BOLD INTERVIEW No.01
GEORGE CLOONEY | MARK WAHLBERG | MIKE TYSON | RYAN REYNOLDS | EVA GREEN | DESIGNER CHRISTIAN BAUER | MARILYN MANSON | LIAM NEESON
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42 | <strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL MIKE TYSON<br />
MIKE TYSON<br />
EXKLUSIV<br />
IM <strong>INTERVIEW</strong><br />
<strong>INTERVIEW</strong> & AUTOR: R. LEO<br />
Ein Haudrauf der besonderen Art war<br />
Mike Tyson (51) schon immer. Der jüngste<br />
Boxweltmeister aller Zeiten prügelte seine<br />
Gegner reihenweise aus dem Ring und<br />
verdiente mehr Geld als jeder andere<br />
Sportler seiner Generation. Im Privatleben<br />
hingegen beförderte sich „Iron Mike“ mit<br />
steter regelmäßig selbst auf die Bretter. Er<br />
brummte Gefängnisstrafen wegen Vergewaltigung<br />
und Körperverletzung ab, verjubelte<br />
sein 300-Millionen-Dollar-Vermögen<br />
und musste 2003 Insolvenz anmelden.<br />
2012 kehrte der in ärmsten Verhältnissen<br />
aufgewachsene Tyson zurück ins Rampenlicht<br />
– als Alleinunterhalter einer Comedy-<br />
Show, in der er sein turbulentes Leben auf<br />
die Schippe nimmt. Nach erfolgreichen<br />
Tourneen in Amerika tritt er damit nun<br />
auch in Deutschland auf. Beim Treffen<br />
mit <strong>BOLD</strong> ruht der ehemals so Unkontrollierte<br />
auf dem Ledersofa eines Nobel-<br />
Hotels in Berlin. Er wirkt gelöst. Die Aura<br />
der Unberechenbarkeit ist einer Sanftmütigkeit<br />
gewichen, der ewige Krieger ist<br />
geläutert. Nur die Maori-Tätowierungen<br />
erinnern noch an seine bissigen Zeiten. „Das<br />
Tier in mir ruht“, stellt Tyson dann auch<br />
gleich zu Beginn des Gesprächs klar, als<br />
wolle er sein Gegenüber beschwichtigen.<br />
Mr. Tyson, hinter jedem Erfolgsmenschen<br />
steckt ein Mentor. Ihr Lehrmeister hieß<br />
Cus D’Amato. Ihm haben Sie Ihr neues<br />
Buch „Eiserner Wille“ gewidmet. Eine<br />
biografische Underdog-Story – alternder<br />
Box-Trainer trifft 13-jährigen Straßenjungen<br />
und baut ihn zum Champion auf.<br />
Haben Sie sich oft gefragt, wie Ihr Leben<br />
ohne D’Amato verlaufen wäre?<br />
Ich wäre wahrscheinlich Mitglied in einer<br />
Straßengang geworden. Ganz sicher hätte<br />
ich noch vor meinem zwanzigsten Lebensjahr<br />
ins Gras gebissen. Cus bewahrte mich<br />
vor diesem Schicksal. Er war ja nicht nur<br />
mein Trainer, er war für mich der Vater, den<br />
ich nie hatte. Bevor ich Cus traf, hatte ich<br />
einen schweren Minderwertigkeitskomplex.<br />
Er war es, der mir einbläute, dass ich besser<br />
sei als alle anderen. Cus erklärte mir immer<br />
wieder, ich sei ein Gott. Er bejubelte mich<br />
und brach mich danach wieder. Das war<br />
seine Taktik, um mich zu motivieren.<br />
Sie beschreiben in dem Buch auch, wie er<br />
Sie mit der Aussicht auf Ruhm und Geld<br />
zu Höchstleistungen anspornte.<br />
Ich lebte bis zu meinen ersten Profi-<br />
Kämpfen von der Hand in den Mund. Als<br />
meine Mutter starb, war ich sechzehn und<br />
hatte nicht einmal genug Geld, um einen<br />
Sarg für sie zu kaufen. Nach ihrer Beerdigung<br />
bin ich los und brach in Häuser ein.<br />
Cus wusste, wie er mich packen konnte,<br />
wenn ich wieder kurz davor war, in alte<br />
Gewohnheiten abzugleiten und Mist zu<br />
bauen. Wir haben zusammen geträumt,<br />
genug Geld zu haben, um Villen zu kaufen,<br />
und dass dann alle mit offenem Mund<br />
dastehen würden.<br />
Stattdessen starb D’Amato 1985 mit 77<br />
Jahren, noch bevor Sie zum ersten Mal<br />
Champion wurden. Stimmt es, dass er<br />
Ihren Aufstieg genauso vorhergesehen<br />
hatte, wie die vielen Dramen später in<br />
Ihrem Leben und Ihre Insolvenz 2003?<br />
Genau so war es. Nach meiner zweiten<br />
Scheidung hatte ich plötzlich über 30 Millionen<br />
Dollar Schulden, und das, nachdem<br />
ich 300 Millionen verschleudert hatte.<br />
2003 habe ich Konkurs angemeldet, ich war<br />
völlig pleite, aber dann bekam ich plötzlich<br />
eine Rendite von 250.000 Dollar aus<br />
einer Kapitalanlage, die Cus vor seinem<br />
Tod mit seinen letzten 500 Dollar angelegt<br />
hatte. „Für den Fall, dass der Junge es nicht<br />
schaffen sollte.“ Ich bin in Tränen ausgebro-