionen Ankünfte (-0,2<br />
Prozent) und 20,1 Millionen Übernachtungen (-0,5 Prozent)<br />
erzielt. Der Marktanteil des Landes am deutschen<br />
Gesamtmarkt, der nach 2000 stark schrumpfte, blieb mit<br />
5,5 Prozent in den letzten drei Jahren stabil. Im Übernachtungsranking<br />
landet <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> auf Platz acht.
28<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
üBeRNaChTuNgSeNTWICkluNg: gRoSSe<br />
uNTeRSChIeDe Im läNDeRveRgleICh<br />
Die Entwicklung der Übernachtungen in den einzelnen<br />
Bundesländern zeigt Tabelle 1. Zum Vergleich<br />
sind beide Varianten ausgewiesen: Übernachtungen<br />
in gewerblichen Beherbergungsbetrieben einerseits<br />
mit und ohne Campingplätze. Die folgenden Ausführungen<br />
beschränken sich jedoch auf die Darstellung<br />
der Daten inklusive Camping:<br />
Die größten Volumenbringer hatten 2009 mit<br />
den größten Verlusten zu kämpfen: In Bayern,<br />
Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen,<br />
die einen Marktanteil von 43 Prozent auf sich<br />
vereinen, sanken die Übernachtungszahlen um<br />
2,2 bis 3,1 Prozent. Der vergleichsweise hohe<br />
Anteil der ausländischen Übernachtungen und<br />
die Bedeutung des Geschäftstourismus bieten<br />
Erklärungsansätze.<br />
Die größten Zuwächse verzeichneten die<br />
Stadtstaaten Berlin und Hamburg. Beide Städte<br />
profitierten von der steigenden inländischen<br />
Nachfrage im Städtetourismus. In Berlin verstärkten<br />
außerdem Events mit internationaler<br />
Ausstrahlung (u. a. Leichtathletik-WM und Feierlichkeiten<br />
zu „20 Jahre Mauerfall“) den Anstieg<br />
der Ausländerübernachtungen.<br />
Weitere Gewinner waren die Küstenbundesländer<br />
als klassische Ziele für einen Urlaub im eigenen<br />
Land.<br />
üBeRNaChTuNgeN auf CamPINgPläT-<br />
ZeN: WaChSTum voN 11 PRoZeNT<br />
Bei der Betrachtung der Übernachtungen auf den<br />
Campingplätzen (nur Touristikcamping, ohne Dauercamper)<br />
fällt das überdurchschnittliche Wachstum<br />
im Vergleich zu anderen gewerblichen Beherbergungsbetrieben<br />
auf. Im Krisenjahr 2009 konnten 8,9<br />
Prozent mehr Übernachtungen verzeichnet werden<br />
als im Vorjahr (2008: +5 Prozent).<br />
Alle Länder mit Ausnahme von Thüringen konnten<br />
2009 vom Campingboom profitieren. Die<br />
höchsten Gewinne erzielten die Bundesländer an<br />
Nord- und Ostsee sowie Brandenburg, Sachsen-<br />
Anhalt und <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. Damit werden die<br />
Konsumzurückhaltung 2009 und der Trend zur<br />
zunehmenden Marktsegmentierung bei der<br />
Quartierwahl eindeutig belegt (vgl. Tab. 2)<br />
Absolut gesehen liegen sowohl die Küstenbundesländer<br />
als auch die süddeutschen Bundesländer<br />
im deutschen Campingmarkt weit vorn.<br />
Die größte relative Bedeutung hat der Campingtourismus<br />
traditionell an den Küsten von Mecklenburg-Vorpommern<br />
und Schleswig-Holstein.
29<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Tab. 1: 1: übernachtungen Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben in Beherbergungsbetrieben ≥ 9 Betten ≥ 9 und Betten auf Campingplätzen<br />
und auf Campingplätzen<br />
nach nach Bundesländern 2009 2009<br />
Beherbergungsbetriebe<br />
≥ 9 Betten<br />
Anzahl Rang Veränderung<br />
(in Mio.)<br />
2009/2008 (in %)<br />
Beherbergungsbetriebe<br />
≥ 9 Betten und Campingplätze<br />
Anzahl Rang Veränderung<br />
(in Mio.)<br />
2009/2008 (in %)<br />
Deutschland 343,7 -0,8 368,7 -0,2<br />
Baden-Württemberg 39,3 2 -3,5 42,4 2 -2,8<br />
Bayern 70,9 1 -2,5 75,2 1 -2,2<br />
Berlin 18,8 8 6,1 18,9 9 6,2<br />
Brandenburg 9,4 11 -0,5 10,3 11 0,8<br />
Bremen 1,6 16 -1,9 1,6 16 -0,7<br />
Hamburg 8,1 13 5,9 8,2 13 6,0<br />
Hessen 25,9 5 -1,7 26,9 6 -1,5<br />
Mecklenburg-Vorpommern 24,4 6 2,3 28,4 5 3,3<br />
Niedersachsen 33,9 4 0,7 37,6 4 1,9<br />
Nordrhein-Westfalen 39,0 3 -3,5 40,2 3 -3,1<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 18,2 9 -1,5 20,1 8 -0,5<br />
Saarland* 2,0 15 - 2,1 15 -<br />
Sachsen 15,8 10 0,5 16,3 10 0,5<br />
Sachsen-Anhalt 6,4 14 0,1 6,7 14 0,7<br />
Schleswig-Holstein 21,2 7 0,8 24,3 7 1,9<br />
Thüringen 8,9 12 2,3 9,4 12 1,9<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
inkl. Privatquartiere 21,4 - -0.9 23,3 - -0,4<br />
* Mit der Einführung der WZ 2008 (vgl. Kapitel II 1) sind im Saarland Schulungsheime aus der Berichtspflicht herausgefallen.<br />
Das Statistische Landesamt weist daher 2009 für das Bundesland insgesamt keine Veränderungsraten aus.<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistisches Bundesamt<br />
Tab. 2: übernachtungen auf Campingplätzen nach Bundesländern 2009<br />
Anzahl<br />
(in Tsd.)<br />
Rang Veränderung<br />
2009/2008<br />
(in % )<br />
Anteil Campingübernachtungen<br />
am Bundesland<br />
gesamt 2009 (in % )<br />
Deutschland 25.065 8,9 6,8<br />
Baden-Württemberg 3.154 4 8,1 7,4<br />
Bayern 4.287 1 2,3 5,7<br />
Berlin 123 13 33,7 0,7<br />
Brandenburg 894 9 16,9 8,7<br />
Bremen 54 15 54,4 3,3<br />
Hamburg 75 16 12,4 0,9<br />
Hessen 1.051 8 5,5 3,9<br />
Mecklenburg-Vorpommern 4.047 2 10,3 14,2<br />
Niedersachsen 3.656 3 14,7 9,7<br />
Nordrhein-Westfalen 1.229 7 8,6 3,1<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 1.974 6 10,7 9,8<br />
Saarland 111 14 33,5 5,2<br />
Sachsen 487 11 1,3 3,0<br />
Sachsen-Anhalt 299 12 13,9 4,4<br />
Schleswig-Holstein 3.087 5 10,8 12,7<br />
Thüringen 538 10 -4,8 5,7<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistisches Bundesamt
30<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
aufeNThalTSDaueR:<br />
DeuTlIChe RüCkgäNge IN<br />
RheINlaND-PfalZ<br />
DaTeN:<br />
uNeINgeSChRäNkT<br />
veRgleIChBaR<br />
Aufenthaltsdauer ohne Camping ausgewiesen,<br />
um Vorjahresvergleiche zu ermöglichen<br />
Zeitreihen- und Bundesländervergleiche<br />
uneingeschränkt möglich<br />
Im Langfristvergleich ist die Aufenthaltsdauer in<br />
Deutschland deutlich gesunken, stagniert jedoch seit<br />
2007 auf einem Niveau von 2,7 Tagen. In <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> folgte die Entwicklung dem Deutschlandtrend:<br />
Lag die Aufenthaltsdauer der Gäste 2000 noch bei 3,0<br />
Tagen, fiel sie bis 2009 auf 2,6 Tage zurück. Damit belegt<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> den vorletzten Platz im Vergleich<br />
der Barometer-Bundesländer. (vgl. abb. 1)<br />
Abb. 1: Aufenthaltsdauer in Beherbergungsbetrieben ≥ 9 Betten in den Barometer-<br />
Bundesländern<br />
abb. 1:<br />
–<br />
aufenthaltsdauer<br />
in Tagen –<br />
in Beherbergungsbetrieben ≥ 9 Betten in den Barometer-Bundesländern<br />
– in Tagen –<br />
6,0<br />
5,0<br />
4,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
0,0<br />
Quelle: dwif 2009, Daten Statistisches Bundesamt<br />
2000 2004 2009
31<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
abb. 2: Touristische entwicklung in Beherbergungsbetrieben ≥ 9 Betten in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
– Index 2000 = 100 –<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
00 01 02 03 04 05 06 07 08 09<br />
Ankünfte Übernachtungen gesamt Übernachtungen Inländer<br />
Übernachtungen Ausländer Aufenthaltsdauer gesamt<br />
Quelle: dwif 2009, Daten Statistisches Bundesamt<br />
laNgfRISTIge eNTWICkluNg:<br />
DyNamISCheS WaChSTum DeR<br />
auSläNDeRüBeRNaChTuNgeN<br />
DaTeN:<br />
uNeINgeSChRäNkT<br />
veRgleIChBaR<br />
Alle Nachfragekennziffern ohne Camping<br />
ausgewiesen, dadurch Vergleichbarkeit<br />
zwischen einzelnen Kennziffern möglich<br />
Zeitreihen- und Bundesländervergleiche<br />
uneingeschränkt möglich<br />
Ein zusammenfassender Vergleich verschiedener<br />
Nachfragekennziffern liefert einen Überblick und<br />
verdeutlicht die Entwicklung in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> seit<br />
2000. (vgl. abb. 2) Während sich die touristische<br />
Nachfrage zu Anfang der Dekade negativ entwickelte,<br />
setzte ab 2005 – bedingt durch steigende Ankünfte<br />
und Ausländerübernachtungen – eine leichte Erholung<br />
ein. Die Aufenthaltsdauer sank allerdings um mehr als<br />
10 Prozent. Sowohl im Langfristvergleich als auch im<br />
Krisenjahr 2009 zeigte sich die ausländische Nachfrage<br />
überraschend dynamisch (vgl. auch Kapitel II 5.1).
32<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
eNTWICkluNg NaCh BeTRIeBSTyPeN:<br />
emPfINDlIChe maRkTaNTeIlS-veRluSTe:<br />
DaTeN: TeIlWeISe eINge-<br />
SChRäNkT veRgleIChBaR<br />
Änderung der Wirtschaftszweigklassifizierung<br />
(WZ 2008)<br />
Durch Neuzuordnung der Boardinghouses<br />
eingeschränkte Vergleichbarkeit ausgewählter<br />
Betriebstypen<br />
Aus Datenschutzgründen Einzelausweisung<br />
der Betriebstypen Schulungsheime und<br />
Ferienzentren nicht möglich<br />
Für eine Bewertung der Wettbewerbsfähigkeit der<br />
Betriebsstrukturen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> werden im<br />
Folgenden langfristige Marktanteils- und Übernachtungsentwicklungen<br />
herangezogen. Insgesamt ist<br />
der Marktanteil der Übernachtungen von <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> am deutschen Gesamtmarkt in den letzten zehn<br />
Jahren deutlich zurückgegangen (-9,9 Prozent) und<br />
lag 2009 bei 5,5 Prozent. Nahezu alle Betriebstypen<br />
mussten Marktanteilsverluste hinnehmen. Dabei<br />
bilden sich vier Gruppen heraus:<br />
Besonders schwach entwickelten sich die Hotels,<br />
Hotels garnis und Gasthöfe in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.<br />
Diese mussten neben absoluten Nachfragerückgängen<br />
erhebliche Marktanteilseinbußen<br />
hinnehmen und laufen Gefahr, den Anschluss<br />
an den dynamischen Gesamtmarkt zu verlieren.<br />
Insbesondere bei den Hotels, die als volumenmäßig<br />
größtes Segment die Entwicklung des Landes<br />
maßgeblich mitbestimmen, müssen Maßnahmen<br />
zur strukturellen Veränderung ansetzen.<br />
Pensionen, Vorsorge- und Rehakliniken sowie<br />
Erholungs-, Ferien- und Schulungsheime teilen<br />
die rückläufigen Übernachtungszahlen der ersten<br />
Gruppe. Allerdings stellt diese Entwicklung kein<br />
typisch rheinland-pfälzisches Problem dar, denn<br />
die Anteile am deutschen Gesamtmarkt sind<br />
vergleichsweise stabil.<br />
Etwas erfreulicher verliefen die vergangenen zehn<br />
Jahre für die Jugendherbergen und Hütten sowie<br />
die Campingplätze: Sie erzielten sogar Übernach-<br />
tungszuwächse. Dennoch konnten auch sie mit<br />
der Dynamik in Deutschland nicht mithalten.<br />
Der Ferienwohnungsmarkt ist das zweitgrößte<br />
Volumensegment in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> und konnte<br />
als Einziger seinen Marktanteil ausbauen<br />
(vgl. abb. 3 und 4).<br />
eRläuTeRuNg Zu aBBIlDuNg 3:<br />
Die waagerechte Achse stellt den jeweiligen<br />
Marktanteil von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 2009 dar, die<br />
senkrechte Achse die Veränderung der Marktanteile<br />
von 2000 bis 2009. Die durchgängige waagerechte<br />
Linie markiert die Nulllinie und damit<br />
die Grenze für Marktanteilsgewinn oder verlust.<br />
Die Größe der Kreise ist im Verhältnis zur Anzahl<br />
der Übernachtungen des entsprechenden Segments<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> im Jahr 2009 aufgetragen<br />
und spiegelt somit die unterschiedlichen<br />
Marktvolumina wider.<br />
ZuSammeNfaSSuNg<br />
Deutschland ist mit leichten Verlusten (-0,2<br />
Prozent) bislang glimpflich durch die Krise<br />
gekommen. Vor allem die hohen Zuwächse<br />
im Städtetourismus konnten die Rückgänge<br />
in den Flächenbundesländern auffangen.<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> entwickelte sich mit -0,5<br />
Prozent leicht unterdurchschnittlich. In den<br />
nächsten Jahren wird es darauf ankommen,<br />
die sinkende Aufenthaltsdauer der Gäste zu<br />
kompensieren.<br />
Fast alle Betriebstypen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
verzeichneten in den letzten 10 Jahren<br />
Übernachtungsrückgänge und zum Teil<br />
empfindliche Marktanteilsverluste.
33<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
abb. 3: marktanteile und entwicklung der marktanteile von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> für einzelne<br />
Betriebsarten 2000 – 2009<br />
– in Prozent –<br />
Entwicklung des Marktanteils von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
2000-2009 nach Betriebsarten<br />
10<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
-10<br />
-15<br />
-20<br />
-25<br />
-30<br />
Hotels<br />
garnis<br />
2,4 %<br />
Ø-Marktanteil: 5,5 %<br />
Erholungs-, Ferien-,<br />
Schulungsheime 5,3 %<br />
5<br />
2,5 7,5 10<br />
Vorsorge- und<br />
Pensionen 6,8 %<br />
Rehakliniken 4,7 %<br />
Camping 7,9 %<br />
Ø-Marktanteilsentwicklung:<br />
-9,5 %<br />
Gasthöfe<br />
3,9 %<br />
Ferienhäuser, -wohnungen,<br />
-zentren 7,2 %<br />
Hotels 5,7 %<br />
Marktanteil von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 2009 der jeweiligen Betriebsart<br />
am deutschen Gesamtmarkt<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistisches Landesamt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Statistisches Bundesamt<br />
Jugendherbergen<br />
und Hütten 6,7 %<br />
Privatquartiere<br />
(kein Bezug zu<br />
Deutschland möglich)<br />
abb. 4: übernachtungsentwicklung je Betriebstyp in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> und Deutschland 2000 – 2009<br />
– in Prozent –<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
-10<br />
-20<br />
-30<br />
-40<br />
-3,5<br />
15,0<br />
Hotels<br />
11,4<br />
-0,9<br />
Hotels<br />
garnis<br />
Gasthöfe Pensionen<br />
-29,8<br />
-14,2 -13,5<br />
-16,5<br />
Jugendherbergen<br />
und Hütten<br />
5,2<br />
22,8<br />
-5,5<br />
-8,2<br />
2,1<br />
Erholungs-, Ferien-,<br />
Schulungsheime<br />
Ferienhäuser,<br />
-wohnungen,<br />
-zentren<br />
Vorsorge- und<br />
Rehakliniken<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Deutschland<br />
* Für Deutschland steht kein Vergleichswert zur Verfügung.<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistisches Landesamt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Statistisches Bundesamt<br />
9,0<br />
19,2<br />
1,2<br />
*<br />
Camping -1,1<br />
-6,4<br />
Privat-<br />
-9,3<br />
quartiere
34<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
2.3 angebotsentwicklung<br />
Im Folgenden ist für 2009 bereits die Bettenstatistik<br />
inklusive der Schlafgelegenheiten auf Campingplätzen<br />
dargestellt. Da dadurch die Vergleichbarkeit mit den<br />
Vorjahresdaten nicht mehr möglich wäre („Zahlensprung“),<br />
wurde der Statistikeffekt herausgerechnet<br />
und die Bettenzahl ohne Schlafgelegenheiten auf<br />
Campingplätzen zusätzlich in einer gesonderten<br />
Tabellenspalte ausgewiesen. Die nachfolgenden Ausführungen<br />
beziehen sich aus Gründen der Vergleichbarkeit<br />
auf die Betten ohne Camping.<br />
BeTTeNaNgeBoT:<br />
leIChTeR kaPaZITäTSauSBau<br />
auf hohem NIveau<br />
DaTeN:<br />
uNeINgeSChRäNkT<br />
veRgleIChBaR<br />
Umstellung der Angebotsstatistik: ab 2009<br />
Ausweisung von Betten/Schlafgelegenheiten<br />
inklusive Campingplätzen<br />
Effekt für 2009 herausgerechnet, dadurch<br />
Zeitreihen- und Bundesländervergleiche<br />
uneingeschränkt möglich<br />
Seit 2000 ist die Zahl der angebotenen Betten in<br />
Deutschland um knapp 7 Prozent gestiegen. Das ist<br />
insbesondere auf die Wachstumsraten seit 2007 zurückzuführen<br />
(2009: +1,3 Prozent). In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
wurden die Kapazitäten im diesem Zeitraum leicht<br />
ausgebaut (2009: +0,8 Prozent). Damit liegt <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> – absolut gesehen – auf Platz drei im Ländervergleich.<br />
(vgl. Tab. 3)<br />
Ein Blick auf die neue Ausweisungsmethodik inklusive<br />
Campingplätze verdeutlicht die „neuen“ Kräfteverhältnisse<br />
in der Angebotsstatistik. Das bisherige Bettenvolumen<br />
steigt aufgrund dieses statistischen Effekts in<br />
Deutschland um 17 Prozent auf das neue Niveau der<br />
Schlafgelegenheiten an. In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> fällt der<br />
Effekt mit +25 Prozent sogar deutlich höher aus. Diese<br />
Verschiebungen und neuen absoluten Ausgangswerte<br />
stellen zukünftig den „Normalwert“ dar. Ab kommendem<br />
Jahr werden nur noch die Schlafgelegenheiten<br />
ausgewiesen, um die Vergleichbarkeit mit den Reisegebieten<br />
zu gewährleisten.<br />
gäSTeZImmeR IN DeR hoTelleRIe:<br />
2009 WIeDeR moDeRaTeR auSBau<br />
DaTeN: uNeINgeSChRäNkT<br />
veRgleIChBaR<br />
Ausweisung der Gästezimmer in der<br />
Hotellerie (Hotels, Hotels garnis, Pensionen<br />
und Gasthöfe) von der Statistikumstellung<br />
nicht betroffen<br />
Zeitreihen- und Bundesländervergleiche<br />
uneingeschränkt möglich<br />
Die Hotellerie in Deutschland hat in den letzten Jahren<br />
die Anzahl der Gästezimmer kontinuierlich ausgebaut<br />
(+3 Prozent seit 2007). Das Wachstum in <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> lag mit 2,3 Prozent leicht darunter. Während die<br />
Kapazitäten in den Vorjahren anhaltend reduziert<br />
wurden, war 2009 wieder ein Ausbau des Bettenangebots<br />
zu registrieren. Dieser ist auf eine hohe<br />
Investitionstätigkeit in sämtlichen Betriebstypen,<br />
allen voran den Hotels, zurückzuführen. Die Hotellerie<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> ist von vielen kleinen Betrieben<br />
geprägt. Damit gehen häufig Einschränkungen der<br />
Wettbewerbsfähigkeit einher, die nur durch weitere<br />
Marktbereinigungsprozesse sowie eine Vergrößerung<br />
der Betriebseinheiten behoben werden können. 18<br />
(vgl. Tab. 4)<br />
BeTRIeBSgRöSSeN IN RheINlaND-PfalZ:<br />
STagNaTIoN auf SehR geRINgem NIveau<br />
DaTeN: uNeINgeSChRäNkT<br />
veRgleIChBaR<br />
Umstellung der Angebotsstatistik:<br />
ab 2009 Ausweisung von Betten/<br />
Schlafgelegenheiten inklusive Campingplätzen<br />
Effekt für 2009 herausgerechnet, dadurch<br />
Zeitreihen- und Bundesländervergleiche<br />
uneingeschränkt möglich<br />
18 vgl. auch SVRLP 2009
35<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Tab. 3: anzahl der Betten/Schlafgelegenheiten in Beherbergungsbetrieben 2007 – 2009<br />
– angebotene Betten/Schlafgelegenheiten im Dezember –<br />
* ohne Camping<br />
Quelle: dwif 2009, Daten Statistisches Bundesamt<br />
Tab. 4: anzahl der angebotenen gästezimmer der hotellerie 2007 – 2009<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistisches Bundesamt<br />
Die Wettbewerbsfähigkeit der Angebotsstruktur eines<br />
Bundeslandes zeigt sich u. a. im Vergleich der Betriebsgrößen.<br />
Größere gastgewerbliche Betriebe zeichnen<br />
sich häufig durch professionellere Managementstrukturen<br />
sowie optimierte Vertriebsstrukturen aus und<br />
verfügen in der Regel über ein höheres Marketingbudget.<br />
Somit können sie den Gästen erfahrungsgemäß<br />
attraktivere infrastrukturelle und servicebezogene<br />
Angebote bieten. Zudem werden kostenseitig vor allem<br />
im Wareneinkauf sowie bei den Betriebs- und Verwaltungsaufwendungen<br />
Skaleneffekte erzielt.<br />
In Mecklenburg-Vorpommern finden sich die mit<br />
Abstand wettbewerbsfähigsten Betriebe<br />
(über 68 Betten pro Betrieb).<br />
Schlusslichter sind seit Jahren Schleswig-<br />
Holstein und <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. Während die<br />
Betriebsgröße in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> – trotz leichter<br />
Zuwächse seit 2007 – tendenziell stagniert, entwickelte<br />
sich Schleswig-Holstein sehr dynamisch<br />
und konnte dank einer hohen Investitionstätigkeit<br />
deutlich aufholen.<br />
In den anderen Barometer-Bundesländern liegen<br />
die durchschnittlichen Betriebsgrößen zwischen<br />
48 und 57 Betten pro Betrieb. Hier meldete 2009<br />
nur Brandenburg einen Ausbau der Betriebsgrößen<br />
und setzte so den Aufwärtstrend der letzten<br />
Jahre fort. (vgl. abb. 5)
36<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
abb. 5: Durchschnittliche Betriebsgröße der Beherbergungsbetriebe nach Bundesländern 2000 – 2009<br />
– geöffnete Betriebe und angebotene Betten im Dezember, Betten pro Betrieb –<br />
70,0<br />
65,0<br />
60,0<br />
55,0<br />
50,0<br />
45,0<br />
40,0<br />
35,0<br />
00 01 02 03 04 05 06 07 08 09<br />
Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Sachsen<br />
Sachsen-Anhalt Thüringen Niedersachsen<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Saarland Schleswig-Holstein<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistisches Bundesamt<br />
Tab. 5: Bettenauslastung der Beherbergungsbetriebe 2000 – 2009<br />
– angebotene Betten/Schlafgelegenheiten in Prozent –<br />
2009 2008<br />
Bundesland<br />
angebotene Schlafgelegenheiten angebotene Betten<br />
Rang in % Rang in %<br />
Deutschland - 32,2 - 38,0<br />
Baden-Württemberg 8 32,6 8 38,1<br />
Bayern 11 30,9 11 36,6<br />
Berlin 2 48,8 2 50,8<br />
Brandenburg 14 27,4 14 35,2<br />
Bremen 3 40,0 3 44,8<br />
Hamburg 1 53,2 1 53,8<br />
Hessen 7 32,7 9 37,9<br />
Mecklenburg-Vorpommern 9 32,5 5 39,8<br />
Niedersachsen 13 29,9 12 36,4<br />
Nordrhein-Westfalen 6 33,1 6 39,4<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 16 26,1 15 33,7<br />
Saarland 12 30,0 4 41,7<br />
Sachsen 4 33,8 7 38,6<br />
Sachsen-Anhalt 15 27,2 16 33,1<br />
Schleswig-Holstein 10 32,5 10 36,8<br />
Thüringen 5 33,2 13 36,1<br />
Quelle: dwif 2009, Daten Statistisches Bundesamt<br />
68,4<br />
56,8<br />
55,4<br />
55,4<br />
50,4<br />
48,5<br />
48,1<br />
46,0<br />
45,8<br />
i ab 2009 inkl.<br />
Schlafgelegenheiten<br />
auf Campingplätzen<br />
RLP
37<br />
STaTISTIkumSTelluNg läSST BeTRIeBSgRöSSeN<br />
SCheINBaR aNSTeIgeN<br />
Von der amtlichen Statistik werden seit 2009 deutlich<br />
höhere durchschnittliche Betriebsgrößen ausgewiesen.<br />
Da die seit diesem Jahr hinzugerechneten Campingplätze<br />
eine überdurchschnittliche Zahl an Schlafgelegenheiten<br />
(4 pro Stellplatz) aufweisen, heben sie die<br />
Betriebsgrößen scheinbar an. Das verändert auch die<br />
Rangfolge der Bundesländer. Höhere Zahlen werden<br />
für die Länder ausgewiesen, in denen das Campingsegment<br />
stark ausgeprägt ist. Das neue Niveau inklusive<br />
Camping liegt zwischen 49 und 85 Betten pro Betrieb,<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> bei 55 Betten pro Betrieb (46 Betten<br />
pro Betrieb ohne Camping). Rückschlüsse auf eine<br />
dadurch gestiegene Wettbewerbsfähigkeit sind nicht<br />
zulässig.<br />
BeTTeNauSlaSTuNg: keINe SINNvolleN<br />
veRgleIChe möglICh<br />
DaTeN: SehR STaRk eINge-<br />
SChRäNkT veRgleIChBaR<br />
Umstellung der Angebotsstatistik:<br />
Berechnung der Auslastung ab 2009<br />
auf Grundlage von Betten/Schlafgelegenheiten<br />
inklusive Campingplätzen<br />
Nachberechnung nicht für alle Bundesländer<br />
möglich<br />
Zeitreihenvergleiche nicht möglich, 2009<br />
Vergleichbarkeit zwischen den Bundesländern<br />
theoretisch gegeben, aber aufgrund<br />
der Verzerrungen nicht sinnvoll<br />
Aufgrund der neuen Erhebungsgrundlage der Angebotsstatistik<br />
gehören die Niveaus, Erfahrungswerte<br />
und Bewertungen der Kennziffer Auslastung der Vergangenheit<br />
an. Die zahlreichen Schlafgelegenheiten<br />
auf Campingplätzen, die in der Regel zu einem deutlich<br />
geringeren Anteil als gewerbliche Betten ausgelastet<br />
sind, werden die Auslastungszahlen in Zukunft<br />
niedriger erscheinen lassen. Auch das gilt natürlich<br />
insbesondere für die Länder mit einem ausgeprägten<br />
Campingtourismus. Die neuen Auslastungswerte inklusive<br />
Camping bewegen sich in Deutschland zwischen<br />
26 und 34 Prozent. In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> wird der Effekt<br />
besonders stark deutlich: Eine Auslastung von 26,1<br />
Prozent bedeutet nur noch den letzten Rang im<br />
Deutschlandvergleich. (vgl. Tab. 5)<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
ZuSammeNfaSSeNDe DaRSTelluNg DeR<br />
aNgeBoTSINDIkaToReN<br />
DaTeN: uNeINgeSChRäNkT<br />
veRgleIChBaR<br />
Umstellung der Angebotsstatistik: ab<br />
2009 Ausweisung von Betten/Schlafgelegenheiten<br />
inklusive Campingplätzen<br />
Für die Kennziffern Betriebe, Betten und<br />
Betriebsgröße konnte der Effekt für 2009<br />
herausgerechnet werden, dadurch Zeitreihenvergleiche<br />
uneingeschränkt möglich<br />
Für die Kennziffer Auslastung keine Nachberechnung<br />
möglich, dadurch für 2009 kein<br />
Wert ausgewiesen<br />
Eine zusammenfassende Darstellung der Angebotsindikatoren<br />
zeigt abbildung 6. Alle Kennziffern haben<br />
sich in den letzten zehn Jahren nur wenig dynamisch<br />
entwickelt. Während die Kapazitäten (Betriebe und<br />
Betten) leicht ausgebaut werden konnten, sanken die<br />
Wettbewerbsfähigkeit und Auslastung des Angebots.<br />
Eifelsteig: Impressionen Nerother Kopf
38<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
abb. 6: angebotsentwicklung in den Beherbergungsbetrieben in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
110<br />
105<br />
100<br />
95<br />
– geöffnete Betriebe ≥ 9 Betten und angebotene Betten im Dezember, Auslastung der angebotenen Betten,<br />
Index 2000 = 100 –<br />
90<br />
00 01 02 03 04 05 06 07 08 09<br />
ZuSammeNfaSSuNg<br />
Betriebe Betten Betriebsgröße Bettenauslastung *<br />
* Wert der Bettenauslastung von 2009 nicht mit Vorjahren vergleichbar<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistisches Bundesamt<br />
Eine Umstellung der Statistik erschwert<br />
die Einschätzung der Angebotsentwicklung<br />
gegenüber den Vorjahren erheblich.<br />
Nach Einbeziehung der Campingbetriebe<br />
werden nun weit mehr Betriebe und Betten<br />
bzw. Schlafgelegenheiten von der Statistik<br />
ausgewiesen.<br />
Statistikeffekte: Während die Anzahl der Betriebe<br />
davon kaum berührt wurde, stiegen<br />
die Zahl der Betten/Schlafgelegenheiten<br />
und die durchschnittliche Betriebsgröße<br />
scheinbar stark an, entsprechend sinkt die<br />
Bettenauslastung statistisch.<br />
Im vorliegenden <strong>Jahresbericht</strong> konnte der<br />
Effekt für 2009 in vielen Fällen herausge-<br />
rechnet werden, um eine Vergleichbarkeit<br />
mit den Vorjahren zu gewährleisten.<br />
Während die Zahl der Betriebe in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
zurückgegangen ist, hat sich die<br />
Zahl der angebotenen Betten gegenüber<br />
dem Vorjahr leicht erhöht. Damit gingen<br />
auch eine Vergrößerung der Betriebe und<br />
somit eine leichte Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
einher. Dennoch belegt das<br />
Bundesland bei den Betriebsgrößen mit 46<br />
Betten pro Betrieb weiterhin den vorletzten<br />
Platz unter den Barometer-Bundesländern.<br />
Aufgrund der Statistikumstellung ist die<br />
Auslastung nicht mit den Vorjahren vergleichbar,<br />
liegt aber im Bundesvergleich auf<br />
einem sehr niedrigen Niveau.
39<br />
TRIX –<br />
TouRISTISCheR RegIoNaleNTWICkluNgS-<br />
INDeX DeS TouRISmuSBaRomeTeRS<br />
DaTeN: DeRZeIT NIChT<br />
veRgleIChBaR<br />
Umstellung der Nachfrage- und<br />
Angebotsstatistik 2009<br />
Fehlende Vergleichbarkeit bei der Auslastung<br />
Weder Vorjahres- noch Bundesländervergleiche<br />
möglich<br />
Aufgrund der Umstellung der Erhebungsmethodik<br />
der amtlichen Beherbergungsstatistik ist eine Visualisierung<br />
auf Bundeslandebene in diesem Jahr nicht<br />
sinnvoll.<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>
40<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
3 <strong>Rheinland</strong>-pfälzische Reisegebiete<br />
3.1 Nachfrageentwicklung<br />
DaTeN: uNeINgeSChRäNkT<br />
veRgleIChBaR<br />
Alle Nachfragekennziffern auf<br />
Regionsebene ohne Camping<br />
ausgewiesen<br />
Zeitreihen- und Regionsvergleiche uneingeschränkt<br />
möglich<br />
üBeRNaChTuNgSeNTWICkluNg 2009:<br />
veRluSTe IN vIeleN RegIoNeN<br />
Die Übernachtungen (in Betrieben ≥ 9 Betten) verteilen<br />
sich sehr ungleich auf die rheinland-pfälzischen<br />
Regionen:<br />
Die drei volumenmäßig stärksten Reisegebiete<br />
vereinen über 50 Prozent der Übernachtungen<br />
auf sich: Mosel-Saar (23,1 Prozent), <strong>Pfalz</strong> (19,2<br />
Prozent) und Eifel (15,1 Prozent).<br />
Tab. 6: übernachtungen nach Reisegebieten<br />
Reisegebiet<br />
Beherbergungsbetriebe<br />
≥<br />
9 Betten<br />
2008<br />
in Tausend<br />
Quelle: Statistisches Landesamt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
(inkl.<br />
Privatquartieren)<br />
Die weiteren sechs Regionen halten weitaus<br />
niedrigere Marktanteile unterhalb der 10-<br />
Prozent-Marke.<br />
2009 fiel die Bilanz in den meisten Reisegebieten<br />
negativ aus. Insgesamt sechs Regionen verzeichneten<br />
Übernachtungsrückgänge:<br />
Am stärksten sank die Nachfrage in der Eifel und<br />
in Rheinhessen, aber auch zwei weitere mittelgebirgsgeprägte<br />
Reisegebiete (Hunsrück und<br />
Westerwald-Lahn) meldeten hohe Verluste.<br />
Erfreulicherweise konnte Mosel-Saar als volumenmäßig<br />
bedeutsamste Tourismusregion<br />
zulegen und damit ihren Marktanteil weiter<br />
ausbauen.<br />
Das Naheland geht mit einem Zuwachs von fast 7<br />
Prozent als Gewinner hervor. Die Region konnte<br />
vor allem von einem überdurchschnittlichen<br />
Anstieg der Ausländerübernachtungen (+64 Prozent,<br />
vgl. auch Kap. II 5.1) profitieren.<br />
(vgl. Tab. 6)<br />
Beherbergungsbetriebe<br />
≥<br />
9 Betten<br />
2009<br />
in Tausend<br />
(inkl.<br />
Privatquartieren) <br />
Beherbergungsbetriebe<br />
≥<br />
9 Betten<br />
Veränderung<br />
2009/2008<br />
in %<br />
(inkl.<br />
Privatquartieren)<br />
R h e i n l a n d - P f a l z<br />
Ahr 1.102,0 (1.174,4) 1.113,5 (1.173,6) 1,1 -0,1<br />
Eifel 2.944,3 (3.329,8) 2.741,7 (3.119,5) -6,9 -6,3<br />
Hunsrück 736,4 (834,1) 712,4 (812,3) -3,3 -2,6<br />
Mosel-Saar 4.112,2 (5.994,4) 4.195,0 (6.163,5) 2,0 2,8<br />
Naheland 1.397,2 (1.474,7) 1.492,1 (1.550,4) 6,8 5,1<br />
<strong>Pfalz</strong> 3.536,6 (4.006,2) 3.484,7 (3.954,0) -1,5 -1,3<br />
Rheinhessen 1.295,8 (1.307,7) 1.212,1 (1.226,2) -6,5 -6,2<br />
Rheintal 1.810,9 (1.957,9) 1.760,5 (1.910,6) -2,8 -2,4<br />
Westerwald-Lahn 1.514,6 (1.566,7) 1.453,2 (1.504,8) -4,1 -3,9
41<br />
BeDeuTuNg DeS TouRISmuS:<br />
DeuTlIChe uNTeRSChIeDe<br />
Setzt man die Übernachtungen in Relation zur Einwohnerzahl19<br />
der Reisegebiete, so zeigt sich in der<br />
Übernachtungsintensität (= Anzahl der Übernachtungen<br />
pro 100 Einwohner und Jahr) ein Grobmaß für<br />
die Bedeutung, die der Übernachtungstourismus für<br />
die Bevölkerung der Region als Beschäftigungsfaktor<br />
und Einnahmequelle hat – aber natürlich auch für die<br />
„Belastungen“, die von dem Übernachtungstourismus<br />
unter Umständen ausgehen können.<br />
Die höchste Übernachtungsintensität weist die<br />
touristisch hoch frequentierte, räumlich jedoch<br />
stark begrenzte Region im Mosel- und Saartal auf:<br />
Hier entfallen fast 1.500 Übernachtungen auf 100<br />
Einwohner.<br />
Die bevölkerungsschwachen Regionen Ahr, Eifel<br />
und Naheland verzeichnen ebenfalls eine sehr<br />
hohe Übernachtungsintensität.<br />
In der <strong>Pfalz</strong> und in Rheinhessen ist die Übernachtungsintensität<br />
geringer (250 bzw. 205<br />
Übernachtungen pro 100 Einwohner). Einen<br />
Erklärungsansatz bieten mehrere große Städte in<br />
diesen Reisegebieten. (vgl. karte 1)<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistisches Landesamt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
karte 1: übernachtungsintensität 2009 und marktanteilsentwicklung 2009 gegenüber 2004<br />
übernachtungsintensität<br />
– Übernachtungen pro 100 Einwohner –<br />
Übernachtungen pro<br />
100 Einwohner:<br />
≥ 1.000<br />
750 bis < 1.000<br />
500 bis < 750<br />
250 bis < 500<br />
< 250<br />
maRkTaNTeIlSeNTWICkluNg: moSel-<br />
SaaR BauT BeDeuTuNg WeITeR auS<br />
Anhand von Karte 1 wird die Entwicklung in den rheinland-pfälzischen<br />
Regionen verdeutlicht. Während die<br />
Regionen mit den größten Übernachtungseinbußen<br />
durchweg Marktanteile abgeben (Eifel, Rheinhessen,<br />
Westerwald-Lahn), konnte Mosel-Saar ihre Position<br />
als bedeutendste Tourismusregion im Land weiter<br />
ausbauen.<br />
ZuSammeNfaSSuNg<br />
In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> entfallen auf die Gebiete<br />
Mosel-Saar, <strong>Pfalz</strong> und Eifel über 50 Prozent<br />
aller Übernachtungen.<br />
Die Bilanz 2009 war für die meisten rheinland-pfälzischen<br />
Reisegebiete negativ. Nur<br />
drei von neun Gebieten konnten Zuwächse<br />
erzielen. Während vor allem die klassischen<br />
Mittelgebirgsregionen Verluste meldeten,<br />
konnte die Mosel-Saar-Region zulegen und<br />
ihren Marktanteil im Land weiter ausbauen.<br />
19 Grundlage für die Einwohnerzahl sind die aktuellsten verfügbaren<br />
Daten mit Stand vom 31.12.2008.<br />
marktanteil und marktanteilsentwicklung<br />
2009 gegenüber 2004<br />
– in Prozent –<br />
15,1<br />
23,1<br />
6,1<br />
Flächenfarbe:<br />
Marktanteilsentwicklung 2009 ggü. 2004<br />
> +0,5 Prozentpunkte<br />
-0,5 bis ≤ +0,5 Prozentpunkte<br />
< -0,5 Prozentpunkte<br />
19,2 Anteil der Übernachtungen des<br />
Reisegebiets an allen Übernachtungen<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
2009 (in %)<br />
3,9<br />
8,2<br />
9,7<br />
8,0<br />
19,2<br />
6,7
42<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
3.2 angebotsentwicklung<br />
DaTeN: uNeINgeSChRäNkT<br />
veRgleIChBaR<br />
Angebotskennziffern auf Regionsebene<br />
ohne Schlafgelegenheiten auf Campingplätzen<br />
ausgewiesen<br />
Zeitreihen- und Regionsvergleiche dadurch<br />
uneingeschränkt möglich<br />
BeTTeNaNgeBoT:<br />
DuRChWaChSeNe eNTWICkluNg<br />
Während in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> insgesamt ein moderater<br />
Ausbau der Bettenkapazitäten erfolgte, entwickelte sich<br />
das Angebot in den Regionen sehr unterschiedlich:<br />
In fünf Reisegebieten wurden die Kapazitäten 2009<br />
ausgebaut, allen voran an der Ahr, in Rheinhessen<br />
und im Naheland.<br />
In der Mosel-Saar-Region sank 2009 nach einem<br />
Kapazitätsausbau in den Vorjahren die Zahl der<br />
angebotenen Betten – trotz anhaltenden Nachfragewachstums.<br />
Einen seit einigen Jahren andauernden Abbau der<br />
Bettenkapazitäten verzeichnen die Reisegebiete<br />
Westerwald-Lahn, Rheintal und Eifel. (vgl. Tab. 7)<br />
BeTRIeBSgRöSSeN:<br />
üBeRWIegeND veRBeSSeRuNg DeR<br />
WeTTBeWeRBSfähIgkeIT<br />
Eine kleinbetriebliche Beherbergungsstruktur gehört<br />
mit ihrer Individualität und Regionsspezifik durchaus<br />
zu den Stärken im Deutschland-Tourismus. Dennoch<br />
zeigen die Entwicklungen in Europa und Deutschland<br />
eine zunehmende Betriebsgröße. Die Ursache liegt<br />
in tendenziell besseren Absatzchancen größerer<br />
Einheiten, höheren Marketingbudgets und professionelleren<br />
Managementstrukturen. Klein(st)-Betriebe<br />
stehen daher häufig ohne klare Zielgruppenorientierung,<br />
ohne zeitgemäße Einrichtung und Infrastrukturausstattung,<br />
fehlende Kooperationsbeziehungen im<br />
Marketing und professionelle Betriebsführung künftig<br />
vor wachsenden Vermarktungsproblemen. Aus diesem<br />
Grund wird die durchschnittliche Betriebsgröße gerne<br />
als Indikator für die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe<br />
einer Region herangezogen.<br />
In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> ist die Betriebsstruktur im Deutschlandvergleich<br />
relativ kleinteilig (46 Betten pro Betrieb).<br />
Auf Reisegebietsebene lassen sich allerdings große<br />
Unterschiede feststellen:<br />
Die mit Abstand größten Betriebe sind im Naheland<br />
angesiedelt (65 Betten pro Betrieb). Auch in<br />
Rheinhessen und in der Eifel finden sich wettbewerbsfähige<br />
Betriebsstrukturen.<br />
Von besonders kleinen Beherbergungsbetrieben<br />
geprägt sind die Mittelgebirgsregionen in<br />
der <strong>Pfalz</strong>, im Westerwald und im Hunsrück. Hier<br />
liegen die Betriebsgrößen unter dem Landesdurchschnitt.<br />
In fast allen Reisegebieten nahm die durchschnittliche<br />
Betriebsgröße 2009 zu, zum Teil sogar deutlich.<br />
Bedenklich sind jedoch die rückläufigen Werte in<br />
Westerwald-Lahn und im Hunsrück, wo die – bereits<br />
sehr kleinen – Betriebe weiter den Anschluss verlieren.<br />
(vgl. karte 2)<br />
BeTTeNauSlaSTuNg: TeIlWeISe<br />
DeuTlICh geSuNkeN<br />
Nachdem im Vorjahr größtenteils eine positive<br />
Entwicklung der Auslastungswerte vermeldet werden<br />
konnten, hat sich die Situation 2009 in den meisten<br />
Reisegebieten verschlechtert:<br />
Wiederum sind vor allem die Mittelgebirge in<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> betroffen: In Westerwald-Lahn,<br />
Rheinhessen, Eifel und Ahr ist die Auslastung<br />
zwischen 4 und 6 Prozent gesunken, <strong>Pfalz</strong> und<br />
Hunsrück melden Verluste zwischen 1 und 2<br />
Prozent.<br />
Im Naheland stieg die Auslastung trotz Ausbau<br />
der Bettenkapazitäten deutlich an (+3,7 Prozent).<br />
Ein positives Ergebnis verzeichneten auch die<br />
Reisegebiete entlang der Flusstäler von Rhein,<br />
Mosel und Saar.<br />
Die Regionen Naheland und Ahr liefern sich seit<br />
einigen Jahren einen „Wettstreit“ um die höchsten<br />
Auslastungswerte. 2009 erreichten beide ein Niveau<br />
von knapp 36 Prozent. Im Hunsrück und im Westerwald<br />
sind die angebotenen Betten deutlich weniger<br />
ausgelastet: Hier liegt die Auslastung weit unter dem<br />
Landesniveau. (vgl. karte 2)
43<br />
Tab. 7: anzahl der Betten nach Reisegebieten<br />
– Beherbergungsbetriebe ≥ 9 Betten; angebotene Betten im Dezember –<br />
Quelle: Statistisches Landesamt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistisches Landesamt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
ZuSammeNfaSSuNg<br />
Die Entwicklung des Bettenangebots in<br />
den Reisegebieten stellte sich deutlich<br />
dynamischer dar als auf Landesebene. In<br />
einigen Regionen wurden die Kapazitäten –<br />
teilweise deutlich – ausgebaut, in anderen<br />
war ein – zumeist nur leichter – Abbau zu<br />
verzeichnen.<br />
Die durchschnittliche Betriebsgröße und<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Reisegebiet<br />
R h e i n l a n d - P f a l z<br />
2008 2009 Veränderung<br />
2009/2008<br />
(in %)<br />
Ahr 7.298 8.318 14,0<br />
Eifel 22.052 21.862 -0,9<br />
Hunsrück 6.733 6.775 0,6<br />
Mosel-Saar 31.011 30.547 -1,5<br />
Naheland 10.779 11.331 5,1<br />
<strong>Pfalz</strong> 28.872 28.862 0,0<br />
Rheinhessen 9.858 10.505 6,6<br />
Rheintal 14.542 14.369 -1,2<br />
Westerwald-Lahn 12.573 12.231 -2,7<br />
karte 2: entwicklung der Betriebsgröße und der Bettenauslastung nach Reisegebieten 2009<br />
– Beherbergungsbetriebe ≥ 9 Betten –<br />
Durchschnittliche Betriebsgröße<br />
– angebotene Betten pro<br />
geöffnetem Betrieb –<br />
auslastung der angebotenen Betten<br />
– in Prozent –<br />
damit die Wettbewerbsfähigkeit des Angebots<br />
nahmen überwiegend zu, während die Auslastungswerte<br />
deutlich zurückgingen.<br />
Die Betriebe im Naheland sind mit überdurchschnittlicher<br />
Größe und Auslastung die wettbewerbsfähigsten<br />
im Land. Westerwald und<br />
Hunsrück drohen hingegen, den Anschluss zu<br />
verlieren.
44<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
3.3 Zusammenfassende Bewertung im TRIX<br />
DaTeN: uNeINgeSChRäNkT<br />
veRgleIChBaR<br />
Übernachtungsentwicklung und<br />
Auslastungsveränderung ohne Camping und<br />
Privatquartiere ausgewiesen (siehe auch<br />
Kap. 3.1 und 3.2)<br />
Zeitreihen- und Regionsvergleiche uneingeschränkt<br />
möglich<br />
Der Touristische Regionalentwicklungsindex (TRIX)<br />
wurde speziell für das Tourismusbarometer geschaffen,<br />
um die Entwicklung der zwei wichtigsten Schlüsseldaten<br />
– Übernachtungen und Bettenauslastung – in<br />
anschaulicher Form miteinander zu verknüpfen und<br />
darzustellen. Dabei ist anhand der relativen Veränderungen<br />
im Vergleich zum Vorjahr eine Unterteilung<br />
in vier Gruppen möglich ist (Stabilisierer, Expandierer,<br />
Konsolidierer, Problemfälle).<br />
Mit seiner Hilfe lässt sich ein rascher und einfacher<br />
Überblick über die Gewinner und Verlierer des letzten<br />
Jahres erzielen. Er kann insofern auch als Frühwarnsystem<br />
angesehen werden, um auf problematische<br />
Entwicklungen in einzelnen Reisegebieten aufmerksam<br />
zu machen. Dann kann unverzüglich Ursachenforschung<br />
betrieben und Handlungsbedarf festgestellt<br />
werden.<br />
eRgeBNIS uND BeWeRTuNg:<br />
NegaTIve eNTWICkluNg üBeRWIegT<br />
War das Gesamtbild 2008 eher positiv, haben 2009<br />
fast alle Regionen an Position im TRIX verloren und<br />
finden sich mehrheitlich im unteren linken Quadranten<br />
(„Problemfälle“) wieder:<br />
Besonders dramatisch ist die Entwicklung in<br />
Rheinhessen, Westerwald-Lahn und der <strong>Pfalz</strong>,<br />
die aus der Gruppe der „Stabilisierer“ heraus zu<br />
„Problemfällen“ geworden sind. Auch die Region<br />
Ahr rutschte – v. a. aufgrund der negativen Auslastungsveränderung<br />
– deutlich ab.<br />
Aufsteigen konnte nur das Naheland, das sich<br />
damit entgegen dem Landestrend entwickelte.<br />
Nach einem schlechten Jahr 2008 („Problemfall“)<br />
verzeichnete die Region 2009 wieder wachsende<br />
Übernachtungszahlen und Auslastungswerte und<br />
stieg in die Gruppe der „Stabilisierer“ auf.<br />
(vgl. abb. 7)<br />
ZuSammeNfaSSuNg<br />
Die zusammenfassende Darstellung der<br />
rheinland-pfälzischen Regionen im TRIX<br />
zeigt eine bedenklich negative Entwicklung.<br />
Fast alle Regionen, insbesondere Westerwald-Lahn,<br />
Rheinhessen und die <strong>Pfalz</strong>,<br />
haben an Position verloren.<br />
Einziger Gewinner ist das Naheland, in dem<br />
sich Angebot und Nachfrage 2009 – nach<br />
Verlusten im Vorjahr – wieder besonders<br />
positiv entwickelten.<br />
Eifelsteig: Fachwerkhaus am Dreimühlenrundweg
45<br />
abb. 7: Regionen-TRIX 2008 und 2009<br />
Konsolidierer<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
Auslastungsveränderung<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Stabilisierer<br />
Rheintal<br />
2<br />
Eifel<br />
Hunsrück<br />
0<br />
<strong>Pfalz</strong><br />
Rheinhessen<br />
Mosel-Saar<br />
-8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10<br />
-2<br />
Übernachtungsveränderung<br />
Naheland<br />
-4<br />
-6<br />
Problemfälle Expandierer<br />
Konsolidierer<br />
-8<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
-4<br />
-6<br />
-8<br />
Ahr<br />
Westerwald-Lahn<br />
2008<br />
Naheland<br />
Rheintal<br />
Mosel-Saar<br />
0<br />
-8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10<br />
Hunsrück<br />
<strong>Pfalz</strong> -2<br />
Übernachtungsveränderung<br />
Eifel<br />
Rheinhessen<br />
Westerwald-Lahn<br />
Auslastungsveränderung<br />
Ahr<br />
Stabilisierer<br />
2009<br />
Problemfälle Expandierer<br />
1. Stabilisierer: Übernachtungen und<br />
Auslastungen sind gestiegen.<br />
2. Expandierer: Übernachtungen sind<br />
gestiegen, die Auslastung ist gesunken.<br />
3. Konsolidierer: Übernachtungen sind<br />
gesunken, die Auslastung ist gestiegen.<br />
4. Problemfälle:Übernachtungen und<br />
Auslastung sind gesunken.<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistisches Landesamt von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>
46<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
3.4 übernachtungsentwicklung in ausgewählten<br />
Städten von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Der Städtetourismus spielt in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> eine<br />
wichtige Rolle. Von 2000 bis 2008 nahm der Marktanteil<br />
der zwölf kreisfreien Städte im Land stetig zu<br />
(2000: 15 Prozent, 2008: 17,4 Prozent). 2009 war<br />
jedoch erstmals ein leichter Marktanteilsrückgang auf<br />
16,8 Prozent festzustellen.<br />
üBeRNaChTuNgSeNTWICkluNg:<br />
DeuTlIChe RüCkgäNge Im kRISeNJahR<br />
Langfristig gesehen entwickelten sich die Übernachtungszahlen<br />
in den Städten positiv, wenn auch die<br />
Bilanz 2009 negativ ausfiel: Lagen die Übernachtungszahlen<br />
2008 noch mehr als 12 Prozent über dem Niveau<br />
von 2000, waren es 2009 nur noch knapp 7 Prozent.<br />
Trier<br />
Koblenz<br />
Mainz<br />
Worms<br />
Frankenthal (<strong>Pfalz</strong>)<br />
Kaiserslautern<br />
Ludwigshafen am Rhein<br />
Neustadt a. d. Weinstraße<br />
Zweibrücken<br />
Speyer<br />
Pirmasens Landau in der <strong>Pfalz</strong><br />
In den einzelnen Städten stellt sich die Entwicklung<br />
unterschiedlich dar:<br />
Besonders dynamisch wuchs die Nachfrage in<br />
Neustadt an der Weinstraße und in Speyer. Beide<br />
Städte verzeichneten 2009 ein weitaus höheres<br />
Übernachtungsaufkommen als vor zehn Jahren<br />
(+53 bzw. +41 Prozent). Neustadt an der Weinstraße<br />
konnte auch 2009 an die Erfolge der Vorjahre<br />
anknüpfen, während der Tourismus in Speyer im<br />
Krisenjahr eine Wachstumspause einlegte.<br />
Kaiserslautern konnte nach Durchschreiten der<br />
Talsohle in 2003 wieder zulegen.<br />
In Trier und Worms stellte sich nach rasanten Zuwächsen<br />
zu Beginn des Jahrzehnts in den letzten<br />
Jahren Stagnation ein.<br />
Die anderen Städte mussten im Krisenjahr 2009<br />
teilweise hohe Einbußen hinnehmen, wodurch<br />
die Zuwächse der Vorjahre größtenteils wieder<br />
zunichte gemacht wurden. (vgl. abb.8)<br />
Die Rangfolge im Städtetourismus hat sich in den<br />
letzten Jahren nur wenig verändert: Die volumenmäßig<br />
bedeutendsten Tourismusstädte in <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> waren im Jahr 2009 Trier (rund 750.000 Übernachtungen)<br />
und Mainz (rund 700.000). Mit knapp<br />
500.000 Übernachtungen lag Koblenz im oberen<br />
Mittelfeld, es folgten Speyer, Ludwigshafen, Neustadt<br />
an der Weinstraße und Worms mit Übernachtungsvolumina<br />
zwischen 100.000 und 250.000.<br />
auSläNDISChe üBeRNaChTuNgeN:<br />
BeDeuTuNg RüCkläufIg<br />
Die Rückgänge im Städtetourismus sind zum Teil auf<br />
die deutlich geringere Zahl ausländischer Übernachtungen<br />
zurückzuführen. Die negative Entwicklung der<br />
letzten Jahre wurde 2009 durch die Wirtschaftskrise<br />
beschleunigt: -15 Prozent seit 2006. Damit ist auch der<br />
Anteil ausländischer Übernachtungen in den Städten<br />
von fast 28 auf 24,4 Prozent abgerutscht.<br />
Die größte Bedeutung haben ausländische Gäste in<br />
Kaiserslautern (Anteil an allen Übernachtungen:<br />
32,5 Prozent). Nach Jahren der Stagnation wurde<br />
2009 entgegen dem Trend ein Rekordergebnis von<br />
+46 Prozent erzielt. In Trier und Mainz erreichen die<br />
Übernachtungen der Ausländer ebenfalls Anteilswerte<br />
über 30 Prozent – in Trier mit leicht steigender, in<br />
Mainz mit stark sinkender Bedeutung. In den anderen<br />
Städten spielt der Incoming-Tourismus eine deutlich<br />
geringere Rolle. Meist liegen die Anteile dort sogar<br />
unter dem Landesdurchschnitt für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
(24,1 Prozent).<br />
aufeNThalTSDaueR:<br />
DeuTlICh uNTeR laNDeSNIveau<br />
Die Gäste verweilen in Städten traditionell kürzer als<br />
in anderen Tourismusregionen. So liegt die Aufenthaltsdauer<br />
in den rheinland-pfälzischen Städten mit<br />
1,8 Tagen weit unter dem Landesniveau (2,6 Tage). Die<br />
geringste Aufenthaltsdauer verbuchen Landau, Ludwigshafen,<br />
Speyer und Zweibrücken (jeweils 1,7 Tage).
