20.08.2015 Views

Frauen sehen Kuba

tAGEBUCH - Arbeitsstelle Eine Welt

tAGEBUCH - Arbeitsstelle Eine Welt

SHOW MORE
SHOW LESS

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

die mich in ihrer Arbeit sehr beeindruckten.Besonders hängengeblieben ist mir eine kleineZeremonie am <strong>Frauen</strong>tag, der als „Día dela Mujer“ in Cuba größer als bei uns gefeiertwird. In der ganzen Stadt hingen Poster mit derSilhouette einer jungen Frau und den Worten(Pasión, Firmeza y Valor = Leidenschaft, Stärkeund Wert).Im Centro wurden nach dem Mittagessenalle dort Anwesenden in den Seminarraumgebeten und aufgefordert, sich rund um einekubanische Flagge zu versammeln. Es wurdeein Film abgespielt, in dem bedeutende<strong>Frauen</strong>persönlichkeiten – u. a. Luxemburgund Zetkin – gezeigt wurden, die maßgeblichdie heutige Rolle der Frau mitgeprägt hatten.Anschließend durfte jeder Anwesende eineKerze anzünden und über <strong>Frauen</strong> sprechen,die sein/ihr Leben beeinflusst hatten oderder sie danken wollten. Das Licht ging dabeiaus und die Kerzen wurden zusammen mitihren Wünschen und Träumen rund um diekubanische Fahne aufgestellt.Da war wieder ein in mir gesponnenesNetz aus Gedankenfäden zerrissen, dassich an diverse <strong>Frauen</strong>tagsfeiern erinnerte,zu denen Brigadefrauen brustschunkelndund cognactrinkend plötzlich sehr fröhlichmiteinander umgingen, obwohl sie sich tagsüberim Betrieb kaum etwas zu sagen hatten.Noch ein Erlebnis: auch in diesem Jahr hattenwir die Möglichkeit verschiedene Sozialprojektekennen zu lernen. Die nachhaltigstendavon, die in meinem Gedächtnis hängenblieben, waren wieder einmal die Begegnungenmit der dritten Generation. Ein Nikaraguanerhatte mir einmal in Leipzig erzählt, dass er estoll finde, wie aktiv unsere alten Menschen inDeutschland ihr Rentendasein bestritten. Ermeinte damit die über 60-jährigen, die dasnötige Geld und die Zeit hatten, Kreuzfahrtenzu unternehmen, Sportkurse zu besuchen undauch sonst ein recht umtriebiges, abgesichertesRentendasein führten.Klar, davon konnten nikaraguanische „Rentner“nur träumen, denn die meisten von ihnenwurden im Durchschnitt eh nur 60 Jahre alt undwaren nach diesen 60 Jahren so verbraucht underschöpft vom täglichen Überlebenskampf,dass langlebigere Zeitgenossen froh seinkonnten, ein mageres Gnadendasein in ihremDorf oder Stadtteil innerhalb ihrer Familienzu führen, die selbst zum täglichen Kampfums Überleben gezwungen waren.<strong>Kuba</strong> war anders: schon vor zwei Jahrenhatten wir ein Altenpflegeheim besucht,dessen Bewohner mir glatt die Spracheverschlugen. Es wirkte von außen ärmlich undkarg, aber die Bewohner begegneten unseremgut gemeinten dünnstimmigen Gesang mitkräftigen Rezitationen eigener Gedichte,starken Gesangseinlagen und bühnenreifenViolinensoli, so dass ich den Eindruck bekam,ehemaligen Orchestervirtuosen begegnet zusein. Ein Eindruck, der sich manifestierte, jemehr ich dieses stolze und gebildete Volkkennen lernte.In diesem Jahr durften wir zwei Altersheimebesichtigen. Eines gehörte zur katholischenKirche und war in einem sehr großen,weiträumigen Gebäude untergebracht. DerOrt wirkte karg, aber großzügig und bargeine Vielzahl von Lebensgeschichten in sich.Geführt wurden wir von einem spanischenMissionar, der uns in die Speisesäle derunterschiedlichsten Kategorien von Lebens-10

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!