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Fliegenfischen_06_2021

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FliegenFischen<br />

FliegenFischen<br />

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Nr. 6 • Oktober/November <strong>2021</strong><br />

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Schwerpunkt: Trocken im Spätsommer • Meerforelle im Fluss • Wurffehlerteufel • Futterkörbe im Bach • Auswertung Hakentest • Zander & Deckung • Holz-Taktik • Reportagen und Realität • Gewässer: Steyr FliegenFischen 5/ <strong>2021</strong><br />

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FliegenFischen<br />

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AUF EIN WORT<br />

Foto: ELG21/Pixabay<br />

Euro-<br />

Nymphing<br />

ist wie<br />

Biofleisch –<br />

nur andersrum<br />

Natürlich essen wir alle,<br />

wenn überhaupt, nur<br />

Biofleisch aus der Region.<br />

Und kein Mensch fischt mit<br />

Nymphe und Mono … klaaar!<br />

Liebe Leser,<br />

der erste Praxisbeitrag in diesem Heft<br />

handelt vom modernen Euro-Nymphing.<br />

Keine andere Methode spaltet Fliegenfischer-Deutschland<br />

krasser. Muss ein<br />

Magazin da Stellung beziehen? In anderen<br />

Bereichen tun wir das ja durchaus<br />

auch. Ich denke, dass wir es hier allerdings<br />

mit einem Glaubenskrieg zu tun<br />

haben, einem Ringen der persönlichen<br />

Überzeugungen – und da halten wir uns<br />

heraus. Klar, man kann sagen, dass eine<br />

Methode, bei der die Fliegenschnur keine<br />

Rolle mehr spielt, kein <strong>Fliegenfischen</strong> ist.<br />

Mancher führt ins Feld, dass das Ganze<br />

zu einfach und zu erfolgreich sei, dass<br />

man dem Fisch keine Chance lasse. Andererseits<br />

führen die Befürworter dieser Methoden<br />

ins Feld, dass es ebenso ganz besondere<br />

Fertigkeiten erfordert, auf diese<br />

Art Fische zu fangen, dass sie ganz neue<br />

Materialien, neue Herangehensweisen<br />

und auch Möglichkeiten hervorgebracht<br />

hat. Ohne Frage ist einiges Gespür nötig,<br />

um eine 18er oder 20er Nymphe auf<br />

Distanz nahe am Grund zu halten. Und<br />

auch beim Trockenfliegenfischen gibt es<br />

nicht wenige Situationen, bei denen nicht<br />

weiter als Vorfachlänge geworfen wird.<br />

Doch ich will gar nicht damit anfangen,<br />

hier Für und Wider einer Technik<br />

ins Feld zu führen, denn je nach Standpunkt<br />

ist alles nachvollziehbar – oder<br />

eben nichts davon. In diesem Fall wollen<br />

wir als Redaktion uns auch neutral<br />

verhalten. Denn ohne Frage ist die<br />

moderne Nymphenfischerei ein Aspekt<br />

des <strong>Fliegenfischen</strong>s, der inzwischen viele<br />

Fans hat. Das lässt sich angesichts der<br />

Verkaufszahlen von entsprechendem<br />

Gerät nicht leugnen. Ich glaube (nicht<br />

ganz ernst gemeint), dass es ein bisschen<br />

wie bei Biofleisch ist – nur andersherum.<br />

Geht man von Umfragen aus, wie viele<br />

Menschen Biofleisch kaufen, würde es<br />

wohl nur noch Biobauern hierzulande<br />

geben, um den Bedarf decken zu können.<br />

Die tatsächliche Nachfrage liegt um ein<br />

Vielfaches darunter … Würde man in einer<br />

repräsentativen Befragung ermitteln,<br />

wie viel Prozent der Fliegenfischer diese<br />

Nymphing-Techniken verteufeln und<br />

niemals anwenden würden, stünde dies<br />

vermutlich in einem deutlichen Missverhältnis<br />

zum Anteil verkaufter Produkte<br />

für genau diesen Zweck. Letztlich ist<br />

Geld sparen (konventionell erzeugtes<br />

Fleisch kaufen) vielleicht ähnlich attraktiv<br />

wie vermeintlich leichter Erfolg<br />

(Euro-Nymphing). Da sich also offensichtlich<br />

so viele Fischer und damit Leser<br />

für die Techniken interessieren, berichten<br />

wir darüber. So einfach ist das. Ich sehe<br />

es zudem so: Man muss ja nicht alles<br />

mitmachen, aber es kann nicht schaden,<br />

wenn man mitreden kann.<br />

Und wem das nicht gefällt, der kann<br />

uns das sehr gern mitteilen, gern veröffentlichen<br />

wir ein großes Echo zu diesem<br />

Thema. Wenn wir so eine fruchtbare,<br />

sachliche Debatte eröffnen können, so<br />

freuen wir uns.<br />

Petri Heil & Bleiben Sie gesund!<br />

Ihr<br />

Johannes Radtke<br />

Leitender Redakteur<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

3


18<br />

Harald Bayler greift während<br />

der Herbstfischerei gern zur<br />

kleinen Perdigon. Wegen<br />

ihres schlanken, glatten Körpers<br />

kommt sie auch in 18er<br />

Größe zügig auf Tiefe.<br />

40<br />

Herbstzeit ist Lesezeit.<br />

Wir haben Ihnen ein<br />

paar schöne Buchtipps<br />

zusammengestellt.<br />

So erreichen Sie uns<br />

• ANZEIGEN-SERVICE<br />

Steffen Staude-Panzer Tel.: 040/38 90 62 67<br />

• ABO-SERVICE<br />

Tel.: 040/38 90 68 80<br />

Fax: 040/38 90 68 85<br />

E-Mail: abo@fliegenfischen.de<br />

• FLIFI-HOMEPAGE<br />

www.fliegenfischen.de<br />

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JAHR Media<br />

Jürgen-Töpfer-Straße 48, 22763 Hamburg<br />

Telefon +49 40 38 90 6-221 (Johannes Radtke)<br />

+49 40 38 90 6-129 (Corinna Leppin)<br />

E-Mail: Johannes.Radtke@fliegenfischen.de<br />

E-Mail: Corinna.Leppin@fliegenfischen.de<br />

Webseite: fliegenfischen.de<br />

34<br />

<strong>Fliegenfischen</strong> ist eine Beschäftigung<br />

die Freude bereiten soll<br />

– und zwar von der ersten Minute<br />

an. Mit „Spaß fliegt durch die<br />

Luft“ gibt Axel Wessolowski Tipps,<br />

wie das Fischen und Werfen<br />

kinderleicht wird.<br />

4 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


46<br />

Das Forschungsprojekt Boddenhecht schaut den<br />

Hechten rund um Rügen wissenschaftlich auf die<br />

Schuppen. Wir sind zur Mithilfe aufgefordert!<br />

68<br />

Der Hintersee und die Fließgewässer<br />

im Berchtesgadener Land gehören<br />

zu den saubersten Gewässern<br />

Deutschlands. Detlef Henkes stellt<br />

vier Gewässer am Fuße von Watzmann<br />

und Salzburg vor.<br />

Titel: Thomas Wölfle | Fotos: D. Henkes, A. Wessolowski, H. Bayler, Dominique Niessner/IGB<br />

Nr 6 • Oktober / November <strong>2021</strong><br />

22 Notizbuch<br />

Hardy Museum, Trentino Fly Fishing Festival, Angelverbote im Naturschutzgebiet,<br />

Petition gegen Traun-Kraftwerk<br />

Storys<br />

SCHWERPUNKT NYMPHE IM HERBST<br />

6 Mit langer Rute und Gefühl<br />

Nymphen im Herbst: Die moderne Nymphenfischerei stellt besondere<br />

Anforderungen an das Gerät. Alexander Keus erklärt anhand der Rute die<br />

Besonderheiten der feinen Methoden.<br />

14 Die Köcherfliege ohne Köcher<br />

Nymphen im Herbst: Forellen und Äschen lieben einfach Morten Ølands<br />

einfache wie geniale Imitation der freischwimmenden Köcherfliegenlarve.<br />

18 Schlank in den Herbst!<br />

Nymphen im Herbst: Die filigrane Perdigon-Nymphe ist im Herbst und<br />

Winter sehr erfolgreich. Harald Bayler stellt Ihnen seine Variante vor.<br />

26 Der Lübecker Messer-Macher<br />

Wenn für Sie Messer mehr sind als bloße Schneidwerkzeuge, sollten Sie<br />

sich die handgebauten Messer von Nils Busch genauer ansehen...<br />

30 Wann wandern Fische?<br />

Um Fische auf ihrer Wanderung zukünftig besser schützen zu können, müssen<br />

wir verstehen, was sie antreibt. Tobias Epple zeigt, bei welchen Bedingungen<br />

Fische in Bewegung geraten.<br />

34 Spass fliegt in der Luft<br />

Axel Wessolowski meint, dass das Erlernen des Wurfes in jungen Jahren<br />

kinderleicht ist. Für angehende Wurflehrer hat er ein paar Tipps parat.<br />

40 Literatur für die kalte Jahreszeit<br />

Ein Gläschen Wein, warme Socken, ein gemütlicher Sessel und ein gutes<br />

Buch – wir haben interessante Literatur für Sie zusammengestellt.<br />

46 Rucksack-Hechte im Bodden<br />

Für das Projekt „Boddenhecht“ unter der Leitung von Robert Arlinghaus<br />

wurden Hechte mit Sendern versehen, um mehr über das Leben der<br />

Brackwasserräuber zu erfahren. Lesen Sie erste Ergebnisse der Studie.<br />

50 Ein Streifzug (Teil 1)<br />

Roman Moser erklärt, welche taktischen Überlegungen vor und bei dem<br />

Fischen den Angeltag entspannter und erfolgreicher machen können.<br />

58 Die neue Küstenklasse<br />

Johannes Radtke sagt welche Vor- und Nachteile „Downsizing“ an der<br />

Küste hat und wie Sie mit der Fünfer in fast jeder Situation klarkommen.<br />

66 Auf Herz und Nieren<br />

Simms Guide Classic Wathose/-jacke: Klassiker für Praktiker<br />

82 Kolumne: Teures Gerät – Sinn und Unsinn<br />

Rubriken 3 Editorial 64 Markt<br />

76 Impressum 80 Leserbriefe 81 Vorschau<br />

Gewässer-Guide<br />

Deutschland Berchtesgadener Land................ 68<br />

Einem Teil dieser Ausgabe liegt eine Beilage von Outfittery GmbH bei. Wir bitten unsere Leser um Beachtung.<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

5


SCHWERPUNKT NYMPHE<br />

Mit langer<br />

Rute und<br />

Gefühl<br />

Die moderne Nymphenfischerei bekommt<br />

immer mehr Anhänger, trotz aller Kritik.<br />

Alexander Keus ist Fan der direkten Technik und<br />

unmittelbaren Erlebnisse. Für Interessierte holt<br />

er die Nymphing-Rute raus und erklärt anhand<br />

ihrer Besonderheiten, worauf es ankommt.<br />

6 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


Das macht das moderne Euro-<br />

Nymphing aus: direkten Draht zur<br />

Nymphe halten an der erhobenen,<br />

langen Rute. Bisse werden mit<br />

dem Finger erfühlt oder in der<br />

Schnur gesehen.<br />

Fotos: Fly Fishing Nation / Alexander Keus, Stephan Dombaj<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

7


Es werden leichte Rutenklassen<br />

mit nachgiebiger<br />

Aktion gefischt.<br />

Damit lassen sich sogar<br />

mit dünnen Vorfächern<br />

große Fische schnell<br />

mürbe machen.<br />

French-, Spanish-, Czech-,<br />

Polish- oder Euro Nymphing<br />

– Wenn es um modernes<br />

Nymphenfischen<br />

geht, tauchen viele Bezeichnungen<br />

auf. Obwohl<br />

diese Begriffe strenggenommen teils sehr<br />

unterschiedliche Aspekte beschreiben<br />

(mal eine spezielle Präsentationsform mit<br />

speziellem Gerät, mal die Präsentation<br />

ganz spezieller Muster), so haben sie<br />

doch etwas gemein: Die Präsentation der<br />

Nymphe an der gestreckten (tight) Leine.<br />

Diese Spielart der Fliegenfischerei hat<br />

sich in den letzten Jahren aus der Nische<br />

internationaler Angelwettkämpfe in den<br />

Mainstream vorgearbeitet.<br />

Dieses Nymphenfischen an gestreckter<br />

Schnur hat auf den ersten Blick nur noch<br />

wenig mit dem traditionellen Verständnis<br />

des Präsentierens der Nymphe auf Sicht<br />

gemeinsam, wie es in den Ursprüngen<br />

vor allem in England praktiziert wurde.<br />

Noch bis vor kurzem wurde diese moderne<br />

Technik entweder mit einem skeptischen<br />

Rümpfen der Nase zur Kenntnis<br />

genommen oder reflexartig kritisiert und<br />

als verzweifelter Versuch abgetan, mit<br />

plumpen Methoden den Fang maximieren<br />

zu wollen. Heute liegt das ‚Tight<br />

Line Nymphing‘ jedoch voll im Trend<br />

und ist auf dem besten Wege, sich als<br />

eine der vielen spannenden Facetten der<br />

Fliegenfischerei zu etablieren. Spätestens,<br />

seitdem beinahe alle namhaften Rutenhersteller<br />

ihr Portfolio durch spezielle<br />

Modelle ergänzt haben, die diese moderne<br />

Form des Nymphenfischens erleichtern<br />

sollen, ist der Erfolg in der breiten<br />

Masse der Fliegenfischer offensichtlich.<br />

LANGE RUTE – KURZER WURF<br />

Auf den ersten Blick zeichnen diese<br />

Spezialruten zwei Gemeinsamkeiten<br />

aus: Zum einen sind sie etwas länger als<br />

die meisten Fliegenruten, die wir zum<br />

Fischen auf Forelle und Äsche kennen.<br />

Und zum anderen werden sie in niedrigeren<br />

Schnurklassen angeboten, als dies<br />

vielleicht zu erwarten wäre, wenn man<br />

an das Präsentieren beschwerter Muster<br />

oder den Drill eines Fisches in schneller<br />

Strömung denkt. Typisch für das Nymphenfischen<br />

im Stil der gestreckten Leine<br />

sind Fliegenruten mit einer Länge von<br />

9.9 bis 11 Fuß in den Schnurklassen 2 bis<br />

4. Aber warum eigentlich? Die Länge der<br />

Rute ist der Tatsache geschuldet, dass<br />

auf kürzere Distanz gefischt wird. Das<br />

klingt zunächst paradox, werden längere<br />

Ruten beim <strong>Fliegenfischen</strong> doch typischerweise<br />

dazu verwendet, um größere<br />

8 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


SCHWERPUNKT<br />

NYMPHE<br />

Der erhobene, gestrecke<br />

Arm verleiht Reichweite und<br />

macht die Drift kontrollierbar.<br />

Bei dieser Haltung über<br />

lange Zeit freut man sich<br />

über eine leichte, ausgewogene<br />

Ruten-Rollen-Kombi.<br />

Die bodennahe, präzise<br />

Präsentation<br />

einer Mini-Nymphe<br />

ist das richtige<br />

Rezept, um solche<br />

Äschen schwach zu<br />

machen.<br />

Wurfdistanzen zu erzielen. Anders hier!<br />

Im Stil der gestreckten Leine werden vornehmlich<br />

Gewässer und Flusspassagen<br />

mit schnellerer Strömung befischt, die ein<br />

vorsichtiges Waten dicht an den vermeintlichen<br />

Standplatz des Fisches erlauben.<br />

Weite Würfe sind also nicht nötig.<br />

Ganz im Gegenteil – hier wird primär der<br />

größere Radius des längeren Rutenblanks<br />

verwendet, um die Nymphe so präzise<br />

wie möglich in die Fresszone von Forelle,<br />

Äsche oder Barbe zu bringen.<br />

Die Flugschnur spielt bei der modernen<br />

Nymphenfischerei kaum eine Rolle.<br />

Vielmehr werden dünne Spezialvorfächer<br />

verwendet, die oft aus farbigem Monofil<br />

bestehen, gern sogar mit Fluorocarbon<br />

gecoatet – für eine zuverlässigere Streckung.<br />

Mit diesen dünnen Vorfächern<br />

wird die akkurate Präsentation der Nymphe<br />

erst möglich. Im Zusammenspiel<br />

von dünner Schnur mit einer feinfühligen<br />

Rute niedriger Schnurklasse und<br />

dem Eigengewicht der Nymphe können<br />

die kurzen Wurfdistanzen überbrückt<br />

werden. Es kommt also nicht die normale<br />

Wurfphysik des <strong>Fliegenfischen</strong>s zum<br />

Tragen. Doch auch wenn das klassische<br />

Fliegenwerfen auf den ersten Blick nicht<br />

zum Einsatz kommt, so ist es doch ein<br />

vergleichbarer Wurfablauf (das Beschleunigen<br />

der Rutenspitze gegen einen<br />

vorderen Stoppunkt), der das spezielle<br />

Nymphenvorfach streckt und ein punktgenaues<br />

Ablegen der Nymphe ermöglicht.<br />

Passendes Timing und dosierter<br />

Krafteinsatz sind stets vorausgesetzt!<br />

Die Allroundlösung für die meisten<br />

Situationen an offenen Fließgewässern<br />

ist eine Nymphenrute mit einer Länge<br />

um 10.6 Fuß. An kleinen, dichter<br />

bewachsenen Flüssen und an Bächen mit<br />

eingeschränktem Platzangebot werden<br />

hingegen Modelle um 10 Fuß eingesetzt.<br />

Ruten mit einer Länge von 11 Fuß oder<br />

mehr erlauben maximale Reichweite und<br />

besonders lange Driften.<br />

LEICHTE RUTE – HOHER ARM<br />

Die filigrane und zu Beginn vollkommen<br />

ungewohnte Form der Präsentation<br />

wird extrem erleichtert durch feinfühlige<br />

Rutenblanks in niedrigen Schnurklassen.<br />

Ein guter Grund, auch beim gezielten<br />

Fischen auf kampfstarken Barben oder<br />

große Forellen nicht auf einer 5er oder<br />

gar 6er Rute zurückzugreifen. Aber nicht<br />

nur im Hinblick auf das Werfen langer,<br />

dünner Nylonvorfächer und kleiner<br />

Nymphen kommen 2er, 3er oder maximal<br />

4er Ruten zum Einsatz. Die Wahl für<br />

leichtes Gerät hängt auch mit anderen<br />

wichtigen Aspekten zusammen.<br />

Zunächst ist die spezielle Präsentationstechnik<br />

rein körperlich mit einer<br />

leichten Rute weniger anstrengend. Denn<br />

beim Tight Line Nymphing wird eine<br />

saubere Drift der Nymphe auch durch<br />

einen erhobenen Rutenarm unterstützt.<br />

Zum einen vergrößert der erhobene<br />

Arm den fischbaren Radius noch weiter<br />

und zum anderen sorgt er dafür, dass<br />

das Vorfach von der Wasseroberfläche<br />

abgehoben wird – eine der wichtigsten<br />

Grundprinzipien all dieser Nymphentechniken.<br />

Schon beim Czech Nymphing,<br />

das eine vergleichsweise lange Tradition<br />

besitzt und heute in der ursprüngli- ➜<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

9


Der Wurf basiert<br />

nicht auf dem<br />

Gewicht der Schnur,<br />

sondern auf dem<br />

der Nymphe und<br />

einer sehr dünnen<br />

„Schussschnur“.<br />

chen Form kaum noch praktiziert wird,<br />

wurden weder Flugschnur noch Vorfach<br />

auf der Wasseroberfläche abgelegt.<br />

Beides hing - durch ein hohes Gewicht<br />

von ein, zwei oder gar drei Nymphen unterstützt<br />

- senkrecht aus dem Spitzenring<br />

und bildeten einen Winkel von beinahe<br />

90 Grad zur Wasseroberfläche.<br />

Der Grundgedanke dieser ungewöhnlichen<br />

Präsentation ist die Berücksichtigung<br />

des Umstandes, dass die<br />

Fließgeschwindigkeit im Fluss von der<br />

Oberfläche bis zum Grund unterschiedlich<br />

ist. Dicht am Grund des Gewässers<br />

ist die Reibung am größten. Dort ist<br />

die Fließgeschwindigkeit entsprechend<br />

gering, Forelle, Äsche und Barbe können<br />

Insektenlarven einsammeln, ohne<br />

zu viel Energie aufwenden zu müssen.<br />

Strukturen wie größere Steine, Totholz,<br />

Wasserpflanzen und ähnliches setzen die<br />

Fließgeschwindigkeit noch weiter herab,<br />

schaffen attraktive Standplätze und<br />

erleichtern das Aufnehmen von Nahrung<br />

zusätzlich.<br />

DRAG-FREI AM GRUND<br />

Wird die Nymphe mit einem erhobenen<br />

Arm an einem beinahe senkrechten,<br />

gestreckten Vorfach dort unten angeboten,<br />

so wird der schnelleren Strömung<br />

an der Oberfläche wenig Angriffsfläche<br />

geboten, um die natürliche Drift der<br />

Nymphe zu beeinflussen. Oder genauer<br />

gesagt: Zu beschleunigen! In der Folge<br />

läuft die Nymphe recht natürlich in der<br />

langsamen Strömung am Grund. Ganz<br />

anders sieht es aus, sobald Vorfach und<br />

Flugschnur oder gar ein schwimmender<br />

Bissanzeiger auf der Wasseroberfläche<br />

abtreiben. In diesem Fall bieten sich der<br />

schnelleren Strömung an der Oberfläche<br />

gleich mehrere Angriffspunkte, um die<br />

Drift der Nymphe negativ zu beeinflussen<br />

und unnatürlich zu beschleunigen.<br />

Dies ist gleichbedeutend mit dem Ende<br />

einer natürlichen, grundnahen und<br />

damit aussichtsreichen Präsentation. Wie<br />

beim Trockenfliegenfischen kann man<br />

also auch beim Nymphenfischen mit an<br />

der Oberfläche liegender Schnur von<br />

‚Drag’ sprechen - einer unnatürlichen<br />

Beschleunigung der Fliege also. Wie beim<br />

Trockenfliegenfischen ist die ‚drag-freie‘<br />

Drift ebenso ein Merkmal für eine saubere<br />

Präsentation der Nymphe. Die tief<br />

laufende Nymphe sollte also in der etwas<br />

langsameren Strömung nahe am Grund<br />

mittreiben.<br />

Und so lässt sich das in der Praxis<br />

umsetzen: Der erhobene Rutenarm geht<br />

während der Präsentation der Drift<br />

der Nymphe stromabwärts voraus und<br />

sorgt dafür, dass die Spannung auf dem<br />

hängenden Vorfach gleichbleibt. Dabei<br />

sind volle Konzentration und Fingerspitzengefühl<br />

gefragt. Denn während ein<br />

„zu viel“ bedeutet, dass Vorfach, Tippet<br />

und Nymphe gezogen werden und die<br />

Präsentation unnatürlich beschleunigt<br />

wird, bedeutet ein „zu wenig“, dass eine<br />

Bisserkennung nicht mehr möglich ist.<br />

10 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


SCHWERPUNKT NYMPHE<br />

Die Führung der Nymphe<br />

erfordert Konzentration und<br />

Feingefühl. Gerade wer viel<br />

in wechselnden Wassertiefen<br />

und Strömungen fischt,<br />

muss einige Erfahrung sammeln,<br />

um wirklich effektiv<br />

präsentieren zu können.<br />

Im Gegensatz zum klassischen Nymphenfischen<br />

mit Bissanzeiger erfolgt die<br />

Erkennung eines Bisses nämlich nicht<br />

primär auf visueller Ebene. Vielmehr<br />

werden Bisse erspürt. Dies funktioniert<br />

nur, wenn das Vorfach beinahe gestreckt<br />

ist. Wird die Drift der Nymphe abrupt<br />

gestoppt (ob durch einen Biss oder einen<br />

Hänger), werden Nymphenvorfach und<br />

Tippet komplett gestreckt und übermitteln<br />

einen feinen Impuls über die sensible<br />

Rutenspitze bis in die Rutenhand. Dieser<br />

Impuls wird mit einem sachten Setzen<br />

des Hakens quittiert.<br />

Die perfekte Balance im Nymphenvorfach<br />

zu finden und während der Drift zu<br />

halten, ist eine der größten Herausforderungen<br />

beim Tight Line Nymphing und<br />

entscheidend für die Ausbeute von Bissen.<br />

Gerade zu Beginn einer ‚Karriere’ im<br />

Nymphenfischen kostet es viele Mühen,<br />

den optimalen Eintrittswinkel des langen<br />

Vorfachs in die Oberflächenströmung zu<br />

bestimmen und einen perfekten Bogen im<br />

Nylon zu formen, der einen Kompromiss<br />

aus Bisserkennung und freier Drift bildet.<br />

Als Faustformel gilt dabei: Je flacher das<br />

Wasser und je langsamer die Fließgeschwindigkeit,<br />

desto flacher der Eintrittswinkel<br />

des Vorfachs. Und je tiefer und<br />

schneller die Flusspassage, desto steiler<br />

können Nymphenvorfach und Tippet ins<br />

Wasser tauchen. Wenn das richtige Maß<br />

gefunden ist, kann der geübte Fischer am<br />

Lauf der Nymphe sogar die Strömungsgeschwindigkeit<br />

über Grund erkennen.<br />

Empfindliche Nymphenruten in niedrigen<br />

Schnurklassen erleichtern diese „Gefühlssache“<br />

weil sie die feinen Impulse,<br />

die über das beinahe gestreckte Vorfach<br />

transportiert werden, gut vermitteln.<br />

DIE OPTIMIERUNG GEHT WEITER<br />

Länge und niedrige Schnurklasse sind<br />

also zwei zentrale Merkmale von Nymphenruten<br />

und ihr Zusammenspiel ist<br />

wichtig für die dragfreie, grundnahe<br />

und langsame Präsentation der Nymphe<br />

sowie die Bisserkennung über den Blank.<br />

Die große Auswahl von entsprechenden<br />

Modellen auf dem Markt zeigt, dass die<br />

namhaften Rutenhersteller das Interesse<br />

am ‚Tight Line Nymphing‘ erkannt haben.<br />

Gleichwohl gibt es neben Länge und<br />

Schnurklasse zahlreiche weitere Merkmale,<br />

die eine wirklich gute Nymphenrute<br />

auszeichnen. Und hier wird schnell ➜<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

