Es wurde uns erklärt, dass im Haus77 % <strong>Frauen</strong> arbeiten und auchder Führungskreis überwiegendaus <strong>Frauen</strong> besteht.Diese Klinik ist spezialisiert aufChirurgie, Transplantationsmedizin,Genetik und Neugeborenenprobleme.Aus allen 14 Landesteilen<strong>Kuba</strong>s werden Neugeborenemit Missbildungen oder anderenschweren Problemen hierhergeflogen und behandelt.Das Haus hat 230 Betten, achtOP-Säle mit neuester Technikaus der sog. Ersten Welt, auchaus Deutschland, und moderneDiagnostikgeräte. Alle Laboratoriensind automatisiert.Sie waren sehr stolz, verkünden zukönnen, auf dem neuesten Standder Technik im Weltmaßstabzu stehen und auch, dass beikleinen Kindern ein Elternteil mitim Krankenhaus bleiben könneund kostenlos mit versorgt werde.(Nebenbei erfuhren wir auf unsereNachfrage, dass die Elternunbegrenzt krankgeschrieben werden,wenn ihre Kinder krank sindund dabei 60 % ihres Einkommensbekommen, Sozialfälle sogar 100 %.)Die temperamentvolle und attraktiveChefärztin der Kinderabteilungschilderte uns dannganz privat und offen ihren Alltagals führenden Ärztin, Mutter undHausfrau. Sie stemmt alles selbst,habe eine Tochter, die zur Unigeht und einen Ehemann, die siebeide bekocht und bemuttert,ohne Haushaltshilfe und trotzvieler Nachtdienste.Sie arbeite sehr hart, aber mitviel Liebe und einer sehr positivenGrundeinstellung, was ich ihr sofortglaubte, so wie ich sie beimReden erlebte.Dann übernahm die Tochter vonChe das Wort. Sie erzählte unsebenfalls ganz begeistert undengagiert, dass das Krankenhausvor 50 (?) Jahren als erstes Krankenhausnach der Revolutiongebaut und nach einem Kindbenannt sei, dass mit 14 Jahrenvon Batista ermordet worden sei.Stolz verwies sie darauf, welcheErfolge <strong>Kuba</strong> in der Eindämmungder Kindersterblichkeit erreichthat. Vor der Revolution seien 600bis 700 von 1000 Kindern im erstenLebensjahr gestorben, heute nurvier.Auch ausländische Kinder werdenim Krankenhaus behandelt, kostenlos!Früher hätten die sozialistischenStaaten diese Kosten übernommen.Alle drei Ärztinnen waren selbstzu Solidaritätseinsätzen inMozambique und Nicaragua. Aufunsere Frage hin, wie es um denärztlichen Nachwuchs bestelltsei, erklärten sie uns, dass trotzder schwierigen Bedingungennoch viele junge Leute Medizinstudieren. Dabei müssen laut Frau66
Guevara die jungen Ärzte nicht insAusland. Das sei freiwillig. (Maricelihatte uns da allerdings etwasanderes erzählt.)Es werden bestimmte Leute/Spezialisten ausgewählt undgefragt. Dabei sei der Auslandseinsatzgar nicht so unbeliebt, dasie damit mehr Geld verdienen.Manche jungen Mediziner planenihn sogar regelrecht ein, um sichdann hier von dem erspartenGeld einen besseren Start zuermöglichen.Frau Guevara unterstrich nochmal, dass in <strong>Kuba</strong> eine großegegenseitige Unterstützung undSolidarität herrsche, auch fürandere Staaten. Sie sei stolz darauf,dass das Konzept der Familie– ganz <strong>Kuba</strong> = eine große Familie– aufgegangen sei. Das wage ichunter den heutigen Bedingungenaber dann doch zu bezweifeln.Sicher gibt es noch viele Menschen,die so denken, aber alle … ? Undv. a. die Jungen ....?Am Nachmittag besuchten wirdann als letzten Punkt unseresProgramms in Havanna eine Klinikgegen Schmerzen, die alternativeHeilmethoden einbezieht.So stand es jedenfalls im Programm.Tatsächlich kamen wir zu CINSA,einem interdisziplinären Gemeindezentrum.Wir staunten nicht schlecht, alswir schon durch ein Spalier alterMenschen in den Aufenthaltsraum,der entsprechend kubanischerSitte mit vielen Lüftungsschlitzenin der Mauer ver<strong>sehen</strong> war, durchdie der Straßenlärm drang, gehensollten und alle hinterher kamen.Der Leiter, ein sehr freundlicher67