kubanische Familie, in derenWohnung eingeladen zu werden!Zwar erwartete uns dort nichtnur die Hausfrau, sonderndie gesamte Familie, und derHausherr führte auch dasGespräch und am Anfang eineBibelstunde durch, was uns etwasbefremdete, sich dann aber dochnoch zu einem sehr interessantenAustausch entwickelte.Unser Gastgeber war uns nichtganz unbekannt. Er arbeitet auchim Centro mit, ist im Irakkriegals Folge der Giftgasangriffe erblindet,bezieht eine Rente von200 Pesos und hat noch mal – mitHilfe seiner Frau – ein Studiumals Lehrer für Physiotherapie undPsychotherapie(?) absolviert.Er arbeitet unentgeltlich alsDozent, um genügend Lehrstundenfür seine Anerkennung als Dozentzusammen zu bekommen undschreibt Gedichte.Er hofft sehr, eines seiner 10Bücher veröffentlichen zu können,um damit das Geld für die 15.Geburtstagsfeier seiner Tochterzu verdienen.Obwohl ihm ein Verlag zugesicherthabe, dass er gute Prosaschreibt, veröffentlicht er sienicht. Ihm fehlt, wie er meint, eineinflussreicher Gönner.Dieses Gespräch trug, wie andereEindrücke, z.B. die christlicheHausgruppe, dazu bei, dass meinanfänglicher Optimismus, <strong>Kuba</strong>könnte vielleicht wirklich ein Vorreiterfür einen dritten Weg dergesellschaftlichen Entwicklung sein,sich (leider) wieder auflöste.Er beschrieb nämlich, dass zwarvon ganz oben politische Reformengewollt sind, dass sie aber steckenbleiben, schon auf der nächstenEbene sei alles so wie früher, diealte Starrheit.Und was auch ganz deutlichwurde, der gelebte Machismo.Wer bekam den teuren Obstsalat?Die Gäste und die Männer!(Mir blieb er bald im Hals stecken,weil ich daran dachte, welcheAusgabe das für die Familiegewesen sein muss und was dafürweggespart wurde.)Wer führte das Gespräch? DerHausherr! Beide beklagten denZulauf der Jugend zur Santeriaund die indirekte Unterstützungdes Staates für diese Religion,indem sie besondere Beachtunggeschenkt bekommt.Hier hörte der von mir bewunderteökumenische Gedanke der Gemeindevon Raul Suarez auf.Die „Götzenanbeterei“ ist da– zumindest in der Basisgemeinde– nicht einbezogen.Es wurde aber auch deutlich,wie verinnerlicht der Glauben64
unter diesen einfachen Menschen(wirtschaftlich gemeint) istund wirklich dabei hilft, dieschwere Zeit zu überstehen, denOptimismus nicht zu verlieren.Das hat mich sehr beeindruckt.TAgebuchDonnerstag 15. MärzBärbelHeute besuchten wir zuerstdas Kinderkrankenhaus derUni, erlebten also auch diedritte Stufe des Gesundheitssystemslive. Dazumusste eine Genehmigung desGesundheitsministeriums eingeholtwerden, die das Centro für unsbesorgte!Wir – eine kleine unbedeutendeGruppe Ausländer – wurden vonder Chefärztin der DiagnostischenAbteilung empfangen (undenkbarbei uns) und zu einemKonferenzraum geführt, derwieder schön tiefgekühlt war.Hier stieß eine weitere Chefärztin(der Kinderabteilung) dazu undspäter noch eine Allergologin, eineTochter von Che Guevara65