11


Beim Fischen im Regen ist<br />

eine Rute mit ungeschliffenem<br />

Blank von Vorteil.<br />

Die Nylonschnur klebt bei<br />

Wurf und Präsentation<br />

nicht so schnell an<br />

selbigem.<br />

deutlich, dass einige Hersteller wertvolles<br />

Praxiswissen in den Rutenbau haben<br />

einfließen lassen, während andere versuchen,<br />

mit möglichst einfachen Mitteln<br />

auf eine erhöhte Nachfrage zu reagieren.<br />

Neben Länge und Schnurklasse sind die<br />

folgenden Merkmale einer Rute beim<br />

Tight Line Nymphing von Interesse:<br />

SCHNELLE, WEICHE SPITZE<br />

Eine feine Rutenspitze erleichtert nicht<br />

nur die Bisserkennung, sondern erlaubt<br />

bei Bedarf auch das Fischen mit extrem<br />

dünnen Vorfachspitzen - zum Beispiel<br />

Auch erfahrene<br />

Forellen fallen auf<br />

die Führung der<br />

Nymphen herein.<br />

beim Äschenfischen im glasklaren Wasser<br />

oder beim Fischen auf schlaue Forellen<br />

an Gewässern mit hohem Befischungsdruck.<br />

Dank einer weicheren Spitze<br />

werden sowohl der Druck des Fisches als<br />

auch der Druck der Strömung auf das<br />

Vorfach abgefedert. Gleichzeitig ist es<br />

vorteilhaft, wenn die Spitze eine schnelle<br />

Rückstellgeschwindigkeit besitzt. Eine<br />

schnelle Spitze bedeutet, dass das präzise<br />

Werfen mit leichten Mustern und das<br />

Werfen bei Wind erleichtert wird.<br />

Während die Spitze der Nymphenrute<br />

also für das Gefühl verantwortlich ist,<br />

ist es der untere Teil des Blanks, der die<br />

Kraft im Drill bereitstellt. Der Übergang<br />

der verschiedenen Bereiche sollte harmonisch<br />

sein, was feine Vorfächer nochmals<br />

schützt. Während es mit herkömmlichen<br />

Fliegenruten der Klasse 3 schwerfallen<br />

kann, eine große Barbe in starker<br />

Strömung zu dirigieren, ist dies mit einer<br />

speziellen Nymphenrute ohne Probleme<br />

möglich. Bei vielen typischen Rutenmodellen<br />

wird das Handteil einer 5er Rute<br />

mit der Spitze einer 2er Rute kombiniert.<br />

SCHÖN AUSTARIERT<br />

Das Begleiten der Nymphendrift mit<br />

dem ausgestreckten Rutenarm und<br />

das Fischen mit erhobener Rutenspitze<br />

können ermüdend sein. Umso wichtiger<br />

ist es, dass der große Hebel des langen<br />

Rutenblanks optimal ausbalanciert wird.<br />

Die Rolle dient beim Nymphenfischen<br />

also nicht nur als Schnurspeicher und<br />

unterstützt im Drill mit einer idealerweise<br />

sehr sanften Bremse die Verwendung<br />

feiner Vorfachspitzen, sondern fungiert<br />

auch als Kontergewicht. Ein nach unten<br />

wirkender (Down-Locking-) Rollenhalter<br />

verlagert das Gewicht der Rolle<br />

noch weiter nach hinten und ermöglicht<br />

dadurch die Verwendung leichterer Rollenmodelle.<br />

Nicht ohne Grund verfügen<br />

viele empfehlenswerte Nymphenruten<br />

über einen solchen Rollenhalter.<br />

Viele Modelle verfügen zudem über<br />

einen Fighting-Butt, den man üblicherweise<br />

von Fliegenruten der Schnurklassen<br />

7 und aufwärts kennt. Dieser Knauf am<br />

unteren Ende der Rute dient nicht nur<br />

dazu, den Rutenblank im Drill gegen den<br />

12 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


SCHWERPUNKT<br />

NYMPHE<br />

Unterarm zu drücken und dadurch den<br />

Druck auf den Fisch zu erhöhen, er trägt<br />

außerdem zur besseren Balance der Rute<br />

bei.<br />

KEINE DURCHHÄNGENDE LEINE<br />

Aus gutem Grund werden statt herkömmlicher<br />

Flugschnüre vor allem<br />

Spezialvorfächer aus Nylon oder dünne<br />

Level Lines (Flugschnüre ohne Taper<br />

mit einem Durchmesser von maximal<br />

0.55 mm) verwendet. Insbesondere beim<br />

Fischen mit erhobenem Rutenarm würde<br />

das Gewicht einer klassischen Flugschnur<br />

gegen die Drift der Nymphe arbeiten. Im<br />

schlimmsten Fall würde die Flugschnur<br />

einfach durch die Ringe nach unten<br />

rauschen und die Präsentation ruinieren.<br />

Um ein Durchhängen der Schnur oder<br />

des Vorfachs zu minimieren, verfügen<br />

Nymphenruten im Idealfall über mehr<br />

Ringe. Ein Schnurbauch in den Ringen<br />

würde schließlich zwangsläufig zu einer<br />

schlechteren Bisserkennung führen. Im<br />

direkten Vergleich zu herkömmlichen<br />

Fliegenruten sitzt der Leitring außerdem<br />

näher am Griff. Eine weitere Maßnahme,<br />

um das Durchhängen zu reduzieren.<br />

VERBESSERTE ÜBERTRAGUNG<br />

Beim Tight Line Nymping erfolgt die<br />

Bisserkennung vornehmlich über das<br />

Erspüren feiner Impulse, die dank des<br />

beinahe gestreckten Vorfachs und des<br />

sensiblen Rutenblanks bis zur Rutenhand<br />

Optimiert: Der nach unten<br />

wirkende Rollenhalter<br />

und ein Mini-Fighting-<br />

Butt verlagern Gewicht<br />

nach unten. Carbon statt<br />

Kork als Griffmaterial<br />

sorgt für Übertragung.<br />

transportiert werden können. Zusätzlich<br />

legen in der Praxis viele Fliegenfischer<br />

ihren Zeigefinger auf den Rutenblank,<br />

um noch mehr Gespür zu erhalten. Deswegen<br />

ist ein Half Wells Griff gegenüber<br />

einem Full Wells Griff klar im Vorteil.<br />

Eine innovative Entwicklung beim Bau<br />

von Nymphenruten ist außerdem die<br />

Verwendung eines Griffs aus Carbon.<br />

Carbonfasern haben gegenüber traditionellem<br />

Kork den Vorteil, dass sie feine<br />

Vibrationen zuverlässig übermitteln,<br />

während das natürliche Material isolierend<br />

und dämpfend wirkt. Außerdem ist<br />

Carbon leichter und strapazierfähiger<br />

als Kork - und die Griffigkeit selbst im<br />

nassen Zustand überraschend gut. Ein<br />

Vorreiter in dieser Hinsicht ist die Firma<br />

Adams Fly Rods aus Spanien, die sich<br />

auf die Herstellung hochwertiger Nymphenruten<br />

spezialisiert hat und für deren<br />

Spitzenmodelle XTZ und Max Black der<br />

markante Griff aus einem Carbongeflecht<br />

zum Markenzeichen geworden ist. Es ist<br />

schön zu sehen, dass einige Hersteller bei<br />

der Entwicklung von Spezialruten neue<br />

Wege gehen und sich viele Gedanken<br />

über die Funktionalität der Komponenten<br />

machen, die insbesondere beim Tight<br />

Line Nymphing einen Teil des Fangerfolgs<br />

ausmachen.<br />

EINE NEUE DIMENSION<br />

Das Nymphenfischen im Stil der gestreckten<br />

Leine ist eine spannende<br />

Wer ist eigentlich<br />

Alexander Keus?<br />

Bereits sehr früh hat sich Alexander Keus<br />

intensiv mit dem Thema ‚Nymphenfischen‘<br />

beschäftigt und viele Erfahrungen im<br />

Austausch mit Wettkampfanglern aus ganz<br />

Europa gesammelt. Sein Wissen hat er als<br />

einer der Autoren in ‚Nymphenfischen -<br />

Geheimnisse entlarvt‘ einfließen lassen, das<br />

im Forelle & Äsche Verlag erschienen ist. Er<br />

ist eines der drei Mitglieder von Fly Fishing<br />

Nation und lebt seine Passion fürs <strong>Fliegenfischen</strong><br />

am liebsten auf Reisen nach Südamerika<br />

und ins tropische Salzwasser aus. Auch<br />

beruflich hat er sich dem <strong>Fliegenfischen</strong><br />

gewidmet: Als Content- und Marketing-<br />

Manager ist er für adh-fishing tätig.<br />

Facette der modernen Fliegenfischerei<br />

und hat sich in den letzten Jahren zuerst<br />

am Wasser und dann auf dem Gerätemarkt<br />

etabliert. Die große Auswahl<br />

von Nymphenruten sowie unzähligen<br />

Nymphenvorfächern und speziellen<br />

Nymphenschnüren zeugen vom Boom<br />

der neuen Techniken. Nicht zu vergessen<br />

die ungezählten Nymphenmuster, die<br />

ihren Weg aus den Dosen eingefleischter<br />

Wettkampfangler in das Sortiment der<br />

Fliegenhersteller und schließlich in die<br />

Boxen der Fliegenfischer gefunden haben.<br />

Die Anforderungen an eine saubere<br />

Drift der Fliege spiegeln sich nicht nur<br />

in der Besonderheit der Präsentationstechnik<br />

wider, sondern auch in den<br />

Gerätschaften und Montagen, die dabei<br />

zum Einsatz kommen. Sobald die ersten<br />

Hürden der Präsentation überwunden<br />

sind, eröffnet sich dem Fliegenfischer<br />

eine spannende Welt unter der Wasseroberfläche,<br />

die mit keiner anderen Form<br />

des <strong>Fliegenfischen</strong>s so unmittelbar<br />

erfahrbar ist.<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

13


HYDROPSYCHE<br />

Die Köcherfliege<br />

ohne Köcher<br />

Wenn Fische es könnten, würden sie wohl den Hausbau verbieten<br />

– zumindest was Köcherfliegen betrifft. Zum Glück der Fische gibt<br />

es Arten, die freiwillig darauf verzichten. Die nahrhaften Larven der<br />

Gattung Hydropsyche leben gefährlich, denn<br />

Forellen und Äschen lieben sie. Morten Øland<br />

zeigt Ihnen seine Lieblingsimitation.<br />

Die Larven der freilebenden<br />

Köcherfliegen sind eine besondere<br />

Delikatesse für Forelle<br />

und Äsche. Für Morten eine der<br />

besten Nymphen überhaupt.<br />

Alle Fotos: Morten Øland<br />

14 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


SCHWERPUNKT<br />

NYMPHE<br />

Die freilebenden<br />

Köcherfliegen sind in<br />

Europa und Nordamerika<br />

weit verbreitet<br />

in einer großen<br />

Bandbreite unterscheidlicher<br />

Gewässertypen. Die Larven<br />

einiger Arten können mit einer organischen<br />

Verschmutzung des Gewässers<br />

zurechtkommen, andere mit besonders<br />

kühlen Temperaturen, wiederum andere<br />

mit sehr warmem Wasser. Unter den<br />

Hunderten von verschiedenen Köcherfliegenarten,<br />

die in Europa vorkommen,<br />

baue die meisten als Larve ein Haus. Ein<br />

kleiner Teil jedoch machen die sogenannten<br />

freilebenden oder netzspinnenden<br />

Köcherfliegen aus. Statt ein Haus zu bauen,<br />

spinnen sie winzige Netze am Grund<br />

des Baches, mit denen sie Partikelköcher<br />

fangen, sie bewegen sich aber recht frei.<br />

Hydropsyche sp., das Wassergeistchen,<br />

ist eine der häufigsten Köcherfliegen ohne<br />

Haus als Larve hierzulande. Ihre freilebenden<br />

Larven sind eine äußerst wichtige<br />

Nahrung für unsere Fische und mit ihr<br />

wollen wir uns hier eingehender beschäftigen.<br />

Denn obwohl sie so wichtig für die<br />

Fische ist, kennen die wenigsten Fischer<br />

diese Art. Alle Köcherfliegen durchleben<br />

vier Lebensstadien: Ei > Larve > Puppe<br />

> erwachsenes geflügeltes Insekt. Die<br />

Köcherfliege durchläuft also eine so<br />

genannte vollständige Metamorphose –<br />

das bedeutet, dass sich das Insekt von der<br />

Larve zum erwachsenen Insekt entwickelt.<br />

Dafür verpuppt sich die Larve und<br />

entwickelt sich in der Kapsel über einen<br />

Zeitraum von mehreren Wochen. Da sich<br />

der Schlupf der Köcherfliegenlarven über<br />

eine lange Zeit erstreckt und der Lebenszyklus<br />

dieses Insektes ein Jahr dauert,<br />

sind die Larven das ganze Jahr über<br />

vorhanden. Die Größe der Larven richtet<br />

sich nach ihrem Alter, liegt aber meist<br />

zwischen 10 und 16 Millimetern.<br />

LOSGERISSEN ODER AUFGESAMMELT<br />

Je nach Art variiert die Farbe von hellbraun<br />

über olivgrün bis hin zu dunkelbraunen<br />

Tönen. Im vorderen Drittel des<br />

Körpers liegen seitlich die Beine, und die<br />

Larve hat hier eine dunklere Färbung<br />

als auf dem restlichen Zweidritteln des<br />

Hinterleibs. Sie besitzen relativ kräftige<br />

Beine, die man auch beim Blick ins Wasser<br />

schon deutlich sehen kann. Damit<br />

können sie auf felsigem Boden herumkrabbeln<br />

und sich sogar unter ziemlich<br />

heftigen Strömungsverhältnissen mit<br />

vielen Verwirbelungen sicher festhalten.<br />

Wenn die Larve jedoch ihren Standort<br />

verlegen muss und einzelne Beine vom<br />

Untergrund löst, passiert es gar nicht<br />

selten, dass sie ihren Halt verliert. Von<br />

der Strömung mitgerissen, ist die Larve<br />

besonders gefährdet und wird häufig von<br />

einer Forelle oder einer Äsche erbeutet.<br />

Diese freilebenden Larven haben kein<br />

Haus als Ballast, so dass sie kaum an den<br />

rettenden Grund zurück kommen können.<br />

Die Strömung reißt sie unweigerlich<br />

flussabwärts. Da freilebende Köcherfliegenlarven<br />

relativ klein und leicht sind<br />

(und zudem sehr schlechte Schwimmer), ➜<br />

Auf dem Grund sauberer und unverbauter<br />

Bäche, wie hier in Schwedisch-Lappland,<br />

leben Millionen von Köcherfliegenlarven.<br />

Für Morten ist eine solche Imitation<br />

der sicherste Weg, um in Kontakt zu<br />

den größeren Bewohnern eines solchen<br />

Gewässers zu kommen.<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

15


Fette Forellen wie diese fressen das<br />

ganze Jahr Tausende von Köcherfliegenlarven.<br />

Insbesondere die freilebenden<br />

Larven werden von ihnen geschätzt.<br />

können sie je nach Strömungsverhältnissen<br />

überall in der Wassersäule landen.<br />

Fische halten die nackten Larven offensichtlich<br />

für einen besonderen Leckerbissen,<br />

denn gehen sie weite Wege, um<br />

sie in freier Drift einzusammeln. Somit<br />

enden die meisten losgerissenen Larven<br />

im Magen eines Fisches.<br />

In Bächen mit vielen freilebenden<br />

Köcherfliegen sieht man häufig Forellen,<br />

die diese Larven direkt von den Steinen<br />

„pflücken“, an denen sie haften. Die<br />

Forellen sind in der Lage, die Larven in<br />

ihrem Gespinst zu erkennen und sehr<br />

präzise einzusammeln. Es kann auch<br />

vorkommen, dass Forellen regelrecht im<br />

Boden wühlen und kleine Steine umdrehen,<br />

um die Larven zu erhaschen.<br />

So geht’s<br />

Binden einer<br />

Hydropsyche<br />

Es gibt viele Fliegenmuster, die Hydropsyche-Larven<br />

imitieren sollen.<br />

Im Laufe der Jahre habe ich etliche<br />

verschiedene Muster verwendet, aber<br />

letztlich hat sich diese einfache Version<br />

am besten bewährt.<br />

Das Verkleben des Fliegenrückens<br />

macht die Fliege natürlich extrem<br />

stark und widerstandsfähig gegen viele<br />

Forellenbisse. Der klare Klebstoff mit<br />

dem darunter liegenden olivfarbenen<br />

Material ergibt einen wirklich schönen<br />

Effekt, der den Fischen offensichtlich<br />

gefällt. Diese Imitation gehört<br />

sicher nicht zu den anspruchsvollsten<br />

Hydropsyche-Imitationen, aber sie ist<br />

schnell zu binden, haltbar und fischt<br />

super gut! Was kann man sich mehr<br />

wünschen?<br />

Wie bereits erwähnt, gibt es Hydropsyche-Larven<br />

in verschiedenen Farbtönen.<br />

Ich habe für mich herausgefunden,<br />

dass die besten Imitationen eine grünlichen<br />

(oliven) Grundton besitzen. Die<br />

Kombination mit den dunklen Pfauenfibern<br />

am Kopf finde ich perfekt.<br />

1<br />

Grundwicklung aufbringen, ein kleines Bündel<br />

Polar Fiber als Schwanz einbinden.<br />

2<br />

Etwa 2 mm breite Streifen aus einer Bleiplatte<br />

schneiden. Die Beschwerung in Lagen oben<br />

aufbinden.<br />

Das brauchen Sie:<br />

Bindegarn: 12/0, oliv/grün<br />

Haken: HENDS BL599,<br />

Größe 12 bis 8, oder<br />

vergleichbarer Larvenhaken.<br />

Schwanz: Polar Fibre, hellbraun.<br />

Beschwerung: Wolfram oder Blei,<br />

in 2 mm breiten Streifen<br />

Hinterer Körper: Straußenfibern,<br />

hell-oliv<br />

Vorderer Körper: Pfauenfibern, natur<br />

Beine: Gänse Biots, braun/oliv,<br />

alternativ auch dünne<br />

Gummibeine<br />

Rückenpanzer: UV-Kleber<br />

16 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


SCHWERPUNKT<br />

NYMPHE<br />

KURZE LEINE ODER DEAD DRIFT?<br />

Für viele Fischer ist das Angeln mit<br />

Imitationen von freilebenden Köcherfliegenlarven<br />

fast gleichbedeutend mit dem<br />

Nymphenfischen im Tschechischem- oder<br />

Euro-Stil. Doch ebenso kann mit dem<br />

Bissanzeiger auf Distanz gefischt werden.<br />

Wie bei jeder anderen Fischerei mit der<br />

Nymphe ist ein Gefühl für die Schwimmlage<br />

unserer Imitation die wichtigste<br />

Voraussetzung für den Erfolg.<br />

Mein Tipp für die Präsentation: Binden<br />

Sie nicht nur Nymphen unterschiedlicher<br />

Größe, sondern auch mit verschiedenen<br />

Gewichten, um auf variierende Strömungsverhältnisse<br />

reagieren zu können.<br />

Für eine möglichst natürliche Drift ist<br />

es wichtig, kein zu starkes Vorfach zu<br />

„Fische halten die nackten Larven<br />

offensichtlich für einen Leckerbissen,<br />

denn gehen sie weite Wege ...“<br />

verwenden. Bei dieser Fischerei verwende<br />

ich nie ein Vorfach mit einer Stärke<br />

von mehr als 0,15 Millimetern, und als<br />

Ausgangspunkt würde ich ein Vorfach<br />

von 0,13 Millimetern empfehlen. In ganz<br />

besonderen Situationen und bei sehr<br />

scheuen Fischen kann es vorkommen,<br />

dass ich ab und zu mit 0,10 Millimetern<br />

fische.<br />

Wenn ich meine Nymphe an kurzer<br />

Schnur direkt führe, ist es von Vorteil,<br />

mit zwei Fliegen am Vorfach zu fischen.<br />

Sie erhalten so das doppelte Gewicht,<br />

kommen schneller zum Grund und<br />

fischen effizienter. Außerdem können Sie<br />

so natürlich gut mit Größe und Färbung<br />

experimentieren. Ich binde dafür einfach<br />

ein 50 Zentimeter langes 0,13er Monofil<br />

in den Hakenbogen meiner Fliege. Ans<br />

Ende dieses Monos kommt eine weitere<br />

Hydropsyche-Imitation oder vielleicht<br />

auch eine kleine Eintagsfliege.<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Mit Faden und Beschwerung eine sich verjüngende<br />

