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rik August 2018

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KÖLN 7<br />

Über einen Seiteneingang<br />

komme ich ins Spiegelzelt<br />

und habe sofort ein Déjà-vu: Ich bin<br />

in der Hauptstadt. Es sieht nicht nur<br />

so aus, es fühlt sich an wie in der<br />

Bar jeder Vernunft in Berlin. Aber<br />

ich bin in Bonn, der ehemaligen<br />

Hauptstadt. Hier entsteht der<br />

Theaterpalast der Familie Malente,<br />

Premiere ist am 20. September. Ein<br />

Interview mit den Direktoren Knut<br />

Vanmarcke und Dirk Vossberg-<br />

Vanmarcke.<br />

Wie seid ihr auf den Namen<br />

Malente gekommen?<br />

Dirk: Wir sind große Freunde und Fans von<br />

Caterina Valente, Wirtschaftswunderzeit<br />

usw. Als wir für unsere Unternehmung<br />

einen Namen gesucht haben – wir haben<br />

damals viele Jahre im Schmidt Theater in<br />

Hamburg gespielt, das ist ausgegangen<br />

von Familie Schmidt – dachten wir: „Familie<br />

ist schon mal gut.“ Valente konnten wir<br />

nicht machen, Balente war zu nah am<br />

Original. Da haben wir das V verdoppelt und<br />

umgedreht, herausgekommen ist Malente.<br />

Dann kamen wir zufällig dahinter, dass in<br />

Malente in Schleswig-Holstein die Sportschule<br />

war, wo die Fußballnationalmannschaft<br />

1954 für den glorreichen Sieg bei<br />

der WM in Bern trainiert hatte. Da hatten<br />

wir wieder den Bezug zur Wirtschaftswunderzeit<br />

– und deswegen „Familie Malente“.<br />

Kenner nennen uns nur „die Malentes“ …<br />

Knut: … wie eine alte Artistenfamilie.<br />

Warum gerade Bonn?<br />

Knut: Wir haben viele Kreuzfahrten als<br />

Künstler mitgemacht, ganz am Anfang vor<br />

zwanzig Jahren. Unter anderem auf der MS<br />

Deutschland, wo wir Heide Keller kennengelernt<br />

haben, die Chefhostess Beatrice<br />

vom „Traumschiff“. Zu der Zeit waren wir<br />

schon viele Jahre auf See unterwegs und<br />

wollten wieder mal im Theater arbeiten,<br />

zurück dahin, wo wir herkommen. Sie<br />

sagte: „Da habe ich eine gute Adresse für<br />

euch, in Bonn-Bad Godesberg. Bei Herrn<br />

Walter Ullrich im Kleinen Theater müsst ihr<br />

mal spielen.“<br />

Dirk: Wir haben vor 13 Jahren in Bonn<br />

angefangen zu spielen.<br />

Knut: Es war ein Riesenerfolg und wir sind<br />

jedes Jahr wiedergekommen. Wir fühlen<br />

uns hier sehr wohl, haben hier eine große<br />

Fanbase und meine Familie lebt hier. Uns<br />

gefällt es hier so gut, dass wir gesagt haben:<br />

„Wenn, dann probieren wir’s hier“, weil<br />

uns die Region so gut gefällt.<br />

Ihr habt eine Abschiedstournee<br />

gemacht mit dem Titel „Familie<br />

Malente sagt Adieu“. Ist der letzte<br />

Vorhang für euch gefallen?<br />

Knut: Wir haben eine erste Abschiedstournee<br />

gemacht, so wie Howard<br />

Carpendale vor zwanzig Jahren. Bei uns<br />

war der Grund der Abschiedstournee der<br />

Abschied von der Tournee.<br />

Dirk: Wir gehen nicht mehr auf Reisen,<br />

wir bleiben fest an einem Ort mit einem<br />

festen Haus. Deswegen haben wir eine<br />