47<br />
abb. 8: übernachtungsentwicklung in ausgewählten Städten 2000 – 2009<br />
160<br />
150<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
– Beherbergungsbetriebe ≥ 9 Betten; Index 2000 = 100 –<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistisches Landesamt von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
70<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />
Frankenthal (<strong>Pfalz</strong>) Kaiserslautern Koblenz<br />
Landau i. d. Pf. Ludwigshafen am Rhein Mainz<br />
Neustadt an der Weinstraße Pirmasens Speyer<br />
Trier Worms Zweibrücken<br />
Eifelsteig: Etappenwanderung Manderscheider Burgen
48<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
Am längsten bleiben die Gäste in Koblenz, Trier und<br />
Neustadt an der Weinstraße (jeweils 2,0 Tage). In den<br />
meisten Städten ist die Aufenthaltsdauer von ausländischen<br />
Gästen höher als die der inländischen Gäste.<br />
Während die Aufenthaltsdauer in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
insgesamt in den letzten zehn Jahren um 0,3 Tage<br />
gesunken ist, hat sie sich in den Städten lediglich um<br />
0,1 Tage verringert. Eine Verlängerung konnten nur<br />
zwei Städte verbuchen: In Neustadt an der Weinstraße<br />
stieg die Zahl um 0,3 Tage, in Trier um 0,1 Tage. (vgl.<br />
abb. 9)<br />
ZuSammeNfaSSuNg<br />
Nach hohen Zuwächsen in den Vorjahren ist<br />
die Zahl der Übernachtungen in den zwölf<br />
kreisfreien Städten in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> im<br />
Krisenjahr 2009 zum Teil drastisch eingebrochen.<br />
Dennoch spielt der Städtetourismus<br />
weiterhin eine wichtige Rolle für das Land.<br />
Die Bedeutung von ausländischen Gästen<br />
liegt nur in wenigen Städten über dem<br />
Landesniveau – Tendenz rückläufig. Das ist<br />
insofern bedenklich, da ausländische Gäste<br />
oft besonders lange in einer Stadt verweilen.<br />
abb. 9: aufenthaltsdauer in ausgewählten Städten<br />
– in Tagen; Beherbergungsbetriebe ≥ 9 Betten –<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistisches Landesamt von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
3.5 vertiefende analyse der entwicklung<br />
von mittelgebirgs- und Weinregionen<br />
3.5.1 mittelgebirgsregionen<br />
DaTeN: uNeINgeSChRäNkT<br />
veRgleIChBaR<br />
Alle Nachfragekennziffern ohne<br />
Camping ausgewiesen, um Vorjahresvergleiche<br />
zu ermöglichen<br />
Angebotskennziffern aufgrund der Statistikumstellung<br />
nicht dargestellt<br />
Zeitreihen- und Regionsvergleiche möglich<br />
Der Marktanteil der deutschen Mittelgebirgsregionen<br />
ist in den letzten Jahren stetig zurückgegangen:<br />
Vereinten diese 2000 noch 21,7 Prozent der gewerblichen<br />
Übernachtungen in Deutschland auf sich, waren<br />
es 2009 nur noch 19,1 Prozent: ein Allzeittief. Das<br />
absolute Marktvolumen hat sich dabei jedoch nach<br />
anfänglichen Rückgängen seit 2003 kaum verändert.<br />
Die mit Abstand meisten Übernachtungen werden<br />
nach wie vor im Schwarzwald getätigt (17,5 Millio-
49<br />
nen), es folgen Bayerischer Wald, Teutoburger Wald,<br />
Harz20 und Sauerland mit 5 bis 7 Millionen Übernachtungen.<br />
Eifel21 , Rhön22 , Thüringer Wald und <strong>Pfalz</strong><br />
hatten 2009 zwischen 3 und 5 Millionen Übernachtungen;<br />
Erzgebirge, Westerwald, Sächsische Schweiz<br />
und Hunsrück weniger als 3 Millionen.<br />
BIlaNZ 2009: RheINlaND-PfälZISChe<br />
mITTelgeBIRge mIT heRBeN veRluSTeN<br />
In fast allen Mittelgebirgsregionen gingen die Übernachtungszahlen<br />
seit dem Jahr 2000 zurück oder<br />
stagnierten. Im Detail ist die Entwicklung jedoch relativ<br />
dynamisch und von einem deutlichen Auf und Ab<br />
geprägt:<br />
Die rheinland-pfälzischen Mittelgebirge registrierten<br />
seit 2000 sinkende Übernachtungszahlen.<br />
Im Krisenjahr 2009 meldeten alle Regionen<br />
starke Einbrüche.<br />
Besorgniserregend waren die Übernachtungsrückgänge<br />
insbesondere im Westerwald<br />
(-18 Prozent in den letzten zehn Jahren), aber<br />
auch im Bayerischen Wald (-17 Prozent).<br />
Die Eifel, der Hunsrück und die <strong>Pfalz</strong> konnten sich<br />
hingegen nach anfänglich rückläufigen Jahren ab<br />
abb. 10: übernachtungen in ausgewählten mittelgebirgsregionen 2000 – 2009<br />
110,0<br />
105,0<br />
100,0<br />
95,0<br />
90,0<br />
85,0<br />
– Beherbergungsbetriebe ≥ 9 Betten ohne Camping; Index 2000 = 100 –<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistisches Landesamt von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Mitte des Jahrzehnts wieder erholen. 2009 wurde<br />
aber noch nicht wieder das Niveau von 2000<br />
erreicht.<br />
Die Sächsische Schweiz erreichte im Langfristvergleich<br />
als einzige deutsche Mittelgebirgsregion<br />
ein besseres Ergebnis als 2000. Die hochwasserbedingten<br />
Übernachtungsrückgänge von<br />
2002 konnten schnell wieder aufgefangen und<br />
kompensiert werden. 2009 war die Sächsische<br />
Schweiz allerdings die einzige ostdeutsche Mittelgebirgsregion,<br />
die leichte Einbußen hinnehmen<br />
musste.<br />
In vielen anderen Mittelgebirgen ist in den letzten<br />
Jahren eine Erholung festzustellen.<br />
(vgl. abb. 10/karte 3)<br />
20 Harz und Harzvorland in Sachsen-Anhalt, Harz in Niedersachsen und<br />
Südharz in Thüringen<br />
21 Eifel in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> sowie Eifel und Region Aachen in<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
22 Bayerische Rhön, Thüringer Rhön und Hessische Rhön<br />
80,0<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />
Erzgebirge Sächsische Schweiz Thüringer Wald Harz<br />
Teutoburger Wald Rhön Eifel Schwarzwald<br />
Bayerischer Wald Sauerland Westerwald-Lahn Hunsrück<br />
<strong>Pfalz</strong>
50<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
karte 3: Jährliche veränderung der übernachtungen in ausgewählten mittelgebirgsregionen<br />
– in Prozent; Beherbergungsbetriebe ≥ 9 Betten ohne Camping –<br />
Sauerland<br />
0,70,4<br />
-5,2<br />
-2,6<br />
3,3<br />
Eifel<br />
-0,1<br />
Westerwald-<br />
Lahn<br />
-4,1<br />
Hunsrück<br />
7,3<br />
-1,5<br />
-3,3<br />
0,6 1,2<br />
1,3<br />
-1,5<br />
-3,2 <strong>Pfalz</strong><br />
Teutoburger<br />
2,1<br />
0,8 Wald<br />
-0,8<br />
Schwarzwald<br />
2,5 1,6 1,6<br />
-1,9<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistische Landesämter<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistische Landesämter<br />
Harz<br />
3,2 2,8<br />
0,1<br />
2,8 Thüringer<br />
Rhön Wald<br />
-0,3 0,3<br />
-1,1 -1,3<br />
0,4<br />
Bayerischer<br />
Wald<br />
-2,6<br />
1,2 0,4<br />
Erzgebirge<br />
-2,9<br />
0,0<br />
-2,5<br />
abb 11: aufenthaltsdauer in ausgewählten mittelgebirgsregionen<br />
6,0<br />
5,0<br />
4,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
0,0<br />
Erzgebirge<br />
– in Tagen; Beherbergungsbetriebe ≥ 9 Betten ohne Camping –<br />
Sächsische<br />
Schweiz<br />
Thüringer<br />
Wald<br />
Harz<br />
Teutoburger<br />
Wald<br />
nöhR<br />
Eifel<br />
Schwarzwald<br />
2000 2004 2009<br />
4,2 3,3<br />
Sächsische<br />
Schweiz<br />
Bayerischer<br />
Wald<br />
-1,2<br />
2007/2006<br />
2008/2007<br />
2009/2008<br />
Sauerland<br />
Westerwald-<br />
Lahn<br />
kcürsnuH<br />
<strong>Pfalz</strong>
51<br />
aufeNThalTSDaueR: ZIel = 3 Tage PluS<br />
In den letzten zehn Jahren ist die Aufenthaltsdauer<br />
der Gäste in den meisten Mittelgebirgen überdurchschnittlich<br />
stark gesunken. Dabei kristallisiert sich<br />
eine Grenze von drei Tagen als zukünftiger Orientierungswert<br />
heraus:<br />
Deutlich darüber liegen (noch) der Bayerische<br />
Wald, die Rhön, der Teutoburger Wald, das Vogtland<br />
und die Sächsische Schweiz, allerdings mit<br />
auffallend sinkenden Aufenthaltsdauern.<br />
Die rheinland-pfälzischen Mittelgebirge haben<br />
diese Grenze im Laufe der letzten zehn Jahre<br />
unterschritten. Dabei fielen die Rückgänge im<br />
Hunsrück besonders stark aus. Nur die <strong>Pfalz</strong><br />
mit thematischem Schwerpunkt im Wein- und<br />
Radtourismus und zahlreichen Städten verzeichnet<br />
traditionell eine geringere Aufenthaltsdauer.<br />
(vgl. abb. 11)<br />
ZuSammeNfaSSuNg<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Das Jahr 2009 verlief sehr unterschiedlich<br />
für die deutschen Mittelgebirge.<br />
Die rheinland-pfälzischen Regionen mussten<br />
jedoch zum Teil herbe Verluste in Kauf<br />
nehmen.<br />
Langfristig zeigt sich eine allmähliche<br />
Erholung in vielen Mittelgebirgsregionen,<br />
auch wenn die Übernachtungszahlen – bis<br />
auf eine Ausnahme – noch immer unter dem<br />
Niveau von 2000 liegen. Insbesondere die<br />
im Vergleich zum Deutschlandwert stark<br />
sinkende Aufenthaltsdauer macht den<br />
Regionen zu schaffen.<br />
Luftbild Liesertal
52<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
3.5.2 Weinregionen<br />
DaTeN: uNeINgeSChRäNkT<br />
veRgleIChBaR<br />
Alle Nachfragekennziffern ohne<br />
Camping ausgewiesen, um Vorjahresvergleiche<br />
zu ermöglichen<br />
Angebotskennziffern aufgrund der Statistikumstellung<br />
nicht dargestellt<br />
Zeitreihen- und Regionsvergleiche möglich<br />
üBeRNaChTuNgSvolumeN:<br />
WeINRegIoN aN moSel uND<br />
SaaR lIegT voRN<br />
Das Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> zeigt einen<br />
Vergleich ausgewählter Weinregionen Deutschlands.<br />
Zu beachten ist jedoch, dass nicht alle hier abgebildeten<br />
Reisegebiete räumlich mit den jeweiligen Weinanbaugebieten<br />
identisch sind, sondern auch weitere<br />
Landschaftsformen beinhalten. Daher ist die dortige<br />
Entwicklung nicht ausschließlich vom Weintourismus<br />
geprägt. In mehreren Reisegebieten wird die Entwicklung<br />
zudem von größeren Städten beeinflusst: Dresden<br />
im Sächsischen Elbland, Mainz in Rheinhessen,<br />
Trier in Mosel/ Saar, Wiesbaden im Rheingau/Taunus,<br />
Würzburg im Fränkischen Weinland usw.<br />
Die Mosel-Saar-Region verbuchte mit knapp<br />
4,2 Millionen Übernachtungen im Jahr 2009 die<br />
höchsten Übernachtungszahlen. Die <strong>Pfalz</strong> und der<br />
Rheingau folgten mit 3,5 bzw. 2,3 Millionen Übernachtungen.<br />
In den anderen Weinregionen lagen die<br />
Übernachtungszahlen zwischen 1 und 2 Millionen.<br />
eNTWICkluNgSDyNamIk:<br />
RheINlaND-PfälZISChe RegIoNeN<br />
hINTeR Saale-uNSTRuT uND fRaNkeN<br />
Die Auswertung der langfristigen Entwicklung zeigt,<br />
dass sich die Weinregionen in zwei Lager aufspalten.<br />
Die Regionen, in denen das Übernachtungsniveau<br />
2009 über dem des Jahres 2000 lag, und die, die<br />
darunter lagen:<br />
Am dynamischsten entwickelten sich das Fränkische<br />
Weinland und die Region entlang von Saale<br />
und Unstrut. Hier legten die Übernachtungen im<br />
Zehn-Jahres-Zeitraum um 15 bzw. 13 Prozent zu.<br />
Die Weinregionen an Mosel und Saar, das Ahrgebiet<br />
sowie der Rheingau konnten sich in den<br />
letzten Jahren von den anfänglich rückläufigen<br />
Werten wieder erholen und den Langfristvergleich<br />
mit einem besseren Ergebnis als 2000<br />
abschließen.<br />
Das rheinland-pfälzische Rheintal hingegen verlor<br />
deutlich und kommt seit Jahren nicht aus der<br />
Talsohle heraus. (vgl. abb. 12/karte 4)<br />
Rheinsteig: Blick von Lorch Richtung Süden
53<br />
abb. 12: übernachtungen in ausgewählten Weinregionen 2000 – 2009<br />
120<br />
115<br />
110<br />
105<br />
100<br />
95<br />
90<br />
85<br />
– Beherbergungsbetriebe ≥ 9 Betten; Index 2000 = 100 –<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistische Landesämter<br />
karte 4: Jährliche veränderung der übernachtungen in ausgewählten Weinregionen<br />
– in Prozent; Beherbergungsbetriebe ≥ 9 Betten –<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistische Landesämter<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
80<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />
3,1<br />
Mosel/Saar Rheinhessen Rheintal <strong>Pfalz</strong><br />
Ahr Naheland Sächsisches Elbland Halle, Saale-Unstrut<br />
Rheingau-Taunus Fränkisches Weinland<br />
6,5<br />
1,1<br />
0<br />
Ahr<br />
1,4 1,1<br />
0<br />
Ahr<br />
1,4<br />
2,0<br />
Mosel-Saar<br />
1,4<br />
Rheintal<br />
3,0<br />
-1,2<br />
-2,8<br />
6,8<br />
7,1 Rheingau-<br />
4,1<br />
Taunus<br />
1,7<br />
-3,2 1,3<br />
-3,9<br />
Naheland -3,2<br />
-4,3<br />
Rheinhessen<br />
1,3<br />
-3,9<br />
Naheland<br />
-4,3<br />
Rheinhessen<br />
-1,5<br />
<strong>Pfalz</strong><br />
-6,5<br />
3,2<br />
3,4<br />
1,4<br />
-1,8<br />
Fränkisches<br />
Weinland<br />
2,7 2,4<br />
4,5<br />
2,7 2,4<br />
4,5<br />
Halle,<br />
Saale-Unstrut<br />
Sächsisches<br />
Elbland<br />
0,4<br />
-6,6<br />
-5,8<br />
2007/2006<br />
2008/2007<br />
2009/2008
54<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
Die Kurzfristbetrachtung zeigt, dass die Hälfte der<br />
Weinregionen im Krisenjahr 2009 unter rückläufigen<br />
Übernachtungszahlen zu leiden hatte. Davon<br />
waren neben dem Fränkischen Weinland und dem<br />
Sächsischen Elbland auch das Rheintal, die <strong>Pfalz</strong> und<br />
Rheinhessen betroffen.<br />
aufeNThalTSDaueR:<br />
TeIlWeISe leIChTe ZuWäChSe<br />
Die Verkürzung der Aufenthaltsdauer zeigt sich zwar<br />
auch in den Weinregionen, hier ist sie jedoch weniger<br />
stark ausgeprägt als in den Mittelgebirgen. Teilweise<br />
konnten in den letzten Jahren sogar Zuwächse<br />
verzeichnet werden. Grundsätzlich ist die Aufenthaltsdauer<br />
jedoch in den Weinregionen bereits kürzer als<br />
in anderen Destinationstypen. (vgl. abb. 13)<br />
abb. 13: aufenthaltsdauer in ausgewählten Weinregionen<br />
– in Tagen; Beherbergungsbetriebe ≥ 9 Betten –<br />
4,5<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,0<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistische Landesämter<br />
ZuSammeNfaSSuNg<br />
2000 2004 2009<br />
In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> hat der Tourismus in<br />
Weinregionen eine lange Tradition. Daher<br />
liegen die rheinland-pfälzischen Regionen,<br />
allen voran Mosel-Saar und die <strong>Pfalz</strong>, weit<br />
vorn im Übernachtungsranking. Allerdings<br />
holen die Wettbewerber unaufhaltsam auf.<br />
Das Fränkische Weinland und Saale-Unstrut<br />
liegen in Bezug auf die langfristige Entwicklungsdynamik<br />
weit vorn.<br />
Das Jahr 2009 gestaltete sich in den zehn<br />
abgebildeten Regionen sehr unterschiedlich.<br />
Nur die Hälfte, darunter das Mosel-Saar-<br />
Gebiet, das Naheland und das Ahrgebiet,<br />
konnten ihr Vorjahresergebnis verbessern.<br />
Wie in den Mittelgebirgen, so lässt sich auch<br />
in den Weinregionen eine rückläufige Aufenthaltsdauer<br />
der Gäste beobachten. Diese liegt<br />
mehrheitlich zwischen 1,7 und 3 Tagen. Nur<br />
das Naheland und das Sächsische Elbland<br />
liegen darüber.<br />
nessehniehR <strong>Pfalz</strong> dnalehaN Halle, Saale-<br />
Unstrut<br />
Fränkisches<br />
Weinland
55<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
4 Grauer Beherbergungsmarkt – Reisemobiltourismus außerhalb von<br />
Campingplätzen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Das Sparkassen-Tourismusbarometer setzt sich mit<br />
Segmenten auseinander, die von der amtlichen Statistik<br />
gar nicht oder nur teilweise erfasst werden. Dies<br />
betrifft auch Teilsegmente des Campingtourismus, zu<br />
denen der Reise-/Wohnmobiltourismus zählt. Da gerade<br />
diesem Nachfragesegment aufgrund der großen<br />
Zahl von Stellplatzangeboten in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> eine<br />
nicht unerhebliche Bedeutung beigemessen wird,<br />
wurde dieses Thema zur Vertiefung ausgewählt.<br />
4.1 einführung zum Reisemobiltourismus<br />
SChWIeRIgkeITeN BeI DeR<br />
DaTeNeRfaSSuNg<br />
Das tatsächliche Volumen des Reisemobiltourismus<br />
und dessen wirtschaftliche Bedeutung ist aus verschiedenen<br />
Gründen nur mit erheblichem Aufwand zu<br />
überblicken:<br />
Die Erfassung der Übernachtungen von Reisemobilisten<br />
gestaltet sich grundsätzlich schwierig, da<br />
die unabhängige Wahl des Übernachtungsstandorts<br />
eines der herausragenden Argumente für die<br />
Nutzer von Reisemobilen ist. Der Gesetzgeber<br />
erlaubt ausdrücklich das Abstellen von Reisemobilen<br />
für eine Nacht auch außerhalb speziell<br />
gekennzeichneter Flächen (Campingplätze etc.).<br />
Daher gibt es kaum belastbare Anhaltspunkte zur<br />
Quantifizierung des Volumens, der von Reisemobilisten<br />
getätigten Übernachtungen.<br />
Campingplatzunternehmer differenzieren die<br />
Übernachtungen auf ihren Standplätzen in der<br />
Regel nicht nach dem Typ der Campingausrüstung<br />
(Zelt, Caravan, Wohnmobil). Auch die<br />
amtliche Beherbergungsstatistik kennt keine<br />
entsprechende Differenzierung der Campingübernachtungen.<br />
Insofern lassen sich aus den<br />
vorliegenden Datenquellen keine Sonderauswertungen<br />
zum benutzten Campinggerät anfertigen.<br />
Eine Befragung von Campingplatzunternehmen,<br />
die das dwif im Zuge der Erstellung der<br />
Grundlagenuntersuchung „Der Campingmarkt<br />
in Deutschland 2009/<strong>2010</strong>“ im Januar <strong>2010</strong><br />
durchgeführt hat, zeigt, dass die Unternehmen<br />
mehrheitlich nicht in der Lage sind, diese Zusatzinformation<br />
bereitzustellen.<br />
Aufgrund der „Infrastrukturunabhängigkeit“ von<br />
Urlaubern mit Reisemobilen ist es sehr einfach,<br />
Reisemobilstellplätze anzubieten. Daher gibt<br />
es eine Vielzahl von Unternehmen wie Beherbergungsbetriebe,<br />
Weingüter, Freizeit-/Erlebnisbäder,<br />
Sport- und Freizeiteinrichtungen, die<br />
Reisemobilisten willkommen heißen und diesen<br />
eigene Stellflächen zur Verfügung stellen. Deshalb<br />
ist es relativ schwierig, einen Gesamtüberblick<br />
über die Angebotssituation und die entsprechende<br />
Nachfrage zu erhalten.<br />
WIRTSChafTlIChe BeDeuTuNg DeS<br />
ReISemoBIlTouRISmuS IN DeuTSChlaND<br />
Die große wirtschaftliche Bedeutung des Reisemobiltourismus<br />
lässt sich auf verschiedene Sachverhalte<br />
zurückführen, die die enorme Bandbreite der vom Reisemobiltourismus<br />
profitierenden Branchen aufzeigen:<br />
Reisemobilisten tätigen in einem erheblichen<br />
Umfang Reisen, bei denen die Übernachtungen<br />
entweder auf Campingplätzen, auf speziellen<br />
Wohnmobilstellplätzen oder auch außerhalb speziell<br />
gekennzeichneter Flächen stattfinden.<br />
Darüber hinaus unternehmen sie zahlreiche<br />
Tagesausflüge mit ihrem Fahrzeug vom Wohnort<br />
aus und tätigen dabei beachtliche Ausgaben.<br />
Bei den Tages- und Übernachtungsreisen mit<br />
dem Reisemobil fallen erhebliche Fahrtkosten an.<br />
Regelmäßige Investitionen in die Ausrüstung<br />
stellen einen weiteren wichtigen Umsatzfaktor für<br />
Hersteller und Händler dar.<br />
Die im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft<br />
und Technologie durchgeführte Studie „Der Campingmarkt<br />
in Deutschland 2009/<strong>2010</strong>“ 23 hat verschiedene<br />
Daten zur wirtschaftlichen Bedeutung des Campingtourismus<br />
im Allgemeinen und zum Reisemobiltourismus<br />
im Speziellen erarbeitet:<br />
Der Hinweis auf einen geschätzten Gesamtbestand<br />
von 440.000 Reisemobilen in Deutschland<br />
im Jahr 2009 lässt die Dimension dieses Marktsegments<br />
bereits erahnen.<br />
23 vgl. BMWi <strong>2010</strong>
56<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
Der auf Reisemobile entfallende Anteil der Übernachtungen<br />
auf Campingplätzen konnte von den<br />
Gutachtern mangels ausreichend differenzierter<br />
Daten der Anbieter nicht ermittelt werden.<br />
Das 2004 im Rahmen der Vorgängerstudie „Wirtschaftsfaktor<br />
Campingtourismus in Deutschland“<br />
errechnete Aufkommen von deutschlandweit 11,7<br />
Millionen Übernachtungen durch Reisemobilisten<br />
außerhalb von Campingplätzen wird mangels aktuellerer<br />
Angaben als bestmögliche Annäherung<br />
an die Realität bestätigt und als Berechnungsgrundlage<br />
verwendet.<br />
Darüber hinaus geht die Studie von insgesamt<br />
20,8 Millionen Tagesreisen durch Reisemobilisten<br />
im Jahr 2009 aus.<br />
Mit diesen Übernachtungen und Tagesausflügen<br />
wurde ein Umsatz von 1,3 Milliarden Euro in den<br />
Zielgebieten erzeugt.<br />
Hinzu kommen Fahrtkosten in Höhe von 875,3<br />
Millionen Euro für Tagesausflüge sowie Übernachtungen<br />
außerhalb von Campingplätzen.<br />
Zudem gaben Reisemobilisten im Jahr 2009 fast<br />
zwei Milliarden Euro für Campingausrüstung aus.<br />
Darüber hinaus gibt es weitere Studien, denen<br />
Informationen insbesondere zum Reiseverhalten der<br />
Reisemobilisten entnommen werden können. 24<br />
ZuSammeNfaSSuNg<br />
Die Studie „Der Campingmarkt in Deutschland<br />
2009/<strong>2010</strong>“ berichtet von Ausgaben<br />
(2009) der Reisemobilisten bei Übernachtungen<br />
und Tagesausflügen in den Zielgebieten<br />
in Höhe von 1,3 Milliarden Euro. Hinzu<br />
kommen Fahrtkosten in Höhe von 875,3<br />
Millionen Euro sowie Ausgaben für Campingausrüstung<br />
in Höhe von zwei Milliarden<br />
Euro. Genauere Angaben zu <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
werden nicht gemacht.<br />
Dem Reisemobiltourismus als spezielles<br />
Nachfragesegment wird vor dem Hintergrund<br />
dieser Erkenntnisse in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
besondere Bedeutung beigemessen. Die<br />
Vielzahl an Stellplatzangeboten unterstreicht<br />
diesen Eindruck.<br />
Die Quantifizierung dieses Segments ist<br />
jedoch nur zum Teil möglich. Bestands- und<br />
Nachfrageerhebungen sind mit methodischen<br />
Schwierigkeiten verbunden.<br />
4.2 Inhaltliche abgrenzung und<br />
vorgehensweise<br />
4.2.1 fokus auf quantitative Daten des<br />
Reisemobiltourismus außerhalb von<br />
Campingplätzen<br />
Parallel zu den Arbeiten am Tourismusbarometer<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> <strong>2010</strong> wurde auch die bereits<br />
erwähnte Studie „Der Campingmarkt in Deutschland<br />
2009/<strong>2010</strong>“ von der dwif-Consulting GmbH bearbeitet.<br />
Auf diese Weise entstand ein intensiver inhaltlicher<br />
Austausch bei der Bearbeitung der beiden Studien.<br />
Eine wesentliche Erfahrung im Rahmen der bundesweiten<br />
Studie war, dass die Betreiber von gewerblichen<br />
Campinplätzen nur selten Daten zur Verfügung<br />
stellen konnten, die zwischen Touristik- (mit Zelt oder<br />
Caravan) und Dauercampern sowie Touristen mit<br />
Reisemobil unterschieden. Dementsprechend konnten<br />
die Gutachter auch keine differenzierten Aussagen<br />
zum Aufkommen des Reisemobiltourismus auf Campingplätzen<br />
in Deutschland treffen. Gespräche mit<br />
dem Statistischen Landesamt von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
bestätigten die schwierige Datenlage.<br />
Das Tourismusbarometer konzentrierte seine Aktivitäten<br />
auf die Erhebung von Daten zum Reisemobiltourismus<br />
außerhalb von jenen Campingplätzen, die von<br />
Dauer- und Touristikcampern mit Zelt oder Caravan<br />
und von Reisemobilisten gleichermaßen genutzt werden.<br />
Einbezogen wurden gewerbliche Einrichtungen,<br />
die sich fast ausschließlich auf diese Zielgruppe<br />
spezialisiert haben (z. B. Wohnmobilparks), sowie<br />
Einrichtungen, die Reisemobilisten spezielle Stellplätze<br />
anbieten (z. B. Beherbergungsbetriebe, Weingüter,<br />
Erlebnisbäder).<br />
Das Erkenntnisinteresse bestand insbesondere in der<br />
Gewinnung quantitativer Daten zum Übernachtungsvolumen.<br />
Angebotsqualität und Marketingaspekte<br />
waren nicht Inhalt der Untersuchung.<br />
24 vgl. Widmann, T.: Wohnmobiltourismus in Deutschland am Beispiel der<br />
Destination Mosel, 2006; Obier, C./Peters, G.: Reisemobiltourismus in<br />
Deutschland – eine empirische Grundlagenstudie, 2003; Krüger,<br />
R.: Spur der Freiheit – Menschen im Wohnmobil, 2002
57<br />
4.2.2 vorgehensweise zur gewinnung<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-spezifischer Daten<br />
Die Erkenntnisgewinnung zum Reisemobiltourismus<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> erfolgte in drei Arbeitsschritten:<br />
SChRITT 1: BeSTaNDSeRheBuNg<br />
Im Zeitraum Dezember 2009 bis Ende Januar <strong>2010</strong><br />
wurde eine umfangreiche Bestandsaufnahme von Reisemobilstellplätzen<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> durchgeführt.<br />
Hierzu wurden einschlägige Datenquellen aus dem<br />
Print- und Onlinebereich ausgewertet:<br />
„ADAC-Stellplatzführer 2009 – Deutschland/Europa“<br />
„Wohnmobil-Stellplätze Deutschland-West, Band<br />
16“ (Herausgeber RID-Verlag)<br />
Spezielle Internetsuchmaschinen bzw. -verzeichnisse<br />
für Reisemobilisten:<br />
www.promobil.de, www.bordatlas.de<br />
Übernachtungsverzeichnisse sowie Stellplatzführer<br />
bzw. -listen aller regionalen sowie vieler<br />
lokaler Tourismusorganisationen in <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong><br />
Eine Bestandserhebung durch eine einzelörtliche Recherche<br />
im gesamten Bundesland wurde im Rahmen<br />
dieser Untersuchung nicht durchgeführt, da eine Auswertung<br />
spezifischer Informations- und Werbematerialien<br />
als zielführender eingeschätzt wurde. Weil davon<br />
ausgegangen werden kann, dass einnahmeorientierte<br />
Betreiber von Reisemobilstellplätzen ein hohes<br />
Interesse an ihrer Auffindbarkeit haben und dementsprechend<br />
in zielgruppenspezifischen überregionalen<br />
Informationsquellen vertreten sein sollten, wird das<br />
Ergebnis der Erhebung grundsätzlich als gut eingeschätzt.<br />
Ein Anspruch auf Vollständigkeit wird dennoch<br />
nicht erhoben. Da Reisemobile relativ unabhängig von<br />
Infrastruktureinrichtungen sind und letztendlich nur<br />
einen Parkplatz benötigen, sind zahlreiche weitere<br />
Anbieter zu vermuten, die ohne Werbemaßnahmen<br />
und sporadisch Wohnmobile auf ihren Parkflächen<br />
beherbergen.<br />
Die Bestandsaufnahme durch das Tourismusbarometer<br />
umfasste folgende Aspekte:<br />
Name der Einrichtungen<br />
Ort und Region<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Ansprechperson und Kontaktdaten<br />
Zahl der Wohnmobilstellplätze<br />
saisonale Öffnungszeiten<br />
Einrichtungstyp bzw. Zugehörigkeit zu anderen<br />
Einrichtungen (z. B. Parkplatz, Beherbergungsbetrieb,<br />
Gastronomie, Weingut)<br />
SChRITT 2: BefRaguNg DeR BeTReIBeR<br />
Zwischen Februar und März <strong>2010</strong> wurde eine schriftliche<br />
Befragung der erfassten Einrichtungen durchgeführt.<br />
Hierzu wurde ein Erhebungsbogen an die<br />
Ansprechpersonen oder Unternehmen verschickt. In<br />
den Fällen, in denen keine spezifischen Kontaktdaten<br />
des Betreibers vorhanden waren, wurden die recherchierten<br />
Touristinformationen und Gemeindeverwaltungen<br />
um Unterstützung oder Weiterleitung des<br />
Erhebungsbogens gebeten.<br />
SChRITT 3: DaTeNeINgaBe uND<br />
auSWeRTuNg<br />
Die zurückgesandten Erhebungsbögen wurden auf<br />
Stimmigkeit geprüft, bei Bedarf über eine telefonische<br />
Nacherfassung ergänzt und schließlich quantitativ<br />
ausgewertet.<br />
4.3 ergebnisse der Bestandserhebung in<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Die Erfassung von Reisemobilstellplätzen in<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> ergab einen Bestand von 432<br />
Stellplatzanlagen/-flächen im gesamten Bundesland.<br />
Zu fünf Anlagen bzw. Parkplätzen konnte die Stellplatzzahl<br />
nicht recherchiert werden. Die übrigen 427<br />
Einrichtungen halten nach den vorliegenden Angaben<br />
insgesamt knapp 6.500 Stellplätze für Reisemobile vor.<br />
Die durchschnittliche Stellplatzzahl liegt rechnerisch<br />
bei etwa 15,2 Stellplätzen pro Einrichtung. Die Struktur<br />
ist sehr kleinteilig. 52 Prozent der recherchierten<br />
Einrichtungen verfügen über maximal fünf und weitere<br />
20 Prozent über bis zu zehn Stellplätze. 13 Prozent<br />
erreichen zwischen 11 und 25 Stellplätze, 15 Prozent<br />
weisen über 25 auf.<br />
Zur Charakterisierung des Bestands wurden folgende<br />
Anlagentypen definiert:
58<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
eigenständige Wohnmobilstellanlagen:<br />
Flächen, die ausschließlich von Wohnmobilen<br />
genutzt werden dürfen. Diese meist abgetrennten<br />
Einrichtungen verfügen häufig über<br />
eine zielgruppenspezifische Infrastruktur (z. B.<br />
Stromanschluss, Entsorgungsmöglichkeit, Wasserversorgung).<br />
Die Nutzung ist überwiegend<br />
kostenpflichtig. (Durchschnittliche Stellplatzzahl<br />
in dieser Kategorie: 40 Stellplätze pro Anlage)<br />
Parkplätze: Hierbei handelt es sich um öffentlich<br />
zugängliche Parkflächen, auf denen entweder<br />
spezielle Flächen für Reisemobile ausgewiesen<br />
sind oder die auf der gesamten Fläche generell<br />
zur Übernachtung genutzt werden können. Diese<br />
Stellplatzangebote sind überwiegend ohne weitere<br />
Infrastruktur ausgestattet und nur teilweise<br />
kostenpflichtig. (Durchschnittlich 14 Stellplätze<br />
pro Anlage)<br />
Beherbergungseinrichtungen/Restaurants:<br />
Diese Kategorie verfügt über Stellplätze, die in<br />
den Stellplatzverzeichnissen Beherbergungsoder<br />
Gastronomiebetrieben zugeordnet wurden.<br />
Eigentumsverhältnisse und Betreiberstrukturen<br />
sind daraus jedoch nicht klar ablesbar. (Durchschnittlich<br />
8 Stellplätze pro Anlage)<br />
Weingüter/Bauernhöfe: Angesichts der besonderen<br />
Anbieterstruktur in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> wurde<br />
eine eigene Kategorie für Stellplätze gebildet, die<br />
Tab. 8: anzahl der anlagen und Stellplätze außerhalb von Campingplätzen<br />
Reisegebiet Anzahl<br />
der Stellplatzanlagen<br />
Eigenständige<br />
Wohnmobilstellanlagen<br />
von Weingütern und Bauernhöfen bzw. in ihrem<br />
unmittelbaren Umfeld angeboten werden. Bei der<br />
Mehrheit handelt es sich allerdings um Weingüter.<br />
(Durchschnittlich 7 Stellplätze pro Anlage)<br />
Die durchschnittlichen Stellplatzzahlen der Anlagen<br />
nach Reisegebieten gehen aus abbildung 14 hervor.<br />
Die Verteilung der Stellplatzanlagen über <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> zeigt klare Angebotsschwerpunkte in der <strong>Pfalz</strong>,<br />
in der Mosel-Saar-Region, in Rheinhessen und in<br />
der Eifel. Dabei verfügt die <strong>Pfalz</strong> über die meisten<br />
Anbieter, an Mosel und Saar findet sich aufgrund der<br />
spezifischen Größenstruktur jedoch die Mehrheit der<br />
Stellplätze. (vgl. Tab. 8 und abb. 14)<br />
ZuSammeNfaSSuNg<br />
Die Erfassung von Reisemobilstellplätzen<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> ergab einen Bestand von<br />
432 Stellplatzanlagen/-flächen (ohne Campingplätze)<br />
mit nahezu 6.500 Stellplätzen<br />
für Reisemobile.<br />
Die Verteilung der Stellplatzanlagen über<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> zeigt klare Angebotsschwerpunkte<br />
in der <strong>Pfalz</strong>, in der Mosel-<br />
Saar-Region, in Rheinhessen und in der<br />
Eifel. Auf Mosel- Saar und <strong>Pfalz</strong> entfallen fast<br />
60 Prozent aller Stellplätze.<br />
davon:<br />
Parkplätze Beherbergungseinrichtungen/<br />
Gastronomie<br />
Weingüter/<br />
Bauernhöfe<br />
Anzahl<br />
der Stellplätze<br />
insgesamt<br />
Ahr 13 0 9 4 0 264<br />
Eifel 35 15 6 11 3 576<br />
Hunsrück 13 4 4 4 1 327<br />
Mosel-Saar 61 26 5 3 27 2.471<br />
Naheland 35 8 8 5 14 348<br />
<strong>Pfalz</strong> 182 16 44 18 104 1.353<br />
Rheinhessen 53 10 5 3 35 630<br />
Rheintal 17 4 7 3 3 326<br />
Westerwald-Lahn 23 4 13 5 1 182<br />
Reinland-<strong>Pfalz</strong> 432 87 101 56 188 6.477<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>
59<br />
4.4 ergebnisse der Befragung von Stellplatzbetreibern<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Bei der schriftlichen Befragung wurden folgende<br />
Aspekte erfragt:<br />
Kontaktdaten und Ansprechperson<br />
Einrichtungs- und Betreibertyp<br />
Größe, Öffnungszeiten, Nutzungsgebühren<br />
Ausstattung<br />
quantitative Daten zu Belegungstagen, Auslastung<br />
der Stellplätze, Zahl der Übernachtungen<br />
im Jahr 2009 und zu der durchschnittlichen<br />
Personenzahl pro Reisemobil<br />
wichtigste Quellregionen bzw. -länder<br />
RüCklaufquoTe uND<br />
STRukTuR DeR STIChPRoBe<br />
Über die Befragung konnten Angaben zu insgesamt<br />
135 Anlagen erhoben werden. Das entspricht einer<br />
ausreichenden Rücklaufquote von 31 Prozent. Der<br />
Abgleich mit der eigenen Bestandserhebung zeigt,<br />
dass die Stichprobe in ihrer strukturellen/verhältnismäßigen<br />
Zusammensetzung große Übereinstimmung<br />
aufweist – sowohl im Hinblick auf die Anteilsverteilung<br />
zwischen den Reisegebieten und Einrichtungsarten<br />
als auch hinsichtlich der Größenstruktur. Trotz dieser<br />
Übereinstimmung wird die Stichprobe insbesondere<br />
abb. 14: verteilung der Reisemobilstellplätze auf die Reisegebiete<br />
– ohne Campingplätze für Touristik- und Dauercamping mit Zelt oder Caravan –<br />
Anzahl der Stellplatzanlagen<br />
– in Prozent –<br />
8<br />
8<br />
4<br />
3 3<br />
5<br />
12<br />
14<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
insgesamt: 432<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong><br />
43<br />
5<br />
Anzahl der Stellplätze<br />
– in Prozent –<br />
5<br />
9<br />
10<br />
5<br />
4<br />
3<br />
21<br />
38<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
insgesamt: 6.477<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
bezogen auf die genannten Anlagetypen ausgewertet.<br />
Mit diesen Daten werden dann gewichtete Berechnungen<br />
für alle Anlagen der Bestandserhebung<br />
vorgenommen.<br />
Deutlich wurde, dass insbesondere die Sammlung<br />
quantitativer Daten zur Nachfrage mit erheblichen<br />
Schwierigkeiten verbunden ist. Von den 135 Anlagen<br />
konnten immerhin 110 Auskünfte zu Belegungstagen<br />
und getätigten Übernachtungen machen. Davon<br />
räumten allerdings über 60 Prozent ein, dass es sich<br />
um Schätzwerte handelt. Zusätzlich kommunizierten<br />
weitere Anlagenbetreiber in Telefonaten, dass keine<br />
Statistik geführt werde oder gerade bei öffentlichen<br />
Parkplätzen die Entgelterhebung über Parkscheinautomaten<br />
erfolge, so dass diese nicht von Personenkraftwagen<br />
zu unterscheiden seien.<br />
Im Folgenden werden ausgewählte Daten vorgestellt,<br />
welche die Zusammensetzung der Befragungsstichprobe<br />
charakterisieren. Die Daten beziehen sich<br />
ausschließlich auf die Stichprobe und stellen keine<br />
Hochrechnung dar:<br />
Betreiberstruktur: Die Stichprobe lässt sich in<br />
drei ungefähr gleich große Betreibergruppen<br />
einteilen. Jeweils ein gutes Drittel der Anlagen<br />
wird entweder von einer Kommune, von einem<br />
privaten Unternehmen oder einer Privatperson<br />
geführt.<br />
<strong>Pfalz</strong><br />
Mosel-Saar<br />
Rheinhessen<br />
Eifel<br />
Naheland<br />
Westerwald-Lahn<br />
Rheintal<br />
Ahr<br />
Hunsrück<br />
Ø Stellplatzzahl<br />
je Anlage<br />
7<br />
41<br />
12<br />
16<br />
10<br />
8<br />
19<br />
20<br />
25
60<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
Stellplatzgrößen: 65 Prozent der erfassten<br />
Anlagen haben nicht mehr als zehn Stellplätze für<br />
Wohnmobile (48 Prozent maximal fünf). Nur 18<br />
Prozent bieten über 25 Stellplätze an.<br />
entgeltpflicht: Für 67 Prozent der erfassten Anlagen<br />
ist eine Stellplatzgebühr zu entrichten.<br />
Jede dritte Anlage ist kostenfrei nutzbar.<br />
Saisonale öffnungszeiten: 83 Prozent der<br />
befragten Anlagen sind das ganze Jahr über<br />
geöffnet.<br />
Infrastruktur: 78 Prozent bieten den Nutzern<br />
eine eigene Infrastruktur an. Hierzu gehören<br />
Stromversorgung (73 Prozent der Anlagen),<br />
Wasseranschluss (54 Prozent) und Entsorgungsmöglichkeiten<br />
(53 Prozent).<br />
STellPlaTZBeleguNg<br />
Für das gewichtete Berechnungsverfahren zur Ermittlung<br />
des Übernachtungsaufkommens spielt die Frage<br />
der Stellplatzbelegung eine zentrale Rolle. Bei knapp<br />
über 46 Prozent aller Anlagen ist jeder Stellplatz an<br />
maximal 25 Tagen mit einem Reisemobil besetzt. Bei<br />
fast 23 Prozent erreicht die Belegung 26 bis 50 Tage;<br />
31 Prozent sind an mehr als 50 Tagen besetzt. Die<br />
Höhe der Belegung variiert je nach Typ sehr stark. Die<br />
beste Auslastung erreichen die öffentlichen Parkplätze<br />
und die speziellen Wohnmobilstellanlagen:<br />
Parkplätze – durchschnittliche Belegung je<br />
Stellplatz: 83 Tage<br />
Eigenständige Wohnmobilstellanlagen:<br />
70 Tage je Stellplatz<br />
Beherbergungs- oder Gastronomieeinrichtungen:<br />
12 Tage je Stellplatz<br />
Weingüter/Bauernhöfe: 34 Tage je Stellplatz<br />
Bei den Weingütern und Bauernhöfen deutet sich an,<br />
dass der Reisemobiltourismus eine attraktive Zuerwerbsmöglichkeit<br />
darstellt. Diese erstreckt sich nicht<br />
nur auf die Einnahmequelle Stellplatzgebühren. Viel<br />
attraktiver und daher erstrebenswert ist die Verbindung<br />
des Aufenthalts mit einer Weinverkostung oder<br />
dem Erwerb von Weinprodukten.<br />
PeRSoNeN Je ReISemoBIl<br />
Bei der Angabe oder Einschätzung, wie viele Personen<br />
durchschnittlich mit dem Reisemobil unterwegs sind,<br />
herrscht große Einigkeit: 80 Prozent der Befragten<br />
gehen von zwei Personen je Gefährt aus. Der Durchschnittswert<br />
über die gesamte Stichprobe hinweg<br />
liegt ebenso bei zwei Personen. Diese Angabe ist aber<br />
grundsätzlich als vorsichtige Schätzung der Betreiber<br />
einzustufen. Denn die Studie „Wirtschaftsfaktor<br />
Campingtourismus in Deutschland“ aus dem Jahr<br />
2004 ermittelte eine durchschnittliche Reisemobilbesetzung<br />
von 2,4 Personen.<br />
WIChTIge quellmäRkTe füR<br />
ReISemoBIlgäSTe<br />
Angaben zu den wichtigsten Quellgebieten konnten<br />
nur von einem Teil der befragten Einrichtungen<br />
gesammelt werden. Nach Einschätzung der Befragten<br />
stammt die Mehrheit der Gäste aus Deutschland,<br />
wobei Nordrhein-Westfalen und <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> am<br />
häufigsten genannt wurden. Ostdeutsche Bundesländer<br />
wurden fast gar nicht aufgezählt. Aber auch Gäste<br />
aus dem Ausland spielen eine wichtige Rolle. Die<br />
große Mehrzahl wurde den benachbarten Niederlanden<br />
und Belgien zugeordnet. Genauere Angaben<br />
wurden nicht erhoben.<br />
ZuSammeNfaSSuNg<br />
Von 135 Anlagen konnten 110 Auskunft<br />
zu Belegungstagen und getätigten Übernachtungen<br />
geben, wobei es sich meist um<br />
Schätzungen handelte.<br />
Bei knapp über 46 Prozent aller Anlagen ist<br />
jeder Stellplatz an maximal 25 Tagen mit<br />
einem Reisemobil besetzt. Je nach Anlagentyp<br />
fallen die Auslastungsquoten sehr<br />
unterschiedlich aus.<br />
Die Mehrheit der Gäste stammt aus<br />
Deutschland, vor allem aus Nordrhein-<br />
Westfalen und <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. Bedeutend<br />
sind auch Gäste aus dem Ausland. Hier<br />
dominieren die Nachbarländer Niederlande<br />
und Belgien.
61<br />
4.5 übernachtungsaufkommen und<br />
umsatzeffekte<br />
Aus den gewonnenen Ergebnissen soll eine Quantifizierung<br />
der Bedeutung des Reisemobiltourismus<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> erfolgen:<br />
BeReChNuNg DeS<br />
üBeRNaChTuNgSaufkommeNS<br />
Um einen Überblick über das Übernachtungsaufkommen<br />
zu erhalten, das von Reisemobiltouristen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
außerhalb von Campingplätzen erzeugt wird,<br />
wurde folgende Berechnung vorgenommen:<br />
Für jeden Anlagentyp wurde auf Basis der<br />
Stichprobe die durchschnittliche Zahl der Belegungstage<br />
je Stellplatz berechnet. Von einem<br />
regionalen Berechnungsansatz wurde Abstand<br />
genommen, da die vorliegenden Fallzahlen je<br />
Reisegebiet teilweise nicht ausreichen.<br />
Für jeden Belegungstag wurden zwei Übernachtungen<br />
(pro ausgelasteten Stellplatz) angenommen,<br />
da die Reisemobile durchschnittlich mit<br />
zwei Personen besetzt sind.<br />
Mit diesen Kennziffern wurde für jede Anlage und<br />
für jeden Stellplatz aus der Bestandserhebung die<br />
Zahl der Übernachtungen im Jahr 2009 berechnet.<br />
Aus den Übernachtungszahlen jeder der insgesamt<br />
427 Anlagen (zu acht Anlagen sind keine<br />
Stellplatzzahlen bekannt) wurde eine Summe für<br />
die Reisegebiete und für das gesamte Bundesland<br />
berechnet. (vgl. abb. 15 und 16)<br />
üBeR 800.000 üBeRNaChTuNgeN voN<br />
ReISemoBIlISTeN auSSeRhalB voN<br />
CamPINgPläTZeN<br />
Als Ergebnis dieser Berechnung wurde ein Gesamtvolumen<br />
von über 800.000 Übernachtungen durch<br />
Reisemobilisten außerhalb von Campingplätzen in<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> ermittelt! Knapp 39 Prozent entfallen<br />
auf das Mosel-Saar-Gebiet, 20 Prozent auf die <strong>Pfalz</strong>.<br />
(vgl. abb. 15)<br />
Dieses Aufkommen bezieht sich ausdrücklich auf die<br />
427 Anlagen, die im Rahmen der Bestandserhebung<br />
erfasst wurden. Diese ist zwar in Bezug auf die Anzahl<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
sehr umfassend. Sie erhebt jedoch keinen Anspruch<br />
auf Vollständigkeit. Nicht inbegriffen sind – wie<br />
bereits erwähnt – die Übernachtungen von Reisemobilisten<br />
auf Campingplätzen, die auch von Touristikund<br />
Dauercampern mit Zelt oder Caravan genutzt werden.<br />
Das Ergebnis ist demzufolge als unterer Annäherungswert<br />
einzustufen.<br />
hINWeIS<br />
Das ermittelte Übernachtungsaufkommen kann<br />
nicht vollständig zu dem von der amtlichen Statistik<br />
ausgewiesenen Volumen addiert werden.<br />
Zur Kontrolle wurden die Stellplatzbetreiber<br />
in der Befragung um die Auskunft gebeten,<br />
ob die genannten Übernachtungszahlen dem<br />
Statistischen Landesamt übermittelt und damit<br />
in der Landesstatistik abgebildet werden.<br />
Zumindest 40 Prozent der 110 datenliefernden<br />
Betreiber (58 Prozent der Stellplätze) bejahten<br />
diese Frage. Folglich gibt es bei der ermittelten<br />
Gesamtzahl von über 800.000 Übernachtungen<br />
Schnittmengen mit der amtlichen Statistik.<br />
Diese können jedoch nicht genauer herausgearbeitet<br />
werden, weil ein Abgleich der Anlagen aus<br />
der Bestandserhebung mit den Betrieben, die<br />
dem Statischen Landesamt Daten zuliefern, aus<br />
Datenschutzgründen nicht möglich ist.<br />
Dennoch stellt das ermittelte Übernachtungsvolumen<br />
angesichts von insgesamt über 23,3 Millionen Übernachtungen<br />
pro Jahr in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> in gewerblichen<br />
Beherbergungsbetrieben, in Privatquartieren<br />
und auf Campingplätzen (ohne Dauercamping) eine<br />
beachtliche Größe dar.<br />
BeReChNuNg DeS umSaTZvolumeNS<br />
Zur Ermittlung des Bruttoumsatzes, der auf dieses<br />
Tourismussegment entfällt, wurde auf die Ergebnisse<br />
einer Leserbefragung zurückgegriffen, die im Rahmen<br />
der Grundlagenstudie „Wirtschaftsfaktor Campingtourismus<br />
in Deutschland“ von 2004 durchgeführt wurde.<br />
Aus dieser Befragung konnte ein durchschnittlicher<br />
täglicher Ausgabewert eines Reisemobilisten außerhalb<br />
von Campingplätzen ermittelt werden. Dieser<br />
Wert wurde für das Jahr 2009 um die Inflationsrate<br />
bereinigt und wird jetzt mit 41,10 Euro pro Person<br />
und Tag angenommen.
62<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
abb. 15: übernachtungen und Bruttoumsatz durch den Reisemobiltourismus außerhalb<br />
von Campingplätzen nach Reisegebieten<br />
41.000<br />
(5 %)<br />
40.000<br />
(5 %)<br />
45.000<br />
(6 %)<br />
68.000<br />
(8 %)<br />
73.000<br />
(9 %)<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong><br />
abb. 16: Rechenweg zur ermittlung des übernachtungs- und umsatzvolumens<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong><br />
36.000<br />
(4 %)<br />
Stellplätze Stellplätze je<br />
je<br />
Anlage<br />
Anlage<br />
23.000<br />
(3 %)<br />
164.000<br />
(20 %)<br />
Bestandserhebung<br />
Bestandserhebung<br />
Übernachtungen<br />
Übernachtungen<br />
aller aller Anlagen Anlagen der<br />
der<br />
Bestandserhebung<br />
Bestandserhebung<br />
in in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
(insg. (insg. 801.000)<br />
801.000)<br />
311.000<br />
(39 %)<br />
negnuthcanrebÜ<br />
<strong>Pfalz</strong><br />
Mosel-Saar<br />
Rheinhessen<br />
Eifel<br />
Naheland<br />
Westerwald-<br />
Lahn<br />
Rheintal<br />
Ahr<br />
Berechnung Berechnung des des Übernachtungsvolumens<br />
Übernachtungsvolumens<br />
X<br />
Berechnung Berechnung des des Umsatzvolumens<br />
Umsatzvolumens<br />
X<br />
Hunsrück<br />
1,6 Mio.<br />
1,7 Mio.<br />
1,9 Mio.<br />
2,8 Mio.<br />
1,5 Mio.<br />
3,0 Mio.<br />
(in Euro)<br />
0,9 Mio.<br />
6,7 Mio.<br />
Stichprobe/Befragung Stichprobe/Befragung<br />
Summe<br />
Summe<br />
Ø Belegungstage<br />
je Stellplatz<br />
je Anlagetyp<br />
X<br />
Ø Personenzahl<br />
je Reisemobil<br />
(2,0 Personen)<br />
Ø Ausgaben pro Tag und<br />
Person in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
(41,10 €)<br />
=<br />
=<br />
Übernachtungen<br />
Übernachtungen<br />
je je Anlage<br />
Anlage<br />
∑<br />
∑<br />
Summenbildung<br />
Summenbildung<br />
der<br />
der<br />
Übernachtungen<br />
Übernachtungen<br />
aller<br />
aller<br />
Anlagen<br />
Anlagen<br />
der<br />
der<br />
Bestandserhebung<br />
Bestandserhebung<br />
Bruttoumsatz<br />
Bruttoumsatz<br />
(32,9 (32,9 Mio. Mio. Euro)<br />
Euro)<br />
ztasmuott<br />
12,8 Mio.
63<br />
32,9 mIllIoNeN euRo BRuTToumSaTZ<br />
DuRCh ReISemoBIlISTeN<br />
Legt man diesen Ausgabewert zugrunde, ergibt sich<br />
bei rechnerischen 801.000 Übernachtungen (genauer<br />
Wert) ein jährlicher Bruttoumsatz von 32,9 Millionen<br />
Euro durch die Reisemobilisten außerhalb von Campingplätzen<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. Eine regionale Zuordnung<br />
des Umsatzes ist rechnerisch natürlich möglich,<br />
jedoch mit Vorsicht zu bewerten. Die Erfahrungen<br />
aus den vom dwif seit vielen Jahren durchgeführten<br />
Ausgabenstrukturuntersuchungen (Übernachtungsund<br />
Tagesgäste) zeigen aber, dass die Ausgabenhöhe<br />
je nach Region sehr stark variiert.<br />
Mit der Zuordnung des Bruttoumsatzes auf verschiedene<br />
Branchen lassen sich die unterschiedlichen<br />
Profiteure im Detail darstellen. Legt man die Ausgabenstruktur<br />
der Reisemobilisten des Jahres 2004<br />
zugrunde, so entfallen<br />
jeweils 11,8 Millionen Euro Bruttoumsatz auf die<br />
Gastronomie und den Einzelhandel in <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> (36,8 Prozent) und<br />
weitere 8,5 Millionen Euro (26,4 Prozent) auf<br />
andere Dienstleistungsunternehmen (Freizeit,<br />
Kultur, Sport, Transport).<br />
ZuSammeNfaSSuNg<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Auf Basis der mit Hilfe von Primärerhebungen<br />
gewonnenen Daten wurde eine Berechnung<br />
des Übernachtungsvolumens auf allen hier<br />
erfassten Stellplatzanlagen durchgeführt. Im<br />
Ergebnis wurden mehr als 800.000 Übernachtungen<br />
festgestellt, die von Reisemobilisten<br />
außerhalb von Campingplätzen in<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> getätigt werden.<br />
Rechnerisch ergibt dies einen Bruttoumsatz<br />
in Höhe von 32,9 Millionen Euro, der jeweils<br />
zu knapp 37 Prozent auf Einzelhandel und<br />
Gastronomie und zu 26 Prozent auf andere<br />
Dienstleistungsunternehmen entfällt.<br />
Die Daten bestätigen die große wirtschaftliche<br />
Bedeutung dieses Tourismussegments.<br />
Aus diesem Grund sollten verschiedene<br />
Regionen die Marktforschung in diesem<br />
Segment vertiefen und das Marketing für<br />
diese Zielgruppe zukünftig verstärken.
64<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
5 Herkunftsstruktur der Gäste in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
5.1 Bedeutung und herkunftsstruktur der<br />
gäste aus dem ausland<br />
DaTeN: uNeINgeSChRäNkT<br />
veRgleIChBaR<br />
Alle Übernachtungen inklusive Camping<br />
ausgewiesen, für Vorjahresvergleiche<br />
Daten nachberechnet<br />
Vorjahres- und Bundesländervergleiche<br />
uneingeschränkt möglich<br />
RheINlaND-PfalZ:<br />
mehR gäSTe auS Dem auSlaND<br />
Nach hohen Wachstumsraten seit 2003 ging die<br />
ausländische Übernachtungsnachfrage in Deutschland<br />
2009 erstmals wieder zurück (-3 Prozent). Damit<br />
zeigen sich im Incoming-Tourismus unmittelbar die<br />
Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise:<br />
Sowohl Besucher aus speziellen Herkunftsmärkten als<br />
auch ein hoher Anteil der Geschäftsreisenden blieben<br />
aus. Zum Teil konnten die sinkenden Gästezahlen aus<br />
dem Ausland jedoch von einer starken heimischen<br />
Nachfrage kompensiert werden. Fast alle Barometer-<br />
Bundesländer waren von dem Nachfragerückgang aus<br />
4,0<br />
2,0<br />
0,0<br />
-2,0<br />
-4,0<br />
-6,0<br />
-8,0<br />
-10,0<br />
-12,0<br />
-14,0<br />
Brandenburg<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
Schleswig-<br />
Holstein<br />
Sachsen-<br />
Anhalt<br />
dem Ausland betroffen. Entgegen dem Trend konnten<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> (+2,4 Prozent) und Thüringen<br />
(+3,4 Prozent) mehr ausländische Gäste begrüßt werden.<br />
(vgl. abb. 17)<br />
INComINg-TouRISmuS:<br />
ThemeNauSRIChTuNg uND Nähe Zu<br />
quellmäRkTeN eNTSCheIDeND<br />
Ausländische Gäste haben in den einzelnen Ländern<br />
traditionell eine sehr unterschiedliche Bedeutung:<br />
Niedersachsen<br />
In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> werden über ein Viertel aller<br />
Übernachtungen von Ausländern getätigt. Das<br />
ist vor allem auf die Nähe zu den Quellmärkten<br />
in Westeuropa zurückzuführen. Die hohe Auslandsreiseintensität<br />
sowie die Campingaffinität<br />
dieser Zielgruppen tragen ebenfalls zu dem<br />
hohen Marktanteil bei. Im Saarland zeigt sich ein<br />
vergleichbarer Effekt.<br />
Neben diesen beiden Ländern weist Sachsen aufgrund<br />
der Positionierung als Kulturdestination<br />
einen hohen Anteil an ausländischen Besuchern<br />
auf.<br />
Die Küstenbundesländer sind dagegen eher das<br />
Ziel von Inlandsurlaubern. (vgl. Tab. 9)<br />
abb. 17: entwicklung der ausländerübernachtungen nach Bundesländern 2009 gegenüber 2008<br />
– in Prozent –<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Statistische Landesämter<br />
Sachsen <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong><br />
Betriebe ab 9 Betten Betriebe ab 9 Betten und Campingplätze<br />
Thüringen
65<br />
Quelle: Statistische Landesämter<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Tab. 9: übernachtungen in gewerblichen Beherbergungsbetrieben nach herkunft 2009<br />
Rheinsteig
66<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
heRkuNfT DeR auSläNDISCheN gäSTe:<br />
NIeDeRläNDeR WeITeR auf<br />
Dem voRmaRSCh<br />
Die Quellmarktstruktur in den Bundesländern wird<br />
hauptsächlich von der geografischen Lage, aber auch<br />
von der strategischen Ausrichtung der Landesmarketingorganisationen<br />
beeinflusst. Daher sind für die<br />
einzelnen Barometer-Bundesländer unterschiedliche<br />
ausländische Gästegruppen relevant:<br />
In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Schleswig-Holstein und<br />
Mecklenburg-Vorpommern dominieren wenige<br />
Quellmärkte. Hier machen die TOP-6-Herkunftsländer<br />
rund drei Viertel aller ausländischen<br />
Übernachtungen aus. Dadurch sind diese Länder<br />
anfälliger für Nachfragerückgänge aus einem<br />
der Hauptquellmärkte. Vorteile sind jedoch eine<br />
stärkere Bündelungsmöglichkeit der Auslandsmarketingaktivitäten<br />
und damit verbunden ein<br />
effektiverer Ressourceneinsatz.<br />
Die Niederlande spielen in allen Barometer-Bundesländern<br />
eine wichtige Rolle und platzieren sich<br />
stets unter den TOP 3. Die beliebtesten Reiseziele<br />
der Niederländer sind die angrenzenden Bundesländer,<br />
insbesondere <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>: Fast 50 Prozent<br />
aller ausländischen Gäste kommen aus dem<br />
Nachbarland. Aber auch die benachbarten Belgier<br />
und Franzosen sind wichtige Gästegruppen.<br />
Vergleichsweise hoch ist der Anteil der Gäste aus<br />
Großbritannien und den USA, die in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
vor allem die Reisegebiete entlang der Flüsse Rhein,<br />
Mosel und Saar sowie die <strong>Pfalz</strong> – d. h. die klassischen<br />
Kulturreiseziele – besuchen. Die sehr hohen Übernachtungszahlen<br />
der US-Amerikaner in der <strong>Pfalz</strong><br />
können zum Teil auf den US-Luftwaffen-Stützpunkt<br />
in Ramstein zurückgeführt werden. (vgl. karte 5)<br />
INComINg-TouRISmuS IN DeN ReISege-<br />
BIeTeN: hohe BeDeuTuNg IN huNSRüCk<br />
uND moSel-SaaR<br />
DaTeN: uNeINgeSChRäNkT<br />
veRgleIChBaR<br />
Alle Übernachtungen ohne Camping<br />
ausgewiesen<br />
Vorjahres- und Bundesländervergleiche<br />
uneingeschränkt möglich<br />
In den einzelnen Reisegebieten haben ausländische<br />
Gäste eine sehr unterschiedliche Bedeutung:<br />
Besonders hoch ist der Anteil der ausländischen<br />
Touristen im Hunsrück (42 Prozent). Einen<br />
Erklärungsansatz bieten der Flughafen Hahn<br />
sowie der Landal Ferienpark Hochwald. Die hohen<br />
Ausländeranteile im Mosel-Saar-Gebiet (knapp 39<br />
Prozent) sind vor allem auf die Attraktivität des<br />
Flusstals und der Stadt Trier, aber auch auf die<br />
vielen dort angesiedelten Ferienzentren zurückzuführen.<br />
Eine vergleichsweise geringe Bedeutung hat<br />
der Incoming-Tourismus für die Reisegebiete<br />
Westerwald-Lahn, Ahr, <strong>Pfalz</strong> und Naheland, auch<br />
wenn die Anteilswerte größtenteils noch immer<br />
über denen der anderen Barometer-Bundesländer<br />
liegen.<br />
Die Entwicklung der ausländischen Übernachtungen<br />
verlief 2009 in fünf Regionen positiv, allen voran im<br />
Naheland (+64 Prozent). Negative Ergebnisse meldeten<br />
insbesondere Rheinhessen, Hunsrück und Eifel.<br />
(vgl. Tab. 10)<br />
ZuSammeNfaSSuNg<br />
Die ausländische Nachfrage ging im Krisenjahr<br />
2009 in Deutschland deutlich zurück. In<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> konnte sie jedoch gegen den<br />
Trend zulegen (+2,4 Prozent).<br />
Die Bedeutung des Incoming-Tourismus<br />
ist in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> sehr hoch. Werden<br />
in anderen Barometer-Bundesländern nur<br />
Anteilswerte bis 10 Prozent erreicht, stellen<br />
die ausländischen Übernachtungen in<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> über ein Viertel der gesamten<br />
Nachfrage.<br />
Mit Abstand der wichtigste ausländische<br />
Quellmarkt sind die direkten Nachbarländer<br />
Niederlande und Belgien. Aber auch der<br />
Anteil von Gästen aus Großbritannien und<br />
den USA ist vergleichsweise hoch.