Form mit Buckel in der Mitte bilden.<br />

6<br />

Straußenfiber hinten einbinden und nach vorne<br />

winden, bis zu 2/3 der Hakenlänge, abbinden. Die<br />

Windungen relativ dicht nebeneinander legen, mit<br />

etwa 1 mm Abstand.<br />

7<br />

Zwei Straußenfibern einbinden und nach hinten<br />

wegstehen lassen.<br />

8<br />

Kreuzförmig nach hinten abstehend zwei Gänse<br />

Biots einbinden.<br />

Insgesamt sechs nach vorne kürzer werdende Gänse<br />

Biots bilden die Füße der Imitation.<br />

Die Pfauenfibern nach vorne winden und vorsichtig<br />

zwischen den Beinen hindurchführen.<br />

9<br />

10<br />

11<br />

Das Material am Rücken mit zwei Fingern nach<br />

unten streichen. Es ist wichtig, das gesamte<br />

Material zu erfassen und festzuhalten.<br />

UV-Kleber auf dem Rücken auftragen, vom Schwanz<br />

bis zum Hakenauge, mit einer UV-Lampe aushärten.<br />

Den Schwanz ggf. etwas kürzen, fertig.<br />

Man beachte den durchsichtigen, leicht glänzenden<br />

Rücken und die weiche Unterseite. Diese Fliege ist<br />

haltbar und extrem fängig!<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

17


SCHWERPUNKT<br />

NYMPHE<br />

Schlank in<br />

den Herbst!<br />

Die Fischerei mit Perdigon-Nymphen ist zweifellos das ganze Jahr<br />

hindurch erfolgreich. Für Harald Bayler sind schlanke Varianten<br />

dieser Nymphen jedoch speziell in Herbst und Winter unschlagbar.<br />

Fotos: Harald Bayler


Die minimalistischen<br />

Perdigon-Nymphen<br />

erlangten Ende der<br />

neunziger Jahre Bekanntheit.<br />

Zunächst<br />

wurde ihr Auftreten<br />

im Heckwasser der Erfolgswelle moderner<br />

Nymphentechniken hierzulande<br />

eher kritisch betrachtet. Spanische und<br />

französische Fliegenfischer konnten dank<br />

der Perdigon in Wettkämpfen und abseits<br />

davon unglaubliche Fangstrecken aufweisen<br />

– das gefiel nicht jedem. Doch die feinen<br />

Nymphen zeigten ihre Stärken auch<br />

schnell bei der „klassischen Nymphenfischerei“<br />

und viele Fischer machten ihren<br />

Frieden mit den grazilen Perdigons. Auch<br />

ich bin ein Fan und jetzt, im Herbst,<br />

vertraue ich ihnen ganz besonders.<br />

Der Erfolg der Nymphenfischerei hängt<br />

im Wesentlichen von zwei Faktoren ab:<br />

Das Imitat muss ins Beuteschema passen<br />

und den Fisch erreichen. Diese zwei<br />

Umstände stellen uns jetzt, zum Ende des<br />

Jahres, vor eine Herausforderung: Die<br />

Nährtiere werden kleiner, gleichzeitig<br />

stehen die Fische dicht am Grund und<br />

kommen kaum hoch. Bei einer großen<br />

Nymphe ist es relativ einfach, Gewicht<br />

einzuarbeiten, ohne die Körperform der<br />

Fliege negativ zu beeinflussen. Wird die<br />

Nymphe jedoch kleiner, ist es deutlich<br />

heikler, Gewicht und Körperform in<br />

Einklang zu bringen. Muss die Nymphe<br />

auch noch auf Tiefe kommen, braucht es<br />

schon besondere Muster – Zeit für „die<br />

schlanke Linie“.<br />

Nicht nur das Gewicht der Fliege spielt<br />

nämlich eine Rolle bei ihrem Sinkverhalten.<br />

Was völlig unterschätzt wird, ist ihr<br />

Volumen. Konkret: bei gleichem Gewicht<br />

sinkt eine schlanke Fliege schneller ab,<br />

als ein Moppelchen mit Hechelkranz. Somit<br />

ist der Erfolg der Perdigon in Herbst<br />

und Winter schon erklärt.<br />

DAS VORFACH ENTSCHEIDET<br />

Eine feine und lange Vorfachspitze ist<br />

entscheidend, um auf Tiefe zu kommen.<br />

Ich verwende hier ein selbstgeknüpftes,<br />

dreiteiliges Vorfach aus 40cm 0,30mm /<br />

50cm 0,21mm und einer 100cm - 250cm<br />

langen Spitze mit 0,14 oder 0,12mm.<br />

Die Länge ist von Tiefe und Strömung<br />

abhängig, dabei passt der Faktor 1,5<br />

häufig. Durch die lange, feine Vorfachspitze<br />

wird das Absinken der Nymphe<br />

beschleunigt. Natürlich muss auch<br />

die Fischgröße berücksichtigt werden.<br />

Hier gilt: fair geht vor! Wichtig bei der<br />

Präsentation: Ich lege die Schnur im<br />

ersten Schritt locker ab und stelle erst<br />

Kontakt zur Fliege her, wenn sie nach<br />

einer Absinkphase auf Tiefe ist. Wann<br />

dies geschieht, ist schlicht Gefühls- und<br />

Übungssache. Die zugfreie Sinkphase ist<br />

für die Dead Drift sowie beim direkten<br />

Führen gleichermaßen entscheidend.<br />

Bei einem Blick auf die Muster der<br />

nächsten Seite mögen Sie sich fragen, ob<br />

die kleinen Unterschiede in Farbe und<br />

Material tatsächlich den Unterschied machen.<br />

Ich kann dazu, insbesondere für die<br />

Herbstfischerei klar sagen: ja! Die Fische<br />

sind wählerisch, gerade Äschen sind jetzt<br />

meisterlich darin, zwischen der „richtigen“<br />

und „falschen“ Nymphe (aus ihrer<br />

Sicht) zu unterscheiden. Ich habe das<br />

Glück, Gewässer zu befischen, in denen<br />

ich die Reaktion der Fische oft beobachten<br />

kann und ich versichere Ihnen, dass<br />

die geringen Unterschiede meiner Muster<br />

unter Wasser als sehr viel drastischer<br />

wahrgenommen werden.<br />

Bindeanleitung<br />

Body Quill Perdigon<br />

Haken: A&M Dry Wide 1x Strong #14 - 20<br />

Beschwerung: Tungstenperle 2,4mm<br />

Schwanzfibern: Coq de Leon<br />

Körper: Flashabou col.6903 (Grün)<br />

Gezupfter Federkiel (Pfauengras)<br />

Thorax: Faden koloriert mit Edding 3000 col.007<br />

Lack: A&M UV Thin<br />

Bei der nachfolgenden Perdigon<br />

wird der Unterkörper der Fliege<br />

mit Flashabou umwickelt. Windet<br />

man den gezupften Federkiel<br />

mit etwas Abstand im Anschluss<br />

um den Körper, schimmert das<br />

Flashabou durch und es entsteht<br />

eine irisierende Segmentierung.<br />

Eine sehr gute Fliege für Äschen<br />

im Spätherbst und Winter.<br />

2 3 4 5 6<br />

1<br />

Kopfperle auf den Haken schieben und<br />

mit einer Grundwicklung beginnen. Am<br />

Hakenbogen angelangt, den Faden<br />

mehrfach um die Stelle winden, damit<br />

sich eine kleine Verdickung bildet.<br />

4 bis 6 Fibern von der<br />

Coq de Leon Feder am<br />

Haken anlegen und<br />

fixieren.<br />

Das Flashabou und den<br />

gezupften Federkiel<br />

anlegen und beides<br />

bis zum Hakenbogen<br />

niederbinden. Dann mit<br />

dem Faden einen leicht<br />

konisch zulaufenden<br />

Körper formen.<br />

Das Flashabou in dicht<br />

aneinanderliegenden<br />

Wicklungen um den Haken<br />

winden und nahe der<br />

Perle sichern.<br />

Gezupften Federkiel<br />

um den Haken winden.<br />

Abstand zwischen den<br />

Wicklungen nach vorne<br />

reduzieren. Anschließend<br />

Federkiel fixieren, und Faden<br />

mit einem wasserfesten<br />

Filzstift kolorieren.<br />

Einen gleichmäßigen<br />

Thorax formen. Als Abschluss<br />

doppelten Kopfknoten<br />

sichern und einen<br />

Tropfen Lack am Thorax<br />

auftragen und mit einer<br />

Nadel über dem Körper<br />

verteilen – fertig!<br />

➜<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

19


DIE PERDIGON IM DETAIL<br />

Es ist ein einfaches Konzept, das funktioniert – die Perdigon<br />

Nymphe ist eine Larvenimitation, die aufgrund ihres glatten<br />

und schlanken Körpers schnell absinkt und sich hervorragend<br />

für die Imitation kleiner Insektenlarven eignet. Auf den ersten<br />

Blick wirkt sie unscheinbar, man sollte diese Fliege aber nicht<br />

unterschätzen. Trotz ihrer einfachen Bindeweise ist die Perdigon<br />

eine durchdachte Larvenimitation. Der Einsatz von unterschiedlich<br />

gefärbten Garnen, Draht, Federkielen und irisierende<br />

Materialien ermöglicht es, bei diesen Nymphen schöne Farbverläufe<br />

und Details einzuarbeiten. Die kleinen Details machen<br />

die Perdigon für den Fisch interessant. Im Grunde beschränkt<br />

sie sich auf die markanten Details von Insekten – und genau<br />

das macht dieses Muster so raffiniert. Wird eine Fliege kleiner,<br />

kann man am Bindetisch auch gerne auf unnötige Details verzichten.<br />

Es genügt, wenn wir uns auf die wichtigsten Merkmale<br />

von Insektenlarven beschränken. Farbverläufe, Segmentierung,<br />

Schwanzfibern oder eine Flügelscheide sind Details, die der<br />

Perdigon eine natürliche Erscheinung verleihen.<br />

Der Körper<br />

Für Körper und Thorax braucht man nicht<br />

viel. Im Grunde bestehen die Nymphen<br />

nur aus Faden, Nähgarn, Federkiel, Draht<br />

und etwas Lack. Trotz dieser wenigen<br />

Komponenten kann man viele Varianten<br />

herstellen. Möchte man der Nymphe<br />

einen irisierenden Effekt verleihen, kann<br />

man zu Crystal Hair und Flashabou<br />

greifen, um irisierende Rippungen oder<br />

schillernde Unterkörper herzustellen. Ich<br />

binde sehr gern mit Nähgarn aus Polyester<br />

oder Seide. Der große Vorteil von Nähgarn<br />

liegt darin, dass uns eine unglaublich große<br />

Farbpalette zur Verfügung steht. Vom<br />

Mettler Poly Sheen, den ich sehr gern verwende,<br />

gibt es zum Beispiel 435 Farben.<br />

Unterschiedliche Nuancen einer Farbe<br />

ermöglichen es so, die Fliegen farblich<br />

perfekt abzustimmen. Dazu ist Nähgarn<br />

robust und trägt kaum auf, wenn es in seine<br />

Einzelstränge geteilt wird. Ebenfalls ist<br />

es möglich, zwei unterschiedlich gefärbte<br />

Garne zu kombinieren und diese gleichzeitig<br />

um den Körper zu winden. So entsteht<br />

ein Körper der den von Federkielen sehr<br />

ähnlich sieht, jedoch mit deutlich weniger<br />

Aufwand verbunden ist.<br />

Die Beschwerung<br />

Um der schlanken Perdigon Gewicht zu<br />

verleihen, greife ich zu Kopfperlen aus<br />

Tungsten. Bei kleinen Hakengrößen verwende<br />

ich am liebsten geschlitzte Perlen<br />

von 2–3 mm, da diese auch bei kleinen<br />

Haken mühelos über den Bogen gleiten.<br />

Die Größe der Kopfperle muss der Hakengröße<br />

angepasst sein.<br />

Der Haken<br />

Da diese Nymphen meist in kleinen Größen<br />

#14-20 gebunden werden, spielt der<br />

Haken eine entscheidende Rolle. Grundsätzlich<br />

sollte man Modelle verwenden,<br />

die einen weiten Hakenbogen besitzen. Ist<br />

der Hakenbogen zu eng bemessen, greift<br />

der Haken in so kleinen Größen nicht mehr<br />

sicher. Ein kleiner Haken mit weitem Hakenbogen<br />

ist ideal und sorgt dafür, dass<br />

der Fisch schon durch geringen Druck auf<br />

die Schnur gehakt wird.<br />

Ich verwende für die Imitation von Eintagsfliegenlarven<br />

gerne Standardhaken mit einem<br />

1x langen Schenkel. Für die Imitation<br />

von Köcherfliegenlarven greife ich dagegen<br />

lieber zu Shrimp- oder Scud-Haken, da die<br />

gebogene Hakenform die natürliche Form<br />

der Köcherfliegenlarve besser imitiert.<br />

Der Lack<br />

Um den Körper dieser Fliegen zusätzlich<br />

zu schützen, sollten sie immer mit einer<br />

dünnen Schicht aus Lack überzogen<br />

werden. Dies ist vor allem bei Körpern aus<br />

Federkielen sehr wichtig, da diese leicht<br />

beschädigt werden können.<br />

Hier kann man zu UV-Lack oder normalen<br />

Bindelack greifen. Ich bevorzuge einen<br />

dünnflüssigen UV-Lack, da er sich sehr<br />

gut mit einer Nadel verteilen lässt und bei<br />

Fliegen aus Garn etwas aufgesaugt wird,<br />

was den Körper sehr robust macht.<br />

Die Schwanzfibern<br />

Bei der Imitation von Eintagsfliegenlarven<br />

sind Schwanzfibern ein wichtiges Detail.<br />

Bei der Perdigon greife ich gern zu Coq de<br />

Leon. Diese Federn besitzen eine schöne<br />

Zeichnung und eine gute Steifigkeit.<br />

Insgesamt sind sie ideal, um die feinen<br />

Schwanzfibern von Eintagsfliegenlarven zu<br />

imitieren. Bei den feinen Mustern kommt<br />

es vor allem auf einen sparsamen Einsatz<br />

der Fibern an. Es genügt vollkommen,<br />

wenn Sie 5 bis 8 Fibern verwenden. Bindet<br />

man zu viele Schwanzfibern ein, leidet die<br />

natürliche Erscheinung der Fliege.<br />

Die Kolorierung<br />

Farbverläufe spielen bei der Perdigon eine<br />

entscheidende Rolle. Durch diese Verläufe<br />

lassen sich Teile der Fliege voneinander<br />

abgrenzen. Es ist durchaus möglich, eine<br />

Fliege nur aus weißem Faden zu binden<br />

und sie danach mit wasserfesten Filzstiften<br />

zu kolorieren. Dabei sollte man jedoch<br />

zwei Dinge berücksichtigen: Grundsätzlich<br />

ist bei der Reihenfolge der Farben<br />

immer mit den hellen Farben anzufangen.<br />

Ebenfalls muss bedacht werden, dass der<br />

Faden die Farbe aufsaugt. Deswegen tupfe<br />

ich hier mit dem Stift nur kurz auf und<br />

warte bis die Farbe aufgesaugt ist. So entsteht<br />

ein weicher Farbverlauf. Möchte man<br />

einen harten Farbverlauf wie bei einer Flügelscheide,<br />

muss man zuerst eine Schicht<br />

Lack auftragen und dann den Bereich<br />

kolorieren. So kann der Faden die Farbe<br />

nicht aufsaugen und unsere Kolorierung<br />

hat einen harten Übergang. Eine weitere<br />

Lackschicht schützt die Farbe.<br />

20 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


SCHWERPUNKT<br />

NYMPHE<br />

PERDIGON NYMPHEN-VARIANTEN<br />

Harald Baylers Lieblingsvarianten der Perdigon-Nymphen für den Spätherbst und Winter. Bindetechnisch haben die Nymphen<br />

einen simplen Aufbau, passen aber sehr gut ins Beuteschema der Fische.<br />

Dies ist ein effektives Muster, um eine Vielzahl<br />

kleiner Eintagsfliegenlarven zu imitieren. Durch<br />

die Segmentierung besitzt die Nymphe eine natürliche<br />

Erscheinung. Die schwarze Flügelscheide<br />

grenzt Körper und Thorax deutlich voneinander ab<br />

und sorgt für ein realistisches Aussehen.<br />

Diese Variante ist ideal um kleine, dunkle<br />

Eintagsfliegenlarven zu imitieren. Durch die<br />

feine Rippung aus Kupferdraht entsteht hier ein<br />

leichter irisierender Effekt der den Fisch reizt.<br />

Auch hier grenzt eine schwarze Flügelscheide den<br />

Körper der Fliegen deutlich vom Thorax ab.<br />

Diese Perdigon ist ein sehr gutes Muster, wenn<br />

die Fische nicht in Beißlaune sind. Die verwendeten<br />

Farben bei dieser Fliege reagieren sehr stark<br />

auf UV-Licht und reizen dadurch den Fisch. Eine<br />

gute Nymphe für trübe Tage oder bei abnehmendem<br />

Licht in den Abendstunden.<br />

Haken: A&M Dry Wide 1x Strong #16 - 20<br />

Beschwerung: Tungstenperle 2,4mm<br />

Schwanzfibern: Hahnenfeder Olive<br />

Körper: Mettler Poly Sheen col. 0465 (Umber),<br />

Mettler Poly Sheen col. 0822 (Palomino)<br />

Thorax: Mettler Poly Sheen col. 0822<br />

Flügelscheide: Edding Schwarz col. 001 / UV Lack<br />

Lack: A&M UV Thin<br />

Haken: A&M Dry Wide 1x Strong #14 - 20<br />

Beschwerung: Tungstenperle 2,4mm<br />

Schwanzfibern: Coq de Leon<br />

Körper: Mettler Poly Sheen col. 0933 (Redwood)<br />

Rippung: Kupferdraht 0,12mm<br />

Thorax: Mettler Poly Sheen col. 0933<br />

Flügelscheide: Edding Schwarz col. 001 / UV Lack<br />

Lack: A&M UV Thin<br />

Haken: A&M Dry Wide 1x Strong #14 - 20<br />

Beschwerung: Tungstenperle 2,4mm<br />

Schwanzfibern: Hahnenfeder Olive<br />

Körper: Ultra Thread 70 col. Watery Olive<br />

Thorax: Ultra Thread 70 col. FL Orange<br />

Flügelscheide: Edding Schwarz col. 001 / UV Lack<br />

Lack: A&M UV Thin<br />

Eine Eintagsfliegennymhe mit deutlicher farblicher<br />

Abtrennung von Thorax und hinterem Körper,<br />

das macht manchmal den Unterschied. Hier<br />

wurde die Flügelscheide vor dem Auftragen des<br />

Lacks nur mit einem schwarzen Stift aufgetupft,<br />

so entsteht ein fließender Farbverlauf.<br />

Diese kleine Reiz-Köcherfliegenlarve fischt Harry<br />

gern, wenn das Wasser im Winter leicht eingetrübt<br />

ist. Der auffällige Bisspunkt dieser Fliege<br />

reagiert sehr stark auf UV-Licht, was den Fisch<br />

zusätzlich reizt. Durch den Shrimp-Haken greift<br />

die Fliege auch in kleinen Größen hervorragend.<br />

Haken: A&M Dry Wide 1x Strong #14 - 20<br />

Beschwerung: Tungstenperle 2,4mm<br />

Schwanzfibern: Coq de Leon<br />

Körper: Mettler Poly Sheen col. 0822 (Palomino)<br />

Rippung: Kupferdraht 0,12mm<br />

Thorax: Mettler Poly Sheen col. 0822<br />

Flügelscheide: Edding Schwarz col. 001 / UV Lack<br />

Lack: A&M UV Thin<br />

Haken: A&M Shrimp & Caddis Pupa #16 - 18<br />

Beschwerung: Tungstenperle 2,4mm<br />

Bisspunkt: Ultra Thread 70 col. FL. Orange<br />

Körper: Faden koloriert mit Edding col. 001 (Schwarz)<br />

Rippung: Draht Silber 0,12mm<br />

Thorax: Faden koloriert mit Edding col. 001 (Schwarz)<br />

Lack: A&M UV Thin<br />

Dies ist eine von Harrys absoluten Lieblingen,<br />

um kleine Köcherfliegenlarven zu imitieren. Durch<br />

die irisierende Flügelscheide und den Farbverlauf<br />

von Hell auf Dunkel ist diese kleine Nymphe<br />

manchmal unschlagbar. Der Shrimp-Haken passt<br />

perfekt zur form der zu imitierenden Larven.<br />

Haken: A&M Shrimp & Caddis Pupa #16 - 18<br />

Beschwerung: Tungstenperle 2,4mm<br />

Körper: Mettler Poly Sheen col. 0532 (Champagne)<br />

Rippung: Kupferdraht 0,12mm<br />

Thorax: Faden koloriert mit Edding col. 018 (Braun)<br />

Flügelscheide: Flashabou col. Kupfer<br />

Lack: A&M UV Thin<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

21


NOTIZBUCH<br />

Fotos: A. Pesendorfer<br />

Heimo Huber (r.) im Gespräch mit<br />

Christof Petter, dem Initiator von<br />

„Traunrauschen“.<br />

Traumhafte Naturkulisse: Die Goiserer Traun in Österreich. Hier, auf einer der letzten<br />

unverbauten Strecken der Traun, wird nun ein Wasserkraftwerk geplant.<br />

ÖSTERREICH<br />

Widerstand gegen Kraftwerk an der Traun<br />

An der Traun bei Bad Goisern in Österreich<br />

ist der Bau eines weiteren Wasserkraftwerks<br />

geplant. Konkret geht es um<br />

ein Schachtkraftwerk mit sechs Propellerturbinen,<br />

durch die pro Sekunde eine<br />

Wassermenge von bis zu 52 Kubikmetern<br />

fließen soll. Im Zusammenhang mit dem<br />

Kraftwerksbau soll zudem ein 880 Meter<br />

langer betonierter Damm entstehen, um<br />

die Traun auf rund 1.500 Meter Länge<br />

aufstauen zu können.<br />

Der Betreiber des Projekts, die Energie<br />

AG, wirbt mit Hochwasserschutz, Stromerzeugung<br />

und grüner Energie. Doch es<br />

regt sich Widerstand, denn große Teile<br />

der örtlichen Bevölkerung lehnen das<br />

Projekt ab und haben deshalb die Bürgerinitiative<br />

„Traunrauschen“ ins Leben<br />

gerufen, die nun versucht, die Umsetzung<br />

des Projekts zu verhindern – zumindest<br />

in der aktuell geplanten Form. Dabei<br />

bekommt die Initiative auch Rückendeckung<br />

von Behörden und Experten,<br />

die mit Stellungnahmen und Gutachten<br />

bereits bestätigt haben, dass der Nutzen<br />

für Umwelt- und Klimaschutz in keinem<br />

Verhältnis zum Kraftwerksbau und der<br />

damit verbundenen Zerstörung des Ökosystems<br />

steht. Voraussichtlich wird die<br />

Energie AG im Herbst nach den Wahlen<br />

die Umweltverträglichkeitserklärung für<br />

das geplante Wasserkraftwerk an der<br />

Goiserer Traun bei der Marktgemeinde<br />

Bad Goisern einreichen. Ab diesem Zeitpunkt<br />

wird dann die Öffentlichkeit eingebunden.<br />

Die Initiative „Traunrauschen“<br />

sammelt nun Unterstützungserklärungen.<br />

Die Hoffnung: wenn die Bevölkerung<br />

das Projekt rundum ablehnt, wird es<br />

schwieriger, die Ausnahme vom Verschlechterungsverbot<br />

des Wasserkörpers<br />

(Wasserrahmenrichtlinien) mit besonderem<br />

öffentlichem Interesse zu begründen.<br />

So hoffen die Initiatoren, die Energie AG<br />

davon zu überzeugen, dass dieses Projekt<br />

zurückgezogen werden sollte.<br />

Wenn Sie etwas gegen die geplante<br />

Wasserkraftanlage unternehmen und<br />

die Bürgerinitiative unterstützen wollen,<br />

besuchen Sie die Homepage:<br />

www.traunrauschen.at<br />

22 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


STROFT® Fishing Lines<br />

PROFESSIONAL<br />

MARINE EQUIPMENT<br />

NACHRUF<br />

Ein Pionier ist von uns gegangen<br />

Dr. med. Ernst Schneider, ein<br />

Pionier der PKD-Forschung,<br />

ist im Juli im Alter von 81<br />

Jahren verstorben.<br />

Nach dem Studium der<br />

Inneren Medizin bildete er<br />

sich in der Schweiz auf dem<br />

Gebiet der Angiologie weiter<br />

und praktizierte als Spezialist<br />

für Gefäßerkrankungen.<br />

Sein großes Hobby war<br />

neben Reisen, Fotografie und<br />

Ornithologie das <strong>Fliegenfischen</strong>.<br />

Sein Lieblingsgewässer<br />

war die Wutach, die<br />

ein Stück weit die Grenze<br />

zwischen Deutschland und<br />

der Schweiz bildet. Zufällig<br />

fing Ernst Schneider eine<br />

Forelle mit einer aufgequollenen<br />

Niere, dem typischen<br />

Zeichen für die PKD-<br />

Erkrankung (Proliferative<br />

Kidney Disease). Während<br />

die Krankheit damals in der<br />

Schweiz bereits bekannt und<br />

meldepflichtig war, wurde<br />

sie in Deutschland noch<br />

kaum beachtet. Das sollte<br />

sich ändern. Anlässlich seiner<br />

Pensionierung versprach<br />

Ernst Schneider: „Ich werde<br />

nicht Golf spielen, sondern<br />

meine Zeit der Forschung<br />

zugunsten von Fischen und<br />

der Natur an unseren Gewässern<br />

widmen.“ Er wurde zum<br />

kompetenten Forschungspartner<br />

für Spezialisten der<br />

Fischmedizin und Gewäs-<br />

serbiologie an der Universität<br />

Zürich und begleitete zahlreiche<br />

PKD-Forschungsprojekte.<br />

Seine Publikationen erlangten<br />

internationale Beachtung.<br />

Ernst Schneider war aktives<br />

Vorstandsmitglied im<br />

„Fliegenfischerverein Oberes<br />

Wutachtal“. Er kannte die<br />

Wutach noch als berühmten<br />

Äschenfluss. Der Äschenbestand<br />

brach 1982 durch einen<br />

Chemieunfall zusammen und<br />

hat sich seither nicht mehr<br />

erholt. Als nächstes Projekt<br />

plante Ernst für <strong>2021</strong> bis<br />

2023 in Zusammenarbeit mit<br />

Wissenschaftlern aus Bern und<br />

Langenargen die Ursachen der<br />

anhaltenden Äschen-Misere<br />

Dr. med. Ernst Schneider ist es zu<br />

verdanken, dass die PKD-Forschung<br />

vorangetrieben wurde.<br />

herauszufinden, um so die<br />

Voraussetzungen für einen<br />

Neubesatz zu schaffen. Das<br />

Projekt muss nun ohne Ernst<br />

durchgeführt werden.<br />

Seine Fischerkollegen werden<br />

ihn mit seiner liebenswürdigen<br />

Art und fischereilichen Kompetenz<br />

in dankbarer Erinnerung<br />

behalten.<br />

Erich Bolli / Armin Harth<br />

Fotos: Privat<br />

ANGELWELT<br />

BERLIN<br />

DEUTSCHLANDS DS<br />

GROSSTE ANGELMESSE<br />

TRIFF DEINE STARS!<br />

12.–14. November <strong>2021</strong> TORSTEN AHRENS · DANIEL ANDRIANI · ANGELANNI ·<br />

INGOLF AUGUSTIN · SALAH EL BARBOUCHI · BIG L ·<br />

CHRISTOPHER BÖSE · JOHANNES DIETEL · DICHT<br />

AM FISCH · FISHING MANIACS · FLYRUS · HORST<br />

HENNINGS · KEN IYOBE · FRÉDÉRIC JULLIAN ·<br />

DIRK OST · PIKE PATROL · THOMAS SCHLAGETER ·<br />

DUSTIN SCHÖNE · MARC PTACOVSKY · JAN<br />

PUSCH · SIMON TORENBEEK · ENRICO DI<br />

VENTURA · FELIX WECKESSER · TONI<br />

WEHN · VEIT WILDE · ZANDERKANT ·<br />

Änderungen vorbehalten U.V.M.<br />

DAFV<br />

deutscher<br />

angelfischerverband<br />

e.v.<br />

TMCT<br />

www.stroft.de


NOTIZBUCH<br />

Das Trentino gilt unter Fliegenfischern<br />

aus aller Welt als<br />

absolutes Traumrevier.<br />

Die Praxis-Workshops wurden von den Besucher*innen des Events besonders gut angenommen.<br />

Fotos: flyfishingfestival.it<br />

ITALIEN<br />

Event im schönen Trentino<br />

2015 und 2018 fanden im Trentino die Europa- und Weltmeisterschaften im <strong>Fliegenfischen</strong> statt.<br />

Ende Juni dieses Jahres lud die italienische Region nun zum „Fly Fishing Festival“ ein.<br />

Im „Fly Fishing Village“, welches das<br />

pulsierende Herz des Fly Fishing Festivals<br />

in Tione di Trento bildete, präsentierten<br />

Ende Juni insgesamt 46 Aussteller ihre<br />

Produkte und Dienstleistungen in einem<br />

Showroom, namhafte Unternehmen<br />

aus der Welt der <strong>Fliegenfischen</strong>s boten<br />

Live-Vorführungen. Unter den Gästen<br />

war auch Mauro Tosti von den Hermit<br />

Valley Reel Makers, der seine fein gearbeiteten<br />

Fliegenrollen präsentierte, sowie<br />

der Gespließten-Bauer Edoardo Scapin.<br />

Der Praxisteil der Veranstaltung wurde<br />

besonders gut angenommen. Zu diesem<br />

gehörten Kurse und Workshops am<br />

Wasser, die von führenden Organisationen<br />

und nationalen Fliegenfischerschulen<br />

angeboten wurden, wie etwa der Claudio<br />

Carrara Fly Fishing School, dem Trentino<br />

Fly Club, der Italian National Fly<br />

Casting Group, der European Fly Fishing<br />

Association, der National Casting School<br />

sowie der Tenkara-Gruppe. Viele Begleitpersonen<br />

der Fliegenfischer nutzten die<br />

angebotenen Outdoor-Aktivitäten, um<br />

das Gebiet besser kennenzulernen. Sie<br />

kamen aus verschiedenen Teilen Italiens,<br />

sowie aus Deutschland und den Niederlanden.<br />

„Mit dem Fly Fishing Festival,<br />

das in die Fußstapfen der Expo Riva<br />

Hunting, Fishing & Environment tritt,<br />

haben wir uns das Ziel gesetzt, uns nur<br />

auf das <strong>Fliegenfischen</strong> zu fokussieren“, so<br />

Alessandra Albarelli, Geschäftsführerin<br />

von Riva del Garda Fierecongressi, dem<br />

Unternehmen, das die Veranstaltung<br />

zusammen mit anderen Organisationen<br />

aus den Giudicarie-Tälern organisiert<br />

hat. „Es ist uns gelungen, etwas völlig<br />

Neues ins Trentino zu bringen und die<br />

Giudicarie-Täler für zwei Tage zur italienischen<br />

Hauptstadt des Forellenfischens<br />

werden zu lassen. Unser Ziel ist es, dass<br />

die Nachhaltigkeit und die Förderung<br />

der Region weiterhin im Mittelpunkt<br />

stehen“, sagte Redi Pollini, Direktor des<br />

Tourismusverbandes Giudicarie Chiese<br />

Area von Madonna di Campiglio.<br />

Im Showroom präsentierten zahlreiche Aussteller ihre<br />

Produkte rund ums Thema <strong>Fliegenfischen</strong>.<br />

Neben regionalen Ausstellern waren auch mehrere<br />

Firmen und Organisationen aus dem Ausland vor Ort.<br />

Lokale Experten aus dem Trentino ließen sich beim<br />

Binden von Fliegen über die Schulter schauen.<br />

24 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


JUBILÄUM<br />

Ein Museum<br />

für Hardy<br />

Die Produkte der englischen<br />

Firma Hardy genießen<br />

weltweit hohes Ansehen. Die<br />

legendäre Fliegenfischermarke<br />

feiert im nächsten Jahr ihr<br />

150-jähriges Bestehen. Anlässlich<br />

dieses Jubiläums wird in<br />

Alnwick, dem ursprünglichen<br />

Standort der Firma, ein eigenes<br />

Museum eingerichtet. Es<br />

befindet sich in der Bondgate,<br />

nicht weit vom Ort, wo in<br />

den 1960er Jahren die ersten<br />

Lachsfliegen gebunden wurden.<br />

Die Firma Hardy war<br />

bereits seit 1872 in Alnwick<br />

ansässig, seit William Hardy<br />

dort ein Jagdwaffengeschäft<br />

eröffnete, von dem aus er zwei<br />

Jahre später auch mit dem<br />

Verkauf von Angelartikeln<br />

begann. Das Museum soll<br />

zeigen, wie sich die Hardy-<br />

Produkte im Laufe der Jahre<br />

entwickelt haben.<br />

Daran, dass sich die EU auf<br />

die Fahne geschrieben hat,<br />

den Naturschutz zu stärken,<br />

ist selbstverständlich überhaupt<br />

nichts auszusetzen.<br />

In ihrem Vorhaben, Schutzgebiete<br />

vor schädlichen<br />

Einflüssen des Menschen zu<br />

bewahren, könnte die EU mit<br />

der Strategie für Biodiversität<br />

jedoch über das Ziel hinausgeschossen<br />

sein. Der Entwurf<br />

umfasste nämlich auch<br />

pauschale Angelverbote in<br />

Schutzgebieten. Dieser Absatz<br />

ist jetzt jedoch vorerst passé.<br />

Ursprünglich war der Gedanke,<br />

„invasive“ Tätigkeiten<br />

Die EU will sich in<br />

Zukunft stärker<br />

um den Gewässerschutz<br />

bemühen.<br />

NATURSCHUTZ<br />

Pauschale Verbote vom Tisch?<br />

in Schutzzonen zu verbieten.<br />

Dazu gehören neben dem Angeln<br />

auch die Jagd, die Forstwirtschaft<br />

sowie alle Arten<br />

von Bergbau. Das alles sollte<br />

pauschal verboten werden,<br />

Foto: Unsplash<br />

INFO<br />

um natürliche Prozesse nicht<br />

zu stören. Ein pauschales<br />

Angelverbot hätte bedeutet,<br />

dass auch in vielen deutschen<br />

Gewässern das Angeln nicht<br />

mehr erlaubt gewesen wäre.<br />

Bereits im Dezember 2020<br />

hatte der DAFV hierzu klar<br />

seine Bedenken geäußert.<br />

Dass der entsprechende Absatz<br />

nun gestrichen worden<br />

ist, ist daher auch dem DAFV<br />

und der European Anglers<br />

Alliance (EAA) zu verdanken.<br />

DAFV-Geschäftsführer<br />

Alexander Seggelke begrüßte<br />

die Änderung und verwies<br />

darauf, dass Gebote „von<br />

oben“ auf nationaler Ebene<br />

oft anders umgesetzt würden<br />

als gewünscht. Im Herbst<br />

<strong>2021</strong> wird der finale Entwurf<br />

der Europäischen Kommission<br />

erwartet.<br />

Was ist die EU-Biodiversitätsstrategie 2030?<br />

Die Biodiversitätsstrategie 2030 ist ein langfristiger Plan<br />

zum Schutz der Natur und zur Umkehr der Verschlechterung der<br />

Ökosysteme in Europa. Kern der Strategie ist die Ausdehnung von<br />

Schutzgebieten auf 30% der europäischen Landfläche (inklusive<br />

Süßwasser) und 30% der Meeresflächen. Jeweils ein Drittel der<br />

Flächen (10% Land, 10% Meer) soll unter „strengen Schutz“<br />

gestellt werden. In der Beschreibung der „streng geschützten“ Gebiete<br />

wurde die Angelfischerei anfangs pauschal ausgeschlossen.<br />

Lokalpatriot<br />

Designed, gedreht<br />

und montiert in<br />

Talheim.<br />

Individualist<br />

Fast jede<br />

Wunschfarbe<br />

ist machbar.<br />

VOSSELER<br />

THE REEL ONE<br />

Die AIR-TWO vereint elegant-schlichtes Design mit<br />

Funktionalität und Verlässlichkeit. Die eigens entwickelte<br />

Carbon-Scheibenbremse ist ein Genuss.<br />

Minimalist<br />

Mehr als 14 Teile<br />

braucht es nicht.<br />

Leichtgewicht<br />

Aus 1,1 Kilogramm werden<br />

109 Gramm Freude.<br />

Größe Kapazität Durchmesser Breite Gewicht Preis<br />

3/4 WF4 + 40 m (20 lbs) 8,3 cm 24,5 mm 1<strong>06</strong> g ab 209 €<br />

5/6 WF6 + 50 m (20 lbs) 9,3 cm 24,5 mm 111g ab 219 €<br />

7/8 WF8 + 60 m (30 lbs) 10,3 cm 24,5 mm 125 g ab 229 €<br />

Fliegenrollenmanufaktur Made in Germany www.vosseler.com +49 (0) 746 497 8596


Fotos: Johannes Arlt<br />

Feuer, Stahl und Schweiß – Nils<br />

Busch bei der Arbeit, die er liebt.<br />

Das Schmieden von Messern ist<br />

für ihn eher Berufung, als als eine<br />

Möglichkeit, Geld zu verdienen.<br />

Fotos: XXXXX<br />

Messer-Macher<br />

aus Leidenschaft<br />

Für den Lübecker Nils Busch sind Messer und deren Herstellung<br />

Passion. Johannes Arlt ist für uns nach Lübeck gefahren und hat den<br />

sympathischen Charakterkopf mit seiner Arbeit im Bild festgehalten.<br />

von Johannes Radtke<br />

26 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


REPORT<br />

PERSÖNLICHKEITEN<br />

Sowohl bei der Material- als<br />

auch bei der Formwahl kann<br />

Nils fast alle Wünsche seiner<br />

Kunden erfüllen.<br />

Ich möchte wetten, dass selbst die<br />

konsequentesten „Releaser“ unter<br />

uns sich der Begeisterung für<br />

ein gutes Messer kaum entziehen<br />

können. Das älteste Werkzeug<br />

der Menschheit übt auch<br />

noch in unserer Latte Macchiato- und<br />

Skinny-Jeans-Generation seinen besonderen<br />

Reiz aus. Vielleicht sind genetisch<br />

fixierte „Voreinstellungen“ aus anderen,<br />

einfacheren Zeiten verantwortlich,<br />

vielleicht vermittelt es auch ganz düster<br />

und hintergründig ein kleines Machtgefühl.<br />

In jedem Fall aber birgt das Messer<br />

neben der praktischen Komponente für<br />

uns Fliegenfischer ganz sicher auch eine<br />

emotionale. Im Optimalfall begleitet uns<br />

ein gutes Messer ein Leben lang beim<br />

Fischen und wir entwickeln eine gewisse<br />

Bindung zum Werkzeug.<br />

Dies gilt auf jeden Fall für meinen<br />

Bekannten Nils. Schon immer war er<br />

von Werkzeugen, die mit Handwerkskunst<br />

gefertigt wurden, im besonderen<br />

Maße begeistert. Das Messer nahm dabei<br />

noch eine besondere Rolle für ihn ein.<br />

Gleichzeitig ist er so ein Typ, der Dinge<br />

selbst in die Hand nehmen will, wenn<br />

sie ihn interessieren. Ein gutes Beispiel:<br />

Nils hatte, als ich ihn vor vielen Jahren<br />

kennenlernte, gerade so richtig mit dem<br />

<strong>Fliegenfischen</strong> angefangen. Während ich<br />

einen Urlaub in Neuseeland verbrachte,<br />

zerbrach er an der Küste seine einzige<br />

6er. Als ich, wieder zu Hause, von dem<br />

Missgeschick hörte, brachte ich ihm eine<br />

wirklich günstige Rute vorbei, die ich als<br />

Ersatzrute in Neuseeland gekauft hatte.<br />

Eine Chinarute halt, ‚NZ Wilderness<br />

Specialist‘ stand auf dem Blank, glaube<br />

ich. Die Aktion und der Blank gefielen<br />

mir, Nils auch. Doch schon beim ersten<br />

Begutachten bemerkte ich, dass weder<br />

die Komponenten noch deren Montage<br />

bei ihm auf Begeisterung stießen. Trotzdem<br />

war er glücklich und wollte gleich<br />

damit Fischen gehen. Wenige Wochen<br />

später präsentierte er mir mit ein wenig<br />

stolz die komplett neu aufgebaute 6er –<br />

ich hatte es bereits geahnt, die Qualität<br />

der NZ-Rute hatte ihm keine Ruhe gelassen.<br />

Er hatte sich einfach mal schnell die<br />

Grundlagen des Rutenbaus angeeignet,<br />

die Rute „nackig gemacht“ und drauf los<br />

gewickelt und geschliffen. Das Ergebnis<br />

war beachtlich!<br />

DAS ERSTE BUSCH-MESSER<br />

Kennen Sie auch den Typ, der immer<br />

ein Projekt braucht? Nils Busch ist so<br />

ein Macher, einer, der sich begeistern<br />

kann und anpackt. Da ihn Messer schon<br />

immer besonders fasziniert hatten, kam<br />

es, wie es kommen musste: „Ich bau mir<br />

jetzt ein Messer. Nicht so eins, das jeder<br />

hat. Ein Messer ist doch ein Statement,<br />

ich will eines, das zu mir passt!“ Das<br />

nächste Projekt war geboren. Ein Fertigbausatz<br />

war natürlich ein No-Go, und<br />

so wurde in Nils Keller – ein wenig zum<br />

Leidwesen seiner Frau – mit Hilfe eines<br />

Tankstellengrills und einiger Feilen ein<br />

recht unikates erstes Messer erschaffen.<br />

Das war vor sechs Jahren. Inzwischen<br />

hat Nils sogar die Arbeitszeit seines ➜<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

