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Hintergrund<br />

Im Gespräch: Johannes Jäger, Konrad Lorenz Institut Klosterneuburg bei Wien<br />

„Wir haben das Ziel<br />

aus den Augen verloren“<br />

Daten produzieren, Publikatio<br />

nen raushauen: Immer<br />

schneller dreht sich dieses<br />

Hamsterrad. Forscher stehen<br />

im permanenten Wettbewerb<br />

und müssen in kurzen Abständen<br />

messbare Leistungsnachweise<br />

erbringen. Bleibt in diesem<br />

Klima noch Zeit für echte<br />

Grundlagenforschung, bei der<br />

man vorher nicht weiß, was am<br />

Ende herauskommt?<br />

Über diese Themen – und noch einige mehr<br />

– haben wir mit Johannes Jäger gesprochen.<br />

Jäger ist Evolutionsbiologe mit einem<br />

starkem Interesse an der theoretischen Biologie.<br />

Bis vor kurzem leitete er eine Arbeitsgruppe<br />

am Centre for Genomic Regulation<br />

in Barcelona. Nun hat er eine neue Aufgabe<br />

am Konrad Lorenz Institut in Klosterneuburg<br />

(Österreich) angenommen.<br />

Laborjournal: Sie sind seit kurzem wissenschaftlicher<br />

Direktor am Konrad Lorenz<br />

Institut (KLI). Unseren Lesern aus Deutschland<br />

und der Schweiz muss man vielleicht<br />

erklären, was und wie dort geforscht wird.<br />

Johannes Jäger: Das KLI ist ein Kolleg,<br />

eine Denkwerkstatt. Wir machen theoretische<br />

Biologie, darin sind wir sehr breit<br />

aufgestellt. Das Institut geht auf einen<br />

Diskussionskreis um Konrad Lorenz und<br />

Rupert Riedl zurück, die sich beide sehr<br />

Foto: Univ. Wien<br />

für theoretische Fragen der Biologie und<br />

für evolutionäre Erkenntnistheorie interessierten.<br />

Historisch gesehen hat sich das<br />

KLI seitdem unter Vorstandspräsident Gerd<br />

Müller so entwickelt, dass wir vor allem<br />

an evolutionärer Entwicklungsbiologie, an<br />

evolutionstheoretischen Fragen und ein<br />

wenig in der Kognitionsforschung forschen.<br />

Letzteres heute etwasweniger. Das KLI wird<br />

von einer Privatstiftung finanziert und ist<br />

nicht von kurzfristigen Grants abhängig –<br />

eine echte Oase für Wissenschaftler.<br />

Das Prinzip ist ähnlich dem Wissenschaftskolleg<br />

in Berlin. Das heißt, Gast-Forscher<br />

widmen sich für einige Zeit intensiv<br />

einem Thema, fern vom Alltag, und lernen<br />

dabei auch Wissenschaftler aus benachbarten<br />

Disziplinen kennen?<br />

Jäger: Genau, wir sind eine Art Mini-<br />

Wissenschaftskolleg. Dabei geht es auch<br />

darum, Leute zu verbinden. Das Wissenschaftskolleg<br />

in Berlin ist natürlich größer<br />

und deckt alle Bereiche ab; wir fokussieren<br />

uns auf die Biologie und spezialisieren uns<br />

eher auf jüngere Forscher.<br />

Wissenschaftlicher Leiter am KLI – das ist<br />

ein interessanter Karriereschritt. Sie hatten<br />

ja zuvor ihr eigenes Labor in Barcelona. Da<br />

kommt jetzt wohl eine ganz andere Art des<br />

Arbeitens auf Sie zu?<br />

Jäger: Ich habe die Laborarbeit gerne<br />

gemacht, und wir waren auch sehr<br />

produktiv. Aber man muss sich auf etwas<br />

konzentrieren, sonst streckt man sich zu<br />

weit. Was ich zuletzt ein wenig vermisst<br />

habe, war ein Aspekt der Wissenschaft, den<br />

ich für sehr wichtig halte: dass man Leute<br />

miteinander vernetzt, Synergien freisetzt.<br />

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20<br />

<strong>11</strong>/20<strong>15</strong> Laborjournal

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