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Aspekt anführe: Franz Kafka ist ohne Zweifel „ein jüdischer<br />

Schriftsteller“ seiner Abstammung nach, der Sprache nach „ein<br />

<strong>deutscher</strong> Schriftsteller“, vielleicht „ein österreichischer“, aber<br />

auch „ein tschechischer“, sogar „tschechoslowakischer“ oder (und<br />

das scheint mir schon präziser zu sein) „ein böhmischer Schriftsteller“.<br />

Die Sache mit einzelnen Begriffen ist in der Tat noch komplizierter<br />

und verwickelter als die Abgrenzung der Begriffe „deutsch“<br />

und „österreichisch“. Bei eingehender Untersuchung ist der richtige<br />

Inhalt des Begriffs „böhmisch“ recht verschieden. Noch im<br />

Jahre 1861 beschloß der böhmische Landtag: „Da sich ein Teil<br />

der Mitglieder des hohen Landtages durch den Ausdruck Tscheche,<br />

tschechisch verletzt erklärte ... es mögen im Sprachgebrauch<br />

des Landtages die oben angeführten Worte offiziell vermieden<br />

werden.“ Noch 1890 kritisierte das „Tageblatt Bohemia“ die amtliche<br />

deutsche Übersetzung des Namens der neugegründeten<br />

„Èeská akademie vìd a umìní“ als „Böhmische Akademie“.<br />

F. L. Rieger, nach heutigem Verständnis ein tschechischer Politiker,<br />

erklärte damals: „Der Kaiser will nicht, daß wir uns für Slawen<br />

oder für einen Teil des slawischen Volkes erklärten, sondern<br />

für das „èeský národ“. Das wurde dann laut § 2, Abs. c, d,<br />

§§ 7 und 20 der Akademiestatuten brav als „böhmisches Volk“<br />

übersetzt.<br />

Zu dieser Zeit wirkten drei Spitzenorganisationen der Wissenschaftler<br />

Böhmens: Die sprachlich utraquistische Königlich böhmische<br />

Gesellschaft der Wissenschaften, die eindeutig tschechisch<br />

orientierte Böhmische Akademie der Wissenschaften und<br />

Kunst und schließlich auch die deutschsprachige Gesellschaft<br />

zur Förderung der deutschen Wissenschaft, Kunst und Literatur<br />

in Böhmen (seit 1941 Deutsche Akademie der Wissenschaften<br />

in Prag).<br />

In meinem Beitrag verstehe ich unter dem Begriff „ein Böhme“<br />

jeden Einwohner Böhmens, d. h. jeden historischen Kronländer.<br />

Ein guter „Deutschböhme“ konnte sich in einen „Hobby-Tschechen“<br />

verwandeln und später, nach seinem Tode, sogar unter<br />

die Tschechen eingegliedert werden. (2) Ein gutes Beispiel dafür,<br />

wie die wissenschaftliche Landschaft „international“ war, gibt<br />

uns die Festrede des Präsidenten der Königlich böhmischen<br />

Gesellschaft der Wissenschaften, J. Jireèek, aus dem Jahre<br />

1884: „Ignaz Born, ein Siebenbürger Sachse, aus vollem Herzen<br />

seiner Wahlheimat zugetan, wurde der Vermittler dieses Stre-<br />

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