27


eigentlichen Jobs als Industriedesigner<br />

reduziert, um in seiner Werkstatt, nicht<br />

mehr im Keller, professionell Messer zu<br />

bauen. Das war zunächst ein 16-Quadratmeter-„Loch<br />

ohne Fenster“. Vor zwei<br />

Jahren zog er um in eine neue Werkstatt<br />

direkt neben dem Holstentor in Lübeck.<br />

Nicht, ohne die Räumlichkeiten zuvor<br />

nach seinen Anforderungen umzubauen<br />

– typisch Nils. Im Laufe der Zeit kaufte<br />

er mehr und mehr Spezialwerkzeuge und<br />

Maschinen, von denen er einige sogar<br />

selbst entwarf und baute.<br />

Das Messermachen macht ihn glücklich.<br />

Das spürt man augenblicklich,<br />

sobald man mit ihm darüber spricht. Er<br />

taucht dann ab in die Materie, versprüht<br />

geradezu seine Begeisterung. „Der Stahl<br />

– der sollte mit Dir reifen und nach ein<br />

paar Jahren soll Dein Messer jede Deiner<br />

geilen Angelgeschichten miterzählen<br />

können. Das kann ein Messer von der<br />

Stange nicht. Das kann nur ein Messer:<br />

Deins!“ Dass wirklich jedes Messer ein<br />

Unikat ist und zum Besitzer passt, ist<br />

Nils ein großes Anliegen. So führt er zunächst<br />

ein Kennenlerngespräch<br />

mit seinen Kunden. Darauf<br />

basierend entsteht ein erster<br />

Entwurf des Messers, dieser<br />

wird anschließend gemeinsam<br />

besprochen und gegebenenfalls<br />

verändert. Ich habe erlebt, wie<br />

Nils mit gezielten, teils speziellen<br />

Fragen versucht, herauszufinden,<br />

was für ein Typ Messer<br />

zum Auftraggeber passt. Neben<br />

dem Geschmack des Besitzers<br />

ist natürlich auch der Einsatzzweck<br />

entscheidend – bei der<br />

Auswahl des Stahls und des<br />

Griffmaterials.<br />

JEDES MESSER EIN UNIKAT<br />

Natürlich können Interessenten<br />

sich auch bisherige Arbeiten<br />

zur Inspiration anschauen,<br />

doch eines macht der Nils dabei<br />

klar: „Ich baue niemals ein<br />

Messer zweimal, da lasse ich<br />

nicht mit mir handeln.“ Bei der<br />

Auswahl der Rohstoffe und de-<br />

Zu den Messern wird von Nils auch immer eine individuelle<br />

Lederscheide angefertigt.<br />

Das verbildlichen der Kundenwünsche fällt dem gelernten Industriedesigner nicht schwer. Seine Entwürfe<br />

nehmen sowohl auf persönliche Vorlieben als auch auf den späteren Einsatzbereich Rücksicht.<br />

28 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


REPORT PERSÖNLICHKEITEN<br />

AUF EINEN BLICK<br />

Buschcrafts<br />

Nils kann alle denkbaren Formen und<br />

Größen von Messern in allen möglichen<br />

Materialkombinationen herstellen. Er hat<br />

natürlich auch schon etliche Fischermesser<br />

entworfen und gebaut. Wenn Sie Interesse an<br />

einem wirklich individuellen Messer haben,<br />

kontaktieren Sie Nils einfach über seine<br />

Homepage. Die Preise für solch ein Unikat<br />

beginnen bei 290 €, der tatsächliche Preis für<br />

Ihr Wunschmesser richtet sich nach Materialien,<br />

Aufbau des Messers, Finish der Klinge<br />

und Komplexität der Lederscheide.<br />

Infos: www.buschcrafts.de<br />

ren Bearbeitung legt er besonderen Wert<br />

auf Einzigartigkeit und Authentizität.<br />

In jahrelanger Recherche, ungezählten<br />

Tagen und Nächten des Lernens, hat er<br />

sich alte Techniken angeeignet und diese<br />

mit modernen Designs verbunden. „Fertige<br />

Klingen kaufen und diese dann mit<br />

Griffen versehen? No way! Die Klingen<br />

werden aus Bandstahl geschnitten oder<br />

komplett von mir geschmiedet, gehärtet<br />

und danach geschliffen. Am liebsten<br />

verwende ich Kohlenstoffstahl, weil der<br />

im Laufe der Zeit eine schöne Patina<br />

entwickelt, das macht das Messer noch<br />

lebendiger.“<br />

Lebendig werden die Messer mit Sicherheit<br />

auch durch all die Arbeitsschritte,<br />

die in Handarbeit und unter Einsatz<br />

von viel Schweiß erfolgen. Schmieden,<br />

Härten, Tempern (Anlassen), sehr viel<br />

Schleifen und die oft aufwendige Arbeit<br />

am Griff – mindestens zehn Stunden<br />

stecken in jedem Messer, bei aufwendigen<br />

Arbeiten kann es leicht das Doppelte<br />

sein. Die Klingen kann Nils dabei im<br />

Ein wunderschönes Messer aus rostträgem Damast, einem Griff aus schwarz gebeizter Maserbirke<br />

und Bronzezwinge ist fertig – am liebsten ist Nils nun die persönliche Übergabe an den Besitzer.<br />

Prinzip aus allen möglichen rostträgen<br />

Stählen schmieden oder schneiden,<br />

ganz nach Wunsch und Einsatzzweck.<br />

Gern nutzt er Rohstoffe mit Geschichte:<br />

„Fast alles geht – wenn ein Kunde den<br />

Lieblingsbaum im Garten fällen musste,<br />

wird es eben sein Holz. Horn vom ersten<br />

Hirsch für den Jäger, oder Mooreiche<br />

aus der mittelalterlichen Wasserleitung<br />

Lübecks. Aus Stahl von der Gorch Fock<br />

und den Decksplanken der Passat habe<br />

ich das Matrosenmesser ‚Fiete‘ gebaut.<br />

Für die differenzierte Härtung der Klinge<br />

dieses Messers musste ich natürlich Lehm<br />

vom Brodtener Ufer (Steilküste nahe<br />

Lübeck) benutzen – ein super Meerforellenspot<br />

übrigens. Aber ich benutze auch<br />

synthetische Materialien wie G10 oder<br />

Micarta – ganz nach Einsatzzweck.“<br />

Beim Design der Messer kommt Nils<br />

natürlich seine Ausbildung als Industriedesigner<br />

zugute. Das sieht man an jedem<br />

seiner Stücke, jedes ein kleines Kunstwerk<br />

und jedes hat Stil – finde ich. Dass<br />

das Designen ihm Freude macht und<br />

leicht von der Hand geht, ist offensichtlich,<br />

doch seine wahre Begeisterung für<br />

den Messerbau kommt woanders her:<br />

„Ich bin total fasziniert davon, heißen<br />

Stahl zu formen und durch Härtung und<br />

Tempern ein funktionierendes Werkzeug<br />

zu erhalten. Etwas, womit der Besitzer<br />

arbeiten kann, woran er aber auch<br />

jahrelang Freude hat. Besonders freue ich<br />

mich natürlich, wenn der Auftraggeber<br />

und neue Besitzer sein Messer persönlich<br />

bei mir abholt, das gibt mir echt<br />

viel. Und wenn ich das hier bis an mein<br />

Lebensende machen kann, dann bin ich<br />

ein sehr glücklicher und zufriedener<br />

Mensch.“<br />

Jedes Messer hat seinen eigenen Charakter, der sich im Laufe der Jahre noch entwickleln wird. Es entstand aus den Wünschen seines Besitzers und der Fertigkeit des<br />

Messer-Bauers. Zweimal das gleiche Messer zu bauen, passt da nicht wirklich in Konzept. Deswegen macht Nils es auch einfach nicht.<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

29


REPORT<br />

FISCHWANDERUNG<br />

Die durch fünf Fischwanderhilfen in der mittleren Iller (Bayern) aufwandernden Fische werden<br />

mit solchen modernen Zählbecken mit elektrisch hebbarem Boden untersucht.<br />

WANN WANDERN<br />

FISCHE?<br />

Manche Fische unternehmen weite<br />

Wanderungen, um geeignete Nahrungs-,<br />

Lebens- oder Laichgebiete zu erreichen.<br />

Dr.Tobias Epple von der Fischereifachberatung<br />

Unterfranken, zeigt in seiner Studie<br />

zum Thema Fischwanderverhalten an der<br />

Iller in Bayern, welche Auswirkungen Umweltfaktoren<br />

und vieles mehr sich auf die<br />

Wanderaktivität der Fische auswirkt.<br />

Fotos: Tobias Epple<br />

Die Frage wann Fische<br />

ihre größte Aktivität<br />

zeigen, bewegt wohl<br />

so ziemlich jeden<br />

(Fliegen-)Fischer.<br />

Dazu gibt es unzählige<br />

„Regeln“, von denen sich die meisten<br />

Angler irgendwann ihre eigenen zurechtlegen.<br />

So manch einer schwört darauf,<br />

dass Fische bei fallendem Luftdruck inaktiv<br />

werden und nicht mehr beißen, andere<br />

wiederum meinen das Gleiche geschehe<br />

bei Ostwind. Viele solcher Regeln folgen<br />

jedoch keinen seriösen wissenschaftlichen<br />

Studien.<br />

Im Rahmen einer umfangreichen Studie<br />

an der mittleren Iller (Bayern) wurde von<br />

der Universität Augsburg die Auswirkungen<br />

vieler unterschiedlicher Umweltfaktoren,<br />

wie beispielsweise Mondphase,<br />

Windstärke und Luftdruck, auf die<br />

Aktivität von Fischen wissenschaftlich<br />

untersucht. Hierbei wurde allerdings<br />

nicht deren Fress-, sondern die Wanderaktivität<br />

erforscht.<br />

Hintergrund der Studie war der Bau<br />

von Fischwanderhilfen um fünf Wasserkraftwerke<br />

auf 25 km Flussstrecke<br />

durch die LEW Wasserkraft GmbH.<br />

Fischwanderhilfen ermöglichen es<br />

Fischen, Querbauwerke und Wanderhindernisse<br />

zu umschwimmen. Um genau zu<br />

untersuchen, welche Fischarten wann, in<br />

welchen Größen und Stückzahlen durch<br />

die Fischwanderhilfen aufsteigen, wurde<br />

in diese jeweils ein modernes Fischzählbecken<br />

mit elektrisch hebbarem Boden<br />

integriert.<br />

Bei der Aufwanderung durch die<br />

Fischwanderhilfen müssen Fische über<br />

eine Reusenkonstruktion in die Zählbecken<br />

einschwimmen und können<br />

diese anschließend nur noch erschwert<br />

verlassen.<br />

In Zusammenarbeit mit den beiden<br />

ansässigen Fischereivereinen Memmingen<br />

und Neugablonz wurden so über<br />

fast 4,5 Jahre hinweg, täglich die durch<br />

die Fischwanderhilfen aufsteigenden<br />

Fische vermerkt, bestimmt und vermessen.<br />

Zudem wurden alle Fische ab einer<br />

Länge von 20 cm an jedem Zählebecken<br />

an einer anderen Körperstelle mit einem<br />

blauen Punkt markiert, um die Wanderung<br />

durch das gesamte Untersuchungsgebiet<br />

nachvollziehen zu können.<br />

30 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


Fischwanderhilfen wiedergefangen, wobei<br />

er nachweislich drei Abdriftbewegungen<br />

über Wehre ausführte. Ein anderer Huchen<br />

wurde zweimal innerhalb von zwei<br />

Tagen dokumentiert, wobei er eine Distanz<br />

von mindestens 5,9 km zurücklegte.<br />

Es ergab sich dadurch eine durchschnittliche<br />

stromaufwärtsgerichtete Wandergeschwindigkeit<br />

von mindestens knapp 300<br />

Meter pro Stunde.<br />

Eine Rotfeder stieg innerhalb von 18<br />

Tagen über drei hintereinanderliegende<br />

Fischwanderhilfen auf und legte dabei<br />

eine Distanz von mindestens 18 km<br />

zurück.<br />

Durch Markierungen mit blauen Punkten an verschiedenen Körperstellen der Fische konnte die Wanderung über<br />

mehrere Fischwanderhilfen hinweg nachvollzogen werden.<br />

ERGEBNISSE VON 33 ARTEN<br />

Insgesamt wurden 66.020 Fische aus<br />

33 Arten beim Aufstieg durch die fünf<br />

Fischwanderhilfen nachgewiesen. Die<br />

häufigsten Arten waren Laube (über<br />

20.000), Döbel (über 11.000) und Barsche<br />

(über 8.000).<br />

Von Salmoniden wurde die Stromaufwärtswanderung<br />

von rund 3.350 Äschen,<br />

800 Regenbogenforellen, 340 Bachforellen<br />

und 36 Huchen aufgenommen.<br />

Besonders erstaunlich dabei war, dass<br />

Barsche so zahlreich wandern, sind sie<br />

doch vielerorts eher als relativ ortstreue<br />

Fischart bekannt. Mit blauen Punkten<br />

wurden davon über 5.500 Fische markiert.<br />

Über die Markierungen konnte<br />

gezeigt werden, dass Fische über bis zu<br />

vier Fischwanderhilfen hintereinander<br />

aufgestiegen sind und dabei Distanzen<br />

über 19 km zurücklegten! Solche weiten<br />

Aufstiege wurden wieder am häufigsten<br />

von Barschen durchgeführt, gefolgt von<br />

Döbeln und Barben. Ebenso erstaunlich:<br />

Markierte Fische wurden häufig auch im<br />

selben Zählbecken wiedergefangen, in<br />

welchem sie markiert wurden. Da eine<br />

Abwanderung über die Fischwanderhilfen<br />

während der Projektlaufzeit durch die<br />

Konstruktion der Zählbecken nicht möglich<br />

war, mussten diese bei geöffneten<br />

Wehrklappen oder Grundablässe über die<br />

Wehre abgedriftet worden und anschließend<br />

erneut in den Fischwanderhilfen<br />

aufgestiegen sein.<br />

VIER MAL DERSELBE HUCHEN!<br />

Solche Abdriftbewegungen wurden in<br />

besonders hohen Anteilen von Huchen,<br />

Bach- und Regenbogenforellen nachgewiesen.<br />

Ein Huchen wurde so sogar viermal<br />

innerhalb eines Jahres in mehreren<br />

10 FAKTOREN WURDEN BERÜCKSICHTIGT<br />

Um herauszufinden, welche Umweltfaktoren<br />

die Aufstiegsbewegungen von<br />

Fischen beeinflussen, wurden täglich<br />

zehn Umweltfaktoren aufgenommen:<br />

Wassertemperatur, Abfluss, Tageslänge,<br />

Schwebstoffgehalt, Tag des Mondzyklus,<br />

Windgeschwindigkeit, Globalstrahlung,<br />

Luftdruck, Erdmagnetfeld und Erderschütterungen.<br />

Bei den Umweltfaktoren,<br />

bei denen es möglich war, wurden auch<br />

die Veränderungen zum Vortag mit<br />

einbezogen. Nun wurde herausgearbeitet,<br />

welche der Faktoren die Aufstiegszahlen<br />

der 17 häufigsten Arten beeinflussen,<br />

jeweils aufgeteilt in geschlechtsreife und<br />

nicht-geschlechtsreife Individuen.<br />

EIN BEISPIEL ANHAND DER ÄSCHE<br />

Für viele Arten war dabei besonders<br />

ein starker Zusammenhang zwischen<br />

der Wassertemperatur und Tageslänge<br />

und den Aufstiegszahlen erkennbar.<br />

➜<br />

Über Farbmarkierungen konnte gezeigt werden, dass<br />

sich Fische über Wehre abgedriftet werden, wenn<br />

deren Grundablässe (auf der linken Seite des Wehrs)<br />

oder Wehrklappen (auf der rechten Seite des Wehrs)<br />

geöffnet sind.<br />

Geschlechtsreife Äschen („adult“) zeigen ihre höchste Wanderaktivität bei Wassertemperaturen von 6,0 bis 6,9<br />

°C, nicht-geschlechtsreife („juvenil“) dagegen bei Wassertemperaturen über 20,0 °C.<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

31


Geschlechtsreife Äschen zeigten beispielsweise<br />

in Abhängigkeit von der Wassertemperatur<br />

die höchsten Aufstiegszahlen<br />

zwischen 6,0 und 6,9 °C was dem typischen<br />

Temperaturintervall während der<br />

Laichwanderung entspricht.<br />

Im Gegensatz dazu stiegen nichtgeschlechtsreife<br />

Äschen am zahlreichsten<br />

bei Wassertemperaturen über 20,0 °C<br />

durch die Fischwanderhilfen auf. Dies ist<br />

am wahrscheinlichsten, als Ausweichbewegung<br />

vor zu hohen Wassertemperaturen<br />

zu interpretieren.<br />

erhöhte Aktivität als Reaktion auf ein<br />

durch wenig Licht vermindertes Risiko<br />

von Fressfeinden angegriffen zu werden.<br />

Vereinfacht gesagt, sehen in dunklen<br />

Nächten Räuber die kleinen Barsche<br />

einfach schlechter, wodurch diese mutiger<br />

werden. Dasselbe gilt auch für andere<br />

Kleinfische und nicht-geschlechtsreife<br />

womöglich erhöhte Aktivität aufgrund<br />

eines geringeren Jagderfolgs bedingt sein.<br />

Der Raubfisch muss schlichtweg mehr<br />

schwimmen, um an seine Nahrung zu<br />

kommen. Dasselbe gilt auch für große<br />

Bachforellen.<br />

Solche Zusammenhänge zwischen den<br />

untersuchten Umweltfaktoren und dem<br />

DER MOND HAT EINFLUSS!<br />

Aber auch eher ungewöhnliche und unter<br />

Anglern viel diskutierte Umweltfaktoren<br />

wie zum Beispiel die Mondphase oder<br />

der Luftdruck zeigten auf die Wanderaktivität<br />

von so mancher Fischart einen<br />

deutlichen Einfluss. So wurden etwa bei<br />

niedrigem Luftdruck unter 929,9 hPa<br />

höhere Aufstiegszahlen von geschlechtsreifen<br />

Äschen dokumentiert als bei<br />

hohem Luftdruck über 930,0 hPa. Nichtgeschlechtsreife<br />

Äschen zeigten dagegen<br />

bei mittlerem bis hohem Luftdruck von<br />

935,0 bis 949,9 hPa die höchste Wanderaktivität.<br />

Einen deutlichen Zusammenhang der<br />

Aufstiegszahlen mit der Mondphase<br />

zeigte sich beispielsweise bei Barschen.<br />

Nicht-geschlechtsreife Barsche wurden<br />

bei Neumond in deutlich höheren Zahlen<br />

in den Fischwanderhilfen nachgewiesen<br />

als bei anderen Mondphasen. Die wahrscheinlichste<br />

Erklärung hierfür ist eine<br />

Nicht-geschlechtsreife Barsche („juvenil“) wurden bei Neumond in deutlich höheren Zahlen in den Zählbecken<br />

der Fischwanderhilfen nachgewiesen als bei anderen Mondphasen. Geschlechtsreife Barsche („adult“) ebenso<br />

bei Neumond, jedoch auch bei zunehmendem Mond.<br />

Stadien von Fischen, wie zum Beispiel<br />

Lauben und kleine Döbel. Allerdings<br />

zeigten auch große geschlechtsreife und<br />

dann selbst zum Fischräuber gewordene<br />

Barsche ebenso erhöhte Aufstiegszahlen<br />

bei Neumond und auch bei zunehmendem<br />

Mond. Die wahrscheinlichste Interpretation<br />

hierfür greift denselben Ansatz<br />

von der anderen Richtung auf. Die vermehrten<br />

Nachweise können durch eine<br />

Geschlechtsreife Äschen („adult“) wurden bei niedrigem Luftdruck unter 929,9 hPa in höheren Anzahlen in den<br />

Zählbecken der Fischwanderhilfen nachgewiesen als bei hohem Luftdruck über 930,0 hPa. Von nicht-geschlechtsreifen<br />

Äschen („juvenil“) wurden die höchsten Aufstiegszahlen bei mittlerem bis hohem Luftdruck von 935,0 bis<br />

949,9 hPa aufgezeigt.<br />

Wanderverhalten gibt es für fast alle<br />

Arten, wobei sich die Umweltfaktoren,<br />

die das Wanderverhalten beeinflussen,<br />

teilweise deutlich zwischen den einzelnen<br />

Arten unterschieden, ebenso die Reaktion<br />

der Arten auf diese. Die Darstellung aller<br />

Umweltfaktoren, die die Wanderbewegungen<br />

aller 17 häufigsten Arten und<br />

deren Altersklassen beeinflussen, würde<br />

hier den Rahmen sprengen. Doch werfen<br />

wir noch einen Blick auf die geschlechtsreifen<br />

Altersstadien der Salmoniden, sind<br />

diese doch für viele Fliegenfischer immer<br />

noch die wichtigsten Zielfische.<br />

In der Tabelle rechts habe ich dazu vereinfacht<br />

dargestellt, bei welchen Ausprägungen<br />

der Umweltfaktoren die höchste<br />

Wanderaktivität dokumentiert wurde.<br />

Vor allem für Äschen konnten hier Zusammenhänge<br />

mit vielen Umweltfaktoren<br />

erarbeitet werden. Regenbogenforellen<br />

zeigten dagegen auf viele Umweltfaktoren<br />

keine klaren Tendenzen. Wanderbewegungen<br />

wurden hier über einen breiten<br />

Verlauf der Umweltfaktoren nachgewiesen,<br />

ohne dass sich ausgeprägte Spitzen<br />

der Aufstiege zeigten. Auffällig ist auch,<br />

dass die höchsten Aufstiegszahlen der<br />

Bachforelle bei sehr hohen Wassertempe-<br />

32 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


REPORT<br />

FISCHWANDERUNG<br />

raturen nachgewiesen wurden. Dies mag<br />

den ein oder anderen Leser verwundern,<br />

verbinden die meisten Angler Bachforellen<br />

doch mit kühlen Gebirgsbächen.<br />

Doch genau hier liegt die Erklärung:<br />

Ähnlich wie junge Äschen weichen hier<br />

die Bachforellen zu hohen Wassertemperaturen<br />

aus und ziehen in Richtung der<br />

kühleren Quellbereiche.<br />

DIE HEGE VON FISCHEN<br />

Bekanntlich geht es vielen Fliegenfischern<br />

nicht nur um das Fangen, sondern auch<br />

um die Hege von Fischen. Gerade deshalb<br />

verfolgen viele Fischer und Vereine auch<br />

mit Interesse den Bau von Fischwanderhilfen<br />

und setzen sich mit viel Engagement<br />

für deren Passierbarkeit ein. Es<br />

bleibt die Frage, ob man einen Zeitraum<br />

definieren kann, in dem besonders auf<br />

die Passierbarkeit der Fischwanderhilfen<br />

geachtet werden muss? Die Antwort<br />

darauf ist einfach: Nein! Dies wäre zwar<br />

möglich, wenn man einzelne Arten isoliert<br />

betrachtet, durch das stark unterschiedliche<br />

Wanderverhalten der vielen in<br />

einem Gewässer vorkommenden Fischarten<br />

muss die Passierbarkeit der Fischwanderhilfen<br />

jedoch konsequent zu jeder Zeit<br />

gegeben sein. So wanderten z. B. adulte<br />

Hechte, Huchen, Äschen, Nasen, Barben<br />

und Döbel besonders zu ihrer jeweiligen<br />

Laichzeit zwischen März und Juni, viele<br />

Kleinfischarten und Jungfische im Hochsommer<br />

von Juni bis September, Barsche<br />

im frühen Herbst und junge Äschen vom<br />

Spätsommer bis in den Winter hinein.<br />

Einzig bei sehr kühlen Wassertemperaturen<br />

im Winter sowie bei starken<br />

Hochwässern, nahmen die Wanderzahlen<br />

deutlich ab.<br />

EIN PUNKT ZUR TAGESZEIT<br />

Dem aufmerksamen Leser mag es vielleicht<br />

schon aufgefallen sein, dass gar<br />

nichts zur Tageszeit geschrieben wurde.<br />

Durch die einmal tägliche Kontrolle der<br />

Fischzählbecken, konnte nicht bestimmt<br />

werden, zu welcher Tageszeit Fische in<br />

die Zählbecken eingeschwommen sind,<br />

deshalb lassen sich aus dieser Studie<br />

auch keine Schlüsse darüber ziehen, bei<br />

welchen Tageszeiten die betrachteten<br />

Fische ihre höchste Wanderaktivität<br />

Äsche Bachforelle Huchen<br />

Wassertemperatur 6,0 - 6,9 °C über 23,0 °C 8,0 bis 9,9 °C<br />

Änderung Wassertemperatur<br />

zum Vortag<br />

Jahreszeit<br />

fallend oder<br />

steigend<br />

Ende März bis<br />

Anfang April<br />

konstant oder<br />

stark fallend<br />

Ende August<br />

bis Anfang<br />

September<br />

Regenbogenforelle<br />

Keine klare<br />

Tendenz<br />

/ zunehmend<br />

Ende März bis<br />

Ende April<br />

Keine klare<br />

Tendenz<br />

Abfluss mittel / mittel mittel bis hoch<br />

Änderung Abfluss zum Vortag steigend / / stark sinkend<br />

zeigen. Vorhandene Studien präsentieren<br />

hier ein differenziertes Bild, das sich nur<br />

schwierig kurz zusammenfassen lässt. Auf<br />

viele Fischarten wurden jedoch Einflüsse<br />

der Tageszeit auf das Wanderverhalten<br />

nachgewiesen, welche je nach Fischart,<br />

Alter und Wandermotivation deutlich unterschiedlich<br />

ausgeprägt sind. Dies betrifft<br />

zum Beispiel auch vertikale Wanderungen<br />

vom Gewässergrund zur Oberfläche, die<br />

unter anderem beim Gründling ausgeprägt<br />

beschrieben wurden. Dem (sehr)<br />

interessierten Leser sei das englischsprachige<br />

Buch „Migration of Freshwater<br />

Fish“ von Martyn Lucas und Etienne<br />

Baras empfohlen.<br />

SCHLÜSSE FÜR DIE FISCHEREI?<br />

Die Diskussionen unter Anglern zum<br />

Einfluss von Umweltfaktoren auf die<br />

Aktivität sind mit Sicherheit berechtigt.<br />

Da in der Untersuchung an der Iller für<br />

viele Fischarten deutliche Zusammenhänge<br />

zwischen deren Aufstiegsverhalten<br />

und den Umweltfaktoren belegt werden<br />

konnten, sind solche Zusammenhänge<br />

mit Sicherheit auch für andere Bereiche<br />

des Fischverhaltens anzunehmen.<br />

Daher ist es zu raten, nach einem erfolgreichen<br />

Fangtag, einen Blick auf die<br />

Umweltfaktoren zu werfen. Wie war der<br />

Luftdruck? Welche Mondphase herrschte?<br />

Welche Wassertemperatur hatte das<br />

Gewässer? Gegebenenfalls lassen sich<br />

so an Ihrem Gewässer Zusammenhänge<br />

erkennen, die Ihnen langfristig zu einem<br />

besseren Verständnis der Fische und<br />

Ihrer Fänge verhelfen.<br />

Wer ist eigentlich<br />

Gewässertrübung niedrig /<br />

Änderung Gewässertrübung<br />

zum Vortag<br />

/<br />

Keine klare<br />

Tendenz<br />

sehr niedrig oder<br />

sehr hoch<br />

/ stark aufklarend<br />

Mondphase Vollmond Neumond / /<br />

Luftdruck niedrig / / /<br />

Wetter<br />

mäßig<br />

bewölkt<br />

/ mäßig bewölkt<br />

Hier eine Übersicht welche ausgewählte Umweltfaktoren sich auf das Wanderverhalten der untersuchten adulten<br />

