CHEFINFO - Das Magazin der Führungskräfte
Ausgabe Dezember 2015
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an<strong>der</strong>s<br />
von Klaus Schobesberger<br />
gedacht<br />
Politik: Nicht<br />
nur die Vermögen<br />
sind in dieser<br />
Republik<br />
ungleich verteilt,<br />
son<strong>der</strong>n auch<br />
das Risiko.<br />
Rückwirkende Verantwortung<br />
Was zeichnet einen guten Unternehmer<br />
aus? Unter an<strong>der</strong>em die Fähigkeit,<br />
Probleme zu lösen, das Leben<br />
<strong>der</strong> Menschen zu verbessern und die Zukunft<br />
aktiv zu gestalten. Was zeichnet einen guten<br />
Politiker aus? Ähnliches, würde man meinen.<br />
Dafür werden sie schließlich gewählt und vom<br />
Geld <strong>der</strong> Bürger bezahlt. Freilich gibt es ein<br />
paar gravierende Unterschiede. <strong>Das</strong> Risiko zum<br />
Beispiel. Scheitern Unternehmer, haften sie mit<br />
ihrem Vermögen. Scheitert ein Minister, geht<br />
er nach Brüssel, wird Nationalratspräsident<br />
o<strong>der</strong> man schafft maßgeschnei<strong>der</strong>te Jobs in parteinahen<br />
Institutionen. In Österreich löst die<br />
Politik Probleme, die wir ohne sie nicht hätten.<br />
Dafür ist sie in zwei Bereichen unschlagbar: Im<br />
Machterhalt und in ihrer Kreativität, Steuern<br />
zu erfinden.<br />
Gefräßiger Staat<br />
Die SPÖ möchte also Vermögenssteuern. Am<br />
besten rückwirkend. <strong>Das</strong> ist das Zukunftsmodell<br />
einer staatstragenden Partei: Weil von Bürgern<br />
heute und auch morgen nicht mehr genug<br />
zu holen ist, „frackt“ man nach Barem in <strong>der</strong><br />
Vergangenheit. Wer hat in den letzten 30 Jahren<br />
wann und wie viel geerbt? Da war doch die<br />
reiche „Mizzi-Tant‘ mit ihren Zinshäusern und<br />
einem ansehnlichen Privatvermögen. Über eine<br />
Million? Bitte, Ihr Erben, um Überweisung des<br />
ausstehenden Betrages an das zuständige<br />
Finanzamt. Stundung ausnahmsweise möglich.<br />
Abgesehen davon, dass dies ein Beispiel dafür<br />
ist, wie man Rechtssicherheit in diesem Land<br />
untergräbt, zeigt es auch: Vermögen, das in<br />
Österreich aufgebaut wurde, ist grundsätzlich<br />
suspekt.<br />
For<strong>der</strong>ungen einmal an<strong>der</strong>s<br />
<strong>Das</strong> Ansinnen einer rückwirkenden Erbschaftsund<br />
Schenkungssteuer wird niemals verwirklicht.<br />
<strong>Das</strong> weiß die SPÖ selbst. Aber es verleitet<br />
zu einem spannenden Gedankenexperiment:<br />
Die rückwirkende Politikerverantwortung. Ich<br />
for<strong>der</strong>e daher:<br />
■ Werner Faymann soll jene 50 ausgeschlagenen<br />
Einladungen zu aktuellen und brisanten<br />
Themen in die ZIB2 rückwirkend nachholen.<br />
Einmal in <strong>der</strong> Woche stellt er sich ein Jahr lang<br />
abwechselnd den Fragen von Armin Wolf und<br />
Lou Lorenz-Dittlbacher.<br />
■ Alle Doppel-Dreifach-Bonzen- und Politikerpensionen<br />
aus geschützten und halbstaatlichen<br />
Bereichen, die ja ausdrücklich vom Vermögenssteuervorschlag<br />
ausgenommen sind,<br />
werden rückwirkend auf 10 Jahre mit 20 Prozent<br />
zusätzlich besteuert.<br />
■ Werner Faymann erweitert rückwirkend<br />
Kraft seines Amtes den Wirkungskreis seiner<br />
Regierungsinserate auf alle Printmedien des<br />
Landes und nicht nur auf Krone, Heute und<br />
Österreich.<br />
Die rückwirkende Politikerverantwortung muss<br />
weiter gehen. Es ist nicht einzusehen, dass ehemalige<br />
politische Akteure bei <strong>der</strong> Hypo-Alpe-<br />
Adria auf stumm schalten. Ich finde: Nicht nur<br />
die Vermögen sind in dieser Republik ungleich<br />
verteilt, son<strong>der</strong>n auch das Risiko. <strong>Das</strong> muss<br />
sich im Sinne <strong>der</strong> Gerechtigkeit än<strong>der</strong>n. ■<br />
Foto: Reuters<br />
10 | CHEF INFO | 10/2014