CHEFINFO - Das Magazin der Führungskräfte
Ausgabe Dezember 2015
Ausgabe Dezember 2015
- No tags were found...
Create successful ePaper yourself
Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.
kommentar<br />
Fotos: iStock / Thinkstock<br />
Weink(r)ampf?<br />
Preiskampf: Nach Hofer wagt sich nun auch Diskonter Lidl in<br />
den Weinmarkt. Ein „w“einharter Wettbewerb zwischen Edelvinothek,<br />
Supermarkt und Einzelhandel auf dem Rücken <strong>der</strong> Winzer?<br />
Text: Jürgen Philipp<br />
Robert Parker hat das,<br />
was für viele ein echter<br />
Traumberuf wäre.<br />
Parker, gelernter Rechtsanwalt,<br />
ist seit 30 Jahren Weinjournalist<br />
und damit berühmt<br />
geworden, Parker-Punkte zu<br />
verteilen. Was Parker begann,<br />
ist heute allgegenwärtig. Punkte<br />
hier, Auszeichnungen dort.<br />
Der Preis als einstiges Qualitätskriterium<br />
hat ausgedient.<br />
So passiert es, dass bei einem<br />
Test <strong>der</strong> Zeitschrift „Konsument“<br />
im Rahmen einer Blindverkostung<br />
unter Kostsachverständigen<br />
(die gibt es wirklich)<br />
<strong>der</strong> 3,90 Euro teure „Hofer“-<br />
Schaumwein als Testsieger vor<br />
dem rund 20 Euro teureren<br />
Moët & Chandon Brut Impérial<br />
gereiht wird.<br />
Ein Achterl vom Lidl<br />
In Österreich wurde vor dem<br />
Weinskandal <strong>der</strong> Rebensaft<br />
noch in Dopplern gemessen,<br />
heute sind es Achterln, die<br />
„Für den Lebensmittelhandel dient<br />
das Weinsortiment zur Profilierung,<br />
zur Imagepflege. Ist das Weinsortiment<br />
perfekt, wirkt sich das auf<br />
das restliche Sortiment aus.“<br />
Clemens Strobl, Winzer<br />
aber nicht viel weniger kosten<br />
als seinerzeit die Zweiliterbouteille.<br />
Österreich ist <strong>der</strong><br />
heimliche Wein-Weltmeister<br />
in puncto Qualität – hätte<br />
man nur überall so konsequent<br />
Lehren gezogen!<br />
Beim Konsum liegen wir<br />
allerdings nur an Platz 17, da<br />
führt <strong>der</strong> Vatikan mit<br />
74 Litern im Jahr deutlich<br />
vor den zweitplatzierten<br />
Luxemburgern mit 56 Litern<br />
(Quelle: California Wine<br />
Institute). Doch das könnte<br />
sich im Bierland – mit<br />
108 Litern pro Kopf ist man<br />
nach Tschechien „Vizeweltmeister“<br />
beim Bierkonsum –<br />
schon zugunsten des Rebensaftes<br />
verschieben. Nachdem<br />
<strong>der</strong> Diskonter Hofer eine<br />
ansehnliche Weinauswahl im<br />
Diskonthandel platzierte,<br />
zog nun Lidl nach.<br />
Vom Frachtschiff<br />
ins Schnellboot<br />
Wein & Co, Österreichs erster<br />
Wein-Supermarkt, reagiert<br />
darauf mit einem zweiten<br />
Geschäftsführer. Klaus Pollhammer,<br />
Ex-Merkur-Vorstand,<br />
wird für Finanzen,<br />
Personal, IT und Organisation<br />
zuständig sein. „Quasi<br />
vom Frachtschiff ins Schnellboot<br />
wechseln.“ Dieses<br />
Schnellboot hat ein Rekordjahr<br />
hinter sich und will weiterhin<br />
wachsen. Als kon- ➜<br />
Wein(e)<br />
nicht, koste!<br />
Jürgen Philipp<br />
Redaktion<br />
Es war im Jahr 2002,<br />
als ich einen dubiosen<br />
Anruf erhielt. Der damalige<br />
Sprecher des Önologenverbandes<br />
aus <strong>der</strong> spanischen<br />
Provinz La Rioja, Wolfgang<br />
Reininger, ein gebürtiger<br />
Deutscher, war am an<strong>der</strong>en<br />
Ende. Er wolle ein Rotweinbuch<br />
schreiben und man<br />
hat mich als Ghostwriter<br />
empfohlen. Ausgerechnet<br />
mich, den passionierten<br />
Biertrinker, <strong>der</strong> Wein gerade<br />
einmal in Rot und Weiß<br />
unterscheiden kann. Dennoch,<br />
<strong>der</strong> Job reizte mich,<br />
das Ticket war bezahlt und<br />
ich reiste nach Villaseca in<br />
die Provinz Logroñés, das<br />
auf Deutsch (und das ziemlich<br />
trefflich) „staubiges<br />
Dorf“ heißt. Dort bekam ich<br />
die wichtigste Lektion in<br />
Weinkunde. Auf meine Frage<br />
„Was macht guten Wein<br />
aus?“, erwartete ich mir<br />
einen Monolog über<br />
Bodenbeschaffenheit, Rebsorten<br />
und die Herkunft<br />
des Eichenfasses. Doch<br />
Reininger antwortete lapidar:<br />
„Es gibt nur zwei Faktoren:<br />
Nummer eins –<br />
Schmeckt dir <strong>der</strong> Wein?<br />
– und Nummer zwei –<br />
Kannst du ihn dir leisten?“<br />
Die Frage, ob Diskontware<br />
o<strong>der</strong> Hochpreis, ist damit<br />
wohl auch geklärt.<br />
10/2014 | CHEF INFO | 37