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Download Diplomarbeit - Norbert Freudenthaler

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was und wie denn die Wirklichkeit sein soll oder zu sein hat, bleibt sie hinter einem Filter verborgen. Der Begriff<br />

Wirklichkeit in der Bilderwelt sollte im Plural gebraucht werden. Das Vexierbild Hase oder Ente entlässt den Be-<br />

trachter in die Denkaufgabe, eine vorgefasste Anschauung über Bord zu werfen oder tunlichst anzuzweifeln. Das<br />

Objekt der Begierde ist an die Wiedergabe der flüchtigen Vision des schöpferischen Geistes gebunden und kann<br />

sich mit der Hoffnung trösten, Annäherungswerte zu kreieren. Diese Flüchtigkeit des Moments kann das Auge<br />

vielleicht erfassen, ob es aber gelingt den Ausschnitt als Abbildung festzuhalten, ist selten oder beinahe nie dem<br />

Zufall überlassen. Oft wäre es notwendig, bevor das Auge etwas erkennt, was Motiv sein soll, im Sucher bereits<br />

ausgelöst zu haben; den Augenschein, den intuitiven Seherblick eines Blinden vorwegzunehmen. Eine bewusst<br />

manipulierte Verschlusszeit, kann einer Szene mehr Aufschluss geben, als wenn dem Einfluss des vorhandenen<br />

Lichts gehorsam Folge geleistet wird. Darum kann der Kunstanspruch der Wirklichkeit nicht immer gerecht wer-<br />

den. Die Wirklichkeit schlägt der Schnappschusszunft, die sich allzu gern in der Gunst der Kunstsinnigkeit sonnt,<br />

hin und wieder ein Schnippchen. In der Abbildung soll ja auch etwas gesagt oder ausgesprochen werden. Will man<br />

der Bildersprache Glauben schenken, ist die Metaebene des Bildes mehr Ergänzung als Ersatz des gesprochenen<br />

Wortes. Soll es für den Betrachter ein Rätsel bleiben, ob die Aggressivität oder die Defensive im Bild vorder- oder<br />

hintergründig ein- oder ausgeblendet dargestellt ist? Die Klarheit und die Verwirrung erschaffen sich gegenseitig.<br />

Wie im Hologramm erkenne ich nicht immer alles sofort. Immer wieder drängt sich etwas anderes in den Vorder-<br />

grund. Das jetzt Eingefangene ist nicht immer so gewesen. Und was die Zukunft zeigt, wissen wir nicht! Vielmehr<br />

können wir etwas ahnen, und mit Ahnung in der Gegenwart zu reüssieren, kann zukunftsweisend sein, sowohl in<br />

der Architektur als auch in der Fotografie.<br />

Johann <strong>Freudenthaler</strong>

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