ASRM2011 Ausgabe 2 - Ralf Kopp
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Prof. Kai Vöckler<br />
Städte haben mit ihren urbanen Räumen,<br />
mit Straßen, Plätzen und Gebäuden<br />
ein ganz eigenes Pro�l, eine<br />
nicht zu verwechselnde Physiognomie.<br />
In ihr überlagern sich unterschiedliche<br />
Zeitschichten, einer Collage<br />
gleich werden die verschiedenen<br />
ästhetischen, aber auch politischen<br />
und sozialen Normen und Vorstellungen<br />
mit dem Stadtbild verwoben.<br />
Aber dieses Bild ist im steten Wandel<br />
begri�en, denn die Städte formulieren<br />
ihre Räume in den unterschiedlichen<br />
Nutzungen, durch den<br />
Handel und die Produktion, durch<br />
das Wohnen, das Arbeiten, aber auch<br />
durch das Vergnügen beständig neu.<br />
„Wohnen und Leben in der Stadt“ heißt,<br />
diese zu nutzen, und sie dabei zu verändern.<br />
Dabei tre�en unterschiedlichste<br />
Ansprüche an die Stadt aufeinander:<br />
sie soll bewahren, mit ihren<br />
Monumenten der Geschichte der<br />
Stadt physische Präsenz verscha�en,<br />
den Bewohnern einen Ort der Selbstvergewisserung<br />
bieten. Zugleich soll<br />
sie sich aber auch ö�nen, die Welt in<br />
die Stadt holen, sich mit anderen<br />
Städten in der Welt und in der Region<br />
austauschen.<br />
All dies geschieht in und durch<br />
Architekturen, die den Rahmen und<br />
die Basis für das individuelle wie das<br />
kollektive Leben bilden. Die Stadt<br />
ist kein statisches Gebilde, sondern<br />
ein lebendiger, gesellschaftlich produzierter<br />
Raum, der sich immer wieder<br />
verändert. Ein Raum, der nicht<br />
neutral ist, sondern der von seinen<br />
Bewohnern erlebt wird. In ihm drükken<br />
sich Wünsche und Sehnsüchte<br />
aus – und hier spielen Architektur<br />
und Städtebau eine wesentliche Rolle,<br />
denn durch deren materielle Gestalt,<br />
durch die Symbolik der Strukturen<br />
und der Bauwerke wird Sinn<br />
gestiftet. Aber dieses Versprechen einer<br />
Sinngebung, das die Stadt ihren<br />
Bewohnern gibt, wird immer wieder<br />
verhandelt, neu bewertet und neu<br />
ausformuliert.<br />
Der Architektursommer Rhein-<br />
Main 2011 lädt zu dieser Auseinandersetzung<br />
ein, die Fachleute gleichermaßen<br />
wie die Bewohner der<br />
Städte und die Besucher aus der Region<br />
und darüber hinaus. Er lädt dazu<br />
ein Entdeckungen zu machen, vier<br />
Städte in der globalen Stadtregion<br />
Rhein-Main zu besuchen, ihre neuen<br />
Architekturen und unbekannten Räume<br />
und die Menschen, die in ihnen leben.<br />
Die Verbesserung der Lebensqualität durch<br />
Architektur wird gezeigt, aber auch<br />
die kreativen und innovativen Prozesse, die<br />
dazu beitragen, werden sichtbar.<br />
Es können neue Zusammenhänge,<br />
Ähnlichkeiten und Unterschiede, gemeinsame<br />
Wünsche aber auch Probleme<br />
aufgespürt werden. Und es<br />
kann Architektur, die gleichermaßen<br />
international in ihrer Ausstrahlung<br />
und lokal in ihrer Eigenheit ist, als<br />
Ausdruck einer lebendigen Region<br />
und seiner Städte entdeckt werden.<br />
Im Architektursommer Rhein-<br />
Main 2011 haben sich die Städte Frankfurt,<br />
Darmstadt, O�enbach und Wiesbaden<br />
zusammengeschlossen, um mit<br />
vielfältigen Veranstaltungen grundsätzliche<br />
und aktuelle Aspekte von Architektur,<br />
Freiraumgestaltung und<br />
Stadtentwicklung zu zeigen, zu diskutieren<br />
und zu hinterfragen. Dabei wird<br />
die Entwicklung einer regionalen Identität<br />
gleichermaßen wie die Stärkung<br />
der inter nationalen Wahrnehmung<br />
eine wichtige Rolle spielen.<br />
Die Verbesserung der Lebensqualität<br />
durch Architektur wird ge-<br />
zeigt, aber auch die kreativen und<br />
innovativen Prozesse, die dazu beitragen,<br />
werden sichtbar. Auf diese<br />
Weise soll das Bewusstsein sowohl<br />
für die historischen, sozialen als auch<br />
ökologischen Zusammenhänge des<br />
Bauens geschärft werden.<br />
Die polyzentrische Rhein-Main-<br />
Metropolregion verfügt über eine<br />
reichhaltige und abwechslungsrei che<br />
Baukultur, die sich im Archi tektursommer<br />
als o�enes Experimentierfeld<br />
prä sentiert und einen gemein samen<br />
Ort des Kennenlernens, des Austauschs<br />
und der Entdeckungen anbietet.<br />
VORWORT<br />
Prof. Kai Vöckler<br />
Urbanist<br />
Gründungsmitglied von Archis Interventions;<br />
Programm direktor für Südosteuropa.<br />
Stadtentwicklungsprojekte in Südosteuropa.<br />
Stadtforschungsprojekte in Europa und<br />
Asien. Wettbewerbe und städtebauliche Projekte<br />
mit Landschaftsarchitekten und<br />
Architekten. Publikationen zu kunsttheoretischen<br />
und urbanistischen Themen.<br />
Kurator von Ausstellungen an europäischen<br />
Kulturinstitutionen. Stiftungsprofessur<br />
für Krea tivität im urbanen Kontext an der<br />
Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach.<br />
Vorwort 05<br />
16.09.2011: „Ausgezeichnet – Wir bauen Frankfurt! 12: Behrendt+Männchen“