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Special: Zellbiologie / Zellanalytik<br />

▲<br />

verknüpfen kann“ resümiert Endl,<br />

„doch wenn einer der Schritte fehlerhaft<br />

ist, habe ich ein Problem.“ Umso wichtiger,<br />

dass man neben den Möglichkeiten<br />

der Zytometrie und Zellsortierung auch<br />

die Tücken kennt. Hier hinkt derzeit die<br />

Ausbildung der angehenden Forscher dem<br />

technischen Fortschritt hinterher, glaubt<br />

Endl. „Was vor fünf Jahren noch aktuell<br />

war, würden wir den Leuten heute so nicht<br />

mehr beibringen“, stellt er fest, „die klassische<br />

Lehre an den Universitäten kann da<br />

einfach nicht mithalten.“<br />

So wundert es nicht, dass sich Endl für<br />

den Aufbau eines deutschen Netzwerks für<br />

Durchflusszytometrie einsetzt. Er wünscht<br />

sich einen besseren Austausch innerhalb<br />

der Community, und dass man für Forscher<br />

und Mediziner jenseits der Zytometrie<br />

leichter auffindbar ist. Dabei denkt er<br />

etwa an Postdocs, die sich in ihrem Labor<br />

an einer Zellsortierung die Zähne ausbeißen<br />

und nach Lösungen suchen, oder an<br />

die Universität, die dabei ist, ihre eigene<br />

Core Facility zur Zytometrie aufzubauen.<br />

„Überlegen Sie mal, wie viel Zeit deutschlandweit<br />

verloren geht, weil sich unterschiedliche<br />

Leute immer wieder dieselben<br />

Gedanken machen“, ärgert sich Endl. Einen<br />

Anfang hat er gemacht, indem er eine Liste<br />

zytometrischer Großzentren zusammengestellt<br />

hat (www.dgfz.org/?page_id=3377).<br />

„Die Namen der Leute habe ich selber per<br />

Google gesucht und zusammengetragen.“<br />

Für die Zukunft wünscht er sich eine Plattform,<br />

in der jedes Labor einen eigenen<br />

Account einrichtet und die Kontaktdaten<br />

aktuell hält – eine Art soziales Netzwerk für<br />

Zytometriker. Im Privaten seien solche Angebote<br />

schließlich auch selbstverständlich.<br />

Soziales Netzwerk für Zytometriker<br />

Zum einen könnten sich über solch<br />

eine Plattform Zytometriker untereinander<br />

austauschen, zum anderen fänden Wissenschaftler<br />

und Mediziner dort schnell<br />

und unkompliziert eine geeignete Core<br />

Facility, die sie bei ihren Experimenten<br />

unterstützt. Endl betont an dieser Stelle,<br />

dass ein Zytometrie­Zentrum mehr sei als<br />

ein Dienstleister. „Wir in Bonn besprechen<br />

mit den Leuten die Versuche und betreuen<br />

sie auch bei der Auswertung.“ Und nicht<br />

zuletzt erhofft sich Endl von einem Zytometrie­Netzwerk,<br />

dass man auch gemeinsame<br />

Standards für die Ausbildung abstimmen<br />

kann und besser gehört wird, wenn man<br />

mit einer Stimme spricht.<br />

Interessant wäre noch zu wissen, wie<br />

sich Endl das ideale Durchflusszytometer<br />

vorstellt. Wird der Trend zu immer mehr<br />

Lasern mit immer mehr Detektoren gehen,<br />

oder gibt es auch einfachere Wege?<br />

Schließlich genügen dem menschlichen<br />

Auge ja auch nur drei „Detektoren“, um<br />

unzählige Farben und Farbmischungen<br />

erkennen zu können. Endl stimmt zu und<br />

sagt mit einem Augenzwinkern: „ Am besten<br />

hätte man auf der einen Seite weißes<br />

Licht zum Anregen, und auf der anderen<br />

Seite etwas, das so gut funktioniert wie das<br />

Auge – und zwar in der Größe eines iPhones<br />

und für 800 Euro!“ Bis dahin werde es aber<br />

wohl noch etwas dauern, bremst Endl die<br />

