Kaum etwas auf Helgoland polarisiert so sehr wie die denkmalgeschützte Architektur der Insel. Für die Einen ist sie ein städtebau liches Gesamtkunstwerk, die Anderen erkennen in der bescheiden-sachlichen Gleichförmigkeit keine schützenswerten Aspekte. Aber eines ist sie in jedem Fall: bemerkenswert. Grund genug, um mit einem geführten städtebaulichen Rundgang das Angebot an Führungen für Urlauber und interessierte Insulaner zu erweitern. PORTRAIT Max Mailänder – Ihr Guide für städtebaulich-historische Rundgänge Max Mailänder ist gebürtiger Helgoländer, lebt seit über 10 Jahren wieder auf der Hochseeinsel und ist nach wie vor vom roten Felsen fasziniert. „Helgoland liegt so weit von der Küste entfernt, dass die Küstenlinie hinter dem Horizont verschwindet und man von hier aus nur das Meer sieht. Nachts hat man bei klarem Himmel einen fantastischen Blick auf die zum Greifen nah scheinenden Sterne“, schwärmt er. 1952 wurde Helgoland an die Bundesrepublik Deutschland übergeben. Kurze Zeit später wurden in einem bundesweiten Architekturwettbewerb Konzepte für den Wiederaufbau der Insel gesucht, um die drei wichtigsten Fragen zu beantworten: Wie kann der ehemalige Charakter der Insel auch in der Neubebauung wieder aufgenommen werden? Wie kann der Totalverlust der alten Bausubstanz als Chance für infrastrukturelle Verbesserungen umgesetzt und genutzt werden? Wie soll mit der durch den Krieg veränderten Gestalt der Insel umgegangen werden. Ab 1953 wurden die ersten neuen Häuser errichtet – durch Bundesmittel gefördert, wurde der Wiederaufbau bis Mitte der 60er Jahre abgeschlossen. Eine Kommission unter Vorsitz des renommierten Architekten Otto Bartning koordinierte die Baumaßnahmen, wodurch Helgoland eine besondere architektonische Geschlossenheit erhielt. Die Zerstörung des alten Helgoland war zudem eine einmalige Chance für eine Neuerfindung und Neuausrichtung der Insel. Der rasch durchgeführte Wiederaufbau ist einzigartig und hat ein Ensemble geschaffen, das sich durch Geschlossenheit im Großen bei gleichzeitiger Individualität im Kleinen auszeichnet; auch aus diesem Grunde wurde und wird Helgoland auch als „Blaue Mauritius der jungen bundesrepublikanischen Architektur“ bezeichnet. Die Begeisterung für seine Heimat macht er sich zu Nutze: „Neben der Inselgeschichte finde ich das Thema Wiederaufbau sehr spannend“, verrät der Helgoländer. Für Interessierte absolviert Mailänder unter anderem Bunkerführungen und städtebaulich-historische Rundgänge. Letztere kommen bei den Teilnehmern so gut an, dass die Führung oft auf 2,5 Stunden ausgedehnt wird. Das Publikum ist bunt gemischt: „Teilnehmer sind Gäste, die regelmäßig nach Helgoland kommen, Urlauber, die sich für die jüngere Geschichte der Insel interessieren und auch die Helgoländer selbst“, berichtet er. Da kann es auch schon einmal vorkommen, dass er selbst während seiner Führung belehrt wird. „Als ich mit meiner Gruppe in der Bremer Straße vor dem Haus meiner Großmutter stand, erklärte ich gerade, dass es in der engen Straße immer laut halte, wenn wir hier Fußball spielten“, beginnt Mailänder seine Anekdote. Eine ältere Dame habe die Kinder regelmäßig wegen des Lärms ermahnt. „Das war meine Mutter!“, klärte prompt eine Teilnehmerin die Gruppe auf. Auf seinen Rundgängen führt Max Mailänder die Teilnehmer zu prägnanten Punkten und Bauten im Unter- und Oberland (z. B. Landungsbrücke, Rathaus, Versuchswohnhäuser in der Bremer Straße, „Theaterviertel“, Hummerbuden, Mittelland, Leuchtturm, Kirche und „Falm“. Zum neuen Rundgang gibt es einen begleitenden Flyer, der die Hintergrundinformationen ergänzt. Diesen erhalten Sie kostenlos bei der Helgoland Touristik im Rathaus und weiteren Infostellen. 8
Städtebaulich-historischer Rundgang Dauer: ca. 90 Min. (bitte an geeignete Kleidung denken!) Preis: 8,00 Euro pro Person (Sonder- und Gruppenführungen auf Anfrage) Teilnehmerzahl: mind. 8 Personen / max. 15 Personen Information und Tickets: (ausschließlich) in der Helgoland-Touristik (Rathaus) 9