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Special: Zellbiologie / Zellanalytik<br />

▲<br />

auswählen, welche Zellen man aussortieren will – ganz<br />

nach dem Motto „die Guten ins Töpfchen, die schlechten ins<br />

Kröpfchen.“ Dazu wird der erkannte Wassertropfen elektrostatisch<br />

aufgeladen und in einem elektrischen Feld abgelenkt. Die<br />

sortierten lebenden Zellen stehen dann für weitere Experimente<br />

und Anwendungen zur Verfügung.<br />

Wie schon erwähnt: nicht alles, was Zellen sortiert, trägt ein<br />

„FACS“ in der Gerätebezeichnung. Ob es reiner Zufall ist, dass<br />

Miltenyi Biotec ihr in den späten 1980ern entwickeltes magnetic-activated<br />

cell sorting-System mit dem phonetisch ähnlichen<br />

Akronym „MACS“ versehen haben, sei dahingestellt. Deren<br />

System verwendet ursprünglich magnetische Partikel, die an<br />

Oberflächenmarker gekoppelt sind. Markierte Zellen konnte<br />

man dann magnetisch fixieren und das restliche Zellmaterial<br />

herauswaschen. ‚MACS’ ist ebenfalls ein eingetragener Markenname<br />

und wird heute für diverse Miltenyi-Zellsortierer verwendet,<br />

die heute auch fluoreszenzbasiert arbeiten.<br />

Mario Rembold<br />

Durchflusszytometrie<br />

Spektral<br />

statt klassisch<br />

Während klassische Durchflusszytometer<br />

die Partikel einer Probe mit definierten<br />

Wellenlängen anregen, verfolgt<br />

die spektrale Durchflusszytometrie ein<br />

anderes Konzept: Die einzelnen Zellen<br />

werden mit Licht aus einem breiten<br />

Spektrum beleuchtet. Das von der Zelle<br />

emittierte Licht geht anschließend durch<br />

ein Prisma oder ein Beugungsgitter und<br />

wird dort in seine einzelnen Wellenlängen<br />

zerlegt. Das aufgefächerte Licht fällt<br />

dann auf ein Array linear angeordneter<br />

Detektoren; je mehr Detektoren und je<br />

dichter diese zusammenliegen, desto<br />

genauer kann man die spektrale Zusammensetzung<br />

des emittierten Lichts<br />

erfassen. Idealerweise ergeben sich aus<br />

diesem Spektrum dann alle Wellenlängen,<br />

die innerhalb einer Zelle angeregt<br />

werden, ohne dass man verschiedene<br />

Laser einsetzen muss.<br />

Beflügelte Methode<br />

Vor knapp drei Jahren verfassten<br />

John Nolan und Danilo Condello vom<br />

Scripps Institute in La Jolla einen Review<br />

zum Thema (Curr. Protoc. Cytom. 2013<br />

Jan; Chapter 1: Unit 1.27). Sie stellen<br />

fest, dass sich die Methode noch in der<br />

Entwicklung befindet, doch beflügelt<br />

wird von den Fortschritten in der Detektor-Technologie.<br />

Die Autoren nennen<br />

CCD- und PMT-Sensoren als besonders<br />

geeignet. Koji Futamura et al. aus Tokio<br />

stellten dieses Jahr ein Verfahren zur<br />

spektralen Durchflusszytometrie vor,<br />

dass das Emissionsspektrum zwischen<br />

grün und rot mit einer PMT-Einheit erfasst<br />

(Cytometry A. 87(9):830-42). Sony<br />

Biotechnology bietet mit dem SA3800<br />

Spectral Analyzer ein Zytometer an, das<br />

Wellenlängen zwischen 420 und 800 Nanometern<br />

analysiert. Mario Rembold<br />

42<br />

Zytometrie<br />

Gut sortiert für den Patienten<br />

Nicht immer geht es um möglichst viele<br />

Farben. Andrea Hauser kommt in der Regel<br />

mit vier verschiedenen Markern aus. Klingt<br />

simpel, ist es aber nicht. Denn die sortierten<br />

Zellen werden später Patienten per Infusion<br />

verabreicht. Entsprechend hoch sind<br />

die Anforderungen.<br />