Salmoniden auswirkten und bei welchen Ausprägungen die HÖCHSTE Wanderaktivität nachgewiesen wurde.<br />

/<br />

Keine klare<br />

Tendenz<br />

Tobias Epple<br />

Tobias Epple ist seit seiner Jugend mit Spinn-, Grundund<br />

Fliegenrute unterwegs, vorzugsweise auf Karpfen<br />

und Salmoniden. Die vorgestellten Ergebnisse sind<br />

Auszüge aus seiner Forschung, die er von 2015-<strong>2021</strong><br />

am Institut für Geographie der Universität Augsburg<br />

durchführte. *Die Ergebnisse wurden im Rahmen des<br />

ISOBEL-Projekts erarbeitet, welches von 2015 bis 2020<br />

an der mittleren Iller in enger Zusammenarbeit zwischen<br />

der LEW Wasserkraft GmbH, dem Institut für Geographie<br />

der Universität Augsburg, dem Fischereiverband Schwaben,<br />

der Fischereifachberatung des Bezirks Schwaben<br />

und dem Aueninstitut Neuburg an der Donau stattfand.<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

33


PRAXIS WURFSCHULE FÜR KINDER<br />

SPASS<br />

FLIEGT IN DER<br />

LUFT<br />

Fotos: A. Wessolowski<br />

Das <strong>Fliegenfischen</strong> für Kinder<br />

ist ein vernachlässigtes Thema,<br />

findet unser Autor Axel<br />

Wessolowski. Dabei ist das Erlernen<br />

gut zu Werfen kinderleicht.<br />

Damit der Spaß und Familienfrieden<br />

nicht auf der Strecke<br />

bleibt, teilt er hier gern<br />

ein paar Tipps.<br />

So stimmt‘s: Der Schüler<br />

hat die Rute in der Hand<br />

und der Wurflehrer bleibt<br />

im Hintergrund –<br />

symbolisch gesprochen.<br />

Luke steht mit seinen gelben<br />

Gummistiefeln einen<br />

Meter weit im Wasser.<br />

In der kleinen Bucht<br />

des Sees hat er ausreichend<br />

Platz zum Werfen.<br />

Während ein Eisvogel laut fiepend<br />

vorbeischießt, bewegt Luke die Rute vor<br />

und zurück und lässt so die Schnur über<br />

das Wasser fliegen. Ich muss ein wenig<br />

schmunzeln: mit seiner Fliegersonnenbrille<br />

sieht er ein wenig aus wie ein kleiner<br />

Lude. Die Schnur bildet gute Schlaufen<br />

und nur vereinzelt kommt es zu einem<br />

Bildung ist nicht das Befüllen<br />

von Fässern, sondern das Entzünden<br />

von Flammen.<br />

Kreuzen der Schnur mit sich selbst. Dabei<br />

ist es erst die vierte Stunde von Lukes<br />

Wurfschule …<br />

Kinder kommen oft zu kurz und beim<br />

<strong>Fliegenfischen</strong> scheint es auch nicht anders<br />

zu sein. Weniger als eine Handvoll<br />

Heraklit von Ephesos<br />

von Autoren widmeten sich dem Thema<br />

<strong>Fliegenfischen</strong> für Kinder.<br />

Aber Anstoß zum Schreiben dieses<br />

Textes war eine Beobachtung von mir<br />

auf einer Messe. Dort versuchte der<br />

Vater seinem Sohn, der höchstens zwölf<br />

34 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


Keinen Fisch gefangen,<br />

aber die<br />

Watweste von einem<br />

langjährigen<br />

Fliegenfischer<br />

tragen dürfen.<br />

Manchmal ist<br />

so wenig nötig,<br />

um Kinder zu<br />

erfreuen.<br />

Sei groß genug, um zu deinen<br />

Fehlern zu stehen, klug genug, um von<br />

ihnen zu profitieren und stark genug,<br />

um sie zu korrigieren.<br />

Jahre alt gewesen sein muss, am Wurfbecken<br />

die Grundzüge des Werfens beizu…<br />

– nun ja, ich sag mal so, es ist gut, dass<br />

der Rohrstock längst verboten ist. Ich<br />

weiß nicht, ob der Junge von Vornherein<br />

keine Lust dazu hatte, aber spätestens<br />

nach dem ersten lauten Anschiss durch<br />

den Vater war jeglicher Enthusiasmus<br />

seitens des genetischen Ablegers im Keim<br />

erstickt.<br />

Wie soll sich angeblich Albert Einstein<br />

zum Thema des Lernens geäußert<br />

haben? „Es gibt keine vernünftigere<br />

Erziehung als Vorbild zu sein, wenn<br />

es nicht anders geht, ein abschreckendes.“<br />

In dieser Hinsicht gab der Vater<br />

auf der Messe wirklich sein Bestes.<br />

John C. Maxwell<br />

SELBSTVERSUCH MIT LUKE<br />

Um jetzt selbst praktische Erfahrung<br />

sammeln zu können, entschied ich mich<br />

für ein kleines soziobiologisches Projekt.<br />

Alles was ich an Ausstattung dafür benötigte,<br />

besaß ich zum Glück, nur das Versuchsobjekt<br />

selbst fehlte noch. Zu meiner<br />

Freude gab es in meinem Umfeld Luke.<br />

Darf ich vorstellen: Ein Junge von neun<br />

Jahren, der nach eigener Aussage „lieber<br />

draußen als drinnen mit Computerspielen<br />

ist.“ Perfekt! Mit Luke würde ich<br />

auch gleichzeitig meinen jüngsten Schüler<br />

betreuen. Als Dozent hatte ich bisher<br />

Kinder ab zwölf bis hin zu Erwachsenen<br />

so kurz vor Tod unterrichtet.<br />

Sage es mir, und ich vergesse<br />

es; zeige es mir, und ich erinnere mich; lass<br />

es mich tun, und ich behalte es.<br />

Konfuzius<br />

Man achte auf die Handstellung!<br />

Ohne es weiter<br />

zu erklären, hat Luke sich<br />

für den Daumen-oben-Griff<br />

entschieden, ganz intuitiv.<br />

Für die Vorbereitung nahm ich mir viel<br />

Zeit und blickte zuerst zurück auf meine<br />

eigenen Erfahrungen als Wurfschüler.<br />

Was gefiel mir, was fand ich doof? Von<br />

welchen Werferinnen und Werfern nahm<br />

ich am meisten mit und warum? Und<br />

Kurse machte ich immer wieder, denn<br />

ich merke an mir selbst: zu glauben, man<br />

könne jetzt wirklich gut Werfen, bedeutet<br />

aufgehört zu haben, ein guter Werfer<br />

zu werden.<br />

Jedenfalls hatte ich mir einiges überlegt<br />

und so holte ich Luke für einen Start ins<br />

Fliegenwerfen ab. Bei allem, was nun folgen<br />

wird, stand für mich fest, Luke sollte<br />

Spaß haben! Dazu gehören aus meiner<br />

Sicht drei Dinge:<br />

1. Möglichst einfach!<br />

2. Weniger Zeigen, mehr Werfen.<br />

3. Der Schüler gibt das Tempo vor.<br />

Mit „möglichst einfach“ betreffend<br />

Punkt 1 meine ich, es so zu erläutern<br />

und zu zeigen, dass auch wirklich jeder<br />

versteht, worum es geht.<br />

Was unterscheidet z.B. das <strong>Fliegenfischen</strong><br />

beispielsweise vom Blinkerfischen?<br />

Anstatt jetzt hinzugehen und Luke einen<br />

von den verschiedenen Schnüren und<br />

den möglichen Gewichten der jeweiligen<br />

künstlichen Köder zu erzählen, ließ ich<br />

ihn einfach einen Wobbler und eine Fliege<br />

mit der Hand werfen. Der Unterschied<br />

ist offensichtlich – für jeden.<br />

Wie konnte also der Vater (der von der<br />

Messe) sich über die Tailing Loops seines<br />

Sprösslings aufregen, wenn der mit aller<br />

Wahrscheinlichkeit nicht einmal wusste,<br />

um was es sich dabei genau handelte?<br />

2. Mit „weniger Zeigen, mehr Werfen“<br />

meine ich, sich selbst zurückzunehmen.<br />

Nicht selten stellen sich die „Wurflehrer“<br />

vor die Wissbegierigen und zeigen<br />

ihr Können. Ich nutze ganz bewusst<br />

nur die männliche Form, denn bei weiblichen<br />

Instruktoren ist mir dieses Verhalten<br />

bisher noch nie aufgefallen. ➜<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

35


Wie dem auch sei, der ein oder andere<br />

mag dadurch vielleicht etwas lernen, aber<br />

die meisten Schülerinnen und Schüler<br />

schreckt es ab. Zumal das Fliegenwerfen<br />

ein Vorgang mit Gefühl ist. Wer nicht<br />

selbst wirft, kann diese Erfahrung nicht<br />

machen.<br />

Es sollte auch nicht um ein exaktes<br />

Kopieren des Meisters gehen. Den Wurfneulingen<br />

alles an die Hand zu geben,<br />

um selbst ein guter Werfer zu werden,<br />

darum geht es.<br />

Die Frage nach einem mehr Erzählen oder besser<br />

Zeigen stellt sich nicht. Warum eine Flugschnur für<br />

Fliegen benötigt wird, lässt sich durch ein einfaches<br />

Wurfexperiment mit Fliege und Wobbler demonstrieren.<br />

3. Der Schüler gibt das Tempo vor - dieser<br />

Punkt ist sicherlich für einige selbsternannte<br />

Lehrerinnen und Lehrer der<br />

schwerste Aspekt von Unterricht. Wessen<br />

eigene Geduld geringer ist als die des<br />

der amerikanische Fliegenfischer, Binder<br />

und Autor, berichtet selbst von den<br />

Schwierigkeiten mit der eigenen Tochter<br />

und wie sehr Eltern sich manchmal wünschen,<br />

die Erfahrung des <strong>Fliegenfischen</strong>s<br />

zu teilen; so sehr, dass sie beginnen, zu<br />

starken Druck auszuüben, bis natürlich<br />

die Kinder Gegendruck aufbauen.<br />

Auf alle Fälle ist es eine wunderbare<br />

Sache, seine Leidenschaft mit der nächsten<br />

Generation zu teilen und kann auch<br />

zu einer engeren Bindung führen. Wer<br />

aber nicht aufpasst, erreicht genau das<br />

Gegenteil.<br />

STOPP-PUNKTE DURCH PYLONEN<br />

Luke steht nach dem gemeinsamen<br />

Zusammensetzen der Rute und dem<br />

Einschlaufen der Schnur nun an einem<br />

Pylonen auf einer Wiese und bewegt die<br />

Rutenspitze horizontal zum Boden. Die<br />

vorgegebene Strecke ist von mir durch<br />

zwei weitere Pylonen markiert worden.<br />

Mit Sonnenschutz, einer Sonnenbrille auf<br />

und noch ohne Fliege bewegt Luke Rute<br />

Die einzige Art das Fliegenwerfen zu<br />

lernen, ist Fliegen zu werfen.<br />

Mel Krieger<br />

Also was schlage ich vor?<br />

Übe anfangs ohne Rute und Schnur.<br />

Jason Borger<br />

und Stoppen und dem „Wurfbogen bzw.<br />

-winkel“ – das große Vogel-V – vermitteln.<br />

Nach zwei Stunden mit Pausen (Kinder<br />

wie die Zeit vergeht…), merke ich eine<br />

Zunahme an Ungenauigkeiten. Luke<br />

selbst meint, seine Schulter würde anfangen<br />

zu schmerzen. Zeit, Feierabend zu<br />

machen. Bin selbst ein wenig überrascht,<br />

wie schnell sich bereits jetzt ein passabler<br />

Wurf zeigt. Auf dem Nachhauseweg<br />

frage ich Luke nach seinem Fazit. Mit<br />

einem strahlenden Lächeln antwortet er:<br />

„Ist cool!“<br />

Bei der Zusammenstellung der Ausrüstung<br />

war mir die Länge der zu werfenden<br />

Schnur sehr wichtig. Daher wählte ich<br />

für Lukes Anfänge die Schnur bewusst<br />

eine Klasse höher (#4) als von der Rute<br />

(#3) vorgegeben. Bei der Farbe entschied<br />

ich mich aus Gründen der besseren Sichtbarkeit<br />

für ein, der Hersteller bezeichnet<br />

es seinerseits als Hot Coral, grelles Rot.<br />

Damit es zunächst ohne ein Haken des<br />

Rasens losgehen konnte, warf Luke zuerst<br />

ohne Fliege, später mit einer Fliege,<br />

bei der ich aber den Hakenbogen entfernt<br />

hatte. Eine echte Fliege macht eben doch<br />

mehr her als nur ein Stück Wolle. Geht<br />

auch, aber mit Fliege ist es authentischer,<br />

deren Wirkung auf gar keinen Fall<br />

Kindes, sollte hingegen gut überlegen,<br />

ob er sich das wirklich antun möchte.<br />

Auch ist der etwas weniger nachgiebige<br />

Umgang mit den eigenen Kindern eine<br />

Tatsache. Wer möchte schon erkennen,<br />

dass sein eigen Fleisch und Blut sich wie<br />

ein Vollpfosten aufführt?<br />

So verstehe ich auch das ungeduldige<br />

Verhalten des Vaters, der auf der Messe<br />

versuchte, aus seinem Sohn – sozusagen<br />

aus dem Stand, einen Wurfguru zu<br />

machen. Die Vorzeichen standen dabei<br />

von Anfang an auf wirklich mies. Es ist<br />

eben ein schmaler Grad, wenn es um die<br />

eigene Familie geht. Tom Rosenbauer,<br />

und Schnur. Zuerst lasse ich ihn einen<br />

Schwung machen und dann gleich die<br />

Schnur ablegen. Aus dieser Position heraus<br />

kommt der nächste Schwung, usw.<br />

Stopp – Stopp, mehr ist Fliegenwerfen<br />

nicht, hat mir mal Mel Krieger schelmisch<br />

grinsend gesagt. Krieger, der aus<br />

meiner Sicht ein begnadeter Wurflehrer<br />

gewesen ist, verstand es, <strong>Fliegenfischen</strong><br />

nicht nur einfach aussehen zu lassen,<br />

sondern auch die Freude daran so wunderbar<br />

zu vermitteln.<br />

Jedenfalls konnte ich meinem jungen<br />

Wurf-Padawan schnell und nachvollziehbar<br />

die Verbindung aus Beschleunigung<br />

Das große Vogel-V klingt<br />

weniger abschreckend als<br />

„der Wurfwinkel“. Und<br />

veranschaulicht ist es ganz<br />

schnell, wie Luke beweist.<br />

36 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


PRAXIS WURFSCHULE FÜR KINDER<br />

unterschätzt werden sollte! Bei unserem<br />

zweiten Treffen lass ich Luke von der<br />

horizontalen in die vertikale Wurfebene<br />

wechseln. Wie gut dies funktioniert, zeigt<br />

sich an der guten Zielsicherheit meines<br />

Wurflehrlings. Er trifft den Zielkreis, für<br />

den ich einen vorhandenen Jonglierring<br />

mit einem Durchmesser von rund vierzig<br />

Zentimetern zweckentfremde. So kann<br />

aus meiner Tasche. Ich nutze die Fahrzeit,<br />

um Luke ein, zwei erste Knoten<br />

beizubringen. Zwei Haltestellen später<br />

hat er die Abläufe gut drauf.<br />

In einer kleinen idyllischen Bucht gehe<br />

ich mit Luke die Grundübungen durch,<br />

bevor ich mit dem Rollwurf beginne.<br />

Auf einen richtigen guten Wurf folgen<br />

oft drei, vier weniger gute Rollwürfe. So<br />

U-Bahn hole ich noch einmal Ring und<br />

Knoten heraus, aber ich sehe, es wird zu<br />

viel. So gebe ich Luke Ring, Schnur und<br />

Zielübungen lockern den praktischen<br />

Wurfteil auf und dienen<br />

zur Steigerung der Moral.<br />

Bei mehreren Schülern sollte<br />

aber kein Wettbewerb daraus<br />

gemacht werden!<br />

Wenn es dich Mühe kostet,<br />

machst Du‘s falsch.<br />

Lefty Krey<br />

ich spielerisch mit ihm weiter an dem<br />

eigentlichen Stopp–Stopp arbeiten.<br />

NACHSICHT STATT DRUCK<br />

Im Gegensatz zu unserem ersten Treffen<br />

wirkt Luke dieses Mal weniger konzentriert<br />

und es schleichen sich immer<br />

wieder Luftknoten ein. Wenn ich ihn allerdings<br />

frage, ob ein Wurf gut oder weniger<br />

gut war und woran das liegt, kann<br />

er mir immer eine korrekte Einschätzung<br />

liefern. Kinder … Ich entscheide früher<br />

Schluss zu machen, verspreche aber,<br />

das nächste Mal mit ihm ans Wasser zu<br />

gehen.<br />

Ich denke, auf einer Wiese zu beginnen,<br />

hat einige Vorteile. Man kann mit<br />

Markierung, wie den Pylonen, Jacken,<br />

Taschen, o. ä. arbeiten. Der Picknickplatz<br />

ist gleich zu Füßen und Wiesen<br />

zum Werfen findet man eigentlich<br />

immer.<br />

Allerdings werde ich immer versuchen,<br />

so schnell wie möglich aufs Wasser zu<br />

wechseln. Die Schnur verhält sich auf<br />

bzw. im Wasser einfach anders und es<br />

ist auch näher an dem „echten“ <strong>Fliegenfischen</strong><br />

dran. Erwachsenen mag das<br />

vielleicht egal sein, aber Kinder lassen<br />

sich so besser motivieren. Und zu Sehen<br />

gibt es ebenfalls mehr. So kann z. B.<br />

auch gleich ein wenig Insektenkunde mit<br />

einfließen.<br />

Gesagt getan, und der nächste Halt lautet<br />

See. Während wir in der U-Bahn sitzen<br />

und die blecherne Raupe sich ihren Weg<br />

durch die Tunnel rappelt, hole ich einen<br />

größeren Ring und ein Stück Reepschnur<br />

als ob er denkt, nach einem guten Wurf<br />

schnell noch einen weiteren guten Wurf<br />

hinterher zu machen. Ich drossel seinen<br />

Need for speed und siehe da, die Würfe<br />

werden gleichmäßig besser und besser.<br />

Die Abendsegler auf Insektenjagd signalisieren<br />

die anbrechende Nacht. Beim<br />

Plätschern kleiner Fischchen an der Wasseroberfläche<br />

packen wir ein und machen<br />

uns auf den Weg zur U-Bahn. In der<br />

Für einen Anfang reicht eine<br />

Wiese noch aus. Statt Pylonen<br />

zur Markierung zu nutzen, tun<br />

es auch Jacken, Taschen und<br />

ähnliche Sachen.<br />

Kopien einer Anleitung einfach mit und<br />

lass den Abend Abend sein. „Zu lernen,<br />

wie man eine Fliege wirft, macht Spaß,<br />

jede Ebene heizt den Eifer auf die nächste<br />

an,“ schreibt Krieger in seinem Buch The<br />

Essence of Flycasting. Dies ist auch ➜<br />

Der ist der beste Lehrer, der sich<br />

nach und nach überflüssig macht.<br />

George Orwell<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

37


SICHERHEIT GEHT VOR<br />

Einen scharfen und spitzen Gegenstand<br />

nah bei den Augen des eigenen Kindes<br />

vorbeisausen zu wissen, ist nicht für alle<br />

Eltern gemacht. Befolgt man aber ein paar<br />

Grundregeln, werden die Tage am Wasser<br />

sehr entspannt verlaufen:<br />

• Schwimmkurs vorab absolvieren<br />

• Mütze(n) gegen Sonne und Kälte<br />

• (Sonnen-)Brille als Schutz vor<br />

verirrten Fliegen<br />

• Sonnencreme und Mücken-/<br />

Zeckenschutzmittel<br />

• Insektenabhaltende Kleidung<br />

• Das Waten üben und Watstock<br />

einsetzen<br />

• Ggf. Schwimmhilfe/-weste<br />

• Alle Haken ohne Widerhaken<br />

• Kleines Erste-Hilfe-Set mitnehmen<br />

• Ausreichend Essen und vor allem<br />

Trinken mitnehmen<br />

• Regelmäßige Pausen einlegen<br />

das Gute am Lernen des Fliegenwerfens,<br />

denn gerade für die Einsteiger ist es relativ<br />

leicht, gute Fortschritte in kurzer Zeit<br />

zu machen. Neben den „Trockenübungen“<br />

steht selbstverständlich der Fang<br />

eines Fisches ganz oben auf der Liste.<br />

Konsequenterweise sah unsere vorerst<br />

letzte Unterrichtseinheit den Besuch eines<br />

Gleich von Anfang an sollte<br />

man die angehenden<br />

Fliegenfischer/-innen die<br />

erforderlichen Handgriffe<br />

selbst machen lassen.<br />

Zwei Dinge sollen Kinder<br />

von ihren Eltern bekommen:<br />

Wurzeln und Flügel.<br />

Angelsees vor. Die ausgesuchte Forellenanlage<br />

besitzt ein Fließgewässer, deren<br />

Strömung aber sehr gemäßigt ist. Als wir<br />

am Wasser entlang gehen und uns einen<br />

Platz aussuchen, meint Luke plötzlich:<br />

„Glaube nicht, dass ich einen fange.“<br />

Sofortige Motivationskorrektur von mir.<br />

An einem freien Platz angekommen,<br />

überlasse ich Luke selbstständig den<br />

Aufbau. Beim Anknoten der Fliege helfe<br />

ich dann doch etwas, denn die Knoten<br />

hat der junge Mann „nicht so wirklich“<br />

geübt. Was aber vollkommen in Ordnung<br />

für mich ist.<br />

Für den ersten Wurf zeige ich ihm<br />

das Verlängern der Schnur mithilfe der<br />

Wasseroberfläche. Er findet das so toll,<br />

er macht es unnötigerweise noch einige<br />

Male von selbst. Schau mal einer an, was<br />

alles so Begeisterung hervorruft. Wenn<br />

er wüsste, dass er gerade angewandte<br />

Physik betreibt … Ich gebe Luke noch<br />

eine Brille, da er seine zuhause vergaß<br />

und zeige ihm dann die Anzeichen von<br />

Johann Wolfgang von Goethe<br />

Am Anfang, wenn die Knoten noch nicht sicher<br />

beherrscht werden, kann man Fliegen mit Spitzenmaterial<br />

und fertigen Schlaufen vorbereiten.<br />

Fischaktivität. Vereinzelt springt mal eine<br />

Forelle aus dem Wasser.<br />

Nachdem wir die beiden Würfe nochmals<br />

durchgegangen sind, fängt Luke<br />

mit einer Nymphe an zu fischen. Leider<br />

passiert nichts. Nach einer Weile lässt<br />

seine Konzentration nach und die Würfe<br />

werden schlechter. Immer öfter muss er<br />

das Vorfach entknoten. Ich gebe hin und<br />

wieder verbale Hilfestellung, kommentiere<br />

aber nicht jeden Wurf...<br />

Ich spüre, wie der Frust sich in ihm<br />

breit macht. Ohne dass er es von mir hat,<br />

beherrscht er schon ein paar wichtige<br />

Ausreden für Fliegenfischer: „Dort ist es<br />

tiefer. Da ist es viel breiter. Da hinten ist<br />

ja auch viel mehr Fisch.“ Ich kann mir<br />

meine Erwiderung nicht verkneifen und<br />

frage: „Ach, und dort wirfst du dann<br />

besser?“ Wir müssen beide lachen.<br />

EINE REALISTISCHE LEKTION<br />

Als es nun Zeit wird zu gehen, muss<br />

Luke sich der Tatsache stellen, keinen<br />

Fischkontakt gehabt zu haben. Auf dem<br />

Weg zum Auto frage ich zwei Angler, die<br />

bestätigen, es sei heute äußerst schwierig<br />

gewesen. Ein anderer Fliegenfischer<br />

brauchte mehrere Stunden mit einem<br />

Streamer, bevor er eine Forelle landete.<br />

Doch Luke scheint das nicht mehr zu<br />

interessieren. Zu groß die Enttäuschung.<br />

Aber auch wenn ich ihm den Fang<br />

38 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


PRAXIS WURFSCHULE FÜR KINDER<br />

häufig gefragt: Was ist denn das richtige<br />

Alter, um mit dem Werfen beziehungsweise<br />

<strong>Fliegenfischen</strong> anzufangen?<br />

Brooke, Rosenbauers Tochter, saß mit<br />

vier Jahren auf seinem Schoß, wenn er<br />

Fliegen band. Aber es war nicht das Alter,<br />

welches darüber entschied, sondern<br />

ihr gesteigertes Interesse! Wann immer<br />

sich ein Kind für etwas interessiert, sollte<br />

dieses Interesse gefördert werden. Da<br />

spielt das Alter dann keine Rolle mehr.<br />

Und nun wünsche ich Ihnen viel Freude<br />

beim <strong>Fliegenfischen</strong> mit dem Nachwuchs!<br />

Ich habe gelernt, dass in jedem Alter<br />

Kinder sich sehr stark in ihren Fähigkeiten<br />

unterscheiden …<br />

gewünscht hätte, so ist diese Erfahrung<br />

doch wesentlich realistischer. Wie man<br />

damit umgeht, gehört zur Charakterbildung<br />

eines angehenden echten Fliegenfischers<br />

dazu.<br />

Ich weiß nicht warum, aber ich lass ihn<br />

meine Fliegenweste anziehen. Diese, viel<br />

zu groß, lässt Luke aber breit strahlen<br />

Philip Brunquel<br />

Erstes Mal beim Fischen<br />

und es wird die Nymphe<br />

schon wie ein alter Hase<br />

gestrippt.<br />

und er freut sich wie Bolle. Und ehrlich<br />

gesagt freue ich mich auch. Als ich dann<br />

auch noch ein paar Aufkleber von Regenbogenforellen<br />

und Saiblingen aus der<br />

Tasche ziehe, scheint das Ende des Tages<br />

doch nicht mehr so schlimm.<br />

Eine letzte Sache noch, bevor ich jetzt<br />

zum Schluss komme, denn ich werde<br />

Es sollte nicht ausschließlich ums Werfen<br />

gehen. Selbst ein kleiner Marienkäfer<br />

kann Abwechslung bedeuten und die<br />

Verbindung zu den Fliegen schaffen.<br />

ALLES FÜR EINEN GELUNGENEN START<br />

Hier ein paar Überlegungen von Axel<br />

Wessolowski für einen gelungenen Einstieg<br />

zusammengefasst:<br />

• Für den Anfang kein neues und schon<br />

gar nicht hochpreisiges Gerät anschaffen<br />

• Rutenaktion: mittelschnell<br />

• Rutenklasse: #1-5<br />

(je nach Größe des Kindes)<br />

• Schnurklasse: eine Klasse höher als<br />

die Rute<br />

• Schnurfarbe: gut sichtbar<br />

• Nur bei Interesse die Kinder an das<br />

Thema heranführen. Kinder geben<br />

das Lerntempo vor.<br />

• Die eigene Motivation hinterfragen,<br />

warum das eigene Kind <strong>Fliegenfischen</strong><br />

erlernen soll (wenn es für das eigene<br />

Ego ist, lieber nach Alternativen suchen).<br />

• Einfache Sprache beim Erklären<br />

verwenden (den Fachjargon lernt ein<br />

Kind mit der Zeit nebenbei).<br />

• Was man praktisch zeigen kann, auch<br />

immer zeigen, statt mit Worten zu<br />

versuchen alles zu erklären.<br />

• Das Kind steht immer im Fokus!<br />

• So lange das Anknoten von Fliegen noch<br />

Schwierigkeiten bereitet, Fliegen mit<br />

Vorfach und fertiger Schlaufe zum<br />

Anschlaufen vorbereiten.<br />

• In der Anfangszeit bedeutet<br />

gemeinsames Fischen es fischt nur<br />

einer, nämlich der Nachwuchs.<br />

• Übungsruten, die kurzen ohne<br />

Rollenhalter, können fast überall<br />

eingesetzt werden.<br />

• Die eigenen Kinder lieber von einer<br />

nicht-verwandten Person unterrichten<br />

lassen.<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

39


REPORT LITERATURVORSTELLUNGEN<br />

Buch-Tipps<br />

Ein Gläschen Wein, warme Socken, ein<br />

gemütlicher Sessel und ein gutes Buch:<br />

Der Herbst kann kommen. Wir haben<br />

die interessantesten Bücher für Fliegenfischer<br />

aus <strong>2021</strong> für unsere Leser unter die<br />

Lupe genommen und geben Ihnen einige<br />

besonders lesenswerte Empfehlungen.<br />

EIN MUST-READ – DER FLIEGENFISCHER<br />

Auf meinem Schreibtisch landete das Buch „Der Fliegenfischer“ – das<br />

Wesen und Wesentliche des <strong>Fliegenfischen</strong>s“ und ich ertappte mich<br />

