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Special: Zellbiologie / Zellanalytik<br />
Special: Zellbiologie /<br />
Zytometrie<br />
„Wir sollten uns<br />
besser vernetzen“<br />
Laborjournal hat sich umgehört<br />
bei Leuten, die täglich mit<br />
Zytometrie und Zellsortierung<br />
zu tun haben. Wir wollten<br />
wissen, worauf es ankommt<br />
und was die Community derzeit<br />
bewegt. Hier haben wir<br />
Infos aus den Rückmeldungen<br />
zusammengetragen.<br />
„Früher hatte man nur die Unterscheidung<br />
von ein paar Untergruppen von Immunzellen“,<br />
erinnert sich Elmar Endl an die<br />
Anfänge der Durchflusszytometrie, „heute<br />
kann man durch Kombination von Farbstoffen<br />
immer mehr Untergruppen an Immunzellen<br />
definieren.“ Es hat sich einiges<br />
getan in der Durchflusszytometrie. Grundlage<br />
für die Unterscheidung der Zellen sei<br />
aber noch immer die Fluoreszenz, zumindest<br />
bei den allermeisten Verfahren, die<br />
heute verbreitet sind.<br />
Stolperfalle „Tote Zellen“<br />
Endl leitet eine Arbeitsgruppe am<br />
Institut für molekulare Medizin der Uniklinik<br />
Bonn und war zwischen 2010 und<br />
38<br />
2012 Präsident der Deutschen Gesellschaft<br />
für Zytometrie (DGfZ). „Ich bin seit über<br />
20 Jahren in dem Feld tätig“, erzählt er.<br />
Klassischerweise seien es Antikörper, mit<br />
denen man die Oberfläche von Zellen markiert,<br />
„da gibt es mittlerweile mehr als 300<br />
CD-Marker“, weiß Endl. „Die ganzen fluoreszierenden<br />
Proteine haben noch mal einen<br />
neuen Schwung gebracht“, blickt er auf<br />
die 1990er Jahre zurück. Denn dadurch,<br />
dass man fluoreszierende Marker im Genom<br />
kodiert und gezielt an bestimmte Proteine<br />
koppelt, kann man Genaktivität sichtbar<br />
machen und ausgewählten Zelltypen<br />
ein charakteristisches Leuchten mitgeben,<br />
ohne vor der Messung mit Antikörpern arbeiten<br />
zu müssen.<br />
Doch wie die Rückmeldungen aus den<br />
Laboren zeigen (siehe Seite 39, „Viele Farben,<br />
viele Fehler“), ist die kunterbunte Welt<br />
der Zytometrie nicht immer ein Segen. Es<br />
lauern Artefakte und Fehler bei der Auswertung.<br />
Endl rät dazu, sich im Vorfeld<br />
genau zu überlegen, welche Farben man<br />
einsetzt. Das beginnt damit, dass sich bei<br />
einer Mehrfachfärbung die emittierten<br />
Wellenlängen möglichst wenig überlappen<br />
sollten. „Mit drei Farben ist das noch<br />
nicht problematisch, die kann ich so wählen,<br />
dass ich kein Problem mit dem Overlap<br />
bekomme.“ Anspruchsvoller wird es, wenn<br />
man mehr als vier Farben einsetzen will.<br />
„Bei Farbstoffen, die schwierig zu kombinieren<br />
sind, sollte ich darauf achten,<br />
dass diese nicht zusammen auf derselben<br />
Zellpopulation vorkommen können“, rät<br />
er. Außerdem geht es nicht allein um die<br />
Wellenlänge, sondern es gilt auch, die Intensität<br />
eines Fluorophors zu beachten. Ein<br />
schwach exprimiertes Genprodukt muss<br />
hell genug leuchten, um noch detektiert<br />
zu werden. Umgekehrt wäre es wenig sinnvoll,<br />
ein Protein, das massenhaft in oder<br />
auf der Zelle vorkommt, mit einem stark<br />
fluoreszierenden Marker zu versehen. „Wir<br />
diskutieren stundenlang über die ideale<br />
Kombination der Farbstoffe und die Moleküle,<br />
die man detektieren will“, berichtet<br />
Endl aus seinem Alltag. Zwar kann die Software<br />
noch einiges ausbügeln, doch Endl<br />
warnt: „Da muss man aufpassen, dass der<br />
Wunsch nicht Vater des Gedankens wird.“<br />
Eine gängige Stolperfalle ist Endl über<br />
die Jahre immer wieder begegnet: Tote<br />
Zellen. „Die kann man unheimlich gut mit<br />
allen möglichen Antikörpern färben“, weiß<br />
der Forscher, „dann bin ich erstmal hellauf<br />
begeistert, dass eine Zellpopulation in<br />
meiner Probe doppelt positiv gefärbt ist.“<br />
Wichtig ist demnach, dass man auch Marker<br />
zur Unterscheidung zwischen lebenden<br />
und toten Zellen einsetzt. „Es gibt kaum<br />
eine andere Technik, mit der man so viele<br />
Eigenschaften von Zellen miteinander<br />
▲<br />
<strong>11</strong>/20<strong>15</strong> Laborjournal