67<br />
karte 5: ToP-6-auslandsquellmärkte in den Barometer-Bundesländern 2009<br />
– Anteile der Übernachtungen an allen Auslandsquellmärkten in Prozent –<br />
Schweden<br />
Dänemark<br />
Schweiz<br />
Niederlande<br />
Polen<br />
Österreich<br />
USA<br />
Vereinigtes Königreich<br />
Frankreich<br />
Belgien<br />
Russland<br />
Luxemburg<br />
Norwegen<br />
Übriges Ausland<br />
47%<br />
14%<br />
5% 6%<br />
8%<br />
2%<br />
2%<br />
7%<br />
7%<br />
11%<br />
9%<br />
Quelle: Statistische Landesämter<br />
43%<br />
3%<br />
5%<br />
7%<br />
29%<br />
4% 5%<br />
4% 4%<br />
17%<br />
16%<br />
Tab. 10: übernachtungen von ausländischen gästen nach Reisegebieten 2008 – 2009<br />
– Beherbergungsbetriebe ≥ 9 Betten –<br />
Quelle: Statistisches Landesamt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
26%<br />
35%<br />
24% 23%<br />
8%<br />
49%<br />
11%<br />
16%<br />
48%<br />
47%<br />
26%<br />
4%<br />
6%<br />
5%<br />
4% 4%<br />
7%<br />
22%<br />
11%<br />
51%<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
20%<br />
10%<br />
6%<br />
5%<br />
6%<br />
4%<br />
4%<br />
5%<br />
5 %4 %<br />
7%<br />
14%<br />
14%<br />
52%<br />
14%<br />
12%<br />
6%<br />
5%<br />
Reisegebiet 2008 2009 Veränderung<br />
2009/2008<br />
(in %)<br />
10%<br />
8%<br />
7%<br />
Anteil an<br />
allen ÜN 2009<br />
(in %)<br />
R h e i n l a n d - P f a l z<br />
Ahr 139.469 143.475 2,9 12,9<br />
Eifel 901.925 849.260 -5,8 31,0<br />
Hunsrück 321.851 300.881 -6,5 42,2<br />
Mosel-Saar 1.549.153 1.614.278 4,2 38,5<br />
Naheland 146.225 240.458 64,4 16,1<br />
<strong>Pfalz</strong> 437.331 453.894 3,8 13,0<br />
Rheinhessen 316.772 270.520 -14,6 22,3<br />
Rheintal 412.584 402.988 -2,3 22,9<br />
Westerwald-Lahn 107.469 110.205 2,5 7,6
68<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
5.2 herkunftsstruktur der gäste aus<br />
dem Inland<br />
Die amtliche Tourismusstatistik gibt Auskunft über<br />
die Anzahl und den jeweiligen Anteil der Inländerund<br />
Ausländerübernachtungen in den Bundesländern<br />
und Regionen sowie über die Herkunftsländer der<br />
internationalen Gäste. Aussagen zur regionalen Herkunft<br />
der inländischen Übernachtungsgäste werden<br />
nicht ausgewiesen. Für ein gezielt auf die Quellregion<br />
ausgerichtetes Marketing sind Informationen über die<br />
Herkunft der Gäste unabdingbar und erfordern somit<br />
eine umfassende Marktforschung.<br />
meThoDISChe voRBemeRkuNg<br />
Das Tourismusbarometer leistet einen Beitrag, um<br />
diese Wissenslücke zumindest ein wenig zu schließen,<br />
und stellt Informationen bereit, die für Messeauftritte,<br />
Werbeaktivitäten und andere Marketingmaßnahmen<br />
der Landesmarketinggesellschaften und<br />
regionalen Tourismusorganisationen hilfreich sind.<br />
Ausgewiesen werden zudem Daten über die monatliche<br />
Verteilung der Gäste, um auch saisonale Unterschiede<br />
erfassen und im Marketing berücksichtigen<br />
zu können. Diese Informationen liefern die Fremdabhebungen<br />
an den Geldautomaten der Sparkassen<br />
– die sogenannten GA-Daten.<br />
DefINITIoN<br />
Fremdabhebungen an Geldautomaten sind<br />
sämtliche Abhebungen von Kunden aller Kreditinstitute<br />
(Sparkassen, Geschäftsbanken, Genossenschaftsbanken)<br />
außerhalb des eigenen<br />
Geschäftsgebiets der jeweiligen Sparkasse.<br />
Die Sparkassen haben die größte Flächenabdeckung<br />
an Geldautomaten und sind im Privatkundengeschäft<br />
deutschlandweit Marktführer. Jedes Mal, wenn ein<br />
Tourist an einem Automaten Geld abhebt, um damit<br />
Barausgaben während seines Aufenthalts zu tätigen,<br />
wird unter anderem registriert, aus welcher Region<br />
dieser Kunde kommt. Kunden, die ihr Konto bei der<br />
jeweiligen Sparkasse haben, sind in diesen Daten<br />
nicht enthalten. Das gilt für alle Kunden des gesamten<br />
Geschäftsgebiets25 . Mit dem Instrument der<br />
GA-Daten werden sämtliche Touristen, sowohl Tagesals<br />
auch Übernachtungsgäste, erfasst, die während<br />
ihres Aufenthalts im Zielgebiet Geld abheben.<br />
voRTeIle DeR ga-DaTeN<br />
identische Erfassung bei allen Sparkassen26 ,<br />
daher optimale Vergleichbarkeit - nicht<br />
nur für alle Regionen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>,<br />
sondern auch für alle Barometer-Bundes-<br />
länder 27<br />
Gewährleistung des Datenschutzes durch<br />
Anonymisierung<br />
ganzjährige, tagesgenaue Erfassung touristischer<br />
Nachfragesegmente<br />
rasche Verfügbarkeit der Ergebnisse<br />
Auswertungsmöglichkeiten für Reisegebiete,<br />
einzelne Teilräume sowie Orte<br />
Die Daten sind somit als Service der Sparkassen für<br />
die Tourismusverantwortlichen in den Regionen zu<br />
verstehen, die diese für ihre Marketingarbeit verwenden<br />
können. Für die Analyse zur Herkunft der inländischen<br />
Gäste liegen die Daten aller 26 Geschäftsgebiete<br />
des <strong>Sparkassenverband</strong>es <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> vor.<br />
(vgl. karte 6)<br />
25 vgl. dazu Abgrenzung der Sparkassen-Geschäftsgebiete in Karte 6<br />
26 der Sparkassen-Finanzgruppe<br />
27 Für Niedersachsen werden die GA-Daten für das Jahr 2009 nicht ausgewiesen.<br />
Eifelsteig: Wanderer am Weinfelder Maar
69<br />
karte 6: geschäftsgebiete der Sparkassen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
17<br />
18<br />
19<br />
20<br />
21<br />
22<br />
23<br />
24<br />
25<br />
26<br />
Kreissparkasse Altenkirchen<br />
Kreissparkasse Westerwald<br />
Sparkasse Neuwied<br />
Kreissparkasse Ahrweiler<br />
Sparkasse Koblenz<br />
1<br />
Kreissparkasse Rhein-Hunsrück<br />
Sparkasse Mittelmosel Eifel-Mosel-Hunsrück<br />
4 3<br />
2<br />
Kreissparkasse Vulkaneifel<br />
Kreissparkasse Bitburg-Prüm<br />
10 5<br />
Kreissparkasse Mayen<br />
Sparkasse Rhein-Nahe<br />
8<br />
Sparkasse Mainz<br />
9<br />
6<br />
Sparkasse Donnersberg<br />
7<br />
Sparkasse Worms-Alzey-Ried<br />
12<br />
Sparkasse Trier<br />
11<br />
Kreissparkasse Birkenfeld<br />
Kreissparkasse Kusel<br />
15<br />
16<br />
14<br />
Sparkasse Rhein-Haardt<br />
Stadtsparkasse Kaiserslautern<br />
17<br />
13<br />
Kreissparkasse Kaiserslautern<br />
18<br />
Sparkasse Südwestpfalz<br />
Kreissparkasse Rhein-<strong>Pfalz</strong><br />
20 19<br />
Sparkasse Vorderpfalz, Ludwigshafen a. Rh. - Schifferstadt<br />
Kreis- und Stadtsparkasse Speyer<br />
Sparkasse Südliche Weinstraße in Landau i. d. <strong>Pfalz</strong><br />
21 25<br />
Sparkasse Germersheim-Kandel<br />
26<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Nassauische<br />
Sparkasse<br />
Quelle: Sparkassen- und Giroverband <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 2008, kartographische Darstellung dwif<br />
Die Geschäftsgebiete der Sparkassen Mainz und Worms-Alzey-Ried reichen bis nach Hessen. Und im Geschäftsgebiet<br />
der Sparkasse Westerwald ist die Nassauische Sparkasse (ein Institut des Sparkassen- und Giroverbandes<br />
für Hessen-Thüringen) tätig.<br />
Quelle: dwif 2009<br />
22<br />
23<br />
24
70<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
Im Folgenden werden anhand ausgewählter Beispiele<br />
zur Herkunftsstruktur und Saisonalität die Nutzungsmöglichkeiten<br />
der GA-Daten für das Tourismusmarketing<br />
aufgezeigt.<br />
5.2.1 herkunftsstruktur der Deutschen in<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> im ländervergleich<br />
Karte 7 dokumentiert die Ergebnisse der Fremdabhebungen<br />
in den Barometer-Bundesländern für 2009.<br />
Diese Daten sind nicht vergleichbar mit Auswertungen<br />
von Gästebefragungen, da bei den GA-Daten, wie<br />
erwähnt, ganzjährig alle Gästegruppen, also auch<br />
Abhebungen von Tagesausflüglern, erfasst werden.<br />
Die GA-Daten ergänzen diese Instrumente, indem sie<br />
einen Überblick über den Gesamtmarkt ermöglichen.<br />
Jedes Barometer-Bundesland zeichnet sich abhängig<br />
von seiner geografischen Lage und seinem Inlandsmarketing<br />
durch eine unterschiedliche Herkunft<br />
seiner inländischen Gäste aus. Die jeweils sechs wichtigsten<br />
Quellmärkte sind in karte 7 visualisiert.<br />
NoRDRheIN-WeSTfaleN: BeDeuTeNDeR<br />
quellmaRkT füR RheINlaND-PfalZ<br />
Mit Ausnahme von Brandenburg spielt in allen<br />
Barometer-Bundesländern die Nachfrage der eigenen<br />
Bevölkerung die quantitativ größte Rolle. Deren<br />
Anteilswerte sind allerdings sehr verschieden. Während<br />
er in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> und im Saarland deutlich<br />
über 50 Prozent liegt, ist er in Sachsen-Anhalt (21,9<br />
Prozent) 28 viel geringer. Außerhalb von <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> stellen neben den Gästen aus dem eigenen<br />
Bundesland Besucher aus Nordrhein-Westfalen und<br />
Hessen mit Anteilen von 13 Prozent bzw. 11,1 Prozent<br />
die größten Gästegruppen dar. Mit deutlich geringeren<br />
Anteilen (unter 7,0 Prozent) lagen alle anderen<br />
Bundesländer dahinter.<br />
INläNDISChe quellmaRkTaNTeIle IN<br />
RheINlaND-PfalZ STaBIl<br />
In der Langfristbetrachtung der Anteilswerte der<br />
Quellmärkte für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> sind nur geringfügige<br />
Verschiebungen von 2007 bis 2009 festzustellen.<br />
Erst die relativen Veränderungen der<br />
Abhebungen je Bundesland liefern einen sehr guten<br />
Überblick, aus welchen Quellmärkten 2009 welche<br />
Nutzungshäufigkeit der Geldautomaten und damit<br />
welche Nachfrageentwicklung von Tages- und Übernachtungsgästen<br />
abzuleiten ist. (vgl. Tab. 11)<br />
In dem dreijährigen Betrachtungszeitraum ist<br />
der Anteil aus Baden-Württemberg von 6,3<br />
Prozent auf 7,0 Prozent gestiegen, aus Hessen<br />
sind ebenfalls Anteilssteigerungen festzustellen.<br />
Dagegen sanken die Anteilswerte von Gästen aus<br />
Niedersachsen.<br />
Die prozentualen Veränderungen des Gästeaufkommens<br />
belegen bei insgesamt zwölf der 16<br />
Bundesländer ein gestiegenes Interesse an dem<br />
touristischen Angebot in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. Ein<br />
weiteres Jahr in Folge zog <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> mehr<br />
Gäste aus den benachbarten Bundesländern an.<br />
Besonders erfreulich sind die Zunahmen aus<br />
dem anteilsmäßig starken Nordrhein-Westfalen<br />
(+1,9 Prozent); aber auch aus Hessen (+2,9<br />
Prozent) und Baden- Württemberg (+9,9 Prozent)<br />
kamen mehr Besucher.<br />
5.2.2 quellmarktstrukturen in den<br />
geschäftsgebieten der Sparkassen<br />
Die Betrachtung der Herkunftsstruktur der einzelnen<br />
Geschäftsgebiete der Sparkassen offenbart eine unterschiedliche<br />
Bedeutung einzelner Herkunftsländer<br />
für die regionale Ebene. Auch hier wurden bewusst die<br />
Abhebungen aus dem eigenen Bundesland berücksichtigt,<br />
um die Bedeutung des Tagestourismus aus<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> entsprechend herausstellen zu können.<br />
In Tabelle 12 ist für alle Sparkassen-Geschäftsgebiete<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> die Herkunftsstruktur der<br />
Inlandsgäste für 2009 sowie die prozentuale Veränderung<br />
2009 gegenüber 2008 dargestellt.<br />
28 In Sachsen-Anhalt haben 2008/2009 einige Sparkassen fusioniert.<br />
Infolgedessen können nicht alle Geschäftsgebiete in die Auswertung<br />
einbezogen werden. Um Vergleichsanalysen zu ermöglichen, wurden<br />
die Vorjahreswerte entsprechend angepasst.
71<br />
karte 7: ToP-6-quellmärkte in den Barometer-Bundesländern 2009 (ga-Daten)<br />
– Anteile in Prozent –<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Niedersachsen<br />
Sachsen<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Berlin<br />
Schleswig-Holstein<br />
Brandenburg<br />
Thüringen<br />
Hamburg<br />
Bayern<br />
Bremen<br />
Hessen<br />
Baden-Württemberg<br />
Saarland<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Übriges Inland<br />
2,4<br />
2,6 5,4<br />
1,7<br />
2,4<br />
2,6 5,4<br />
1,7<br />
6,7<br />
17,1<br />
64,3<br />
2,0<br />
3,0 6,6<br />
7,0<br />
11,1<br />
13,0<br />
Saarland<br />
2,4<br />
10,4<br />
5,0<br />
7,5<br />
8,9<br />
25,3<br />
57,2<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Schleswig-<br />
Holstein<br />
Tab. 11: fremdabhebungen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> nach quellmärkten 2007 – 2009<br />
– Anteil und Veränderung in Prozent –<br />
22,2<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Für Thüringen liegen keine GA-Daten vor. Für Niedersachsen werden die GA-Daten für das Jahr 2009 nicht ausgewiesen.<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten der Sparkassenverbände<br />
Anteile<br />
2007<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten <strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
30,1<br />
Sachsen-<br />
Anhalt<br />
21,9<br />
11,1<br />
7,7<br />
11,0<br />
8,2<br />
10,1<br />
21,9<br />
7,2<br />
8,3<br />
16,8<br />
10,4 13,3<br />
Anteile<br />
2008<br />
4,0<br />
4,1<br />
6,1<br />
7,0<br />
12,6<br />
4,0<br />
4,1<br />
6,1<br />
7,0<br />
12,6<br />
6,4<br />
Anteile<br />
2009<br />
11,8<br />
21,9<br />
Sachsen<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
Brandenburg<br />
54,4<br />
34,2<br />
8,1<br />
8,7<br />
10,4<br />
10,4<br />
Veränderung der absoluten<br />
Fremdabhebungen 2009/2008 (in %)<br />
Baden-Württemberg 6,3 6,5 7,0 +9,9<br />
Bayern 2,0 2,0 2,0 +4,0<br />
Berlin 0,9 0,8 0,8 +3,6<br />
Brandenburg 0,5 0,5 0,5 -1,5<br />
Bremen 0,1 0,1 0,1 +0,1<br />
Hamburg 0,4 0,4 0,4 +1,1<br />
Hessen 10,9 11,0 11,1 +2,9<br />
Mecklenburg-Vorpommern 0,3 0,3 0,3 +0,7<br />
Niedersachsen 1,9 1,8 1,7 -2,9<br />
Nordrhein-Westfalen 13,0 13,0 13,0 +1,9<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 57,9 57,9 57,3 +0,6<br />
Saarland 2,9 2,9 3,0 +5,3<br />
Sachsen 1,2 1,1 1,1 -2,5<br />
Sachsen-Anhalt 0,6 0,6 0,5 -7,8<br />
Schleswig-Holstein 0,4 0,4 0,5 +2,8<br />
Thüringen 0,7 0,7 0,7 +2,3<br />
Insgesamt 100 100 100 +1,7
72<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
Tab. 12: fremdabhebungen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> nach geschäftsgebieten und quellmärkten 2009<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
insgesamt<br />
Nassauische<br />
Sparkasse (RP Teil)<br />
Kreissparkasse<br />
Vulkaneifel<br />
Kreissparkasse<br />
Kaiserslautern<br />
Kreis- und Stadtsparkasse<br />
Speyer<br />
Stadtsparkasse<br />
Kaiserslautern<br />
Kreissparkasse<br />
Rhein-<strong>Pfalz</strong><br />
Sparkasse Germersheim-Kandel<br />
Kreissparkasse<br />
Bitburg-Prüm<br />
Sparkasse<br />
Vorderpfalz<br />
Kreissparkasse<br />
Altenkirchen<br />
Sparkasse Donnersberg<br />
Kreissparkasse<br />
Westerwald<br />
Kreissparkasse<br />
Rhein-Hunsrück<br />
Kreissparkasse<br />
Birkenfeld<br />
Sparkasse Südwestpfalz<br />
Kreissparkasse<br />
Mayen<br />
Sparkasse<br />
Worms-Alzey-Ried<br />
Kreissparkasse<br />
Ahrweiler<br />
Sparkasse Mainz<br />
Sparkasse Südliche<br />
Weinstraße<br />
Sparkasse<br />
Rhein-Haardt<br />
Sparkasse Mittelmosel<br />
Eifel-Mosel-<br />
Hunsrück<br />
Sparkasse Neuwied<br />
Sparkasse Koblenz<br />
Sparkasse<br />
Rhein-Nahe<br />
Sparkasse Trier<br />
Zielregion*<br />
Herkunftsland<br />
Anteile 2009 in Prozent<br />
Baden-Württemberg 4,5 5,2 2,7 1,3 2,2 10,9 15,6 8,5 2,5 13,8 1,5 6,6 3,8 2,8 1,2 4,9 0,9 20,1 1,6 34,9 12,6 2,6 19,6 4,3 1,7 2,0 7,0<br />
Bayern 2,4 2,6 2,0 1,1 1,5 2,2 3,1 3,2 2,1 2,6 1,3 2,9 2,5 1,6 1,2 1,6 0,8 1,8 0,9 2,6 1,0 1,0 2,9 1,9 1,1 1,4 2,0<br />
Berlin 2,5 1,0 0,9 0,5 1,0 0,6 0,8 1,2 0,8 0,7 0,5 0,7 0,7 0,6 0,4 0,3 0,3 0,7 0,7 0,5 0,3 0,3 1,1 0,5 0,8 0,6 0,8<br />
Brandenburg 0,6 0,6 0,7 0,3 0,8 0,4 0,5 0,6 0,4 0,8 0,4 0,5 0,5 0,4 0,3 0,1 0,2 0,6 0,5 0,7 0,3 0,2 0,7 0,2 0,5 0,5 0,5<br />
Bremen 0,2 0,1 0,1 0,1 0,2 0,1 0,1 0,2 0,2 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,2 0,1 0,0 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1<br />
Hamburg 0,7 0,5 0,5 0,3 0,6 0,3 0,5 0,6 0,6 0,3 0,2 0,3 0,5 0,3 0,2 0,1 0,2 0,3 0,2 0,3 0,2 0,1 0,5 0,2 0,5 0,4 0,4<br />
Hessen 4,7 13,9 18,2 7,4 3,5 4,3 4,2 32,4 4,1 19,3 5,3 3,7 5,3 7,6 45,4 3,9 7,2 4,3 2,0 3,7 2,6 1,7 4,8 2,9 3,8 13,4 11,1<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern 0,3 0,3 0,2 0,1 0,6 0,2 0,3 0,4 0,3 0,4 0,3 0,3 0,6 0,2 0,2 0,1 0,1 0,2 0,2 0,4 0,1 0,1 0,3 0,1 0,3 0,2 0,3<br />
Niedersachsen 2,7 2,1 2,1 1,1 2,3 1,3 2,1 2,8 2,3 1,9 1,2 1,6 2,0 1,6 1,0 0,7 0,8 1,4 1,2 1,7 0,7 0,7 2,1 1,1 1,7 1,3 1,7<br />
Nordrhein-Westfalen 16,1 9,3 14,2 32,7 16,4 5,5 8,2 8,0 50,6 7,3 11,8 7,9 8,6 9,7 11,4 4,2 47,5 6,0 14,3 6,3 3,3 2,7 6,3 4,8 39,6 11,6 13,0<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 47,5 59,4 54,2 53,3 65,8 71,0 59,1 36,0 32,5 47,8 75,1 48,2 61,5 71,5 36,3 81,4 40,8 61,3 75,4 44,6 76,7 87,3 57,3 77,0 46,0 65,8 57,3<br />
Saarland 14,3 1,3 1,1 0,3 1,6 1,1 2,8 1,8 0,7 0,8 0,5 24,4 10,8 1,0 0,3 1,1 0,1 0,8 1,1 0,7 0,5 2,5 1,0 5,3 1,4 0,3 3,0<br />
Sachsen 1,3 1,5 1,2 0,6 1,4 0,8 1,2 1,5 0,9 1,9 0,5 1,0 1,3 1,0 0,9 0,6 0,3 1,0 0,8 1,5 0,6 0,3 1,3 0,6 1,1 1,2 1,1<br />
Sachsen-Anhalt 0,5 0,7 0,6 0,2 0,6 0,4 0,4 0,7 0,5 0,9 0,4 0,5 0,5 0,6 0,4 0,3 0,3 0,7 0,4 0,7 0,4 0,1 0,6 0,3 0,4 0,4 0,5<br />
Schleswig-Holstein 0,8 0,5 0,6 0,3 0,7 0,4 0,5 0,6 0,8 0,3 0,4 0,4 0,6 0,4 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,5 0,2 0,2 0,5 0,2 0,5 0,3 0,5<br />
Thüringen 0,9 1,0 0,7 0,4 0,8 0,5 0,6 1,5 0,6 1,1 0,5 0,9 0,7 0,6 0,6 0,5 0,3 0,6 0,5 0,7 0,4 0,2 0,9 0,5 0,5 0,5 0,7<br />
* Abgrenzung der Geschäftsgebiete vgl. Karte 6<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten <strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>
73<br />
Knapp die Hälfte der Geschäftsgebiete registrierte<br />
somit Rückgänge bei den Abhebungen von <strong>Rheinland</strong>-<br />
Pfälzern an Geldautomaten. Insgesamt konnte aber ein<br />
Zuwachs von 1,7 Prozent erreicht werden. Die höchsten<br />
Zuwächse aus Baden-Württemberg gab es in den<br />
Geschäftsgebieten der Sparkassen Mainz, Rhein-Nahe<br />
und Rhein-Hunsrück.<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
5.2.3 quellmarktstrukturen in den<br />
Reisegebieten<br />
PfalZ mIT STäRkSTem gäSTeZuWaChS<br />
Für die Regionen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> haben die einzelnen<br />
inländischen Quellmärkte unterschiedliche Bedeutung.<br />
Erstmals können für die 2009er Daten neben<br />
den jeweiligen Anteilen auch die Veränderungsraten<br />
gegenüber dem Vorjahr ausgewiesen werden.<br />
Tabelle 13 belegt die Unterschiede in den Regionen.<br />
Tab. 13: fremdabhebungen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> nach Regionen und quellmärkten 2009<br />
Ahr<br />
Eifel<br />
Hunsrück<br />
Anteile 2009 in Prozent<br />
Baden-Württemberg 2,5 1,6 2,2 4,2 4,2 12,2 9,5 2,4 1,2 7,0<br />
Bayern 2,2 1,2 1,3 2,4 2,6 1,9 2,9 1,8 1,1 2,0<br />
Berlin 0,9 0,9 0,7 2,3 0,9 0,6 1,1 0,8 0,4 0,8<br />
Brandenburg 0,5 0,4 0,3 0,7 0,5 0,4 0,7 0,5 0,3 0,5<br />
Bremen 0,2 0,1 0,1 0,2 0,1 0,1 0,2 0,1 0,1 0,1<br />
Hamburg 0,7 0,3 0,2 0,8 0,5 0,3 0,5 0,5 0,2 0,4<br />
Hessen 4,1 3,3 5,4 5,0 8,5 3,4 27,2 13,8 23,2 11,1<br />
Mecklenburg-Vorpommern 0,3 0,2 0,2 0,4 0,4 0,2 0,4 0,2 0,2 0,3<br />
Niedersachsen 2,4 1,3 1,2 3,1 2,0 1,3 2,5 1,8 1,0 1,7<br />
Nordrhein-Westfalen 51,1 17,7 8,5 18,4 9,7 5,3 7,7 18,4 26,5 13,0<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 31,3 69,6 69,9 48,9 61,9 68,9 41,6 56,2 43,8 57,3<br />
Saarland 0,7 1,3 7,9 9,5 5,8 3,4 1,4 0,9 0,2 3,0<br />
Sachsen 1,0 0,8 0,8 1,6 1,2 0,8 1,6 1,0 0,7 1,1<br />
Sachsen-Anhalt 0,6 0,4 0,5 0,6 0,5 0,4 0,8 0,5 0,4 0,5<br />
Schleswig-Holstein 0,9 0,3 0,3 0,9 0,5 0,3 0,5 0,5 0,2 0,5<br />
Thüringen 0,6 0,5 0,5 1,0 0,7 0,5 1,4 0,6 0,5 0,7<br />
Veränderungen 2009 gegenüber 2008 in Prozent<br />
Baden-Württemberg 9,5 3,5 6,7 4,7 20,4 4,7 27,8 8,3 12,9 9,9<br />
Bayern 5,4 3,6 2,3 -0,2 7,4 3,8 5,6 0,9 10,6 4,0<br />
Berlin 1,0 0,5 7,4 -4,3 8,3 2,7 7,7 8,7 21,5 3,6<br />
Brandenburg 7,7 0,6 0,6 -5,6 -14,1 -3,3 2,3 2,0 -9,5 -1,5<br />
Bremen 8,1 -14,1 0,0 -3,0 8,8 6,0 2,3 -3,3 -14,9 0,1<br />
Hamburg -5,7 5,8 3,7 0,8 15,0 -0,1 4,7 -0,9 -3,7 1,1<br />
Hessen 3,6 -0,4 0,1 1,2 3,9 1,8 2,8 1,6 5,0 2,9<br />
Mecklenburg-Vorpommern 1,0 1,1 -12,5 -1,6 4,8 1,1 10,1 -7,6 1,6 0,7<br />
Niedersachsen 0,9 -7,3 -7,1 -1,6 -4,3 -3,5 2,2 -7,6 -5,6 -2,9<br />
Nordrhein-Westfalen 0,3 1,8 0,5 4,1 1,1 2,4 1,6 2,7 0,5 1,9<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> -3,1 0,2 0,2 0,7 -8,2 3,3 -4,8 0,5 3,5 0,6<br />
Saarland 13,1 4,8 8,1 5,8 5,3 6,5 5,3 4,2 12,8 5,3<br />
Sachsen 13,7 -9,4 6,1 0,7 -7,2 -9,3 1,4 1,6 4,6 -2,5<br />
Sachsen-Anhalt -3,7 -14,0 -25,5 -2,0 -6,3 -7,8 -2,5 -15,1 -10,0 -7,8<br />
Schleswig-Holstein 23,2 4,8 9,4 7,2 20,3 8,8 -7,1 -1,6 -11,2 2,8<br />
Thüringen 20,0 -3,3 -0,2 3,7 -2,4 0,5 4,9 3,4 -4,1 2,3<br />
Insgesamt 0,1 0,3 0,8 1,8 -3,8 3,2 1,3 1,1 3,0 1,7<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten <strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Mosel-Saar<br />
Naheland<br />
<strong>Pfalz</strong><br />
Rheinhessen<br />
Rheintal<br />
Westerwald-Lahn<br />
<strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong>
74<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
Hervorzuheben ist:<br />
Die große Nachfrage von <strong>Rheinland</strong>-Pfälzern in<br />
allen Regionen (mit Ausnahme der Ahrregion)<br />
zeugt von einem gern genutzten Tages- und<br />
Kurzreisen-Ziel. Unter den Regionen ergeben<br />
sich allerdings zum Teil deutliche Unterschiede<br />
in deren Anteilswerten. Hunsrück, Eifel und <strong>Pfalz</strong><br />
hatten 2009 mit rund 70 Prozent die jeweils<br />
höchsten Anteile aus dem eigenen Bundesland.<br />
Das Ahrgebiet zählte mit rund 51 Prozent die<br />
meisten Gäste aus Nordrhein-Westfalen.<br />
Je nach Lage zu den umliegenden Bundesländern<br />
variieren die Abhebungen der Gäste<br />
bisweilen erheblich. So sind im Vergleich zu den<br />
westlichen und nördlichen Reisegebieten Besucher<br />
aus Baden-Württemberg in der <strong>Pfalz</strong> (12,2<br />
Prozent) und in Rheinhessen (9,5 Prozent) die<br />
häufigste Gruppe.<br />
Gäste aus Hessen waren eher in den direkt angrenzenden<br />
Reisegebieten Rheinhessen<br />
(27,2 Prozent), Westerwald-Lahn (23,2 Prozent)<br />
und im Rheintal (13,8 Prozent) anzutreffen.<br />
abb. 18: Saisonverlauf der fremdabhebungen in den Reisegebieten 2009<br />
– Anteile der Fremdabhebungen nach Monaten, in Prozent –<br />
10,0<br />
9,5<br />
9,0<br />
8,5<br />
8,0<br />
7,5<br />
7,0<br />
6,5<br />
6,0<br />
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />
Ahr Eifel Hunsrück Mosel-Saar<br />
Naheland <strong>Pfalz</strong> Rheinhessen Rheintal<br />
Westerwald-Lahn <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten <strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Bis auf das Naheland hatten 2009 alle Regionen<br />
Zuwächse bei den Abhebungszahlen zu verbuchen.<br />
Die höchste Steigerung erreichte die <strong>Pfalz</strong>,<br />
gefolgt von Westerwald-Lahn.<br />
In allen Regionen kam ein Gästeplus aus Baden-Württemberg,<br />
aus dem Saarland und aus<br />
Nordrhein-Westfalen. Gleichzeitig schlagen allerdings<br />
Gästerückgänge aus Sachsen-Anhalt in den<br />
rheinland-pfälzischen Regionen zu Buche.<br />
SaISoNveRlauf<br />
Die Entwicklung der Monatswerte bildet die Saisonalität<br />
der touristischen Nachfrage in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
und den Regionen ab. Die Saisonkurven in abbildung<br />
18 verdeutlichen durchaus regionale Unterschiede.<br />
Alle Regionen zeigen jedoch eindeutige Spitzen in<br />
den Monaten Mai, Juli und Oktober.<br />
RLP
75<br />
ZuSammeNfaSSuNg<br />
Mit Hilfe der Daten aus den Fremdabhebungen<br />
der Sparkassen-Geldautomaten<br />
können Erkenntnisse über die wichtigsten<br />
Herkunftsgebiete der Tages- und Übernachtungsgäste<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> gewonnen<br />
werden. Die Sparkassen bieten mit dieser<br />
Datenquelle einen wichtigen Service für die<br />
touristische Marktforschung ihrer Länder und<br />
Regionen, der andere Instrumente sinnvoll<br />
ergänzt.<br />
Gäste aus dem eigenen Bundesland sind<br />
eine sehr bedeutende Zielgruppe. Insbesondere<br />
für den Tagestourismus in <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> ergibt sich daraus ein enormes Gäste-<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
potenzial. Weitere wesentliche Quellmärkte<br />
sind Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg<br />
und Hessen. Relative Zuwächse waren<br />
2009 aus insgesamt 12 Bundesländern zu<br />
verzeichnen.<br />
Die Darstellung nach touristischen Regionen<br />
erlaubt Rückschlüsse auf die inländische<br />
Gästestruktur auf regionaler Ebene. 2009<br />
wurden in acht der insgesamt neun Reiseregionen<br />
Zuwächse bei den Abhebungen<br />
festgestellt. Für 2009 ist damit ein erhöhtes<br />
inländisches Gästeaufkommen (+1,7 Prozent)<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> festzustellen.<br />
Weingenuss und Naturerlebnis
Fahrräder Radeln zwischen auf dem Reben Mosel-Radweg in Rheinhessen vor der (bei Reichsburg Oppenheim)<br />
Cochem
III I<br />
77<br />
1 Touristische Wetterstationen<br />
1.1 Generelle Erläuterungen zu Art und<br />
Umfang der Erhebung<br />
Mit Hilfe der sogenannten Wetterstationen, die die<br />
monatlichen Besucherzahlen erfassen, soll die Wettbewerbssituation<br />
der vielen Freizeit- und Kultureinrichtungen,<br />
Unterhaltungs- und sonstigen Angebote,<br />
die Touristen in Anspruch nehmen, in die allgemeine<br />
Analyse der Tourismusentwicklung einfließen.<br />
Damit sich Freizeiteinrichtungen als Wetterstation<br />
eignen, müssen sie folgende Kriterien erfüllen.<br />
Es muss sich um<br />
besucherstarke Einrichtungen handeln, die eine<br />
überörtliche Ausstrahlungskraft besitzen und<br />
betriebsbezogene Besucherzahlen<br />
exakt,<br />
regelmäßig und<br />
zeitnah erheben.<br />
Saisonbetriebe sind, solange sie diese Anforderungen<br />
erfüllen, durchaus als Wetterstationen geeignet.<br />
Freizeit- und Unterhaltungseinrichtungen, deren<br />
Anziehungskraft wegen häufigen Programmwechsels<br />
stark schwankt und die deshalb im Zeitablauf nicht<br />
vergleichbar sind, bleiben ebenso unberücksichtigt wie<br />
Einrichtungen, die ihr Besuchervolumen schätzen und<br />
nicht exakt erfassen können (z. B. anhand verkaufter<br />
Eintrittskarten oder mit Hilfe eines Drehkreuzes).<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
WIRTSCHAFTLICHE LAGE IM GASTGEWERBE<br />
UND IN DER FREIZEITWIRTSCHAFT<br />
Das Kapitel widmet sich der Situation der Freizeiteinrichtungen (Wetterstationen) sowie<br />
der Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe in Deutschland und in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. Außerdem<br />
wird die Bedeutung des Themas Qualität für das Gastgewerbe beleuchtet.<br />
HinwEiS<br />
<strong>2010</strong> wurden die Wetterstationskategorien überarbeitet,<br />
um eine verbesserte Abgrenzung der<br />
unterschiedlichen Einrichtungstypen zu erreichen<br />
bzw. um die einzelnen Typen homogener<br />
zu gestalten. Neu ist z. B., dass sich die Besucherbergwerke<br />
und Freilichtmuseen, die vorher<br />
der Gruppe der Museen zugeordnet waren, nun<br />
in einer eigenen Kategorie wiederfinden. Zudem<br />
wurde die Kategorie „Denkmäler, historische<br />
Bauwerke u. Ä.“ geschaffen. Aufgrund dieser<br />
Neuerungen sind die Ergebnisse der einzelnen<br />
Kategorien nicht 1:1 mit den Vorjahresergebnissen<br />
vergleichbar. Dieser Aspekt ist bei den<br />
nachfolgenden Betrachtungen zu berücksichtigen,<br />
auch wenn im Einzelnen nicht näher darauf<br />
eingegangen wird. (vgl. Abb. 19)<br />
Eine Vielzahl von Typen touristischer Einrichtungen<br />
fließt in die Erhebung ein:<br />
Die Besucherzahlen werden rückwirkend seit<br />
2003 erfasst. Natürlich wären weitere betriebliche<br />
Daten wie Umsatz und Gewinn wünschenswert<br />
und notwendig, um einzelne Wetterstationstypen<br />
qualifizierter beurteilen zu können.<br />
Besucherzahlen hingegen sind eine relativ<br />
leicht zugängliche und allgemein verständliche<br />
Größe. Letztlich drückt sich der Markterfolg einer<br />
Einrichtung bzw. Branche primär in dieser Zahl<br />
aus. Somit lassen sich aus der Fülle der über das<br />
ganze Land verstreuten Einrichtungen durchaus
78<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
Abb. 19: wetterstationstypen des<br />
Tourismusbarometers<br />
Bergbahnen*<br />
Burgen/<br />
Schlösser<br />
Denkmäler,<br />
historische Bauwerke<br />
u. Ä.<br />
Erlebnisbäder/<br />
Thermen<br />
Freilichtmuseen,<br />
Besucherbergwerke<br />
u. Ä.<br />
Museen/<br />
Ausstellungen<br />
* Die Entwicklung der Bergbahnen ist derzeit nicht separat darstellbar.<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong><br />
Aussagen zur touristischen Konjunktur ableiten.<br />
Aktuell liegen dem dwif die Daten von insgesamt<br />
79 Wetterstationen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> vor, die 2009<br />
zusammen rund 5,2 Millionen Besucher begrüßen<br />
konnten. Im Durchschnitt verzeichnete damit jede<br />
Wetterstation über 65.000 Besucher. Karte 8 zeigt die<br />
regionale Verteilung der Wetterstationen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.<br />
Das Netzwerk, das seit 2008 aufgebaut<br />
wurde, weist mittlerweile eine – mit Ausnahme von<br />
Eifel und Westerwald – recht ausgewogene Streuung<br />
der unterschiedlichen Einrichtungen im Lande auf.<br />
Insofern geben die Wetterstationen die Entwicklung<br />
der Wettbewerbssituation der touristisch relevanten<br />
Freizeiteinrichtungen und Sehenswürdigkeiten in<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> realistisch wieder und stellen einen<br />
weiteren relevanten Indikator für die Einschätzung<br />
des Tourismus-Klimas dar.<br />
Der Markterfolg der erfassten Infrastruktureinrichtungen<br />
hängt von einer Reihe von Faktoren ab, die<br />
sich zudem teilweise überlagern, so dass ihr jeweiliger<br />
Einfluss nie mit absoluter Sicherheit bestimmt<br />
werden kann.<br />
Die Besucherzahlen an sich beschreiben nur die<br />
Stellung der erfassten Betriebe im Wettbewerb.<br />
Die erfassten Besucherzahlen geben nicht die<br />
Entwicklung aller Einrichtungen eines Typs, z. B.<br />
aller Bäder, Museen und Schlösser, wieder.<br />
In der kurzfristigen Betrachtung können betriebsindividuelle<br />
und/oder vorübergehende<br />
äußere Einflüsse wirksam werden, die noch keine<br />
Anzeichen für einen Trend sein müssen. Dennoch<br />
bietet eine sehr zeitnahe Betrachtung die<br />
Naturinfozentren<br />
Stadtführungen<br />
Zoos/Tierparks<br />
Möglichkeit, aktuelle Geschehnisse zu berücksichtigen,<br />
z. B. die Einflüsse von Großereignissen<br />
(Gartenschauen, Jubiläen usw.) oder außergewöhnlichen<br />
Wetterlagen in positiver (Stichwort:<br />
Jahrhundertsommer) und negativer Hinsicht<br />
(Stichwort: Jahrhundertflut).<br />
Karte 8: Standorte der wetterstationen<br />
N<br />
60 km<br />
Vielfach werden mehrere Wetterstationen in einer<br />
Stadt erfasst, die jedoch aufgrund der Punkthäufung<br />
nicht alle erkennbar sind.<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>
79<br />
Abb. 20: Einflussfaktoren auf die wettbewerbssituation der<br />
wetterstationen des Tourismusbarometers<br />
Anzahl<br />
Anzahl<br />
direkter<br />
direkter<br />
Konkurrenten<br />
Konkurrenten<br />
Konkurrenten<br />
Konkurrenten<br />
Potenziale<br />
Potenziale<br />
im<br />
im<br />
Einzugsgebiet<br />
Einzugsgebiet<br />
-<br />
-<br />
Bevölkerung<br />
Bevölkerung<br />
-<br />
-<br />
Übernachtungen<br />
Übernachtun en<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong><br />
Konjunktur,<br />
Konjunktur,<br />
Einkommen<br />
Einkommen<br />
BesucherBesucherzahlenzahlen<br />
Moden<br />
Moden<br />
und und<br />
und und<br />
Trends Trends<br />
Trends Trends<br />
Wetter<br />
Wetter<br />
Anhand langfristiger Betrachtungen und einer<br />
Zusammenfassung der Wetterstationen zu Obergruppen<br />
können Aussagen über tiefgreifende<br />
„Klimaveränderungen“ getroffen werden, die die<br />
Entwicklung der Marktkonstellation nachhaltig<br />
beeinflussen. Sie können erklären, wie sich ein<br />
Großteil der touristischen Infrastruktur im Markt<br />
behauptet, wo sich eventuell günstige Perspektiven<br />
abzeichnen bzw. wo die Gefahr von Überkapazitäten<br />
oder Nachfrageengpässen droht.<br />
Um die von den Wetterstationen geforderte Anonymität<br />
der Einzeldaten zu garantieren, werden im<br />
Rahmen des Tourismusbarometers nur Gruppenwerte<br />
dargestellt.<br />
ZUSAmmEnfASSUnG<br />
Die 79 touristischen Wetterstationen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
registrierten 2009 zusammen rund<br />
5,2 Millionen Besucher. Mit der Vielzahl an Einrichtungen<br />
in den unterschiedlichen Regionen<br />
steht eine tragfähige Grundlage zur Beurteilung<br />
des aktuellen Tourismus-Klimas für den Tagesund<br />
Übernachtungstourismus in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
zur Verfügung.<br />
29 Diese Art „Wetterbericht“ wird vom dwif dreimal im Jahr<br />
erstellt und auf www.sv-rlp.de und www.dwif.de veröffentlicht.<br />
Zudem bekommen alle Teilnehmer die <strong>Jahresbericht</strong>e<br />
zugeschickt.<br />
Mobilität<br />
Mobilität<br />
im<br />
im<br />
Ausflugsverkehr<br />
Ausflugsverkehr<br />
Eigene<br />
Eigene<br />
AngebotsAngebotsgestaltunggestaltung<br />
und<br />
und<br />
Marketing Marketing<br />
Marketing Marketing<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
1.2 wetterstationen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Die Analyse der langfristigen Entwicklung der Gesamtheit<br />
aller Wetterstationen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> im<br />
Vergleich mit den anderen Barometer-Bundesländern<br />
erfolgt ab Kapitel III 1.3. Eine nach einzelnen Wetterstationstypen<br />
gegliederte, länderspezifische Auswertung<br />
eines längerfristigen Beobachtungszeitraums ist<br />
geplant. Zwar konnten 2009 in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
zahlreiche neue Einrichtungen für eine Teilnahme am<br />
Tourismusbarometer gewonnen werden, allerdings<br />
nicht in allen Fällen Besucherzahlen rückwirkend bis<br />
2004 zur Verfügung gestellt werden. Daher ist die<br />
Grundgesamtheit noch zu gering, um eine langfristige<br />
Auswertung nach einzelnen Angebotskategorien<br />
vorzunehmen. Die folgenden länderspezifischen<br />
Ausführungen für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> konzentrieren sich<br />
somit auf den kurzfristigen Vergleich zwischen 2008<br />
und 2009.<br />
1.2.1 Kurzfristige Entwicklung 2008 –<br />
2009 29 und Saisonverlauf<br />
BESUcHERRücKGänGE ZUm JAHRESSTART<br />
vERHindERn BESSERES JAHRESERGEBniS<br />
Im Jahr 2009 konnten die rheinland-pfälzischen<br />
Wetterstationen das Vorjahresergebnis nur knapp um<br />
0,6 Prozent übertreffen. Die erheblichen Besucherrückgänge<br />
zu Beginn des Jahres verhinderten ein<br />
besseres Resultat. Dennoch haben die erfassten Wetterstationen<br />
das Jahr 2009 gut gemeistert. Der leichte<br />
Zuwachs ist vor dem Hintergrund der angespannten<br />
Wirtschaftslage als Erfolg zu betrachten.
80<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
Abb. 21: Kurzfristiger Trend 2008 – 2009 nach Angebotstypen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
– Veränderung der Besucherzahlen in Prozent –<br />
7,0<br />
6,0<br />
5,0<br />
4,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
0,0<br />
-1,0<br />
-2,0<br />
-3,0<br />
-4,0<br />
Naturinfozentren<br />
Erlebnisbäder/<br />
Thermen<br />
Freilichtmuseen,<br />
Besucherbergwerke u. Ä.<br />
Burgen/<br />
Schlösser<br />
Zoos/<br />
Tierparks<br />
alle Wetterstationen<br />
Stadtführungen<br />
Denkmäler, hist.<br />
Bauwerke u. Ä.<br />
Museen/<br />
Ausstellungen<br />
Anmerkung: Der kurzfristige Trend weicht von dem langfristigen Trend ab, da hier eine andere Grundgesamtheit vorliegt.<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Wetterstationen<br />
Das Verhältnis zwischen Einrichtungen mit Besucherzuwächsen<br />
und -verlusten gestaltete sich 2009<br />
– passend zu dem knappen Gesamtergebnis – relativ<br />
ausgeglichen. Drei von insgesamt acht Angebotskategorien<br />
konnten sich über ein Besucherplus freuen.<br />
Und keine Kategorie hatte stärkere Einbrüche zu<br />
verkraften. Die Rückgänge bewegten sich zwischen<br />
-3,0 Prozent bei den Naturinfozentren und -0,1 Prozent<br />
bei den Zoos/Tierparks und damit in einem moderaten<br />
Rahmen. (vgl. Abb. 21)<br />
diE EnTwicKlUnGEn im EinZElnEn<br />
Bergbahnen können noch nicht als eigene Kategorie<br />
ausgewiesen werden. Alle derzeit erfassten Unternehmen<br />
blicken jedoch auf ein gutes Jahr zurück<br />
und leisteten ihren entsprechenden Beitrag zu dem<br />
positiven Jahresergebnis. Nach wie vor werden Teilnehmer<br />
aus diesem Bereich gesucht.<br />
mUSEEn Und AUSSTEllUnGEn:<br />
ERHolUnG SETZTE im SommER Ein<br />
Bei den Museen und Ausstellungen ließen starke<br />
Besucherrückgänge zu Jahresbeginn ein schwieriges<br />
Jahr befürchten. Besonders die Verluste im März<br />
(-23,6 Prozent) belasteten das Ergebnis schwer. Im<br />
Sommer setzte jedoch die entscheidende Kehrtwende<br />
ein, und es ging fast nur noch kontinuierlich bergauf.<br />
Die Zuwächse von Juni bis Oktober fielen überwiegend<br />
zweistellig aus. In diesem Zeitraum bewegten<br />
sich die Besucherzahlen rund 16 Prozent über dem<br />
Vorjahresniveau. Insgesamt wurde in sieben von zwölf<br />
Monaten das jeweilige Vorjahresergebnis übertroffen.<br />
Am Ende des Jahres betrug das Besucherplus somit<br />
erfreuliche 6 Prozent, obwohl sich Gewinner und Verlierer<br />
in dieser Kategorie nahezu die Waage hielten.<br />
Zurückzuführen ist dies auf neue Ausstellungen oder<br />
Veranstaltungen, die bei einigen Einrichtungen überdurchschnittlich<br />
viele Besucher anzogen.<br />
dEnKmälER, HiSToRiScHE BAUwERKE<br />
U. ä.: ERfolG AUf BREiTER BASiS<br />
Diese Kategorie kann insgesamt auf ein erfreuliches<br />
Jahr 2009 zurückblicken. Die Besucherzahlen bewegten<br />
sich 3,2 Prozent über dem Vorjahresniveau.<br />
Erfreulich ist vor allem, dass die meisten Einrichtungen<br />
Zuwächse registrierten. Allerdings war der<br />
Jahresstart auch in dieser Kategorie äußerst enttäuschend.<br />
Im Zeitraum Januar bis März fielen die
81<br />
Einbußen in Höhe von rund 21 Prozent empfindlich<br />
aus. Diese Verluste konnten jedoch im April mehr als<br />
ausgeglichen werden, denn die Besucherzahlen<br />
kletterten um rund 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr.<br />
Ohne die gute Entwicklung im April hätte sich das<br />
Jahresergebnis nur bei plus/minus Null eingependelt.<br />
Denn während die Monate Juni bis November durchweg<br />
positiv verliefen, wurde das Ergebnis aufgrund<br />
der negativen Besucherbilanz im Dezember nochmals<br />
deutlich nach unten gezogen. Hier beliefen<br />
sich die Rückgänge auf rund 20 Prozent.<br />
STAdTfüHRUnGEn: nUR lEicHTE ZUwäcHSE<br />
TRoTZ ZAHlREicHER GEwinnER<br />
Die Stadtführungen erreichten 2009 ein leichtes<br />
Plus in Höhe von 1,1 Prozent. Rund 78 Prozent der<br />
erfassten Stadtführungen registrierten mehr Gäste<br />
als im Vorjahr. Nicht selten waren sogar Zuwachsraten<br />
im zweistelligen Bereich zu verzeichnen. Allerdings<br />
schlugen die Rückgänge des größten Anbieters so<br />
stark zu Buche, dass das Ergebnis am Ende recht<br />
knapp ausfiel. Während die meisten Kategorien im<br />
April ein Besucherplus erzielen konnten, gelang das<br />
den Stadtführungen nicht. Die Teilnehmerzahlen blieben<br />
rund 10 Prozent hinter den Vorjahreswerten<br />
zurück. Die Rückgänge im allgemein wichtigen Monat<br />
August (-14 Prozent) machten sich ebenfalls deutlich<br />
bemerkbar. Sie konnten jedoch dank eines äußerst<br />
erfolgreichen Septembers (+12 Prozent) nahezu vollständig<br />
kompensiert werden. Der September war der<br />
mit Abstand teilnehmerstärkste Monat. 2009 konnten<br />
in acht von zwölf Monaten mehr Teilnehmer an den<br />
Stadtführungen gezählt werden.<br />
ZooS Und TiERPARKS:<br />
STillSTAnd nAcH AcHTERBAHnfAHRT<br />
Die Zoos und Tierparks schlossen das Jahr 2009 mit<br />
nahezu gleich bleibenden Besucherzahlen ab (-0,1 Prozent).<br />
Der Jahresverlauf gestaltete sich dabei äußerst<br />
uneinheitlich und glich einer Achterbahnfahrt. Monate<br />
mit stark rückläufigen Besucherzahlen waren ebenso<br />
zu finden wie Monate mit extrem hohen Steigerungsraten.<br />
Die gravierenden Einbrüche im Januar und Februar<br />
(zusammen -56,5 Prozent) konnten zwar im März (+6,4<br />
Prozent) und besonders im April (+113,3 Prozent) mehr<br />
als ausgeglichen werden, allerdings wurde das Ergebnis<br />
in den Sommermonaten wieder nach unten gezogen.<br />
Nur im August und September wurde ein höheres<br />
Besucheraufkommen als im Vorjahr registriert. Besonders<br />
enttäuschend verliefen die Geschäfte im Juli,<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
in dem ein Fünftel weniger Besucher in die Zoos und<br />
Tierparks kamen. Auch der Jahresausklang verlief für<br />
die beteiligten Einrichtungen negativ. Die Rückgänge<br />
in den Monaten Oktober (-9,1 Prozent) und Dezember<br />
(-23 Prozent) wogen trotz vergleichsweise geringerer<br />
Bedeutung schwer. Auch wenn die Wintermonate nicht<br />
den wichtigsten Stellenwert für diesen Wetterstationstyp<br />
haben, so dürfte der frostige Jahresanfang <strong>2010</strong><br />
den Einrichtungen kräftig zugesetzt haben.<br />
BURGEn Und ScHlöSSER: voRJAHRESER-<br />
GEBniS KnAPP vERfEHlT<br />
Die Besucherzahlen von Burgen und Schlössern blieben<br />
knapp um 0,8 Prozent hinter den Vorjahreswerten<br />
zurück. Insgesamt schrieben nur zwei der sechs erfassten<br />
Einrichtungen 2009 schwarze Zahlen; die übrigen<br />
hatten Rückgänge zu verkraften. Schon sehr früh<br />
wurde der Grundstein für das negative Jahresergebnis<br />
gelegt: Die Verluste in den Monaten Januar bis März<br />
summierten sich auf rund 41 Prozent und konnten in<br />
der darauf folgenden Zeit – trotz eines überragenden<br />
Aprils (Besucherplus in Höhe von 43,7 Prozent) und<br />
eines guten Verlaufs im Juni (+10,7 Prozent) – nicht<br />
mehr aufgefangen werden. Und wie der Jahresanfang,<br />
so verlief auch der Jahresausklang im November und<br />
Dezember negativ. Bleibt zu hoffen, dass sich diese<br />
Entwicklung <strong>2010</strong> nicht fortsetzen wird. Für die ersten<br />
Monate <strong>2010</strong> hängt die Messlatte jedoch relativ niedrig,<br />
sie dürfte überwunden werden.<br />
fREilicHTmUSEEn, BESUcHERBERGwERKE<br />
U. ä.: ExTREm ScHwAcHE<br />
nEBEnSAiSon<br />
Das Jahresergebnis bei den Freilichtmuseen, Besucherbergwerken<br />
u. Ä. pendelte sich auf -1,6 Prozent<br />
ein. Zwar fiel das Verhältnis zwischen Gewinnern und<br />
Verlierern relativ ausgeglichen aus. Die Zuwächse<br />
reichten letztlich jedoch nicht aus, um die rückläufigen<br />
Einrichtungen abzufedern. Besonders auffällig<br />
ist die negative Besucherbilanz in den Herbst- und<br />
Wintermonaten. In den Zeiträumen Januar bis März<br />
und Oktober bis Dezember fielen die Verluste größtenteils<br />
zweistellig aus. Im Frühjahr und Sommer<br />
konnte dieser Trend zumindest in den Monaten<br />
April (+46,2 Prozent) und August (+9,6 Prozent) unterbrochen<br />
werden. Angesichts von nur zwei Monaten<br />
mit Besucherzuwächsen ist es fast überraschend, dass<br />
das Jahresergebnis nicht noch weiter in den Minusbereich<br />
rutschte.
82<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
ERlEBniSBädER Und THERmEn:<br />
ScHwiERiGES JAHR<br />
Die Erlebnisbäder und Thermen blicken auf ein ungünstiges<br />
Jahr zurück. Am Jahresende fiel die Besucherbilanz<br />
mit einem Minus von 2,1 Prozent negativ<br />
aus. Ein Blick auf den Jahresverlauf unterstreicht die<br />
schwierige Situation: Nur im Juni und August konnten<br />
mehr Besucher als im Vorjahr gezählt werden. Wirklich<br />
nennenswert fielen die Zuwächse aber nur im<br />
August (+47,2 Prozent) aus. Sie konnten ein noch<br />
stärkeres Abrutschen des Ergebnisses verhindern. In<br />
den übrigen Monaten wurden weniger Besucher als<br />
in den Vergleichsmonaten des Vorjahres gezählt. Besonders<br />
enttäuschend verliefen März (-19,2 Prozent),<br />
April (-10,5 Prozent) und Juli (-11,4 Prozent). Die negative<br />
Besucherbilanz deckt sich mit der Entwicklung<br />
der Erlebnisbäder/Thermen in den übrigen Barometer-Bundesländern.<br />
In keinem Bundesland konnte<br />
dieser Wetterstationstyp 2009 schwarze Zahlen<br />
schreiben. Angesichts der angespannten Wirtschaftslage<br />
ist wohl auch <strong>2010</strong> nicht mit einer maßgeblichen<br />
Erholung zu rechnen.<br />
nATURinfoZEnTREn: ScHlUSSlicHT<br />
Die Kategorie der Naturinfozentren bildet 2009 im<br />
Gesamtranking der rheinland-pfälzischen Wetterstationstypen<br />
das Schlusslicht. Sie büßten 3 Prozent ihrer<br />
Besucher ein. Dabei konnte sich nur die besucherstärkste<br />
Einrichtung diesem Negativtrend entziehen.<br />
Ähnlich wie bei den Zoos und Tierparks war der Monatsverlauf<br />
von starken Schwankungen gekennzeichnet:<br />
Zweistellige Veränderungsraten – sowohl in den<br />
positiven als auch in den negativen Bereich – waren<br />
keine Seltenheit. Bis August verlief die Entwicklung<br />
noch recht heterogen. Unterm Strich lagen die Besucherzahlen<br />
im Zeitraum Januar bis August sogar<br />
3,2 Prozent über dem Vorjahr. Ab September wendete<br />
sich jedoch das Blatt, und das zuvor aufgebaute<br />
Polster verkleinerte sich mit jedem weiteren Monat.<br />
Schließlich waren die Rückgänge so gravierend, dass<br />
das Gesamtergebnis am Ende negativ ausfiel.<br />
SAiSonvERlAUf in RHEinlAnd-PfAlZ<br />
Zu der Entwicklung der Nachfrage im Jahresverlauf<br />
wurden bei der Einzeldarstellung der Wetterstationstypen<br />
bereits Aussagen getroffen. Insgesamt gestaltete<br />
sich der Saisonverlauf 2009 sehr uneinheitlich<br />
und wies teilweise deutliche Parallelen zu der Entwicklung<br />
in den übrigen Barometer-Bundesländern<br />
auf. Folgendes ist hierzu festzuhalten:<br />
Der Zeitraum Januar bis März war eine große<br />
Belastung für das Gesamtergebnis 2009, denn es<br />
wurde rund ein Fünftel weniger Besucher als im<br />
Vorjahr registriert.<br />
Eine Schlüsselrolle spielte der Monat April. Fast<br />
alle Einrichtungsarten konnten in diesem Monat<br />
aufgrund der Osterferien punkten. Sommerferien<br />
und gutes Wetter sorgten zudem im August für<br />
ein Besucherplus. Ohne die deutlichen Besucherschübe<br />
in diesen beiden Monaten wäre das<br />
Gesamtergebnis deutlich in den Minusbereich<br />
gerutscht.<br />
Wie bereits der Jahresstart verlief auch der Jahresausklang<br />
negativ. Die Rückgänge im Zeitraum<br />
Oktober bis Dezember bezifferten sich auf rund<br />
-4 Prozent. (vgl. Abb. 22)<br />
ZUSAmmEnfASSUnG Und AUSBlicK<br />
Das leichte Besucherplus der rheinlandpfälzischen<br />
Wetterstationen ist – trotz<br />
angespannter Wirtschaftslage – positiv zu<br />
bewerten. Die schwierige wirtschaftliche<br />
Ausgangssituation hat offenbar nicht zu einer<br />
grundsätzlichen Konsumzurückhaltung<br />
geführt, denn drei von acht Angebotstypen<br />
konnten das jeweilige Vorjahresergebnis –<br />
zum Teil sogar deutlich – übertreffen. Zudem<br />
erreichte rund die Hälfte der erfassten Wetterstationen<br />
ein besseres Ergebnis als 2008.<br />
Trotzdem fällt der Blick auf den Saisonverlauf<br />
relativ ernüchternd aus. Nur vier von zwölf<br />
Monaten wiesen eine positive Besucherbilanz<br />
auf. Gerade hier zeigt sich, dass gute<br />
Witterungsbedingungen und die günstige<br />
Lage von Ferienzeiten ein stärkeres Gewicht<br />
in Bezug auf die Besucherentwicklung haben<br />
können als eine schwache Konjunkturlage.<br />
Es scheint aber immer komplizierter zu<br />
werden, Gäste außerhalb von Zeiträumen<br />
mit günstigen Rahmenbedingungen (Wetter,<br />
Ferien, attraktive Ausstellungen und Veranstaltungen)<br />
anzusprechen.<br />
Der Ausblick auf das Jahr <strong>2010</strong> gestaltet<br />
sich zwar äußerst schwierig, Anzeichen für<br />
eine generelle Aufwärtsentwicklung sind<br />
aber eher die Ausnahme.
83<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Wetterstationen<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Abb. 22: Saisonale veränderung der nachfrage nach den wetterstationen 2009 gegenüber 2008<br />
– Besucher in Tausend –<br />
-14,5 % -27,1%<br />
-18,3 %<br />
+32,8 %<br />
-3,8 %<br />
+5,3 %<br />
-5,3 %<br />
+18,1 %<br />
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />
2008 2009<br />
+5,3 %<br />
-0,3 %<br />
-5,5 % -10,2 %<br />
Lokomotive Adler, Auto & Technik MUSEUM SINSHEIM
84<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
Abb. 23: Entwicklung der Besucherzahlen in den wetterstationen der Barometer-Bundesländer 2004 – 2009<br />
– Index 2004 = 100 –<br />
120<br />
115<br />
110<br />
105<br />
100<br />
95<br />
90<br />
2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />
Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Niedersachsen<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Saarland Sachsen<br />
Sachsen-Anhalt Schleswig-Holstein Thüringen<br />
alle Barometer-Bundesländer<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Wetterstationen<br />
1.3 Bundesländer im vergleich<br />
Die Aufbereitung der Besucherzahlen nach Bundesland<br />
und Art der Einrichtung ist wegen der Vielzahl<br />
der Wetterstationstypen und der begrenzten Fallzahlen<br />
nicht aussagekräftig. Der reine Bundesländervergleich,<br />
in den alle Barometer-Bundesländer einbezogen<br />
werden, liefert interessante Ergebnisse. Die<br />
Unterschiede zwischen den Ländern und in zeitlicher<br />
Hinsicht sind bemerkenswert.<br />
Im Rahmen der Langfristbetrachtung von 2004 bis<br />
2009 werden nur die Ergebnisse von Wetterstationen<br />
verwendet, die für die gesamte Beobachtungsperiode<br />
Besucherzahlen gemeldet haben. Es handelt sich<br />
somit um einen eingeschränkten Teilnehmerkreis.<br />
Die Kurzfristbetrachtung 2009 gegenüber 2008 (vgl.<br />
Kap. III 1.2.1) greift dagegen auf eine größere Grundgesamtheit<br />
zurück. Auf diese Weise können auch<br />
neuere Einrichtungen, die z. B. erst zu einem späteren<br />
Zeitpunkt als 2004 eröffnet haben, in die Bewertung<br />
einfließen. Die Ergebnisse der Langzeit- und Kurzzeitanalyse<br />
stimmen daher nicht exakt überein. In<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> und Brandenburg haben neue besucherstarke<br />
Einrichtungen den Kurzfristtrend überaus<br />
positiv beeinflusst.<br />
1.3.1 langfristige Entwicklung 2004 –<br />
2009 in allen Barometer-Bundesländern<br />
Die Gesamtheit der Wetterstationen in allen Barometer-Bundesländern<br />
hat seit dem Basisjahr 2004 etwa<br />
1,5 Indexpunkte (gemessen an den damaligen Besuchern)<br />
verloren. Nachdem im Jahr 2008 der bisherige<br />
Tiefstpunkt erreicht worden war, hat sich die Situation<br />
2009 allerdings leicht entspannt, denn die erfassten<br />
Einrichtungen konnten zumindest wieder um<br />
1,1 Indexpunkte zulegen. (vgl. Abb. 23)<br />
Auf der Suche nach gravierenden Unterschieden müssen<br />
die Bundesländer im Einzelnen betrachtet werden.<br />
Der Langfristvergleich zeigt, dass zu den echten<br />
Gewinnern nur drei Bundesländer zu zählen sind: Im<br />
Saarland, in Sachsen-Anhalt und in Mecklenburg-<br />
Vorpommern fallen Kurz- und Langzeittrend gleicher-<br />
RLP
85<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Abb. 24: Entwicklung der Besucherzahlen der wetterstationen und der übernachtungen<br />
2009 gegenüber 2008 nach Bundesländern<br />
– Veränderungsraten in Prozent; Übernachtungen einschließlich gewerblichen<br />
Beherbergungsbetrieben ≥ 9 Betten und Campingplätzen –<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
-2<br />
-4<br />
-6<br />
Sachsen<br />
0,5 1,9<br />
-4,9<br />
Schleswig-<br />
Holstein<br />
-3,3<br />
<strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong><br />
0,6<br />
-0,5<br />
0,8<br />
1,0<br />
1,9<br />
Übernachtungen Wetterstationen<br />
1,6<br />
* Mit der Einführung der WZ 2008 (vgl. Kapitel II 1) sind im Saarland Schulungsheime aus der Berichtspflicht gefallen. Das<br />
Statistische Landesamt Saarland weist daher 2009 für das Bundesland insgesamt keine Veränderungsraten zum Vorjahr aus.<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Wetterstationen und Daten Statistische Landesämter<br />
3,3<br />
2,5<br />
Brandenburg Thüringen Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
maßen positiv aus. Diese drei Bundesländer konnten<br />
die Besucherzahlen 2009 deutlich steigern. Dabei<br />
erreichte Sachsen-Anhalt, mit einem Anstieg um fast<br />
6 Indexpunkte, den höchsten Zuwachs. Nur in diesen<br />
Ländern hält sich die Nachfrage klar über dem Niveau<br />
des Basisjahres. Mit 107,4 Indexpunkten behauptet<br />
das Saarland bei diesem Langfristvergleich die Spitzenposition.<br />
Vier Bundesländer gehören im Langfristvergleich zu<br />
den Verlierern: Neben den Einrichtungen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
mussten auch die Wetterstationen in Brandenburg,<br />
Schleswig-Holstein und Sachsen Rückgänge<br />
zwischen 0,4 (Brandenburg) und fast 5 Indexpunkten<br />
(Sachsen) verkraften. In allen vier Barometer-Bundesländern<br />
liegen die Indexwerte jetzt unter dem<br />
Gesamtdurchschnitt von 98,5 Punkten.<br />
3,5<br />
0,7<br />
5,0<br />
Saarland* Sachsen-<br />
Anhalt<br />
1,9<br />
5,1<br />
Niedersachsen<br />
1.3.2 Kurzfristiger vergleich der<br />
Entwicklung von Besucher- und<br />
übernachtungszahlen<br />
Die Kurzfristanalyse zeigt, dass sich die Wetterstationen<br />
in den verschiedenen Barometer-Bundesländern<br />
sehr unterschiedlich entwickelten. Zudem wird<br />
deutlich, dass es keineswegs die Regel ist, dass die<br />
Entwicklung der Übernachtungen und der Besucherzahlen<br />
in Richtung und Stärke übereinstimmen.<br />
(vgl. Abb. 24)<br />
Die Verlustrate von Schleswig-Holstein rührt von dem<br />
Wegfall des Sondereffekts der Landesgartenschau<br />
2008 in der Schleswig-Schlei-Region her. In Sachsen<br />
haben insbesondere museale Einrichtungen zu der<br />
negativen Gesamtbilanz beigetragen. In <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> weichen die Veränderungsraten in ihrer Tendenz<br />
ebenfalls voneinander ab, klaffen jedoch nicht so<br />
extrem auseinander.
