Download Diplomarbeit - Norbert Freudenthaler
Download Diplomarbeit - Norbert Freudenthaler
Download Diplomarbeit - Norbert Freudenthaler
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Abbildungs-“Qualität“<br />
Ludwig Josef Johann Wittgenstein<br />
(26. April 1889 - 29. April 1951)<br />
wir können vor das Abgebildete treten und sagen, ob diese Sachverhalte<br />
der Reihe nach mit einem Vermerk „der Fall“ abgehakt werden können.<br />
Die größere Überraschung ist, dass wir demnach die gesamte Welt und<br />
zwar genau soweit, wie wir sie wahrnehmen und als diese Welt identifizieren<br />
können, mit genau solchen Aussagen zu Sachverhalten abbilden können.<br />
Was an Wittgensteins Ausführungen verblüffen musste, war, dass sie be-<br />
liebige Abbildungen auf die Ebene von Aussagen zurückbrachten und<br />
dass sie gleichzeitig ohne eine Theorie zu „Geist“, „Ideen“ und ohne „Din-<br />
ge an sich“ auskamen und dennoch erklärten, wieso sprachliche Aussa-<br />
gen, Bilder, Tondokumente für uns als Abbilder verwendbar werden und<br />
was geschieht, wenn wir Abbilder auswerten – etwa nach einer Person<br />
aus einer Videoüberwachung fahnden. Alle übrigen philosophischen Pro-<br />
bleme, die sich um die Abbild-Debatte ranken, florieren, so Wittgenstein in<br />
der Vorrede des Tractatus, nur, da Ansprüche und Behauptungen in das<br />
Thema hineingezogen werden, die darin nichts zu suchen haben.<br />
Reflexion<br />
Weshalb wir Bildern ansehen, dass sie Abbilder sind, darüber zu sprechen<br />
war einfach. Die schwierigere Frage war, wie wir die Sprache der Aussagen<br />
erlernten, mit der wir uns darüber austauschen können, inwiefern ein Bild<br />
etwas abbildet; sie sollte im Zentrum der späteren Arbeiten Wittgensteins<br />
rund um die Philosophischen Untersuchungen (postum erstveröffentlicht<br />
1953) stehen: Wie finden wir in die Sprache hinein? Die Überlegungen, die<br />
76