BOLD INTERVIEW No.01
GEORGE CLOONEY | MARK WAHLBERG | MIKE TYSON | RYAN REYNOLDS | EVA GREEN | DESIGNER CHRISTIAN BAUER | MARILYN MANSON | LIAM NEESON
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62 | <strong>BOLD</strong> <strong>INTERVIEW</strong> SPECIAL RYAN REYNOLDS<br />
Hollywood hat eine Regel: Einen<br />
Achtungserfolg hinzulegen ist nicht<br />
schwer, ihn zu wiederholen dagegen<br />
sehr. „Deadpool“ spielte bei einem<br />
vergleichsweise niedrigen Budget von<br />
58 Millionen Dollar weltweit über<br />
783 Millionen ein und ist bis dato der<br />
erfolgreichste Film aller Zeiten, mit<br />
einem „R“-Rating (Altersfreigabe ab 17<br />
Jahren). Dazu war er für einen Golden<br />
Globe in den Kategorien „Bester Film“<br />
und „Musical/Comedy“ nominiert –<br />
auch das ein Novum für eine Comicverfilmung.<br />
Entsprechend hoch sind nun<br />
die Erwartungen an den zweiten Teil.<br />
Herr Reynolds, wie sind Sie mit diesem<br />
Druck umgegangen?<br />
Ganz einfach. Ich habe die Messlatte<br />
genommen und sie noch ein bisschen<br />
höher angesetzt. Natürlich ist die Erwartungshaltung<br />
diesmal eine andere. Das<br />
Publikum ist bereits mit den Charakteren<br />
vertraut, der Überraschungseffekt ist<br />
weg. Wir hatten bereits mit den Vorbereitungen<br />
zum zweiten Teil begonnen, noch<br />
bevor der erste in die Kinos gekommen<br />
war. Diesmal hatten wir weniger Zeit<br />
zur Vorbereitung. Also mussten wir uns<br />
überlegen, wie wir es trotzdem schaffen,<br />
einen unterhaltsamen Film hinzubekommen,<br />
der die Erwartungen nicht nur<br />
trifft, sondern übertrifft. Ich glaube, dass<br />
uns das sehr gut gelungen ist, auch weil<br />
sich niemand auf den Lorbeeren ausgeruht<br />
hat. Die Grundrezeptur ist noch<br />
immer die gleiche, nur haben wir diesmal<br />
eine andere Gewürzmischung verwendet.<br />
(lacht)<br />
Für den 2. Teil von „Deadpool“ dürfte<br />
Ihnen das Studio ein paar Dollar mehr<br />
bewilligt haben.<br />
Denken Sie! Ein Hollywood-Studio wird<br />
dich niemals fragen: „Hey, wie viele Millionen<br />
Dollar hättest du gerne? Hier ist<br />
der Scheck! So läuft das nicht, im Gegenteil:<br />
Sie wollen eine Kalkulation vorgelegt<br />
bekommen, und die halbieren sie dann.<br />
Not macht ja erfinderisch, und wir haben<br />
auch diesmal das Beste aus den Mitteln<br />
gemacht, die wir zur Verfügung hatten.<br />
Mehr Geld ist ja auch kein Garant für<br />
einen besseren Film. Unser Plan war es<br />
von Anfang, uns auch im zweiten Teil auf<br />
die wesentlichen Dinge zu beschränken.<br />
Die Dreharbeiten wurden vom Drama<br />
um Stuntfrau Joi „SJ“ Harris überschattet,<br />
die während einer Motorradszene<br />
in Vancouver tödlich verunglückte.<br />
Worte können nicht beschreiben, wie<br />
ich und der Rest des Teams sich wegen<br />
dieser Tragödie gefühlt hat – und nach<br />
wie vor fühlt. Bei Stunt-Leuten besteht<br />
immer ein Risiko, dass etwas passieren<br />
kann. Und trotzdem hat uns die Nachricht<br />
von Jois Tod schwer getroffen. Wir<br />
waren es Jois Einsatz und ihrem großem<br />
Opfer schuldig, noch ein paar Prozent<br />
mehr Leistung abzurufen. Der Film ist<br />
auch ihr gewidmet.<br />
Sie waren schon immer besessen von<br />
der Figur des „Deadpool“. Elf Jahre<br />
hat es gedauert, bis Sie ein Studio von<br />
Ihrer Idee überzeugen konnten und den<br />
Film nach Ihren Vorstellungen drehen<br />
durften. Kosten Sie den Triumpf und<br />
den Kult, der wegen des Films auch<br />
über die Comics hinaus entstanden ist,<br />
dadurch umso mehr aus?<br />
Worauf Sie sich verlassen können! Ich<br />
wusste, dass „Deadpool“ seine Fans finden<br />
würde. Aber dass er so erfolgreich werden<br />
würde, davon hätte ich nicht zu träumen<br />
gewagt. Ich kann mich noch an das Gefühl<br />
erinnern, als man uns die Zuschauerzahlen<br />
nach dem ersten Wochenende<br />
mitteilte. Ich hatte am ganzen Körper<br />
Gänsehaut und dachte mir: Woah, was<br />
passiert hier gerade? Natürlich war das<br />
eine große Anerkennung, erst recht, wenn<br />
man bedenkt, dass uns das Studio über<br />
die Jahre hinweg und unter verschiedener<br />
Leitung immer wieder mitteilte, wir<br />
sollten uns mit „Deadpool“ zum Teufel<br />
scheren.<br />
Sie haben neulich laut über einen<br />
Crossover-Film mit den „Avengers“<br />
nachgedacht. Wie hoch schätzen Sie die<br />
Chance ein, dass es zu dem von Fans<br />
herbeigesehnten Zusammentreffen von<br />
„Deadpool“ und „Iron Man“ kommen<br />
wird?<br />
Wenn es nach mir ginge, könnten wir<br />
gleich im nächsten Jahr mit den Dreharbeiten<br />
zu einem „Deadpool meets Avengers“<br />
beginnen. Ein verbaler Schlagabtausch<br />
zwischen den beiden Herren<br />
hört sich nach Spaß an. Man kann sich<br />
wohl vorstellen, wie viel Scheiße die<br />
beiden labern würden. (lacht) Allerdings<br />
bräuchte der Film ein R-Rating, um wirk-