86<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
vERHälTniS ZwiScHEn GEwinnERn Und<br />
vERliERERn im KURZfRiSTiGEn<br />
vERGlEicH<br />
Die durchschnittlichen Veränderungsraten vermitteln<br />
keinen genauen Eindruck von der Entwicklung der<br />
einzelnen Wetterstationen, denn nicht alle erfassten<br />
Einrichtungen liegen im allgemeinen Trend. Es gibt<br />
„Gewinner“ und „Verlierer“. (vgl. Tab 14)<br />
In den meisten Fällen sind die Gewichte relativ gleich<br />
verteilt. In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Schleswig-Holstein und<br />
Thüringen stimmen zudem die Relationen mit der<br />
Entwicklungsrichtung überein. In Niedersachsen,<br />
Brandenburg und Sachsen überwiegt die Zahl der<br />
Verlierer. Über alle Barometer-Bundesländer hinweg<br />
betrachtet, gibt es – trotz Zuwächsen – einen leichten<br />
Überhang an Verlierern.<br />
BESUcHEREnTwicKlUnG Und KRiSE<br />
Die touristischen Wetterstationen der Freizeitwirtschaft<br />
in Ostdeutschland, Schleswig-Holstein,<br />
Niedersachsen, im Saarland und in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
haben umfangreiche Maßnahmen ergriffen, um dem<br />
konjunkturbedingten Rückgang der Besucherzahlen<br />
entgegenzuwirken. Das zeigen die Ergebnisse einer<br />
Sonderbefragung, die das dwif Ende Februar/Anfang<br />
März <strong>2010</strong> unter allen Wetterstationen durchgeführt<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Wetterstationen<br />
hat. Insgesamt beteiligten sich fast 200 Einrichtungen<br />
an der Befragung.<br />
Ein Drittel der Befragten hatte 2009 Besucherrückgänge<br />
zu verzeichnen. Diese Entwicklung wird insbesondere<br />
auf ein verändertes Ausgabeverhalten (56<br />
Prozent) und die aktuelle Konjunkturlage (54 Prozent)<br />
zurückgeführt. Knapp die Hälfte der Befragten bringt<br />
etwaige Rückgänge zudem mit dem Wetter (46 Prozent)<br />
in Verbindung. Weniger gewichtige Faktoren waren<br />
Konkurrenzsituation (23 Prozent), fehlendes Marketingbudget<br />
(20 Prozent) und Erreichbarkeit (13 Prozent)<br />
der Einrichtungen. Vier von fünf Einrichtungen haben<br />
Maßnahmen ergriffen, um dem Rückgang der Besucherzahlen<br />
aktiv entgegenzuwirken. Im Mittelpunkt<br />
stehen Marketingaktionen (67 Prozent), neue Angebote<br />
(53 Prozent), Veranstaltungen (46 Prozent) und Sonderaktionen<br />
(20 Prozent). 30 Erfreulich: An der Preis- und<br />
Personalschraube wurde so gut wie nicht gedreht.<br />
wETTERSTATionEn füR <strong>2010</strong><br />
ZUvERSicHTlicH!<br />
Die Stimmung für das laufende Jahr <strong>2010</strong> ist optimistisch:<br />
Gefragt nach den Erwartungen im Hinblick auf<br />
die Entwicklung der Besucherzahlen geht jede zweite<br />
Einrichtung von Zuwächsen aus, lediglich jede fünfte<br />
prognostiziert Rückgänge.<br />
30 Mehrfachnennungen<br />
Tab. 14: Entwicklung der Besucherzahlen aller wetterstationen und verteilung nach Gewinnern<br />
und verlierern 2009 gegenüber 2008<br />
– in Prozent –<br />
Veränderungsrate<br />
Besucherzahlen<br />
Anteil von Wetterstationen mit<br />
positiver<br />
Besucherentwicklung<br />
negativer<br />
Besucherentwicklung<br />
alle Barometer-Bundesländer +1,6 47 53<br />
Brandenburg +1,0 43 57<br />
Mecklenburg-Vorpommern +2,5 49 51<br />
Niedersachsen +5,1 40 60<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> +0,6 51 49<br />
Saarland +3,5 48 52<br />
Sachsen -4,9 24 76<br />
Sachsen-Anhalt +5,0 49 51<br />
Schleswig-Holstein -3,3 47 53<br />
Thüringen +1,6 53 47
87<br />
ZUSAmmEnfASSUnG<br />
Im Vergleich der langfristigen Entwicklung<br />
der Wetterstationen nach Barometer-Bundesländern<br />
seit 2004 nehmen die rheinland-pfälzischen<br />
Einrichtungen einen Platz<br />
im unteren Mittelfeld ein. Der Abstand zum<br />
Basisjahr 2004 beträgt 4,1 Indexpunkte.<br />
In der Kurzfristanalyse zwischen 2008<br />
und 2009 weisen die Übernachtungs- und<br />
Besucherzahlen der Wetterstationen in<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> in konträre Richtungen,<br />
liegen jedoch dicht zusammen.<br />
Das Verhältnis von Wetterstationen mit Besucherzugewinnen<br />
und Besucherverlusten<br />
zwischen 2008 und 2009 ist – dem knappen<br />
Jahresergebnis entsprechend – mit 51:49<br />
nahezu ausgeglichen.<br />
Trotz anhaltender Wirtschaftskrise zeigen<br />
sich die Wetterstationen vergleichsweise<br />
optimistisch für das laufende Jahr <strong>2010</strong>:<br />
Jede zweite Einrichtung geht von steigenden<br />
Besucherzahlen aus.<br />
Abb. 25: Entwicklung der Besucherzahlen in Abhängigkeit von der nachfragestärke<br />
– alle Barometer-Bundesländer zusammen, Index 2004 = 100 –<br />
130<br />
125<br />
120<br />
115<br />
110<br />
105<br />
100<br />
95<br />
90<br />
2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />
bis 20.000 20.000 bis 50.000 50.000 bis 100.000 100.000 bis 200.000 über 200.000<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Wetterstationen<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
1.4 Einfluss der Betriebsgröße auf die<br />
Entwicklung<br />
Zwischen den Wetterstationen in allen Barometer-Bundesländern<br />
gibt es gravierende Unterschiede in Bezug<br />
auf die jährlichen Besucherzahlen; die Spannweite reicht<br />
von wenigen hundert bis deutlich über eine Million. Es<br />
liegt in der Natur der Sache, dass Veränderungen bei<br />
besucherstarken Einrichtungen erheblich mehr Einfluss<br />
auf die Gesamtentwicklung ausüben als Veränderungen<br />
bei kleinen Anbietern. Deshalb ist eine Differenzierung<br />
in Bezug auf die Besucherzahlen aufschlussreich. Dazu<br />
wurde folgender methodischer Ansatz entwickelt:<br />
Der Beobachtungszeitraum erstreckt sich jeweils<br />
über sechs Jahre; im vorliegenden Fall von 2004<br />
bis 2009.<br />
Die Wetterstationen aus allen Barometer-Bundesländern<br />
wurden fünf Größenklassen zugeordnet:<br />
Gruppe 1: unter 20.000 Besucher<br />
Gruppe 2: 20.000 bis unter 50.000 Besucher<br />
Gruppe 3: 50.000 bis unter 100.000 Besucher<br />
Gruppe 4: 100.000 bis unter 200.000 Besucher<br />
Gruppe 5: 200.000 Besucher und mehr<br />
Entscheidend für die Zuordnung zu der jeweiligen<br />
Gruppe war die Besucherzahl im Basisjahr 2004.<br />
Das bedeutet, dass Über- oder Unterschreitungen<br />
von Grenzwerten keine Änderungen bei der Zusammensetzung<br />
der Gruppen bewirken.
88<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
Crucenia-Therme (Bad Kreuznach)<br />
Die Nachfrageentwicklung wird in Form einer Indexreihe<br />
dargestellt, ausgehend vom Basisjahr 2004 (= 100).<br />
Insgesamt gesehen bestätigt Abbildung 25 die Einschätzung,<br />
dass die Entwicklung, sowohl bei kurz- als<br />
auch bei längerfristiger Betrachtung, am besten mit<br />
dem Begriff Stagnation beschrieben werden kann.<br />
Bei der Einzelbetrachtung werden jedoch bemerkenswerte<br />
Unterschiede sichtbar:<br />
Dass Ende 2009 noch eine Art Trendwende erreicht<br />
werden konnte, ist in erster Linie den Wetterstationen<br />
zu verdanken, die zwischen 50.000 und<br />
100.000 Besucher pro Jahr empfangen. Allein diese<br />
Gruppe konnte kräftig zulegen (+6 Indexpunkte)<br />
und hat, obwohl sie fast während der gesamten<br />
Berichtsperiode die ungünstigste Entwicklung<br />
genommen hatte, annähernd das Nachfrageniveau<br />
des Basisjahres erreicht. Einen kleinen Beitrag leisteten<br />
auch die größeren Einrichtungen (100.000<br />
bis 200.000 Besucher), die im Übrigen den gleichen<br />
Kurvenverlauf erkennen lassen; allerdings<br />
mit dem Unterschied, dass die Ausschläge in beide<br />
Richtungen sehr moderat ausfallen.<br />
Das wichtigste Ergebnis ist aber zweifellos, dass<br />
es ausgerechnet die großen Wetterstationen (über<br />
200.000 Besucher pro Jahr) sind, die die Entwicklung<br />
gebremst haben. Sie verloren, nachdem sie<br />
bereits im Vorjahr die stärksten Einbußen hin-<br />
nehmen mussten, 2009 erneut an Zuspruch und<br />
stellen sich nun in der Zeitreihe als schlechteste<br />
Gruppierung dar. Diese Verluste wiegen umso<br />
schwerer, als das relative Gewicht dieser Einrichtungen<br />
besonders groß ist. Ihrer Rolle als Zugpferd<br />
konnten die besucherstarken Einrichtungen<br />
seit 2007 nicht mehr gerecht werden.<br />
Eine fast identische Zeitreihe weisen die Einrichtungen<br />
mit 20.000 bis 50.000 Besuchern<br />
auf. Deren Bremswirkung ist ebenfalls hoch<br />
einzuschätzen, weil sehr viele Wetterstationen zu<br />
dieser Kategorie zählen.<br />
Die Wetterstationen in der untersten Größenklasse<br />
konnten ihre Position nicht weiter verbessern<br />
und mussten sogar einen kleinen Rückschlag<br />
hinnehmen. Allerdings werden erst die kommenden<br />
Jahre zeigen, ob die Annahme, dass sie ihre<br />
Wachstumspotenziale weitgehend ausgeschöpft<br />
haben, zutrifft.<br />
ZUSAmmEnfASSUnG<br />
2009 sind es die mittelgroßen Einrichtungen, die<br />
die Entwicklung des Gesamtmarktes am positivsten<br />
beeinflusst haben.Allerdings muss am<br />
Ende einer mehrjährigen Beobachtung festgestellt<br />
werden, dass stabile Trends in keiner der<br />
Größenklassen zu erkennen sind.
89<br />
Tab. 15: Reale Umsatzentwicklung im Gastgewerbe<br />
– Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent –<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Statistisches Landesamt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 32<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
2 Wirtschaftliche Situation des Gastgewerbes in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
2.1 Entwicklung von Umsatz, insolvenzen<br />
und Beschäftigung<br />
UmSATZEnTwicKlUnG: 3,5 PRoZEnT<br />
RücKGAnG im RHEinlAnd-PfälZiScHEn<br />
GASTGEwERBE<br />
Erneut hat das deutsche Gastgewerbe31 im Jahr 2009<br />
real 6,6 Prozent weniger Umsatz erwirtschaftet als noch<br />
im Jahr 2008. Eine der Hauptursachen für die schlechte<br />
Entwicklung ist die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise,<br />
die bereits in der zweiten Jahreshälfte 2008<br />
branchenübergreifend für Umsatzrückgänge verantwortlich<br />
gewesen war und sich 2009 noch deutlicher<br />
auf die Umsatzzahlen im Gastgewerbe auswirkte. Ein<br />
Vergleich der Teilbereiche zeigt, dass vor allem der<br />
Beherbergungssektor (-8,3 Prozent im Vergleich zu<br />
-5,3 Prozent im Gaststättengewerbe) unter der Krise<br />
leidet.<br />
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren<br />
insbesondere bei Hotels garnis und Hotels erhebliche<br />
Umsatzrückgänge festzustellen. Aber auch die übrigen<br />
Betriebstypen des Beherbergungsgewerbes, u. a. Gasthöfe,<br />
Pensionen und Ferienunterkünfte, registrierten<br />
zum Teil enorme Umsatzrückgänge. Vergleichsweise<br />
konstant blieben die Umsatzzahlen bei Ferienhäusern<br />
und Ferienwohnungen, bei Campingplätzen sowie bei<br />
Anbietern von Jugendherbergen und Hütten.<br />
Die Lage bei den Gaststätten ist weiterhin angespannt.<br />
Die Umsatzrückgänge im Jahr 2009 fielen zwar im<br />
Vergleich zum Beherbergungsgewerbe geringer aus,<br />
waren aber stärker als in den ebenfalls schlechten<br />
Jahren 2007 (-4,9 Prozent) und 2008 (-3,6 Prozent).<br />
Die Einbußen trafen mit Ausnahme der Cafés alle Be-<br />
triebstypen (d. h. Restaurants mit Selbstbedienung bzw.<br />
mit herkömmlicher Bedienung, Schankwirtschaften,<br />
Diskotheken und Tanzlokale).<br />
Die gastgewerblichen Betriebe in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
(-3,5 Prozent) verzeichneten das zweite Jahr in Folge<br />
ein Umsatzminus. Hier mussten vor allem die Beherbergungsbetriebe<br />
(-6,0 Prozent) mit geringeren Umsätzen<br />
zurechtkommen, während die Umsätze im Gastgewerbe<br />
nur um 1,0 Prozent sanken. (vgl. Tab. 15)<br />
mEHR inSolvEnZEn in RHEinlAnd-PfAlZ<br />
Trotz Wirtschafts- und Finanzkrise sowie rückläufiger<br />
Umsatzzahlen sank die Zahl der Insolvenzen im Gastgewerbe<br />
in den Barometer-Bundesländern leicht von 388<br />
(2008) auf 380 (2009). Da angesichts der Krise eher mit<br />
einer Steigerung der Insolvenzfälle zu rechnen war,<br />
ist das tatsächliche Ergebnis erfreulich, von einer<br />
Trendwende kann jedoch nicht gesprochen werden.<br />
In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> wurden mehr Insolvenzen gezählt.<br />
Die positive Entwicklung des letzten Jahres (-18 Fälle)<br />
wurde durch einen erneuten Anstieg 2009 (+12 Fälle)<br />
nahezu wieder wettgemacht. Hauptverantwortlich war<br />
das Gastronomiegewerbe mit 8 Fällen mehr als im<br />
Vorjahr. Bilanz 2009: insgesamt 148 Insolvenzanträge,<br />
verglichen mit 136 im Vorjahr. (vgl. Abb. 26)<br />
31 Das Gastgewerbe setzt sich zusammen aus dem Beherbergungsgewerbe,<br />
dem Gaststättengewerbe sowie Kantinen und Caterern.<br />
32 Die Statistischen Landesämter aktualisieren Konjunkturstatistiken<br />
noch bis zu 18 Monate später, da bis dahin Nachlieferungen von<br />
Unternehmen des Gastgewerbes erfolgen. Insofern sind die hier dar<br />
gestellten Umsatzentwicklungen für 2008/2009 als vorläufige<br />
Ergebnisse zu betrachten.<br />
2008 2009<br />
Deutschland<br />
Gastgewerbe -2,6 -6,6<br />
Beherbergungsgewerbe -2,3 -8,3<br />
Gaststättengewerbe<br />
R h e i n l a n d - P f a l z<br />
-3,6 -5,3<br />
Gastgewerbe -1,9 -3,5<br />
Beherbergungsgewerbe -3,3 -6,0<br />
Gaststättengewerbe -0,8 -1,0
90<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
Abb. 26: insolvenzen im Gastgewerbe nach Bundesländern 2000 – 2009<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />
Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Sachsen<br />
Sachsen-Anhalt Thüringen Schleswig-Holstein<br />
Niedersachsen Saarland <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistische Landesämter<br />
BEScHäfTiGTEnEnTwicKlUnG im<br />
GASTGEwERBE: TEilZEiTKRäfTE ERSET-<br />
ZEn vollZEiT-BEScHäfTiGTE<br />
Die Zahl der Beschäftigten im deutschen Gastgewerbe<br />
blieb während der letzten drei Jahre insgesamt gesehen<br />
konstant. Nachdem im Jahr 2007 im Vergleich zum<br />
Vorjahr 0,3 Prozent mehr Beschäftigte im Gastgewerbe<br />
tätig waren, sank das Beschäftigungsvolumen 2008 um<br />
0,2 Prozent und stieg zuletzt von 2008 auf 2009 erneut<br />
um 0,1 Prozent. Das konstante Gesamtergebnis ist vor<br />
allem auf eine deutliche Steigerung der Teilzeitbeschäftigten33<br />
(2,9 Prozent) zurückzuführen. Dem steht ein<br />
Minus von 3,5 Prozent bei der Zahl der Vollzeitmitarbeiter<br />
gegenüber. Damit setzt sich der nun seit einigen<br />
Jahren feststellbare Trend von mehr Teilzeit- und weniger<br />
Vollzeitbeschäftigten fort. Die Gründe hierfür liegen<br />
sicherlich in der Verschlechterung der Ertragslage<br />
und dem Zwang, Kosteneinsparungen durch flexiblere<br />
Arbeitszeitmodelle zu erzielen.<br />
Betrachtet man die Unterteilung nach Beherbergungs-<br />
und Gaststättengewerbe, ist auffällig, dass der<br />
Rückgang bei den Vollzeitbeschäftigten im deutschen<br />
Beherbergungsgewerbe insgesamt – und damit bei<br />
dem Wirtschaftszweig mit den höchsten Umsatzeinbußen<br />
– am deutlichsten ausfiel (-4,1 Prozent). Auch<br />
im Gaststättengewerbe sank die Zahl der Vollzeitbeschäftigten<br />
mit 3,3 Prozent erheblich. Gegensätzlich<br />
entwickelte sich das Beschäftigungsvolumen beider<br />
Wirtschaftszweige bei den Teilzeitbeschäftigten. Im<br />
Gaststättengewerbe wurden 2009 4,0 Prozent, im<br />
Beherbergungsgewerbe 0,6 Prozent mehr Teilzeitmitarbeiter<br />
beschäftigt als im Vorjahr.<br />
In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> entwickelte sich die Situation im<br />
Gastgewerbe deutlich positiver (+2,3 Prozent), allerdings<br />
auch hier vor allem bedingt durch eine wachsende<br />
Zahl an Teilzeitbeschäftigten. Das zeigt sich<br />
insbesondere in der Gastronomie, die 2009<br />
8,0 Prozent mehr Teilzeitbeschäftigte einstellte – bei<br />
gleichzeitiger Reduzierung der Vollzeitstellen um<br />
0,6 Prozent. Im Beherbergungsgewerbe ging die Zahl<br />
der Beschäftigten dagegen in beiden Fällen leicht<br />
zurück. (vgl. Abb. 27)<br />
33 Teilzeitbeschäftigte sind Personen, die eine kürzere als die<br />
volle branchen- oder ortsübliche Wochenarbeitszeit<br />
im Betrieb tätig sind. Hierzu zählen 400-Euro-Beschäftigte,<br />
geringfügig Beschäftigte sowie Inhaber, die teilzeitbeschäftigt sind.<br />
RLP
91<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistische Landesämter<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Abb. 27: Entwicklung der Beschäftigtenzahlen im Gastgewerbe der Barometer-Bundesländer<br />
2009 gegenüber 2008<br />
– in Prozent –<br />
10,0<br />
8,0<br />
6,0<br />
4,0<br />
2,0<br />
0,0<br />
-2,0<br />
-4,0<br />
-6,0<br />
-8,0<br />
-10,0<br />
0,6<br />
-1,3<br />
3,0<br />
-0,3<br />
-0,8<br />
0,4<br />
Brandenburg Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
0,1<br />
-4,3<br />
2,4<br />
2,3<br />
-1,9<br />
5,0<br />
-5,1<br />
-7,1<br />
-2,6<br />
0,1<br />
2,9<br />
6,2-<br />
Niedersachsen <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Sachsen Sachsen-Anhalt Saarland Schleswig-<br />
Holstein<br />
Beschäftigte insgesamt Vollzeitbeschäftigte Teilzeitbeschäftigte<br />
KonJUnKTURUmfRAGE dER indUSTRiE-<br />
Und HAndElSKAmmERn<br />
In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> erfassen die vier Industrie- und Handelskammern<br />
Trier, Koblenz, Rheinhessen (Mainz) und<br />
<strong>Pfalz</strong> (Ludwigshafen) in ihren jeweiligen Bezirken mittels<br />
einer schriftlichen Saisonumfrage halbjährlich die<br />
konjunkturelle Entwicklung des Gastgewerbes. Somit<br />
sind sowohl eine Bewertung der aktuellen Situation der<br />
Mitgliedsbetriebe als auch Einschätzungen zur künftigen<br />
Entwicklung der Branche möglich.<br />
In der Folge werden die wichtigsten Aussagen<br />
der Saisonumfrage Tourismus vom Frühjahr<br />
<strong>2010</strong> für das Bundesland <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> dargestellt.<br />
Unter dem Begriff „Gastgewerbe“ sind<br />
die Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe<br />
zusammengefasst. Wo es sinnvoll erscheint,<br />
werden die Ergebnisse für Gastronomie und<br />
Beherbergungssektor getrennt dargestellt.<br />
-2,6<br />
1,0<br />
-4,2<br />
0,5<br />
3,0<br />
6,2-<br />
3,4<br />
-0,8<br />
8,3<br />
Thüringen<br />
KonJUnKTURKlimA im GASTGEwERBE:<br />
dEUTlicH GESTiEGEn<br />
Der Konjunkturklimaindex fasst die aktuelle Lage und<br />
die Erwartungen der Unternehmen im rheinland-pfälzischen<br />
Gastgewerbe in einem Wert zusammen. Während<br />
im Frühjahr 2009 krisenbedingt eine enorme Eintrübung<br />
festzustellen war (Rückgang auf 74 Indexpunkte),<br />
haben sich die Situation und Erwartungen der Betriebe<br />
in den darauf folgenden Monaten wieder deutlich<br />
verbessert (103 Indexpunkte). Im Beherbergungssektor<br />
und in der Gastronomie nahm die Entwicklung einen<br />
ähnlichen Verlauf. Allerdings ist damit das Niveau von<br />
2007 noch nicht wieder erreicht. (vgl. Abb. 28)<br />
AUSBlicK AUf diE SommERSAiSon:<br />
oPTimiSmUS<br />
Die Erwartungen an die Sommersaison lassen auf eine<br />
weitere Verbesserung der Geschäftslage hoffen: Mehr<br />
als ein Drittel der befragten Betriebe gehen von einer<br />
günstigeren Entwicklung aus. Vor einem Jahr waren es<br />
nur 13 Prozent (vgl. Abb. 28).
92<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
Abb. 28: Ergebnisse der iHK-Konjunkturumfrage<br />
Entwicklung des Konjunkturklimaindex 2006 – <strong>2010</strong><br />
– in Indexpunkten –<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
Frühjahr<br />
2006<br />
Winter<br />
2006<br />
Frühjahr<br />
2007<br />
Winter<br />
2007<br />
Frühjahr<br />
2008<br />
Winter<br />
2008<br />
Frühjahr<br />
2009<br />
gesamt Beherbergung Gastronomie<br />
Winter<br />
2009<br />
Frühjahr<br />
<strong>2010</strong><br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten IHK-Arbeitsgemeinschaft <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
ZUSAmmEnfASSUnG<br />
Die Wirtschafts- und Finanzkrise hinterließ<br />
auch im Gastgewerbe Spuren und führte ab<br />
Herbst 2008 zu signifikanten Umsatzeinbußen.<br />
Diese schlugen sich im Beherbergungsgewerbe<br />
deutlicher nieder als in der Gastronomie.<br />
Die Zahl der Insolvenzen ist deutschlandweit<br />
im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken.<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> konnte davon leider<br />
nicht profitieren.<br />
In der Entwicklung der Beschäftigtenzahlen<br />
zeigen sich die Krisenwirkungen deutlich:<br />
Aufgrund der verschlechterten Ertragslage<br />
nimmt der Druck auf die Betriebe zu, Vollzeit-<br />
Beschäftigte durch Teilzeitkräfte zu ersetzen.<br />
Die Ergebnisse der IHK-Saisonumfrage stimmen<br />
jedoch optimistisch: Das Geschäftsklima<br />
im Gastgewerbe hat sich im Vergleich<br />
zum Vorjahr deutlich verbessert.<br />
Erwartungen an die Entwicklung der<br />
Geschäftslage in der Sommersaison <strong>2010</strong><br />
– in Prozent –<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
18,5 18,8 19,3<br />
47,4 50,0<br />
34,1 31,3<br />
44,0<br />
36,7<br />
Gastgewerbe Beherbergung Gastronomie<br />
günstiger gleichbleibend ungünstiger<br />
2.2 Betriebswirtschaftliche Situation von<br />
Kreditnehmern der Sparkassen im<br />
Gastgewerbe<br />
Ab einer bestimmten Kredithöhe müssen die gastgewerblichen<br />
Unternehmen ihre Jahresabschlüsse<br />
zu Prüfungszwecken bei ihrer Sparkasse einreichen.<br />
Die Jahresabschlüsse werden nach einem vorgegebenen<br />
Muster aufbereitet, in die EDV eingegeben und<br />
zentral34 bearbeitet (sogenannte EBIL-Analyse). Die<br />
erfassten Jahresabschlussdaten wurden für die Zwecke<br />
des Tourismusbarometers speziell aufbereitet und<br />
regionalisiert, so dass für bestimmte Teilräume vergleichende<br />
Auswertungen erstellt werden können.<br />
Die Ergebnisse sind in mehrfacher Hinsicht als<br />
vorläufig anzusehen: Zum Zeitpunkt der Ausarbeitung<br />
(April <strong>2010</strong>) hatten noch nicht alle Betriebe<br />
ihre Jahresabschlüsse 2008 zur Prüfung eingereicht<br />
oder die Abschlüsse waren noch nicht in die zentrale<br />
Datenbank eingespeist. Für diesen Zwischenbericht<br />
konnten die Ergebnisse von knapp 1.600 gastgewerblichen<br />
Betrieben in allen Barometer-Bundesländern<br />
ausgewertet werden. Eine umfassendere Auswertung<br />
der Daten wird im Rahmen des Sparkassen-<br />
Tourismusbarometers Deutschland im Sommer <strong>2010</strong><br />
erfolgen.<br />
Aus der Vielzahl von Kennziffern werden nur jene erwähnt,<br />
die direkten Einfluss auf das Betriebsergebnis<br />
haben. Auch bei der Ergebnisaufbereitung wird nicht<br />
ins Detail gegangen, vielmehr kommen eher grobe<br />
Darstellungsformen zur Anwendung. Aufgrund der<br />
besonderen Relevanz der Kennziffern werden „Um-
93<br />
satzrendite“ und „Cash-Flow“ getrennt nach Beherbergungs-<br />
und Gastronomiebetrieben dargestellt.<br />
Ansonsten erfolgt die Darstellung für das Gastgewerbe<br />
insgesamt.<br />
Auch in diesem Jahr besteht die Möglichkeit, die Jahre<br />
2007 und 2008 einander gegenüberzustellen.<br />
Dabei werden bisher vorliegenden Daten aus 2008<br />
und die vollständigen Daten aus dem Geschäftsjahr<br />
2007 herangezogen. Das bedingt, dass die hier angegebenen<br />
Vorjahresvergleichswerte nicht identisch<br />
sind mit den 2007er Daten des vorjährigen Berichts,<br />
da die vollständigen Daten für 2007 zum damaligen<br />
Zeitpunkt noch nicht vorlagen.<br />
UmSATZREndiTE im<br />
BEHERBERGUnGSGEwERBE<br />
Umsatzrendite:<br />
Betriebsergebnis<br />
x 100<br />
Gesamtleistung (Nettoumsatz)<br />
Die geläufigste Form der Erfolgsmessung ist der „Gewinn<br />
vor einkommensabhängigen Steuern“, auch als<br />
„Umsatzrendite“ 35 bezeichnet. Er sollte – zumindest<br />
bei inhabergeführten Betrieben36 – eine angemessene<br />
Honorierung der Arbeitsleistung und des unternehmerischen<br />
Risikos darstellen. Bei den Kreditnehmern<br />
der Sparkassen aus dem Bereich Beherbergung<br />
ergab sich im Geschäftsjahr 2008 folgendes Bild37 :<br />
In den Barometer-Bundesländern sank die Umsatzrendite<br />
im Beherbergungsgewerbe im Vergleich zum Vorjahr<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
um durchschnittlich 0,4 Prozentpunkte und damit etwas<br />
stärker als im deutschlandweiten Durchschnitt<br />
(-0,3 Prozentpunkte). In absoluten Zahlen wurde sowohl<br />
in Deutschland als auch in allen Barometer-Bundesländern<br />
zusammen ein Medianwert von 6,3 Prozent<br />
erreicht.<br />
Die Beherbergungsbetriebe in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
und Niedersachsen, die das bereits relativ gute<br />
Vorjahresergebnis halten bzw. leicht verbessern<br />
konnten, überzeugen mit positiven Entwicklungen.<br />
In absoluten Werten reiht sich auch Schleswig-Holstein<br />
in die Spitzengruppe ein, obwohl die Umsatzrendite<br />
hier stark sank. Diese drei Bundesländer<br />
waren 2008 die einzigen Barometer-Bundesländer,<br />
die den deutschlandweiten Medianwert für Beherbergungsbetriebe<br />
übertrafen und zumindest nah<br />
an den Orientierungswert herankamen.<br />
In den anderen Barometer-Bundesländern waren<br />
die Umsatzrenditen im Beherbergungsgewerbe<br />
rückläufig. Als eine Ursache für die Nachfrageeinbrüche,<br />
die bereits im Herbst 2008 zu spüren<br />
waren, kann die Wirtschafts- und Finanzkrise<br />
angesehen werden.<br />
34 beim Deutschen Sparkassen Verlag GmbH in Stuttgart (DSV-Gruppe)<br />
35 Definiert als: Gewinn vor Steuern in Prozent vom Umsatz<br />
36 Im Gegensatz zu Betrieben, die von einem Gehalt beziehenden<br />
Geschäftsführer geleitet werden<br />
37 Der dort verwendete Maßstab (Median) stellt den „zentralen Wert“ in<br />
einer Zahlenreihe dar, in der die Ergebnisausprägungen<br />
der Größe nach geordnet sind (bei neun Werten ist es der fünfte).
94<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
Abb. 29: Umsatzrendite im Beherbergungsgewerbe nach Bundesländern 2008<br />
12,0<br />
10,0<br />
8,0<br />
6,0<br />
4,0<br />
2,0<br />
0,0<br />
-2,0<br />
-4,0<br />
-6,0<br />
-8,0<br />
5,2<br />
-0,1<br />
5,4<br />
-0,7<br />
Brandenburg Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Sonderauswertung EBIL-Daten (vorläufige Ergebnisse)<br />
Für die Kreditnehmer aus dem Beherbergungsbereich<br />
war 2008 kein gutes Jahr, denn die Ertragslage hat<br />
sich teilweise gravierend verschlechtert. Mindestens<br />
zwei Drittel der erfassten Betriebe erreichten den<br />
Orientierungswert nicht. 38 (vgl. Abb. 29)<br />
UmSATZREndiTE in dER GASTRonomiE<br />
Die Umsatzrendite der Gastronomiebetriebe in allen<br />
Barometer-Bundesländern lag 2008 bei insgesamt<br />
7,6 Prozent und damit 0,2 Prozentpunkte unter dem<br />
deutschlandweiten Wert. Absolut gesehen fiel sie im<br />
Gaststättengewerbe deutlich besser aus als bei den<br />
Beherbergungsbetrieben – mit Ausnahme von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
(7,4 Prozent im Vergleich zu 8,4 Prozent). Zu<br />
berücksichtigen bleibt, dass die Messlatte des Orientierungswerts<br />
3 Prozentpunkte39 weiter oben angelegt<br />
werden muss, da die Umsätze in der Regel sehr viel<br />
niedriger ausfallen als bei den Beherbergungsbetrieben.<br />
Während das Gastronomiegewerbe der<br />
Barometer-Bundesländer von 2006 auf 2007 deutliche<br />
Rückgänge bei den Betriebsergebnissen verzeichnen<br />
musste, stellt sich die Situation im Jahr 2008 für knapp<br />
die Hälfte der Bundesländer trotz Wirtschafts- und<br />
Finanzkrise im Vergleich zum Vorjahr wieder etwas<br />
besser dar:<br />
7,3<br />
0,5<br />
8,6<br />
0,0<br />
3,3<br />
-0,9<br />
1,3<br />
2,4<br />
8,4<br />
-2,1 -2,2<br />
Niedersachsen <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Sachsen Sachsen-Anhalt Saarland Schleswig-<br />
Holstein<br />
Umsatzrendite Beherbergung 2008 in % Veränderung Beherbergung gegenüber Vorjahr in %-Punkten<br />
-5,2<br />
Orientierungswert = 10 %<br />
5,1<br />
-0,6<br />
Thüringen<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> ist mit einer rückläufigen Entwicklung<br />
konfrontiert, reiht sich aber in das Mittelfeld<br />
der Barometer-Bundesländer ein. Immerhin konnte<br />
jeder vierte Gastronomiebetrieb den Orientierungswert<br />
erreichen.<br />
Deutlich bedenklicher war die Entwicklung im<br />
Saarland, in Sachsen-Anhalt und Sachsen. Wie<br />
schon beim Beherbergungsgewerbe sanken die<br />
Gewinnmargen in diesen Bundesländern unter allen<br />
Barometer-Bundesländern am spürbarsten ab.<br />
Verbesserungen konnten die Gastronomiebetriebe<br />
in Brandenburg erzielen, die sich damit von den<br />
alarmierenden Rückgängen des Vorjahres erholt<br />
haben. Die Betriebe aus. Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Thüringen und Schleswig-Holstein konnten<br />
ihre Ertragslage ebenfalls leicht verbessern und<br />
sich damit in das obere Drittel aller Bundesländer<br />
einreihen.<br />
38 Gut geführte mittelständische Beherbergungsbetriebe erreichen<br />
Umsatzrenditen von 10 Prozent und mehr<br />
(vgl. Maschke 2005).<br />
39 Gut geführte mittelständische Gastronomiebetriebe erreichen<br />
Umsatzrenditen von 13 Prozent und mehr<br />
(vgl. Maschke 2005).
95<br />
Abb. 30: Umsatzrendite in der Gastronomie nach Bundesländern 2008<br />
14,0<br />
12,0<br />
10,0<br />
8,0<br />
6,0<br />
4,0<br />
2,0<br />
0,0<br />
-2,0<br />
-4,0<br />
-6,0<br />
6,8<br />
3,3<br />
8,5 8,3<br />
1,0<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Sonderauswertung EBIL-Daten (vorläufige Ergebnisse)<br />
Für das Gaststättengewerbe war das Jahr 2008 durchwachsen.<br />
In einigen Barometer-Bundesländern konnten<br />
die deutlichen Vorjahresrückgänge trotz Wirtschaftsund<br />
Finanzkrise zumindest zum Teil aufgefangen<br />
werden. Andere rutschten noch weiter ab und sind auf<br />
einem unbefriedigenden Niveau angekommen.<br />
(vgl. Abb. 30)<br />
PERSonAlAUfwAndSqUoTE<br />
Die Personalaufwandsquote ist im Vergleich zum<br />
Vorjahr insgesamt geringfügig gestiegen, und zwar im<br />
Durchschnitt aller Kreditnehmer im Gastgewerbe der<br />
Barometer-Bundesländer um 0,3 Prozentpunkte. Damit<br />
fällt die Zunahme etwas deutlicher aus als im gesamten<br />
Bundesgebiet (0,1 Prozentpunkte). Ein Zusammenhang<br />
mit der Verschlechterung der oben dargestellten Umsatzrendite<br />
ist naheliegend:<br />
-1,0<br />
Die Betriebe in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Schleswig-Holstein<br />
und Mecklenburg-Vorpommern registrierten<br />
7,4<br />
-1,9<br />
4,0<br />
-0,3<br />
Umsatzrendite Gastronomie 2008 in % Veränderung Gastronomie gegenüber Vorjahr in %-Punkten<br />
Personalauf-<br />
Personalaufwand<br />
x 100<br />
wandsquote: Gesamtleistung (Nettoumsatz)<br />
7,3<br />
-2,8<br />
3,2<br />
-3,9<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
9,3<br />
Orientierungswert = 13 %<br />
0,3<br />
eine leicht steigende Personalkostenbelastung.<br />
Diese erscheint allerdings immer noch tragbar. In<br />
Niedersachsen und Brandenburg wurde das Vorjahresniveau<br />
gehalten. Lediglich in Thüringen und<br />
im Saarland ist die Personalaufwandsquote, wenn<br />
auch nur sehr leicht, gesunken.<br />
Sachsen, Sachsen-Anhalt und das Saarland, die<br />
drei Barometer-Bundesländer mit den signifikantesten<br />
Rückgängen bei den Gewinnmargen,<br />
weisen auch die höchsten und den Orientierungswert<br />
deutlich übersteigende Personalaufwandsquoten<br />
auf. <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> bleibt neben<br />
Schleswig-Holstein, wie schon im Vorjahr, eines<br />
der Barometer-Bundesländer mit den niedrigsten<br />
Personalkosten und einer akzeptablen Umsatzrendite.<br />
Insgesamt ist festzustellen, dass die Belastung der Betriebe<br />
durch Personalkosten zwar leicht zunahm, diese<br />
aber bei zwei Drittel der Barometer-Bundesländer immer<br />
noch unter dem Orientierungswert lag und deshalb<br />
als akzeptabel zu bewerten ist. (vgl. Abb. 31)<br />
9,4<br />
0,5
96<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
Abb. 31: Personalaufwandsquote im Gastgewerbe nach Bundesländern 2008<br />
35,0<br />
30,0<br />
25,0<br />
20,0<br />
15,0<br />
10,0<br />
5,0<br />
0,0<br />
-5,0<br />
26,6<br />
0,0<br />
25,5 25,1<br />
1,0<br />
27,0<br />
0,2<br />
0,6 1,1 1,2<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Sonderauswertung EBIL-Daten (vorläufige Ergebnisse)<br />
RoHERTRAGSqUoTE<br />
29,0<br />
Personalaufwand Gastgewerbe 2008 in % Veränderung gegenüber Vorjahr in %-Punkten<br />
Die Rohertragsquote errechnet sich durch Abzug der<br />
Warenkosten vom Umsatz. Sie ist damit ein Indikator<br />
für die Wirtschaftlichkeit des Wareneinsatzes im<br />
Betrieb. Der Anstieg um 0,4 Prozentpunkte bedeutet,<br />
dass die Belastung der gastgewerblichen Betriebe in<br />
den Barometer-Bundesländern durch Warenkosten<br />
leicht abgenommen hat. Eine Optimierung des Wareneinsatzes<br />
gelang in den westdeutschen Barometer-<br />
Bundesländern besser (0,7 Prozentpunkte) als in<br />
Ostdeutschland (0,1 Prozentpunkte).<br />
In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> hat sich die Situation ebenfalls ein<br />
wenig (+0,2 Prozentpunkte) verbessert, die Wareneinsatzquote<br />
lag aber in absoluten Werten auf dem<br />
vorletzten Platz im Vergleich der Barometer-Bundesländer.<br />
(vgl. Abb. 32)<br />
Rohertrags-<br />
Rohertrag<br />
x 100<br />
quote: Gesamtleistung (Nettoumsatz)<br />
28,4<br />
29,9<br />
-1,5<br />
24,7<br />
ZinSAUfwAndSqUoTE 40<br />
Orientierungswert = 28 %<br />
0,9<br />
27,1<br />
Die Zinsaufwandsquote ist im Durchschnitt aller Barometer-Bundesländer<br />
wie im gesamten Bundesgebiet<br />
um 0,1 Prozentpunkte angestiegen. Damit betrug die<br />
durchschnittliche Zinsbelastung nun rund 5,0 Prozent<br />
vom Umsatz. Trotz einer Reduzierung der Zinsbelastung<br />
in den Betrieben der ostdeutschen Barometer-Bundesländer<br />
(-0,1 Prozentpunkte), bei gleichzeitig leichtem<br />
Anstieg in den westdeutschen Bundesländern (0,2 Prozentpunkte),<br />
blieb das Ost-West-Gefälle bestehen.<br />
In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> stiegen die Belastungen durch<br />
Fremdkapitalzinsen im Vergleich zum Vorjahr leicht<br />
an. Trotzdem befand sich die Zinsaufwandsquote<br />
weiterhin auf einem akzeptablen Niveau. Lediglich<br />
das Saarland und Niedersachsen reihten sich in absoluten<br />
Zahlen vor <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> ein. (vgl. Abb. 33)<br />
Zinsaufwands-<br />
Zinsaufwand<br />
x 100<br />
quote: Gesamtleistung (Nettoumsatz)<br />
40 Für das Gastgewerbe insgesamt ist aufgrund der unterschiedlichen<br />
Besitzstrukturen (Pächter/Eigentümer) die Angabe eines<br />
Orientierungswerts nicht sinnvoll.<br />
-0,5
97<br />
Abb. 32: Rohertragsquote im Gastgewerbe nach Bundesländern 2008<br />
100,0<br />
80,0<br />
60,0<br />
40,0<br />
20,0<br />
0,0<br />
-20,0<br />
74,4<br />
-0,1 -0,2 -0,7 -0,5<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Sonderauswertung EBIL-Daten (vorläufige Ergebnisse)<br />
Abb. 33: Zinsaufwandsquote im Gastgewerbe nach Bundesländern 2008<br />
9,0<br />
8,0<br />
7,0<br />
6,0<br />
5,0<br />
4,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
0,0<br />
-1,0<br />
5,6<br />
-0,1<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Sonderauswertung EBIL-Daten (vorläufige Ergebnisse)<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
78,6 75,9<br />
74,3<br />
75,0<br />
76,0<br />
72,4 77,0<br />
76,0<br />
1,4<br />
0,2 1,0 1,6<br />
Rohertragsquote Gastgewerbe 2008 in % Veränderung gegenüber Vorjahr in %-Punkten<br />
7,8<br />
-0,5<br />
4,0<br />
-0,1<br />
4,3<br />
0,3<br />
4,8<br />
0,4<br />
5,3<br />
3,2<br />
0,3<br />
4,4<br />
0,3<br />
Orientierungswert = 79 %<br />
5,8<br />
0,0 -0,1<br />
Zinsaufwandsquote Gastgewerbe 2008 in % Veränderung gegenüber Vorjahr in %-Punkten<br />
0,5
98<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
Abb. 34: Abschreibungsquote im Gastgewerbe nach Bundesländern 2008<br />
10,0<br />
8,0<br />
6,0<br />
4,0<br />
2,0<br />
0,0<br />
-2,0<br />
7,6<br />
-0,7<br />
8,8<br />
-0,8<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Sonderauswertung EBIL-Daten (vorläufige Ergebnisse)<br />
ABScHREiBUnGSqUoTE 41<br />
Der Median für die Abschreibungsquote lag in den<br />
Barometer-Bundesländern 1,1 Prozentpunkte über<br />
dem deutschlandweiten Durchschnitt von 4,9 Prozent.<br />
Insgesamt ist die Quote im Berichtsjahr 2008, sowohl in<br />
Deutschland als auch in den Barometer-Bundesländern,<br />
um 0,2 Prozentpunkte gesunken. Die höchsten Abschreibungen<br />
verzeichneten weiterhin Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Brandenburg und Thüringen. Am<br />
geringsten fielen diese in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Schleswig-<br />
Holstein und im Saarland aus.<br />
Niedrigere bzw. sinkende Abschreibungsquoten sind<br />
zwar immer ein Zeichen für eine geringere Kostenbelastung,<br />
aus folgendem Grund aber differenziert zu<br />
beurteilen:<br />
Sie wirken sich zum einen grundsätzlich günstig<br />
auf die Umsatzrendite aus.<br />
Sie senken aber zum anderen den Cash-Flow, der<br />
sich als Summe von Abschreibungen und Gewinn<br />
Abschreibungs-<br />
Abschreibungen<br />
x 100<br />
quote: Gesamtleistung (Nettoumsatz)<br />
5,3<br />
-0,6<br />
4,6<br />
0,0<br />
6,8<br />
-0,1<br />
6,4<br />
-1,0<br />
4,9 4,8<br />
Abschreibungsquote Gastgewerbe 2007 Veränderung gegenüber Vorjahr in %-Punkten<br />
0,6<br />
vor Steuern definiert. Somit verringert sich auch<br />
das Innenfinanzierungspotenzial eines Kreditnehmers.<br />
(vgl. Abb. 34)<br />
cASH-flow-RATE<br />
Cash-Flow (vor Steuern)<br />
Cash-Flow-Rate:<br />
x 100<br />
Gesamtleistung (Nettoumsatz)<br />
Der Gewinn vor Steuern bringt nicht die eigentliche<br />
Innenfinanzierungskraft der Betriebe zum Ausdruck, da<br />
zu seiner Ermittlung die Abschreibungen auf Anlagevermögen<br />
als Kosten in Abzug gebracht werden. Da diese<br />
aber in der Abrechnungsperiode zu keinen Ausgaben<br />
führen, erhöhen sie den Bestand an Zahlungsmitteln.<br />
Der Cash-Flow, als Summe von Gewinn vor Steuern und<br />
Abschreibungen, ist insofern der wichtigere Maßstab zur<br />
Bestimmung der Innenfinanzierungskraft. Daher wird die<br />
Entwicklung der wirtschaftlichen Situation der Kreditnehmer<br />
anhand dieser Kennziffer zusammenfassend<br />
beurteilt. Unterschieden wird dabei erneut zwischen<br />
Beherbergungs- und reinen Gastronomiebetrieben.<br />
41 Für das Gastgewerbe insgesamt ist aufgrund der unterschiedlichen<br />
Besitzstrukturen (Pächter/Eigentümer) die Angabe eines Orientie-<br />
rungswerts nicht sinnvoll.<br />
0,1<br />
7,0<br />
0,4
99<br />
Abb. 35: cash-flow-Rate von Beherbergungsbetrieben nach Bundesländern 2008<br />
20,0<br />
15,0<br />
10,0<br />
5,0<br />
0,0<br />
-5,0<br />
12,4<br />
-2,4<br />
14,9<br />
-2,3<br />
14,0<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Sonderauswertung EBIL-Daten (vorläufige Ergebnisse)<br />
cASH-flow-RATE im<br />
BERHERBERGUnGSGEwERBE<br />
15,5<br />
11,2<br />
Der Cash-Flow der Barometer-Bundesländer ist im Gesamtdurchschnitt<br />
um 1,2 Prozentpunkte gesunken und<br />
betrug im Berichtsjahr noch 13,2 Prozent. Damit lagen<br />
die Barometer-Bundesländer rund 0,3 Prozentpunkte<br />
unter dem deutschlandweiten Durchschnitt. Im Vergleich<br />
zum Vorjahr blieb die Cash-Flow-Rate in den westdeutschen<br />
Barometer-Bundesländern stabil, während sie bei<br />
den ostdeutschen Betrieben im Durchschnitt um<br />
1,4 Prozentpunkte sank. Aufgrund dieser Entwicklung<br />
verlor Mecklenburg-Vorpommern den Spitzenplatz an<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, in dem die Vorjahresquote in etwa<br />
gehalten werden konnte. Auch die anderen Bundesländer<br />
des oberen Drittels liegen in Westdeutschland:<br />
Niedersachsen, Schleswig-Holstein und das Saarland<br />
erzielten als einzige Barometer-Bundesländer einen Zuwachs.<br />
Hier scheint sich eine Trendwende abzuzeichnen.<br />
(vgl. Abb. 35)<br />
Insgesamt bewegte sich die Cash-Flow-Quote bei<br />
einem Median zwischen 9,4 und 15,5 Prozent. Die<br />
Mehrzahl der Kreditnehmer hat den Orientierungswert42<br />
also klar verfehlt. Sinkende Umsatzrenditen, infolge<br />
der Wirtschafts- und Finanzkrise, sowie rückläufige<br />
Abschreibungsquoten haben sich negativ auf die<br />
Innenfinanzierungskraft der Kreditnehmer ausgewirkt.<br />
0,1<br />
-0,3 -0,3<br />
Cash-Flow-Rate Beherbergung 2008 in % Veränderung gegenüber Vorjahr in %-Punkten<br />
9,4<br />
-1,1<br />
13,5<br />
0,1<br />
cASH-flow-RATE dER<br />
GASTRonomiEBETRiEBE<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
15,3<br />
Orientierungswert = 19 %<br />
-1,7<br />
12,7<br />
Die Innenfinanzierungskraft der Gastronomiebetriebe<br />
der Barometer-Bundesländer hat sich erneut verschlechtert<br />
(-1,3 Prozentpunkte) und lag in absoluten Zahlen mit<br />
12,0 Prozent leicht unter dem deutschlandweiten Durchschnitt.<br />
Differenziert man zwischen den Barometer-<br />
Bundesländern in Ost- und Westdeutschland, bleibt<br />
festzuhalten, dass<br />
die Cash-Flow-Raten der Betriebe im Westen,<br />
trotz eines deutlicheren Rückgangs (-2,2 Prozentpunkte),<br />
über dem Niveau der ostdeutschen<br />
Barometer-Bundesländer lagen.<br />
die Innenfinanzierungskraft im Osten (-0,2<br />
Prozentpunkte) dank einer konstanten bis leicht<br />
positiven Entwicklung in Brandenburg und<br />
Mecklenburg-Vorpommern fast auf dem Vorjahresniveau<br />
blieb.<br />
42 Gut geführte mittelständische Beherbergungsbetriebe erreichen eine<br />
Cash-Flow-Rate von 19 Prozent und mehr (vgl. Maschke 2005).<br />
-1,3
100<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
Abb. 36: cash-flow-Rate von Gastronomiebetrieben nach Bundesländern 2008<br />
25,0<br />
20,0<br />
15,0<br />
10,0<br />
5,0<br />
0,0<br />
11,2<br />
3,5<br />
13,2<br />
0,0<br />
12,0 11,9<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Sonderauswertung EBIL-Daten (vorläufige Ergebnisse)<br />
Am deutlichsten fielen die Rückgänge in <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong>, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen aus.<br />
In absoluten Zahlen bzw. im Median reiht sich <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
in das Mittelfeld der Barometer-Bundesländer<br />
ein. Besonders Besorgnis erregend ist die Entwicklung<br />
in Sachsen und im Saarland. Dort sank die Cash-Flow-<br />
Rate im Median auf unter 9 Prozent bzw. 10 Prozent.<br />
Über drei Viertel der dortigen Betriebe dürften den<br />
Orientierungswert also nicht erreicht oder sogar sehr<br />
deutlich verfehlt haben. (vgl. Abb. 36)<br />
Bei der Beurteilung der Innenfinanzierungskraft von<br />
Gastronomiebetrieben ist einzukalkulieren, dass viele<br />
von ihnen gepachtet sind und somit relativ niedrige<br />
Abschreibungsquoten (von oft weniger als 2 Prozent)<br />
aufweisen. Eine Erreichung des Orientierungswerts –<br />
der nur für Eigentümerbetriebe gilt – ist deshalb oft<br />
gar nicht möglich. Dennoch ist bei der Interpretation<br />
der Werte Folgendes zu berücksichtigen:<br />
Cash-Flow-Raten von unter 10 Prozent oder<br />
knapp darüber sind definitiv zu niedrig43 , um<br />
alle Zahlungsverpflichtungen erfüllen und einen<br />
angemessenen Unternehmerlohn erwirtschaften<br />
zu können.<br />
Bei der Mehrzahl der Kreditnehmer ist die<br />
Zahlungsfähigkeit zwar nicht akut gefährdet; der<br />
9,0<br />
13,2<br />
10,0<br />
13,6<br />
Orientierungswert = 22 %<br />
12,7<br />
Kapital- und Arbeitseinsatz der Inhaberfamilie<br />
wird jedoch nicht ausreichend honoriert. Eine<br />
angemessene Honorierung ist höchstens bei<br />
einem Fünftel der erfassten Kreditnehmer der<br />
Fall, wobei zwischen Ost und West keine grundlegenden<br />
Unterschiede erkennbar sind. Selbst<br />
bei dem Spitzenreiter Schleswig-Holstein erreicht<br />
oder übertrifft nicht einmal jeder vierte Kreditnehmer<br />
den Orientierungswert.<br />
43 Gut geführte mittelständische Gastronomiebetriebe erreichen eine<br />
Cash-Flow-Rate von 22 Prozent und mehr (vgl. Maschke 2005).
101<br />
ZUSAmmEnfASSUnG<br />
Deutschlandweit zeigt sich im Krisenjahr 2009<br />
eine rückläufige Entwicklung der Umsatzrenditen.<br />
Auch die Innenfinanzierungskraft<br />
ist sowohl im Beherbergungs- als auch im<br />
Gastronomiebereich gesunken, wodurch der<br />
Druck auf das Gastgewerbe steigt.<br />
Trotz starker Umsatzeinbrüche stieg die<br />
Personal- und Zinsaufwandsquote in allen<br />
Barometer-Bundesländern nur marginal,<br />
und die Wirtschaftlichkeit des Wareneinsatzes<br />
konnte sogar verbessert werden.<br />
In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> zeigt sich ein differenziertes<br />
Bild: Während die Gewinnmargen<br />
und die Innenfinanzierungskraft im Beherbergungsgewerbe<br />
über dem Durchschnitts-<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Rheinsteig: Blick auf die <strong>Pfalz</strong>grafenstein<br />
niveau aller Barometer-Bundesländer lagen,<br />
verzeichnete das Gaststättengewerbe in<br />
beiden Fällen Rückgänge. Bezogen auf das<br />
gesamte Gastgewerbe zeichneten sich die Betriebe<br />
vor allem durch geringe Personal- und<br />
Zinsaufwendungen aus. Die Wareneinsatzquote<br />
– eine der höchsten im Vergleich der<br />
Barometer-Bundesländer – stieg leicht an.<br />
Insgesamt und über alle Barometer-Bundesländer<br />
hinweg betrachtet, ist das Gastgewerbe,<br />
aber speziell der Beherbergungsbereich,<br />
jetzt dringend darauf angewiesen,<br />
dass die Konjunktur und die Nachfrage<br />
möglichst schnell wieder anspringen.
102<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
3 Qualität der Betriebe<br />
Seit dem vergangenen Jahr wird dem Thema Qualität<br />
im Tourismusbarometer mehr Beachtung geschenkt.<br />
Neben den Daten der Klassifizierungssysteme des<br />
Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA)<br />
und des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) für<br />
Unterkünfte wird nun auch die Zahl der nach dem<br />
Qualitätsmanagementsystem „ServiceQualität<br />
Deutschland“ zertifizierten Betriebe analysiert.<br />
Dabei wird sowohl der Frage nachgegangen, wie das<br />
generelle Qualitätsniveau in Ostdeutschland im Vergleich<br />
zu anderen Bundesländern einzuschätzen ist,<br />
als auch, in welchem Ausmaß die Betriebe die Möglichkeiten<br />
der Klassifizierung und Zertifizierung als Instrument<br />
der Qualitätskontrolle und -auszeichnung nutzen.<br />
3.1 Hotelklassifizierung nach<br />
dEHoGA-Kriterien<br />
Im Januar <strong>2010</strong> wiesen in Deutschland rund 37 Prozent<br />
der Hotels und Hotels garnis (insgesamt 21.472) eine<br />
Klassifikation nach den Qualitätskriterien des DEHOGA<br />
Tab. 16: dEHoGA-Klassifizierung nach Bundesländern<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Deutscher Hotel- und Gaststättenverband (Stand: Januar <strong>2010</strong>)<br />
auf. Im Vergleich zum Vorjahr konnte der Anteilswert<br />
um 2,5 Prozentpunkte (absolut 432 Betriebe) gesteigert<br />
werden. Bremen verzeichnet, wie bereits im Vorjahr,<br />
mit rund 79 Prozent den mit Abstand höchsten<br />
Anteilswert klassifizierter Betriebe im Verhältnis zur<br />
Gesamtzahl der Hotels und Hotels garnis. Auf Platz 2<br />
ist der Freistaat Thüringen vorgerückt und liegt nun<br />
vor Berlin. In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> stieg der Anteil der klassifizierten<br />
Betriebe deutlich an (+3,9 Prozentpunkte).<br />
Damit erreicht <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> – absolut gesehen –<br />
mit 628 klassifizierten Unterkünften den fünften Platz<br />
im Bundesvergleich. (vgl. Tab. 16)<br />
Der Anteil der beiden höchsten Kategorien (4- und<br />
5-Sterne-Segment) an allen klassifizierten Beherbergungsbetrieben<br />
je Bundesland ist nach wie vor<br />
in Mecklenburg-Vorpommern am größten: Über die<br />
Hälfte der Betriebe kann dem gehobenen Segment<br />
zugeordnet werden. Erst mit beträchtlichem Abstand<br />
folgen, auf gleichem Niveau, die Stadtstaaten<br />
Hamburg und Berlin. <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> muss sich mit<br />
dem letzten Platz im deutschlandweiten Vergleich<br />
abfinden. Hier nahm der ohnehin sehr niedrige Anteil<br />
der 4- und 5-Sterne-Betriebe 2009 sogar ab<br />
(-1,6 Prozentpunkte).