beim Gedanken, dass schon wieder jemand den Typus Fliegenfischer<br />

genau unter die Lupe nehmen möchte ... Ich begann etwas voreingenommen<br />

im Buch zu blättern. Ganz unbewusst fing ich aber an, darin<br />

zu lesen – unerwartet lange. Ehrlicherweise vergaß ich dabei die Zeit<br />

für die Vorbereitung unseres Mittagessens und war mir aber indes sicher,<br />

ein wirklich gelungenes Buch in Händen zu halten. Im Laufe der<br />

nächsten ruhigen Abende kehrte ich immer wieder zu dem schönen<br />

Werk zurück. Es besitzt eine hochwertige Haptik, das Potpourri der<br />

Kapitel ist gut gewählt, die schönen Bilder (es handelt sich wirklich<br />

um Traumbilder von Bächen in Österreich, Gletscherkulissen in Patagonien<br />

und Gewässern in amerikanischen Salzwassergebieten), lassen<br />

einen tief in die Welt des <strong>Fliegenfischen</strong> versinken. Es ist sehr schön<br />

gestaltet und vor allem geht es nicht nur darum, viele oder möglichst<br />

große Fische zu fangen, der Leser erfährt eine schöne Anleitung zum<br />

Fischen – von der richtigen Wurftechnik, über passende Materialien<br />

beim Binden aber auch über Respekt und Wertschätzung unserer<br />

Umwelt. Fazit: ein rundum gelungenes Buch!<br />

Corinna Leppin<br />

Servus Verlag • www.servus-buch.at • Preis: 48 €<br />

40 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


UMWELTSCHUTZ FÜR KINDER<br />

Es gibt unzählige nette Kinderbücher auf dem Markt, aber besonders<br />

gut gefallen sie mir immer dann, wenn sie eine Mischung aus spannender<br />

Unterhaltung und zugegebenermaßen auch einem kleinen<br />

Lernfaktor besitzen… Das Buch „Sandor – der geheime Schwarm“<br />

von Dorothea Flechsig bietet beides und es wird ein aktuelles Thema<br />

für Kinder leicht aufbereitet: das Insektensterben und den Umweltschutz,<br />

der dies verhindern kann. Ich finde es gut und wichtig, denn<br />

auch unsere Kinder sollten lernen, warum sie die Natur wertschätzen<br />

müssen und was sie tun können, um sie zu erhalten.<br />

Kurz zur Geschichte: Jendrik und seine Freunde finden heraus,<br />

warum Fledermäuse immer weniger Nahrung finden. Sie lernen mit<br />

„Sandor“, dem kleinen Fledermaus-Freund, warum es so wichtig ist,<br />

dass Insekten nicht vernichtet werden und wie man sich auch als Kind<br />

für Umweltschutz stark machen kann. Die Geschichte gibt Kindern<br />

zudem Mut, sich für etwas Großes einzusetzen und zeigt anhand<br />

von Charakteren wie Friedrich, das in jedem Kind etwas steckt, auch<br />

wenn man das vielleicht auf den ersten Blick nicht immer sieht. Eine<br />

schöne Geschichte. Wir haben bereits ein weiteres Buch von der Autorin<br />

bestellt – diesmal aus der Reihe Petronella Glückschuh: „Naturforscher-“<br />

und „Tierfreundschaftsgeschichten“ und können es ehrlich<br />

kaum abwarten, es endlich lesen zu können. Corinna Leppin<br />

Glückschuh-Verlag • www.glueckschuh-verlag.de • Preis: 12,95 €<br />

DAS ETWAS ANDERE BINDEBUCH<br />

Der südafrikanische Angler und Autor Gordon van der Spuy hat<br />

ein Buch mit dem Titel „The Feather Mechanic“ herausgebracht<br />

und es erinnert anfangs stark an Oliver Edwards‘ „Flytying Masterclass“<br />

mit seinen Zeichnungen. Und dennoch unterscheiden<br />

sich Gordons und Oliver Edwards‘ Art, Fliegen zu binden. Van<br />

der Spuy legt Wert auf „Form folgt Funktion“ – die Wahl der<br />

Materialien und Formen richten sich beispielsweise danach, wie<br />

unter anderem die Fliege im Wasser funktioniert, was Beweglichkeit,<br />

Lichtdurchlässigkeit und Sinkgeschwindigkeit etc. angeht.<br />

Dabei soll möglichst das Jagdverhalten der Fische im Vordergrund<br />

stehen, welches bestenfalls durch die Fliege ausgelöst wird. Es<br />

wundert also nicht, dass auch der Squirmy Worm auch vorgestellt<br />

wird.<br />

Es ist bestimmt kein traditionelles Bindebuch – es geht anders<br />

an die Themen heran, vor allem weil es „lesbar“ ist, was bedeutet,<br />

dass man es als Unterhaltung verstehen kann, anstatt es als<br />

Lexikon zu benutzen, das man nur herausholt, wenn man eine<br />

bestimmte Fliege nachbinden will. „The Feather Mechanic“ ist<br />

eine nette Abwechslung zu den sonstigen Schritt-für-Schritt-Anleitungen.<br />

Die Zeichnungen sind selbsterklärend und der Anfänger/<br />

Fortgeschrittenen-Spagat gelingt. Ein gutes Buch mit zwanzig<br />

Mustern (Trocken, Streamer, Nymphe). Corinna Leppin<br />

Forelle & Äsche Verlag • www.fundae.de • Preis: 29,90 €<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

41


TOLLE ABENTEUER MIT ECHTEN TYPEN<br />

Ein kleines aber feines Buch namens „Ferne Welt“ von Charles<br />

Rangeley-Wilson ist erschienen und bietet Unterhaltung pur – und<br />

zwar nicht nur für Fliegenfischer! Es werden 14 Kurzgeschichten von<br />

den schottischen Inseln über das kroatische Hochland bis hin ins arktische<br />

Quebec erzählt, in denen es sich nicht immer „nur“ ums Fischen<br />

dreht. Der Autor gibt Beobachtungen eigenwilliger Charaktere wieder,<br />

die einen zum Schmunzeln bringen:<br />

Auszug aus „Mückenspray am Arsch“<br />

… Einer der Männer ging raus zum Rauchen. Ich folgte ihm, um mir die<br />

Landschaft anzusehen. Hinter dem ölbefleckten staubigen Lager und den<br />

Treibstoffsilos, oxidierten zwei Flugzeuge auf platten Reifen im Gebüsch.<br />

Der Typ zündete sich eine an. Er wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht<br />

herum, warf die Kippe zu Boden und lief zurück ins Foyer.<br />

„Scheiß Mücken“, sagte er, als er an mir vorbeiging. Plötzlich hatte ich<br />

eine in der Nase und eine im Ohr. Kregg und Cliff lachten, als ich wieder<br />

reinkam. „Krass, oder?“, sagte Kregg und lachte in sich hinein, dass seine<br />

schweren Schultern wippten. „Killerbiester“, sagte ich. „Allerdings“, erwiderte<br />

Kregg, der Ahnung von allem hatte. Mich identifizierte er sofort<br />

als englischen Warmduscher. Ich kramte in meiner Tasche. Kregg sah zu.<br />

Dann nickte er Cliff zu und wies mit dem Daumen auf mich. „Was’n das<br />

für’n Mädchengeruch?“, fragte Kregg. „Mückenspray“, erwiderte ich.<br />

„Stinkt wie Parfüm“. „Mückenspray am Arsch“, fügte Cliff hinzu und<br />

hob das Kinn. „Hier geht nur DEET“. Corinna Leppin<br />

Forelle & Äsche Verlag • www.fundae.de • Preis: 15,90 €<br />

TOLLES DETAILWISSEN<br />

Ich war natürlich äußerst gespannt, als mir Steffan Jones, ein<br />

neuer Autor für FliFi, sein eigenes Buch zur Meerforellenfischerei<br />

schickte – immerhin ist das eine Fischart, die mich über die<br />

Maßen interessiert. Zwei Infos vorab: In seinem Buch beschäftigt<br />

sich Steffan vor allem mit der Flussfischerei auf Meerforellen. Die<br />

meisten Erfahrungen hat er dabei in Flüssen seiner walisischen<br />

Heimat gesammelt. Die Erkenntnisse sind indes zum größten<br />

Teil auf andere Flüsse und Situationen übertragbar. Schon das<br />

Vorwort macht deutlich, wie sehr Steffan der Meerforelle und<br />

besonders der Nachtfischerei im Fluss verfallen ist. Der Blick in<br />

das Inhaltsverzeichnis zeigt, dass die spannendsten Aspekte der<br />

Meerforellenfischerei angesprochen werden. Inzwischen habe ich<br />

das gesamte Buch (in englischer Sprache) durchgelesen und bin<br />

begeistert über das enthaltene Fachwissen. Im Laufe von Steffans<br />

intensiver Laufbahn als Meerforellenfischer hat er sich offensichtlich<br />

einen gewaltigen Erfahrungsschatz angeeignet und kann<br />

diese Erkenntnisse mit Witz und Charme vermitteln. Für mich<br />

eines der lesenswertesten Praxis-Bücher und eine klare Lese-<br />

Empfehlung für alle Meerforellenfischer. Johannes Radtke<br />

www.fishing-wales.com • Preis: 30 GBP<br />

bestellbar per Mail: book@sea-trout.co.uk<br />

42 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


REPORT<br />

LITERATURVORSTELLUNGEN<br />

WAS LEBT IN UNSEREN GEWÄSSERN?<br />

Auch wenn der eine oder andere FliFi-Leser das Buch „Fische,<br />

Krebse, Muscheln in heimischen Seen und Flüssen“ von Wolfgang<br />

Hauer vielleicht schon kennen mag – das in bereits 3.<br />

Auflage erhältliche Buch verdient es, noch einmal etwas näher<br />

vorgestellt zu werden. Es bietet interessierten Fischern, Naturliebhabern<br />

und Experten (ob nun selbsternannt oder nicht),<br />

einiges an Fachwissen. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der<br />

schnellen Bestimmung anhand leicht erkennbarer Unterscheidungsmerkmale<br />

am Äußeren der Tiere, daneben wird auch auf<br />

wichtige innere Unterscheidungsmerkmale eingegangen. Neben<br />

dem für die Bestimmung wichtigen Erscheinungsbild, wird auch<br />

die Biologie, der natürliche Lebensraum, die Nahrung oder die<br />

Fortpflanzung der Arten behandelt. Details werden in tollen Fotos<br />

gezeigt, daneben enthält es auch Fotos von Naturstandorten.<br />

Sofern eine Gefährdung der Art besteht, werden deren Ursachen<br />

aufgelistet und ihre Bedeutung für die Angelfischerei beschrieben.<br />

Das Buch ist mehr als ein „Bildband“ oder „Schnellbestimmungsschlüssel“,<br />

es ist für alle, die sich für das „verborgene<br />

Leben unter Wasser“ interessieren. Corinna Leppin<br />

Leopold Stocker Verlag • www.stocker-verlag.com<br />

Preis: 29,90 €<br />

OLIVIA IST EINFACH WUNDERBAR!<br />

Rezensions-Notiz: FliFi-Redaktionstochter Anni ist 10 Jahre, liebt<br />

Pferde und hat ein großes Herz für alle Tiere. Natürlich kennt sie<br />

sich mit Fischen gut aus und liest mal kurz das Buch „ein Woolly<br />

Bugger namens Olivia“. Begeistert legt es Anni wieder hin und auf<br />

die Frage hin, was ihr denn so gut an Olivia gefallen hat, erklärt sie<br />

begeistert folgendes im O-Ton:<br />

„Es geht um Olivia, einen Woolly Bugger, die anders aussieht wie<br />

andere Fliegen und im Feriencamp ist. Olivia wird ausgelacht und<br />

ausgeschlossen. Sie ist alleine und sehr schüchtern. Andere Fliegen<br />

haben schöne, bunte Farben und Olivia ist traurig über ihre grünen<br />

Federn! Die Trockenfliegen sind gemein zu ihr, außer ihrer Freundin<br />

Paula (Patridge Orange, einer Nassfliege) und Gilbert (Gold-Ribbed<br />

Hasenohr), der wohl eine Nymphe ist. Die Freunde helfen Olivia<br />

und sagen, dass sie sehr gut Fische fangen kann und alle Fliegen<br />

anders sind. Die Angeber-Trockenfliegen sind an der Oberfläche,<br />

die Nymphen irgendwie am Boden und die Nassfliegen tauchen<br />

im Wasser. Nur Olivia kann nicht schwimmen und wird „Woolly<br />

Blubber” gerufen und plumpst wie ein Stein. Das ist nicht nett und<br />

das sagt auch der Lehrer Herr Minnow. Er meint, wenn Olivia übt,<br />

kann sie sich schnell wie ein kleiner Fisch im Wasser bewegen. Und<br />

das klappt! Am Ende kommen Olivia und ihre Freunde mit in die<br />

Fliegenbox, in die erste Reihe! Das Buch ist toll, weil wenn man<br />

einfarbig und schüchtern ist, man trotzdem genauso gut ist wie<br />

Trockenfliegen.“ Corinna Leppin<br />

Forelle & Äsche Verlag • www.fundae.de<br />

Preis: 14,90 €<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

43


Schwerpunkt: Trocken im Spätsommer • Meerforelle im Fluss • Wurffehlerteufel • Futterkörbe im Bach • Auswertung Hakentest • Zander & Deckung • Holz-Taktik • Reportagen und Realität • Gewässer: Steyr FliegenFischen 5/ <strong>2021</strong><br />

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Mein Freund der Baum<br />

Aus dem<br />

Holz gelockt<br />

Das Silber der Nacht<br />

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erfolgen durch DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH als leistenden Unternehmer.


REPORT<br />

HECHT-FORSCHUNG<br />

Rügens<br />

Rucksackhechte<br />

Im Januar 2020 begann das Projekt „Boddenhecht“ unter der<br />

Leitung von Prof. Robert Arlinghaus. Hunderte Hechte wurden mit Sendern<br />

versehen, um ihre Wanderungen zu verfolgen. Dominique Niessner,<br />

Timo Rittweg, Jan Droll und Robert Arlinghaus präsentieren die ersten<br />

Ergebnisse der Studie und rufen Sie auf, bei der Forschung zu helfen!<br />

Fotos: Dominique Niessner/IGB<br />

Für die Markierungen und Sender-<br />

Operationen werden die Hechte in<br />

einem Betäubungsbad narkotisiert.<br />

Frisch besendert darf sich Hechtdame<br />

„Artemis“ mit 120 cm Länge (wir führten<br />

die Tradition ein, dass markierte Hechte<br />

über 100 cm von ihren Fängern und<br />

Fängerinnen benannt werden dürfen) im<br />

Hälternetz noch etwas ausruhen, bevor<br />

sie zurückgesetzt wird – so können wir<br />

die Erholung und das Wohlergehen des<br />

Tieres überwachen.


Die Boddengewässer<br />

sind einzigartig. Die<br />

Bewohner dieses<br />

Übergangs-Lebensraumes<br />

zwischen<br />

Meer und Süßwasser<br />

sind nur teilweise erforscht. Interesse und<br />

Fragen wirft vor allem der Hecht auf.<br />

Eigentlich ein Süßwasserfisch, der aber<br />

im Brackwasser gut zurechtkommt. Doch<br />

wo laicht er? Zieht er in die Zuflüsse?<br />

Oder bewegt er sich fast gar nicht? Die<br />

„Hechtwanderung“ wollen wir ergründen.<br />

Seit Februar letzten Jahres markieren<br />

wir daher Hechte in den Bodden<br />

rund um Rügen und statten sie mit Peilsendern<br />

aus. So wollen wir Bewegungsund<br />

somit Verhaltensmuster entdecken<br />

und klären, wie mobil die Raubfische<br />

tatsächlich sind. Außerdem interessiert<br />

uns das Wachstum der Fische. Das Projekt<br />

„Boddenhecht“ wird vom Leibniz-<br />

Institut für Gewässerökologie und<br />

Binnenfischerei (IGB) durchgeführt und<br />

vom Land Mecklenburg-Vorpommern<br />

sowie der EU finanziell unterstützt. Es<br />

ist ein junges Team aus Wissenschaftlern<br />

und Wissenschaftlerinnen unterschiedlicher<br />

Disziplinen. So kommen in „Boddenhecht“<br />

die verschiedenen Betrachtungsweisen<br />

aus Fischereibiologie,<br />

Fischereiökonomie, Verhaltensökologie,<br />

Ökosystemmodellierung und Geographie<br />

zusammen – interdisziplinäre Forschung<br />

nennt sich das.<br />

Wer schon mal an den Bodden war<br />

und sich ein wenig mit Fischen und<br />

ihren Lebensräumen auskennt, der spürt<br />

geradezu das große Potenzial dieser<br />

Gewässer. Egal ob Steilküsten, krautreiche<br />

Flachwasserbereiche, Windwatten<br />

(Flachwasserberieche, die bei bestimmten<br />

Wetterlagen trockenfallen), Sandstrände<br />

oder breite Schilfgürtel, kaum ein<br />

anderer Küstenabschnitt in Deutschland<br />

ist auf engem Raum so vielfältig wie die<br />

Boddengewässer Mecklenburg-Vorpommerns.<br />

Die Bodden bieten durch ihren<br />

schwachen Salzgehalt Süßwasserarten<br />

wie den Hechten einen Lebensraum mit<br />

besonders nahrhafter und fetter Beute in<br />

Form von marinen Fischarten.<br />

Die jährlichen Heringswanderungen<br />

zu ihren Laichgebieten im Greifswalder<br />

Bodden und auch die Gewässer<br />

westlich Rügens nutzen die Hechte, um<br />

sich die Bäuche zu füllen. Während der<br />

Feldarbeit im Forschungsprojekt kam<br />

es auch immer wieder vor, dass wir für<br />

bestimmte Proben Hechte mitnehmen<br />

und aufschneiden mussten. Nicht selten<br />

fanden wir drei, vier oder sogar fünf große<br />

Heringe mit Längen von teilweise 20<br />

cm in den Mägen der Hechte, trotzdem<br />

bissen sie noch auf unsere Köder. Doch<br />

wie genau wandern denn nun die Hechte<br />

rund um Rügen und wie kann jeder Angler<br />

vor Ort etwas zum Forschungsprojekt<br />

beitragen?<br />

HECHT MIT FAHNE<br />

Seit Frühjahr 2020 markierten wir in<br />

Zusammenarbeit mit ausgebildeten<br />

Angelguides und Berufsfischern Hechte<br />

mit orangen oder weißen Fähnchenmarken<br />

unterhalb der Rückenflosse. Die<br />

Markierungen haben unterschiedliche<br />

Bedeutungen. Bei Hechten mit orangener<br />

Marke interessiert uns vor allem<br />

der Fangort. 300 Hechte haben wir mit<br />

weißen Fähnchenmarken markiert. Diese<br />

Fische sind besonders, denn wir haben<br />

ihnen Ultraschallsender zur Fischortung<br />

in die Bauchhöhle implantiert. Falls<br />

möglich, sollten diese Fische zurückgesetzt<br />

werden! Bei jedem Fang mit Fahne<br />

gilt: Notieren Sie die individuelle ID<br />

und melden Sie uns diese zusammen mit<br />

Fischlänge, Fangort und -Datum. Durch<br />

Ihre Mithilfe können wir so wichtiges<br />

Wissen gewinnen. Es winken auch Losgewinne<br />

für Angel- und Fischereizubehör<br />

im Wert von 500 Euro, und für gemeldete<br />

Erstfänge von Senderhechten winken<br />

100 Euro Prämie!<br />

Bitte beachten Sie: Einige Fähnchenmarken<br />

sind über die Monate stark<br />

veralgt. Einfach die Algen vorsichtig<br />

abkratzen und die ID-Nummer ablesen.<br />

Und bitte genau schauen und nicht die<br />

Telefonnummer mit der Fisch-ID verwechseln,<br />

wir können das Tier ohne ID<br />

nicht zuordnen. Bitte beim Zurücksetzen<br />

der Hechte die Marke (egal ob orange<br />

oder weiß) unbedingt am Fisch lassen,<br />

nicht abziehen!<br />

RUCKSACK-HECHT AM HAKEN? KOPF AB!<br />

Auch in diesem Jahr war das fischereibiologische<br />

Forschungsteam tatkräftig.<br />

Einerseits untersuchten wir während<br />

der Laichzeit im März und April ➜<br />

MARKIERTE HECHTE – 3 OPTIONEN<br />

Ein Hecht mit einer oder zwei orangenen Markierungen<br />

kann entnommen, darf aber auch zurückgesetzt<br />

werden. In jedem Falle den Fang mit ID(s), Länge,<br />

Fangort und -Datum melden. Wenn zurückgesetzt<br />

wird: die Marke(n) vorsichtig von Algen befreien, ID<br />

abfotografieren und unbedingt am Fisch belassen.<br />

Ein Hecht mit weißer Fähnchenmarke und ggf. Narbe<br />

am Bauch besitzt einen internen Sender. Diesen Fisch,<br />

wenn irgend möglich, zurücksetzen! Zuvor bitte Algen<br />

von der Marke entfernen und ID abfotografieren. Auch<br />

eine Telefonnummer ist aufgedruckt, nicht mit ID<br />

verwechseln (gilt auch für orange Marke)!<br />

Hechte mit Rucksacksendern müssen entnommen<br />

werden! Der Sender sollte entfernt und (nur) der Kopf<br />

eingefroren werden – 100 Euro sind die Belohnung!<br />

Wenn Sie einen Hecht mit Rucksack fangen, rufen Sie<br />

folgende Nummer an: 0160 944 78 446<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

47


Von Hell- nach Dunkelrot ist hier der unterschiedliche Salzgehalt in den Bodden<br />

für den Monat März 2020 dargestellt. Die höchsten Salinitäten herrschen in<br />

den West- und Nordrügenschen Bodden, während der westliche Teil der Darß-<br />

Zingster-Boddenkette, der Kleine Jasmunder Bodden sowie Peenestrom und<br />

Achterwasser deutlich geringere Werte aufweisen.<br />

Fotos: Dominique Niessner/IGB, Projekt Boddenhecht & Timo Rittweg (Otolith) • Karte: Timo Rittweg • Abbildung: Jan Droll, Projekt Boddenhecht<br />

verschiedene Bäche und Zuflüsse rund<br />

um Fischland-Darß-Zingst, Rügen und<br />

Usedom auf Laichwanderungen der<br />

Boddenhechte. Andererseits schwimmen<br />

jetzt nicht nur Fähnchen-, sondern<br />

auch noch Rucksackhechte herum! Wir<br />

haben etwa 40 Hechte mit sogenannten<br />

„Rucksacksendern“ ausgestattet. Diese<br />

sind von außen auf den Rücken der<br />

Tiere angebracht und erinnern, wie der<br />

Name sagt, an kleine Rucksäcke. Diese<br />

Hechte sind ebenfalls wieder mit weißen<br />

Fähnchenmarken markiert. Die Rucksacksender<br />

dienen nicht der Fischortung,<br />

sondern zeichnen die Wassertemperatur,<br />

den Salzgehalt und die Tiefe des<br />

Fisches direkt am Tier auf. Ziel dieser<br />

Untersuchung ist es,<br />

einen direkten Vergleich<br />

zwischen den in den Gehörsteinchen<br />

der Hechte<br />

gespeicherten chemischen<br />

Signalen und den direkten<br />

Messungen durch<br />

die Sender zu ermöglichen.<br />

Die Werte lassen<br />

uns als Fischereiwissenschaftlerinnen<br />

und -Wissenschaftler Rückschlüsse zum<br />

Verhalten bei Salzwasser- oder Temperaturschwankungen<br />

zu. So könnten<br />

verschiedene Fragen beantwortet werden,<br />

wie zum Beispiel: „Welche Tiefen und<br />

Wassertemperaturen bevorzugen die<br />

Hechte in verschiedenen Jahreszeiten in<br />

verschiedenen Gebieten?“.<br />

Für uns und auch für Sie von einiger<br />

Bedeutung: Da sich aus den Meldungen<br />

auch Rückschlüsse über Wanderungen<br />

und Größenzuwachs ablesen lassen, dürfen<br />

alle markierten Hechte (mit orangenen<br />

oder weißen Fähnchenmarken an<br />

der Rückenflosse) aus wissenschaftlichen<br />

Gründen zurückgesetzt werden.<br />

Beachtliche Unterschiede: Weibliche Boddenhechte (orange) werden schneller bedeutend länger als gleichaltrige<br />

Hechtdamen aus Süßwasserzuflüssen der Bodden (oliv) oder Hechte aus fließenden oder stehenden anderen<br />

