Bernd Grass Die Rolle der Betriebsräte in der Aus - Rainer Hampp ...
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156 <strong>Grass</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Rolle</strong> <strong>der</strong> <strong>Betriebsräte</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Aus</strong>- und Weiterbildung (ZfP 2/97)<br />
diese <strong>Betriebsräte</strong> sich durchaus im Spektrum <strong>der</strong> durchschnittlich schlechten Umsetzung<br />
<strong>der</strong> §§ 96 bis 98 BetrVG bewegen. Man kann daraus folgern, daß die aktive Gruppe<br />
von <strong>Betriebsräte</strong>n zwar auch nicht über den Schatten <strong>der</strong> mangelnden Inanspruchnahme<br />
<strong>der</strong> Rechte nach <strong>der</strong> Betriebsverfassung spr<strong>in</strong>gt, daß sie aber den Rahmen jenseits<br />
dieser formal-rechtlichen Möglichkeiten konsequenter nutzt als alle übrigen <strong>Betriebsräte</strong>.<br />
Fragt sich im übrigen, wie die formal-rechtlichen Möglichkeiten <strong>der</strong> Betriebsverfassung<br />
zu bewerten s<strong>in</strong>d, wenn nicht e<strong>in</strong>mal die „Profis“ unter den <strong>Betriebsräte</strong>n mehr<br />
als durchschnittliche Aktivitäten zeigen? <strong>Die</strong>sen Befund gilt es zu <strong>in</strong>terpretieren.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Betriebsräte</strong> können mit den formal-rechtlichen Möglichkeiten <strong>der</strong> Betriebsverfassung<br />
bei <strong>der</strong> Weiterbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mehrzahl nicht viel anfangen. Sie schaffen sich<br />
e<strong>in</strong> Instrumentarium <strong>der</strong> E<strong>in</strong>flußmöglichkeiten, das zum Teil unterhalb rechtlicher Absicherung<br />
durch die Betriebsverfassung angesiedelt ist. Um die Betriebsverfassung zur<br />
Geltung zu br<strong>in</strong>gen, s<strong>in</strong>d erhebliche Anstrengungen <strong>der</strong> Gewerkschaften nötig. <strong>Die</strong>s<br />
müßte sich vor allem <strong>in</strong> Richtung auf mehr Kenntnisse und Fertigkeiten im Umgang mit<br />
den e<strong>in</strong>schlägigen Paragraphen <strong>der</strong> Betriebsverfassung bewegen. Dennoch sche<strong>in</strong>en<br />
sich die <strong>Betriebsräte</strong> ke<strong>in</strong>eswegs aus <strong>der</strong> E<strong>in</strong>flußnahme auf Weiterbildungsmaßnahmen<br />
verabschiedet zu haben. Sie gehen freilich an<strong>der</strong>e als die vorgezeichneten Wege. E<strong>in</strong><br />
gut Teil <strong>der</strong> E<strong>in</strong>flußnahme wird auf <strong>in</strong>formellem Wege erledigt. <strong>Die</strong>s muß auch nicht<br />
bedeuten, daß die getroffenen Regelungen für die Beschäftigten und die Unternehmen<br />
nachteilig gestaltet s<strong>in</strong>d. Das Problem besteht im wesentlichen <strong>in</strong> <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>geren Verb<strong>in</strong>dlichkeit<br />
<strong>der</strong> <strong>in</strong>formellen Regelungen.<br />
Betriebliche Personalpolitik aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> <strong>Betriebsräte</strong><br />
<strong>Die</strong> Planungsrationalität <strong>der</strong> Betriebe <strong>in</strong> puncto Personal konnten die Arbeitnehmervertretungen<br />
<strong>in</strong> zwei Punkten bewerten: Ob es vorausschauende Bildungs- und Personalpolitik<br />
gibt und ob <strong>der</strong> Zusammenhang zwischen Bildungs- und Investitionsplanung<br />
im Betrieb diskutiert wird.<br />
Bei beiden Fragen können nur jeweils große M<strong>in</strong><strong>der</strong>heiten unter den <strong>Betriebsräte</strong>n,<br />
die <strong>in</strong> die Analyse e<strong>in</strong>bezogen wurden, positive Antworten geben (jeweils 45%). <strong>Die</strong>se<br />
Bewertung wird <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>- und Mittelbetrieben (bis 299 Beschäftigte) weniger ausgesprochen<br />
als <strong>in</strong> den größeren Betrieben. <strong>Die</strong>s mag durchaus <strong>der</strong> Realität entsprechen.<br />
<strong>Die</strong> kle<strong>in</strong>eren Betriebe s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel den Verän<strong>der</strong>ungen des Marktes schärfer ausgesetzt<br />
und verfügen seltener über das Instrumentarium und die Infrastruktur, die Voraussetzung<br />
für rationelles, planerisches Verhalten ist. Dennoch erstaunt es, daß auch <strong>in</strong><br />
den Großbetrieben (1000 und mehr Beschäftigte) jeweils auch nur knapp etwas mehr<br />
als die Hälfte aller <strong>Betriebsräte</strong> (53 bzw. 55%) von vorausschauen<strong>der</strong> Personalplanung<br />
bzw. <strong>der</strong> Diskussion des Zusammenhangs von Investitionen und Bildung reden. Was<br />
f<strong>in</strong>det – fragt man sich – <strong>in</strong> den übrigen Großbetrieben statt?<br />
In diesem Zusammenhang muß von e<strong>in</strong>er Wahrnehmungslücke <strong>der</strong> <strong>Betriebsräte</strong><br />
ausgegangen werden. <strong>Die</strong>se Lücke mag im wesentlichen zwei Ursachen haben:<br />
� Den <strong>Betriebsräte</strong>n werden die entsprechenden Informationen vorenthalten.<br />
� <strong>Die</strong> <strong>Betriebsräte</strong> <strong>in</strong>teressieren sich so wenig für die Thematik, daß sie erreichbare<br />
Informationen nicht recht e<strong>in</strong>ordnen können.