103<br />
ZUSAmmEnfASSUnG<br />
Das Thema Qualität verdient hohe Aufmerksamkeit.<br />
Die Klassifizierung des Deutschen<br />
Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA)<br />
gilt dabei als wichtiges Instrument für die Qualitätsauszeichnung<br />
von Hotelbetrieben.<br />
Die Zahl der an der DEHOGA-Hotelklassifizierung<br />
teilnehmenden Betriebe nimmt<br />
weiter zu. Fast alle Bundesländer konnten<br />
den Anteil der klassifizierten Unterkünfte im<br />
letzten Jahr ausbauen.<br />
Die rheinland-pfälzischen Hotels sind zwar<br />
zunehmend an dem Klassifizierungssystem<br />
beteiligt, das gehobene Segment (4 bis 5<br />
Sterne) ist dabei jedoch deutlich unterrepräsentiert.<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
3.2 Klassifizierung von ferienwohnungen,<br />
ferienhäusern und Privatzimmern nach<br />
dTv-Kriterien<br />
Die Untersuchungen des Tourismusbarometers haben<br />
bereits in zahlreichen Bundesländern nachgewiesen,<br />
dass Übernachtungen in gewerblichen Ferienwohnungen<br />
und insbesondere in dem von der amtlichen<br />
Statistik nicht erfassten Segment der nichtgewerblichen<br />
Ferienwohnungen, Ferienhäuser und Privatzimmer<br />
einen beträchtlichen Umfang erreichen können.<br />
Steigende Qualitätsansprüche und eine zunehmende<br />
Orientierung des Gastes an Klassifizierungskriterien<br />
spielen daher auch hier eine immer wichtigere Rolle.<br />
Rückschlüsse auf das Qualitätsniveau von Ferienwohnungen,<br />
Ferienhäusern und Privatzimmern erlaubt das<br />
Klassifizierungssystem des Deutschen Tourismusverbandes<br />
e. V., das in diesem Segment deutschlandweit<br />
führend ist.<br />
Da die Privatquartiere nur in wenigen Bundesländern<br />
– u. a. in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> – von der amtlichen Statistik<br />
kontinuierlich erfasst werden, können leider nur Angaben<br />
zu den Marktanteilen der Bundesländer an den<br />
klassifizierten Betrieben gemacht werden.<br />
Ballonfahrertreffen in Norheim
104<br />
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
Im März <strong>2010</strong> waren mehr als 68.000 Objekte in<br />
Deutschland nach den Kriterien des DTV klassifiziert<br />
und damit rund 3 Prozent mehr als im Vorjahr. Im<br />
Vergleich aller Bundesländer erreicht der Freistaat<br />
Bayern mit 31,9 Prozent erneut den mit Abstand<br />
höchsten Marktanteil, <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> lag mit 6,5<br />
Prozent auf Platz 6. Die Veränderungen im Vergleich<br />
zum Vorjahr sind minimal. (vgl. Tab. 17)<br />
Im Jahr 2009 waren in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> knapp 4.500<br />
Objekte klassifiziert und damit 4 Prozent mehr als im<br />
Vorjahr. Deutlich erhöht hat sich vor allem die Zahl der<br />
4- und 5-Sterne-Objekte auf nunmehr 44,6 Prozent.<br />
Gleichzeitig hat der 1- bis 2-Sterne-Bereich abgenommen,<br />
so dass von einer qualitativen Aufwertung des<br />
Angebots gesprochen werden kann. (vgl. Tab. 18)<br />
Tab. 17: nach dTv klassifizierte ferienhäuser und -wohnungen sowie Privatzimmer in deutschland<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Deutscher Tourismusverband e. V. (Stand: März <strong>2010</strong>)<br />
Tab. 18: nach dTv klassifizierte ferienhäuser und -wohnungen sowie Privatzimmer in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Ferienhäuser<br />
und Ferienwohnungen <br />
Privatzimmer<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Deutscher Tourismusverband e. V. (Stand: April <strong>2010</strong>)<br />
ZUSAmmEnfASSUnG<br />
Steigende Qualitätsansprüche und eine zunehmende<br />
Orientierung des Gastes an Klassifizierungskriterien<br />
spielen auch bei der Wahl<br />
einer Ferienwohnung, eines Ferienhauses oder<br />
eines Privatzimmers eine (zunehmend) wichtige<br />
Rolle. Einen anerkannten Orientierungswert<br />
bietet das Klassifizierungssystem des<br />
Deutschen Tourismusverbandes e. V. (DTV).<br />
Der Anteil der DTV-klassifizierten Objekte in<br />
Deutschland und <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> steigt kontinuierlich<br />
an. Zuwächse verzeichnen insbesondere<br />
das gehobene und das Luxus-Segment.<br />
Insgesamt Anteil der Kategorie<br />
im eigenen<br />
Bundesland<br />
(in % )<br />
Anteil an allen<br />
DTV-klassifizierten Objekten<br />
in dieser Kategorie in<br />
Deutschland (in % )<br />
F/P 7 0 7 0,2 2,5<br />
F/P 201 50 251 5,6 5,5<br />
F/P 1.850 365 2.215 49,6 6,4<br />
F/P 1.641 160 1.801 40,3 7,2<br />
F/P 185 7 192 4,3 5,9<br />
Insgesamt 3.884 582 4.466 100 6,6
105<br />
3.3 Servicequalität deutschland<br />
Als dritter Indikator für die Qualitätsentwicklung im<br />
Tourismus wird die Zahl der im Rahmen des Qualitätsmanagementsystems<br />
„ServiceQualität Deutschland“<br />
zertifizierten Betriebe beobachtet. Bei der Initiative ServiceQualität<br />
Deutschland handelt es sich um ein dreistufiges<br />
Schulungs- und Zertifizierungsprogramm, das<br />
zur Steigerung der Dienstleistungsqualität in Deutschland<br />
beiträgt. Mitarbeiter von Dienstleistungsunternehmen<br />
werden zum Thema Servicequalität geschult,<br />
setzen die erlernten Instrumente im Unternehmen (Hotel-<br />
oder Gastronomiebetriebe, Touristinformationen)<br />
um und führen es so zur Zertifizierung.<br />
Die Zahl der Teilnehmer wächst stetig: 2.381 Betriebe<br />
haben bislang (Stand: Februar <strong>2010</strong>) in den 15 mitwirkenden<br />
Bundesländern eine Zertifizierung der Stufe I<br />
bis III erhalten. 2009 wurden 841 Betriebe, darunter<br />
drei in Stufe III, neu zertifiziert. Da die einzelnen<br />
Bundesländer diesem System zu unterschiedlichen<br />
Zeitpunkten beigetreten sind, ist die Anzahl der<br />
Q-Betriebe sehr verschieden. Baden-Württemberg,<br />
der Vorreiter der „ServiceQualität Deutschland“,<br />
verzeichnet zum angegebenen Zeitpunkt 458 Zertifizierungen,<br />
darunter auch Q-Betriebe der Stufe III, die<br />
sonst nur noch Brandenburg aufweisen kann. Baden-<br />
Württemberg konnte zudem die meisten Betriebe neu<br />
zertifizieren. <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> hat trotz relativ späten<br />
Einstiegs 2005 deutlich aufgeholt und belegt einen<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Kooperationsgemeinschaft ServiceQualität Deutschland (Stand: Februar <strong>2010</strong>)<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
guten 2. Platz. 370 Betriebe, darunter 21 in Stufe II,<br />
haben sich mit dem „ServiceQ“ auszeichnen lassen.<br />
Allein im letzten Jahr kamen über 80 Betriebe hinzu.<br />
(vgl. Tab. 19)<br />
ZUSAmmEnfASSUnG<br />
Mit dem „ServiceQ“ können sich Hotel- und<br />
Gastronomiebetriebe, Touristinformationen,<br />
Freizeiteinrichtungen sowie weitere touristische<br />
Dienstleister auszeichnen lassen.<br />
Voraussetzung ist die Teilnahme an einem<br />
Qualitätsmanagementsystem in drei Stufen,<br />
das zur Steigerung der Dienstleistungsqualität<br />
beiträgt.<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> ist zwar erst vor fünf Jahren<br />
in das System eingestiegen, nimmt aber<br />
bundesweit bereits eine führende Stellung<br />
ein. Zukünftig wird es darauf ankommen, die<br />
teilnehmenden Betriebe auch zur Mitwirkung<br />
in den Stufen II und III zu motivieren.<br />
Tab. 19: Betriebe je Bundesland mit einer Zertifizierung des qualitätsmanagementsystems<br />
„Servicequalität deutschland“ der Stufen i bis iii<br />
Bundesland<br />
Jahr der<br />
Einführung<br />
Q-Betriebe<br />
Stufe I<br />
Q-Betriebe<br />
Stufe II<br />
Q-Betriebe<br />
Stufe III<br />
Deutschland 2240 130 11<br />
Baden-Württemberg 2001 435 14 9<br />
Bayern 2008 146 3<br />
Berlin 2008 11<br />
Brandenburg 2002 123 22 2<br />
Bremen/Bremerhaven 2005 50<br />
Hessen 2008 55<br />
Mecklenburg-Vorpommern 2008 29<br />
Niedersachsen 2004 271 21<br />
Nordrhein-Westfalen 2009 126 2<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 2005 349 21<br />
Saarland 2008 38 1<br />
Sachsen 2003 226 24<br />
Sachsen-Anhalt 2003 97 3<br />
Schleswig-Holstein 2007 143 1<br />
Thüringen 2003 141 18
Eifelsteig: Wanderer am Weinfelder Maar
IV I<br />
107<br />
ZUKUNFTSBAROMETER: STIMMUNG UND<br />
TRENDS IN DER TOURISMUSBRANCHE<br />
1 dwif-Stimmungsumfrage<br />
Bilanz 2009: zufRiedenheit<br />
iSt geSunken<br />
Im Frühjahr <strong>2010</strong> wurden insgesamt 37 rheinlandpfälzische<br />
Touristiker in die jährliche Stimmungsumfrage<br />
eingebunden. Die Befragten sind mit dem<br />
Verlauf des Jahres 2009 überwiegend zufrieden. Im<br />
Vergleich zum Vorjahr hat die Zufriedenheit jedoch<br />
in fast allen Aspekten stark abgenommen. Einzig im<br />
Bereich des Tagestourismus nahmen die positiven<br />
Stimmen im Vergleich zum Vorjahr nochmals zu. Eine<br />
überragende Mehrheit von 90 Prozent zeigte sich mit<br />
den Ergebnissen 2009 „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“.<br />
Stark verändert hat sich die Bewertung der Situation<br />
der Gastronomie. Erstmals seit 2007 kippte das<br />
Verhältnis: Negative Beurteilungen überwogen. Als<br />
Begründung wurden häufig Umsatzrückgänge infolge<br />
eines veränderten Ausgabeverhaltens der Gäste<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Das Zukunftsbarometer beleuchtet die aktuelle Lage sowie die Erwartungen der Vertreter<br />
rheinland-pfälzischer Destinationen und Betriebe an die kommende Saison.<br />
Ebenso werden aktuelle Trends und Entwicklungen im Tourismus vorgestellt.<br />
Fehlende Prozente zu 100 = keine Angabe<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Stimmungsumfrage, n = 37<br />
angeführt. Generell beeinflusste die angespannte<br />
Wirtschaftslage die Bewertungen erheblich: Auch<br />
bei leichten Rückgängen äußerten viele Befragte<br />
ihre Zufriedenheit, wenn sie die pessimistischen<br />
Erwartungen übertrafen. Im Vergleich regionaler und<br />
lokaler Touristiker schätzte die regionale Ebene die<br />
Entwicklung durchweg kritischer ein. Die Einzelergebnisse<br />
in Bezug auf die Bewertung von Ankünften,<br />
Übernachtungen, Auslastung, Tagesausflügen und der<br />
Gastronomie gehen aus tabelle 20 hervor.<br />
tab. 20: Rückblick 2009 im Vergleich zu 2008 – zufriedenheit regionaler und örtlicher<br />
tourismusorganisationen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> hinsichtlich ausgewählter aspekte<br />
– in Prozent –<br />
Zufriedenheit mit …<br />
weniger<br />
zufrieden/<br />
unzufrieden<br />
2008 2009<br />
sehr<br />
zufrieden/<br />
zufrieden<br />
weniger<br />
zufrieden/<br />
unzufrieden<br />
sehr<br />
zufrieden/<br />
zufrieden<br />
Übernachtungen 5 92 32 65<br />
Ankünften 8 92 24 73<br />
Auslastung 21 76 41 57<br />
Tagesaus�ügen 16 82 8 89<br />
Situation der Gastronomie 40 58 57 35
108<br />
tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
auSwiRkungen deR wiRtSchaftSkRi-<br />
Se: Rückgänge deR geSchäftSReiSen<br />
alS zentRaleS thema<br />
Die verhaltenen Bewertungen für das Jahr 2009 stehen<br />
in engem Zusammenhang mit den Auswirkungen<br />
der Wirtschaftskrise. 70 Prozent der Befragten<br />
konnten Veränderungen auf Kunden- und/oder Anbieterseite<br />
infolge der angespannten wirtschaftlichen<br />
Situation feststellen. Diese registrierten zur Hälfte<br />
Rückgänge im Bereich der Geschäftsreisen, die eindeutig<br />
auf die Krise zurückzuführen waren. Allerdings<br />
konnten die Einbrüche teilweise durch den<br />
wachsenden privaten Reiseverkehr kompensiert<br />
werden. Weitere deutliche Veränderungen, die die<br />
Touristiker in Zusammenhang mit der Krise brachten,<br />
waren Rückgänge der Ausländerübernachtungen,<br />
Umsatzrückgänge in der Gastronomie und eine<br />
höhere Preissensibilität der Gäste. Nur wenige<br />
Experten sahen die Krise in einem positiven Zusammenhang<br />
und bemerkten einen verstärkten Trend<br />
zum Deutschlandtourismus. (vgl. abb. 37)<br />
auSBlick <strong>2010</strong>:<br />
OPtimiSmuS macht Sich BReit<br />
Die Prognose für die touristische Entwicklung <strong>2010</strong> fällt<br />
deutlich optimistischer aus als 2009. In allen Aspekten<br />
gehen die Touristiker mehrheitlich davon aus, die<br />
Vorjahreswerte zu übertreffen. Nur noch ein Bruchteil<br />
abb. 37: auswirkungen der wirtschaftskrise 2009 aus Sicht der touristiker<br />
k. A.<br />
(5 %)<br />
nein<br />
(24 %)<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Stimmungsumfrage, n = 37<br />
ja<br />
(70 %)<br />
erwartet eine rückläufige Tourismusentwicklung <strong>2010</strong>.<br />
Noch ein Jahr zuvor war der Anteil pessimistischer<br />
Stimmen weitaus höher. Viele Touristiker gehen <strong>2010</strong><br />
von einer Erholung der wirtschaftlichen Situation aus<br />
und versprechen sich davon positive Effekte für den<br />
Tourismus. Der bisherige Verlauf des Jahres und die<br />
gute Buchungslage stimmen optimistisch. Grundsätzlich<br />
wird vor allem in den Bereichen Wandern und<br />
Radfahren Potenzial gesehen. (vgl. abb. 38)<br />
heRauSfORdeRungen <strong>2010</strong>:<br />
Qualität und Quantität im<br />
gaStgeweRBe<br />
Während die Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 noch<br />
der größte Problemfaktor war, spielt dieser Aspekt<br />
<strong>2010</strong> wieder eine geringere Rolle: Die schwache Konjunkturlage<br />
stellt für 27 Prozent der Befragten noch<br />
eine Herausforderung dar (Vorjahr 58 Prozent).<br />
Im Vordergrund steht wieder die Qualität der<br />
Infrastruktur im Bereich Beherbergung und Gastronomie.<br />
Als Begründung wird oftmals der Investitionsstau<br />
als Folge von fehlendem Nachwuchs,<br />
mangelndem Qualitätsbewusstsein und/oder die<br />
Zurückhaltung der Banken bei der Kreditvergabe<br />
genannt. Möglicherweise spielten diese Qualitätsaspekte<br />
auch 2009 eine Rolle, wurden aber<br />
von der Krise überschattet.<br />
Rückgänge Geschäftsreisen (50 %)<br />
Rückgänge Ausländerübernachtungen (30 %)<br />
Umsatzrückgänge Gastronomie (27 %)<br />
Höhere Preissensibilität (23 %)<br />
Kurzfristigere Buchungen (15 %)<br />
Kürzere Aufenthaltsdauer (12 %)<br />
Trend Deutschlandtourismus (8 %)
109<br />
Darüber hinaus sehen 38 Prozent Probleme bei<br />
den verfügbaren Beherbergungskapazitäten –<br />
besonders während der Hauptsaison. Zusätzlicher<br />
Bedarf wird in erster Linie bei Hotelbetrieben im<br />
mittleren und gehobenen Bereich bzw. mit zielgruppenspezifischer<br />
Ausrichtung gesehen.<br />
Für 35 Prozent der Experten stellt zudem die<br />
Qualifizierung des Personals eine Herausforderung<br />
dar. Dabei wünscht man sich v. a. eine<br />
regere Teilnahme der Leistungsträger an der<br />
Qualitätsinitiative „ServiceQualität Deutschland<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>“. Rund 30 Prozent bereiten<br />
die fehlenden finanziellen Mittel Kopfzerbrechen.<br />
Einschränkungen werden im Bereich des Marketings,<br />
aber auch im notwendigen Ausbau der<br />
touristischen Infrastruktur befürchtet.<br />
Während fehlende Fördermittel in den meisten<br />
Fällen kein Problem darstellen, werden die nicht<br />
ausreichenden Kofinanzierungsmöglichkeiten<br />
der Kommunen kritisch gesehen.<br />
aRBeitSSchweRPunkte <strong>2010</strong>:<br />
PROdukt- und themenentwicklung<br />
haBen PRiORität<br />
Genau wie im Vorjahr dominiert auch <strong>2010</strong> bei den Arbeitsschwerpunkten<br />
der Tourismusorganisationen<br />
die Produkt- und Themenentwicklung. 91 Prozent<br />
abb. 38: erwartungen der touristiker an die entwicklung <strong>2010</strong><br />
Ankünfte<br />
Übernachtungen<br />
Auslastung<br />
Tagestourismus<br />
– in Prozent, Vorjahreswert in Klammern –<br />
60 (42)<br />
60 (37)<br />
51 (21)<br />
60 ( 50)<br />
35 (21)<br />
32 (26)<br />
41 (40)<br />
30 (37)<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
3<br />
(37)<br />
5<br />
(34)<br />
5<br />
(37)<br />
3 (0)<br />
3 (3)<br />
3 (3)<br />
5 0 (3)<br />
(11)<br />
0% 25% 50% 75% 100%<br />
steigend gleichbleibend rückläufig k. A.<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Stimmungsumfrage, n = 37<br />
messen diesem Bereich eine „sehr große“ oder<br />
„große“ Bedeutung bei. Ziel ist es, den Gast auch weiterhin<br />
mit hochwertigen und innovativen Angeboten<br />
anzusprechen. Zudem wollen jeweils 81 Prozent ihre<br />
Energie verstärkt in den Vertrieb und in das Innenmarketing<br />
stecken.
110<br />
tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
abb. 39: arbeitsbereiche mit großer Bedeutung für die rheinland-pfälzischen<br />
tourismusorganisationen <strong>2010</strong><br />
– in der Reihenfolge der Häufigkeit der Nennungen, in Prozent –<br />
Produkt- und Themenentwicklung<br />
Vertrieb<br />
Innenmarketing<br />
Qualifizierung touristischer Arbeitsmarkt<br />
Qualitätsentwicklung Infrastruktur<br />
Entwicklung der Infrastruktur<br />
Interne Umstrukturierung<br />
Organisationsentwicklung/-form<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Stimmungsumfrage, n = 37<br />
Wie schon bei den Problemfaktoren deutlich wurde,<br />
spielt auch die Qualifizierung der Betriebe eine wichtige<br />
Rolle. 74 Prozent der Touristiker wollen sich intensiver<br />
um die Qualifizierung im Bereich des touristischen<br />
Arbeitsmarkts kümmern. Eine ebenfalls große Zahl wird<br />
sich stärker für die Entwicklung neuer und die Weiterentwicklung<br />
der vorhandenen Infrastruktur einsetzen. Die<br />
Organisationsentwicklung stellt nur für wenige Tourismusorganisationen<br />
einen wichtigen Arbeitsschwerpunkt<br />
dar. (vgl. abb. 39)<br />
inVeStitiOnStätigkeit und<br />
PROJektaktiVitäten: SchweRPunkt Bei<br />
Rad- und wandeRweginfRaStRuktuR<br />
Um aktuelle Entwicklungen in der Tourismusstatistik<br />
besser interpretieren zu können und Hinweise über das<br />
allgemeine Investitionsklima bzw. Schwerpunkte der<br />
Investitionstätigkeiten zu erhalten, wurden die<br />
Vertreter der Tourismusorganisationen auch nach<br />
neuen Freizeit- und Tourismusprojekten sowie der<br />
Infrastruktur in ihrem Zuständigkeitsbereich befragt.<br />
Insgesamt nannten die Touristiker 98 Projektaktivitäten<br />
in den verschiedensten Bereichen.<br />
Der Schwerpunkt liegt – wie bereits im letzen<br />
Jahr – eindeutig im Bereich der Rad- und Wanderinfrastruktur:<br />
Ausschilderungen sollen für<br />
5<br />
8<br />
14<br />
19<br />
19<br />
16<br />
22<br />
8<br />
43<br />
22<br />
43<br />
73<br />
60<br />
49<br />
62<br />
0 20 40 60 80 100<br />
sehr groß groß<br />
49<br />
eine optimale Orientierung sorgen und Zertifizierungen<br />
die Qualität der Wege bestätigen. Die<br />
umfangreiche Vernetzung soll ein durchgängiges<br />
Angebot herstellen, das sich nicht an administrativen<br />
Grenzen, sondern an den Bedürfnissen der<br />
Gäste orientiert. Die Erweiterung des Angebots<br />
um Elektrofahrräder (z. B. Verleihstationen) und<br />
das Angebot von GPS-Systemen für Radler wurden<br />
ebenfalls genannt.<br />
Die thematischen Schwerpunkte bei den Veranstaltungen<br />
liegen wie 2009 in den Bereichen regionale<br />
Kultur und Wein. Musikalische Feste und<br />
Sportevents (z. B. zum Thema Wandern) ergänzen<br />
das Angebot. Gleich mehrere Events sind anlässlich<br />
des Stauferjahres <strong>2010</strong> in Kaiserslautern<br />
geplant. Zudem werden Jubiläen in Zweibrücken<br />
(600 Jahre Herzogtum <strong>Pfalz</strong>-Zweibrücken) und<br />
Speyer (100 Jahre Brezelfest) gefeiert.<br />
Im Bereich der touristischen Infrastruktur sind<br />
Maßnahmen unterschiedlichster Art geplant.<br />
Exemplarisch seien hier die Bemühungen in<br />
Boppard und Deidesheim zur barrierefreien Gestaltung<br />
der Touristinformationen, die Wiedereröffnung<br />
des Gradierwerks in Bad Dürkheim und<br />
die Fertigstellung der Marina in Riol aufgeführt.<br />
Zu den innovativen Beherbergungsprojekten
111<br />
zählt u. a. die Errichtung des „Null-Emissions-<br />
Hotels“ in Cochem. Im April <strong>2010</strong> wurde in Bad<br />
Bertrich zudem ein neues Thermalbad eröffnet.<br />
Die zahlreichen Maßnahmen zeigen, dass fortlaufend an<br />
der Qualität des touristischen Angebots in <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> gearbeitet wird, um dem steigenden Konkurrenzdruck<br />
mit anderen Destinationen gewachsen zu sein.<br />
zuSammenfaSSung<br />
Nachdem die Bilanz für 2009 zurückhaltend<br />
ausfiel, blicken die rheinland-pfälzischen Touristiker<br />
<strong>2010</strong> optimistisch in die Zukunft. Ein<br />
guter Saisonstart und gute Buchungszahlen<br />
stimmen zuversichtlich.<br />
Zu den größten Herausforderungen zählt<br />
die Qualitätssteigerung im Gastgewerbe.<br />
Bei den Projektaktivitäten hat nach wie vor<br />
die Rad- und Wanderweginfrastruktur Priorität,<br />
um dem Gast weiterhin mit innovativen<br />
Ideen begegnen und ein wettbewerbsfähiges<br />
Angebot bieten zu können<br />
2 Trend-Ticker<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Aussicht auf die Burg Rheinfels<br />
auSwiRkungen deR kRiSe SPüRBaR<br />
Trotz der Anzeichen für eine Erholung der wirtschaftlichen<br />
Lage lassen sich noch negative Auswirkungen<br />
der Krise auf die Tourismusbranche feststellen: Insbesondere<br />
die Angst vor Arbeitslosigkeit schlägt sich<br />
in einem vorsichtigen Buchungsverhalten der Konsumenten<br />
nieder. Immer mehr Deutsche verreisen gar<br />
nicht; zudem lässt sich eine Tendenz zum Nahurlaub<br />
beobachten: Vermehrt werden Ziele im eigenen Land<br />
oder in benachbarten Ländern gewählt. Die individuelle<br />
wirtschaftliche Situation der Kunden wird daher stark<br />
die zukünftige Ausformung von Trends beeinflussen. 44<br />
Besonders auffällige Neuerungen sind nicht zu<br />
erkennen. Vielmehr zeichnet sich eine Fortsetzung<br />
der bisherigen Trends ab (vgl. abb. 40). Wichtige Einflussfaktoren<br />
bleiben die demografische Entwicklung<br />
und die Folgen des Klimawandels.<br />
Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels<br />
ist von einem deutlichen Anstieg des Anteils älterer<br />
Menschen an der Gesamtbevölkerung auszugehen.<br />
44 Quellen des Trend-Tickers: FUR 2009, FUR <strong>2010</strong>, GfK Panel Services<br />
Deutschland <strong>2010</strong>, www.etccorporate.org
112<br />
tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
abb. 40: nachfragetrends und einflussfaktoren<br />
Klimawandel<br />
Trends in der<br />
touristischen Nachfrage<br />
Demografischer Wandel<br />
Angebot<br />
- Strukturwandel: neue Zielgruppengewichte<br />
- Motive: gleich bleibende Grundbedürfnisse<br />
- Volumen: stabil, Wachstumspotenzial und Risiken<br />
Nachfrage<br />
Innovation<br />
- Reiseziele: klare Positionen bei Großregionen,<br />
Spielraum für Spielraum Länder/Destinationen<br />
für Länder/Destinationen<br />
Konsumentenpower<br />
Angebotserweiterung<br />
- Information/Entscheidung: neue Strategien<br />
- Vertrieb: wichtige Rolle der Profis<br />
Globalisierung<br />
Krisen, Krieg und<br />
Terrorgefahr<br />
-Urlaubsformen: mehr in einen Urlaub packen<br />
-Dauer: kürzer<br />
- Saisonalität: rückläufig<br />
- Ausgaben: stärkeres Preisbewusstsein<br />
-Urlaubswohnen: mehr Qualität<br />
Erhöhte<br />
Preissensibilität<br />
Konkurrenzdruck<br />
- Verkehrsmittel: Stabilität mit Risiken<br />
Anspruchshaltung<br />
Standardisierung<br />
Technologie<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong> nach FUR 2009<br />
Entsprechend nimmt auch im Tourismus die Bedeutung<br />
der Senioren zu. In ihrem Reiseverhalten unterscheiden<br />
sie sich nicht nur von jüngeren Personen,<br />
sondern auch von den älteren Reisenden vergangener<br />
Zeiten. Sie nutzen beispielsweise häufiger das Flugzeug<br />
und unternehmen mehr Auslandsreisen. Die<br />
zukünftigen Senioren werden sich aber auch durch<br />
umfassende Reiseerfahrung und die damit gewachsenen<br />
Ansprüche auszeichnen. Touristische Anbieter<br />
sollten sich daher mit angemessenen Produkten und<br />
einer weiteren Segmentierung auf diese wichtige<br />
Zielgruppe einstellen. Der Klimawandel wird zwar von<br />
der Mehrzahl der Konsumenten als besorgniserregend<br />
wahrgenommen, beeinflusst jedoch die tatsächliche<br />
Urlaubsplanung bisher nur in Ausnahmefällen.<br />
inlandSuRlauB BleiBt BelieBt<br />
Das eigene Land stellt nach wie vor das bevorzugte<br />
Reiseziel der Deutschen dar. Dabei sind insbesondere<br />
Bayern, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Niedersachsen und Baden-Württemberg<br />
beliebt. Die Favoriten bei den Auslandsreisen sind<br />
Spanien, Italien, die Türkei und Österreich. Auch wenn<br />
sich diese grundsätzlichen Rangfolgen zunächst<br />
kaum ändern werden, so besteht doch insbesondere<br />
für derzeit weniger starke Destinationen die Möglichkeit<br />
eines Wachstums. Entscheidend wird sein, wie<br />
erfolgreich sich die jeweiligen Reiseziele im härter<br />
Internet / e-com<br />
Informationsflut<br />
Nachhaltigkeit<br />
Sicherheit Preisorientierung<br />
Differenzierung<br />
Informierter Kunde<br />
werdenden Wettbewerb vermarkten. Es ist nicht<br />
eindeutig absehbar, welche Gebiete Gäste gewinnen<br />
oder verlieren werden. Fest steht aber, dass es bei<br />
den bevorzugten Landschaftsformen einen Wandel<br />
gibt: Während vor allem südliche Küstenziele, Städte<br />
und das Flachland zunehmend beliebter werden, hat<br />
das Interesse an Hoch- und Mittelgebirgen abgenommen.<br />
Bedeutsam für die weitere Entwicklung des<br />
Binnentourismus ist auch das zukünftige Reiseverhalten<br />
der Senioren, deren Affinität für inländische Ziele<br />
in den letzten Jahren rückläufig war.<br />
gewachSene kundenanSPRüche<br />
Eine Herausforderung stellt die angemessene Kundenansprache<br />
dar. Aufgrund seiner umfangreichen<br />
Reiseerfahrung sowie der Vielfalt verfügbarer Informationen<br />
besitzt der Konsument immer mehr Kompetenz.<br />
Entsprechend steigen und differenzieren sich<br />
seine Ansprüche an die Urlaubsreise bei weitgehend<br />
gleich bleibenden Motiven. Für die Erfüllung seiner<br />
touristisch relevanten Wünsche stehen dem Kunden<br />
vielfältige Möglichkeiten zur Verfügung, von deren<br />
Bandbreite er zunehmend Gebrauch macht: Heute<br />
eingeschränktes Budget, morgen Luxus, Anreise mit<br />
dem Billigflieger, aber Aufenthalt im 5-Sterne-Hotel –<br />
der multioptionale Verbraucher lässt sich nicht mehr<br />
eindeutigen Kategorien zuordnen. Dem Wunsch nach<br />
Flexibilität und Individualität kommen Bausteinmo
113<br />
delle entgegen, mit deren Hilfe sich der Kunde seinen<br />
perfekten Urlaub zusammenstellen kann. Zudem<br />
gibt es die Tendenz, im Urlaub immer mehr, immer<br />
intensiver erleben zu wollen. Und diese Erlebnisse<br />
und Emotionen sollen möglichst bequem zu erreichen<br />
sein.<br />
weiteR im tRend: Städte-, geSundheitS-<br />
und all-incluSiVe-uRlauBe<br />
Städtereisen erfreuen sich nach wie vor einer besonderen<br />
Popularität und weisen ein vielversprechendes<br />
Zukunftspotenzial auf. Die Mehrzahl dieser Reisen<br />
führt die Deutschen in inländische Städte, v. a. nach<br />
Berlin, Hamburg und München. Dank des ausgebauten<br />
Angebots günstiger Flugverbindungen kann<br />
allerdings von einem wachsenden Anteil internationaler<br />
Städtereisen ausgegangen werden. Der erwarteten<br />
Nachfragesteigerung können der schärfere Wettbewerb<br />
– auch auf internationaler Ebene – sowie die<br />
Konkurrenz durch andere Urlaubsformen entgegenwirken.<br />
Zudem verzichten potenzielle Städtereisende<br />
bei einer schlechten wirtschaftlichen Lage eher auf<br />
zusätzliche Kurz- und Wochenendreisen.<br />
Trotz bisweilen zu hoher Erwartungen bleibt der Gesundheitsurlaub<br />
eine bedeutsame Urlaubsform.<br />
Allerdings kann auch durch Urlaube, die nicht explizit<br />
diesem Segment zuzurechnen sind, etwas für die<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Gesundheit getan werden. Die Anbieter müssen sich<br />
auf die Bedürfnisse ihrer Kunden einstellen. Gute<br />
Zukunftschancen haben klar konzipierte gesundheitstouristische<br />
Angebote. In diesem Sinne müssen<br />
Produkte aus den Bereichen Kur und Rehabilitation,<br />
Prävention sowie Wellness deutlich voneinander<br />
abgegrenzt werden, da hier unterschiedliche Zielgruppen<br />
mit differenzierten Erwartungen an ihren<br />
Aufenthalt angesprochen werden. Gesundheit wird<br />
auch zukünftig ein starkes Urlaubsmotiv sein und mit<br />
dem Themenjahr „Gesundheitsurlaub und Wellness in<br />
Deutschland“ der Deutschen Zentrale für Tourismus<br />
im kommenden Jahr weiteren Anschub erfahren.<br />
Wachstumschancen werden auch für All-Inclusive-<br />
Urlaube prognostiziert. Eine besondere Form bietet<br />
die Oberstaufen Tourismus Marketing GmbH an: Bei<br />
mehr als 300 Beherbergungsbetrieben und Privatvermietern<br />
ist die Gästekarte „Oberstaufen Plus“ gratis<br />
erhältlich. Sie verspricht „Urlaub ohne Nebenkosten“<br />
und beinhaltet beispielsweise den Skipass, freie Fahrt<br />
mit den Bergbahnen sowie die kostenlose Nutzung<br />
weiterer Freizeiteinrichtungen. Die Option „Plus Golf“<br />
ermöglicht zudem Golfen ohne Greenfee. Finanziert<br />
wird diese Serviceleistung über einen Marketingbeitrag<br />
der beteiligten Gastgeber und wurde als besonders<br />
innovative Idee mit dem Deutschen Tourismuspreis<br />
2009 und dem ADAC Tourismuspreis Bayern<br />
<strong>2010</strong> ausgezeichnet.
114<br />
tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
weB 2.0 und mOBile kOmmunikatiOn<br />
auf dem VORmaRSch<br />
Mit den Zahlen seiner Nutzer 45 steigt auch die<br />
Bedeutung des Internets für die Tourismusbranche<br />
unvermindert stark an. 74 Prozent der Personen mit<br />
Internetzugang nutzen mittlerweile das World Wide<br />
Web bei der Reiseplanung als Informationsquelle. Die<br />
Menge der dort verfügbaren Daten kann für den Nutzer<br />
allerdings unübersichtlich werden. Das gezielte<br />
Auffinden der relevanten Informationen wird dadurch<br />
erschwert. Zur Orientierung im Internet geben die<br />
Kunden die ihnen bekannte URL ein oder nutzen<br />
Suchmaschinen. Insbesondere einzelne Bestandteile<br />
wie Flug und Hotel werden vermehrt online bestellt.<br />
37 Prozent der Personen mit Internetzugang haben<br />
schon einmal im Internet touristische Leistungen<br />
gebucht, weitere 24 Prozent planen dies für die<br />
Zukunft. Angesichts einer zunehmenden Bandbreite<br />
an Buchungsmöglichkeiten wird der Online-Bereich<br />
immer mehr an Bedeutung gewinnen.<br />
Bei der Informationsbeschaffung und der Vermarktung<br />
touristischer Produkte ist das Web 2.0 mit<br />
interaktiven, von den Nutzern selbst geschaffenen<br />
Inhalten nicht mehr zu ignorieren. Um sich mit<br />
Urlaubsinformationen zu versorgen, sehen sich 37<br />
Prozent der Internetnutzer Online-Nachschlagewerke<br />
und Wikis46 an. 27 Prozent suchen zu diesem Zweck<br />
Bewertungsplattformen und jeweils 15 Prozent Videoplattformen<br />
und Blogs auf. Touristische Anbieter<br />
nutzen daher zunehmend Blogs und soziale Netzwerke<br />
für das Marketing, indem sie in die Website<br />
entsprechende Bestandteile wie Facebook, Twitter,<br />
You Tube oder Bewertungsportale integrieren. Inzwischen<br />
gibt es sogar Seiten, die ausschließlich von den<br />
Nutzern eingepflegte Informationen präsentieren.<br />
Auch die Entwicklung anderer Kommunikationstechniken<br />
wirkt sich auf den Tourismus aus: Mobiles<br />
Internet und Handy lassen deren Nutzer auch im<br />
Urlaub (fast) überall und immer erreichbar sein.<br />
Wachsender Beliebtheit erfreuen sich v. a. die Smartphones<br />
und entsprechende „Apps“, also mobile Anwendungen,<br />
die vermehrt auch touristisch, insbesondere<br />
von Geschäftsreisenden, genutzt werden. Mittels<br />
iPhone können nicht nur Flüge, Hotels und Mietwagen<br />
mobil gebucht werden. Auch der Check-In bei diversen<br />
Fluggesellschaften und der „Reiseführer“ sind<br />
einige von zahlreichen Beispielen für touristische<br />
„Apps“. So bietet das Buchungsportal HRS seinen<br />
Nutzern die Anwendung „Hotels Now!“, durch deren<br />
Einsatz dem Nutzer zu seinem Kamera-/Handyfoto<br />
direkt alle verfügbaren Hotels in der unmittelbaren<br />
Umgebung angezeigt werden. Der Tourismusverband<br />
München-Oberbayern hat die „OBERBAYERNMap“<br />
entwickelt und diese nun um ein „Augmented Reality<br />
Feature“ erweitert: Das kostenfreie „Standort-Informations-System“<br />
als interaktiver Reiseführer zeigt<br />
dem Gast nicht nur den aktuellen Aufenthaltsort an,<br />
sondern vermittelt auch weiterführende Informationen<br />
zu Sehenswürdigkeiten vor Ort. Zudem können<br />
mit dieser Anwendung individuelle Wanderwege oder<br />
Stadtführungen erstellt werden. Aufgrund der bisher<br />
relativ hohen Kosten für mobiles Internet sind die<br />
Nutzerzahlen allerdings noch überschaubar. Doch das<br />
wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach in absehbarer<br />
Zeit ändern.<br />
zuSammenfaSSung<br />
In den nächsten Jahren zeichnet sich die<br />
Fortsetzung der bisherigen Trends ab. Die demografische<br />
Entwicklung und der Klimawandel<br />
beeinflussen sowohl das Angebot als auch die<br />
Nachfrage im Tourismus.<br />
Der Urlaub im eigenen Land bleibt in Mode.<br />
Jedoch profitieren nicht alle Regionen in<br />
Deutschland gleichermaßen davon: Während<br />
Städte und Küsten boomen, verlieren<br />
die Gebirge weiterhin an Beliebtheit.<br />
Eine Ausrichtung des Angebots an den gewachsenen<br />
Kundenansprüchen ist für den<br />
künftigen Erfolg notwendig. Touristische<br />
Anbieter müssen sich auf ein vorsichtiges<br />
Buchungsverhalten sowie einen anhaltenden<br />
Differenzierungsprozess einstellen.<br />
Urlaubsarten: Städtereisen und Gesundheitsurlaube<br />
aller Art sind nach wie vor im<br />
Trend. Daneben wächst die Nachfrage für<br />
Pauschalangebote, die in wirtschaftlich<br />
schlechten Zeiten den größtmöglichen Kostenüberblick<br />
bieten.<br />
Mit dem technologischen Fortschritt gewinnen<br />
das Internet und mobile Anwendungen<br />
zunehmend an Bedeutung für das touristische<br />
Marketing – sowohl als Informations-<br />
als auch als Vertriebskanal.<br />
45 Im Jahr 2009 verfügten 64 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahre in<br />
Deutschland über einen Internetzugang.<br />
46 Wikis sind leicht zu bedienende Systeme im Internet, die es praktisch<br />
jedem Nutzer ermöglichen, Inhalte zu bearbeiten, zu ergänzen, zu<br />
veröffentlichen und sogar zu löschen.
115<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>
Der Rhein zu Füßen der Marksburg
VI<br />
117<br />
Im Hinblick auf den demografischen Wandel sind einführend<br />
einige Feststellungen zu treffen:<br />
DeR DemogRafiSche WanDel<br />
iSt unumkehRbaR<br />
Die Geburtenraten der Vergangenheit stehen fest, die<br />
aktuelle und mittelfristige Lebenserwartung ist präzise<br />
vorherzusagen. Die Uhr ist nicht zurückzudrehen.<br />
Es gilt, mit den neuen Gegebenheiten umzugehen und<br />
sich auf sie einzustellen.<br />
DeR DemogRafiSche WanDel iSt<br />
kalkulieRbaR<br />
Diese Entwicklungen sind zumindest im Hinblick<br />
auf die Altersstruktur und die natürliche Bevölkerungsentwicklung<br />
(Geburten- und Sterberaten) der<br />
nächsten zehn bis fünfzehn Jahre gut und bis 2050<br />
ausreichend genau zu quantifizieren. Zwar gilt das<br />
nicht für alle Einfluss- und Wirkungsfaktoren, doch<br />
die Entwicklungsrichtungen sind in den allermeisten<br />
Fällen ziemlich exakt.<br />
DeR DemogRafiSche WanDel:<br />
WiR SinD mitten DRin<br />
Der demografische Wandel ist ein schleichender Prozess,<br />
bei dem Anfang und Ende nicht datierbar sind.<br />
Erste Diskussionen kamen in den 1970er Jahren auf,<br />
und auch die Rentenfrage ab 1986 – „Die Rente ist<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
AKTUELLES BRANCHENTHEMA: DEMOGRAFISCHER<br />
WANDEL UND TOURISMUS IN RHEINLAND-PFALZ<br />
Ein sehr umfangreicher Bestandteil des Tourismusbarometers <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> sind jährlich<br />
wechselnde Schwerpunktthemen. 2008 stand der Megamarkt „Tagestourismus“ im<br />
Mittelpunkt einer vertieften Betrachtung, 2009 wurde die „Wettbewerbsfähigkeit des<br />
Tourismusangebotes“ untersucht. In diesem Jahr geht es um die zentrale gesellschaftliche<br />
Veränderung in Deutschland, den demografischen Wandel und seine Auswirkungen auf<br />
den rheinland-pfälzischen Tourismus.<br />
1 Demografischer Wandel und Tourismus in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
sicher!“ – ist vor diesem Hintergrund zu nennen. Doch<br />
erst im neuen Jahrtausend wurden die Auswirkungen<br />
in der Gesellschaft so deutlich, dass das Thema in<br />
Politik, Wirtschaft und Bevölkerung endgültig ankam<br />
und zu Diskussionen über Anpassungsmaßnahmen<br />
führte. Insbesondere in Ostdeutschland ist der demografische<br />
Wandel längst Realität. Im Zeitraffer wird<br />
dort vorweggenommen, was in naher Zukunft auf<br />
viele andere Regionen in Deutschland zukommt.<br />
DeR DemogRafiSche WanDel:<br />
eine DeR zentRalen heRauSfoRDe-<br />
Rungen füR Den touRiSmuS<br />
Der demografische Wandel und der Tourismus sind<br />
eng verflochten. Schließlich zählen Freizeitgestaltung<br />
und Reisen zu den zentralen Bedürfnissen und<br />
wichtigsten Gütergruppen der Konsumenten. Die<br />
Dienstleistungsbranche Tourismus bietet Angebote<br />
von Menschen für Menschen, und zwar für alle Bevölkerungsgruppen<br />
und Altersklassen. Entsprechend<br />
umfassend ist der Einfluss demografischer Veränderungen<br />
auf drei zentrale Bereiche (vgl. abb. 41):
118<br />
tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
abb. 41: Wirkungszusammenhänge<br />
tourismus und demografischer<br />
Wandel<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong> auf Grundlage BMWi 2009<br />
Nachfrage: Zahl der Reisen(den), Alter der Reisenden,<br />
Zielwahl, Urlaubsmotive/-aktivitäten,<br />
Reiseausgaben usw.<br />
Arbeitsmarkt: Arbeitskräfte- und Arbeitsplatzpotenzial,<br />
Alter und Qualifikation der Arbeitskräfte,<br />
Art und Attraktivität der Arbeitsplätze usw.<br />
Angebot und Infrastruktur: Auslastung, spezifische<br />
Anforderungen an die Infrastruktur,<br />
Preisniveau usw.<br />
Die Schnittstellen zwischen den drei Wirkungsbereichen<br />
sind ebenfalls vielschichtig. Sie reichen<br />
von steigenden Komfort- und Serviceerwartungen<br />
(Nachfrage/Arbeitsmarkt) über neue Verkehrs- und<br />
barrierefreie Angebote (Nachfrage/Infrastruktur) bis<br />
hin zu spezifischen Anforderungen an Bildungseinrichtungen<br />
(Arbeitsmarkt/Infrastruktur).<br />
leitfRagen füR Die WechSelWiRkungen<br />
zWiSchen touRiSmuS unD<br />
DemogRafiSchem WanDel in<br />
RheinlanD-<strong>Pfalz</strong>:<br />
Welche Veränderungen bringt der demografische<br />
Wandel für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>?<br />
Wie wirkt sich der demografische Wandel<br />
auf die touristische Nachfrage in <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> aus, welche Themen und Zielgruppen<br />
bieten welche Potenziale?<br />
Was bedeutet der demografische Wandel<br />
für den touristischen Arbeitsmarkt im Land?<br />
Welche Erfordernisse ergeben sich für die<br />
Entwicklung des tourismusspezifischen<br />
Angebots und der tourismusrelevanten<br />
allgemeinen Infrastruktur?<br />
Wo liegen Handlungsfelder, und welche<br />
Maßnahmenpakete sollten von Wirtschaft<br />
und Politik ergriffen werden?
119<br />
2 Ausprägungen des demografischen Wandels<br />
2.1 bestimmungsfaktor 1:<br />
bevölkerungsvolumen<br />
Im globalen Maßstab ist das Bevölkerungswachstum<br />
ungebrochen, und die Menschen zieht es zunehmend<br />
aus den ländlichen Regionen in die Städte.<br />
auSlänDiSche QuellmäRkte füR<br />
RheinlanD-<strong>Pfalz</strong> 2020:<br />
Stagnation unD WachStum<br />
Europa zeigt bis 2020 ein anderes und im Regionsvergleich<br />
heterogenes Bild (vgl. karte 9):<br />
Osteuropäische Regionen registrieren vornehmlich<br />
Rückgänge, die durchschnittlichen Bevölkerungsverluste<br />
liegen hier bei 2 bis 7 Prozent.<br />
Deutschland reiht sich mit -2,7 Prozent in diese<br />
Entwicklung ein. Gerade Ostdeutschland, aber<br />
auch das Saarland sowie Regionen von Nordba-<br />
karte 9: bevölkerungsentwicklung in Deutschland und europa 47<br />
– in Prozent –<br />
Europäische NUTS-2-Regionen<br />
(Deutschland: Regierungsbezirke)<br />
bis unter -10<br />
-10 bis unter -5<br />
-5 bis unter 0<br />
0 bis unter 5<br />
5 bis unter 10<br />
10 bis unter 20<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Eurostat, Statistisches Landesamt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
yern bis ins Ruhrgebiet müssen Bevölkerungsverluste<br />
von teilweise weit über 10 Prozent bewältigen.<br />
In Skandinavien sowie großen Teilen Westeuropas<br />
wie Großbritannien, Frankreich, Spanien, Belgien<br />
und den Niederlanden steigen die Bevölkerungszahlen<br />
um 2 bis 6 Prozent, in Irland gar um 15<br />
Prozent.<br />
47 NUTS = Nomenclature des unités territoriales statistiques<br />
(Systematik der Gebietseinheiten für die Statistik in Europa).
120<br />
tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
RheinlanD-<strong>Pfalz</strong> biS 2020:<br />
Rückgang mit Regionalen<br />
SchWeRPunkten<br />
Die Bevölkerungsentwicklung für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
zeigt insgesamt zunächst nur eine leicht negative<br />
Abweichung vom Bundesdurchschnitt. Wirft man<br />
allerdings einen Blick auf die inneren Strukturen des<br />
Landes, so ergeben sich teils erhebliche regionale<br />
Unterschiede. Die Spannbreite reicht bei den Kreisfreien<br />
Städten und Landkreisen bis 2020 von einem<br />
Anstieg um 3,2 Prozent bis zu Rückgängen um 12,1<br />
Prozent (vgl. karte 10):<br />
Die Regionen rund um die Städte Trier und Mainz<br />
bleiben auch in den kommenden zehn Jahren<br />
Wachstumspole des Landes.<br />
Entlang von Rhein und Mosel liegen die Bevölkerungsrückgänge<br />
auf einem deutlich geringeren Niveau<br />
als im Landesdurchschnitt. Zuwanderungen<br />
aus den Nachbarländern wirken stabilisierend.<br />
Der westliche Teil von <strong>Pfalz</strong> und Naheland kämpft<br />
mit Verlusten, die doppelt so hoch ausfallen wie<br />
im Landesdurchschnitt. Bereits heute zählen<br />
sie zu den am dünnsten besiedelten Kreisen in<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. Bis 2025 werden hier sogar zweistellige<br />
Rückgänge prognostiziert. Dabei zählt<br />
auch die Eifel zu den Schrumpfungsregionen.<br />
zuSammenfaSSung unD<br />
SchluSSfolgeRungen<br />
Die stärksten Bevölkerungsverluste des<br />
Kontinents sind bis 2020 in Osteuropa und<br />
Deutschland festzustellen. In den wichtigsten<br />
ausländischen Quellmärkten für den Tourismus<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> steigt die Bevölkerungszahl<br />
aber sogar leicht an.<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> entwickelt sich auf bundesdeutschem<br />
Niveau. Starke regionale Unterschiede<br />
bestehen zwischen den wirtschaftsstarken,<br />
urban geprägten Räumen und den<br />
(grenznahen) ländlichen Regionen.<br />
Aufgrund der Bevölkerungsentwicklung<br />
ist ein Einfluss auf die Quell- und Zielgebietsstruktur<br />
der Gäste, insbesondere im<br />
Tagestourismus, sowie regional begrenzt auf<br />
den touristischen Arbeitsmarkt zu erwarten.<br />
2.2 bestimmungsfaktor 2:<br />
alterung der gesellschaft<br />
Die Veränderungen in der Altersstruktur haben für<br />
Deutschland und damit auch für die Tourismuswirtschaft<br />
weitreichendere Folgen als die Entwicklung<br />
des Bevölkerungsvolumens. Das Tourismusbarometer<br />
konzentriert sich daher auf die zentralen Zielgruppen<br />
der 20- bis 60-Jährigen und der Jahrgänge ab 60. Die<br />
erstgenannte Altersgruppe – Erwerbsfähige im engeren<br />
Sinne – ist darüber hinaus für den touristischen<br />
Arbeitsmarkt von entscheidender Bedeutung.<br />
auSlänDiSche QuellmäRkte füR<br />
RheinlanD-<strong>Pfalz</strong> 2020: Deutliche<br />
zunahme DeR zielgRuPPe 60PluS<br />
Weitaus einheitlicher als das Bevölkerungsvolumen<br />
entwickelt sich die Altersstruktur in den europäischen<br />
Ländern und Regionen. Praktisch überall nimmt der<br />
Anteil der über 60-Jährigen bis 2020 signifikant zu<br />
(vgl. karte 11):<br />
In Osteuropa steigt deren Anteil überdurchschnittlich<br />
stark an und erreicht innerhalb der nächsten<br />
zehn Jahre das westeuropäische Niveau.<br />
In Finnland, den Niederlanden, Deutschland und<br />
Frankreich nimmt der Anteil der über 60-Jährigen<br />
um mehr als 5 Prozentpunkte zu. War 2006 noch<br />
nicht einmal jeder fünfte Niederländer 60 Jahre<br />
und älter, wird es 2020 bereits mehr als jeder<br />
vierte sein, Tendenz steigend.<br />
Die höchsten Anteilswerte weist Deutschland auf.<br />
Fast ein Drittel der Bevölkerung wird 2020<br />
60 Jahre und älter sein.<br />
RheinlanD-<strong>Pfalz</strong> 2020:<br />
faSt JeDeR zWeite iSt übeR 50 unD<br />
faSt JeDeR DRitte übeR 60 JahRe<br />
Das Medianalter48 der rheinland-pfälzischen Bevölkerung<br />
lag 2006 bei 42 Jahren (Deutschland: 41) und<br />
wird bis 2020 auf 47 Jahre (47) ansteigen. Deutlich wird<br />
diese Entwicklung am Beispiel der Alterspyramiden<br />
(vgl. abb. 42). Darüber hinaus ist zu erkennen, dass die<br />
Generation der „Babyboomer“ (Mitte 1950er bis Mitte<br />
1960er Jahre) zunehmend ins Rentenalter eintritt.<br />
48 50 Prozent sind jünger, 50 Prozent sind älter als dieser Wert.
121<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
karte 10: bevölkerungsentwicklung in den rheinland-pfälzischen Städten und landkreisen<br />
2006 bis 2020<br />
– in Prozent –<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>: -3,2<br />
Deutschland: -2,7<br />
-4,5<br />
-7,1<br />
-6,7<br />
0,8<br />
-2,8<br />
-3,0<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistisches Landesamt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Statistisches Bundesamt<br />
karte 11: entwicklung der Senioren (60 Jahre und älter) in Deutschland und europa<br />
– in Prozent –<br />
-1,7<br />
-3,9<br />
bis unter -20<br />
-2,8<br />
-4,7<br />
-2,4<br />
-5,3<br />
-2,5<br />
-4,7<br />
-6,2<br />
-8,5<br />
-1,7<br />
0,0<br />
-2,2<br />
-0,8<br />
-9,1<br />
-4,7<br />
-5,5<br />
-5,6 -2,3<br />
-1,2<br />
-3,3<br />
-2,2<br />
-0,5<br />
-7,0<br />
-12,1<br />
-8,6<br />
-0,8<br />
-2,2<br />
-1,4<br />
-20 bis unter -15<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Eurostat, Statistisches Landesamt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
3,2<br />
Europäische NUTS-2-Regionen<br />
(Deutschland: Regierungsbezirke)<br />
Entwicklung 2006 bis 2020<br />
Anteile<br />
unter 0<br />
0 bis unter 10<br />
10 bis unter 20<br />
Deutschland<br />
24,9<br />
30,6<br />
2006<br />
2020<br />
2006 bis 2025<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>: -4,7<br />
Deutschland: -4,3<br />
-6,0<br />
-15 bis unter -10<br />
-10 bis unter -5<br />
20 bis unter 30<br />
30 bis unter 40<br />
40 bis unter 80<br />
-8,7<br />
-8,7<br />
-0,2<br />
-4,1<br />
-4,5<br />
-3,6<br />
-5,8<br />
-4,5<br />
-6,5<br />
-3,5<br />
-7,1<br />
-4,0<br />
-6,0<br />
2,9<br />
-7,8<br />
-11,3<br />
-3,2<br />
-0,6<br />
-3,5<br />
-2,1<br />
-11,9<br />
-6,8<br />
-7,8<br />
-7,3 -4,1<br />
-2,9<br />
-5,3<br />
-3,1<br />
-1,3<br />
-9,6<br />
-16,2<br />
-11,6<br />
-2,0<br />
-4,0<br />
-2,4<br />
-5 bis unter 0<br />
0 und mehr
122<br />
tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
Bis 2020 werden in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 200.000 Personen<br />
mehr als heute über 60 Jahre alt sein; der Anteil an der<br />
Gesamtbevölkerung steigt von 24,9 auf 30,6 Prozent.<br />
Die geringsten Anteile werden in den Städten (z. B.<br />
Mainz und Ludwigshafen) erreicht, die höchsten in peripheren<br />
Regionen wie der Südwestpfalz und Birkenfeld.<br />
Weitere Indikatoren illustrieren die Stärke der Veränderungen:<br />
Der Altenquotient (Anteil 60plus) lag in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
2006 bei 46, der Gesamtquotient<br />
(Unter-20-Jährige und Über-60-Jährige) bei 83.<br />
Die Werte schwankten zwischen 36 (Stadt Mainz)<br />
und 58 (Pirmasens) bzw. 64 (Mainz) und 96 (Vulkaneifelkreis).<br />
2020 wird der Altenquotient in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
bei 59, der Gesamtquotient bei 93 liegen, wobei<br />
die Werte zwischen 48 (Mainz) und 70 (Pirmasens)<br />
bzw. 76 (Trier) und 103 (Neustadt a. d.<br />
Weinstraße) schwanken. Ferner wird die „magische<br />
Grenze“ von 100 im Vulkaneifelkreis, in<br />
der Südwestpfalz, in Kusel, Cochem-Zell oder Birkenfeld<br />
überschritten. Hier wird es bis 2020 mehr<br />
abb. 42: alterspyramide <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 2006 und 2020<br />
Quelle: Statistisches Landesamt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 2007<br />
über 60-Jährige und unter 20-Jährige geben als<br />
Personen zwischen 20 und 60 Jahren.<br />
RheinlanD-<strong>Pfalz</strong> biS 2020:<br />
zahl DeR eRWeRbSfähigen geht<br />
Deutlich zuRück<br />
Die Erwerbsfähigen im Alter zwischen 20 und 60 Jahren<br />
bilden mit etwas über 50 Prozent noch die Mehrheit<br />
der rheinland-pfälzischen Bevölkerung. Ihre Zahl wird<br />
sich zwischen 2006 und 2020 voraussichtlich um knapp<br />
200.000 Personen verringern, bis 2025 sogar um über<br />
300.000 (ab 2025 Anteil < 50 Prozent!) (vgl. karte 12):<br />
Das Statistische Landesamt weist bis 2020 für alle<br />
Kreise Rückgänge bei der Zahl der Erwerbsfähigen<br />
aus, in Regionen mit stabiler Bevölkerungsentwicklung<br />
jedoch vergleichsweise geringe Verluste.<br />
Ein besonders starkes Minus ist wiederum für<br />
den Westen der Reisegebiete <strong>Pfalz</strong> und Naheland<br />
charakteristisch. Ein Grund ist der Wegzug<br />
junger, mobiler Bevölkerungsgruppen.
