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unternehmen Dezember 2016

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[gründen] Ausgabe 54 | <strong>Dezember</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Vom Flüchtling zum Unternehmer<br />

Der Anlauf zur Existenzgründung dauerte lange, doch Rashed Mohebbi hat an seinem Traum festgehalten. Der<br />

25-Jährige verkauft seit Juni Lebensmittel, repariert Handys und hat bereits einen Mitarbeiter eingestellt.<br />

Schon an seinem ersten Tag in Göppingen<br />

fallen Rashed Mohebbi die Geschäftsräume<br />

in der Gerberstraße auf.<br />

Gerade erst ist der Afghane in der örtlichen<br />

Flüchtlingsunterkunft angekommen. „Damals<br />

war es noch ein Internetcafé“, erinnert<br />

sich der 25-Jährige, „ich wusste sofort, so einen<br />

Laden will ich.“ Doch bis zur Eröffnung<br />

im Juni <strong>2016</strong> war es ein langer Weg.<br />

Rashed Mohebbi stammt aus Afghanistan, ist<br />

aber größtenteils im Iran aufgewachsen. „In<br />

Afghanistan kannst du nicht leben, zu viel<br />

Krieg“, erklärt er. 2007, mit 16 Jahren, eröffnet<br />

der Perser seinen ersten Reparaturservice. Nebenher<br />

besucht er Kurse bei Microsoft und<br />

wird zum IT-Experten. Allerdings muss alles<br />

unter falschem Namen stattfinden. „Afghanen<br />

sind im Iran nicht gern gesehen“, sagt Mohebbi.<br />

Weiterbildungen an Schulen oder Universitäten<br />

sind ihnen verwehrt. Auch<br />

alltägliche Dinge, wie Autofahren, sind für<br />

afghanische Flüchtlinge nicht möglich.<br />

DREI JAHRE OHNE SPRACHKURS<br />

Den geschäftstüchtigen Migrant belastet das<br />

Versteckspiel. Er will frei leben. 2011 flüchtete<br />

er schließlich nach Deutschland und landet<br />

in Göppingen. Drei Jahre vergehen bis der<br />

Asylantrag des jungen Mannes bewilligt wird.<br />

Drei Jahre ohne Arbeit, Sprachkurs und eigenen<br />

Wohnraum. Trotzdem gibt Mohebbi<br />

nicht auf, bringt sich wichtige Alltagssätze<br />

per Internet bei. Er träumt vom eigenen Service-Geschäft<br />

für Handys, Laptops und Tablets.<br />

Der junge Flüchtling will in Deutschland<br />

Karriere machen.<br />

2013 bricht Mohebbi für anderthalb Jahre<br />

nach Bonn auf. Dort besucht er Sprach- und<br />

Integrationskurse. Sein Ziel hat er fest vor Augen.<br />

Doch schnell stellt sich heraus, dass es in<br />

der Großstadt am Rhein ein Überangebot an<br />

Reparatur-Shops gibt. „In Göppingen aber<br />

nicht“, fällt dem Einsteiger ein. Er kehrt zurück<br />

in die Kreisstadt und arbeitet mithilfe<br />

des Bildungszentrums Donner und Partner<br />

innerhalb von vier Monaten einen Businessplan<br />

aus. Mohebbi entscheidet sich für ein<br />

Zwei-Säulen-Geschäftsmodell. Neben Reparaturen<br />

und Elektronikzubehör sollen persische<br />

Lebensmittel bei ihm erhältlich sein. So<br />

kann er seine Waren günstiger anbieten. Zudem<br />

hofft er, dass Kunden, die Lebensmittel<br />

bei ihm kaufen, sich bei Problemen mit Handy<br />

und Computer an ihn erinnern.<br />

20.000 EURO STARTKAPITAL<br />

„Und auf einmal hing ‚Zu vermieten‘ am Laden<br />

in der Gerberstraße‘“, grinst der Jungunternehmer.<br />

Das Glück scheint perfekt. Doch<br />

noch fehlt das Kapital. Mohebbi beantragt<br />

Einstiegsgeld beim Jobcenter. Zuvor legt er<br />

seinen Plan Gernot Irmgard, dem stellvertretenden<br />

Geschäftsführer der IHK-Bezirkskammer<br />

vor. Fördermittel bekommt der Afghane<br />

zwar keine, doch dafür steht ihm Irmgard mit<br />

Rat und Tat zur Seite. Mithilfe seiner Familie<br />

bringt Mohebbi 20.000 Euro Startkapital auf<br />

und beginnt im Mai sein Geschäft einzurich-<br />

Rashed Mohebbis verkauft in Göppingen persische<br />

Spezialitäten und repariert Laptops.<br />

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