BOLD INTERVIEW No.01
GEORGE CLOONEY | MARK WAHLBERG | MIKE TYSON | RYAN REYNOLDS | EVA GREEN | DESIGNER CHRISTIAN BAUER | MARILYN MANSON | LIAM NEESON
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70 | <strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL LIAM NEESONS<br />
Aussicht gefiel, drei Monate in Paris<br />
zu leben und zu arbeiten.“ Der Film<br />
wurde unerwartet auf der ganzen Welt<br />
zum Sensationserfolg. Hollywood hatte<br />
zwischen all seiner durchtrainierten<br />
Bübchen und makellosen Superhelden<br />
plötzlich einen neuen Actionstar. Und<br />
Neeson endlich Rollen, die zu seiner<br />
Körpergröße und dem imposanten<br />
Auftreten passten. Wortkarg und einsam,<br />
von einem düsteren Trauma geplagt und<br />
ungemein zupackend – so war er seither<br />
immer wieder zu sehen, in „Unknown<br />
Identity“, „The Grey“ oder „Non-Stop“.<br />
Nicht zu vergessen „Ruhet in Frieden –<br />
A Walk Among the Tombstone“, in dem<br />
er aktuell als verkrachter Ex-Cop und<br />
trockener Alkoholiker einen sadistischen<br />
Frauenkiller jagt.<br />
Hat er gar keine Angst, in dieser Schublade<br />
nun den Rest seiner Karriere<br />
festzustecken? „Doch nicht in meinem<br />
Alter“, lacht Neeson kurz auf, was er im<br />
Verlauf des Gesprächs nicht allzu häufig<br />
tut. „Ich kann nicht leugnen, dass die<br />
Produzenten in Hollywood mir zuletzt<br />
besonders gerne Action-Stoffe vorlegen.<br />
Aber es ist noch lange nicht so, dass ich<br />
gar nichts anderes mehr machen könnte.<br />
Und selbst wenn, könnte ich mir Schlimmeres<br />
vorstellen. Schließlich macht es<br />
mir verdammt viel Spaß, Kämpfe zu<br />
choreografieren und mit den Stuntmännern<br />
zusammenzuarbeiten. Sich auf<br />
seine Rollen auch wirklich körperlich<br />
einzulassen, ist eine tolle Sache.“<br />
Dass der Vater zweier Kinder mit inzwischen<br />
62 Jahren mehr arbeitet denn<br />
je (Anfang Dezember kommt er auch<br />
mit „Dritte Person“ in die deutschen<br />
Kinos), verdankt sich nicht nur dem<br />
späten Erfolg, sondern auch einem tragischen<br />
Ereignis. 2009 starb seine Ehefrau<br />
Natasha Richardson, mit der er im<br />
Kinofilm „Nell“ zu sehen war, an den<br />
Folgen eines Skiunfalls. Viele Worte<br />
verliert er in der Öffentlichkeit bis heute<br />
darüber nicht. Aber dass viel Ablenkung<br />
durch Arbeit für ihn die geeignetste Art<br />
war, damit umzugehen – daraus macht<br />
er keinen Hehl. Für die Zukunft schließt<br />
Neeson sogar eine Rückkehr ans Theater<br />
nicht aus, auch wenn er die Bühne<br />
gemieden hat seit dem Tod seiner Frau,<br />
die er bei der gemeinsamen Broadway-<br />
Arbeit kennengelernt hatte.<br />
Auch sonst interessiert ihn – allen<br />
Actionfilmen zum Trotz – die Abwechslung:<br />
Damit ihm bloß nie jemand<br />
vorwirft, er würde in den ewig gleichen<br />
Rollen nur noch auf Autopilot schalten.<br />
Wobei diese Gefahr ohnehin nicht<br />
besteht, wie er betont: „Bis heute bin ich<br />
immer noch einen Moment lang nervös,<br />
vor jedem neuen Projekt und jeder Szene.<br />
Was gut ist, denn ich muss bei jeder Rolle<br />
wieder ganz wach und aufmerksam sein,<br />
wenn ich es nicht vermasseln will.“ Und<br />
schiebt angesichts des skeptischen Blicks<br />
seines Gegenübers hinterher: „Da ist die<br />
Schauspielerei genau wie mein Hobby,<br />
das Fliegenfischen. Natürlich weiß ich<br />
nach all den Jahren, dass ich es eigentlich<br />
kann. Aber dann kommt es doch immer<br />
wieder vor, dass man sich in irgendwelchen<br />
Ästen verfängt und wieder ganz von<br />
vorne beginnen muss.“