123<br />
Die Städte Trier und Mainz liegen zwar auch im<br />
Bereich der Schrumpfungsregionen, starten<br />
jedoch von einem Anteilswert jenseits der 60<br />
Prozent. Trotz der Verluste haben sie bis 2020<br />
noch die höchsten Anteile der Erwerbsfähigen an<br />
der Gesamtbevölkerung.<br />
Alarmierend wird die Entwicklung bei einem Blick<br />
auf 2025: In vielen Kreisen steht dem Arbeitsmarkt<br />
dann, im Vergleich zu 2006, jeder fünfte<br />
Erwerbsfähige nicht mehr zur Verfügung.<br />
Flächendeckende Rückgänge der Erwerbsfähigenzahl<br />
sind ein klares Indiz für einen drohenden Fachkräftemangel.<br />
Dieser wird – wenngleich in unterschiedlicher<br />
Intensität und abhängig von der Branchenstruktur – in<br />
ganz <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> spürbar werden. Etwa ab 2020<br />
erhält diese Dynamik einen weiteren Impuls, wenn die<br />
geburtenstarken Jahrgänge schrittweise das Rentenalter<br />
erreichen.<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
karte 12: entwicklung der erwerbsfähigen (20- bis 60-Jährige) in den rheinland-pfälzischen<br />
Städten und landkreisen<br />
– in Prozent –<br />
2006 bis 2020<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>: -7,9<br />
Deutschland: -7,6<br />
-7,6<br />
-11,7<br />
-9,9<br />
-3,1<br />
-7,6<br />
-7,0<br />
-6,9<br />
-8,1<br />
-8,1<br />
-6,2<br />
-9,7<br />
-8,2<br />
-7,7<br />
-12,8<br />
-6,7<br />
-2,3<br />
-14,5<br />
-6,3<br />
-6,2<br />
-8,2<br />
-6,0<br />
-15,0<br />
-8,3<br />
-10,8<br />
-8,5 -8,2<br />
-6,6<br />
-9,3<br />
-4,5<br />
-5,6<br />
-12,2<br />
-15,7<br />
-14,5<br />
-6,4<br />
-8,1<br />
-6,7<br />
bis unter -20<br />
-20 bis unter -15<br />
2006 bis 2025<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>: -14,1<br />
Deutschland: -14,3<br />
-14,3<br />
-15 bis unter -10<br />
-10 bis unter -5<br />
zuSammenfaSSung unD<br />
SchluSSfolgeRungen<br />
-17,5<br />
-16,8<br />
-14,2<br />
-13,2<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistisches Landesamt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Statistisches Bundesamt<br />
-9,3<br />
Die Bevölkerung in den europäischen Ländern<br />
und Regionen altert kontinuierlich. Die<br />
beiden Top-Quellmärkte für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
– Deutschland und die Niederlande – sind<br />
hiervon besonders stark betroffen.<br />
Flächendeckende Auswirkungen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>:<br />
Durchgängig rückläufige Zahl<br />
der Personen im erwerbsfähigen Alter und<br />
deutlicher Anstieg des Anteils der Jahrgänge<br />
ab 60.<br />
Aufgrund der Verschiebungen in der Altersstruktur<br />
ist ein erheblicher Einfluss auf<br />
die Gästestruktur im Übernachtungs- und<br />
Tagestourismus sowie den touristischen Arbeitsmarkt<br />
zu erwarten. Weitere Herausforderungen<br />
ergeben sich für die touristische<br />
und kommunale Infrastruktur im Hinblick<br />
auf alters- und alternsgerechte Angebote.<br />
-14,5<br />
-12,6<br />
-13,9 -13,4<br />
-15,2<br />
-14,9<br />
-13,8<br />
-17,6<br />
-12,7<br />
-7,5<br />
-12,8<br />
-21,4<br />
-12,1<br />
-22,5<br />
-14,5<br />
-11,1<br />
-13,9<br />
-18,1 -14,4<br />
-8,7<br />
-15,3<br />
-13,5<br />
-16,5 -10,5<br />
-18,2<br />
-23,6<br />
-22,6<br />
-13,0<br />
-15,0<br />
-12,6<br />
-5 bis unter 0<br />
0 und mehr
124<br />
tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
2.3 bestimmungsfaktor 3:<br />
haushaltsstruktur<br />
Die Haushalte in Deutschland werden immer kleiner.<br />
Dieser Trend setzt sich auch künftig fort, denn die<br />
Lebenserwartung steigt, die Geburtenhäufigkeit bleibt<br />
niedrig, die berufliche Mobilität hoch, und Partnerschaften<br />
mit separater Haushaltsführung nehmen zu.<br />
Daraus ergibt sich u. a. eine steigende Gesamtzahl der<br />
Haushalte in Deutschland und <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> (2005-<br />
2020: +3,4 Prozent). Veränderungen in der Haushaltsgröße<br />
fordern vor allem von den Kommunen und der<br />
Wohnungswirtschaft ein Umdenken.<br />
DeutSchlanD 2020: mehR hauShalte,<br />
kleineRe hauShalte, WenigeR familien<br />
2020 wird die durchschnittliche Haushaltsgröße in den<br />
westdeutschen Flächenländern genau zwei Personen<br />
betragen. Dennoch wird in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> der Anteil<br />
der Haushalte mit vier und mehr Personen zu den höchsten<br />
im Bundesgebiet zählen (13 bis 14 Prozent). 49 Die<br />
Haushaltsgröße hat Einfluss auf die Haushalts- und<br />
Familienstruktur: So sinkt die Zahl der Haushalte mit<br />
Kindern kontinuierlich. 2005 lebten in 32 Prozent aller<br />
Haushalte in Deutschland Kinder bis 13 Jahre, 1991 traf<br />
dies noch auf 39 Prozent zu. 50 Weniger Kinder je Haushalt<br />
und neue Lebensgemeinschaften prägen das Bild.<br />
zuSammenfaSSung unD<br />
SchluSSfolgeRungen<br />
Der Tourismus ist von der Entwicklung der<br />
Haushaltsgröße nur indirekt betroffen, eher<br />
von der Verschiebung der Altersstruktur.<br />
Die Haushalts- oder Familienstruktur hingegen<br />
hat sehr wohl direkte Auswirkungen auf<br />
den Tourismus. Insbesondere die Zunahme<br />
von Ein-Kind- und Patchwork-Familien ist<br />
hier zu nennen.<br />
2.4 bestimmungsfaktor 4:<br />
einkommen<br />
Das monatliche Haushaltsnettoeinkommen ist trotz<br />
wirtschaftlichen Aufs und Abs seit Ende der 1990er<br />
Jahre gestiegen. Dennoch ist in Deutschland eine<br />
wachsende Einkommenspolarisierung zu beobachten.<br />
Laut DIW-Studie <strong>2010</strong> ist der Anteil der Mittelschicht im<br />
Zeitraum 2000 bis 2009 von 66 auf 60 Prozent zurückgegangen.<br />
Die Zahl der Menschen mit hohem Einkommen<br />
ist dagegen um 2 Prozentpunkte auf 18 Prozent<br />
gestiegen, die der niedrigen Einkommensbezieher liegt<br />
bei 22 Prozent (+4 Prozentpunkte). 51<br />
DeutSchlanD 2020: Renten unD<br />
einkommen – zukunft ungeWiSS!<br />
Die zukünftige Einkommensentwicklung in Deutschland<br />
wird in vielen Studien und Veröffentlichungen thematisiert.<br />
Ebenso breit gestreut sind die Zukunftsszenarien:<br />
Friedrich-Ebert-Stiftung52 : Ein Basisszenario<br />
(gleichbleibende Entwicklung der Rahmenbedingungen)<br />
geht von einem jährlichen Wirtschaftswachstum<br />
in Höhe von 1,2 Prozent aus. Dadurch<br />
würde sich die Verteilung der verfügbaren<br />
Haushaltseinkommen weiter „zugunsten“ des<br />
ärmsten und des reichsten Fünftels der Bevölkerung<br />
verschieben, der reale Nettolohn zwar leicht<br />
steigen, doch der private Konsum aufgrund zu<br />
erwartender Preissteigerungen stagnieren. Nur<br />
durch ein umfassendes Politikbündel kann ein<br />
Wirtschaftswachstum von über 2 Prozent erreicht<br />
werden, das wiederum einen Einkommenszuwachs<br />
für alle Bevölkerungsschichten ermöglicht.<br />
McKinsey53 : Bis 2020 wird nur noch die Hälfte der<br />
Bevölkerung ein Einkommen auf Durchschnittsniveau<br />
erreichen. Bei Beibehaltung des momentanen<br />
Wachstumspfades (jährliches Wirtschaftswachstum<br />
von 1,7 Prozent) könnten 30 Prozent<br />
der Bürger aus der Mittelschicht fallen, da die<br />
Entwicklung des mittleren Einkommens (+1,1<br />
Prozent/Jahr) hinter dem Bruttoinlandsprodukt<br />
zurückbleibt. Ein jährliches Wachstum von 3 Prozent<br />
ist nötig, um reale Einkommenszuwächse zu<br />
erzielen und den demografischen Veränderungen<br />
entgegenzuwirken.<br />
Deutscher Bundestag54 : Laut aktuellem Rentenversicherungsbericht<br />
2009 sinkt das Sicherungsniveau<br />
vor Steuern von 52,3 Prozent (<strong>2010</strong>)<br />
auf 46,2 Prozent (2020). Die Lücke muss durch
125<br />
private Zusatzversorgungsleistungen geschlossen<br />
werden. Parallel dazu soll der Beitragssatz zur<br />
gesetzlichen Rentenversicherung bis 2020 stabil<br />
bleiben. Spätestens ab 2021 ist aufgrund der demografischen<br />
Entwicklungen eine Erhöhung notwendig.<br />
Für die nächste Dekade geht die Bundesregierung<br />
dennoch von einer leicht steigenden<br />
Bruttorente aus, da in der Modellrechnung eine<br />
Erhöhung der Bruttolöhne und -gehälter (jährlich<br />
+2,3 Prozent) sowie ein Rückgang der Arbeitslosenzahl<br />
(jährlich -0,5 Prozent) angenommen wird.<br />
Angesichts des demografischen Wandels, der aktuellen<br />
Debatten rund um die Wirtschaftsentwicklung und den<br />
Sozialstaat sowie der vergangenen Entwicklung der<br />
Arbeitslosigkeit in Deutschland erscheinen die Modellrechnungen<br />
mit höheren Wachstumsraten vergleichsweise<br />
optimistisch und sind als Best Case anzusehen.<br />
Wahrscheinlicher ist ein Szenario mit Versorgungslücken<br />
im Alter, höheren Rentenversicherungsbeiträgen<br />
und damit einem geringeren Einkommen und Vermögen<br />
der zukünftigen Senioren sowie der Erwerbsbevölkerung.<br />
55 Für eine umfassende, konkrete Schätzung<br />
der Einkommensentwicklung aller Altersgruppen fehlen<br />
jedoch belastbare Prognosen etwa zur wirtschaftlichen<br />
und politischen Entwicklung bis 2020.<br />
49 vgl. Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2007<br />
50 vgl. BMWi 2009<br />
51 vgl. Goebel, Gornig, Häußermann <strong>2010</strong> Niedrige Einkommen: weniger<br />
als 70 Prozent des mittleren Einkommens, Mittlere Einkommen:<br />
70 bis 150 Prozent des mittleren Einkommens, Hohe Einkommen:<br />
mehr als 150 Prozent des mittleren Einkommens.<br />
52 vgl. Friedrich-Ebert-Stiftung 2009<br />
53 vgl. McKinsey 2008<br />
54 vgl. Deutscher Bundestag 2009<br />
55 vgl. BMWi 2009<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
DeutSchlanD 2020:<br />
PRivate voRSoRge nimmt zu,<br />
veRfügbaReS einkommen nimmt ab<br />
Unsicherheiten bei den gesetzlichen Renten und<br />
stagnierende Realeinkommen sowohl bei Senioren als<br />
auch bei Personen im erwerbsfähigen Alter sind als Folge<br />
der Altersstrukturverschiebungen zu erwarten. Zwar<br />
kann die Wucht dieser Effekte im Alter teilweise durch<br />
private Vorsorge, Immobilien usw. abgefedert werden,<br />
schrumpfende verfügbare Einkommen und damit<br />
negative Effekte für die Ausgaben im Freizeitsektor sind<br />
gleichwohl nicht auszuschließen.<br />
zuSammenfaSSung unD<br />
SchluSSfolgeRungen<br />
Die Einkommensunterschiede in der Gesellschaft<br />
nehmen zu, vor allem die Mitte<br />
schrumpft. Für den Tourismus bedeutet das<br />
die Notwendigkeit, eine breite Angebotspalette<br />
für die unterschiedlichsten Ansprüche<br />
und Möglichkeiten vorzuhalten.<br />
Eine Prognose der Einkommenssituation<br />
für 2020 und die Übertragung auf mögliche<br />
Umsatzeffekte im Tourismus sind aufgrund<br />
vielfältiger, nicht klar zu bestimmender<br />
Einflussfaktoren nicht möglich. Eine zunehmende<br />
Unsicherheit im Hinblick auf die<br />
persönlichen Einkommensverhältnisse und<br />
damit ein reservierteres Konsumverhalten<br />
sind dennoch wahrscheinlich.<br />
Wassersport auf der Ahr
126<br />
tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
3 Auswirkungen des demografischen Wandels auf den<br />
Tourismus in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
3.1 Spannungsfeld demografischer<br />
Wandel und tourismus<br />
Neben Individualisierung, zunehmender Werteorientierung<br />
und dem Bröckeln der Mittelschicht wird der<br />
demografische Wandel von Zukunftsforschern als eine<br />
der wichtigsten sozialen Triebkräfte des Tourismus<br />
der Zukunft genannt. Die alternde Gesellschaft, neue<br />
Familienstrukturen und ein wachsendes Gesundheitsbewusstsein<br />
zählen zu den Top-Faktoren. 56<br />
RegionStyPiSieRung: RheinlanD-<strong>Pfalz</strong><br />
noch mit guteR auSgangSPoSition<br />
In Deutschland wie in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> gibt es erhebliche<br />
regionale Unterschiede, wenn es um die Auswirkungen<br />
des demografischen Wandels geht. Die<br />
Datenvielfalt und häufig mangelnde Transparenz in<br />
der Darstellung erschweren jedoch eine Bewertung.<br />
Bereits 2009 erarbeitete das dwif eine flächendeckende<br />
Regionstypisierung Deutschlands im Rahmen der<br />
BMWi-Studie „Auswirkungen des demographischen<br />
Wandels auf den Tourismus und Schlussfolgerungen für<br />
die Bundespolitik“. Um die Zusammenhänge zwischen<br />
Tourismus und demografischem Wandel greifbar und<br />
karte 13: Regionstypisierung für Deutschland<br />
Typ 1: ÜN-Intensität hoch<br />
Bevölkerung , Erwerbsfähige<br />
Kaufkraft gering<br />
Typ 2: ÜN-Intensität gering bis mittel<br />
Bevölkerung , Erwerbsfähige<br />
Kaufkraft gering<br />
Typ 3: ÜN-Intensität hoch<br />
Bevölkerung , Erwerbsfähige<br />
Kaufkraft gering bis mittel<br />
Typ 4: ÜN-Intensität gering bis mittel<br />
Bevölkerung , Erwerbsfähige<br />
Kaufkraft mittel bis hoch<br />
Typ 5: ÜN-Intensität hoch<br />
Bevölkerung , Erwerbsfähige<br />
Kaufkraft uneinheitlich<br />
Typ 6: ÜN-Intensität gering bis mittel<br />
Bevölkerung , Erwerbsfähige<br />
Kaufkraft uneinheitlich<br />
Typ 7: Städte<br />
A) ÜN-Intensität mittel bis hoch<br />
Bevölkerung , Erwerbsfähige<br />
Kaufkraft uneinheitlich<br />
B) ÜN-Intensität gering<br />
Bevölkerung , Erwerbsfähige<br />
Kaufkraft uneinheitlich<br />
C) ÜN-Intensität mittel bis hoch<br />
Bevölkerung , Erwerbsfähige<br />
Kaufkraft uneinheitlich<br />
D) ÜN-Intensität gering<br />
Bevölkerung , Erwerbsfähige<br />
Kaufkraft uneinheitlich<br />
Quelle: dwif 2009 in BMWi 2009<br />
„bewertbar“ zu machen, wurden Indikatoren aus den<br />
Bereichen Tourismus, Demografie und Wohlstand/<br />
Soziales in die Typisierung einbezogen. Mittels einer<br />
Clusteranalyse konnten auf Basis der Kreisfreien Städte<br />
und Landkreise sieben Grundtypen von Regionen und<br />
Städten identifiziert werden (vgl. karte 13).<br />
Die Clusterung gibt einerseits Aufschluss über die<br />
derzeitige Bedeutung des Tourismus in den Regionen<br />
und den Trend beim Erwerbsfähigenpotenzial bis<br />
2020 (Zielmarktsicht). Andererseits wird die Entwicklung<br />
der Gesamtbevölkerung bis 2020 sowie deren<br />
heutige Kaufkraft thematisiert (Quellmarktsicht).<br />
Daraus lässt sich sehr schnell ein Überblick über das<br />
Ausmaß des Handlungsdrucks gewinnen. Ferner<br />
können ähnlich strukturierte Räume mit ähnlichen<br />
Herausforderungen identifiziert sowie Hinweise für<br />
die Quellmarktbearbeitung abgeleitet werden.<br />
Für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> sind Regionen des Typs 2 bis 6<br />
charakteristisch. Insbesondere die Typ-2-Regionen mit<br />
starken Auswirkungen des demografischen Wandels und<br />
mittlerer bis hoher touristischer Bedeutung erfordern<br />
umfassende Strategien in den Bereichen Arbeitsmarkt<br />
und Infrastruktur. Aber auch in den Schrumpfungsregionen<br />
der Typen 3 und 4 ist akuter Handlungsbedarf ge-<br />
100 km<br />
N
127<br />
geben. Anpassungen an die älter werdende Gästeklientel<br />
müssen im gesamten Land erfolgen.<br />
3.2 erwartungen der tourismuswirtschaft<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Ist der demografische Wandel Chance oder Risiko für<br />
den Tourismus in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>? Welche Potenziale<br />
bietet er in welchen Segmenten und für welche<br />
Zielgruppen? Wo birgt er Gefahren? Welche Strategien<br />
und Maßnahmen werden bereits umgesetzt? Dazu<br />
wurden gewissermaßen zur Feststellung der Ausgangssituation,<br />
Tourismusexperten auf Landesebene,<br />
die rheinland-pfälzischen Tourismusverbände und<br />
Marketingorganisationen befragt, und zwar im Zuge<br />
der jährlichen Stimmungsumfrage des Tourismusbarometers,<br />
sowie Betriebe des Gastgewerbes mit<br />
Unterstützung der Industrie- und Handelskammern<br />
im Rahmen der Konjunkturumfrage Tourismus. 57<br />
unteRnehmeR: DemogRafiScheR<br />
WanDel alS chance unD<br />
heRauSfoRDeRung<br />
Nach Meinung der befragten Unternehmer des Gastgewerbes<br />
birgt der demografische Wandel für ihr Geschäft<br />
eher Chance als Risiko (vgl. abb. 43). Begründet wird<br />
diese Einschätzung mit der zunehmenden Mobilität<br />
sowie den Faktoren Zeit und Finanzstärke der Senioren.<br />
Deutschland und insbesondere <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> werden<br />
als typische Reiseziele für ältere Zielgruppen gesehen.<br />
Dennoch geht die Einschätzung der Betriebe durchaus<br />
auseinander. Einige zweifeln an einem Automatismus<br />
bei der Destinationswahl zukünftiger Senioren und<br />
Tourismusverbände/Marketingorganisationen (n = 38)<br />
Eher Chance<br />
8 %<br />
Neutral<br />
13 %<br />
Keine Einschätzung<br />
Risiko<br />
3 %<br />
5 %<br />
Chance<br />
71 %<br />
Keine Einschätzung<br />
20 %<br />
Risiko<br />
4 %<br />
Eher Risiko<br />
7 %<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
56 vgl. Z_punkt <strong>2010</strong><br />
57 Die Unternehmensbefragung liefert aufgrund der Fallzahl keine<br />
repräsentativen Ergebnisse für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. Dennoch können die<br />
Einschätzungen als Richtwerte genutzt werden.<br />
abb. 43: tourismus und demografischer Wandel aus expertensicht – chance oder Risiko?<br />
– in Prozent –<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong><br />
fordern, mehr für jüngere Gästegruppen zu tun. Ferner<br />
kann jeder fünfte Befragte keine Einschätzung abgeben.<br />
Neben den konkreten Strategien und Maßnahmen<br />
ist somit auch die notwendige Sensibilisierung durch<br />
Information und Aufklärung noch nicht abgeschlossen.<br />
Die Frage nach der Umsetzung konkreter Maßnahmen<br />
im Umgang mit dem demografischen Wandel hat mehr<br />
als die Hälfte der Teilnehmer verneint. Diejenigen,<br />
die bereits aktiv sind, investieren vornehmlich in die<br />
Barrierefreiheit sowie in Service, Komfort und Qualität<br />
ihrer Häuser (z. B. Zertifizierung, Individualisierung).<br />
Außerdem stehen spezielle Angebote sowie die Anpassung<br />
von Speisekarten und Getränken weit oben auf<br />
der Agenda. Eine aktive Personalpolitik im Zeichen des<br />
demografischen Wandels wird nur selten genannt.<br />
touRiStikeR: DemogRafiScheR WanDel<br />
WiRD alS Die chance füR Den RheinlanD-<strong>Pfalz</strong>-touRiSmuS<br />
geSehen<br />
Die Vertreter der regionalen Tourismusverbände und<br />
Städte in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> bewerten den demografischen<br />
Wandel weitaus positiver. Fast 60 Prozent geben<br />
darüber hinaus an, dass sich die touristischen Akteure<br />
bereits auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen.<br />
Einmal mehr dominieren betriebliche Aktivitäten im<br />
Rahmen von Investitionen in die Barrierefreiheit. Nur<br />
selten erstrecken sich die Maßnahmen auf die allgemeine<br />
Infrastruktur der Orte oder umfassende Zusatzangebote<br />
im Servicebereich.<br />
Betriebe des Gastgewerbes (n = 74)<br />
Neutral<br />
26 %<br />
Chance<br />
19 %<br />
Eher Chance<br />
24 %
128<br />
tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
touRiStikeR:<br />
umgang mit Dem DemogRafiSchen<br />
WanDel noch einDimenSional<br />
Bei den Auswirkungen auf die Nachfrage wird besonders<br />
auf weitere Potenziale durch die Altersverschiebung<br />
hingewiesen (vgl. abb. 44). Es dominiert der<br />
Gesundheitstourismus, aber gleichauf mit dem Aktivtourismus<br />
und dem Thema „Wein und Genuss“. Bei<br />
den Erwartungen an die zukünftigen Reiseausgaben<br />
älterer Gäste gehen die Meinungen dagegen weit<br />
auseinander. Die Folgen für den touristischen Arbeitsmarkt<br />
werden als nicht so gravierend angesehen, ein<br />
Hinweis darauf, dass der demografische Wandel unter<br />
diesem Gesichtspunkt noch nicht stark genug im Denken<br />
und Handeln der Akteure verankert ist. So erklärt<br />
es sich auch, dass bei den Maßnahmen im Spannungsfeld<br />
Tourismus und demografischer Wandel praktisch<br />
ausschließlich nachfrageorientierte Aktivitäten genannt<br />
wurden.<br />
abb. 44: auswirkungen des demografischen Wandels bis 2020 – die Sicht der touristiker<br />
– in Prozent –<br />
Ausbau spezieller Marktsegmente 3 3<br />
Mehr Urlauber aus dem Inland durch<br />
stärker heimatverbundene ältere Reisende<br />
Unternehmer(innen) finden<br />
keine(n) Nachfolger(in)<br />
Sinkendes Qualifikationsniveau<br />
von Bewerbern auf Ausbildungsplätze<br />
Sinkende Reiseausgaben durch<br />
zunehmende Altersarmut<br />
Höhere Reiseausgaben durch mehr<br />
zahlungskräftige ältere Gäste<br />
Zunehmender Nachwuchs- bzw. Fachkräftemangel<br />
in der Tourismuswirtschaft<br />
Weniger Urlauber aus dem Inland durch<br />
stärkere Auslandsaffinität älterer Reisender<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Stimmungsumfrage, n=37<br />
3<br />
3<br />
3<br />
3<br />
6<br />
8<br />
14<br />
14<br />
19<br />
14<br />
3<br />
14<br />
11<br />
11<br />
36<br />
44<br />
17<br />
14<br />
17<br />
39<br />
19 39<br />
17<br />
22<br />
28<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
keine Angabe unwahrscheinlich eher unwahrscheinlich neutral wahrscheinlich sehr wahrscheinlich<br />
61<br />
39<br />
25<br />
11<br />
50<br />
28<br />
25<br />
22<br />
25<br />
17<br />
19<br />
14<br />
11<br />
14<br />
14<br />
3
129<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
4 Auswirkungen auf die touristische Nachfrage in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Eine der zentralen Fragen im Zuge des demografischen<br />
Wandels lautet: Wie werden sich Gästepotenzial und<br />
Gästestruktur in Zukunft verändern?<br />
konzentRation auf PRivat motivieRte<br />
ReiSen unD auSflüge biS 2020<br />
Das Tourismusbarometer wagt einen Blick auf den Tourismus<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> im Jahr 2020 – qualitativ und<br />
quantitativ. Es konzentriert sich in seinen Analysen auf<br />
privat motivierte Reisen, da gesicherte Aussagen über<br />
die Abhängigkeit der zukünftigen Geschäftsreisen vom<br />
demografischen Wandel nicht vorliegen.<br />
baSiS zuR QuantifizieRung: bevölke-<br />
RungSvolumen unD alteRSentWicklung<br />
Auswirkungen möglicher zukünftiger Einkommensentwicklungen,<br />
der Lebensarbeitszeit und ähnlicher<br />
Faktoren auf das Reiseverhalten lassen sich nicht eindeutig<br />
quantifizieren. Daher muss hier vom Status quo<br />
ausgegangen werden. Grundlage für die Berechnungen<br />
bilden in erster Linie die Einflussgrößen Bevölkerungsvolumen<br />
und Altersentwicklung. Bei den Urlaubs- und<br />
Kurzurlaubsreisen kommt die Haushaltsgröße hinzu.<br />
4.1 urlaubs- und<br />
kurzurlaubsreisen aus dem inland<br />
Um das zukünftige Reiseverhalten der Urlaubs- und<br />
Kurzurlaubsreisen abschätzen zu können, wurde<br />
für das Sparkassen-Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> eine Sonderauswertung und -berechnung der<br />
Reiseanalyse durchgeführt. 58 Die Ergebnisse für<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> lassen sich darüber hinaus mit den<br />
Bundestrends vergleichen, so dass eine Wettbewerbseinschätzung<br />
vorgenommen werden kann.<br />
Die konkreten Berechnungen und Aussagen zur<br />
möglichen Entwicklung der Urlaubs- und Kurzurlaubsreisen<br />
für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> basieren aufgrund zu<br />
geringer Fallzahlen nicht auf den absoluten jährlichen<br />
Zahlen. Grundlage sind jeweils die <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-<br />
Besucher der vergangenen drei Jahre. Somit ist die<br />
Stichprobe ausreichend groß, und die Wirkung von<br />
Ausreißerjahren wird minimiert. Daher konzentrieren<br />
sich Analyse und Bewertung auf die Marktanteile der<br />
einzelnen Altersgruppen sowie deren Entwicklung.<br />
4.1.1 volumenentwicklung<br />
Rote null unD SteigenDe alteRung<br />
füR RheinlanD-<strong>Pfalz</strong><br />
Bis 2020 sinkt die Zahl der deutschen Urlauber und<br />
Kurzurlauber aus rein demografischen Gründen um ein<br />
Prozent (vgl. tab. 21).<br />
58 Soweit nicht anders gekennzeichnet, stammen die Ergebnisse dieses Kapitels<br />
aus der Sonderauswertung und -berechnung der FUR Reiseanalyse 2009.<br />
Grundlage der Reiseanalyse ist die deutsche Wohnbevölkerung ab 14 Jahren.<br />
59 Annahme Personen 60 Jahre und älter: kohortenspezifisches Reiseverhalten<br />
= Zukünftiges Reiseverhalten lässt sich bedingt aus dem der gleichen Generation<br />
in früheren Jahren abschätzen (Kohortenregel). Annahme Personen<br />
bis 60 Jahre: segmentspezifisches Reiseverhalten = Junge Erwachsene oder<br />
Personen mit kleinen Kindern gestalten ihr Urlaubsreiseverhalten in Abhän-<br />
gigkeit von ihrer Lebenssituation = Gleichbleibende Reiseintensität und<br />
Reisehäufigkeit (Segmentregel).<br />
tab. 21: volumen und Struktur der <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-(kurz-)urlauber 2009 und 2020 59<br />
Altersgruppen <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-(Kurz-)<br />
Urlauber* (in Tsd.)<br />
Jugendliche und junge Erwachsene<br />
(14 bis 29 Jahre)<br />
Erwachsene mittleren Alters<br />
(30 bis 59 Jahre)<br />
Senioren<br />
(60 Jahre und älter)<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-(Kurz-)<br />
Urlauber* (in % )<br />
2009 2020** 2009 2020**<br />
280 250 14 13<br />
940 900 47 45<br />
790 840 39 42<br />
Insgesamt 2.010 1.990 100 100<br />
* RP in den letzten drei Jahren mindestens einmal im Rahmen einer „langen“ Urlaubsreise (5 Tage und mehr) oder einer<br />
Kurzurlaubsreise (bis unter 5 Tage) besucht ** Schätzung | Quelle: Sonderauswertung FUR <strong>2010</strong>
130<br />
tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
Jugendliche und junge Erwachsene: Schon heute<br />
stellt diese Zielgruppe das kleinste Volumen in<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, bis 2020 ist mit einem weiteren<br />
kräftigen Rückgang von 11 Prozent zu rechnen.<br />
Erwachsene mittleren Alters: Die bislang wichtigste<br />
Zielgruppe im <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-Tourismus<br />
verbucht mit -4 Prozent rückläufige Zahlen.<br />
Senioren: Die Senioren haben bereits im Basisjahr<br />
2009 eine weit überdurchschnittliche Bedeutung<br />
und werden um weitere 6 Prozent zunehmen.<br />
Bei den Marktanteilen bis 2020 ziehen sie<br />
fast mit den 30- bis 59-Jährigen gleich.<br />
RheinlanD-<strong>Pfalz</strong> 2020:<br />
Stabile entWicklung = eRfolg<br />
Die Betrachtung der Reiseziele zeigt, dass die deutschlandweit<br />
leicht steigende Zahl der Reisenden und die<br />
etwa gleichbleibende Zahl der Reisen ausschließlich<br />
auf einen Anstieg bei Auslandsreisen zurückzuführen<br />
sind. Die Zahl der Inlandsreisen dagegen geht bei fast<br />
allen Zielgruppen zurück. 60 Angesichts des schrumpfenden<br />
Gesamtmarkts sind die stabilen Zahlen bis 2020<br />
für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> umso positiver zu bewerten.<br />
Die demografische Entwicklung hat auch Einfluss auf<br />
die inländische Quellmarktstruktur der Destination<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. Nordrhein-Westfalen bleibt als<br />
wichtigster Quellmarkt stabil. Während Bayern und<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> leichte Wachstumsraten aufweisen,<br />
scheinen aus Baden-Württemberg sogar zweistellige<br />
Zuwächse möglich. Dagegen nimmt das Volumen der<br />
ostdeutschen Märkte, einschließlich Berlins sowie<br />
Schleswig-Holsteins und des Saarlandes, nach den<br />
Berechnungen aus der Reiseanalyse um 10 bis 20<br />
Prozent ab.<br />
touRiStiScheR WachStumSmotoR 2020:<br />
60PluS<br />
Im Jahr 2020 wird jeder dritte deutsche Rheinlan d-<br />
<strong>Pfalz</strong>-Reisende mindestens 60 Jahre alt sein. Zudem<br />
liegt die Wachstumsrate dieser Zielgruppe bei über<br />
20 Prozent, so dass ihre Bedeutung für den Tourismus<br />
sogar schneller wächst als ihr Anteil an der Bevölkerung.<br />
61 Das liegt in der steigenden Reiseintensität<br />
und Reisehäufigkeit der Senioren begründet. In den<br />
anderen Altersklassen bewegt sich das Bundesland<br />
auf dem deutschlandweiten Niveau. Diese Tatsache<br />
ist zwar nicht neu, für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> jedoch mit<br />
konkreten Zahlen erstmals eindeutig belegt. Weitaus<br />
überraschender ist für viele sicherlich, dass die höchste<br />
Dynamik im kommenden Jahrzehnt nicht mehr die Gäste<br />
von Fünfzig bis Mitte Sechzig aufweisen. Vielmehr<br />
zeigt die Altersgruppe der 70- bis 79-Jährigen das<br />
größte Zusatzpotenzial bis 2020! Erwachsene mittleren<br />
Alters und Familien bleiben aufgrund ihres Volumens<br />
dennoch wichtig. Mit Blick auf die zukünftigen Zielgruppen<br />
dürfen diese im touristischen Marketing also<br />
keineswegs vernachlässigt werden.<br />
Die Top-Segmente der urlaubsreisenden Senioren<br />
heute (16,3 Millionen) sind: 62<br />
gesund, nicht arm, nicht berufstätig, nicht allein:<br />
33 Prozent<br />
gesund, arm, nicht berufstätig, allein: 11 Prozent<br />
nicht gesund, nicht arm, nicht berufstätig, nicht<br />
allein: 15 Prozent<br />
Insgesamt zeigt sich, dass rund zwei Drittel der Senioren<br />
nach eigenen Angaben gesundheitlich „gut drauf“<br />
sind. Es ist davon auszugehen, dass der Anteil der<br />
gesunden, der nicht allein lebenden, der berufstätigen,<br />
aber auch der „armen“ Senioren bis 2020 ansteigt.<br />
Zwischen 2005 und 2035 steigt der Konsumanteil der<br />
Über-65-Jährigen von knapp 18 auf über 26 Prozent. Sie<br />
werden die wichtigste Konsumentengruppe in Deutschland<br />
sein. 63 Ältere Menschen geben einen überdurchschnittlichen<br />
Anteil ihres Einkommens für Gesundheit<br />
und Reisen aus, so dass gegebenenfalls geringere<br />
Einkommen durch die Präferenzen und das Konsumverhalten<br />
wieder aufgefangen werden könnten.<br />
angebote füR „neue“<br />
SenioRen auf Den maRkt bRingen<br />
Auffällig an der Struktur der <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-Gäste ist<br />
auch die relativ geringe Dynamik bei den Marktanteilen<br />
bis 2020, während sich diese zwischen den Über-60-<br />
Jährigen und den Unter-30-Jährigen deutschlandweit<br />
von einem heute relativ ausgewogenen Verhältnis<br />
(26:22) deutlich in Richtung älterer Zielgruppen (32:19)<br />
verschieben wird. 64 <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> ist somit eine Art<br />
„Vorreiter“ für die Gästestrukturen der Zukunft. Ob sich<br />
daraus auch langfristig ein Marktvorsprung ableiten<br />
lässt, ist jedoch nicht eindeutig zu beantworten, denn<br />
das Reiseverhalten der zukünftigen Senioren wird sich<br />
aller Voraussicht nach in Bezug auf Erwartungen und<br />
Ansprüche erheblich wandeln.
131<br />
zielgRuPPe „neue“ SenioRen im<br />
blickPunkt: alleS neu, alleS<br />
anDeRS, alleS beSSeR!?<br />
Keine Frage, die bisherigen Seniorengenerationen<br />
mit ihrem Reiseverhalten, ihren Ansprüchen<br />
und Erwartungen werden den Inlandstourismus<br />
auch in den nächsten zehn Jahren mit<br />
prägen. Grundlegende Neudefinitionen des bereits<br />
heute äußerst heterogenen Marktsegments<br />
sind jedoch erforderlich, da bis 2025 die ersten<br />
Nachkriegsgenerationen (Jahrgänge 1945 bis<br />
1965) das Rentenalter erreicht haben werden.<br />
1965 20 JahRe -> ab 2005 60PluS<br />
Was war? Wirtschaftswunder, 68er-Generation,<br />
Hippies, Beatles, Rolling Stones, sexuelle<br />
Revolution, Studentenproteste …<br />
Wie wurde gereist? Erster deutscher Reiseboom,<br />
Gründung TUI, beginnender Trend zu Auslandsreisen…<br />
1975 20 JahRe -> ab 2015 60PluS<br />
Was war? Emanzipation, politisches Engagement,<br />
Umweltschutz/Anti-Atomkraft, Energiekrise,<br />
RAF/Terror …<br />
Wie wurde gereist? Mittelmeer im Trend, Flugreisen<br />
…<br />
1985 20 JahRe -> ab 2025 60PluS<br />
Was war? Technologierevolution (Computer),<br />
Punkszene, Eiserner Vorhang, Yuppies …<br />
Wie wurde gereist? Boom des Pauschaltourismus,<br />
Individualisierung als Gegentrend, umweltverträgliche<br />
Reiseformen, Club-Urlaub …<br />
Die „neuen Senioren“ werden sich durch eine<br />
größere Reiseerfahrung, höhere Technikaffinität,<br />
höhere Erwartungen an Komfort und Service und<br />
globaleres Denken, auch im Hinblick auf den Umweltschutz,<br />
auszeichnen. Die Aufgabe wird darin<br />
bestehen, künftig nicht nur im Hinblick auf ältere<br />
Gäste unterschiedlicher Altersgruppen (50plus,<br />
60plus, 70plus etc.) in der Angebotspolitik und<br />
im Marketing zu differenzieren, sondern auch die<br />
jeweils unterschiedlichen Sozialisationen und die<br />
60 vgl. BMWi 2009<br />
61 vgl. BMWi 2009<br />
62 vgl. BMWi 2009<br />
63 vgl. BMFSFJ 2007<br />
64 vgl. BMWi 2009<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
sich daraus ergebenden Besonderheiten in der<br />
Lebens- und Reisegestaltung zu berücksichtigen.<br />
Mit anderen Worten: Sehr viel genauer hinschauen<br />
als bisher und nicht „die“ Senioren über einen<br />
Kamm scheren!<br />
Südpfalz-Therme in Bad Bergzabern
132<br />
tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
4.1.2 Reiseverhalten<br />
Das Reiseverhalten der Zukunft orientiert sich am<br />
Alltag der Zukunft. Das wird knapper: Privatheit,<br />
Unerreichbarkeit, Freiräume, Zeit. Diese Aspekte<br />
spielen somit auch im Urlaub als Gegenpol zum Alltag<br />
eine immer größere Rolle. 65 Steigende Ansprüche<br />
an Komfort und Service, nicht nur der älteren Gäste,<br />
erfordern eine Anpassung auf Anbieterseite, etwa in<br />
Form steigender Personalintensität.<br />
Der demografische Wandel hat also auch Auswirkungen<br />
auf die verschiedensten Bereiche<br />
des Reiseverhaltens (vgl. tab. 22).<br />
ReiSeziele: Der Inlandsmarkt bei Jugendlichen<br />
und Erwachsenen sowie Reisenden mit Kindern<br />
schrumpft zwar absolut aufgrund der Bevölkerungsrückgänge,<br />
kann dennoch den Marktanteil gegenüber<br />
den Auslandsreisen ausbauen. Bei den Senioren<br />
verhält es sich umgekehrt: Trotz steigenden<br />
Gesamtpotenzials wird der Deutschlandtourismus<br />
davon nicht automatisch profitieren können! Verbrachte<br />
2007 noch jeder zweite Reisende der 70- bis<br />
tab. 22: veränderungen des Reiseverhaltens deutscher urlauber bis 2020<br />
Reisen … … der Senioren … der Jugendlichen und<br />
Erwachsenen zwischen<br />
14 und 60 Jahren<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong> nach BMWi 2009<br />
… mit Kindern<br />
Reisevolumen Urlaub/Kurzurlaub Urlaub/Kurzurlaub Urlaub/Kurzurlaub<br />
Reiseziele Inland<br />
Ausland<br />
Verkehrsmittel PKW<br />
Flugzeug<br />
Bus<br />
Bahn<br />
Unterkunft Hotel<br />
FeWo/Ferienhaus<br />
Verwandte/Bekannte<br />
Reiseorganisation<br />
Pauschal/Bausteine<br />
Individuell/Direkt<br />
Inland<br />
Ausland<br />
PKW<br />
Flugzeug<br />
Bus<br />
Bahn<br />
Hotel<br />
FeWo/Ferienhaus<br />
Verwandte/Bekannte<br />
Pauschal/Bausteine<br />
Individuell/Direkt<br />
Inland<br />
Ausland<br />
PKW<br />
Flugzeug<br />
Hotel<br />
FeWo/Ferienhaus<br />
Pauschal/Bausteine<br />
Saisonalität geringere Saisonalität weniger Sommerurlaube keine Auswirkungen<br />
Reisemotive/<br />
-aktivitäten<br />
Kultur, Natur, Gesundheit<br />
Regeneration<br />
79-Jährigen seinen Urlaub im Inland, wird es 2020<br />
nur noch jeder dritte sein.<br />
veRkehRSmittel: PKW und Flugzeug gewinnen<br />
bei Senioren an Bedeutung. Auffällig ist in der<br />
Trendabschätzung der starke Rückgang der Busund<br />
damit auch der Gruppenreisen. Hier drücken<br />
sich das steigende Individualitätsstreben und ein<br />
längeres „Gesundsein“ der Senioren aus.<br />
unteRkunft: Eine Verlagerung in Richtung<br />
der Senioren zeigt sich besonders bei den Betriebstypen<br />
Hotel sowie Ferienwohnungen und<br />
-häuser. Diese müssen sich Schritt für Schritt auf<br />
ältere Gäste einstellen und ihr Angebot anpassen.<br />
ReiSeoRganiSation: Die Zahl der Pauschalund<br />
Bausteinreisen bleibt relativ stabil. Sonstige<br />
Organisationsformen wie Direktbuchungen nehmen<br />
gerade bei den Senioren weiter an Bedeutung zu.<br />
Hier spielt auch die zunehmende Internetnutzung<br />
eine wichtige Rolle.<br />
SaiSonalität: Aus dem höheren Anteil von<br />
reisenden Senioren ergeben sich neue Chancen<br />
Bade-/Ausruhurlaub<br />
Regeneration<br />
Bade-/Ausruhurlaub<br />
Familienferien
133<br />
für eine etwas geringere Saisonalität und damit<br />
eine leicht steigende Auslastung in der Vor- und<br />
Nachsaison.<br />
ReiSemotive/-aktivitäten: Passivorientierte<br />
Urlaubsmotive und -aktivitäten sind rückläufig.<br />
Die Gäste erwarten eine größere Angebotsvielfalt,<br />
insbesondere bei Kultur, Natur und Gesundheit.<br />
Auch hier bieten vor allem die Senioren weitere<br />
Potenziale.<br />
allgemeine nachfRagetRenDS<br />
veRänDeRn Die effekte DeS<br />
DemogRafiSchen WanDelS<br />
Unabhängig vom demografischen Wandel wird sich<br />
der Schwerpunkt weiterhin weg von längeren Urlaubsreisen,<br />
hin zu Kurztrips verlagern. Das gilt sowohl für<br />
Deutschland als auch für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. Die Reiseerfahrung<br />
aller Zielgruppen nimmt stetig zu. Damit<br />
werden die Anforderungen an Zielgebiete in immer<br />
kleineren Segmenten immer präziser. Weniger inhaltliche<br />
Tiefe, aber unterschiedliche Quellen heißt die<br />
Devise beim Informationsverhalten. 66 Gesellschaft-<br />
Pfirsichblüte im Bremmer Calmont, steilster Weinberg Europas<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
liche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen<br />
wie Energie- und Mobilitätskosten, der Klimawandel,<br />
Krieg und Terrorismus bleiben Unbekannte<br />
mit Einfluss auf das Reiseverhalten.<br />
zuSammenfaSSung unD<br />
SchluSSfolgeRungen<br />
Die inländische Nachfrage in <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> wird bis 2020 voraussichtlich stabil<br />
bleiben. Dabei findet eine zunehmende<br />
Verlagerung in Richtung 60plus statt. Zur<br />
dynamischsten Altersgruppe werden die<br />
Über-70-Jährigen zählen.<br />
Der Trend zu Kurzreisen hält an. Dabei gewinnt<br />
der PKW hinzu, während der Bus als<br />
Verkehrsmittel auch bei den Älteren an Bedeutung<br />
verliert. Bei den Marktsegmenten<br />
wird es eine steigende Nachfrage nach<br />
Kultur-, Natur- und Gesundheitstourismus<br />
geben; Themen, die gerade für <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> weiteres Potenzial versprechen.<br />
Wettbewerbsvorteil <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>: Eine<br />
frühzeitige Positionierung mit touristischen<br />
Angeboten für (neue) Senioren ermöglicht<br />
einen Wettbewerbsvorsprung gegenüber<br />
anderen Destinationen – auch international.<br />
4.2 ausländische Quellmärkte<br />
Die Bevölkerungsstruktur zeigt auch bei den europäischen<br />
Nachbarn und damit den wichtigsten<br />
ausländischen Quellmärkten für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> eine<br />
anhaltende Alterung. Der Bevölkerungsanteil<br />
und folglich der Anteil der Reisenden ab 60 Jahren<br />
werden kontinuierlich ansteigen. Die Bevölkerungsentwicklung<br />
ist dagegen von Land zu Land sehr<br />
unterschiedlich. Als Grundlage dienen neben den<br />
skizzierten demografischen Entwicklungen (vgl. Kap.<br />
V 2.1 und 2.2) eine Studie des BMWi67 , in der die zehn<br />
wichtigsten Auslandsquellmärkte für Deutschland<br />
bewertet wurden, sowie die Marktinformationen der<br />
Deutschen Zentrale für Tourismus. Die verfügbaren<br />
Daten und Einschätzungen wurden mit den spezifischen<br />
Angebotsgegebenheiten in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
abgeglichen, und zwar für die Top-6 der Auslandsquellmärkte<br />
des Landes (vgl. kap. ii 4.1).<br />
65 vgl. Z_punkt <strong>2010</strong><br />
66 vgl. FUR 2009<br />
67 vgl. BMWi 2009
134<br />
tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
toP 1: nieDeRlanDe,<br />
49 PRozent maRktanteil 2009 68<br />
fazit: WeiteReS WachStum;<br />
gRoSSe Potenziale bei älteRen gäSten<br />
DemogRafie:<br />
Anstieg der Bevölkerung, maßgeblich durch Migration,<br />
2006 noch mit vergleichsweise geringem Anteil der<br />
Über-60-Jährigen, bis 2020 starke Zunahme um über<br />
1 Million<br />
ReiSeveRhalten:<br />
Urlaubsreisen dominieren, Mittelgebirgs- und Waldregionen<br />
sowie Campingplätze und Ferienzentren werden<br />
bevorzugt, auch Kultur-, Natur- und Sporttourismus sind<br />
gefragt<br />
chance RheinlanD-<strong>Pfalz</strong>:<br />
Räumliche Nähe, Themenpositionierung insgesamt,<br />
Beherbergungsangebot, Naturraumausstattung und<br />
geringe Sprachbarriere bei Älteren<br />
auSWiRkungen DemogRafiScheR<br />
WanDel:<br />
Gästevolumen stark positiv, Gästestruktur 60plus<br />
68 Marktanteil in Prozent aller Übernachtungen ausländischer Gäste in<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
toP 2: belgien,<br />
16 PRozent maRktanteil 2009<br />
fazit: leichteS zuSatzPotenzial; kaum<br />
veRänDeRungen DeR gäSteStRuktuR<br />
DemogRafie:<br />
Bevölkerungsanstieg bis 2020, Altersstruktur verschiebt<br />
sich vergleichsweise langsam<br />
ReiSeveRhalten:<br />
Kultur- und Städtereisen, Events und Veranstaltungen<br />
chance RheinlanD-<strong>Pfalz</strong>:<br />
Räumliche Nähe, Thema Kultur, Beherbergungsangebot<br />
RiSiko RheinlanD-<strong>Pfalz</strong>:<br />
Teilweise Sprachbarrieren bei Älteren<br />
auSWiRkungen DemogRafiScheR WanDel:<br />
Gästevolumen positiv, Gästestruktur neutral
135<br />
toP 3: uSa,<br />
7 PRozent maRktanteil 2009<br />
fazit: zunehmenDeR WettbeWeRb; Wenn<br />
chancen, Dann bei älteRen zielgRuPPen<br />
DemogRafie:<br />
Leichter Anstieg der Bevölkerung, maßgeblich durch<br />
Migration (Mittel- und Südamerika, Asien), Verjüngung<br />
durch Zuwanderung<br />
ReiSeveRhalten:<br />
Kultur- und Städtereisen, „Roots-Tourismus“<br />
chance RheinlanD-<strong>Pfalz</strong>:<br />
60plus nach wie vor mit starker Affinität zu Europa,<br />
Themenpositionierung<br />
RiSiko RheinlanD-<strong>Pfalz</strong>:<br />
Entfernung zum Quellmarkt, historischer Europabezug<br />
verliert an Bedeutung, starker Wettbewerb mit Destinationen<br />
in Frankreich, Spanien und Italien, Sprachbarrieren<br />
bei Älteren<br />
auSWiRkungen DemogRafiScheR WanDel:<br />
Gästevolumen negativ, Gästestruktur 60plus<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
toP 4: gRoSSbRitannien,<br />
7 PRozent maRktanteil 2009<br />
fazit: maRktPoSitionieRung; imageaRbeit<br />
bei zukünftigen SenioRen<br />
DemogRafie:<br />
Insbesondere in England Bevölkerungszunahme, relativ<br />
stabile und junge Altersstruktur im Europavergleich<br />
ReiSeveRhalten:<br />
Hoher Anteil bei den Geschäftsreisen, für die der demografische<br />
Wandel keine Rolle spielt<br />
chance RheinlanD-<strong>Pfalz</strong>:<br />
Verbessertes Image Deutschlands, „neue“ Senioren mit<br />
neuen Reisegewohnheiten<br />
RiSiko RheinlanD-<strong>Pfalz</strong>:<br />
Teilweise Sprachbarrieren bei Älteren, Wirtschaftskrise<br />
überlagert andere Effekte<br />
auSWiRkungen DemogRafiScheR WanDel:<br />
Gästevolumen neutral, Gästestruktur neutral
136<br />
tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
toP 5: fRankReich,<br />
2 PRozent maRktanteil 2009<br />
fazit: chancen bei kuRzReiSen älteReR<br />
gäSte auS gRenznahen Regionen<br />
DemogRafie:<br />
Insgesamt leichtes Bevölkerungswachstum, maßgeblich<br />
durch Migration, starke Zunahme der Über-60-Jährigen,<br />
regionale Besonderheit: Bevölkerungsrückgang und<br />
sehr starke Überalterung im Nordosten Frankreichs<br />
ReiSeveRhalten:<br />
Kultur- und Städtereisen, Events und Veranstaltungen;<br />
vergleichsweise hoher Anteil der Geschäftsreisen, für die<br />
der demografische Wandel kaum eine Rolle spielt<br />
chance RheinlanD-<strong>Pfalz</strong>:<br />
Hoher Anteil Älterer in den grenznahen Regionen, Themenpositionierung<br />
bei Älteren<br />
RiSiko RheinlanD-<strong>Pfalz</strong>:<br />
Sinkendes Gästepotenzial in grenznahen Regionen,<br />
starker Wettbewerb mit Frankreich selbst und Mittelmeerdestinationen,<br />
Sprachbarrieren bei Älteren<br />
auSWiRkungen DemogRafiScheR WanDel:<br />
Gästevolumen neutral, Gästestruktur 60plus<br />
toP 6: DänemaRk,<br />
2 PRozent maRktanteil 2009<br />
fazit: eingeSchRänkteS Potenzial bei<br />
JüngeRen gäStegRuPPen<br />
DemogRafie:<br />
Bevölkerungsvolumen stabil, langsamere Alterung als<br />
in vielen europäischen Ländern, Familien und junge<br />
Erwachsene bis 2020 mit größter Bedeutung<br />
ReiSeveRhalten:<br />
Städte- und Shoppingreisen sowie Erholungsurlaube im<br />
eigenen Land und am Mittelmeer<br />
chance RheinlanD-<strong>Pfalz</strong>:<br />
Gewinnung neuer, jüngerer Gäste (zukünftige Senioren),<br />
geringe Sprachbarriere bei Älteren<br />
RiSiko RheinlanD-<strong>Pfalz</strong>:<br />
Räumlich nicht so stark präsent, Themenpositionierung<br />
auSWiRkungen DemogRafiScheR WanDel:<br />
Gästevolumen neutral, Gästestruktur neutral
137<br />
zuSammenfaSSung unD<br />
SchluSSfolgeRungen<br />
Insgesamt eher positive Auswirkungen des<br />
demografischen Wandels, da die Bevölkerung<br />
in den ausländischen Top-Märkten des<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-Tourismus bis 2020 leicht<br />
ansteigt (zusätzliches Potenzial).<br />
Eine deutliche Verschiebung zu älteren Zielgruppen<br />
ist auch bei den Gästen aus dem<br />
Ausland festzustellen. Je nach Quellmarkt<br />
bieten aber auch die jungen Erwachsenen<br />
und Familien weiteres Potenzial.<br />
4.3 tagestourismus<br />
Neben den Übernachtungsgästen sind die Tagesgäste<br />
eine der wichtigsten Zielgruppen für den Tourismus<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. Bedeutung, Motivationen,<br />
Bedürfnisse und Anforderungen im Marketing wurden<br />
bereits als Branchenthema des Tourismusbarometers<br />
2008 behandelt. 69<br />
Zentrale Kennzahlen:<br />
2006 unternahm die deutsche Bevölkerung (ab 14<br />
Jahren) 3,0 Mrd. Tagesausflüge. 70<br />
Mit 175 Millionen Tagesausflügen oder 5,9<br />
Prozent des bundesdeutschen Aufkommens hat<br />
dieses Segment für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> eine leicht<br />
überdurchschnittliche Bedeutung (Anteil an gewerblichen<br />
Übernachtungen: 5,5 Prozent).<br />
Entlang des Rheins werden in den Reisegebieten<br />
<strong>Pfalz</strong> (60 Millionen), Rheinhessen (28) und Rheintal<br />
(28) die höchsten Werte erreicht. Hinzu kommt<br />
die Region Eifel/Ahr (33).<br />
4.3.1 volumenentwicklung<br />
tRenDbeRechnung füR<br />
tageSauSflüge biS 2020<br />
Als Basis für die Bestimmung des Marktvolumens und<br />
der Marktstruktur wird die Grundlagenstudie „Tagesreisen<br />
der Deutschen“ herangezogen. 71 . Plausible<br />
Trendberechnungen für das Jahr 2020 können nur für<br />
die Tagesausflüge (86 Prozent aller Tagesreisen), nicht<br />
für die Tagesgeschäftsreisen (14 Prozent) durchgeführt<br />
werden.<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Ausgangsbasis für die Entwicklung des Zielmarktes<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> sind die bundesdeutschen Entwicklungen<br />
und Trends72 : Bei der Tagesreiseintensität<br />
zeigt sich nach diesen Berechnungen bis 2020 eine<br />
relativ stabile Entwicklung in den Altersgruppen bis<br />
54 Jahre. Weitere Zunahmen wird es in den Altersgruppen<br />
55 bis 64 Jahre sowie 65 Jahre und älter<br />
geben. Die steigende Mobilität der Gesellschaft hat<br />
in Bezug auf die Tagesreisehäufigkeit aller Voraussicht<br />
nach altersklassenübergreifend einen weiteren<br />
Anstieg zur Folge. Verknüpft mit der Bevölkerungsvorausberechnung<br />
des Statistischen Bundesamtes<br />
ergibt sich für das Segment der Tagesausflüge in<br />
Deutschland eine Stagnation der Nachfrage bis 2020.<br />
Noch bedeutender ist die Marktanteilsverschiebung<br />
hin zu den Altersgruppen ab 45 Jahren. 73<br />
183 millionen tageSauSflüge: leichte<br />
zuWächSe füR RheinlanD-<strong>Pfalz</strong> biS 2020<br />
Gegenüber 2006 steigt die Zahl der Tagesausflüge nach<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> bis 2020 um fast fünf Prozent auf 183<br />
Millionen (vgl. tab. 23). 74 Die Wachstumsrate liegt damit<br />
weit über dem Bundesdurchschnitt. Bei der Entwicklung<br />
nach Altersgruppen zeigen sich die Effekte des demografischen<br />
Wandels am deutlichsten: Das Ausflugsvolumen<br />
der Zielgruppen bis 44 Jahre schrumpft bzw.<br />
stagniert, während von Älteren mehr Ausflüge in/nach<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> unternommen werden.<br />
zielgRuPPen ab 55 JahRen mit<br />
maRktanteilSgeWinnen<br />
Gegenüber dem Gesamtmarkt Deutschland ergibt sich<br />
allerdings eine deutlich abweichende Altersstruktur.<br />
In Deutschland entfallen 2020 nur knapp 34 Prozent<br />
der Nachfrage auf die Zielgruppen ab 55 Jahre, in<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> werden es fast 40 Prozent sein. Noch<br />
frappierender sind die Unterschiede bei den Jüngeren:<br />
69 vgl. SGVRP 2008<br />
70 vgl. Maschke 2007<br />
71 vgl. Maschke, J. 2005-2007 und Maschke, J., Harrer, B., Zeiner, M.,<br />
Scherr, S. 1995. Gefördert wurden die Grundlagenstudien vom<br />
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie aufgrund eines<br />
Beschlusses des Deutschen Bundestages. Förderer waren ebenso die<br />
Wirtschaftsministerien der Bundesländer.<br />
72 vgl. BMWi 2009<br />
73 Abweichungen von Volumina und Struktur 2020 zur Studie des BMWi<br />
(2009) sind möglich. Basis Tourismusbarometer <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong>:<br />
Bevölkerungsvorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes<br />
und des Statistischen Landesamtes <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
74 Für die Übertragung der Entwicklungen auf <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> mussten<br />
zwei Schritte vorangestellt werden: 1. Berücksichtigung der<br />
spezifischen Herkunftsstruktur, 2. Berücksichtigung der spezifischen<br />
Altersstruktur der Tagesausflügler.
138<br />
tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
tab. 23: volumen und Struktur der tagesausflügler mit ziel <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 2006 und 2020<br />
Altersgruppen Tagesausflugsvolumen (in Mio.) Marktanteile (in %)<br />
2006 2020 2006 2020<br />
14-24 Jahre 26 22 14,9 12,0<br />
25-34 Jahre 26 26 14,9 14,2<br />
35-44 Jahre 37 31 21,1 16,9<br />
45-54 Jahre 29 32 16,6 17,5<br />
55-64 Jahre 25 32 14,3 17,5<br />
65 Jahre und älter 32 40 18,3 21,9<br />
Insgesamt 175 183 100,0 100,0<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong><br />
Ziel <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 26 Prozent (Deutschland 34<br />
Prozent). Aus der Marktanteilsentwicklung gehen die<br />
55- bis 64-Jährigen sowie die Gruppe der ab 65-Jährigen<br />
entsprechend eindeutig als Gewinner hervor.<br />
2020 werden die Letztgenannten – in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
schon heute stark vertreten – die mit Abstand größte<br />
Zielgruppe für das Tagesausflüglermarketing bilden.<br />
Unter rein demografischen Gesichtspunkten kann<br />
ferner von einer leichten Verlagerung der Ziel- und<br />
Quellgebietstrukturen ausgegangen werden. Der östliche<br />
Teil der <strong>Pfalz</strong>, Rheinhessen sowie das Rheintal<br />
werden hiervon profitieren.<br />
4.3.2 ausflugsverhalten<br />
Aus den Veränderungen im Tagesausflugsvolumen<br />
und der Verteilung auf die unterschiedlichen Altersgruppen<br />
ergeben sich weitere Effekte auf die Motivstruktur<br />
und das Ausgabeverhalten der Ausflügler.<br />
Zwar wirkt die fehlende Zeitreihe einschränkend,<br />
doch können zumindest einige qualitative Aussagen<br />
getroffen werden.<br />
Stabile motivStRuktuR unD SteigenDe<br />
auSgaben biS 2020<br />
wirtschaftlichen Effekte des Tagesausflugsverkehrs für<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> bis ins Jahr 2020 ist nicht möglich.<br />
Dennoch lässt sich ein Trend ablesen: Überdurchschnittliche<br />
Ausgaben bei Tageausflüglern sind<br />
insbesondere in der Gruppe der 50- bis 70-Jährigen<br />
festzustellen. 75 Eine Steigerung der Gesamtausgaben<br />
ist somit auf Basis der skizzierten Verschiebung der<br />
Marktanteile zu erwarten.<br />
Die demografische Entwicklung in den Kernquellmärkten<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Nordrhein-Westfalen,<br />
Baden-Württemberg und Hessen (zusammen 86<br />
Prozent der Gesamtnachfrage) deutet auf eine stabile<br />
Herkunftsstruktur bis 2020 hin. Regional sollte das<br />
Ausflüglermarketing jedoch neu justiert werden.<br />
zuSammenfaSSung unD<br />
SchluSSfolgeRungen<br />
Aufgrund steigender Mobilität und Veränderungen<br />
im Ausflugsverhalten wird der<br />
demografische Wandel zur Chance für das<br />
Marktsegment Tagestourismus in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.<br />
Wachstumsmotoren im Segment der Tagesausflügler<br />
sind die beiden Zielgruppen 55<br />
bis 64 Jahre sowie 65 Jahre und älter.<br />
Wenngleich auch im Tagestourismus eine gewisse<br />
Zentrale Handlungsfelder sind weitere An-<br />
„Mitnahme“ des Ausflugsverhaltens ins Alter zu erwarpassungen<br />
an Mobilitätsansprüche älterer<br />
ten ist, so muss man dennoch von einer leichten Zu-<br />
Gäste in Bezug auf die Erreichbarkeit der<br />
nahme der Spazierfahrten und organisierten Fahrten<br />
Destination, aber auch vor Ort (z. B ÖPNV,<br />
ausgehen. Bekannten- und Verwandtenbesuche sowie<br />
Shuttleservices) sowie das Informationsver-<br />
die Ausübung spezieller Aktivitäten (z. B. Wandern,<br />
Radfahren) werden auch zukünftig mit Abstand die<br />
wichtigsten Ausflugsmotive bleiben.<br />
halten.<br />
Eine Hochrechnung der Ausgaben und damit der 75 vgl. Maschke 2005
139<br />
4.4 hauptzielgruppen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Die folgenden Steckbriefe der Hauptzielgruppen in<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> beziehen sich auf die Ausführungen<br />
im Marketing- und Projektplan 2009 der <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH sowie der Tourismusstrategie<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 2015 des Ministeriums für Wirtschaft,<br />
Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau des Landes<br />
DeR genuSS-WanDeReR<br />
Steckbrief – Genuss-Wanderer<br />
Soziodemografie 45 Jahre und älter, hohes Einkommen, hoher Bildungsstand,<br />
meist kinderlos oder mit erwachsenen Kindern<br />
Einzugsgebiet Nordrhein-Westfalen, Rhein-Neckar-Dreieck, Niederlande,<br />
Belgien<br />
Verhalten im Alltag Generelles Interesse an kulturellen Aktivitäten, Themen<br />
wie Gesundheitsvorsorge und Ernährung sind von hoher<br />
Bedeutung.<br />
Freizeitverhalten Natur, Aktivität (Wandern, Radfahren, exklusive Sportarten)<br />
und Genuss (Kulinarik) stehen an erster Stelle, hohe<br />
Erwartungen an Service und Qualität.<br />
Potenzial: DemogRafiScheR WanDel<br />
läSSt zielgRuPPe WachSen,<br />
WettbeWeRb Steigt<br />
Für den Tourismus ergeben sich bei dieser Kernzielgruppe<br />
Chancen, insbesondere aus dem hohen Interesse<br />
an Natur und Bewegung in Verbindung mit Genuss.<br />
Der Genuss-Wanderer findet in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> vor<br />
allem Gefallen an den zahlreichen Wandermöglichkeiten,<br />
den vielen kulturellen Angeboten sowie den<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Ausblick von der Filsener Ley<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. Sie werden mit den demografischen<br />
Entwicklungen und den Ergebnissen der<br />
vorherigen Kapitel in Zusammenhang gestellt und<br />
unter diesem Gesichtspunkt auf ihr zukünftiges Potenzial<br />
hin bewertet. Diese Ausführungen gelten für<br />
Übernachtungs- und Tagesgäste gleichermaßen, so<br />
dass sie für die Produktentwicklung und das Marketing<br />
beider Segmente Gültigkeit besitzen.<br />
regionalen Produkten. Hier ist der Wein neben der<br />
Küche an erster Stelle zu nennen. Positiv können sich<br />
in dieser Hinsicht auch die Faktoren Gesundheits- und<br />
Ernährungsbewusstsein auswirken. Im Zuge des demografischen<br />
Wandels ist zu erwarten, dass sich das Alter<br />
dieser Zielgruppe weiter nach oben verschiebt und sich<br />
das potenzielle Volumen gleichzeitig erhöht. Um die<br />
Ansprüche an Qualität und Service zu erfüllen, sind in<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> weitere Investitionen notwendig.
140<br />
tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
DeR lifeStyle-WanDeReR<br />
Steckbrief – Lifestyle-Wanderer<br />
Soziodemografie 25 Jahre und älter, relativ niedriges Einkommen, hohes<br />
Bildungsniveau<br />
Verhalten im Alltag Weniger konsumorientiert, Luxus spielt eine geringere<br />
Rolle.<br />
Freizeitverhalten Wandern als Suche nach Natur, Glück und sich selbst<br />
Potenzial:<br />
achtung! image unD bekanntheit<br />
Der Entwicklung des Wanderns hin zu einem neuen<br />
Lifestyle entsprechend, vergrößert sich das Gästepotenzial.<br />
Zwar bieten die naturräumlichen Standortbedingungen<br />
im Land ideale Voraussetzungen für die<br />
Zielgruppenansprache, doch müssen nicht nur passende<br />
Angebote und Anreize für jüngere Gäste vorlie-<br />
DeR RaDWanDeReR (fReizeitRaDleR)<br />
Steckbrief – Radwanderer<br />
Soziodemografie 45 Jahre und älter, hohes Einkommen, hoher Bildungsstand<br />
Einzugsgebiet Nordrhein-Westfalen, Rhein-Neckar-Dreieck, Niederlande,<br />
Belgien<br />
Verhalten im Alltag<br />
und Freizeit<br />
Potenzial: DemogRafiScheR WanDel<br />
läSSt zielgRuPPe WachSen, alteRS-<br />
StRuktuR StReuen<br />
Ähnlich dem Genusswanderer ergeben sich für<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> aus der Naturraumausstattung und<br />
den Ansprüchen der Radwanderer Chancen, die durch<br />
den demografischen Wandel eher verstärkt werden.<br />
Die geografischen Strukturen des Landes eignen sich<br />
Gesundheit ist ein wichtiges Thema; Hauptreisemotive:<br />
Natur, aktive Erholung und Erlebnis, Reisebegleitung:<br />
Paare, Familie oder Gruppen, intensive Vorinformation,<br />
individuelle und selbständige Planung, Präferenz von<br />
Fluss- und Genießertouren.<br />
gen. Image und Bekanntheit der rheinland-pfälzischen<br />
Destinationen sind beim Werben um diese Zielgruppe<br />
von besonderer Bedeutung. Hier könnten sich solche<br />
Maßnahmen als sinnvoll erweisen, die kreativ, ungewöhnlich<br />
und gleichwohl preisgünstig bei solider, moderner<br />
Qualität eine Verbindung von Herausforderung,<br />
Kultur und hohem Erlebniswert bieten und der jungen<br />
Generation zugleich durch hohe Flexibilität und Individualität<br />
im Angebot gerecht werden.<br />
ideal für die bevorzugten Fluss- und Genießertouren,<br />
sollten aber mit Hilfe ergänzender infrastruktureller<br />
Maßnahmen zugänglicher und bequemer gemacht<br />
werden. Das gilt insbesondere vor dem Hintergrund<br />
der wachsenden Zielgruppe 60plus. Das Segment der<br />
Radwanderer bietet darüber hinaus Chancen zur Zielgruppendiversifizierung.<br />
Vor allem spezielle Angebote<br />
für Familien können den Gästenachwuchs sichern.
141<br />
DeR WeinliebhabeR<br />
Steckbrief – Weinliebhaber<br />
Soziodemografie 45 Jahre und älter, hohes Einkommen, hoher Bildungsstand,<br />
kinderlos oder erwachsene Kinder<br />
Einzugsgebiet Nordwesten Deutschlands mit Schwerpunkt Nordrhein-<br />
Westfalen<br />
Verhalten im Alltag Hohe Ansprüche an den Lebensstandard, generelles Interesse<br />
an Stil, Ambiente und Service, Preis-Leistungs-<br />
Verhältnis ist wichtig.<br />
Freizeitverhalten Regelmäßige Kurztrips ins In- und Ausland, Streben nach<br />
Selbstverwirklichung, Natürlichkeit und Authentizität,<br />
hochwertige Weine und regionale Küche sind entscheidend,<br />
kulturinteressiert.<br />
Potenzial: Wein alS zentRaleS allein-<br />
StellungSmeRkmal, konkRete angebote<br />
füR SPontane kuRztRiPS<br />
Die Affinität der Zielgruppe zu einer Verbindung aus kulinarischen<br />
und kulturellen Genüssen ist eine Chance für<br />
den rheinland-pfälzischen Tourismus. Gerade das Thema<br />
Wein eignet sich hervorragend als Alleinstellungsmerkmal<br />
zur Abgrenzung gegenüber Wettbewerbern. Entsprechend<br />
sollten die touristischen Angebote und die<br />
DeR geSunDheitSbeWuSSte<br />
Steckbrief – Gesundheitsbewusste<br />
Soziodemografie Mittleres Alter und ältere Menschen, mittleres bis höheres<br />
Einkommen<br />
Verhalten im Alltag wachsendes Gesundheitsbewusstsein (Gesundheitserhaltung<br />
und Prävention), hohe Belastungen durch Beruf und<br />
Alltag<br />
Freizeitverhalten Erholung steht an erster Stelle, Medical Wellness und<br />
Prävention: dauerhafte Gesundheitseffekte, mentale Wellness<br />
und Entschleunigung: kurzfristige Entspannung von<br />
Beruf und Alltag.<br />
Potenzial: alle Wollen unD bieten ge-<br />
SunDheit, auf Die angebote kommt eS an<br />
Die zahlreichen Erholungsgebiete, Heilbäder und Kurorte<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> bieten gute Voraussetzungen für<br />
den Ausbau des Gesundheitstourismus. Veränderungen<br />
im Gesundheitssystem und in der Gesundheitsinfrastruktur<br />
des Landes eröffnen neue Möglichkeiten,<br />
gesundheitstouristische Angebote zu entwickeln und<br />
am Markt zu positionieren. Insbesondere das Marktsegment<br />
Medical Wellness ist noch sehr jung. Einer-<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Infrastruktur angepasst werden, denn viel Geld für Wein<br />
und regionale Spezialitäten auszugeben ist z. B. nicht<br />
gleichbedeutend mit der Wahl luxuriöser Unterkünfte<br />
(hybrider Konsument). Dennoch gehen die Qualitätsansprüche<br />
nicht zurück. Gleichzeitig steht die Auslandsreiseerfahrung<br />
schon bei den heutigen Weinliebhabern<br />
diesem Trend gegenüber. Für den „Weinliebhaber 2020“<br />
gilt Gleiches wie für den Lifestyle-Wanderer: Image und<br />
Bekanntheit der rheinland-pfälzischen Kultur müssen<br />
stärker in den Vordergrund rücken.<br />
seits sind die Potenziale für innovative Angebote (z. B.<br />
Gesundheit und Wein) hier entsprechend groß, andererseits<br />
gibt es noch keine eindeutigen Definitionen und<br />
Qualitätsstandards, so dass der Markt für den Gast nicht<br />
transparent ist. Hinzu kommt, dass mehr oder weniger<br />
unabhängig von spezifischen räumlichen Gegebenheiten<br />
derzeit praktisch in allen Destinationen Angebote<br />
rund um den Gesundheitstourismus entstehen.<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> wird sich wie andere Destinationen<br />
auch in diesem Markt langfristig nur behaupten können,<br />
wenn es gelingt, das Einzigartige, den Mehrwert klar<br />
herauszustellen und zu kommunizieren.