Abschiedstournee gemacht in über 42<br />

Städten in dreißig Tagen.<br />

Premiere ist im September. Womit<br />

eröffnet ihr die Spielzeit?<br />

Knut: Wir beginnen mit einem Malente-<br />

Klassiker. Wir machen jedes Jahr ein<br />

Malente-Stück, und dieses Jahr ist es „Mit<br />

17 hat man noch Träume“. Eine musikalische<br />

Komödie, die in den 60er-Jahren<br />

spielt. Das war die bisher erfolgreichste<br />

Show, die wir gemacht haben. Wir wollten<br />

dieses Haus mit etwas Bekanntem<br />

eröffnen, wo wir wissen: Mit diesem Stück<br />

treffen wir den Geschmack des Publikums.<br />

Dirk: Wir haben bis zur Eröffnung viele<br />

andere Sachen zu tun und können keine<br />

neue Produktion aus dem Boden stampfen.<br />

Alles, was wir machen, soll gut werden, soll<br />

eine entsprechende Qualität haben.<br />

Knut: Und danach kommt das „Weiße<br />

Rössl“. Das war das erste Stück, das wir<br />

in Berlin in der Bar jeder Vernunft gespielt<br />

haben. Wir lieben dieses Stück über alles,<br />

und ich wollte unbedingt einmal die Rössl-<br />

Wirtin spielen, also musste das Stück auf<br />

den Spielplan. Der Musical-Star Hardy<br />

Rudolz führt Regie und Bill Mockridge spielt<br />

abwechselnd mit Walter Ullrich den Kaiser.<br />

Wie hoch ist der Anteil an<br />

Eigenproduktionen?<br />

Knut: Wir werden mindestens eine<br />

Malente-Show pro Spielzeit haben …<br />

Dirk: Drei!<br />

Knut: … wo wir sechs bis acht Wochen<br />

selber spielen. Dann werden wir eine<br />

Produktion haben, wo wir mitspielen, und<br />

der Rest sind Produktionen, die wir gesehen<br />

haben und wo wir denken: „Mensch,<br />

das ist eine tolle Sache für Bonn.“ Aber<br />

wir werden, auch wenn wir nicht spielen,<br />

jeden Abend präsent sein. Wir sind dann<br />

Gastgeber im Haus. Wir sind immer da,<br />

immer greifbar. Wir reißen Karten ab,<br />

servieren, kümmern uns um Mutti, wenn<br />

sie nicht mehr laufen kann, und bringen<br />

sie zum Platz. Oder um Vati, wenn er<br />

zu viel getrunken hat und nicht mehr<br />

rauskommt.<br />

Eure Lieblingsfiguren?<br />

Dirk: Ich freue mich auf den Leopold im<br />

„Weißen Rössl“, ansonsten spiele ich<br />

immer das am liebsten, was gerade aktuell<br />

ist, was wir spielen.<br />

Knut: Meine Lieblingsrolle ist die Josepha,<br />

die Rössl-Wirtin.<br />

Dirk: Mit dem Stück erfüllen wir uns auch<br />

einen großen Wunsch.<br />

Knut: Das spielen wir echt lange …<br />

Dirk: … und wir sind zehn Personen auf<br />

der Bühne.<br />

Knut: Wir wollen irgendwann auch<br />

„La Cage“ machen, aber da würde ich<br />

noch gerne fünf, sechs Jahre warten.<br />

Dirk: Ich finde auch, je älter man ist bei<br />

„La Cage“, umso besser ist es.<br />

Knut: Eigentlich ist „La Cage“ unsere<br />

Geschichte, bis auf die Tatsache, dass wir<br />

wenig Travestie machen …<br />

Dirk: … und wir haben leider kein Kind.<br />

Knut: Doch, wir haben ein Kind: mit vier<br />

Beinen und viel Fell. *S.D.<br />

www.theaterpalast.de

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