Die Richtung selbst bestimmen - Nord-Handwerk
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Thema des monaTs<br />
Mathias Kohrt<br />
Jahresurlaub bei<br />
Kindern in Mosambik<br />
Mathias Kohrt fliegt regelmäßig nach Mosambik. Dort hilft<br />
der Elektriker aus Neukloster ehrenamtlich beim Aufbau eines<br />
Zentrums für Aidswaisen und Straßenkinder. Er errichtete<br />
beispielsweise eine Solaranlage, die ein Pumpe zur Förderung<br />
von Wasser aus einem Brunnen antreibt.<br />
Seit der Fußballweltmeisterschaft<br />
ist Südafrika in aller Munde. Sein<br />
Nachbarland Mosambik bleibt nahezu<br />
unbekannt. Dabei ist es am südwestlichen<br />
Zipfel Afrikas mit 800.000 km 2 doppelt<br />
so groß wie Deutschland. Über 50 % der<br />
21 Millionen Mosambikaner leben nach<br />
Angaben des Deutschen Auswärtigen<br />
Amtes in absoluter Armut. Wirtschaftlich<br />
Zwei Jungen, die im Zentrum Fonte da Vida eine<br />
neue Heimat gefunden haben.<br />
8 nordhandwerk Juli / August 2010<br />
rangiert das Land mit einem jährlichen<br />
Pro-Kopf-Einkommen von 400 € im Human<br />
Development Index der Vereinten<br />
Nationen auf Rang 172 von 182.<br />
Darunter leiden ganz besonders die<br />
Kinder. Eltern können sie nicht versorgen<br />
oder sterben früh an Aids. 60 solcher<br />
Jungen und Mädchen hilft Mathias Kohrt,<br />
ein 25-jähriger Elektriker aus dem meck-<br />
2.500 Liter Wasser speichert der Tank. Solarstrom<br />
treibt die Pumpe an.<br />
Fotos: hfr/Kohrt<br />
Mathias Kohrt aus Neukloster, hier beim Bau eines<br />
Lehmofens, nimmt immer seinen Jahresurlaub, um<br />
in Mosambik ehrenamtlich zu helfen.<br />
lenburgischen Neukloster. Das tut er nicht<br />
alleine. Kohrt ist ehrenamtlich engagiert<br />
beim Projekt „Fonte da Vida“. Aus dem<br />
Portugiesischen übersetzt, heißt das Quelle<br />
des Lebens. <strong>Die</strong> Helfer tun alles, um<br />
den Kindern das Leben erleichtern und<br />
ihnen eine aussichtsreiche Zukunft zu<br />
ermöglichen. Seit 2001 bauen sie 30 km<br />
nördlich der Hauptstadt Maputo nahe<br />
dem Dorf Maracuene auf rund 35.000 m 2<br />
ein Zentrum für Straßenkinder und Aidswaisen.<br />
Nach und nach entstehen sechs<br />
Häuser für jeweils zwölf Kinder, Wirtschaftsgebäude,<br />
eine Klärgrube, Werkstätten,<br />
Ställe und Gärten.<br />
Reise ins unbekannte Land<br />
Mathias Kohrt wird vom 25. Juli bis zum<br />
23. August zum vierten Mal nach Mosambik<br />
reisen. Was durch einen Zufall<br />
begann, ist zum festen Bestandteil seiner<br />
Planung geworden. „Für Fonte da Vida<br />
nehme ich meinen Jahresurlaub“, sagt<br />
der Geschäftsführer von Kohrt Elektro &<br />
Gebäudetechnik. Sich vier Wochen aus<br />
dem Staub zu machen, ist für ihn wahrlich<br />
nicht einfach. Doch die Kinder sind<br />
ihm ans Herz gewachsen: „Ich bewundere<br />
die Lebensfreude der Menschen, die sie<br />
trotz ihrer schwierigen Lebensverhältnisse<br />
ausstrahlen.“<br />
Mosambik – das war für ihn bis 2007<br />
auch nur ein Name auf der Landkarte.<br />
Dann fragten ihn Organisatoren des Projektes,<br />
ob er sich vorstellen könne, sein<br />
Fachwissen als Elektriker für den Aufbau<br />
einer Solaranlage in Mosambik einzusetzen.<br />
Das war zwei Wochen vor dem Abflug.<br />
Kohrt, der zuvor nie geflogen war, entschied<br />
sich spontan für den 20-stündigen Trip ins<br />
9.500 Kilometer entfernte Mosambik. Im<br />
Gepäck eine 70 Kilogramm schwere Solaranlage,<br />
für die jeder der Reisegruppe<br />
auf zehn Kilogramm Gepäck verzichtete.<br />
Mathias Kohrt packte viel Werkzeug ein.<br />