142<br />
tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
4.5 Wettbewerbssituation<br />
gefahR: zu StaRke konzentRation bei<br />
zielgRuPPen<br />
Gefahr 1: Egal, in welchem Bundesland oder in<br />
welcher Region man in Marketingpläne und Tourismusstrategien<br />
schaut: Alle umwerben die Wachstumssegmente<br />
50plus und Senioren mit überdurchschnittlichem<br />
Einkommen und sinnen auf ein<br />
möglichst großes Stück dieses lukrativen Kuchens.<br />
Ein Blick auf die Kernzielgruppen von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
zeigt, dass vier von fünf genau dieses Segment im<br />
Fokus haben.<br />
Gefahr 2: Neben den Wettbewerbern in Deutschland<br />
bewerben auch die beliebtesten ausländischen Ziele<br />
der deutschen Gäste zunehmend dieses potenzielle<br />
Publikum. <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> sollte daher bei allen<br />
Marktchancen und -risiken im Tourismusmarketing<br />
und bei der Infrastrukturentwicklung die jüngeren<br />
Erwachsenen und Familien nicht aus den Augen verlieren,<br />
allein schon um für Gästenachwuchs zu sorgen.<br />
WettbeWeRb, WettbeWeRb, WettbeWeRb<br />
Gleichzeitig versuchen fast alle, die Gäste mit ähnlichen<br />
Themen für sich zu gewinnen: Gesundheit,<br />
Aktiv, Natur, Kultur. Selbst im Inland treten neue Wettbewerber<br />
in traditionellen Märkten auf. Mecklenburg-<br />
Vorpommern beispielsweise vermarktet sich längst<br />
nicht mehr nur über den küstentypischen Erholungsund<br />
Badetourismus, sondern mehr und mehr als<br />
Wanderland – und hat damit Erfolg. Ohnehin entdecken<br />
die Küsten- und Seenregionen neben den Aktivitäten<br />
in und auf dem Wasser zunehmend die Märkte<br />
Radfahren und Wandern für sich. Flache Streckenverläufe,<br />
die Nähe zum Wasser und eine moderne<br />
Infrastruktur locken dabei besonders ältere Gäste.<br />
Moderne Infrastruktur ist daher auch für <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> Voraussetzung für den Markterfolg.<br />
zuSammenfaSSung unD<br />
SchluSSfolgeRungen<br />
Die skizzierten Themen und Zielgruppen<br />
zählen grundsätzlich zu den wichtigsten<br />
Wachstumsmärkten im Zuge des demografischen<br />
Wandels.<br />
Eine steigende Inlandsnachfrage durch<br />
ältere Gäste in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> ist trotz Alterung<br />
der potenziellen Zielgruppen und der<br />
thematischen Ausrichtung kein Selbstläufer.<br />
Der Wettbewerbsdruck nimmt immer weiter<br />
zu, und das Reiseverhalten zukünftiger Senioren<br />
wandelt sich.<br />
Die in- und ausländische Konkurrenz wächst<br />
und zwingt zu Produktinnovationen und<br />
neuen Marketingstrategien.<br />
Voraussetzungen für einen langfristigen<br />
Markterfolg sind weitere Investitionen in die<br />
touristische Infrastruktur sowie das Image<br />
und die Bekanntheit des Landes als Tourismusdestination.<br />
Konkrete Produkte müssen die Einzigartigkeit<br />
der Regionen des Landes herausstellen,<br />
um im Wettbewerb zu bestehen. Das Thema<br />
Wein/Kulinarik als verbindendes Element<br />
sowie die Kombination aus Fluss-, Mittelgebirgs-<br />
und Kulturlandschaft auf engstem<br />
Raum eignen sich unter demografischen<br />
Gesichtspunkten besonders gut.
143<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
5 Auswirkungen auf den touristischen Arbeitsmarkt in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Bundesweit werden immer häufiger die Wechselwirkungen<br />
zwischen demografischem Wandel, Fachkräftemangel<br />
und Nachwuchssorgen diskutiert. Fachkräfte<br />
werben und binden heißt hier die Devise. Dabei sind<br />
die Aus- und Weiterbildung von zentraler Bedeutung.<br />
76 Der demografische Wandel wird deutliche Auswirkungen<br />
auf die Arbeitswelt haben. Für <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> werden in den nächsten 15 Jahren „nur“ leichte<br />
Bevölkerungsverluste, aber drastische Rückgänge<br />
der Erwerbsfähigen zwischen 20 und 60 Jahren<br />
prognostiziert. Die Leistungsträger sowie Orte in den<br />
Regionen Eifel, Westerwald und Westpfalz werden die<br />
Auswirkungen als erste und am stärksten zu spüren<br />
bekommen.<br />
DaS aRbeitSkRäftePotenzial Sinkt,<br />
DeR WettbeWeRb Steigt<br />
Das Durchschnittsalter der Erwerbsbevölkerung wird<br />
steigen, der berufliche Nachwuchs kontinuierlich<br />
zurückgehen und älter werdende Belegschaften der<br />
Normalfall in den Betrieben in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. 77 Eine<br />
Reduzierung des Arbeitskräftepotenzials steht fest,<br />
und ein Fachkräftemangel ist zu erwarten. Das wird<br />
eine Verschärfung des Wettbewerbs um qualifiziertes<br />
Personal mit sich bringen: zwischen den Branchen, als<br />
auch zwischen den touristischen Unternehmen sowie<br />
zwischen Stadt/touristischen Zentren und dem Land.<br />
DeR touRiStiSche aRbeitSmaRkt:<br />
So vielSchichtig Wie Die touRiStiSchen<br />
angebote<br />
Im touristischen Arbeitsmarkt zeigt sich einmal mehr<br />
der Querschnittscharakter der „Branche Tourismus“.<br />
Die im Tourismus beschäftigten Personen sind nicht<br />
allein in den unmittelbar tourismusbezogenen<br />
Wirtschaftszweigen wie Gastgewerbe und Reisevermittlung<br />
tätig, sondern in zahlreichen vor- und<br />
nachgelagerten Branchen. Diese reichen von Warenproduzenten<br />
(z. B. Bäckerei, Landwirtschaft) und<br />
Dienstleistungsanbietern (z. B. Reinigungsdienste,<br />
Werbeagenturen) über Bau- und Handwerksbetriebe<br />
bis zu kulturellen Einrichtungen sowie der Gesundheitswirtschaft.<br />
78 Längerfristige Beobachtungen zum<br />
gesamttouristischen Arbeitsmarkt liegen angesichts<br />
der Einflussgrößen sowie Abgrenzungs- und Erfassungsprobleme<br />
nicht vor, Prognosen sind dementsprechend<br />
nicht sinnvoll. Im Fokus stehen daher<br />
die Entwicklung der Kernbranche Gastgewerbe sowie<br />
der zu erwartende Einfluss auf den Ausbildungsmarkt<br />
oder auch die Altersstruktur der Erwerbstätigen.<br />
5.1 ausbildungsmarkt<br />
Ein Kernproblem des touristischen Arbeitsmarktes ist<br />
die Gewinnung und Sicherung des Nachwuchses. Die<br />
Zahl der Ausbildungsverhältnisse im Gastgewerbe in<br />
Deutschland nahm in den letzten Jahren deutlich ab<br />
(2007 – 2009: -14,2 Prozent). 79 Zwar spielt kurzfristig<br />
die konjunkturelle Lage eine Rolle, aber auch die mittel-<br />
und langfristigen Effekte des demografischen<br />
Wandels zeichnen sich hier ab. 2009 konnte bereits<br />
jeder fünfte Betrieb in Deutschland nicht mehr alle<br />
Ausbildungsplätze besetzen. 80<br />
Rückläufige nachfRage nach auSbil-<br />
DungSPlätzen Setzt ein<br />
In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> nahm die Zahl der neu abgeschlossenen<br />
Ausbildungsverträge im Gastgewerbe vom Beginn<br />
des Jahrtausends bis 2007 in fast allen Arbeitsamtsbezirken<br />
deutlich zu. 81 Die Regionen entlang<br />
des Rheins wie Landau, Mainz oder Koblenz konnten<br />
hiervon am stärksten profitieren. Der Zenit bei den<br />
Schulabgängern wurde jedoch 2007 überschritten.<br />
Ende des nächsten Jahrzehnts gibt es einen weiteren<br />
Sprung nach unten (vgl. abb. 45). In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
konnten bereits 2009 nicht mehr alle Ausbildungsplätze<br />
im Gastgewerbe besetzt werden. Gleichwohl<br />
hat dieser Sektor etwa im Gebiet der IHK Koblenz<br />
mit 11 bis 12 Prozent der Auszubildenden einen<br />
hohen Stellenwert. Neben der Zahl der Bewerber<br />
wird deren Qualifizierung bzw. fachliche Eignung zur<br />
entscheidenden Einflussgröße. Außerdem führt der<br />
Nachwuchsmangel von heute zu einem generellen<br />
Fachkräftemangel von morgen. 82<br />
76 vgl. IHA <strong>2010</strong><br />
77 vgl. ZIRP 2009a<br />
78 vgl. BMWi 2009<br />
79 vgl. IHA <strong>2010</strong><br />
80 vgl. AHGZ <strong>2010</strong><br />
81 vgl. AA/BIBB 2009<br />
82 vgl. DIHK 2009
144<br />
tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
abb. 45: entwicklung der Schulabgänger in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> und Deutschland<br />
– in Prozent –<br />
1.000<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Deutschland -4,6%<br />
Westdeutschland<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
2000 2004 2009 2012 2016 2020<br />
Das Fehlen von Quantität und – derzeit noch bedeutsamer<br />
– von Qualität liegt auch in der Konkurrenz<br />
durch andere Ausbildungsberufe mit attraktiveren<br />
Arbeitsbedingungen begründet. Immer mehr Betriebe<br />
bemängeln die schulischen Vorkenntnisse der<br />
Bewerber, so dass einige ihren Ausbildungsplatz lieber<br />
unbesetzt lassen oder ihre Anforderungen senken<br />
müssen. Zwar liegt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> bei den Schulabbrechern<br />
wie auch bei den PISA-Tests im oberen<br />
Mittelfeld, doch bleibt auch hier in einigen Regionen<br />
jeder siebte Schulabgänger ohne Abschluss. 83 Einige<br />
Bundesländer senken sogar die schulischen Anforderungen.<br />
Dabei werden neben den fachlichen die sozialen<br />
Kompetenzen immer wichtiger. Abgesehen von<br />
unzureichenden schulischen Qualifikationen stellen<br />
die Unternehmer zunehmend mangelnde persönliche<br />
Kompetenzen wie Leistungsbereitschaft, Disziplin<br />
oder Umgangsformen fest. 84<br />
gRunDlage füR Die SeRviceQualität be-<br />
ReitS in DeR (auS-)bilDung legen<br />
Nur durch einheitliche Qualitätsstandards in der Ausbildung<br />
kann das fachliche Niveau der touristischen<br />
Dienstleistungen gesichert und den steigenden Ansprüchen<br />
der Gäste entsprochen werden. Eine wachsende<br />
Übernahmequote kann die nachhaltige Nachwuchssicherung<br />
ebenfalls optimieren. Die Erhöhung<br />
902- 02<br />
-17,4%<br />
+7,8% -7,5%<br />
+5,0%<br />
* 2013 doppelter Abiturjahrgang in einigen Bundesländern<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Bundesinstitut für Berufsbildung<br />
*<br />
-11,4%<br />
0202- 02<br />
der Attraktivität touristischer Arbeitsplätze und die<br />
Verbesserung des Images sind weitere Ansatzpunkte.<br />
Um im Wettbewerb um qualifizierte Nachwuchskräfte<br />
langfristig gegenüber anderen Branchen bestehen<br />
zu können, müssen darüber hinaus Anreizsysteme<br />
geschaffen werden, z. B. in den Bereichen Weiterbildung,<br />
Gehalt und Karriere.<br />
zuSammenfaSSung unD<br />
SchluSSfolgeRungen<br />
Der demografische Wandel führt zu rückläufigen<br />
Schulabgänger- und Bewerberzahlen.<br />
Gleichzeitig nimmt das Bildungsniveau,<br />
insbesondere in Städten und demografischen<br />
Schrumpfungsräumen, ab.<br />
Probleme bei der Nachwuchsgewinnung<br />
und unbesetzte Ausbildungsstellen werden<br />
den touristischen Arbeitsmarkt zunehmend<br />
prägen. Teilweise müssen Anforderungen gesenkt<br />
werden. Das steht den steigenden Ansprüchen<br />
der älteren Gästeklientel entgegen.<br />
Imagearbeit bereits an den Schulen, aber<br />
auch die Verbesserung der Rahmenbedingungen<br />
in der Ausbildung und darüber<br />
hinaus sind zentrale Handlungsfelder.
145<br />
abb. 46: Sozialversicherungspflichtig beschäftigte im gastgewerbe in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
– Anteil in Prozent –<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
8,0<br />
7,2<br />
6,5<br />
unter 19<br />
Jahre<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Bundesagentur für Arbeit<br />
5.2 beschäftigte<br />
29,6<br />
29,9<br />
30,0<br />
20 – 29<br />
Jahre<br />
28,7<br />
24,9<br />
20,9<br />
30 – 39<br />
Jahre<br />
20,4<br />
22,3<br />
23,8<br />
40 – 49<br />
Jahre<br />
2000 2004 2009<br />
In einer stark alternden Gesellschaft wie der deutschen<br />
bilden ältere Arbeitnehmer einen Fachkräftepool,<br />
der für den touristischen Arbeitsmarkt stärker<br />
genutzt werden sollte und muss. So liegt die Erwerbsquote<br />
der Über-55-Jährigen noch weit unter europäischen<br />
Vergleichswerten. 85 Doch wie stellt sich der<br />
touristische Arbeitsmarkt am Beispiel des Gastgewerbes<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> heute dar? Welche Entwicklungen<br />
deuten auf den demografischen Wandel hin?<br />
Was ist zu erwarten?<br />
SozialveRSicheRungSPflichtig beSchäftigte:<br />
StaRkeS WachStum bei älteRen<br />
Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren<br />
2009 rund 37.500 Personen als sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigte im Gastgewerbe in <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> tätig, davon über 60 Prozent Frauen. Das ist<br />
gegenüber 2000 ein Zuwachs von 12 Prozent. Im<br />
gleichen Zeitraum hat der Anteil der Über-40-Jährigen<br />
und insbesondere der Über-50-Jährigen kontinuierlich<br />
zugenommen; Tendenz steigend (vgl. abb. 46).<br />
Gegenüber anderen Branchen wie dem Einzelhandel<br />
(23 Prozent) und den Finanzdienstleistungen (30<br />
Prozent) ist der Anteil der Beschäftigten ab 50 Jahren<br />
mit 18,7 Prozent noch relativ niedrig. Die Zahlen ver-<br />
11,4<br />
13,5<br />
15,8<br />
50 – 59<br />
Jahre<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
1,9<br />
2,3<br />
2,9<br />
60 Jahre<br />
und älter<br />
deutlichen jedoch einen zunehmenden Wandel auch<br />
in diesem Wirtschaftszweig. Hinzu kommt, dass die<br />
starken Jahrgänge, die jetzt im mittleren Alter sind, in<br />
die höheren Altersklassen aufrücken und die jüngeren<br />
Jahrgänge künftig quantitativ immer schwächer<br />
ausfallen. Schon heute besteht in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> in<br />
einigen Regionen und ausgewählten Berufen<br />
(z. B. Köche) ein akuter Fachkräftemangel.<br />
geRingfügig entlohnte beSchäftigte:<br />
bReit veRteilt, anteil JüngeReR Steigt<br />
Erstaunlich ausgewogen ist die Altersstruktur bei den<br />
geringfügig entlohnten Beschäftigten im Gastgewerbe<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> verteilt (vgl. abb. 47). Hier zeigen<br />
sich auch die höheren Altersgruppen relativ stabil.<br />
Einzige Ausnahme bilden die 20- bis 29-Jährigen. Der<br />
zunehmende Weg der potenziellen Nachwuchskräfte<br />
in dieses Niedriglohnsegment ist allerdings äußerst<br />
kritisch zu bewerten, denn Möglichkeiten zur Mitarbeiterbindung,<br />
Motivation etc. werden dadurch nicht<br />
optimal genutzt.<br />
83 vgl. Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung 2006<br />
84 vgl. AHGZ <strong>2010</strong><br />
85 vgl. www.oecd.org
146<br />
tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
abb. 47: geringfügig entlohnte beschäftigte im gastgewerbe in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
18,9<br />
– in Prozent –<br />
15,1<br />
16,5<br />
unter 19<br />
Jahre<br />
19,7<br />
24,9<br />
26,0<br />
20 – 29<br />
Jahre<br />
20,6<br />
18,3<br />
15,2<br />
30 – 39<br />
Jahre<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Bundesagentur für Arbeit<br />
16,0<br />
18,3<br />
18,1<br />
40 – 49<br />
Jahre<br />
2000 2004 2009<br />
11,8<br />
11,5<br />
13,1<br />
50 – 59<br />
Jahre<br />
13,1<br />
11,9<br />
11,1<br />
60 Jahre<br />
und älter<br />
karte 14: arbeitsmarkt gastgewerbe nach arbeitsamtsbezirken in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
SvB GeB<br />
37.505 29.950<br />
36,5<br />
18,7<br />
21,3<br />
42,5<br />
24,2<br />
14,7<br />
Trier<br />
6.527<br />
37,6<br />
19,8<br />
16,1<br />
Beschäftigte im Gastgewerbe (absolut)<br />
Anteil der Beschäftigten unter 30 Jahren (in %)<br />
Anteil der Beschäftigten ab 50 Jahren (in %)<br />
Anteil der Beschäftigten mit ausländischer<br />
Herkunft (in %)<br />
SvB: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte<br />
GeB: Geringfügig entlohnte Beschäftigte<br />
rot: unterdurchschnittlich<br />
grün: überdurchschnittlich<br />
Mayen<br />
5.553<br />
43,7<br />
24,4<br />
10,2<br />
2.954<br />
35,7<br />
19,5<br />
16,2<br />
2.030<br />
38,8<br />
27,1<br />
10,2<br />
4.367<br />
35,8<br />
18,1<br />
21,9<br />
2.470<br />
36,2<br />
18,3<br />
17,9<br />
2.947<br />
42,2<br />
23,7<br />
15,4<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Bundesagentur für Arbeit (Stand: Juni 2009)<br />
1.591<br />
37,3 Neuwied<br />
18,7<br />
22,0<br />
Koblenz<br />
Bad Kreuznach<br />
1.973<br />
41,3<br />
24,4<br />
12,0<br />
2.582<br />
36,8<br />
18,1<br />
20,4<br />
Kaiserslautern<br />
1.645<br />
35,2<br />
27,5<br />
14,0<br />
2.991<br />
34,3<br />
20,6<br />
16,7<br />
2.204<br />
34,8<br />
27,2<br />
14,1<br />
2.693<br />
44,2<br />
23,5<br />
14,6<br />
17,0<br />
29,2<br />
Montabaur<br />
4.127<br />
52,9<br />
18,4<br />
20,6<br />
5.581<br />
36,9 Mainz<br />
3.829<br />
36,8<br />
17,6<br />
29,2<br />
1.395 1.218<br />
40,5 38,8<br />
20,0<br />
14,8<br />
28,1<br />
8,9<br />
3.218<br />
34,8<br />
2.811<br />
41,4 Landau<br />
Pirmasens 20,0 25,3<br />
22,2 15,2<br />
Ludwigshafen<br />
2.749<br />
40,6<br />
23,4<br />
21,9
147<br />
Insgesamt ist der Sektor überdurchschnittlich stark angewachsen:<br />
um 60 Prozent auf knapp 30.000 Beschäftigte<br />
– wobei der Anteil der weiblichen Beschäftigten<br />
von über 80 auf 76 Prozent sank. Parallel dazu stieg die<br />
Bedeutung ausländischer Arbeitnehmer an: Stammte<br />
2000 nur fast jeder zehnte geringfügig entlohnte Beschäftigte<br />
aus dem Ausland, war es 2009 bereits jeder<br />
siebte. Diese Entwicklung unterstreicht den seit Jahren<br />
zu beobachtenden Trend der Substitution von gut ausgebildeten<br />
Vollzeit- durch Teilzeitkräfte und Personen<br />
im Nebenerwerb. Auf Unternehmerseite steigt die<br />
Flexibilität, der Personalaufwand sinkt. Für Qualität und<br />
Service birgt diese Entwicklung große Gefahren.<br />
Regional gibt es deutliche Unterschiede (vgl. karte 14):<br />
Die Arbeitsamtsbezirke Mainz, Ludwigshafen und<br />
Kaiserlautern weisen eine vergleichsweise junge<br />
Altersstruktur bei den Beschäftigten auf. Montabaur,<br />
Mayen und Pirmasens sind dagegen schon<br />
heute von deutlich mehr älteren Erwerbstätigen<br />
geprägt. Gerade hier wird der demografische<br />
Wandel zu weiteren Veränderungen im Arbeitsmarkt<br />
führen.<br />
Der Anteil der Beschäftigten ausländischer<br />
Herkunft zeigt ein ähnliches Bild: Während in den<br />
Regionen Mainz und Ludwigshafen Werte von<br />
20 bis 30 Prozent erreicht werden, so reduzieren<br />
sich diese in Pirmasens, Mayen oder Trier auf die<br />
Hälfte. Das ist auch ein Spiegelbild der demografischen<br />
und wirtschaftlichen Entwicklungen dieser<br />
Regionen und damit der Standortattraktivität.<br />
Deutlich wird zudem, dass in einigen Regionen<br />
wie Kaiserslautern und Neuwied die Zahl der<br />
geringfügig entlohnten Beschäftigten die der<br />
regulären Beschäftigtenverhältnisse bereits<br />
übersteigt.<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
älteRe aRbeitnehmeR alS<br />
inveStition in Die zukunft<br />
Im Personalmanagement muss ein Paradigmenwechsel<br />
erfolgen: Ältere Arbeitnehmer sind kein Auslaufmodell,<br />
sondern eine Investition in die Zukunft!<br />
Allzu häufig dominieren im Tourismus, aber auch in<br />
anderen Branchen, jugendzentrierte Denkweisen in<br />
der Personalpolitik, der zufolge nur „junge“ Belegschaften<br />
Wettbewerbsfähigkeit garantieren. 86 Darüber<br />
hinaus spielen die verhältnismäßig geringen<br />
Personalkosten eine Rolle. Zukunftsweisend und<br />
nachhaltig ist allerdings eine zielgerichtete Personalstrategie<br />
mit „gesunder“ Altersmischung. 87 Es gilt, die<br />
Personalgewinnung älterer Fachkräfte stärker in den<br />
Fokus zu rücken, sei es durch lang gediente Branchenkenner<br />
oder motivierte Quereinsteiger.<br />
Unter diesem Aspekt und in Bezug auf die sich ständig<br />
wandelnden Anforderungen gewinnt die Weiterbildung<br />
unter dem Schlagwort „lebenslanges Lernen“<br />
zunehmend an Bedeutung. Darüber hinaus können<br />
Ältere durch alters- und alternsgerechte Personaleinsatzplanung<br />
länger im Job fit gehalten werden. In<br />
einer zukunftsweisenden Unternehmenskultur muss<br />
die gegenseitige Anerkennung und Wertschätzung<br />
von Jung und Alt selbstverständlich sein. Über die<br />
Bildung von „Job-Tandems“ lässt sich nicht nur die<br />
Motivation steigern, vielmehr ergeben sich auch<br />
Synergieeffekte für die Betriebe. Die jungen Kollegen<br />
profitieren von der Erfahrung der älteren und diese<br />
wiederum von den frischen Ideen und neu vermittelten<br />
Anforderungen aus der Ausbildung der jüngeren.<br />
Nicht zuletzt (er)kennen ältere Arbeitnehmer<br />
die Bedürfnisse älterer Gäste möglicherweise besser.<br />
86 vgl. BMWi 2009<br />
87 vgl. BMBF 2005
148<br />
tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
abb. 48: Jahresbruttoverdienst ausgewählter berufe in Deutschland 2006 88<br />
– hauptbeschäftigt, in Euro –<br />
Luftverkehrsberufe<br />
Bankfachleute<br />
Groß- u.<br />
Einzelhandelskaufleute<br />
Maurer<br />
Fremdenverkehrsfachleute<br />
Gastwirte, Hoteliers,<br />
Gaststättenkaufleute<br />
Köche<br />
Friseure<br />
Quelle: BMWI 2009, Daten Bundesanstalt für Arbeit<br />
0<br />
10.790<br />
18.725<br />
17.544<br />
einkommenSchancen: WettbeWeRbSnachteil<br />
touRiSmuSWiRtSchaft<br />
25.560<br />
Die Arbeitsbedingungen in vielen touristischen Berufen<br />
sind geprägt von einer vergleichsweise geringen<br />
Bezahlung, flexiblen Arbeitszeiten usw., was die Position<br />
im zunehmenden Wettbewerb um qualifizierte<br />
Arbeitskräfte erschwert. Die touristischen Berufe<br />
„Köche“ und „Restaurant- und Hotelkaufleute“ liegen<br />
beispielsweise deutlich unter vielen anderen Ausbildungsberufen<br />
mit den gleichen Voraussetzungen an<br />
die Bewerber (vgl. abb. 48). Die Luftverkehrsberufe<br />
(Pilot, Flugbegleiter, Mechaniker etc.) heben sich auf<br />
der anderen Seite positiv ab, reichen hinsichtlich der<br />
Beschäftigtenzahl jedoch bei weitem nicht an die<br />
Bedeutung des Gastgewerbes heran.<br />
QueRDenken füR attRaktive<br />
aRbeitSbeDingungen<br />
Die aufgezeigten Herausforderungen lassen sich nicht<br />
nur mit konventionellen Maßnahmen bewältigen.<br />
Um den Arbeitsmarkt für Neu-, Quer- und Wiedereinsteiger<br />
attraktiver zu machen, müssen neue Wege<br />
beschritten werden. Ein Beispiel hierfür sind „Jobsharing-<br />
Modelle“, die zwar ein hohes Maß an Flexibilität<br />
verlangen, gleichzeitig aber ein Mehr an Planungssicherheit<br />
mit sich bringen. Nationale, aber auch internationale<br />
Kooperationen können so vor allem einen<br />
saisonbedingten Fachkräftemangel abfedern.<br />
28.987<br />
33.599<br />
40.641<br />
47.216<br />
5.000 10.000 15.000 20.000 25.000 30.000 35.000 40.000 45.000 50.000<br />
zuSammenfaSSung unD<br />
SchluSSfolgeRungen<br />
Die Bedeutung der älteren Arbeitskräfte<br />
steigt auch im Tourismus. Diese Entwicklung<br />
wird sich künftig noch beschleunigen.<br />
Investitionen in das Personalmanagement<br />
sind daher Investitionen in die Zukunft der<br />
Betriebe.<br />
Das Niedriglohnsegment nimmt stetig an<br />
Bedeutung zu. Zwar können Unternehmer<br />
davon kurzfristig profitieren, langfristig sind<br />
jedoch gut ausgebildete und hochmotivierte<br />
Fachkräfte erforderlich.<br />
Die touristischen Produkte grenzen sich<br />
zunehmend durch Service und Qualität<br />
bei der Gästebetreuung voneinander ab.<br />
Der „weiche“ Faktor Personal trägt somit<br />
maßgeblich zur Wettbewerbsfähigkeit der<br />
Destination <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> bei.<br />
Neue Anreizsysteme bei Weiterbildung,<br />
Arbeitszeitregelungen, Gehalt oder Kinderbetreuung<br />
müssen entwickelt werden, um<br />
die Rahmenbedingungen des touristischen<br />
Arbeitsmarktes im Wettbewerb um Fachkräfte<br />
konkurrenzfähig zu halten.
149<br />
Ein Patentrezept für personalpolitische<br />
Instrumente gibt es nicht. Die Maßnahmen<br />
müssen individuell ausgewählt und<br />
angepasst werden. Der erste Schritt zur<br />
Bewältigung der Herausforderungen ist<br />
eine Selbstanalyse der Mitarbeiterstruktur<br />
und -entwicklung.<br />
5.3 unternehmensnachfolge<br />
allgegenWäRtige heRauSfoRDeRung,<br />
DuRch Den DemogRafiSchen WanDel<br />
veRStäRkt<br />
Der demografische Wandel kann nicht nur eine<br />
Alterung der Belegschaft der Betriebe im Tourismus<br />
bewirken. Insbesondere auf die kleinteilige und häufig<br />
familiengeführte Struktur im rheinland-pfälzischen<br />
Gastgewerbe kommen große Herausforderungen zu.<br />
Mittelfristig stehen 60 bis 80 Prozent der Betriebe<br />
in den nächsten Jahren vor der Hürde der Unternehmensnachfolge.<br />
Und der Handlungsdruck steigt, da die traditionelle<br />
familieninterne Übernahme an Bedeutung verliert.<br />
Zwar wünschen sich noch immer mehr als 60 Prozent<br />
der Unternehmer eine Übergabe an die Kinder, insbesondere<br />
den Sohn, doch machen gesellschaftliche<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Maarblick bei Meerfeld<br />
(z. B. Berufswunsch, Verdienstmöglichkeiten) und<br />
demografische Entwicklungen (z. B. weniger Kinder)<br />
die Realisierung schwer. 89 Familienexterne Lösungen<br />
erfordern jedoch weitaus mehr Aufwand, Vorbereitung<br />
und Kenntnisse als die Übergabe an die Kinder.<br />
SenSibiliSieRung unD aufkläRung alS<br />
entScheiDenDeR SchRitt<br />
Über die Detailfragen des Nachfolgemanagements<br />
sind sich die wenigsten Unternehmer des Gastgewerbes<br />
bewusst. 90 Mehr als 25 Prozent haben sich noch<br />
nicht mit dem Thema beschäftigt oder planen aus<br />
mangelnden Zukunftsperspektiven eine Stilllegung<br />
des Betriebs. 91 Das operative Geschäft und das Verlassen<br />
auf eine familieninterne Übergabe führen darüber<br />
hinaus häufig zu einer verspäteten Auseinandersetzung<br />
mit wichtigen Fragen:<br />
Suche und Auswahl eines geeigneten Nachfolgers<br />
Gespräche mit Steuerberatern, Rechtsanwälten<br />
und Finanzberatern<br />
Verhandlungen mit dem Nachfolger<br />
Regelung der Finanzierung<br />
88 Systemumstellung bei der Bundesagentur für Arbeit: Aktuelle Daten<br />
für 2008/2009 sind derzeit nicht verfügbar.<br />
89 vgl. DSGV 2008<br />
90 Das Sparkassen-Tourismusbarometer Deutschland hat sich mit dem<br />
für die Tourismusbranche wichtigen Thema der Unternehmensnach-<br />
folge im Jahr 2008 en detail beschäftigt. Der <strong>Jahresbericht</strong> steht unter<br />
http://presse.dsgv.de/stellungnahmen zum Download zur Verfügung.<br />
91 vgl. DSGV 2008
150<br />
tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
Der „einmalige“ Prozess der Unternehmensübergabe<br />
erfordert häufig Kenntnisse über bis dato unbekannte<br />
Sachverhalte und ist somit geprägt von Unsicherheiten<br />
bei allen Beteiligten: Inhaber, Familienmitglieder<br />
und Mitarbeiter, Nachfolger und Geschäftspartner.<br />
Angesichts der emotionalen Dimension des<br />
Nachfolgeprozesses spielt die Sensibilisierung der<br />
Unternehmer eine zentrale Rolle.<br />
Hilfestellungen sind vor allem von Branchenverbänden,<br />
Kammern und Kreditinstituten als direkte<br />
Ansprechpartner zu leisten. Die drei wichtigsten<br />
Handlungsfelder bei der Optimierung des Nachfolgeprozesses<br />
gehen aus abbildung 49 hervor.<br />
inveStitionSStau alS<br />
entScheiDenDe bRemSe bei DeR<br />
unteRnehmenSnachfolge<br />
Unternehmen, in denen kontinuierlich Investitionsmaßnahmen<br />
stattgefunden haben, stehen vor weitaus<br />
weniger Problemen bei der Unternehmensnachfolge<br />
als solche mit Investitionsstau. Mit dem Programm<br />
„Fit für die Zukunft“ setzt hier beispielsweise der<br />
DEHOGA <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> erste Akzente. Doch gerade<br />
bei der Unternehmensübergabe steigt der Investitionsbedarf<br />
noch einmal an, da der Bestandsschutz<br />
wegfällt und Modernisierungs- und Konzessionsauflagen<br />
greifen.<br />
abb. 49: herausforderungen und handlungsfelder im nachfolgeprozess<br />
Unternehmensbewertung<br />
Quelle: DSGV 2008<br />
Sicherung der<br />
Wettbewerbsfähigkeit<br />
1. Sensibilisierung<br />
Initiierung der<br />
Nachfolgethematik<br />
2. Information<br />
3. Beratende Betreuung<br />
Finanzierung<br />
Nachfolgersuche und<br />
-auswahl<br />
zuSammenfaSSung unD<br />
SchluSSfolgeRungen<br />
Der Großteil der gastgewerblichen Betriebe<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> steht vor der Herausforderung<br />
Unternehmensnachfolge. Die bisherige<br />
Sensibilisierung und Aktivitäten zur<br />
Unternehmensnachfolge entsprechen noch<br />
nicht der hohen Bedeutung des Themas.<br />
Rahmenbedingungen wie kontinuierliche<br />
Investitionen, eine professionelle Unternehmensführung<br />
und -konzeption sowie die<br />
allgemeine Wettbewerbsfähigkeit sind für<br />
den Übergabeprozess entscheidend.<br />
Die Bündelung von nachfolgespezifischen<br />
Informationen und Beratungsdienstleistungen<br />
ist erforderlich, um die Unternehmer<br />
bestmöglich in diesem Prozess zu<br />
begleiten.<br />
Rechts- und<br />
Steuerfragen
151<br />
abb. 50: tourismusrelevante infrastruktur<br />
tourismusspezifisch,<br />
z. B.<br />
tourismusergänzend,<br />
z. B.<br />
privat privat/öffentlich öffentlich<br />
Hotels,<br />
Pensionen,<br />
Campingplätze<br />
www.pixelio.de, R. Sturm<br />
Gastronomie,<br />
Einzelhandel,<br />
Direktvermarkter,<br />
Kreditwirtschaft<br />
Touristinformation<br />
Kaiserslautern<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong> nach OSV 2008<br />
Kultur-, Sport-,<br />
Freizeitangebote,<br />
Bäder, Tourist-<br />
Informationen<br />
www.pixelio.de, Adel<br />
Ortsbilder,<br />
Bebauung,<br />
Kreditwirtschaft<br />
<strong>Rheinland</strong> <strong>Pfalz</strong><br />
Tourismus GmbH<br />
Rad-, Reit-,<br />
Wanderwege,<br />
wassertouristische<br />
Infrastruktur<br />
<strong>Rheinland</strong> <strong>Pfalz</strong><br />
Tourismus GmbH<br />
Verkehrsinfrastruktur<br />
(Straße,<br />
Schiene), Grün-,<br />
Parkanlagen<br />
www.pixelio.de, K. Michel<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
6 Auswirkungen auf die tourismusrelevante Infrastruktur in<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Die tourismusrelevante Infrastruktur ist das dritte<br />
Feld, das durch den demografischen Wandel verändert<br />
wird. Im Gegensatz zu Nachfrage und Arbeitsmarkt<br />
erfolgt das jedoch auf indirektem Weg: über die<br />
Touristen und Einheimischen. Die künftigen Bevölkerungsentwicklungen<br />
haben z. B. Einfluss auf die<br />
Verkehrsentwicklung und -planung, den Einzelhandel<br />
und die Nahversorgung; Themenfelder, die unter touristischen<br />
Gesichtspunkten erst in den letzten Jahren<br />
stärker in den Blickpunkt gerückt sind.<br />
Zur tourismusrelevanten Infrastruktur gehören neben<br />
Hotels, Tourist-Informationen, Rad- und Wanderwegen<br />
sowie der Gastronomie auch die Verkehrsinfrastruktur,<br />
die örtliche Bebauung, der Einzelhandel<br />
sowie Park- und Grünanlagen. Kultur-, Sport- und<br />
Freizeitangebote, Bäder und Thermen werden, abhängig<br />
von Lage und Ausstattung, mehr oder weniger<br />
stark von Touristen und/oder Einheimischen genutzt.<br />
Somit beeinflussen Quantität und Qualität dieser Angebote<br />
das Reiseerlebnis insgesamt (vgl. abb. 50). 92<br />
Privatwirtschaft und öffentliche Hand sind bei der<br />
Bereitstellung und Pflege der Angebote gleichermaßen<br />
gefordert.<br />
Voraussetzung für die Qualität der genannten Infrastruktur<br />
ist eine ausreichende Nachfrage durch Bevöl-<br />
kerung und Touristen. Verändert sich z. B. die Nachfrage<br />
seitens der Bevölkerung, hat dies Auswirkungen<br />
auf die Auslastung, aber auch die Anforderungen an<br />
die Infrastruktur.<br />
6.1 tourismusspezifische infrastruktur<br />
Im Sparkassen-Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
2009 wurde die Wettbewerbsfähigkeit des Tourismusangebotes<br />
des Landes ausführlich analysiert und eine<br />
Reihe von Handlungsempfehlungen abgeleitet. Doch<br />
welche Ansprüche und Schwerpunkte ergeben sich aus<br />
den Veränderungen der touristischen Nachfrage, und<br />
wo muss die Tourismuswirtschaft ansetzen, um dem<br />
demografischen Wandel bestmöglich zu begegnen?<br />
gaStgeWeRbe: gaStRonomie mit veRmaRktungSDefiziten,<br />
beheRbeRgung mit<br />
hanDlungSDRuck<br />
Dem Gastgewerbe insgesamt ist ein Investitionsstau<br />
zu attestieren. Darüber hinaus sind weitere Marktbereinigungseffekte<br />
zu erwarten. Die Leitziele für die<br />
nächsten Jahre – eine umfassende Steigerung der<br />
92 vgl. OSV 2008
152<br />
tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
Wettbewerbsfähigkeit im Beherbergungsgewerbe<br />
sowie die Stärkung der Marktfähigkeit und der Erhalt<br />
der in vielen Bereichen überdurchschnittlich guten<br />
Qualitätsorientierung in der Gastronomie – sind im<br />
Zuge sich wandelnder Gästeansprüche (komfortable<br />
Unterkünfte, „leichte“ Küche, Barrierefreiheit etc.)<br />
unbedingt weiterhin zu verfolgen.<br />
touRiSt-infoRmationen:<br />
zielgRuPPenanPaSSung eRfoRDeRlich<br />
Verbesserungspotenziale bieten die Beschilderung,<br />
das Parkplatzangebot, Abstellmöglichkeiten für<br />
Fahrräder und die Wartebereiche. 93 Diese Maßnahmenfelder<br />
werden durch den steigenden Anteil älterer<br />
Gäste und des Individualverkehrs noch wichtiger.<br />
Im ländlichen Raum und touristisch weniger stark<br />
frequentierten Orten sollte, nicht zuletzt aus Finanzierungs-<br />
und Effizienzgesichtspunkten, über die<br />
Zusammenlegung bzw. Kooperation beim Betrieb<br />
der Tourist-Informationen nachgedacht werden (z. B.<br />
Nachbargemeinden, touristische Leistungsträger).<br />
RaD- unD WanDeRWege: Qualität unD zu-<br />
Satzangebote machen Den unteRSchieD<br />
Radtourismus: Die Gästebedürfnisse (Wegeführung,<br />
Informationsverhalten, Zusatzangebote etc.) müssen<br />
bei weiteren Investitionen und im Marketing stärker<br />
im Mittelpunkt stehen, insbesondere im Hinblick auf<br />
älter werdende Freizeitradler.<br />
Wandertourismus: Die eingeschlagene Qualitätsstrategie<br />
sollte fortgeführt werden; vor allem bei der Beschilderung<br />
und den Wanderwegen selbst besteht Handlungsbedarf.<br />
Im Zuge des demografischen Wandels<br />
werden Etappenwege von leichter bis mittlerer Schwierigkeit<br />
an Bedeutung gewinnen. Ergänzende Angebote<br />
zum Verweilen an den Wanderwegen (Rastplätze,<br />
Gastronomie) sowie Hol- und Bringdienste sollten<br />
ausgebaut, bestehende besser integriert werden.<br />
kultuR-, SPoRt-, fReizeitangebote: viel<br />
hanDlungSbeDaRf auch bei keRnthemen<br />
Gästebefragungen und die demografisch bedingten<br />
Veränderungen im Reiseverhalten weisen gerade in<br />
den Segmenten Schlechtwetter- und Sportangebote,<br />
Freizeit-/Themenparks, Wellness-/Kurangebote sowie<br />
Museen/Ausstellungen auf den größten Handlungsbedarf<br />
hin.<br />
Qualität iSt entScheiDenD, baRRieRefReiheit<br />
ein aSPekt unteR anDeRen<br />
Wie oben dargestellt, werden Qualitätsansprüche<br />
und Transparenz der Angebote im Zuge des demografischen<br />
Wandels steigen. <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> hat sich in<br />
einigen Feldern bereits gut positioniert, dennoch ist<br />
eine übergreifende Investitionsoffensive notwendig.<br />
Die Maßnahmen reichen von individuellen Produkten<br />
über barrierefreie Angebote bis hin zu Investitionen<br />
in das Personal. Eine grundsätzliche Qualitätsverbesserung<br />
etwa im Beherbergungsgewerbe ist jedoch<br />
nicht gleichbedeutend mit einem Schwerpunkt im<br />
Luxussegment. Vielmehr geht es um moderne und<br />
funktionale Ausstattungen im Budgetsegment. Prominente<br />
Beispiele sind Ibis und Motel One. Auch wird<br />
es darum gehen, das eigene Angebot zunehmend an<br />
Wettbewerbern im Ausland, in Küstenregionen oder<br />
Städten zu messen. Der Gast nimmt positive Erfahrungen<br />
als Messlatte und unterscheidet nicht nach<br />
Destinationstypen.<br />
zuSammenfaSSung unD<br />
SchluSSfolgeRungen<br />
In die touristische Infrastruktur wurde und<br />
wird investiert. In Zeiten immer schnellerer<br />
Investitionszyklen muss man dem Wettbewerb<br />
stets eine Nasenspitze voraus sein.<br />
Die Reiseerfahrung der Gäste erfordert<br />
ständige Anpassung an neue Trends und<br />
Standards.<br />
Gefahr: Investitionsstau bei gleichzeitig<br />
demografisch bedingter Stagnation der<br />
Nachfrage und häufig ungeklärten Nachfolgeregelungen<br />
kann zu einer Lähmung bei<br />
Modernisierungsmaßnahmen und damit zu<br />
einer Stagnation der Qualitätsentwicklung<br />
führen.<br />
Priorität <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-Tourismus:<br />
Investitionsoffensive einleiten, Qualitätsorientierung<br />
nachhaltig stärken, Zusatzangebote<br />
bei Wegeinfrastruktur mit dem<br />
Fokus auf ältere Gäste ausbauen, aktivitätsorientierte<br />
Angebote für Schwerpunktthemen<br />
fördern.<br />
93 vgl. SVRP 2009
153<br />
6.2 ergänzende tourismusrelevante<br />
infrastruktur<br />
Die Zukunftsinitiative <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> (ZIRP) hat<br />
die Auswirkungen des demografischen Wandels auf<br />
die Infrastrukturausstattung in den Kommunen des<br />
Landes in ihren Veröffentlichungen bereits ausführlich<br />
behandelt, Zukunftsszenarien für 2030 entwickelt und<br />
Empfehlungen gegeben. 94 Diese werden im Folgenden<br />
mit weiteren Quellen und Experteneinschätzungen<br />
zusammengeführt und auf die touristisch relevanten<br />
Bereiche konzentriert.<br />
oRte/oRtSbilDeR: inveStitionen eRfoR-<br />
DeRlich, abeR finanzieRung fRaglich<br />
Situation <strong>2010</strong>:<br />
Bereits heute stehen<br />
viele Kommunen vor<br />
Finanzierungsproblemen<br />
bei der öffentlichen<br />
Infrastruktur.<br />
Dabei sind gerade die<br />
Ortsbilder für Touristen<br />
ein wichtiges Zufriedenheitskriterium.<br />
Investitionen sind insbesondere an<br />
touristischen B- und C-Standorten entlang des Rheins<br />
und der Mosel sowie in der <strong>Pfalz</strong> erforderlich. Auch<br />
die Leerstandsproblematik von Einzelhandels- und<br />
Gastronomieobjekten verringert die Aufenthaltsqualität,<br />
und die Überbrückung mit Zwischennutzungen<br />
darf allenfalls eine kurzfristige Lösung sein. Förderprogramme<br />
für die örtliche Infrastruktur sind durchaus<br />
vorhanden. Allerdings ist zu prüfen, ob touristische<br />
Belange je nach regionaler Bedeutung nicht stärker<br />
integriert werden können.<br />
ziRP-SzenaRio 2030:<br />
Das Konzept der zentralen Orte wurde gestärkt, und<br />
eine zunehmende Siedlungs- und Versorgungskonzentration<br />
hat stattgefunden. Die Mobilität der<br />
Einwohner führt zur Entvölkerung von Teilräumen. Dadurch<br />
nimmt der Leerstand lokal zu und diese Gemeinden<br />
werden in ihrem Handeln stark eingeschränkt.<br />
Integrative Dorferneuerungsprozesse<br />
werden zunehmend umgesetzt.<br />
94 vgl. ZIRP 2009a<br />
95 vgl. ISM 2009<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
hanDlungSbeDaRf DemogRafiScheR<br />
WanDel:<br />
Klare Vorgaben für die finanzielle Förderung von<br />
Kommunen bei der Bündelung von Infrastruktur<br />
im ländlichen Raum erstellen.<br />
Den Themen Konversion und Rückbau müssen<br />
sich die Akteure vor Ort widmen.<br />
Kooperationen mit Nachbargemeinden spielen<br />
eine zentrale Rolle.<br />
Chancen für kleinere Gemeinden in der Fläche bei<br />
einer stärkeren Nutzung für Freizeit und Erholung<br />
ergreifen (tourismusbezogene Infrastrukturangebote<br />
als Voraussetzung).<br />
veRkehRSinfRaStRuktuR:<br />
inDiviDualveRkehR nimmt zu,<br />
alteRnativen zum öPnv SinD gefRagt<br />
Situation <strong>2010</strong>:<br />
Die Straßenverkehrsinfrastruktur<br />
im Land ist<br />
gut entwickelt. Der Druck<br />
durch den touristischen<br />
Individualverkehr nimmt<br />
zu. Zwar wurden die<br />
Bahnanbindungen in die<br />
Zentren verbessert und<br />
Fahrtzeiten verkürzt, doch ist der Rückzug aus der<br />
Fläche auch in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> spürbar. Das Netz des<br />
öffentlichen Personennahverkehrs dünnt sich außerhalb<br />
der Ballungsräume zunehmend aus, wodurch<br />
die Mobilität der Touristen vor Ort eingeschränkt<br />
wird. 95<br />
ziRP-SzenaRio 2030:<br />
Ein Neubau von Straßen erfolgt nur noch in seltenen<br />
Fällen. Das Verkehrsnetz wurde auf die Bedürfnisse<br />
des Individualverkehrs und des ÖPNV optimiert.<br />
Ungenutzte Straßen wurden stillgelegt und Systeme<br />
zur Verkehrssteuerung eingeführt. Der ÖPNV rechnet<br />
sich nur noch entlang bestimmter Verdichtungsräume<br />
und Siedlungsachsen, denn auch die aktiven Älteren<br />
nutzen lieber das eigene Auto.Privatwirtschaftliche<br />
Organisationen übernehmen die Beförderungsdienstleistungen<br />
in der Fläche. Im ländlichen Raum sind<br />
Bewohner und Touristen auf Individualverkehr angewiesen.<br />
Auch ältere Reisende kommen zunehmend mit<br />
dem eigenen PKW ins Land.
154<br />
tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
hanDlungSbeDaRf DemogRafiScheR<br />
WanDel:<br />
Entwicklung eines umfassenden Verkehrs- und<br />
Parkleitsystems gerade entlang der attraktiven<br />
Flusstäler unter Berücksichtigung touristischer<br />
Bedürfnisse<br />
Entwicklung und finanzielle Unterstützung<br />
privatwirtschaftlich organisierter Mobilitätsangebote<br />
wie Ruftaxis<br />
Angebote für Touristen durch Kooperationen touristischer<br />
Leistungsanbieter oder Unternehmensneugründungen<br />
im Sinne von Shuttle-Services<br />
(z. B. An- und Abreise) und speziellen Wanderoder<br />
Radbussen im Markt positionieren.<br />
einzelhanDel: ShoPPingattRaktivität<br />
nimmt ab, gRunDveRSoRgung SicheRn<br />
Situation <strong>2010</strong>:<br />
Der Strukturwandel im<br />
Einzelhandel führt zu<br />
weniger Verkaufsstellen,Konzentrationstendenzen<br />
und großflächigen<br />
Märkten.<br />
Gerade für Touristen<br />
nimmt damit die<br />
Attraktivität von Shoppingaktivitäten im Urlaub ab.<br />
Geschäftsgebäude in den von Touristen stark frequentierten<br />
Orten der Flusstäler haben für die Ansiedlung<br />
von Filialisten häufig zu kleine Grundrisse. Innerstädtisch<br />
bestehen weitere Potenziale neben den<br />
Top-Standorten, wobei die Lücken häufig von Billiganbietern<br />
geschlossen werden. Discounter übernehmen<br />
teilweise das Vollsortiment, so dass kaum<br />
Nachfrage nach spezialisierten Fachhändlern besteht.<br />
In ländlichen Regionen reicht die Basisnachfrage der<br />
Einheimischen nicht mehr aus, um ein für Touristen<br />
attraktives Einzelhandelsangebot vorzuhalten.<br />
ziRP-SzenaRio 2030:<br />
Handel und Dienstleistungen definieren sich wieder<br />
stärker über die Nähe zum Kunden. Das Versorgungsnetz<br />
im ländlichen Raum hat sich ausgedünnt. Zur<br />
Sicherung der Erreichbarkeit unterstützt der Handel<br />
das ÖPNV-Angebot und den Erhalt des Straßennetzes.<br />
Neue und wiederentdeckte Dienstleistungen wie<br />
Lieferservices und mobile Versorgung sind Standard<br />
geworden.<br />
hanDlungSbeDaRf DemogRafiScheR<br />
WanDel:<br />
Aufwertungen der Innenstadt durch gezielte<br />
Werbung und Ansiedlung eines diversifizierten<br />
Sortiments sind zielführend.<br />
Initiativen zur Sicherung der Nah- und Grundversorgung<br />
sind gefragt (z. B. Dorfläden).<br />
Mobile Angebote und Lieferservices sind wichtige<br />
Alternativen.<br />
Regionale Produkte und Hofläden gewinnen<br />
stärker an Bedeutung und sind attraktive Ausflugsziele.<br />
geSunDheitSinfRaStRuktuR: SyneRgien<br />
mit Dem geSunDheitStouRiSmuS nutzen<br />
Situation <strong>2010</strong>:<br />
Die Qualität und Quantität<br />
der Ausstattung des<br />
Landes im Bereich der<br />
Gesundheitsinfrastruktur<br />
ist insgesamt als gut zu<br />
bewerten. Im Pflegebereich<br />
und bei sonstigen<br />
Gesundheitsdienstleistungen<br />
besteht jedoch ein Fachkräftemangel. Die<br />
Gesundheitswirtschaft im Land differenziert sich zunehmend.<br />
Spezielle Angebote und Strategien für den<br />
Gesundheitstourismus positionieren sich verstärkt<br />
am Markt.<br />
ziRP-SzenaRio 2030:<br />
Umfassende Prävention und Eigenverantwortung sind<br />
zentrale Elemente im ambulanten und stationären<br />
Gesundheitswesen. Es gibt weniger allgemeine Krankenhäuser<br />
mit Fokus auf schwerwiegende Erkrankungen<br />
und große operative Eingriffe. Alle anderen<br />
Gesundheitsleistungen erfolgen über sogenannte<br />
Kompetenz-Zentren. Besonders in ländlichen Regionen<br />
übernehmen diese die ambulante Versorgung.<br />
Fahrdienste sichern die Erreichbarkeit für alle Bevölkerungsgruppen.<br />
Der Gesundheitstourismus trägt zur<br />
Sicherung der Angebote auch in peripheren Regionen<br />
bei.
155<br />
hanDlungSbeDaRf DemogRafiScheR<br />
WanDel:<br />
Die vom ZIRP thematisierten Kompetenz-Zentren<br />
müssen entwickelt und Versorgungsaufträge<br />
übertragen werden.<br />
Gesundheitstouristische Angebote erschließen<br />
neue „Kunden“ und führen zu einer besseren<br />
Auslastung der Zentren.<br />
Ferner sollte die Ärzteausbildung angepasst und<br />
stärker an Präventions- und ambulanten Maßnahmen<br />
ausgerichtet werden.<br />
96 90 Prozent der Gemeinden im Land haben weniger als 2.000<br />
Einwohner (ZIRP <strong>2010</strong>).<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
zuSammenfaSSung unD<br />
SchluSSfolgeRungen<br />
Infolge des demografischen Wandels wird<br />
eine Ausdünnung der zentralen Infrastrukturangebote<br />
in kleineren Orten und im ländlichen<br />
Raum einsetzen. 96 Strategien müssen<br />
bereits heute entwickelt werden, wenn die<br />
Standorte für Arbeitskräfte und Touristen<br />
weiterhin attraktiv bleiben sollen.<br />
Der Tourismus kann als stabilisierender<br />
Faktor für den Erhalt der lokalen Basisinfrastruktur<br />
wirken.<br />
Priorität <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-Tourismus:<br />
Investitionen in Ortsbilder fördern, Mobilität<br />
sichern und unter touristischen Bedürfnissen<br />
weiterentwickeln, Gesundheitstourismus<br />
und Gesundheitswirtschaft noch<br />
stärker verzahnen, Vermarktung regionaler,<br />
authentischer Produkte ausbauen.<br />
Tropfsteinhöhle „Herbstlabyrinth“ Breitscheid
156<br />
tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
7 Ziele und Handlungsempfehlungen für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
7.1 handlungsfelder und zentrale<br />
maßnahmen<br />
Aus den Analysen und Schlussfolgerungen zu den<br />
Auswirkungen des demografischen Wandels auf den<br />
Tourismus in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> lässt sich ein breit gefächerter<br />
Maßnahmenkatalog ableiten. Diesen gilt es<br />
für die Umsetzung zu bündeln und zentrale Elemente<br />
herauszuarbeiten.<br />
Den DemogRafiSchen WanDel aktiv<br />
mitgeStalten<br />
Bei allen Aktivitäten im Spannungsfeld demografischer<br />
Wandel geht es weder darum, passiv zu sein<br />
und ihn einfach passieren zu lassen, noch um ein<br />
„Bekämpfen“ der Folgen. Im Mittelpunkt muss immer<br />
wieder die aktive Begegnung und Beschäftigung mit<br />
allen Konsequenzen sowie eine zukunftsgerichtete<br />
Orientierung stehen. Für eine erfolgreiche Gestaltung<br />
der Zukunft werden die Akteure aufgrund der massiven<br />
Auswirkungen teilweise mit herkömmlichen<br />
Denk- und Handlungsweisen brechen müssen. Die<br />
übergeordneten Ziele für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> lauten<br />
daher:<br />
abb. 51: handlungsfelder für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
- Neue Senioren brauchen<br />
neue Angebote<br />
- Gästenachwuchs braucht<br />
das Land: „<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>:<br />
Neue Seiten entdecken“<br />
- Auslandsmarketing:<br />
BeNeLux und Frankreich –<br />
60plus im Blick<br />
- Investitionsoffensive<br />
„Qualität+“<br />
- Tourismus und Regionalentwicklung<br />
enger verzahnen<br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong><br />
Tourismus<br />
Potenziale aus der Entwicklung der Nachfrage<br />
nutzen und das touristische Angebot an die Veränderungen<br />
anpassen!<br />
Risiken bei den Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt<br />
und die Infrastruktur minimieren und<br />
– wo möglich – in positive Impulse umlenken!<br />
Analog zu den eingangs dargestellten Wirkungszusammenhängen<br />
zwischen Tourismus und demografischem<br />
Wandel (vgl. Kap. V 1) ergeben sich für<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> drei große Handlungsfelder: Nachfrage,<br />
Arbeitsmarkt und Infrastruktur. Hinzu kommt ein<br />
Baustein mit Querschnittsaufgaben. Entgegen landläufiger<br />
Auffassung konnte herausgearbeitet werden,<br />
dass die Sensibilisierung insbesondere für die<br />
Bereiche Arbeitsmarkt und Infrastruktur, aber auch<br />
in Bezug auf das künftige Reiseverhalten bei vielen<br />
Akteuren auf unterschiedlichsten Ebenen noch nicht<br />
abgeschlossen ist. Daraus lässt sich ein Acht-Punkte-<br />
Programm für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> ableiten (vgl. abb. 51<br />
und tab. 24).<br />
- Netzwerk „Tourismus und demografischer<br />
Wandel“ initiieren<br />
- Aufklärung über die<br />
Auswirkungen des<br />
demografischen Wandels<br />
- Zukunftschance<br />
Beschäftigung im Alter<br />
- Berufsperspektiven für<br />
junge Nachwuchskräfte<br />
- Unternehmensnachfolge:<br />
Zukunft sichern und<br />
Dynamik erhalten
157<br />
tab. 24: acht-Punkte-Programm tourismus und demografischer Wandel in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Ziel Akteure* Bezug demografischer Wandel Handlungsfeld <br />
Priorität<br />
Nachfrage<br />
Altersentwicklung Gäste, Zunahme<br />
Potenzial, Reiseerfahrung/-verhalten<br />
RPT, Regionen,<br />
Orte, Betriebe<br />
Zielgruppe 60plus und 70plus stärker<br />
erschließen, vom Wachstumsmarkt „Se-<br />
Top 1 Neue Senioren brauchen<br />
neue Angebote<br />
nioren“ profitieren<br />
Infrastruktur/<br />
Nachfrage<br />
Steigende Ansprüche an Qualität<br />
und Service<br />
MWVLW, IHK, DE-<br />
HOGA, SPK, Betriebe<br />
Top 2 Investitionsoffensive „Qualität+“ Qualität der touristischen Infrastruktur<br />
steigern<br />
sehr hoch<br />
Arbeitsmarkt<br />
Altersentwicklung Erwerbsfähige,<br />
sinkendes Fachkräftepotenzial<br />
IHK, DEHOGA, Betriebe,<br />
ZIRP, AA<br />
IHK, DEHOGA, Betriebe,<br />
ZIRP, AA<br />
Fachkräftemangel vorbeugen, Mitarbeiterbindung,<br />
Servicequalität steigern<br />
Top 3 Zukunftschance Beschäftigung<br />
im Alter<br />
Arbeitsmarkt<br />
Sinkendes Fachkräftepotenzial,<br />
sinkendes Qualifikationsniveau<br />
potenzieller Nachwuchskräfte<br />
Nachwuchssicherung, Mitarbeiterbindung,<br />
Servicequalität steigern<br />
Top 4 Berufsperspektiven für junge<br />
Nachwuchskräfte<br />
Nachfrage<br />
RPT Altersentwicklung Gäste, Rückgang<br />
Potenzial, Reiseverhalten<br />
Familien und junge Erwachsene ansprechen,<br />
Gästenachwuchs sichern<br />
Top 5 Gästenachwuchs braucht das Land:<br />
„<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>: Neue Seiten<br />
entdecken“<br />
hoch<br />
Nachfrage<br />
Potenziale im Ausland nutzen RPT, Regionen Altersentwicklung Gäste, Zunahme<br />
Potenzial<br />
Top 6 Auslandsmarketing: BeNeLux und<br />
Frankreich – 60plus im Blick<br />
Infrastruktur<br />
Abwanderung aus peripheren Räumen,<br />
Anforderungen Gäste<br />
Regionen, Orte,<br />
RPT, ZIRP, Betriebe<br />
Basisinfrastruktur vor Ort sichern, tourismusspezifische<br />
Angebote schaffen<br />
Top 7 Tourismus und Regionalentwicklung<br />
enger verzahnen<br />
mittel<br />
Arbeitsmarkt<br />
Altersentwicklung Unternehmer,<br />
steigende Ansprüche an Qualität<br />
IHK, DEHOGA, SPK,<br />
MWVLW, Betriebe<br />
Wettbewerbsfähigkeit sichern, Akteure<br />
sensibilisieren, informieren und persönlich<br />
beraten<br />
Top 8 Unternehmensnachfolge: Zukunft<br />
sichern und Dynamik erhalten<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
übergreifend<br />
alle Bevölkerungsvolumen, Altersentwicklung,<br />
Einwohner/Gäste<br />
Sensibilisierung der Akteure, Problembewusstsein<br />
schaffen, Miteinander stärken,<br />
Synergien nutzen, Effizienz steigern<br />
Netzwerk „Tourismus und<br />
demografischer Wandel“ initiieren<br />
Querschnittsaufgabe<br />
* AA: Arbeitsagentur, MWVLW: Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau des Landes <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, RPT: <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH, SPK: Sparkassen,<br />
ZIRP: Zukunftsinitiative <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Quelle: dwif <strong>2010</strong>
158<br />
tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
7.2 Querschnittsaufgabe netzwerk<br />
„tourismus und demografischer Wandel“<br />
*** Priorität: hoch *** Status: neu, initiieren,<br />
vernetzen *** Ebene: betrieblich, lokal, regional,<br />
landesweit *** Akteure: Landesregierung,<br />
Zukunftsinitiative <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Industrie- und<br />
Handelskammern, DEHOGA, <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-Tourismus<br />
GmbH, Regionen, Orte, Betriebe ***<br />
Ziel ist der Aufbau eine Netzwerks „Tourismus und<br />
demografischer Wandel“. In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> gibt es<br />
bereits eine Reihe von Initiativen in Zusammenhang<br />
mit dem demografischen Wandel. Allen voran ist die<br />
ZIRP zu nennen. Im Rahmen des Leitprojekts „Zukunftsradar<br />
2030“ werden aktuelle wirtschaftliche,<br />
wissenschaftliche, kulturelle und regionalpolitische<br />
Fragestellungen für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> bearbeitet. Der<br />
demografische Wandel stand zwischen 2003 und 2007<br />
im Fokus. Dabei wurden fünf Kernbereiche untersucht:<br />
Kommunen, Arbeitswelt, Miteinander der Generationen,<br />
Neue Marktchancen, Jugend gestaltet Zukunft. 97<br />
Bislang gibt es keine systematische Zusammenarbeit<br />
zwischen der Tourismuswirtschaft und der ZIRP. Trotz<br />
der großen Bedeutung des Tourismus für das Land<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> sind keine landesweiten Institutionen<br />
Mitglied der Initiative. Die praxisorientierte Arbeit der<br />
ZIRP sowie bestehende Netzwerke gilt es, insbesondere<br />
für die Bewältigung der Herausforderungen durch<br />
den demografischen Wandel noch weitaus stärker zu<br />
nutzen und im Sinne des Tourismus zu spezifizieren.<br />
So können Synergien geschaffen (von anderen lernen)<br />
und Maßnahmen effizienter umgesetzt werden.<br />
Gleichzeitig erfolgt eine stärkere Sensibilisierung<br />
der gesamten Tourismuswirtschaft im Hinblick auf<br />
die unterschiedlichen tourismusspezifischen Ausprägungen<br />
und Folgen des demografischen Wandels<br />
sowie eine Schärfung des Potenzial- und Problembewusstseins.<br />
Die Entwicklung von Bevölkerung und<br />
Altersstruktur der Einwohner und (potenziellen) Gäste<br />
sowie die Handlungsfelder Nachfrage, Arbeitsmarkt<br />
und Infrastruktur bilden dabei den Bezugsrahmen<br />
zum demografischen Wandel.<br />
Einzelmaßnahmen:<br />
Stärkere Kooperation der Tourismusverantwortlichen<br />
auf Landesebene mit der ZIRP<br />
Bildung eines Netzwerks „Tourismus und demografischer<br />
Wandel“: Federführung RPT, IHK,<br />
DEHOGA; ZIRP als zentraler Netzwerkpartner;<br />
regionale Tourismusverbände, Orte, Betriebe als<br />
Zielgruppe<br />
Systematische Vernetzung bestehender allgemeiner<br />
und tourismusspezifischer Initiativen<br />
(z. B. regions-/verbandsübergreifend) sowie<br />
notwendiger Lückenschluss (z. B. Arbeitsmarkt:<br />
Verbesserung der Rahmenbedingungen, Infrastruktur:<br />
Mobilität und Gesundheit)<br />
Organisation und Durchführung von gesonderten<br />
Gesprächsrunden und Tagungen für Regionen,<br />
Orte und Betriebe<br />
Verankerung des Themas demografischer Wandel<br />
in der landesweiten Tourismusstrategie mit dem<br />
Fokus auf Produktentwicklung, Servicequalität<br />
(Nachfrage, Arbeitsmarkt) und Angebot (Infrastruktur)<br />
Impulse über Informationen in Veröffentlichungen<br />
und bei Veranstaltungen der Branchenverbände<br />
(z. B. Newsletter, Website)<br />
Image und Wahrnehmung des Tourismus im Land<br />
stärken (z. B. über Wirtschaftsfaktor Tourismus,<br />
Rolle als Arbeitgeber, Stabilitätswirkung<br />
durch Querschnittscharakter in demografischen<br />
Schrumpfungsräumen).<br />
7.3 handlungsfeld nachfrage<br />
Für das Themen- und Zielgruppenmarketing des<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-Tourismus empfiehlt sich eine Doppelstrategie:<br />
Auf der einen Seite müssen die Aktivitäten<br />
in den Wachstumsmärkten der Senioren forciert<br />
werden, auf der anderen Seite geht es um innovative<br />
Angebote für jüngere Gästegruppen.<br />
top 1:<br />
neue Senioren brauchen neue angebote<br />
*** Priorität: sehr hoch *** Status: neu, fortsetzen<br />
*** Ebene: betrieblich, lokal, regional, landesweit<br />
*** Akteure: <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-Tourismus GmbH,<br />
Regionen, Orte, Betriebe ***<br />
Die Zielgruppen 60plus sind für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Chance<br />
und Risiko zugleich: Dem deutlich steigenden<br />
Gästepotenzial steht ein immer härterer nationaler und
159<br />
internationaler Wettbewerb um genau diese Zielgruppe<br />
mit ähnlichen thematischen Schwerpunkten gegenüber.<br />
Unter der Strategie „Von Wachstumsmärkten profitieren“<br />
muss <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Akzente setzen, um sich in diesem<br />
Markt behaupten zu können. Dabei kommt es auf die<br />
Kombination der unterschiedlichen Angebotselemente<br />
im Sinne möglichst einmaliger Urlaubserlebnisse an. Die<br />
Altersstruktur der Gäste, das steigende Potenzial älterer<br />
Gäste sowie die Entwicklung des Reiseverhaltens und<br />
der Reiseerfahrung bilden dabei den Bezugsrahmen.<br />
Einzelmaßnahmen: 98<br />
Ansprache der Zielgruppen 60plus über Themen<br />
forcieren, kein „Schubladendenken“ (Universal<br />
Design Strategie).<br />
Begriffe wie Best Ager, Silver Generation etc. in<br />
der Kommunikation vermeiden, wenn überhaupt<br />
wird der Begriff „Senioren“ akzeptiert; besser:<br />
Themen in den Vordergrund stellen.<br />
Themenfokus im Marketing: Gesundheit (Aktiv,<br />
Wellness, Prävention) und Genuss (Wein, Kulinarik)<br />
Produktschiene Kur und Vital stärker über „Ich-<br />
Zeit“ in den Markt bringen, bei Gesundheitsangeboten<br />
eng mit Krankenkassen kooperieren.<br />
Produktlinien „Premium“ und „Budget“ entwerfen.<br />
− Netzwerk mit „Selected Partners“ für die<br />
Kernthemen aufbauen.<br />
− Bausteinprinzip: Kombinationen zwischen den<br />
Produktlinien möglich = hybrides Konsumverhalten<br />
(z. B. Budgetunterkunft mit hochwertigen<br />
Freizeitaktivitäten)<br />
Bildsprache auf Landes- und Regionsebene vielfältiger<br />
gestalten (Wachstumszielgruppe Nummer<br />
eins: 60plus/70plus).<br />
Angeboten für ältere Reisende ohne Mobilitätseinschränkung<br />
die gleiche Bedeutung einräumen<br />
wie barrierefreien Angeboten.<br />
Konkurrenzbeobachtung im In- und Ausland<br />
verstärken.<br />
Tourismuspreis „Demografischer Wandel“ für<br />
Betriebe und Orte mit besonders vorbildlichen<br />
und innovativen Lösungsansätzen initiieren<br />
(z. B. Marketing, Produkte, Vertrieb) und öffentlichkeitswirksam<br />
kommunizieren.<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
PRaxiSbeiSPiel: maRketing füR<br />
SenioRen im auSlanD<br />
Niederlande: Senioren<br />
wurden als Zielgruppe der<br />
Zukunft im Rahmen der „Vernieuwde Toeristische<br />
Agenda“ identifiziert, Potenziale sollen insbesondere<br />
im Ausland aktiviert werden, Marktforschung<br />
zu Vorlieben und Interessen wurden<br />
in Auftrag gegeben; Kooperation zwischen<br />
Tourismuspolitik und Leistungsträgern zur<br />
Angebotsoptimierung wurde initiiert. Spanien,<br />
Italien, Frankreich: Marketing ausschließlich über<br />
Themen und Aktivitäten, Ansprache spezieller<br />
Zielgruppen vornehmlich über die Bildsprache,<br />
Zielgruppenfokus liegt noch auf 50plus.<br />
Informationen unter: www.niederlande.de,<br />
www.uni-muenster.de, www.spain.info,<br />
www.franceguide.com, www.visit-italy.travel<br />
PRaxiSbeiSPiel: RaDWanDeRlanD<br />
RheinlanD-<strong>Pfalz</strong><br />
Derzeit baut <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> sein Radwegenetz aus und entspricht damit<br />
dem generationsübergreifenden Trend zum<br />
Natur- und Aktivtourismus. Die Website www.<br />
radwanderland.de dient als umfassende Informationsplattform<br />
rund um das Thema Radwandern<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> und spricht alle Altersstufen<br />
an. Der interessierte Radwanderer trifft auf eine<br />
breite Auswahl an unterschiedlichen themenbasierten<br />
Routen und kann sich online seine individuelle<br />
Tour zusammenstellen. Den spezifischen<br />
Bedürfnissen der unterschiedlichen Radwandertypen<br />
wird z. B. durch detaillierte Beschreibung<br />
der Streckenbefahrbarkeit und der Möglichkeit<br />
des Gepäcktransfers sowie des Rücktransports<br />
zum Flughafen bzw. Bahnhof Rechnung getragen.<br />
Informationen unter: www.radwanderland.de<br />
97 Im Rahmen der Dokumentationen der ZIRP erscheint eine dreibändige<br />
Dokumentationsreihe zum demografischen Wandel zu den Themen<br />
„Land und Kommunen“, „Neue Potenziale für Wirtschaft und<br />
Beschäftigung“ und „Soziale Herausforderungen einer älter<br />
werdenden Gesellschaft“.<br />
98 Weitere Hinweise zu Konsumententypen, generationengerechten<br />
Dienstleistungen, dem Marketing 50plus etc. finden sich in den<br />
Faktenblättern der Strategiemappe „Zukunftsmarkt 50plus“ des<br />
BMWi sowie des BMFSJ.