Mastzellen<br />

Foto: NIAID/NIH<br />

Hauser ist die operative Leiterin am<br />

José-Carreras-Centrum für Somatische<br />

Zelltherapie an der Uniklinik Regensburg.<br />

In einer laufenden Phase I/II-Studie von<br />

Matthias Edinger versucht ihr Team, Patienten<br />

zu helfen, die nach einer Stammzelltransplantation<br />

im Zuge einer Leukämietherapie<br />

Komplikationen bekommen<br />

haben; Patienten, bei denen sich diese Komplikationen<br />

nicht konventionell behandeln<br />

lassen. Normalerweise sollen die Spenderzellen<br />

ein neues Immunsystem aufbauen<br />

und helfen im Idealfall dabei, verbliebene<br />

Krebszellen zu bekämpfen. Es kann aber<br />

auch zu ‚Graft-versus-Host’-Reaktionen<br />

kommen, bei denen die übertragenen Immunzellen<br />

den Wirtsorganismus im großen<br />

Stil angreifen. Übeltäter sind Effektor-T-Zellen,<br />

und meistens ist dabei vor allem der<br />

Darm betroffen. „Es kommt zu einer überschießenden<br />

Immunantwort mit starken<br />

Entzündungsreaktionen“, erklärt Hauser.<br />

Neben kampflustigen Immunzellen gibt<br />

es aber auch regulatorische T-Zellen, die<br />

entzündliche Prozesse bremsen. Und genau<br />

diese Leukozyten isolieren die Regensburger<br />

bei der Zellsortierung. „Sie müssen<br />

vom ursprünglichen Stammzell-Spender<br />

der Leukämiepatienten stammen“, betont<br />

Hauser, damit es nicht zu neuen Komplikationen<br />

komme.<br />

Dass man Zellen aus dem Sorter weiter<br />

kultiviert oder in Tierversuchen verwendet,<br />

wäre keine große Sache. Sehr wohl<br />

aber, dass diese Zellen menschlichen Patienten<br />

verabreicht werden. „Da sind wir<br />

in Deutschland die einzigen, die das machen“,<br />

so Hauser. Im juristischen Sinne<br />

stellt man ein Arzneimittel her, in diesem<br />

Fall ein ‚Arzneimittel für neuartige Therapien’.<br />

„Das bringt eine ganze Latte von<br />

Regularien mit sich“, weiß Hauser. Daher<br />

kann man nicht einfach einen beliebigen<br />

Zellsorter verwenden. „Alle Teile, die mit<br />

dem Zellmaterial in Kontakt kommen, darf<br />

man nur einmal verwenden“, nennt Hauser<br />

eine Anforderung. Daher nutzen sie den<br />

Influx der Firma BD Biosciences. Hauser:<br />

„Bei diesem Gerät kann man alle Schläuche<br />

komplett austauschen, die mit der Zellsuspension<br />

in Kontakt kommen; ich kenne<br />

kein Gerät, bei dem das noch möglich<br />

ist.“ Leider betrifft das auch die ‚Nozzle’,<br />

das Bauteil, das die Flüssigkeit fokussiert<br />

und die Zellen vereinzelt. Ein sehr teurer<br />

Wegwerfartikel sei das, da lande man bei<br />

einem niedrigen vierstelligen Eurobetrag.<br />

Die Kanälchen und Schläuche einfach mit<br />

Desinfektionsmittel auszuwaschen, erfüllt<br />

nicht die behördlichen Anforderungen, Autoklavieren<br />

scheitert an den Plastikteilen<br />

des Schlauchsystems, und andere Alternativen<br />

wie radioaktive Bestrahlung sind laut<br />

Hauser im Umfeld der Arzneimittelherstellung<br />

sehr aufwändig und kostspielig.<br />

Der lange Weg zum Sorter<br />

Damit nicht genug: Das Betreten des<br />

Raums, in dem der Sorter steht, braucht<br />

etwa 20 Minuten. „Das gilt aber nur für<br />

geübte Mitarbeiter“, schränkt Hauser ein.<br />

Der Weg endet nach drei Schleusen in<br />

einem Reinraum. Mitarbeiter müssen sich<br />

<strong>11</strong>/20<strong>15</strong> Laborjournal

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