KVBW-Magazin 0904 - Bushido Oberkirch
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Vereine<br />
Oberes Bild<br />
Im Vordergrund von links:<br />
Bruno Bacher, Andy Barber,<br />
Martin Loch<br />
Unteres Bild<br />
Training im Dojo<br />
14<br />
Karate in Neuseeland<br />
Text und Fotos Martin Loch, KD Fischbach<br />
Das Land am anderen Ende der Welt - oder: Aotearoa -<br />
das "Land der langen weißen Wolke" wie die Maoris, die<br />
Ureinwohner Neuseeland nennen ist wirklich eine Reise<br />
wert.<br />
Hier scheint alles ein wenig entspannter als hier bei uns.<br />
Das Land ist dünn besiedelt, die Menschen haben mehr<br />
Zeit für ein Schwätzchen und stehen den Touristen hilfsbereit<br />
zur Seite.<br />
Allerdings muß man zuerst 25 Stunden reine Flugzeit<br />
überstehen um von Deutschland dorthin zu kommen. Der<br />
Besucher wird dafür aber reichlich belohnt. Freundliche<br />
Bewohner und ein einzigartiges Naturparadies erwarten<br />
ihn im Land der Kiwis. Deshalb war dies für die<br />
Karatekas Bruno Bacher (Dojo Urnau) nun schon die<br />
sechste und für Martin Loch (Dojo Fischbach) die erste<br />
Reise in den Südpazifik. Selbstverständlich war neben<br />
der Rundreise über die Nord- und Südinsel mit den vielen<br />
landschaftlichen Höhepunkten, von schneebedeckten<br />
Bergen bis tropischen Badebuchten mit Palmen und heißen<br />
Quellen auch Karate ein Teil der mehrwöchigen<br />
Reise. Zufällligerweise wohnen einige Freunde von uns<br />
in Nelson, einer wunderschönen Küstenstadt im Norden<br />
der Südinsel. Hier ist auch das Hauptdojo vom Karate-<br />
Pionier Hanshi Andy<br />
Barber (9. Dan Seidokan).<br />
Der heute 62jährige Andy<br />
Barber begann 1964 mit<br />
dem Karatetraining. 1974<br />
zog er von Christchurch<br />
nach dem sonnenverwöhnten<br />
Nelson und gründete<br />
dort das Dojo welches bis<br />
heute besteht. Hier hat er in<br />
nun 35 Jahren unzählige<br />
Schwarzgurte ausgebildet,<br />
darunter etliche inzwischen<br />
hohe Danträger. Hieraus<br />
sind bis jetzt 8 weitere<br />
Seido-Karate-Dojos in Neuseeland gegründet worden. In<br />
der schönen Trainingshalle des Dojos ist auf dem<br />
Ehrenplatz das Foto seines verehrten Lehrers Kaicho<br />
Nakamura (New York) zu sehen. Hanshi Barber begrüßte<br />
uns herzlich, Bruno Bacher war ihm schon von früheren<br />
Besuchen bekannt. Wir durften sogleich beim<br />
Nachmittagstraining für weibliche Schwarz- und<br />
Braungurte zusehen. Es wurde eine Stunde lang mit dem<br />
Langstock, in Verbindung mit Karate- und SV-Techniken<br />
geübt. Den kurzen Erklärungen der Trainerin folgte das<br />
konzentrierte Üben der Frauen und Mädchen.<br />
Abends fand an diesem Tag dann ein Kumite-Training<br />
statt. Hanshi Andy Barber erklärte, dass im Hinblick auf<br />
ein bevorstehendes Turnier heute der Schwerpunkt im<br />
Randori liegt.<br />
Die Etikette ist sehr streng und traditionell. Einleitend<br />
nach dem Mukso folgen ca. 15 Verbeugungen im<br />
Kniesitz. Jedes Trainingskommando wird mit lautem<br />
OSU bestätigt und auch wir Gäste werden von allen<br />
Karatekas mit lautem, freundlichem OSU begrüßt. Es<br />
sind ca. 50 Braun- und Schwarzgurte anwesend, das<br />
Dojo ist proppenvoll. Ich befürchte in der Enge<br />
Verletzungen beim Randori speziell durch Dritte, d.h.<br />
durch die benachbarten Kämpfer!<br />
Und nun gings los: Shihan Barber schlug den Gong,<br />
Verbeugung zum Partner und 1 Minute kämpfen. Lautes<br />
Yame - Partnerwechsel, dann Gong und wieder Randori.<br />
Nur selten eine kurze unterbrechende Erklärung und<br />
schon ging´s weiter. Da konnte man schon feststellen:<br />
hier sind ziemlich alle konditionell sehr gut dabei. Das<br />
Training war wirklich schweißtreibend forderte konditionell<br />
von jedem viel. Und - das sprach für die Kontrolle<br />
und Disziplin: trotz der Enge und der heftigen Action gab<br />
es keine Verletzungen. Vergleichend zum Shotokan-<br />
Karate fiel mir folgendes auf: Beim hier praktizierten<br />
Seido-Karate liegt noch mehr der Schwerpunkt auf den<br />
Fußtechniken, speziell Kreisfußstöße, wie Mawashi-,<br />
Ushiro-Mawashi- und Ura-Mawashi-Geris sind viel und<br />
in exzellenter Ausführung zu sehen! Dagegen schienen<br />
mir die Fausttechniken im Randori etwas vernachlässigt.<br />
Ashi-Barais werden offensichtlich nicht eingesetzt. Bei<br />
der Trainingshalbzeit eine kurze Pause: der Meister<br />
kommt mit einem Korb, jeder greift hinein, holt sich<br />
einen Lappen heraus und im Laufschritt wird der<br />
Schweiß, welcher reichlich floss, vom Boden aufgewischt.<br />
Dann wieder der Gong, Kommando und weiter<br />
geht's mit Randori. Nach 90 Minuten wieder Kniesitz,<br />
Meditation und etliche Verbeugungen, Abgrüßen und<br />
vielmals OSU. Dann ein gemeinsames Abschlussfoto.<br />
Wir werden herzlich verabschiedet und sind sicher: hier<br />
am anderen Ende der Welt wird erfolgreich das Karate-<br />
Do im allerbesten Sinne gelehrt. Wir werden wieder<br />
kommen.