In der Trockenzeit kommen hauptsächlichausländische Gruppennach Varadero ins Centro. Inder Regenzeit (Mai-Oktober) sindWaisenkinder und Menschen mitBehinderungen zur Erholung in demschönen Haus unweit vom Strand.Wir genießen nicht nur Sonne undWasser, sondern auch die erstklassigeKüche mit Hummer undHumus, köstlichen Suppen und Nachspeisen,morgens Omelett, nicht zuvergessen den starken kubanischenKaffee, mittags verfeinert miteinem Schuss Rum.Varadero ist ein Straßenort mitHotelcontainern, aber auch vielenprivaten Häusern, die Ferienwohnungenund Zimmer anbieten.Wir entdecken viele Touristen ausRussland und Kanada. Die Lehrerfür Salsa vermitteln die Tänzemehrsprachig:ras, dwa, tri, jeschoras! Again, one, two,three! Wunderbar! Noch einmal! ...Am ersten Abend in Varadero lädtuns Margita zum Geburtstagscocktailein. Dabei erzählt sie einenihrer (Alb-)Träume, den sie imVorfeld der Reise hatte: siekommt in Havanna an ohne Gepäck,aber mit Mann! Antjereagiert erbost: „Ich habeeuch doch gesagt, dies ist eine<strong>Frauen</strong>reise!“74
RÜCKBLICKEauf die ReiseRückblick auf die ReiseFeedback von ChristineJe mehr Zeit seit der Reise vergeht, desto mehrneue Einsichten gewinne ich durch Gesprächemit <strong>Kuba</strong>-Freundinnen, empfohlene Artikel, eigeneAnalyse.Mit diesen entwicklungspolitischen Reisen will ichden Teilnehmenden zeigen, in welchem Maße sichdie kubanische Gesellschaft verändert und dassdie stereotypen Meinungen über eine angeblichstarre Gesellschaft nicht haltbar sind. Das scheintauch auf dieser Reise gelungen zu sein.„<strong>Kuba</strong> ist weder die Hölle noch das Paradies“ so habeich vor vielen Jahren einen Bericht über eine Reiseüberschrieben. Auch das trifft immer noch zu.Mit welchen Veränderungen wir in diesem Jahrkonfrontiert wurden, hat allerdings mein Weltbildetwas erschüttert. Am meisten hat mich schockiert,dass inzwischen in <strong>Kuba</strong> über eine Transformationder Gesellschaft nachgedacht wird. Ich fühle micherinnert an die Transformation unserer eigenenGesellschaft als auch die Osteuropas. Währendim Osten Deutschlands die sozialen Einschnitteeinigermaßen sozial abgefedert worden sind,blieb beispielsweise in der ehemaligen SU nacheiner UN-Statistik jeder Vierte auf der Strecke.Besonders schmerzlich ist für mich die Erkenntnis,dass die Fortschritte, die <strong>Kuba</strong> im Sozialen, Bildungs-undGesundheitswesen erreicht hat, imWesten nicht gewürdigt oder gar ignoriert werden.Nun stehen den <strong>Kuba</strong>nerInnen einschneidendeVeränderungen ins Haus, die genau diese Errungenschaftenins Wanken bringen.Mein ursprüngliches Anliegen, mit den <strong>Kuba</strong>nerinnenüber die Erfahrungen der Wende und dieTransformationsprozesse bei uns zu debattieren,wurde während all der Jahre leider nicht angenommen.Immerhin reise ich seit 1994 mit Gruppennach <strong>Kuba</strong> und spürte wenig Interesse. Nunist die kubanische Gesellschaft im Umbruch undjetzt werden wir anscheinend gebraucht.Die AktivistInnen im Centro sind voller Optimismus,dass die kubanische Gesellschaft gerechterund sozialer gestaltet werden kann. MehrereLeute haben mir unabhängig voneinandervon einem Netzwerk berichtet, das sich dieBewusstseinsbildung im Land zum Ziel gesetzt hat.Demzufolge debattieren rund 3000 Engagiertein den Städten und Dörfern mit den Menschenüber Veränderungsprozesse und Zukunftsmodelleeiner sozial gerechten Gesellschaft, diedas bisher Erreichte im Blick behält.Eigentumsfragen, alternative Wirtschaftsformen,die Rolle des Geldes und sogar die Verfassungwerden diskutiert.Diese Reise hat mir wiederum neue Eindrückeverschafft. Wir sind als <strong>Frauen</strong>gruppe gereistund das Martin Luther King Zentrum hat unsentsprechend ein passendes Programm gemachtund uns Einblicke in die kubanische Gesellschaftam Beispiel der Situation der <strong>Frauen</strong> in <strong>Kuba</strong>gegeben. Dafür bin ich sehr dankbar.Die Gruppe war in der Lage, sich auf das Landeinzustellen. Die gemeinsamen Gesprächeüber das, was wir ge<strong>sehen</strong> und erlebt haben,bereicherten uns alle. Kathrin hat dafür denpassenden Begriff der „Denkwerkstatt“ geprägt.Nach wie vor bin ich überzeugt davon, dassdie Beschäftigung mit den gesellschaftlichen75