Erwartungen. „So weit sind die Maschinen<br />

noch lange nicht.“<br />

Mario reMbold<br />

Zytometrie: FACS und Co.<br />

Die durch die Düse gehen<br />

„Damals wusste ich noch nicht mal, was ‚FACS’ überhaupt<br />

ist“, schreibt uns ein Biologe, der in seinem Institut mittlerweile<br />

alles rund um die Zellsortierung koordiniert. Diese Rückmeldung<br />

wollen wir zum Anlass für einen kurzen Überblick nehmen.<br />

FACS steht für fluorescence-activated cell sorting. Allerdings<br />

ist nicht jedes Durchflusszytometer<br />

ein FACS, denn FACS ist ein<br />

geschütztes Warenzeichen der<br />

BD Biosciences. Trotzdem fällt<br />

der Begriff mehr oder weniger<br />

synonym für die Zellsortierung im<br />

Allgemeinen. Ein bisschen also wie<br />

die Sache mit dem ‚Walkman’.<br />

Gereiht im dünnen Strahl<br />

Wie funktioniert das Ganze?<br />

Zunächst gibt man eine Zellsuspension<br />

ins Durchflusszytometer. Die<br />

Suspension fokussiert sich in einer<br />

Düse, heraus kommt ein dünner<br />

Strahl, in dem sich die Zellen<br />

ordentlich hintereinander aufreihen<br />

und einzeln durch die Messvorrichtung laufen. Im FACS<br />

werden sie dabei von einem Laser getroffen. Jedes Mal, wenn<br />

ein Partikel durch den Laser wandert, streut das Licht und trifft<br />

auf Detektoren. Je größer ein Partikel, desto stärker die Streuung<br />

nach vorn. Je zerfurchter und komplexer strukturiert ein<br />

Partikel, desto mehr streut er Licht zur Seite hin. Auf diese Weise<br />

kann man beispielsweise Granulozyten leicht identifizieren.<br />

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Mit Hilfe fluoreszierender Antikörper oder mit Fusionsproteinen<br />

wie GFP lassen sich verschiedene Zelltypen oder Zellen<br />

mit besonderen Eigenschaften spezifisch markieren. Auch Mehrfachfärbungen<br />

sind möglich, sofern man die Emissions­Wellenlängen<br />

der unterschiedlichen Fluorophore auseinanderhalten<br />

kann. Angeregt vom Laser strahlt die Zelle<br />

dann in einer oder mehreren Farben.<br />

Zur Darstellung zytometrischer Daten<br />

haben sich Dot Plots etabliert – zweidimensionale<br />

Diagramme mit einem<br />

Parameter auf der X­ und einem auf der<br />

Y­Achse. Jeder Punkt darin repräsentiert<br />

einen erfassten Partikel (im Idealfall eine<br />

Zelle). Plottet man beispielsweise nach<br />

Vorwärts­ und Seitwärts­Streuung, so bilden<br />

Immunzellen darin unterschiedliche<br />

Populationen – je nach Zellgröße und<br />

Granularität. Eine dieser Populationen<br />

kann man nun auswählen und darin in<br />

einem neuen Dot Plot nach Unterpopulationen<br />

suchen; etwa nach Zellen, die<br />

sowohl rot als auch grün fluoreszieren.<br />

FACS dient nicht nur der Zytometrie,<br />

sondern wie der Name sagt, auch dem Sortieren von Zellen.<br />

Laufen die Zellen nämlich durch die Düse, in der sie sich hintereinander<br />

aufreihen, landet idealerweise jede von ihnen in<br />

einem eigenen Wassertropfen (tatsächlich entstehen dabei auch<br />

viele leere Wassertropfen, die aber vom Gerät ignoriert werden;<br />

wichtig ist, dass möglichst wenige Tropfen mehr als eine Zelle<br />

enthalten). Jetzt kann man nach bestimmten Eigenschaften<br />

Illustr.: Penn State Univ.<br />

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<strong>11</strong>/20<strong>15</strong> Laborjournal

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