Gewässern in Europa oder Nordamerika.<br />

WICHTIGE FRAGEN BEIM<br />

BODDENHECHT-PROJEKT<br />

Über die Wanderungen der Hechte<br />

können wir unter anderem untersuchen,<br />

ob in den unterschiedlichen Bodden<br />

voneinander getrennte Unterpopulationen<br />

existieren oder ob die Hechte auch<br />

über große Entfernungen miteinander<br />

im Austausch stehen. Die Bodden weisen<br />

zum Teil recht große Unterschiede in den<br />

Salzkonzentrationen auf, weshalb es gut<br />

sein kann, dass Hechte aus verschiedenen<br />

Bodden unterschiedlich gut an das Leben<br />

im Salzwasser angepasst sein könnten<br />

oder zum Laichen in besonders geeignete<br />

Gebiete einschwimmen. Die Bodden<br />

der Darß-Zingster-Boddenkette, Greifswalder<br />

Bodden sowie Peenestrom und<br />

Achterwasser sind deutlich salzärmer als<br />

im Vergleich die West- und Nordrügenschen<br />

Bodden. Mit genetischen Untersuchungen<br />

versuchen wir auch sogenannte<br />

„Marker“ zu finden, in denen sich die<br />

Hechte aus den verschiedenen Bodden<br />

unterscheiden. Hierfür wurden von allen<br />

markierten Hechten fingernagelgroße<br />

Flossenproben genommen, deren Fehlen<br />

die Fische beim Schwimmen nicht weiter<br />

beeinflusst. Diese Probe soll Aufschluss<br />

über mögliche Genveränderungen und<br />

Mikroskop-Aufnahme eines Gehörsteinchens (Otolith)<br />

eines Boddenhechtes. Ähnlich der Jahresringe in<br />

Bäumen bilden sich im Jahresrhythmus neue Wachstumsringe<br />

im Otolithen. Über die Untersuchung der<br />

chemischen Signale innerhalb der „Ringe“ können wir<br />

Rückschlüsse zum Verhalten der Tiere bei Salzwasseroder<br />

Temperaturschwankungen ziehen.<br />

48 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


REPORT<br />

HECHT-FORSCHUNG<br />

Grafiken: Dominique Niessner, Projekt Boddenhecht<br />

Die linke Karte zeigt die typische Wanderung eines anadromen Boddenhechtes. Vermutlich zog der Fisch aus dem Bodden zur Laichzeit in den Sehrowbach. Dort wurde<br />

er von den Forschenden gefangen, markiert und zurückgesetzt. Anschließend kehrte er nach der Laichzeit wieder in den Bodden zurück (Distanz bis zum Wiederfangort:<br />

fünf Kilometer). Die rechte Karte zeigt eine Ausnahme unter den zurückgemeldeten, markierten Boddenhechten. Weite Wanderungen, wie diese von Ummanz nach Barth<br />

mit 30 Kilometern Luftlinie Entfernung, kommen eher selten vor. Am häufigsten sind eher geringere Wanderdistanzen mit einem engen Bewegungsradius unter<br />

10 Kilometern zwischen Fang- und Rückfangort. Diese Erkenntnis ist für die Bewirtschaftung des Boddenhechtes von großer Bedeutung.<br />

damit besonderen Anpassungen an<br />

den Brackwasserlebensraum geben. So<br />

können wir sowohl den kurzfristigen<br />

Austausch von „Genen“ über die Wanderung<br />

als auch das langfristige Ergebnis<br />

der Anpassung an unterschiedliche<br />

Gebiete nachweisen. Erste Ergebnisse zeigen,<br />

dass es rund um Rügen und Usedom<br />

drei Lebenstypen gibt: Reine Süßwasserhechte,<br />

die niemals aus den Zuflüssen<br />

in die Bodden schwimmen, reine Brackwasserhechte<br />

und sogenannte anadrome<br />

Wanderer, die ähnlich eines Lachses im<br />

Salzwasser der Bodden leben und zum<br />

Laichen in Zuflüsse einwandern. Hier<br />

werden auch ganz kleine Gräben zum<br />

Teil rege belaicht, aber nicht in jedem<br />

Graben gibt es auch Hechte.<br />

REKORDWACHSTUM<br />

Unter Anglern ist längst bekannt, dass<br />

die Hechte in den Bodden sehr schnell<br />

sehr groß werden können. Dies ist mit<br />

ein Grund, warum die Gewässer rund<br />

um Rügen jährlich tausende Angler<br />

anziehen. Erste Ergebnisse des Projektes<br />

belegen anhand von Schuppenuntersuchungen,<br />

dass die Boddenhechte im<br />

Vergleich zu Hechten aus umliegenden<br />

Süßwasserzuflüssen und im Vergleich mit<br />

anderen Süßwasserhechten aus Europa<br />

und Nordamerika schneller wachsen und<br />

so früher große Länge erreichen. Trotzdem<br />

dauert es zwischen 6 und 11 Jahren,<br />

bis auch in den Bodden die Metermarke<br />

geknackt wird. Aktuell untersuchen wir<br />

anhand von Gehörsteinchen (Otolithen)<br />

das Wachstum im Detail und forschen<br />

nach Hinweisen der wiederholten Aufenthalte<br />

einzelner Tiere im Süßwasser<br />

während der Laichzeit – all dies speichert<br />

sich in den Gehörsteinchen der Fische ab,<br />

daher benötigen wir von den Rucksackhechten<br />

nach dem Fang den Kopf.<br />

Neben der Hechtbiologie untersuchen<br />

wir auch die sozio-ökonomischen<br />

Faktoren der Hechtfischerei und der<br />

Hechtangelfischerei an den Bodden:<br />

Welchen Stellenwert hat der Hecht<br />

für die Berufsfischerei? Was erwarten<br />

Angler von den Boddenhechten? Welche<br />

Konflikte gibt es an den Bodden und wie<br />

kann man diese erklären. Und schließlich:<br />

Über welche Maßnahmen könnte<br />

ein Kompromiss zwischen Fischern,<br />

Anglern und dem Naturschutz hergestellt<br />

werden. Bewirtschaftungsempfehlungen<br />

erarbeitet innerhalb des Projektes eine<br />

extra dafür einberufene Arbeitsgruppe,<br />

die aus Vertretern und Vertreterinnen der<br />

beteiligten Akteursgruppen (Berufs- und<br />

Angelfischerei, Naturschutz, Tourismus,<br />

etc.) besteht. Zu Projektende 2023 sollen<br />

die Empfehlungen dem Landesministerium<br />

für Landwirtschaft und Umwelt in<br />

Mecklenburg-Vorpommern zur Neuordnung<br />

der Vorschriften für die Berufs- und<br />

Angelfischerei in den Küstengewässern<br />

vorgelegt werden. Dies ist eine einmalige<br />

Gelegenheit, Gesetzesänderungen von<br />

unten nach oben zu gestalten und den<br />

einzelnen Akteursgruppen Mitgestaltungsrecht<br />

in der zukünftigen Bewirtschaftung<br />

der Boddenhechte zu ermöglichen.<br />

Wir Wissenschaftler moderieren<br />

den Prozess lediglich, die eigentlichen<br />

Empfehlungen erarbeiten aber die Akteursgruppen<br />

selbst, auch Guides und<br />

Angler.<br />

KURZ<br />

INFO<br />

WEITERE INFORMATIONEN<br />

Wenn Sie mehr zum Projekt und<br />

den Besenderungen wissen wollen,<br />

schauen Sie auf der Webseite vorbei.<br />

Dort wird auch laufend über den<br />

Stand des Projektes und gewonnene<br />

Erkenntnisse informiert:<br />

www.boddenhecht-forschung.de<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

49


PRAXIS HERANGEHENSWEISE<br />

In den schnell fließenden, alpinen<br />

Gewässern, spielt die Steinfliege eine<br />

große Rolle. Hier hat Roman, mit einer<br />

tief geführten, schwarzen Nymphe eine<br />

Bachforelle unter dem Konglomeratblock<br />

hervorgeholt.<br />

50 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


Ein Streifzug<br />

Fotos: Albert Pesendorfer<br />

(Teil 1)<br />

Wer so viel Zeit am Wasser verbracht hat, wie<br />

Roman Moser, der handelt instinktiv, um an<br />

einem bestimmten Platz Erfolg zu haben – auch unter<br />

veränderten Umständen. Allen, die nicht so viel Zeit<br />

haben, erzählt er hier gern, welche Faktoren für ihn<br />

bei der erfolgreichen Pirsch eine Rolle spielen.<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

51


Synchronwerfen mit Hans Gebetsroither und Roman<br />

Moser anno dazumal. Man erkennt am Abrollen<br />

der Schnur die individuellen Unterschiede.<br />

Roman lässt die Schnur am hinteren Stopp-Punkt<br />

höher ansteigen. Gebetsroither wählte hingegen<br />

eine engere Ellipse.<br />

Helles, gleißendes Sonnenlicht<br />

liegt auf dem<br />

Wasser. Der Angler<br />

durchbricht lautstark<br />

die dichte Ufervegetation<br />

und bewegt<br />

sich schnell und energisch in Richtung<br />

Flussmitte. Das Wasser spritzt nach allen<br />

Seiten und Schlammwolken treiben mit<br />

der Strömung ab. Aus meiner erhöhten<br />

Position als Beobachter kann ich die<br />

huschenden Schatten einiger Jungfische<br />

erkennen. Der Blick des Anglers ist<br />

indes starr ans andere Ufer gerichtet.<br />

Gleichzeitig zieht er hastig Leine von der<br />

Rolle und versucht, mit peitschenden<br />

Leerwürfen, die geschätzte Wurfdistanz<br />

zu erreichen. „Hat es der aber eilig“,<br />

denke ich. Endlich hat er tieferes Wasser<br />

erreicht und präsentiert seine Fliege mit<br />

einem kräftigen Weitwurf unter die weit<br />

ausladenden Bäume am gegenüberliegenden<br />

Ufer. Die schnelle Strömung ergreift<br />

natürlich sofort die Leine und man<br />

sieht, wie seine Fliege rasant schlitternd<br />

und furchend schräg stromab aus dem<br />

Ablege-Bereich weggezogen wird. Laut<br />

platschend und sprühend hebt der Angler<br />

seine Leine wieder vom Wasser ab<br />

und serviert noch einmal. Dieser Vorgang<br />

wiederholt sich mehrmals, wobei<br />

sich der Weitwurf-Enthusiast relativ<br />

zügig stromab bewegt.<br />

Bei der nächsten Flusskurve verliere<br />

ich ihn gottseidank aus den Augen, denn<br />

was ich hier sah, war wirklich keine<br />

gelungene Performance und auch kein<br />

Renommee für uns Fliegenfischer. Dieser<br />

„Sportsfreund“ war, um Isaac Walten<br />

zu zitieren, weder ein „vollkommener<br />

Angler“, noch hatte sein Aktionismus<br />

etwas von „eines nachdenklichen<br />

Mannes Erholung“. Er hatte schlichtweg<br />

alles falsch gemacht, was man nur falsch<br />

machen konnte: Auf der Suche nach dem<br />

schnellen Erfolg hatte er den Stress mit<br />

ans Wasser genommen …<br />

GUT DING BRAUCHT WEILE<br />

Niemand ist vor Fehlern gefeit. Auch ich<br />

nicht, der ich seit gut 50 Jahren die Fliegenrute<br />

schwinge. Vor allem bei neuen<br />

Fischarten oder an fremden Gewässern<br />

passieren mir immer wieder Missgeschicke.<br />

Dabei greift man sich nachher an<br />

den Kopf und stellt sich die Frage, wie<br />

man nur die wichtigsten Grundprinzipien<br />

seiner Leidenschaft außer Acht<br />

lassen konnte. Denn der alles umfassende<br />

Grundsatz sollte immer lauten:<br />

zuerst schauen, dann überlegen und zum<br />

Schluss erst: Werfen!<br />

Gerade Neulinge machen am Anfang<br />

viele Fehler. Sie lernen jedoch mit jedem<br />

gefangenen Fisch dazu – bis sie schlussendlich,<br />

nach Jahren der Praxis, nicht<br />

mehr bei jedem Gang ans Wasser eine innere<br />

Checkliste abhaken müssen. So wie<br />

ein Rallye-Fahrer nicht mehr überlegt,<br />

wann er Bremse, Gangschaltung und<br />

Geschwindigkeit der Geländesituation<br />

anpassen muss.<br />

Und genauso sollte ein erfahrener<br />

Fliegenfischer automatisch auf ein sich<br />

ständig änderndes Umfeld reagieren.<br />

Beim Lernprozess spielen kognitives<br />

Erfassen und schlüssiges Handeln eine<br />

wesentliche Rolle.<br />

➜<br />

52 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


PRAXIS<br />

HERANGEHENSWEISE<br />

... Er hatte alles falsch gemacht,<br />

was man nur falsch machen konnte.<br />

Er hatte auf der Suche nach dem<br />

schnellen Erfolg den Stress mit ans<br />

Wasser genommen.<br />

Roman legt sich zunächst die<br />

richtige Wurfdistanz zurecht,<br />

bevor er den Präsentationswurf<br />

über flaches Wasser um 90 Grad<br />

versetzt ablegt.<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

53


Die Entscheidung, ob flussauf oder<br />

flussab gefischt werden soll, gibt das<br />

Gewässer vor und nicht der Angler. Hier<br />

ist die Größe ausschlaggebend.<br />

MEINE TRAININGSJAHRE<br />

Als ich meine ersten Schritte in der Kunst<br />

des <strong>Fliegenfischen</strong>s an einem großen<br />

österreichischen Fluss machte, war natürlich<br />

das Fangen und der Drill von vorrangiger<br />

Bedeutung. Erst später kamen die<br />

Überlegungen und Analysen dazu, die da<br />

waren: „Was habe ich eigentlich gemacht,<br />

dass ich diesen Fisch erfolgreich anlanden<br />

konnte?“. Nachträgliche, ganz bewusste<br />

Rückbesinnung auf jeden der zuvor gemachten<br />

Schritte war mein Wegweiser. So<br />

lernte ich Stück für Stück, was nun unter<br />

den gerade herrschenden Faktoren Erfolg<br />

gebracht hatte (typisch Lehrer!).<br />

Ein wesentlicher Vorteil war natürlich<br />

meine antrainierte Fähigkeit, auch bei<br />

unterschiedlichster Strömung die Fliege<br />

korrekt zu präsentieren. Das Rüstzeug<br />

dafür vermittelte mir der österreichische<br />

Altmeister Hans Gebetsroither, den ich<br />

bei seinen Kursen in der heißen Jahreszeit<br />

vertreten durfte. So wie ein Skilehrer, der<br />

automatisch immer korrekte Haltung –<br />

auch im schwierigen Gelände – zeigt, war<br />

eine schlampige Rutenführung oder ungenaue<br />

Präsentation für mich alsbald ein<br />

„No Go“. Perfektes Werfen und zielgenaues<br />

Ablegen der Fliege waren mir letztlich<br />

in Fleisch und Blut übergegangen.<br />

Mit der Zeit führte praktische Erfahrung<br />

in unterschiedlichen Fließgewässern dazu,<br />

dass ich nicht mehr über taktische oder<br />

methodische Folgeschritte nachdenken<br />

musste. Fliegenfischer, die viel am Wasser<br />

stehen und ihrer Leidenschaft nachgehen,<br />

entwickeln ein Gespür für effektives,<br />

fehlerfreies Handeln. Vorausgesetzt, sie<br />

entfalten ihre Leine nicht immer nur am<br />

selben heimischen Wiesenbach.<br />

Unterschiedliche Gewässertypen, der<br />

Charakter verschiedener Fischarten und<br />

wechselnde Rahmenbedingungen: das<br />

sind die Zutaten für das beste Training<br />

auf dem Weg zum „kompletten Fliegenfischer“.<br />

Mein vorrangiges Übungsgewässer<br />

war der große Fluss vor meiner<br />

Haustüre, die Traun. Ihr verdanke ich<br />

alles. Die Fangmöglichkeiten auf Forelle,<br />

Äsche, Hecht aber auch Friedfische<br />

waren vor 40 Jahren gewaltig. Wer dort<br />

auch heute noch erfolgreich ist und bei<br />

jedem Wetter oder Wasserstand Beute<br />

macht, der wird bei Fischerreisen zu<br />

anderen Gewässern dieser Welt nicht<br />

lange brauchen, um sich zurecht zu<br />

finden. Um Ihnen, werter Leser, einen<br />

Teil des langen und mühsamen Weges zu<br />

ersparen, stelle ich ihnen eine sogenannte<br />

„Anforderungsliste“ zusammen. Allerdings<br />

hat auch diese keinen Anspruch<br />

auf Vollständigkeit. Sie beinhaltet aber<br />

meiner Meinung nach all das, was man<br />

unbedingt beachten muss – und was man<br />

tunlichst vermeiden sollte.<br />

ZUERST DIE FAIRNIS<br />

<strong>Fliegenfischen</strong> ist im Grunde genommen<br />

auch eine Form des Beutemachens. Dabei<br />

54 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


PRAXIS<br />

HERANGEHENSWEISE<br />

Eine klassische Äschenstrecke<br />

an der Steyr. Hier bietet sich<br />

aufgrund der Gewässertiefe ein<br />

direktes Anwaten und Anwerfen<br />

steigwilliger Thymalli auf kurze<br />

Distanz an. Vorausgesetzt, man<br />

bewegt sich wie in Zeitlupe.<br />

ist es unserer Entscheidung überlassen,<br />

diese zu entnehmen oder wieder schwimmen<br />

zu lassen. Ganz im Gegensatz zur<br />

herkömmlichen Jagd, die dann endgültig<br />

ist, wenn man den Finger krumm macht.<br />

Der Nadelstich eines Barbless-Hakens<br />

beeinträchtigt den physischen Zustand<br />

des Tieres in weiterer Folge kaum. Die<br />

besten Halte-Eigenschaften der neuesten<br />

Barbless-Generation weisen eine, wie<br />

bei einer Adlerklaue, leicht nach innen<br />

gebogene Spitze auf. Verluste während<br />

des Drills sind damit selten. Ich würde jedoch<br />

bei der Wahl eines solchen Hakens<br />

nicht größer als Hakengröße 8 gehen, da<br />

das längere Spitzenteil, wie eine Injektionsnadel,<br />

zu tief eindringen kann. Bei<br />

Verwendung eines normalen Hakens<br />

findet die Spitze bereits im Oberflächenbereich<br />

des Fischmauls Halt. Zusätzlich<br />

kann man, mit einer Rundzange, die<br />

Spitze des Widerhakens hinunterdrücken<br />

(rolling the barb), sodass ein sogenannter<br />

„Rundbuckel“ entsteht. Dieser hält<br />

genauso gut und lässt sich wesentlich<br />

leichter entfernen.<br />

FREIÜBUNGEN ODER KRUMME RUTE?<br />

Die meisten Fliegenjünger machen zu<br />

viele Leerwürfe. Es ist zwar schön, sich<br />

dem Rhythmus der schwingenden Rute<br />

und abrollenden Leine hinzugeben, einen<br />

Fisch habe ich dabei aber noch nie gehakt.<br />

Wenn die Fliege hingegen auf dem<br />

Wasser schwimmt, erhöhen sich meine<br />

Fangchancen um 100 Prozent. Leerwürfe<br />

sollte man auf ein Minimum reduzieren.<br />

Vor allem große Forellen, aber auch<br />

Äschen, reagieren empfindlich, wenn<br />

man sie zu oft überwirft. Das fliegende<br />

„Schnürl“ über ihren Köpfen und der<br />

feine Sprühregen, der dadurch entsteht,<br />

irritiert sie mehr, als wir glauben. Man<br />

sieht regelrecht, wie sie den Kopf einziehen,<br />

sich an den Gewässergrund pressen<br />

oder gar die Flucht ergreifen. Im sichtigen,<br />

seichten Wasser sollte man seine<br />

Leine um mindestens 90 Grad versetzt<br />

zuerst auf die geschätzte Distanz bringen<br />

und erst dann, mit einem einzigen – aber<br />

genauen – Präsentationswurf den Fisch<br />

seiner Wahl anwerfen. Nimmt er nicht,<br />

so reduziert sich jede weitere Hak-Möglichkeit<br />

um 20 Prozent. Vor allem große<br />

und erfahrene Forellen tolerieren keine<br />

Fehlwürfe. Beachte ich jedoch die Scheu<br />

des Fisches, steigt meine Erfolgsrate.<br />

Daher: zuerst überlegen, die Situation<br />

abwägen, durchatmen und dann erst in<br />

Aktion treten.<br />

Sollte ein Fisch an meiner Fliege Interesse<br />

zeigen, sie jedoch verfehlen, so ist es<br />

ratsam, ihn nicht mit weiteren Würfen zu<br />

bombardieren. Gerade Wildfische zeigen<br />

sich schnell „beleidigt“ und verweigern<br />

über längere Zeit hinweg die Nahrungsaufnahme.<br />

Also: so lange warten, bis<br />

der Fisch sein Missgeschick oder mein<br />

schlechtes Service vergessen hat und ➜<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

