VorwortAnlassAntjeDie beeindruckenden, tiefen Erfahrungender <strong>Frauen</strong>studienreisen nach Papua-Neuguinea 2007 und nach Indien 2010haben mich veranlasst, meinen Kontaktzu Christine Müller in der ArbeitsstelleEine Welt zu nutzen, um mit einer <strong>Frauen</strong>gruppenach <strong>Kuba</strong> zu fahren.Zu acht sind wir der Einladung der Gemeindedes Martin-Luther-King-Memorial-Centersin Havanna gefolgt. Diesebaptistische Gemeinde ist geprägt durchdie prophetische Vision und sozialpolitischeKraft von Rev. Raúl Suárez. Sie hatuns ein phantastisches <strong>Frauen</strong>programmzusammengestellt, das unsere Erwartungenweit übertraf.Wir haben mit vielen <strong>Frauen</strong> in <strong>Kuba</strong> direkten Kontakt bekommen, sogar Zugang in mancheWohnungen gefunden und in einem mehrtägigen Workshop mit kubanischen <strong>Frauen</strong>zu biblischen und sozialpolitischen Themen gearbeitet.Dieses Buch ist ein persönlicher Rückblick der Gruppe.
Land der eigenen WegeBarbaraCuba war nun kein unbekanntes Land mehrfür mich, war ich doch bereits im Februar 2010mit einer Gruppe der „Arbeitsstelle Eine Welt“in diesem kleinen Inselstaat. Das letzte Malfuhr ich als Vertreterin der Mittelamerika-Initiative Leipzig mit, um anschließend direktüber meine neu gewonnenen Erlebnisse undErfahrungen in diesem Land zu berichten.Dieses Mal, März 2012, wurde ich als Übersetzerinmitgenommen für eine Gruppevon <strong>Frauen</strong>, die mehr über das Leben ihrerkubanischen Geschlechtsgenossinnen erfahrenwollte. Eine reine <strong>Frauen</strong>gruppe also,auch noch mit dem Thema Frau. Fraulicherging´s kaum noch. Schon etwas eigen für mich,hatte ich doch bei dem Wort „evangelische<strong>Frauen</strong>gruppe“ sofort eine Assoziation zuerd- und ockerfarben bekleideten <strong>Frauen</strong> mitlangen Röcken und einem moralisierend undernst schauendem Gesicht, die mindestensdreimal täglich Tischgebete sprachen.Nun ja, soviel zu dem niemals vorurteilsfreienBlick und den daran anknüpfendenGedankennetzen. Dass dieses gleich beimersten Treffen durch die Kenntnis ihrerBiographien und der persönlichen Begegnungeingerissen wurde, ermunterte mich ungemein,mit diesen spannenden <strong>Frauen</strong> auf Reise zugehen, in ein Land, das wie gesagt, nicht mehrso unbekannt für mich war.Als Übersetzerin hatte ich dieses Mal kaumZeit selbst Fragen zu stellen, denn wenn dassehr dichte Programm zu Ende war, so warenes auch meine Stimme und meine Kraft,die mich verließen. Die enorme Menge vondrei bis vier Veranstaltungen pro Tag, fürdie jeweils fast zwei Stunden gebündelteKonzentration aufgebracht werden mussten,stellten eine echte Herausforderung fürmich dar. So kam es, dass ich dieses Malkaum Fotos machte und noch weniger aufschrieb.Ich wollte einfach alles außerhalbder Übersetzungszeiten mühelos in michaufnehmen, ohne die Verpflichtung zumSchreiben und Fotografieren zu spüren. Nachdemich nun die tollen Fotos meiner Mitreisendenge<strong>sehen</strong> habe, bereue ich dies auchkeine Sekunde und es ist interessant zu <strong>sehen</strong>,welche Art von Eindrücken herauskommen,wenn eine längere Zeit zwischen Erlebtemund Erinnertem liegen.Woran erinnere ich mich besonders gern?Zunächst war es toll, wieder all die Menschenzu treffen, die ich 2010 kennenlernen durfteund bei einem Reverse-Programm in Leipzigzu Gast hatte. Es wurde sofort nach denKindern und der Familie gefragt, geküsst,umarmt, gelacht – das volle kubanische Programm.Diese Nächstenliebe geht mir immersehr ans Herz und ich denke manchmal vollerWehmut: hätte ich nicht doch lieberals <strong>Kuba</strong>nerin geboren werden sollen? Wosonst findet man soviel Stolz, Witz, Anmutund Temperament? Selbst das menschlicheMiteinander in Südamerika wirkt da fast nochetwas unterkühlt.Dann waren da wieder die Gemeinde unddie engagierten jungen Leute vom Centro,