LAS 49 - Lippstadt am Sonntag
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<strong>Lippstadt</strong> <strong>am</strong> <strong>Sonntag</strong>, Seite 8<br />
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„F<strong>am</strong>ilien in<br />
großer Not“<br />
Kindertrauergruppe hilft Jungen und<br />
Mädchen mit dem Tod umzugehen<br />
Der KrankenhausseelsorgerThomasThiesbrummel und die Heilpraktikerin<br />
Hildegard Fisch helfen Kindern die Trauer um einen verstorbenen<br />
Elternteil zu verarbeiten.<br />
<strong>Lippstadt</strong>. (-tt) Auf einmal ist der<br />
Papa weg, die M<strong>am</strong>a kommt nicht<br />
mehr wieder, Oma und Opa werden<br />
schmerzlich vermisst oder<br />
ein Geschwisterkind ist nicht<br />
mehr da. Viele Fragen und nur<br />
wenige Antworten tun sich besonders<br />
für Kinder bei Sterbefällen<br />
auf, denn die betroffenen F<strong>am</strong>ilien<br />
befinden sich in einem<br />
Ausnahmezustand. Um Kindern<br />
in Trauersituationen zu helfen,<br />
haben der Krankenhausseelsorger<br />
im Ev. Krankenhaus <strong>Lippstadt</strong><br />
ThomasThiesbrummel und die Erwitter<br />
Heilpraktikerin für Psychotherapie<br />
und Kindertrauerbegleiterin<br />
Hildegard Fisch eine Trauergruppe<br />
für Kinder eingerichtet,<br />
die <strong>am</strong> vergangenen Montag zum<br />
ersten Mal zus<strong>am</strong>menk<strong>am</strong>. Acht<br />
Jungen und Mädchen zwischen<br />
10 und 13 Jahren können hier<br />
über ihre Ängste und Gefühle<br />
sprechen und lernen, mit dem<br />
Verlust zu leben.<br />
„Alle Kinder in der Gruppe betrauern<br />
einen Elternteil. Es sind<br />
unterschiedliche Schicksale und<br />
Trauersituationen. Bei manchen<br />
Kindern ist der Verlust erst acht<br />
Wochen her, bei einigen schon<br />
zwei Jahre. Aber eigentlich spielt<br />
Zeit da keine Rolle, weil die Trauer<br />
immer da ist. Sie lernen bei uns<br />
d<strong>am</strong>it umzugehen“, erzählte Hildegard<br />
Fisch im Gespräch mit<br />
<strong>Lippstadt</strong> <strong>am</strong> <strong>Sonntag</strong>. Die Betreuung<br />
der Kinder übernimmt sie<br />
mit Pfarrer Thiesbrummel gemeins<strong>am</strong>.<br />
„Es ist wichtig, dass wir<br />
einen weiblichen und einen<br />
männlichen Part haben. Außerdem<br />
gibt es immer Situationen,<br />
wo es einem Kind mal nicht so gut<br />
geht, dann kann sich einer von<br />
uns mit ihm zurückziehen“, ergänzte<br />
sie.<br />
Thiesbrummel wurde durch seine<br />
Arbeit im Evangelischen Krankenhaus<br />
auf Kinder aufmerks<strong>am</strong>, die<br />
vom Tod eines Angehörigen betroffen<br />
waren. „Dadurch ist die<br />
Idee gewachsen, für Kinder in<br />
Trauersituationen etwas zu tun“,<br />
unterstrich der Theologe. Beide<br />
haben im Kinder- und Jugendhospiz<br />
in Olpe eine Ausbildung zum<br />
Kindertrauerbegleiter gemacht.<br />
In der Kindertrauergruppe sollen<br />
die jungen Teilnehmer lernen, die<br />
Realität des Todes zu benennen,<br />
Gefühle zuzulassen, Trost zu finden,<br />
Rituale zu entwickeln und Erinnerungen<br />
an die Verstorbenen<br />
auszutauschen. „Es gibt hier keine<br />
Therapie, sondern eine Wegbegleitung.<br />
Die Kindern öffnen sich<br />
von ganz alleine, denn die wich-<br />
tigste Erfahrung besteht aber darin,<br />
zu sehen, dass sie nicht alleine<br />
sind, und dass es andere Kinder<br />
gibt, die den gleichenVerlust erlitten<br />
haben. Ihnen tut es gut, Dinge<br />
auszusprechen und sich d<strong>am</strong>it ihre<br />
Situation bewusst zu machen.<br />
Die Kinder schützen ja auch oftmals<br />
ihre Eltern und nehmen sich<br />
mit ihrer Traurigkeit zurück, um<br />
sie nicht noch trauriger zu machen“,<br />
hat Thiesbrummel die Erfahrung<br />
gemacht. Nach der anderthalbstündigenGruppenstunde<br />
würden die Kinder nicht traurig<br />
rausgehen, denn es werde auch<br />
gelacht, gebastelt und gemalt.<br />
Fisch: „Durch das kreative Angebot<br />
gibt es die Möglichkeit, die<br />
Trauer auszudrücken.“<br />
Die Trauergruppe für Kinder aus<br />
dem Altkreis <strong>Lippstadt</strong> umfasst<br />
acht Nachmittage und eine Abschlussveranstaltung<br />
mit den F<strong>am</strong>ilienangehörigen.<br />
„Es ist eine<br />
feste Gruppe, aber wir planen<br />
langfristig noch mehr Gruppen<br />
anzubieten, auch in anderen Altersstufen“,<br />
machte die Heilpraktikerin<br />
deutlich. Das soll über<br />
den Verein „Horizontas“ geschehen,<br />
der sich derzeit im Aufbau<br />
befindet. Die laufende Kindertrauergruppe<br />
wird durch die Karl-<br />
Bröcker-Stiftung in <strong>Lippstadt</strong><br />
unterstützt.<br />
Ziel der Arbeit und desVereins sei<br />
es, die Kinder stärker zu machen,<br />
d<strong>am</strong>it sie selbstbewusster mit<br />
dem Schicksalsschlag umgehen.<br />
„Die Kinder werden nach Abschluss<br />
der Treffen in der Lage<br />
sein, ihre Gefühle einzuordnen<br />
und wissen, dass sie sie auch zeigen<br />
dürfen. Es werden Möglichkeiten<br />
gezeigt, wie sie aus der<br />
Trauer wieder herausfinden und<br />
was ihnen gut tut. Daran sollen<br />
sie sich dann erinnern, wenn es<br />
ihnen schlecht geht“, erklärte<br />
Fisch, und Thiesbrummel fügte<br />
hinzu: „Trauer ist keine Krankheit,<br />
aber sie kann krank machen. Deshalb<br />
setzen wir vorher an, denn<br />
wir erleben, dass F<strong>am</strong>ilien in ganz<br />
großer Not sind und wirklich darauf<br />
gewartet haben, dass so eine<br />
Trauergruppe angeboten wird.“<br />
Mit ihrem Verein „Horizontas“<br />
wollen die beiden Kindertrauerbegeleiter<br />
künftig auch<br />
Schulen und Kindergärten für<br />
den einfühls<strong>am</strong>en Umgang mit<br />
durch einen Todesfall traumatisierten<br />
Kindern sensibilisieren.<br />
Bei weiteren Fragen zum Thema<br />
„Trauer“ stehen Hildegard<br />
Fisch (Tel. 02943/ 980501) und<br />
Thomas Thiesbrummel (Tel.<br />
0171/ 4752626) zur Verfügung.