Schließlich wusste er nicht, was ihn erwarten<br />
würde.<br />
<strong>Die</strong> Ankunft wird er nie vergessen. <strong>Die</strong><br />
Hauptstadt Maputo mit ihren 2 Millionen<br />
Einwohnern glich so gar nicht einer<br />
Großstadt, wie Kohrt sie kannte. Auf einer<br />
riesigen Fläche reihte sich Holzhaus an<br />
Holzhaus. Menschen kochten auf offenem<br />
Feuer vor den Türen ihrer Hütten. Durch<br />
die engen Gassen zog dichter Rauch.<br />
Mit Geländewagen erreichte die Gruppe<br />
über steinige Sandpisten schließlich<br />
das Dorf.<br />
Solaranlage spart bares Geld<br />
Viel Zeit, um zu realisieren, wo er gelandet<br />
war, blieb nicht. In vier Wochen sollte die<br />
Solaranlage funktionieren. Beim Aufbau<br />
unterstützten ihn Mitreisende und Einheimische<br />
tatkräftig. Gemeinsam schaufelten<br />
sie einen 30 Meter langen Graben und<br />
installierten die Anlage. Gleichzeitig leistete<br />
Mathias Kohrt Aufklärungsarbeit. Schließlich<br />
war den Mosambikanern Solarenenergie<br />
völlig fremd. Der Fachmann erklärte die<br />
Funktionsweise und den Umgang mit der<br />
Anlage, um sicherzustellen, dass Probleme<br />
auch in seiner Abwesenheit behoben werden<br />
können. Das funktioniert reibungslos.<br />
ProjekT FonTe da Vida<br />
Mit der Unterstützung vieler ehrenamtlicher<br />
Helfer ist es Jutta Pfistner von der Evangelisch-<br />
Freikirchlichen Gemeinde Berlin-Köpenick seit<br />
1998 gelungen, verschiedenste Workcamps in<br />
Mosambik zu organisieren. Eines davon ist<br />
Fonte da Vida. Dabei handelt es sich um ein<br />
Zentrum für Aidswaisen und Straßenkinder,<br />
das seit 2001 nördlich der Hauptstadt Maputo<br />
entsteht. Jedes Jahr reisen Freiwillige aus<br />
Deutschland für vier Wochen nach Mosambik,<br />
Thema des monaTs<br />
Seit die Anlage steht, produziert sie zuverlässig<br />
Strom, der eine Pumpe antreibt.<br />
Innerhalb von acht Stunden befördert<br />
diese 2.500 Liter Wasser aus dem Brunnen<br />
in einen Tank. Von dort aus wird es dann<br />
in die Häuser geleitet. Zuvor gelang dies<br />
nur mit einer Pumpe, die ein Generator<br />
antrieb. Und der benötigte teures Benzin.<br />
Dank Solar sparen die Dorfbewohner<br />
mit jedem Sonnstrahl bares Geld.<br />
Pro Jahr können so weitere 1.200 € in<br />
Bauarbeiten auf dem Gelände investiert<br />
werden. „Das ist eine Menge Geld bei<br />
einem monatlichen mosambikanischen<br />
Durchschnittsverdienst von rund 50 €“,<br />
sagt Kohrt. Für ihn ist Solar deshalb nicht<br />
nur an dieser Stelle sinnvoll und nützlich:<br />
„In solch einem sonnenreichen Land<br />
könnte auf einfache Weise Strom in den<br />
entlegensten Ecken produziert werden“<br />
Deshalb setzte er auch für die nächtliche<br />
Beleuchtung des Zentrums auf kleine<br />
solarbetriebe Lampen. Seit die Abend<br />
für Abend leuchten, können die Erzieher<br />
den Kindern auch nach Einbruch der<br />
Dunkelheit noch Geschichten vorlesen.<br />
„Es ist einfach schön zu sehen, was man<br />
mit solch vergleichbar kleinen Sachen für<br />
Freude auslösen kann“, sagt Kohrt.<br />
Mittlerweile reist er nicht mehr nur<br />
mit, um elektronische Probleme zu lösen.<br />
Heute packt er dort mit an, wo er<br />
gebraucht wird, um das Zentrum so<br />
schnell wie möglich fertigzustellen. Für<br />
die nötige finanzielle Unterstützung<br />
wirbt er mit Vorträgen in Deutschland<br />
und stellt auf der Homepage des Projektes<br />
www.mosambikprojekt.de Kinder des<br />
Dorfes vor. Ihnen möchte er in den kommenden<br />
Jahren noch bessere Zukunftsperspektiven<br />
schaffen.