160<br />
tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
PRaxiSbeiSPiel: eifel füR SenioRen<br />
In unterschiedlichen Themensegmenten<br />
widmet sich die privat<br />
geführte Website www.eifel.de<br />
den verschiedenen Besucher- und Interessengruppen,<br />
auch der Zielgruppe Senioren. Die Seite<br />
ist nach Verlinkungen zu Angeboten bezüglich<br />
Unterkünfte, Sehenswürdigkeiten, Freizeit,<br />
Veranstaltungen und Pauschalen gegliedert<br />
und berücksichtigt dabei die Bedürfnisse und<br />
Interessen der älteren Generation. Sowohl eingeschränkte<br />
als auch nicht eingeschränkte Senioren<br />
finden hier ein umfassendes Portal für die<br />
Organisation ihres Urlaubs. Über eine Verlinkung<br />
gelangt man zudem zu explizit barrierefreien<br />
Angeboten in der Region.<br />
Informationen unter: www.eifel.de,<br />
www.eifel-barrierefrei.de<br />
top 5: gästenachwuchs braucht das land:<br />
„<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>: neue Seiten entdecken“<br />
*** Priorität: hoch *** Status: neu, initiieren,<br />
fortsetzen *** Ebene: betrieblich, regional, landesweit<br />
*** Akteure: <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-Tourismus<br />
GmbH, Regionen, Betriebe ***<br />
Deutschland-Tourismus liegt im Trend, doch gerade<br />
Mittelgebirgsdestinationen stehen vor dem Dilemma<br />
einer zunehmenden (Über-)Alterung ihrer Gäste<br />
und sind in den vergangenen Jahren zunehmend aus<br />
dem Blickfeld jüngerer Generationen verschwunden.<br />
Unter der Strategie „Gästenachwuchs sichern“ sollten<br />
die Wachstumszielgruppen der Zukunft (Erwachsene<br />
ab 30 Jahren und Familien) bereits heute für das<br />
Reiseland <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> begeistert werden. Die<br />
Altersstruktur der Gäste, das rückläufige Potenzial des<br />
„Gästenachwuchses“ sowie die Entwicklung des Reiseverhaltens<br />
bilden dabei den Bezugsrahmen.<br />
Einzelmaßnahmen:<br />
Bundesweite Imagekampagne „<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>:<br />
Neue Seiten entdecken“ lancieren (z. B. Kommunikationsstrang<br />
junge Erwachsene und Familien)<br />
und mit buchbaren Angeboten kombinieren.<br />
Maßgeschneiderte Kurzreisepauschalen für Familien<br />
(weiter-)entwickeln.<br />
Fokus Familien: Aktiv (Wandern, Rad), Natur,<br />
Erholung<br />
Familienangebote im Budgetsegment stärker<br />
ausbauen.<br />
Erlebnisorientierte Bausteinangebote für junge<br />
Erwachsene<br />
Fokus junge Erwachsene: Aktiv (Wandern, Rad),<br />
Genuss (Wein, Kulinarik), Wellness<br />
Touristische Akteure in Regionen, Orten und<br />
Betrieben sensibilisieren und für die Strategie<br />
gewinnen (kurzfristig mehr Aufwand, mittelfristig<br />
mehr Erfolg).<br />
PRaxiSbeiSPiel: RenaiSSance DeS<br />
RieSling – mit neuen iDeen Junge<br />
geneRationen geWinnen<br />
Um auch die junge<br />
Generation für das<br />
Weinland <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> zu begeistern, sind<br />
dem Ideenreichtum der Anbieter keine Grenzen<br />
gesetzt. Mit Kreativität und Methodenreichtum<br />
hat eine neue Generation von Weinprofis den<br />
Klassiker Riesling modernisiert und wieder an<br />
die Spitze gebracht. Es wurden ausgereifte Weingewinnungsmethoden<br />
und die Kreativität der<br />
Jungwinzer eingesetzt, um ältere Konsumenten<br />
zum Riesling zurück- und junge an ihn heranzuführen.<br />
Als Erfolgsrezept kann die Verknüpfung<br />
von sorgfältiger und traditionsbewusster Produktion<br />
mit Spaß und modernem Auftritt gelten.<br />
Junge Konsumenten werden über Kommunikationsmedien<br />
wie Facebook und Twitter, aber auch<br />
durch Events wie AfterWork-Partys auf Weingütern<br />
angesprochen.<br />
Informationen unter: www.generation-riesling.de
161<br />
PRaxiSbeiSPiel:<br />
familienuRlaub SPezial<br />
Das Familotel Allgäuer<br />
Berghof hat sich auf Familienferien<br />
spezialisiert.<br />
Zimmerzuschnitte, Ausstattung, Verpflegung und<br />
Freizeitaktivitäten halten spezielle Angebote für<br />
Babys (z. B. Gläschen-Bar, Kinderwagenservice)<br />
und Teens (z. B. Bar-Keeper-Kurs, DVD-Kino) bereit.<br />
Gesonderte Pakete für den „Urlaub mit Oma<br />
und Opa“ greifen den demografischen Wandel<br />
auf. Eine umfangreiche Kinder- und Babybetreuung<br />
rundet das Angebot ab, so dass für Eltern<br />
oder Großeltern genügend Zeit zur Erholung<br />
bleibt. Auch die Themen Natur/Wald und regionale<br />
Authentizität rücken bei Familienurlauben<br />
wieder stärker in den Mittelpunkt. Besonders für<br />
kleinere Betriebe bieten sich über individuelle<br />
Angebote gute Profilierungschancen.<br />
Informationen unter: www.familotel.com,<br />
www.kenners-landlust.de<br />
top 6: auslandsmarketing: benelux und<br />
frankreich – 60plus im blick<br />
*** Priorität: mittel *** Status: neu, fortsetzen ***<br />
Ebene: regional, landesweit *** Akteure: <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-Tourismus<br />
GmbH, Regionen ***<br />
Die ausländischen Quellmärkte bergen noch große<br />
Potenziale für den Deutschland-Tourismus. In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
hat der Incoming-Tourismus bereits heute<br />
überdurchschnittlich große Bedeutung. Lage und<br />
Themenspektrum bieten weiterhin gute Rahmenbedingungen.<br />
Insgesamt ist aufgrund von Alters- und<br />
Volumenentwicklung in den wichtigsten Quellmärkten<br />
von positiven Auswirkungen des demografischen Wandels<br />
auszugehen. Eine deutliche Verschiebung hin zu<br />
älteren Zielgruppen ist auch bei den Gästen aus dem<br />
Ausland festzustellen.<br />
Einzelmaßnahmen für die Top-6 der Auslandsquellmärkte:<br />
Belgien und Niederlande:<br />
− Entwicklung und Vermarktung konkreter<br />
Produkte aus den Kernthemen<br />
(Aktiv, Mittelgebirge,Wald)<br />
− Fokus 60plus, aber auch Familien<br />
− Chance: spontane Kurztrips (Ausweitung von<br />
Pauschal-/Bausteinangeboten)<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Großbritannien und USA:<br />
− Konzentration auf Imagewerbung bei Älteren<br />
und Bekanntheitssteigerung bei potenzielle<br />
Gästen mittleren Alters<br />
− Konkrete Produkte mit Fokus auf Kultur und<br />
Wein<br />
− Marketingkooperationen bevorzugen<br />
(z. B. national).<br />
Frankreich:<br />
− Fokus auf konkrete Angebote 60plus mit den<br />
Themen Kultur, Wein, Gesundheit<br />
− Konzentration auf Kurztrips aus den<br />
grenznahen nordöstlichen Regionen<br />
Dänemark:<br />
− Imageschärfung mit den Themen Wein/Kultur<br />
und Aktiv/Mittelgebirge<br />
− Ansprache Erwachsener mittleren Alters und<br />
von Familien<br />
Aktivitäten im Sinne einer grenzübergreifenden<br />
touristischen Großregion <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-Saarland-Luxemburg-Ostbelgien-Lothringen<br />
forcieren<br />
(Potenziale für die touristische Nachfrage und den<br />
Arbeitsmarkt)<br />
Konkurrenzbeobachtung im In- und Ausland<br />
verstärken.<br />
7.4 handlungsfeld arbeitsmarkt 99<br />
Die touristischen Produkte grenzen sich zunehmend<br />
durch Service und Qualität bei der Gästebetreuung<br />
voneinander ab. Der „weiche“ Faktor Personal trägt<br />
somit maßgeblich zur nationalen und internationalen<br />
Wettbewerbsfähigkeit der Destination <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> bei.<br />
99 Weitere Praxisbeispiele finden sich in den Veröffentlichungen der ZIRP<br />
sowie im Sparkassen-Tourismusbarometer Ostdeutschland 2008.
162<br />
tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
top 3: zukunftschance beschäftigung im<br />
alter<br />
*** Priorität: sehr hoch *** Status: neu, fortsetzen,<br />
vernetzen *** Ebene: betrieblich, lokal, regional,<br />
landesweit *** Akteure: Industrie- und Handelskammern,<br />
DEHOGA, Betriebe, ZIRP, Arbeitsagentur,<br />
Bildungsträger ***<br />
Der demografische Wandel ist einer der Hauptgründe<br />
für den sich abzeichnenden Fachkräftemangel<br />
im Tourismus und speziell im Gastgewerbe. In einer<br />
älter werdenden Bevölkerung müssen die älteren<br />
Erwerbsfähigen stärker in den touristischen Arbeitsmarkt<br />
integriert werden. Auch die ZIRP gibt hierzu<br />
eine Reihe von Empfehlungen. Das Umdenken in der<br />
Personalpolitik hilft, dem Fachkräftemangel vorzubeugen,<br />
und erhöht die Mitarbeiterbindung. Außerdem<br />
wird die Servicequalität gesteigert, eine der<br />
zentralen Herausforderungen aus der Entwicklung der<br />
touristischen Nachfrage. Die Altersentwicklung der<br />
Erwerbstätigen/-fähigen und das sinkende Fachkräftepotenzial<br />
bilden dabei den Bezugsrahmen.<br />
Einzelmaßnahmen:<br />
Erweiterung der rein jugendzentrierten Personalpolitik<br />
zu einer umfassenden touristischen<br />
Arbeitsmarktpolitik (z. B. Job-Tandems)<br />
Pilotprojekt „Alt und Jung im Betrieb“ in Anlehnung<br />
an die ZIRP initiieren, Fokus im ersten<br />
Schritt: Westpfalz, Eifel, Naheland (z. B. Integrationsförderung).<br />
Ältere Mitarbeiter länger fit halten (z. B. lebenslanges<br />
Lernen, mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur,<br />
Präventionsprogramme).<br />
Innerbetriebliche Personalpolitik an Bedürfnisse<br />
und Möglichkeiten älterer Arbeitnehmer anpassen<br />
(z. B. Job-Rotation).<br />
Programme für ältere Quereinsteiger auflegen<br />
und fördern (z. B. halbjähriger „Crashkurs“:<br />
Kooperation von IHK, Arbeitsagentur, Deutsche<br />
Angestellten-Akademie).<br />
Arbeitsbedingungen verbessern (z. B. Entlohnung,<br />
flexible Arbeitszeitmodelle, Zusatzqualifikationen,<br />
betriebliche Kinderbetreuung).<br />
Berufsbegleitende Aus- und Weiterbildung im<br />
Tourismus ausbauen – von geringfügig entlohnten<br />
Beschäftigten bis zum Unternehmer.<br />
Für betriebliche Selbstanalysen zur Demografiefestigkeit<br />
werben.<br />
PRaxiSbeiSPiel: metRo gRouP –<br />
föRDeRung von Jung unD alt<br />
Der international<br />
tätige Handelskonzern<br />
begegnet dem demografischen Wandel mit<br />
einer konsequent altersausgewogenen Personalstruktur.<br />
Der Konzern setzt durch Förderung des<br />
lebenslangen Lernens und Engagement in der<br />
betrieblichen Gesundheitspolitik an der Gesunderhaltung<br />
älterer Mitarbeiter an und versucht<br />
zukünftige Nachwuchsengpässe durch überdurchschnittlich<br />
starke Ausbildung vorausschauend<br />
aufzufangen. Konzepte und Einrichtungen<br />
wie Vertrauensarbeitszeit, flexible Pausen- und<br />
Urlaubszeitregelungen sowie betriebsinterne<br />
Kindergärten sorgen für ein familienfreundliches<br />
Arbeitsklima. Knapp 30 Prozent der inländischen<br />
Belegschaft gehören der Generation 50plus an.<br />
Weitere Informationen unter: www.metrogroup.de<br />
PRaxiSbeiSPiel: Royal Plaza on<br />
ScottS – inteRnational innovative<br />
emPloyeR aWaRD 2009<br />
Fortschrittliche Systeme und<br />
Weitblick in der Personalpolitik:<br />
Das 5-Sterne-Business-Hotel in<br />
Singapur setzt ganz bewusst auf<br />
eine alters-übergreifende Belegschaft. Konkrete<br />
Maßnahmen umfassen interne Beratungs- und<br />
Umschulungsangebote zur Erhaltung von Mitarbeitern<br />
fortgeschrittenen Alters bei gleicher<br />
Vergütung, aber auch die gezielte Rekrutierung<br />
von Bewerbern nach längerer Inaktivität.<br />
Flexible und kürzere Arbeitszeiten kommen den<br />
Bedürfnissen Älterer sowie Frauen mit Familie<br />
entgegen. Die Chancen der vielseitigen Personalstruktur<br />
werden durch sogenannte Buddy Systems<br />
ausgeschöpft, in denen Alt und Jung von<br />
wechselseitigem Wissenstransfer profitieren.<br />
Leitende Angestellte werden im Management einer<br />
generationsübergreifenden Personalstruktur<br />
geschult. Individuelle Entwicklungspläne sowie<br />
gesundheits- und lifestylebezogene Angebote<br />
unterstützen die langfristige Bindung aller<br />
Mitarbeiter.<br />
Weitere Informationen unter: www.aarp.org
163<br />
PRaxiSbeiSPiel: PeRSPektive 50PluS –<br />
beSchäftigungSPakte füR älteRe in<br />
Den Regionen<br />
Das vom Bundesministerium<br />
für Arbeit und Soziales<br />
ins Leben gerufene Programm<br />
Perspektive 50plus unterstützt Unternehmen<br />
bei der Personalauswahl und -qualifizierung<br />
und bietet Arbeitsuchenden ein individuelles<br />
Coaching für den konkreten Arbeitsplatz. Eingliederungs-<br />
und Lohnkostenzuschüsse mindern<br />
das anfängliche Risiko für die Unternehmen.<br />
In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> konnten 2009 bereits 2.100<br />
ältere Arbeitsuchende erfolgreich integriert<br />
werden. Beispiel: Die in der Gastronomie agierende<br />
Zadra-Gruppe hat zwei ältere Mitarbeiter<br />
gewonnen und profitiert laut eigenen Angaben<br />
von deren Berufs- und Lebenserfahrung. Weitere<br />
Informationen unter: www.perspektive50plus.de<br />
PRaxiSbeiSPiel: QueReinStieg in Die<br />
touRiSmuSbRanche alS WeineRlebniSbegleiteR<br />
Maßnahmen zur altersübergreifenden<br />
(Re-)Integration in<br />
den Arbeitsmarkt sind sinnvoll<br />
und notwendig. Die steigende<br />
Nachfrage nach Erlebnistouren und das gleichzeitige<br />
Interesse vieler Gäste am Wein eröffnet<br />
die Möglichkeit neuer Geschäftsfelder im<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-Tourismus. Zusammen mit dem<br />
Mosel-Saar-Ruwer Wein e. V. bietet die IHK Trier<br />
Winzern, Gästeführern und Quereinsteigern<br />
eine Weiterbildung zum WeinErlebnisBegleiter<br />
an. Im Vorfeld des Kurses legen die Teilnehmer<br />
einen schriftlichen und praktischen Test zur<br />
Überprüfung bereits vorhandener Kenntnisse<br />
ab, bevor eine intensive Schulung in Bereichen<br />
wie Touristik, Weinbau, Weinkultur und Aufbau<br />
einer Gästeführung erfolgt. Auch Rhetorik und<br />
Präsentationstechniken sind Teil der Ausbildung.<br />
Der Kurs wird mit dem WeinErlebnisBegleiter-<br />
Zertifikat abgeschlossen.<br />
Informationen unter: www.weinerlebnisbegleiter.de<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
PRaxiSbeiSPiel: fit füR Die zukunft?<br />
– infoRmationen im netz zum<br />
umgang mit Dem DemogRafiSchen<br />
WanDel<br />
Eine Reihe von Onlinetools, Plattformen und<br />
Beratungsstellen unterstützt Unternehmen bei<br />
Themen rund um den demografischen Wandel.<br />
Der Demograf: Die Internetanwendung des<br />
Bundesministeriums<br />
für Arbeit und Soziales<br />
umfasst neben Statistiken und Prognosen zur<br />
Bevölkerungsentwicklung ein Onlinetool zur<br />
Überprüfung der betriebseigenen Demografiefestigkeit.<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.der-demograf.de<br />
Ähnliche Angebote unter:<br />
www.osnabrueck.ihk24.de, www.za-rlp.de<br />
ZeitZeichen – Informationsstelle<br />
Innovative Arbeitszeitmodelle:<br />
Anlaufstelle für<br />
Unternehmen, Berufstätige und Organisationen<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> zu Fragen einer chancen- und<br />
familiengerechten Arbeitszeitgestaltung. Weitere<br />
Informationen unter: www.zeitzeichen-rlp.de<br />
top 4: berufsperspektiven für junge<br />
nachwuchskräfte<br />
*** Priorität: hoch *** Status: neu, fortsetzen, vernetzen<br />
*** Ebene: betrieblich, lokal, regional,<br />
landesweit *** Akteure: Industrie- und Handelskammern,<br />
DEHOGA, Betriebe, ZIRP, Arbeitsagentur,<br />
Bildungsträger ***<br />
Die nachhaltige Bindung leistungsfähiger und qualifizierter<br />
Fachkräfte wird zu einem entscheidenden<br />
Erfolgsfaktor. Dabei intensiviert sich der Wettbewerb<br />
um Nachwuchskräfte bei rückläufigen Zahlen der<br />
Schulabgänger – sowohl branchenintern als auch<br />
branchenübergreifend. Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung<br />
des touristischen Arbeitsmarktes sollten<br />
bereits in der Schule erfolgen und müssen sich in der<br />
Ausbildung fortsetzen. Bislang gibt es, wie bei der<br />
Maßnahme Zukunftschance Beschäftigung im Alter,<br />
keine gemeinsamen strategischen Initiativen zur Qualitätsverbesserung.<br />
Einzelmaßnahmen verschiedener<br />
Akteure überwiegen. Auch hier sollte das Netzwerk<br />
Tourismus und demografischer Wandel die Aktivitäten<br />
harmonisieren. Das sinkende Fachkräftepotenzial und<br />
ein sinkendes Qualifikationsniveau potenzieller Nachwuchskräfte<br />
bilden dabei den Bezugsrahmen.
164<br />
tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
Einzelmaßnahmen:<br />
Initiierung Schulprojekt „Pro Tourismus“, Imagewerbung<br />
und Lobbyarbeit für den Tourismussektor<br />
als Berufsfeld (z. B. Tag des offenen Hotels,<br />
Schülerpraktika)<br />
Schaffung neuer Rahmenbedingungen für die<br />
Ausbildung: Unternehmenskooperation (z. B.<br />
Azubi-Austausch) und Nachwuchskräftebindung<br />
(z. B. Zusammenarbeit mit Bildungsträgern, berufsbezogene<br />
Unternehmungen, Azubi-Meetings<br />
zur Förderung unternehmerischen Denkens)<br />
Arbeitsbedingungen verbessern (z. B. Entlohnung,<br />
Arbeitszeiten, Zusatzqualifikationen).<br />
Personalentwicklungs- und Orientierungsseminare<br />
anbieten (Potenziale, Einsatzbereiche,<br />
Entwicklungsmöglichkeiten).<br />
Förderkreise mit Führungskräften und jungen<br />
Mitarbeitern, die ihre Leistungsfähigkeit und -bereitschaft<br />
unter Beweis gestellt haben, einrichten<br />
(z. B. Kompetenzen stärken, Förderung von<br />
Aufstiegsqualifizierung).<br />
PRaxiSbeiSPiel: touRiSmuS unD<br />
Schule – nachWuchSföRDeRung füR<br />
Den touRiSmuS in obeRbayeRn<br />
Um die große Bedeutung des<br />
Reiseverkehrs in den Tourismusregionen<br />
zu verdeutlichen und den dringend<br />
benötigten Nachwuchs zu sichern, muss die<br />
Bevölkerung vor Ort für seine Belange sensibilisiert<br />
werden. Dazu wurde unter der Leitung<br />
des Tourismusverbands München-Oberbayern<br />
im Rahmen der Innenmarketingkampagne „Pro<br />
Tourismus – Wir sind Tourismus“ ein Schulmodellprojekt<br />
ins Leben gerufen, das verdeutlichen<br />
soll, dass jeder Einwohner einen Bestandteil der<br />
touristischen Wertschöpfungskette darstellt.<br />
In dem Projekt „Tourismuskoffer<br />
Rügen“ werden Lehrer auf den<br />
regional bezogenen Unterricht<br />
vorbereitet und mit Arbeitsmaterialien versorgt,<br />
um den Kindern anschaulich und praxisbezogen<br />
die Identifikation mit dem Tourismus und der<br />
eigenen Region zu vermitteln. Als langfristiges<br />
Ziel gilt hier besonders, den Rückgang des<br />
Interesses am Arbeitgeber Tourismus zu stoppen<br />
und die nötige Unterstützung der Bevölkerung<br />
wiederherzustellen. Weitere Informationen unter:<br />
www.wir-sind-tourismus.de, www.ruegen.org<br />
PRaxiSbeiSPiel: Ringhotel kRone –<br />
nachWuchSföRDeRung unD<br />
-binDung<br />
Nachwuchs sichern und Qualität<br />
steigern. Unter diesem Ansatz hat<br />
das Ringhotel Krone in Schnetzenhausen<br />
mehrere Maßnahmen<br />
rund um die Auszubildenden ergriffen. Seit<br />
zehn Jahren veranstaltet das Haus einen Azubi-<br />
Tag, an dem diese die Regie über Restaurant<br />
und Hotel übernehmen. Seit mehr als zwanzig<br />
Jahren arbeitet das Hotel mit der Berufsakademie<br />
Ravensburg zusammen, um ambitionierten<br />
Nachwuchskräften bessere Zukunftsperspektiven<br />
zu bieten. Ein Azubi-Weinprojekt besteht seit<br />
2008 und ist ein weiterer innovativer Schritt zur<br />
Qualitätssteigerung und Mitarbeiterbindung: Die<br />
Auszubildenden begleiten einen Wein von der<br />
Traube bis zur Abfüllung, arbeiten am Weinberg<br />
mit und blicken dem Kellermeister über die<br />
Schulter. Das Fachwissen über Kelter, Gärung und<br />
Lagerung sowie die sensorischen Fähigkeiten<br />
der Azubis werden geschult und das fertige<br />
Produkt unter eigenem Namen in die Weinkarte<br />
aufgenommen. Weitere Informationen unter:<br />
www.ringhotel-krone.de<br />
top 8: unternehmensnachfolge:<br />
zukunft sichern und Dynamik erhalten<br />
*** Priorität: mittel *** Status: fortsetzen *** Ebene:<br />
betrieblich, regional, landesweit *** Akteure:<br />
Landesregierung, Industrie- und Handelskammern,<br />
DEHOGA, Sparkassen, Betriebe ***<br />
Der Großteil der gastgewerblichen Betriebe in<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> steht vor der Herausforderung<br />
Unternehmensnachfolge. Das Handlungsbündel bei<br />
diesem Thema ist keineswegs ein neues Phänomen.<br />
Gleichwohl hat es nicht an Brisanz verloren, da die Herausforderungen<br />
aufgrund der Altersentwicklung der<br />
Unternehmer und der steigenden Qualitätsansprüche<br />
der Gäste im Zuge des demografischen Wandels verschärft<br />
werden. Zwischen der Unternehmensnachfolge<br />
und dem Investitionsstau im Gastgewerbe besteht<br />
weiterhin ein starker Zusammenhang. Unternehmer,<br />
Verbände, Banken und Politik sind gemeinsam gefordert.<br />
Im Prozess der Unternehmensnachfolge ergeben<br />
sich drei Handlungsbereiche: Sensibilisierung der<br />
Unternehmer – „direkt ansprechen und mitnehmen“,
165<br />
Informationspolitik professionalisieren – „bündeln und<br />
vernetzen“, persönliche Beratung – „informieren und<br />
begleiten“.<br />
Einzelmaßnahmen:<br />
Strategie und Maßnahmenpakete von Land und<br />
Verbänden abstimmen.<br />
Tourismusspezifische Veranstaltungen und Workshops<br />
anbieten und durchführen.<br />
Nachfolgespezifische Informationen und Beratungsdienstleistungen<br />
der verschiedenen<br />
Akteure und Plattformen bündeln.<br />
Nachfolgespezifische Förderung fortsetzen.<br />
Kooperation der Kammern und Kreditinstitute<br />
mit Personen der freien Berufe ausbauen (z. B.<br />
Rechtsanwälte).<br />
Externe Experten (z. B. Steuerberater) für die Besonderheiten<br />
des Gastgewerbes sensibilisieren.<br />
Ansätze zur persönlichen Betreuung von der<br />
Vorbereitungs- über die Durchführungs- bis hin<br />
zur Nachbereitungsphase stärken und Standards<br />
festlegen (z. B. Moderatorenkonzepte).<br />
PRaxiSbeiSPiel:<br />
moDeRatoRenkonzePt<br />
Im Oktober 2003 fiel<br />
der Startschuss für das<br />
von der EU und dem Land Baden-Württemberg<br />
geförderte Pilotprojekt zur Sicherung der Unternehmensnachfolge.<br />
Mittelpunkt des von der IHK<br />
Heilbronn-Franken entwickelten Moderatorenkonzepts<br />
ist eine fachlich qualifizierte Person, die<br />
als Ansprechpartner und Moderator in allen Phasen<br />
der Betriebsübergabe zur Verfügung steht.<br />
Im Zuge der Weiterentwicklung wurde 2008 ein<br />
Nachfolgemoderator beim Hotel- und Gaststättenverband<br />
Baden-Württemberg angestellt, um<br />
die Beratungsleistungen noch gezielter auf das<br />
Gastgewerbe auszurichten. Mittlerweile ist das<br />
Modell im ganzen Bundesgebiet im Einsatz.<br />
Weitere Informationen unter: www.heilbronn.ihk.de<br />
PRaxiSbeiSPiel:<br />
lzo nachfolgekonzePt<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Eine Nachfolgegestaltung<br />
benötigt kompetente Partner<br />
für die Lösung aller wesentlichen<br />
Aspekte aus einer Hand. Hierzu setzt<br />
die Landessparkasse zu Oldenburg seit 2006<br />
ihr Nachfolgekonzept ein. In Zusammenarbeit<br />
mit einer Anwaltskanzlei und einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
entstand ein Konzept<br />
mit drei Säulen: Recht, Steuer, Finanzierung.<br />
Von Beginn an werden gemeinsame Gespräche<br />
zwischen Sparkasse, Unternehmer und Beratern<br />
geführt. Die Beratungsleistungen reichen dabei<br />
von der Berücksichtigung persönlicher Ziele<br />
und Wünsche über die Aufdeckung rechtlicher<br />
Problemfelder bis hin zur Unterstützung bei<br />
der Nachfolgersuche und der Entwicklung eines<br />
Übergabemodells sowie eines Nachfolgefahrplans.<br />
Die Erfahrungen haben gezeigt, dass die<br />
konkreten Handlungsempfehlungen, unterlegt<br />
mit einem Zeitplan, von den Unternehmern positiv<br />
aufgenommen werden.<br />
Weitere Informationen unter: www.lzo.com<br />
PRaxiSbeiSPiel: bilDungSScheckS<br />
füR exiStenzgRünDeR<br />
In Mecklenburg-Vorpommern bekommen<br />
Existenzgründer Beratungshilfe, wenn sie<br />
sogenannte Bildungsschecks einlösen. In<br />
Qualifizierungskursen, die auf Existenzgründer<br />
zugeschnitten sind, können Defizite in bestimmten<br />
Bereichen (z. B. Gründungsplanung,<br />
Markterschließung, Rechnungswesen) beseitigt<br />
werden. Bewilligungsbehörden und Ausgabestellen<br />
sind die Industrie- und Handelskammern,<br />
wo zunächst in einem persönlichen Gespräch der<br />
Beratungsbedarf ermittelt wird. Voraussetzung<br />
für die Ausgabe eines Bildungsschecks ist die<br />
Vorlage eines Unternehmenskonzepts. Gefördert<br />
wird die Teilnahme an Qualifizierungskursen<br />
zu 80 Prozent. Die Fördermittel stammen aus<br />
dem Europäischen Sozialfonds.<br />
Weitere Informationen unter: www.gruender-mv.de
166<br />
tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
7.5 handlungsfeld angebot/infrastruktur<br />
top 2: investitionsoffensive „Qualität+“<br />
*** Priorität: sehr hoch *** Status: neu, stärken<br />
*** Ebene: betrieblich, lokal, regional, landesweit<br />
*** Akteure: Landesregierung, Industrie- und Handelskammern,<br />
DEHOGA, Sparkassen, Betriebe***<br />
Die Investitionszyklen im touristischen Wettbewerb<br />
werden immer kürzer. Ohne massive Investitionen in<br />
Modernisierung und Ausbau der touristischen Infrastruktur<br />
wird es <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> schwerfallen, in den<br />
Wachstumssegmenten Marktanteile zu gewinnen. Eine<br />
kontinuierliche Anpassung an aktuelle Trends und Standards<br />
muss das Ziel sein. Die steigenden Ansprüche der<br />
Gäste an Qualität und Service durch Veränderungen im<br />
Reiseverhalten und der Reiseerfahrung bilden dabei<br />
den Bezugsrahmen zum demografischen Wandel.<br />
Einzelmaßnahmen:<br />
Investitionsoffensive einleiten (z. B. Partner festlegen,<br />
Kommunikationsstrategie prüfen).<br />
Bestehende Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten<br />
transparenter darstellen und den Unternehmern<br />
zugänglich machen.<br />
Förder- und Finanzierungsinstrumente für zukunftsorientierte<br />
Betriebe auflegen bzw. Beitrag<br />
zum Umgang mit dem demografischen Wandel in<br />
die Bewilligungen integrieren.<br />
Investitionen in barrierefreie Angebote stärken<br />
und über die Vermarktungsschienen Qualität und<br />
Komfort aktiver vermarkten.<br />
Teilnahme an Qualitätsinitiativen steigern (z. B.<br />
Informationskampagne „Zukunft durch Qualität“<br />
lancieren, persönliche Unterstützung/Fragentelefon).<br />
Erhalt und touristische Inwertsetzung der<br />
Weinkulturlandschaft (z. B. Schaffung weiterer<br />
und Ausbau bestehender Erlebnisangebote für<br />
Touristen)<br />
Möglichkeiten zur Integration gesundheitstouristischer<br />
„In-House-Angebote“ prüfen (z. B.<br />
Präventionsangebote, Ärztekooperationen).<br />
Tourismuspreis „Demografischer Wandel“ für Betriebe<br />
und Orte mit besonders vorbildlichen und<br />
innovativen Lösungsansätzen initiieren.<br />
PRaxiSbeiSPiel: inveStitionSoffen-<br />
Sive touRiSmuS SchleSWig-holStein<br />
Die Investitionsoffensive<br />
Tourismus Schleswig-<br />
Holstein wurde 2005 vom<br />
dortigen Tourismusverband, dem DEHOGA,<br />
der Landesregierung sowie den Industrie- und<br />
Handelskammern ins Leben gerufen. Ausgangspunkt<br />
war die Optimierung der Rahmenbedingungen<br />
für die dringend notwendigen Neu- und<br />
Ersatzinvestitionen des Landes. Diese konnten<br />
in der Vergangenheit oftmals nicht aus eigener<br />
Kraft finanziert werden. Daher war die Entwicklung<br />
von Finanzierungshilfen eine wichtige Säule<br />
der Investitionsoffensive. Sie basiert auf einem<br />
dreistufigen Zukunftskonzept: 1. breit angelegte<br />
Ist-Analyse, die sich auf öffentliche und<br />
private touristische Bereiche sowie auf Freizeiteinrichtungen<br />
erstreckt 2. Koordinierung und<br />
Umsetzung der Ergebnisse aus der Ist-Analyse<br />
3. Entwicklung konkreter mittel- bis langfristiger<br />
Maßnahmen wie die Bereitstellung von<br />
Finanzierungshilfen für die Tourismuswirtschaft,<br />
die Erstellung von Vermieterbroschüren oder<br />
beschleunigte Genehmigungsverfahren.<br />
Informationen unter: www.tvsh.de<br />
PRaxiSbeiSPiel: tRaDition unD<br />
moDeRne veRbinDen DuRch Wein<br />
In Elciego/Spanien, im Herzen des<br />
Weinbaugebiets Rioja, entstand<br />
ein Hotel, das allein durch seine<br />
Architektur für Aufsehen sorgt. Eine<br />
wellenförmige Fassade dominiert das Gebäude<br />
und wirkt wie aus einer Fantasiewelt. Dabei<br />
verbindet es Tradition mit Moderne. Zentrum der<br />
Freizeiteinrichtungen des Hotels ist das Caudalíe<br />
Vinothérapie ® Spa. So werden in 14 Behandlungsräumen<br />
u. a. die verschiedensten „Weintherapie“-<br />
Massagen und -Behandlungen angeboten.<br />
Alle Produkte werden aus Traubenextrakt<br />
und Wasser aus der Region hergestellt.<br />
Informationen unter: www.starwoodhotels.com<br />
100 vgl. ZIRP <strong>2010</strong>
167<br />
PRaxiSbeiSPiel: QueRDenken –<br />
beQuemeS einkaufen füR alle<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
(z. B. Rufbussysteme über PPPModelle, Shuttlebusse<br />
durch Unternehmerkooperationen, ehrenamtliche<br />
Fahrdienste).<br />
Damit auch im fortgeschritte-<br />
Bestehende Angebote der allgemeinen Infranen<br />
Alter eine eigenständige<br />
struktur auf Möglichkeiten der stärkeren tou-<br />
Lebensführung erhalten bleibt,<br />
ristischen Nutzung hin prüfen (z. B. Fahr- und<br />
müssen Maßnahmen in den<br />
verschiedensten Bereichen geschaffen wer-<br />
Öffnungszeiten).<br />
den. Basierend auf einer Zielvereinbarung mit<br />
Kommunen zukunftsfähig machen und auf Demo-<br />
Organisationen und Selbsthilfegruppen, widmet<br />
grafiefestigkeit prüfen (z. B. Demografie- Check<br />
sich die Globus Handelshof GmbH (Betriebsstätte<br />
Gensingen) der Bedürfnisbefriedigung aller<br />
für Kommunen).<br />
Kunden beim täglichen Einkauf. Die Maßnahmen<br />
umfassen z. B. die Einrichtung von Ruhezonen,<br />
gut lesbare Beschriftungen bzw. Blindenschrift,<br />
Bereitstellung rollstuhlgerechter Einkaufswagen,<br />
aber auch Service-Angebote wie die Vermittlung<br />
von Einkaufsmitfahrgelegenheiten oder<br />
Einladehilfen ins Auto. Mit seinen über zwanzig<br />
Zielen zum barrierefreien Handel entlastet der<br />
Verbrauchermarkt sowohl Familien als auch<br />
ältere Kunden im Alltag und passt sich an neue<br />
demografische Strukturen an.<br />
Informationen unter: www.globusgensingen.de<br />
100<br />
Touristische Belange bei (Re-)Investitionen in<br />
Ortsbilder berücksichtigen (z. B. Dorfplaner).<br />
Gesundheitstourismus und Gesundheitswirtschaft<br />
noch stärker verzahnen (z. B. touristische<br />
Angebote in Kompetenz-Zentren integrieren).<br />
Regionale Produkte zur Steigerung der touristischen<br />
Attraktivität und Schließung von<br />
gegebenenfalls bestehenden Versorgungslücken<br />
nutzen (z. B. Hofläden).<br />
Hinweis: In vielen Bereichen der ergänzenden tourismusrelevanten<br />
Infrastruktur und der Zukunftsfähigkeit<br />
top 7: tourismus und Regionalentwicklung von Kommunen hat die ZIRP bereits detaillierte Emp-<br />
enger verzahnen<br />
fehlungen und Lösungsansätze gegeben, auf die auch<br />
unter touristischen Gesichtspunkten zurückgegriffen<br />
*** Priorität: mittel *** Status: neu, initiieren,<br />
stärken, vernetzen *** Ebene: betrieblich, lokal,<br />
regional *** Akteure: Betriebe, Orte, Regionen,<br />
werden sollte.<br />
ZIRP *** PRaxiSbeiSPiel:<br />
konuS – mobilitätSkonzePt füR<br />
In den ländlichen Regionen von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> wird<br />
der Erhalt der Basisinfrastruktur zunehmend zur<br />
SchWaRzWalD-uRlaubeR<br />
Herausforderung. Die einsetzende Ausdünnung der<br />
Insbesondere ältere Urlauber wer-<br />
Angebote vor Ort schränkt die Standortattraktivität<br />
den anspruchsvoller und machen<br />
sowohl für Einheimische und Arbeitskräfte als auch<br />
ihre Entscheidung für ein Reiseziel<br />
für die Touristen ein. Der Tourismus übernimmt dabei<br />
zunehmend von den angebotenen<br />
nicht nur die Funktion des Nachfragers und Nutzers, Serviceleistungen abhängig. Mit der KONUSsondern<br />
wirkt gleichzeitig als stabilisierender Faktor Gästekarte genießen Urlaubsgäste im Schwarz-<br />
für den Erhalt der lokalen Basisinfrastruktur. Ziel ist wald während des gesamten Aufenthalts die<br />
eine entsprechende Sicherung vor Ort und die Schaf- kostenlose Nutzung der öffentlichen Busse und<br />
fung tourismusspezifischer Angebote. Die Abwan-<br />
Nahverkehrszüge sowie Vergünstigungen an<br />
derung aus peripheren Räumen und die steigenden Ausflugszielen. Sie erhalten die Karte bei Anreise<br />
Anforderungen der Gäste bilden dabei den Bezugsrah- in der Unterkunft und können ihren Urlaub ohne<br />
men zum demografischen Wandel.<br />
eigenes Auto verbringen. Bereits 120 Ferienorte<br />
und knapp 7.000 Gastgeber nehmen teil. Von der<br />
Einzelmaßnahmen:<br />
zuverlässigeren Auslastung profitieren auch die<br />
Alternative und individuelle Mobilitätsangebote Verkehrsbetriebe und Ausflugsanbieter.<br />
(An- und Abreise, vor Ort) schaffen und unter touristischen<br />
Bedürfnissen weiterentwickeln<br />
Informationen unter: www.konus-schwarzwald.info
168<br />
tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
PRaxiSbeiSPiel: anRufbuSSe füR<br />
mehR mobilität<br />
Veränderte demografische<br />
Strukturen stellen besonders in<br />
ländlichen Regionen neue Anforderungen<br />
an die regionalen<br />
Verkehrsmärkte. Das Anrufsammelbussystem<br />
des Landkreises Rottweil bietet zu nachfrageschwächeren<br />
Zeiten auf einigen Linien zusätzliche<br />
Fahrten, die telefonisch vorbestellt werden<br />
können. Abends besteht die Möglichkeit, sich<br />
gegen einen Aufschlag (1 Euro) bis an die Haustür<br />
bringen zu lassen (bei einer Entfernung von<br />
der Regelfahrtstrecke bis 1,5 km).<br />
Erweiterungsbeispiel: Im<br />
Nationalpark Eifel<br />
erleichtert der Rufbus<br />
„Trail-Express“ Wanderurlaubern den Rücktransport<br />
zum Ausgangspunkt und zu Etappenzielen.<br />
Informationen unter: www.vvr-info.de, www.<br />
nationalpark-eifel.de, www.rheinsberg.de<br />
DemogRafiefeStigkeit<br />
von gemeinDen<br />
Die Verbandsgemeinde<br />
Daun geht den demografischen<br />
Wandel aus der Zukunftsperspektive<br />
an: Fragen nach der Irreversibilität bestimmter<br />
Entwicklungen auf der einen und nach der Beeinfluss-<br />
und Gestaltbarkeit auf der anderen Seite<br />
bilden die Grundlage für Maßnahmen, mit<br />
welchen die Lebenssituation aller Einwohner<br />
verbessert und attraktiver gemacht werden soll.<br />
Eine große Rolle spielt dabei die Einbindung<br />
aller Interessierten. Eine aktive gemeinsame<br />
Zukunftsgestaltung wird nicht nur als nötig, sondern<br />
auch als erwünscht betrachtet, um Folgeerscheinungen<br />
wie Abwanderung zu vermeiden.<br />
Handlungsfelder sollen künftig besonders die<br />
Kinder- und Familienfreundlichkeit (z. B. Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf, wohnortnahe<br />
Arbeitsplätze) sowie das Thema „vitale Dörfer“<br />
(z. B. Kultur, Dorfinnenentwicklung, altersgerechter<br />
Wohnraum) sein.<br />
Informationen unter: www.vgf-daun.de<br />
zuSammenfaSSung<br />
Der Tourismus in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> scheint auf den<br />
ersten Blick gut gerüstet für die Veränderungen<br />
aufgrund des demografischen Wandels. Diese<br />
sind jedoch sehr vielschichtig und greifen in<br />
alle Bereiche der Tourismuswirtschaft, von der<br />
Nachfrage über den Arbeitsmarkt bis zur Infrastruktur.<br />
Der zweite Blick deckt eine Reihe von<br />
Handlungsfeldern im Spannungsfeld demografischer<br />
Wandel und Tourismus auf: Eine steigende<br />
Nachfrage älterer Gäste wird sich nicht<br />
automatisch einstellen, denn das Reiseverhalten<br />
verändert sich. Neue Herausforderungen ergeben<br />
sich auch für den touristischen Arbeitsmarkt (im<br />
Fokus: Fachkräftemangel) und die Infrastruktur<br />
(im Fokus: Mobilität). Deshalb kann das Fazit nur<br />
lauten: Heute die Maßnahmen aktiv angehen, die<br />
den Erfolg des Reiselands <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> in der<br />
Zukunft entscheidend beeinflussen.
169<br />
LITERATUR<br />
aDac verlag gmbh:<br />
ADAC Stellplatz Führer Deutschland/Europa 2009, München, 2009<br />
allgemeine hotel- und gastronomiezeitung:<br />
Gute Azubis sind Mangelware, 110. Jahr, Stuttgart, 8. Mai <strong>2010</strong> (Seite 3)<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
allgemeine hotel- und gastronomiezeitung (ahgz) und inteRnoRga (hrsg.):<br />
HOTELINVEST <strong>2010</strong> – Investitionsverhalten der deutschen Hotellerie im Bereich 2 bis 4 Sterne, Hamburg/Stuttgart, <strong>2010</strong><br />
arbeitsgemeinschaft Deutscher verkehrsflughäfen (aDv) e. v.:<br />
Pressemitteilung Nr. 06/<strong>2010</strong>, Berlin, <strong>2010</strong><br />
berlin-institut für bevölkerung und entwicklung:<br />
Die demografische Lage der Nation – Wie zukunftsfähig sind Deutschlands Regionen?, Berlin, 2006<br />
bundesagentur für arbeit:<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort in Deutschland und <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> –<br />
Sonderauswertung, unveröffentlicht, Nürnberg, <strong>2010</strong><br />
bundesagentur für arbeit (aa), bundesinstitut für berufsbildung (bibb) (hrsg.):<br />
Ausbildungsmarkt – Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge zum 30. September in den Arbeitsamtsbezirken<br />
von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> unter www.pub.arbeitsagentur.de, Nürnberg/Bonn, 2009<br />
bundesministerium für bildung und forschung (bmbf):<br />
Demographischer Wandel – (k)ein Problem! – Werkzeuge für die betriebliche Personalarbeit, Bonn/Berlin, 2005<br />
bundesministerium für familie, Senioren, frauen und Jugend (bmfSfJ) (hrsg.):<br />
Wirtschaftsmotor Alter, Berlin, 2007<br />
bundesministerium für Wirtschaft und technologie (bmWi), bundesministerium für familie, Senioren, frauen<br />
und Jugend (bmfSfJ) (hrsg.):<br />
Strategiemappe „Zukunftsmarkt 50plus“ der Initiative „Wirtschaftsfaktor Alter“, Faktenblätter 1 bis 10, Berlin, <strong>2010</strong><br />
bundesministerium für Wirtschaft und technologie (bmWi) (hrsg.):<br />
Auswirkungen des demographischen Wandels auf den Tourismus und Schlussfolgerungen für die<br />
Tourismuspolitik, Berlin, 2009<br />
bundesministerium für Wirtschaft und technologie (bmWi) (hrsg.):<br />
Der Campingmarkt in Deutschland 2009/<strong>2010</strong>, Berlin, <strong>2010</strong><br />
commerzbank:<br />
Reisestudie <strong>2010</strong>, Ergebnisse zur CMT Stuttgart, Frankfurt, <strong>2010</strong><br />
Deutscher bundestag:<br />
Rentenversicherungsbericht 2009, 17. Wahlperiode, Drucksache 17/52, Berlin, 2009<br />
Deutscher industrie- und handelskammertag (Dihk):<br />
DIHK-Saisonumfrage – Erwartungen an die Wintersaison 2009/10, Bilanz der Sommersaison 2009, Berlin, 2009<br />
Deutscher Sparkassen- und giroverband (DSgv):<br />
Sparkassen-Tourismusbarometer Deutschland 2009, Berlin, 2009
170<br />
tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
Deutscher tourismusverband e. v. (Dtv) (hrsg.):<br />
Wirtschaftsfaktor Campingtourismus in Deutschland, Bonn, 2004<br />
europäisches tourismus institut an der universität trier gmbh (eti):<br />
Regionalwirtschaftliche Effekte des Radtourismus in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> – Endbericht, Trier, 2007<br />
eurostat:<br />
Diverse Publikationen, Onlinedatenbanken<br />
forschungsgemeinschaft urlaub und Reisen e. v. (fuR):<br />
Erste Ergebnisse Reiseanalyse <strong>2010</strong>, Kiel, <strong>2010</strong><br />
forschungsgemeinschaft urlaub und Reisen e. v. (fuR):<br />
RA-Trendstudie 2020 – Entwicklung der touristischen Nachfrage der Deutschen, Kiel, 2009<br />
forschungsgemeinschaft urlaub und Reisen e. v. (fuR):<br />
Urlaubsreisetrends 2020 – Die RA-Trendstudie Entwicklung der touristischen Nachfrage der Deutschen, Kiel, 2009<br />
forschungsgemeinschaft urlaub und Reisen e. v. (fuR):<br />
Volumen und Struktur der <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-Urlauber/Kurzurlauber 2020 – Sonderauswertung und -berechnung<br />
aus der Reiseanalyse, unveröffentlicht, Kiel, <strong>2010</strong><br />
friedrich-ebert-Stiftung (hrsg.):<br />
Deutschland 2020 – Aus der Krise in die soziale Zukunft, WISO Diskurs, Bonn, 2009<br />
gfk Panel Services Deutschland:<br />
GfK MobilitätsMonitor – Ergebnisse des GfK TravelScope zum Reiseverhalten der Deutschen, Nürnberg, <strong>2010</strong><br />
goebel, J., gornig, m., häußermann, h.:<br />
Polarisierung der Einkommen: Die Mittelschicht verliert, Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 24/<strong>2010</strong>, Berlin, <strong>2010</strong><br />
hotelverband Deutschland (iha) e. v.:<br />
Hotelmarkt Deutschland <strong>2010</strong>, Berlin, <strong>2010</strong><br />
iPk international (international tourism consulting group):<br />
Weltweite Reisetrends 2009 – Erste World Travel Monitor Ergebnisse zur ITB, München, <strong>2010</strong><br />
krüger, R.:<br />
Spur der Freiheit – Menschen im Wohnmobil, Stuttgart, 2002<br />
maschke, J.:<br />
Betriebsvergleich Hotellerie und Gastronomie Bayern 2005, Sonderreihen des dwif, Nr. 73/2007<br />
maschke, J.:<br />
Tagesreisen der Deutschen Teil 1 – 3, Schriftenreihe des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für<br />
Fremdenverkehr e. V., Nr. 50, 51, 52, München 2005 – 2007<br />
maschke, J., harrer, b., zeiner, m., Scherr, S.:<br />
Tagesreisen der Deutschen, Schriftenreihe des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr<br />
e. V., Nr. 46, München 1995<br />
mckinsey & company:<br />
Deutschland 20|20 – Zukunftsperspektiven für die deutsche Wirtschaft, Frankfurt, 2008<br />
ministerium des innern und für Sport <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> (iSm) (hrsg.):<br />
Raumordnungsbericht 2008, Mainz, 2009
171<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
ministerium für Wirtschaft, verkehr, landwirtschaft und Weinbau des landes <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> (mWvlW) (hrsg.):<br />
Tourismusstrategie 2015 – Markttrends erkennen, Potenziale nutzen, Mainz, 2008<br />
obier, c., Peters, g.:<br />
Reisemobiltourismus in Deutschland – eine empirische Grundlagenstudie, Eberswalde, 2003<br />
ostdeutscher <strong>Sparkassenverband</strong> (oSv) (hrsg.):<br />
Tourismusbarometer <strong>Jahresbericht</strong> 2008, Berlin, 2008<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> tourismus gmbh:<br />
Marketing- und Projektplan 2009, Koblenz, 2008<br />
Semmler, D.:<br />
Wohnmobil-Stellplätze – Deutschland West, Band 16 RID-Verlag, Altenstadt, 2009<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> (SvRP) (hrsg.):<br />
Tourismusbarometer <strong>Jahresbericht</strong> 2009, Budenheim, 2009<br />
Sparkassen- und giroverband <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> (SgvRP) (hrsg.):<br />
Tourismusbarometer <strong>Jahresbericht</strong> 2008, Budenheim, 2008<br />
Statistische ämter des bundes und der länder:<br />
Demografischer Wandel in Deutschland, Heft 1, Wiesbaden, 2007<br />
Statistisches bundesamt (destatis):<br />
Bevölkerung Deutschlands bis 2050 – Ergebnisse der 11. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung,<br />
Wiesbaden, 2006<br />
Statistisches bundesamt (destatis):<br />
Diverse Publikationen, Onlinedatenbank<br />
Statistisches landesamt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>:<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 2050 – Zweite regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung (Statistische Analyse No 7),<br />
Bad Ems, 2007<br />
Statistische landesämter:<br />
Diverse Publikationen, Onlinedatenbanken<br />
Stiftung für zukunftsfragen:<br />
Tourismusanalyse <strong>2010</strong>, Hamburg, <strong>2010</strong><br />
Süddeutsche zeitung:<br />
Investitionen dank Steuergeschenk, Autor Philipp Crone, München, 06.01.<strong>2010</strong><br />
Wildmann, t.:<br />
Wohnmobiltourismus in Deutschland am Beispiel der Destination Mosel, Trier, 2006<br />
World tourism organization (unWto): World Tourism Barometer, Volume 8, No. 1, Madrid, Januar <strong>2010</strong><br />
z_punkt, nachrichtenmagazin focus:<br />
Z_perspektiven – Die Zukunft des Tourismus, überarbeitetes Kapitel der Focus Marktanalyse „Der Markt für Urlaubs-<br />
und Geschäftsreisen“ (2009), Köln, <strong>2010</strong><br />
zukunftsinitiative <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> (ziRP): Demographischer Wandel – herausforderung für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>:<br />
Abschlussbericht des Projekts der Zukunftsinitiative <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Projektstudien der ZIRP, Band 3, Mainz, <strong>2010</strong>
172<br />
tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
zukunftsinitiative <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> (ziRP):<br />
Herausforderungen für Land und Kommunen – Die Gestaltung des Demographischen Wandels in <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong>, Teil I, Dokumentationen der ZIRP, Heft 5, Mainz, 2009a<br />
zukunftsinitiative <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> (ziRP):<br />
Erfolgreiches Personalmanagement im Zeichen des Demographischen Wandels, Dokumentationen der ZIRP,<br />
Band 1, Mainz, 2009b.<br />
WebSiteS<br />
www.adv.aero<br />
www.deutschertourismusverband.de<br />
www.dsgv.de<br />
www.etc-corporate.org<br />
www.freespiritspheres.com<br />
www.hotelsterne.de<br />
www.hotelsuites.nl<br />
www.osv-online.de<br />
www.servicequalitaet-deutschland.de<br />
www.sharkreef.com<br />
www.sparkassen-finanzgruppe-saar.de<br />
www.sparkassen-tourismusbarometer-sh.de<br />
www.s-tourismusbarometer.de<br />
www.strglobal.com<br />
www.sv-rlp.de<br />
www.svn.de<br />
Darüber hinaus wurden die Tagespresse und Fachzeitschriften<br />
zur Informationsgewinnung genutzt.<br />
kartengrundlage:<br />
GfK GeoMarketing
Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong> <strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber: <strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Im Wald 1<br />
55257 Budenheim<br />
Ansprechpartnerin:<br />
Konstanze Knoche<br />
Telefon (0 61 31) 145 - 319<br />
Telefax (0 61 31) 145 - 100<br />
E-Mail konstanze.knoche@sv-rlp.de<br />
Internet www.sv-rlp.de<br />
Bearbeitung: dwif – Consulting GmbH<br />
dwif – Büro Berlin<br />
Marienstraße 19/20<br />
10117 Berlin<br />
Telefon (0 30) 757 94 90<br />
Telefax (0 30) 751 65 10<br />
E-Mail info-berlin@dwif.de<br />
Internet www.dwif.de<br />
dwif – Büro München<br />
Sonnenstraße 27<br />
80331 München<br />
Telefon (0 89) 237 028 90<br />
Telefax (0 89) 237 028 99<br />
E-Mail info@dwif.de<br />
Internet www.dwif.de<br />
Bildnachweis: siehe Bildquellen<br />
Mandy Belitz-Karsch, Maike Berndt, Michael Deckert, Prof. Dr.<br />
Mathias Feige, Julia Gutwein, Susanne Grasegger, Karsten<br />
Heinsohn, Matthias Hollmann, Wiebke Leverenz, Dr. Joachim<br />
Maschke, Heiko Rainer, Markus Seibold, Annika Sparfeldt,<br />
Dr. Manfred Zeiner<br />
unter Mitarbeit von:<br />
Heiko Imiela, Sandra Marzec, Sophie Schäfer<br />
Gestaltung: Das Format Werbeagentur – Christian Fiore<br />
Wormser Straße 61a<br />
55276 Oppenheim<br />
Telefon (06133) 57 13 00<br />
Telefax (06133) 57 13 02<br />
E-Mail info@das-fomat.de<br />
Internet www.das-format.de<br />
ArtDirection: Angelika Friedrich<br />
Druck: Rheindruck Bingen GmbH<br />
Internet www.rheindruck.de<br />
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in<br />
irgendeinem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers reproduziert oder unter<br />
Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.