55


Bei einem starken Schlupf sind alle Fische knapp unter der<br />

Wasseroberfläche versammelt. Eine Traumsituation, vor allem im<br />

Frühjahr. Ein Überwerfen der hochstehenden Fische würde diese<br />

vergrämen und in alle „Wellen“ verjagen. Einzig frequenzreduziertes<br />

Anwerfen mittels Flachwurf ist hier zielführend. Man<br />

schummelt sich so unterhalb des Sichtfensters (Trichter) in den<br />

Aufnahmebereich eines zuvor ausgewählten Fisches.<br />

wieder kontinuierlich zu steigen beginnt.<br />

Die Imitation auswechseln und um eine<br />

Nummer kleiner oder in einer anderen<br />

Farbe anzubieten, wäre eine kluge Entscheidung.<br />

NEUER FLUSS – NEUES SPIEL<br />

Wenn ich in meinem Hausgewässer<br />

fische, so kenne ich, aus Erfahrung, alle<br />

Umstände, die mir immer wieder Beute<br />

beschert haben. Da kenne ich jeden<br />

größeren Stein, jeden Strömungszug und<br />

jeden tieferen Pool. Da brauche ich nicht<br />

mehr nachzudenken, wohin ich bei einem<br />

bestimmten Wasserstand gehe, wie ich<br />

mich verhalten und welche Flieg ich – je<br />

nach Tageszeit – anbieten sollte. Ganz<br />

anders jedoch läuft dies an einem neuen<br />

oder fremden Gewässer ab. Zuerst sollte<br />

man die zu befischende Strecke einmal<br />

abgehen, vermutete Fisch-Standplätze<br />

genauer in Augenschein nehmen und erst<br />

dann einen Strategieplan entwickeln.<br />

Vorab-Überlegungen sind dabei sehr<br />

wichtig, etwa: Bin ich richtig (tarnend,<br />

der Wettervorhersage entsprechend ...)<br />

gekleidet? Benötige ich eine Wathose<br />

oder reichen Hüftstiefel aus? Habe ich<br />

auf meinen Watschuhen Filzsohlen oder<br />

Spikes, die gerade bei steinigem Untergrund<br />

viel Lärm verursachen. Oder<br />

wäre ein Watstock hilfreicher? Und je<br />

nach Breite des<br />

Gewässers: benötige ich eine<br />

WF-Schnur oder ist eine zarte DT-Leine<br />

zielführender? Welche Darbiete-Form<br />

soll ich wählen – Trocken oder Nymphe?<br />

Übrigens: 80 Prozent der Nahrung<br />

nehmen Salmoniden unter der Wasseroberfläche<br />

auf. Habe ich auch genug<br />

und passendes Vorfach-Spitzenmaterial<br />

dabei? Beim Trockenfischen ist nämlich<br />

weiches Polyamid-Material besser als<br />

das steife Fluoro-Carbon, das vor allem<br />

Micro-Drag verursachen könnte. Habe<br />

ich Lösezange und Schere griffbereit am<br />

Mann? Sind das Schwimm-Mittel, die<br />

Pol-Brille, die Vergrößerungsgläser, die<br />

Sonnencreme, die Regenjacke dabei?<br />

Und bei Tagesausflügen: habe ich auch<br />

eine Wasserflasche in der Rückentasche?<br />

Habe ich das Regelwerk gelesen und<br />

den Erlaubnisschein eingesteckt? Wo<br />

verstaue ich den Autoschlüssel und das<br />

Handy? Eine Fülle von Fragen tauchen<br />

bereits vor dem Einstieg ins Wasser, auf<br />

– die man sich alle beantworten sollte.<br />

TATSACHENBASIERT ENTSCHEIDEN<br />

Und wenn ich dann am Wasser stehe,<br />

geht es im Anforderungsprogramm weiter.<br />

Wo steht die Sonne? Blendet sie mich<br />

und schränkt sie meine Sichtweite ein?<br />

Werfe ich einen zu langen Schatten, der<br />

Bei viel Nahrung an der<br />

Wasseroberfläche in allen<br />

verschiedenen Entwicklungsstadien<br />

motiviert eine bereits<br />

abgehobene Fliege den Fisch<br />

dazu, der Beute im Sprung<br />

nachzujagen.<br />

die<br />

Fische vergrämt? Weht<br />

heftiger Wind, gegen den ich ankämpfen<br />

muss und der eine punktgenaue Ablage<br />

verhindern könnte? Oder sollte ich besser<br />

zur kurzen, schnelleren Rute greifen?<br />

Soll ich flussauf oder flussab gehen?<br />

Grundsätzlich sei gesagt, dass man in<br />

kleineren Bächen und Flüssen stromauf<br />

fischt, um zu verhindern, dass das<br />

aufgewirbelte Bodensubstrat die Fische<br />

vergrämt. Bei größeren Gewässern geht<br />

man hingegen stromab, da hier auch eine<br />

anschwimmende Fliege wenige verdächtig<br />

erscheint. Das verräterische Vorfach<br />

treibt ja später in das Sichtfenster des<br />

Fisches ein. Auch ist ein Überwerfen<br />

unbemerkt gebliebener Jungfische, die in<br />

Panik geraten könnten und Alarmsignale<br />

aussenden, weniger problematisch. Wenn<br />

im Gewässer Bachforellen vorkommen,<br />

sollte man das Bewaten der Uferregion<br />

vermeiden. Regenbogenforellen und<br />

Äschen hingegen, findet man sehr oft<br />

im Schwarm an speziellen Plätzen oder<br />

weiter in der Flussmitte.<br />

Bin ich gezwungen, vom Ufer aus<br />

die Fische anzuwerfen, so sollte ich<br />

vorsichtig auftreten, von der Uferkante<br />

wegbleiben und, wenn möglich, aus der<br />

Deckung oder aus dem Schatten her-<br />

56 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


PRAXIS<br />

HERANGEHENSWEISE<br />

Ein Haken ohne Widerhaken ist am fairsten, doch<br />

auch ein so hinuntergedrückter Widerhaken ist<br />

noch in Ordnung. Mit kleinen Haken kommen so die<br />

meisten Fische ohne ernsthafte Verletzung davon.<br />

aus die Fliege präsentieren. Gerade bei<br />

Kreideflüssen, die ein Bewaten aufgrund<br />

der Tiefe und des weichen Untergrundes<br />

nicht zulassen, ist ein Wurf aus kniender<br />

Position fast immer von Vorteil. Daher<br />

hatten die britischen Fliegenfischer im<br />

19. Jahrhundert auf ihren Knickers (Hosen)<br />

zusätzlich Knieschoner aus Leder<br />

angebracht. Durch die niedrige Silhouette<br />

befindet man sich außerhalb des Sichtbereichs<br />

der Fische. Daher sollte man auch<br />

beim Waten eine gebückte Körperhaltung<br />

einnehmen. Entweder wie ein Indianer<br />

anschleichen oder sich bis zur Hüfte<br />

im tieferen Wasser stehend langsam und<br />

vorsichtig annähern. Nicht wenige Fische<br />

habe ich sitzend am Rande einer tieferen<br />

Rinne mit der Nymphe gefangen. Dabei<br />

schwammen sie ohne Argwohn bis auf<br />

Rutenlänge an meine Position heran.<br />

Hastige Bewegungen verscheuchten sie<br />

jedoch sofort.<br />

FRÜHWARNSYSTEM ODER KIRRPLATZ<br />

Das Stromab-Waten und -Fischen bei<br />

schlammigen Boden oder geringer Strömung<br />

sollte man bei Wildfischen tunlichst<br />

vermeiden. Ich kann mich noch gut<br />

erinnern, wie ich mich an einem seichten<br />

US-Spring-Creek an eine Gruppe steigender<br />

Rainbows im knietiefen Wasser herangepirscht<br />

hatte. Als ich gut 20 Meter<br />

von den Fischen<br />

entfernt war, stellten<br />

diese plötzlich<br />

ihre Oberflächenaktivität<br />

ein. Sie<br />

reagierten augenblicklich<br />

auf meine plumpen Annäherungsversuche.<br />

In stark begangenen und<br />

befischten Gewässern mit vorrangigem<br />

Zuchtfisch-Besatz kommt es jedoch vor,<br />

dass sich Regenbogenforellen sofort<br />

unterhalb des Wat-Anglers positionieren.<br />

Sie folgen ihm in der Hoffnung durch das<br />

Aufwirbeln des Untergrundes leichter an<br />

Nahrung zu gelangen, auf Schritt und<br />

Tritt. Wie eine Hühnerschar schießen<br />

sie dann hin und her und picken sich<br />

Nymphen aus der Strömung. Wenn man<br />

stehen bleibt und mit den Beinen scharrt,<br />

erhöht man die Fress-Aktivität. So etwas<br />

wird als „San Juan Shuffle“ bezeichnet<br />

und ist natürlich äußerst unsportlich.<br />

Man kann sich auch gut ausmalen, wie<br />

naiv diese Zuchtfische auf das Einfallen<br />

von Kormoranen oder das Geplatsche<br />

von Fischottern reagieren.<br />

AUF DETAILS ACHTEN!<br />

Habe ich schließlich die Stelle meiner<br />

Wahl gefunden, beginne ich nicht sofort<br />

zu werfen, sondern beobachte diesen Bereich<br />

einige Zeit lang. Bereits von Weitem<br />

kann man erkennen, ob Insekten unterwegs<br />

sind. Entweder weisen die flinken<br />

Schwalben darauf hin, oder Bachstelzen,<br />

die im schaukelnden Flug etwas Undefinierbares<br />

aus der Luft erhaschen. Sind<br />

Ringe steigender Fische zu sehen, fragt<br />

man sich natürlich, welche Insekten sie<br />

nehmen. Sind es Eintagsfliegen, Steinfliegen,<br />

Midges oder Köcherfliegen? In<br />

welchem Entwicklungsstadium befinden<br />

sich diese? Bereits an der Art des Nehmens<br />

zeigen Salmoniden dem kundigen<br />

Angler an, ob sie auf Aufsteiger, Duns,<br />

eierlegende Köcherfliegen oder tote<br />

Insekten aus sind (siehe Ausgabe 04/22).<br />

Bei diesem Anblick stellt sich manchen<br />

Fischer eine Frage, die schon viel früher,<br />

nämlich zu Hause, aufkommen sollte:<br />

Habe ich das gesamte Spektrum entsprechender<br />

Imitationen dabei? Man sollte<br />

für alle entomologischen Anforderungen<br />

der jeweiligen Saison gerüstet sein. Denn<br />

der Weg zurück zum Auto oder gar nach<br />

Hause kostet nur wertvolle Zeit und da<br />

kann die Fress-Periode bereits vorbei sein.<br />

Erfahrene Fliegenfischer erkennen<br />

bereits im Verhalten, an welchen Insekten<br />

die Fische Geschmack gefunden haben.<br />

Auch die Anzahl der oberflächenaktiven<br />

Fische ist ein wichtiger Hinweis. Und<br />

nicht nur ihre Menge, auch ihre Größe ist<br />

ausschlaggebend. Jungfische sind immer<br />

hungrig und zeigen ihre Präsenz oft<br />

deutlich und eher an Seichtstellen oder am<br />

Ende eines Pools. Die älteren und größeren<br />

Exemplare hingegen liegen beim Pool-<br />

Einlauf, in etwas tieferem Wasser auf der<br />

Lauer und kommen erst nach oben, wenn<br />

es sich wirklich lohnt. Wichtig ist dabei,<br />

jene Zone zu finden, in welcher das Fress-<br />

Geschehen konzentriert abläuft. Diese<br />

„feeding lanes“ können sich während der<br />

Fressphase verschieben. Von schneller Strömung<br />

ins ruhige Kehrwasser oder in das<br />

Pool-Ende hinunter (Phasenselektivität).<br />

Besonders herausfordernd wird es, wenn<br />

unterschiedliche Insektenfamilien gleichzeitig<br />

schlüpfen und sich nach dem x-ten<br />

Fliegenwechsel die Frage aufdrängt, was<br />

die Fische da eigentlich nehmen. Hier hilft<br />

es, zu analysieren schauen, ob die Fische<br />

an Ort und Stelle steigen oder ob sie hinund<br />

herpendeln. Kommen sie aus der Tiefe<br />

hoch oder kreuzen sie an der Oberfläche?<br />

Wie bereits erwähnt, kann man an der Art<br />

des Nehmens sowohl auf das Insekt als<br />

auch auf das Entwicklungsstadium schließen.<br />

Auf Emerger, egal ob Eintagsfliegen<br />

oder Sedges, reagieren Fische immer<br />

hektisch. Lautstarke, spritzende Aktionen<br />

weisen darauf hin. Dabei schießt oft,<br />

eine vom Schwung getragene Forelle, zur<br />

Gänze aus dem Wasser. Vor allem, bei der<br />

„Puppenhatz“ passiert das immer wieder.<br />

Stillborns und tote Insekten werden hingegen<br />

langsam und bedächtig eingesammelt.<br />

Sie können ja nicht mehr entkommen.<br />

Erscheint nur das Maul an der Wasseroberfläche,<br />

werden jene Duns genommen, die<br />

etwas längere Zeit brauchen, um ihre Flügel<br />

zu trocknen. Bei der Drift von Sub-Imagos<br />

zeigen sowohl Bachforellen, als auch<br />

Rainbows, beim Nehmen, in Form einer<br />

seitlichen Rolle, ihre Wange oder einen Teil<br />

ihrer Flanke. Dadurch ist die Familienzugehörigkeit<br />

des Fisches erkennbar. Sieht man<br />

nur die Rückenpartie und die sanft wedelnde<br />

Schwanzflosse, so werden Mückenpuppen,<br />

Floating Nymphs oder ertrunkene<br />

Landinsekten inhaliert.<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

57


PRAXIS<br />

MEERFORELLE<br />

DIE NEUE KÜSTENKLASSE<br />

»meine 7<br />

ist eine 5«<br />

Die richtige Schnur- und Rutenklasse<br />

für die Küste ist ein bisschen Glaubensfrage<br />

und ein bisschen logische Entscheidung.<br />

Und ein bisschen die Frage<br />

nach dem größten Spaß beim Fischen –<br />

für Johannes Radtke zumindest.<br />

58 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


Fotos: Johannes Arlt<br />

Für Johannes gehören<br />

Rutenklasse Fünf und Meerforellen<br />

schon seit vielen<br />

Jahren einfach zueinander.<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

59


Spaß ist der Hauptgrund<br />

für Johannes<br />

beim Fischen mit der<br />

Fünfer. Alles macht ihm<br />

mehr Spaß, aber der<br />

Drill einer 50er August-<br />

Forelle besonders.<br />

Eine Siebener muss es<br />

sein! Das lernte ich<br />

zuallererst, als ich in<br />

das Küstenfischen so<br />

richtig einsteigen wollte.<br />

Also legte ich meine<br />

6er, mit der ich zu dem Zeitpunkt schon<br />

recht viele Meerforellen gefangen hatte<br />

beiseite und kaufte mir vom Ersparten<br />

artig eine kostspielige Siebener. Natürlich<br />

war es ein Modell, das besonders für<br />

die Küste empfohlen wurde und besaß<br />

entsprechend eine sehr schnelle Aktion<br />

– ich wollte ja ein anständiger Meerforellenfischer<br />

sein, das konnte nun losgehen.<br />

Nach ein wenig Eingewöhnung mit der<br />

flotten Aktion in Kombination einer<br />

normalgewichtigen 7er Schnur ging das<br />

werfen gut und ich fing die ersten Fische<br />

mit meiner „richtigen Küstenrute“.<br />

Nach ein paar Wochen der Fischerei<br />

war ich jedoch irgendwie ernüchtert. Ein<br />

paar anständige Fische hatte ich gefangen.<br />

Ein bisschen härter im Wind konnte<br />

ich werfen und das Weitwerfen fiel etwas<br />

leichter. Doch so richtig gefordert war<br />

mein Gerät in keinem der Fälle gewesen.<br />

Das Hauptargument, schwere, buschige<br />

Fliegen in engen Schlaufen gegen den<br />

Wind werfen zu können, erschloss sich<br />

mir nicht, denn das tat ich eigentlich nie.<br />

Warum auch? Bei starkem, auflandigem<br />

Wind fand ich es schon immer praktischer,<br />

tief zu waten und den Wind mit<br />

schrägen Würfen zu nutzen, statt gegenan<br />

zu kämpfen. Meine Fliegen konnte ich<br />

auch voher, mit meiner mittelschnellen<br />

6er schon werfen. Auch bei der Kontrolle<br />

von Fischen im Drill bot mir die schnelle<br />

Siebener keinen nennenswerten Vorteil.<br />

AUS MANGEL AN VORTEILEN<br />

Ich muss gestehen, dass die Kombination<br />

der schnellen Rute mit einer echten 7er<br />

Schnur mir nicht wirklich zusagte. Das<br />

Timing von Doppelzug und Rutenhand<br />

musste sehr genau sein. Klar, über zwei,<br />

drei Stunden kein Problem, doch damals<br />

war ich absoluter Akkord-Fischer. Tage,<br />

wenn es ging auch Wochen am Stück von<br />

morgens bis abends mit hoher Präzision<br />

zu werfen, empfand ich als recht anstrengend<br />

– ohne dass die hohe Schnurklasse<br />

für mich wirklich Sinn ergab.<br />

Eine etwas übergewichtige „moderne<br />

Küstenschnur“ machte das Werfen<br />

der 7er für mich angenehmer. Auf der<br />

Feinwaage nachgewogen, zeigte sich<br />

allerdings, dass es sich eigentlich um eine<br />

8er Leine handelte. Jetzt kann man einwerfen,<br />

dass „moderne Rutenaktionen“<br />

„moderne Schnüre“ erfordern. Sicherlich<br />

gibt es viele Fischer, die den Druck einer<br />

8er Leine im Wurf mögen, ist ja auch<br />

verständlich. Ich selbst aber liebe die<br />

leichte Fischerei in allen Facetten – und<br />

ich mag „Schnüre wie Wäscheleinen“<br />

schlicht nicht, vermeide sie, so oft es<br />

geht. Ich war nicht mehr glücklich mit<br />

der Küstenrute und trennte mich bald<br />

von meiner Küsten-Siebener.<br />

Zunächst landete ich bei einer schönen,<br />

zackigen Sechser. Nach kurzer Zeit fing<br />

ich wieder an, mit einer etwas übergewichtigen<br />

Schnur zu experimentieren, um<br />

einen für mich angenehmeren Wurfrhythmus<br />

zu erreichen. Es war fast schon<br />

wieder eine 7er Schnur ... Das ging gut,<br />

war mir aber oft noch zu viel, leichter<br />

würde doch auch noch locker gehen. Ich<br />

hörte auf, mir die auf den Ruten aufge-<br />

60 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


PRAXIS<br />

MEERFORELLE<br />

druckten Schnurklassen anzuschauen<br />

und konzentrierte mich nur noch auf<br />

Kraft und Aktion. Nach viel Herumprobieren<br />

landete ich bei einer Rute, auf der<br />

‚#5‘ stand und die eine mittelschnelle<br />

Aktion besaß. Die gefiel mir!<br />

MASSE STATT KLASSE<br />

Küstenschnüre schnitt und schweißte<br />

ich mir meist selbst – und testete alle<br />

Varianten an meinen Ruten durch. Erst<br />

anschließend wog ich die Leinen. Auf die<br />

neue Rute, auf der „5“ stand, passte ein<br />

etwa 13 Gramm schwerer Kopf mit 11<br />

Metern Länge – ein bisschen mehr als<br />

Klasse 5, aber das ist ja eh nur eine Zahl.<br />

Meine ersten Touren mit dem leichten<br />

Gerät waren eine Offenbarung – nun<br />

hatte ich ein Schnurgewicht und eine Rutenaktion,<br />

die mir wirklich zusagten. Dabei<br />

musste ich keine großen Einbußen an<br />

Wurfweite oder Wurf-Effizienz hinnehmen.<br />

Mit zwei, maximal drei Leerwürfen<br />

war der Kopf draußen und fertig für<br />

den Abflug – für diesen Umstand ist das<br />

Taper der Schnur viel entscheidender als<br />

die Rutenaktion. Im Allgemeinen muss<br />

man wegen der leichteren Keule seiner<br />

Runningline ein bisschen mehr Aufmerksamkeit<br />

schenken. Einen relativ geringen<br />

Durchmesser und eine gute Gleitfähigkeit<br />

der Schussschnur vorausgesetzt, fliegt<br />

aber auch die 5er Leine richtig weit.<br />

Meine normalen und selbst meine<br />

größten Küstenfliegen brachte die Schnur<br />

ohne das geringste Problem hinaus. Auch<br />

Wind stellt kein Problem dar – solange<br />

man nicht direkt gegen an wirft, was<br />

man eh vermeiden sollte. Ich musste<br />

lediglich ein etwas kürzeres Vorfach<br />

verwenden, als an der Siebener Rute. Die<br />

Vorfachlänge steht natürlich im direkten<br />

Verhältnis zur Länge des Fronttapers der<br />

Schnur und der Fliegengröße. Vereinfacht:<br />

ist das Fronttaper der Leine länger,<br />

kann das Vorfächer kürzer sein, ist die<br />

Fliege größer, gilt dasselbe. Als Daumenregel<br />

passt für mich ein Vorfach in<br />

anderthalbfacher Rutenlänge zu vielen<br />

Schnüren und Fliegen. Das soll es zu<br />

Schnur und Vorfach gewesen sein.<br />

Mancher Fischer mag entgegnen, dass<br />

eine Fünfer Rute angesichts der Fische,<br />

auf die es geht, leichtsinnig ist. Ich kann<br />

mit reinem Gewissen behaupten, dass<br />

ich an der Küste noch nie einen Fisch<br />

abgerissen habe, weil ich eine leichte<br />

Schnurklasse verwendet habe. Auch die<br />

Drillzeit mit diesem Gerät liegt in geübten<br />

Händen höchstens sehr unwesentlich<br />

über der bei Verwendung einer typischen<br />

Küstenrute. Ich behaupte sogar, dass viele<br />

Fischer mit einer flexibleren Rute den<br />

Fisch schneller ermüden. Eine nachgiebige<br />

Rute erleichtert es, dauerhaft näher<br />

an der möglichen Maximalbelastung von<br />

Vorfach und Haken zu drillen. Zudem<br />

fischt man am Fluss ja auch mit Fünfer<br />

oder noch leichteren Ruten – und Forellen<br />

bieten im Fließwasser die härteren<br />

Drills.<br />

Aber sind die Fische im Meer nicht<br />

größer? Hand aufs Herz: die Größe<br />

des Durchschnittsfisches an der Küste<br />

ist nicht proportional zur Größe ihres<br />

KURZ<br />

Wenn Sie die Idee einer leichten<br />

Rutenklasse für die Küste interessant<br />

finden, stellt sich die Frage nach dem<br />

Gerät. Meine Meinung: so ziemlich alle<br />

modernen 5er Ruten mit etwa 9 Fuß<br />

Länge eignen sich. Tatsächlich kann<br />

ich aber eine Rute wirklich empfehlen<br />

– und das tue ich sonst selten. Seit<br />

etwa einem dreiviertel Jahr habe ich<br />

eine extra für diese Fischerei entwickelte<br />

Rute von Guideline im Einsatz:<br />

die Coastal LPX in Klasse<br />

5 und sie erledigt diesen<br />

Job sensationell gut. Die<br />

Rute hat eine gar nicht<br />

so brutal schnelle Aktion,<br />

was mir sehr liegt. Der<br />

Blank besitzt zudem eine<br />

gelungene Mischung aus<br />

Kraft, um den Haken zu<br />

Habitats. Konkret heißt das etwas über<br />

40 Zentimeter im Schnitt – und da sind<br />

die Großen schon mit eingerechnet. Zu<br />

solchen Fischgrößen passt eine Fünfer<br />

Rute schon ziemlich gut, denke ich.<br />

DIE SPASS-KLASSE<br />

Mit der Fischgröße und dem Drill bin<br />

ich schon bei dem für mich wichtigsten<br />

Argument pro leichter Rutenkasse: der<br />

Spaß! Eine Siebener Rute, die sich eher<br />

wie eine Achter benimmt, macht mir<br />

mit Fischen unter 50 Zentimeter kaum<br />

Freude – und es gibt Zeiten, in denen<br />

diese Fischgröße dünn gesät ist. Eine<br />

schöne Fünfer macht sich hingegen auch<br />

beim Schnitt schon gut krumm und ein<br />

fitter 50er Fisch ist Freude pur. Schon der<br />

Moment, in dem sich beim Anhieb die ➜<br />

TIPP<br />

Geräte-Empfehlung<br />

setzen und Nachgiebigkeit für explosiv<br />

kämpfende Fische. Ich werfe an der<br />

Rute am liebsten einen dünnen, 13<br />

Gramm schweren Schusskopf in 11,5<br />

Metern Länge (float & intermediate).<br />

Diesen habe ich via exposed Loop<br />

(Schlaufe mit freigelegter Seele) mit<br />

einer genialen Runningline verbunden,<br />

die eigentlich gar keine ist: die Vision<br />

Ultra Light Nymph Schnur. Diese dünne,<br />

gecoatete, sich kaum dehnende<br />

Nymphenschnur schießt wie<br />

der Teufel und lässt sich gut<br />

greifen. Das System aus gut<br />

fliegendem Schusskopf und<br />

kaum spürbarer Verbindung<br />

zur sehr dünnen Runningline<br />

schießt waffenscheinpflichtig,<br />

lässt sich aber auch sanft<br />

ablegen.<br />

Die 5er Coastal LPX von Guideline ist effizientes Werkzeug und Spaßgerät in einem. Zur leichten<br />

Schnurklasse passt eine Schussschnur mit dünnem Durchmesser. Monos mag Johannes nicht,<br />

daher war er glücklich, mit der Nymphing-Schnur eine tolle Runningline mit Coating zu haben.<br />

Foto: Johannes Radke<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

61


Keine Bange vor großen<br />

Fischen am leichten<br />

Zeug! Fast alle Forellen<br />

der letzten Jahre über 60<br />

cm hat der Autor mit der<br />

5er gefangen. Der Drill<br />

dauert nicht oder nur<br />

unmerklich länger.<br />

ganze Rute gegen den Widerstand des<br />

Fisches bis zum Griff hinunter krümmt,<br />

macht mich froh. Die Fünfer im Halbkreis<br />

während die Forelle vor meinen<br />

Füßen versucht, Abstand zu gewinnen<br />

– das ist doch herrlich! Dies ist natürlich<br />

Geschmackssache und mancher schätzt<br />

eher das straffe Feedback einer kraftvollen<br />

Rute, aber das ist ja mein Artikel und<br />

ich darf daher schreiben, was mir gefällt.<br />

Ein Umstand, der nichts mit Geschmack<br />

zu tun hat, ist der, dass ich weniger<br />

Fische im Laufe des Drills verliere.<br />

Die nachgiebige Aktion der Rute lässt<br />

größere Fische oft ruhiger bleiben, sich<br />

weniger schütteln und eher selten springen.<br />

Wenn der Fisch dann doch wilder<br />

kämpft und hart schlägt, dämpft die weiche<br />

Rute dies gut ab. In der Konsequenz<br />

schlitzen Forellen, einmal gehakt, seltener<br />

aus. Fast ebenso große Freude wie das<br />

Drillen macht mir das Werfen und Fischen<br />

mit der leichten Rutenklassse. Ich<br />

finde es einfach eleganter, eine leichte,<br />

dünne Schnur durch die Luft gleiten zu<br />

lassen, sie auf der Oberfläche abzulegen.<br />

ÜBERLEGEN BEI WINDSTILLE<br />

Bei diesem Ablegen zeigt sich dann ein<br />

handfester Vorteil der leichten Schnur:<br />

Insbesondere bei ruhigem Wasser sind die<br />

Fische oft schreckhaft, was das Aufsetzen<br />

der Schnur angeht. Ich habe sogar<br />

beobachtet, dass eine hart landende Fliege<br />

Forellen verscheucht. Wer mal ohne Wind<br />

mit einem 7er Schusskopf gefischt hat,<br />

der weiß, dass es einige Aufmerksamkeit<br />

erfordert, diesen sanft landen zu lassen.<br />

Eine entsprechende Vollschnur mit<br />

längerer Keule ist da schon besser in der<br />

Handhabe, aber eine leichtere Schnur lässt<br />

sich natürlich noch sanfter ablegen. Für<br />

ruhige Tage verwende ich übrigens gern<br />

5er Vollschnüre mit langer Keule – das ist<br />

einfach schön. Dann macht auch die sonst<br />

so gefürchtete Windstille an der Küste<br />

plötzlich Spaß.<br />

An windigen Tagen spielt das Aufsetzen<br />

der Schnur hingegen so gut wie gar<br />

keine Rolle. Doch auch dann benutze ich<br />

die leichte Schnurklasse, einfach, weil ich<br />

kaum Nachteile, ein paar Vorteile und vor<br />

allem mehr Freude dabei habe.<br />

DREI ANGEBLICHE PROBLEME<br />

Würde ich behaupten, dass eine leichte<br />

Schnurklasse an der Küste nur Vorteile<br />

und höhere Schnurklasse nur Nachteile<br />

hätte, wäre das schlicht falsch. Es gibt<br />

natürlich gute Gründe dafür, dass die<br />

Siebener als „die Küstenklasse“ zählt.<br />

Das höhere Schnurgewicht macht das<br />

Handling ohne Frage einfacher. Die Masse<br />

der Keule schießt mit mehr Energie und<br />

sorgt zuverlässig für ordentliche Wurfweite.<br />

Kommt noch eine enge Schlaufe durch<br />

eine schnelle Rutenaktion hinzu, geht das<br />

Ganze wirklich gut durch den Wind. Für<br />

Anfänger an der Küste oder Gelegenheitsfischer<br />

würde ich bei Wind daher eher<br />

zu einer zackigen 6er oder einer 7er Rute<br />

raten. Das würde ich auch unter dem<br />

Gesichtspunkt der Bissverwertung tun.<br />

Die relativ weiche Fünfer schluckt<br />

durch Biegung viel Energie beim Anhieb.<br />

Eine stramme Siebener ist da effektiver,<br />

das kann man nicht wegdiskutieren. Obwohl<br />

ich auf dehnungsarme Schnüre setze<br />

62 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


PRAXIS<br />

MEERFORELLE<br />

Bei ruhigen Verhältnissen an der<br />

Küste spielt die leichte Schnurklasse<br />

ihre echte Stärke aus: dezente<br />

Präsentation. Mit einer Siebener und<br />

Schusskopf macht das Fischen nun<br />

kaum noch Freude.<br />

und versuche, so gut es möglich ist, einen<br />

Strip-Strike zu setzen, verliere ich dennoch<br />

ab und zu Fische direkt nach dem Anhieb<br />

oder hake sie nicht richtig. Einen Teil<br />

dieser Verluste kann ich mit der nachgiebigen<br />

Fünfer erklären. Das weiß ich nach<br />

ausgiebigen Vergleichen mit einer in dieser<br />

Hinsicht sehr effektiven Sechser (siehe<br />

FliFi 2/21, S 62).<br />

Eher ein Umstand ist, dass man an<br />

schwereren Schnüren längere Vorfächer<br />

fischen kann – mancher mag das ja lieber.<br />

Zudem muss das Vorfach nicht so sehr<br />

auf die Fliegengröße angepasst werden –<br />

was mir persönlich allerdings egal ist.<br />

Die Vorteile einer schwereren Schnur<br />

kann man durchaus höher bewerten als<br />

die Vorzüge der Fünfer. Das ist schlicht<br />

eine persönliche Sache. Für mich überwiegen<br />

die Vorzüge einer leichten Schnur für<br />

die sanfte Präsentation und einer weicheren<br />

Rute für maximal viel Spaß. Wenn<br />

allerdings im Winter an der offenen Küste<br />

jeder Biss zählt und auch bei sehr viel<br />

Wind greife ich gelegentlich zur straffen<br />

Sechser. Sonst aber ist an der Ostsee die<br />

Fünfer mein Arbeitspferd geworden.<br />

Probieren Sie es doch einfach mal bei der<br />

nächsten Windflaute mit der Bach-Rute<br />

an der Küste. Bereuen werden Sie es<br />

nicht!<br />

Pro:<br />

+ Unauffällige Präsentation<br />

+ weniger Gewicht, schönes Handling<br />

+ mehr Drillspaß<br />

+ wenige Verluste im Drill<br />

PRO UND KONTRA<br />

Klasse 5 an der Küste<br />

Kontra:<br />

– weniger Druck beim Anhieb<br />

– windanfälliger im Wurf<br />

– ggf. reduzierte Wurfweite<br />

– ggf. Abstimmung des Vorfachs nötig<br />

Foto: Johannes Radke<br />

Johannes bindet seine Fliegen<br />

zwar spärlich, aber oft<br />

sehr (kopf-)schwer – trotzdem<br />

kein Problem für die leichte<br />

Rutenklasse.<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

63


MARKTPLATZ<br />

Marktplatz<br />

Neue Produkte für den Fliegenfischer<br />

Roman Moser<br />

Water Ghost Ruten<br />

Bester Beweis der<br />

Praxistauglichkeit:<br />

Roman fischt in den<br />

meisten Situationen<br />

selbst am liebsten<br />

die Water Ghost.<br />

Kostet kein Vermögen,<br />

sieht gut aus und fischt richtig<br />

gut: Romans Water Ghost.<br />

Eine Rutenserie, die sich hinsichtlich<br />

ihrer Aktion von der Masse der immer<br />

schneller werdenden Fliegenruten<br />

abhebt, bietet Roman Moser mit seiner<br />

Water Ghost an. Die Aktion der Serie,<br />

die aus drei Varianten besteht, ist durch<br />

die Bank mittelschnell. Jedoch hat<br />

man mit keiner der Ruten dabei einen<br />

Lämmerschwanz in der Hand, sondern<br />

wunderbar abgestimmte Blanks aus<br />

IM6-Carbon mit tollem Kraft/Elastizitätsverhältnis.<br />

Die durchgehende Aktion<br />

schützt vor Fischverlusten, auch knapp<br />

gehakte Äschen lassen sich so noch landen.<br />

Damit die Ruten perfekt arbeiten,<br />

müssen sie keinesfalls „overlined“ werden,<br />

eine 6er Schnur passt zur 6er Rute.<br />

Apropos: Roman Moser empfiehlt seine<br />

Master Caster Fliegenschnur zu dieser<br />

Rute – eine Empfehlung, die man nur als<br />

absolut passend beschreiben kann.<br />

Der Wurf über alle Distanzen ist ein<br />

Genuss. Präsentationen im Nahbereich<br />

sind eine echte Stärke, trickreiche<br />

Präsentationswürfe gelingen spielend,<br />

wobei die etwas langsamere Aktion dies<br />

bedeutend erleichtert. Auch der Schuss<br />

mittels Doppelzug quer übers Flussbett<br />

bis zum Backing ist drin, dabei hilft<br />

das kraftvolle Rückgrat. Die Water<br />

Ghost-Serie beinhaltet zwei 6er und eine<br />

5er Rute. Die #6 in 9 Fuß beschreibt<br />

Roman als Allrounder für den größeren<br />

Fluss. Die 8,5 Fuß Rute in Klasse 6 ist<br />

noch sensibler, hat eine noch durchgehendere<br />

Aktion und kann sogar mit<br />

der 5er Schnur gefischt werden. Sie ist<br />

ideales Werkzeug fürs Nymphenfischen<br />

mit feinem Material und bestens für<br />

Rollwürfe geeignet. Die leichte 5er Rute<br />

mit ebenfalls 8,5 Fuß hat Roman extra<br />

für die gefühlvolle, exakte Trockenfliegenfischerei<br />

entworfen. Alle Ruten der<br />

Serie sind angenehm in dunkelm Türkis<br />

(blaugrün) gehalten. Die Schlangenringe<br />

sind für bessere Schusseigenschaften entsprechend<br />

der Schnurklassen recht groß<br />

gewählt, ihre Abstände sind eng gesetzt<br />

um lockere Schnur zwischen den Ringen<br />

im Wurf zu verhindern. Die Rute wird<br />

mit Cordura-Transportrohr geliefert.<br />

• medium-fast Blank<br />

• auf Einsatzzweck abgestimmte Aktionen<br />

• fairer Preis<br />

Preis: 160 bis 170 Euro • www.romanmoser.com<br />

64 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


Orvis Pro<br />

Boa Wading Boots<br />

Bequeme, stabile und<br />

schnell anzuziehende Watschuhe<br />

gesucht? Schauen<br />

Sie sich die Orvis Pro Boa<br />

Wading Boots an! Die<br />

Schnürung erfolgt einfach<br />

mittels Drehknopf – Draht<br />

und Schnür-System sind dabei<br />

sehr solide ausgeführt.<br />

Die Sohle wurde von Orvis<br />

und in Zusammenarbeit<br />

mit Michelin entwickelt. Sie<br />

bietet eine deutlich verbesserte<br />

Rutschfestigkeit und<br />

ist besonders widerstandsfähig.<br />

Das Profil zeichnet<br />

sich durch extra viel Grip<br />

Schnell rein –<br />

schnell raus.<br />

Die Pro Watschuhe<br />

von Orvis mit<br />

Boa-Schnürsystem<br />

machen das Leben leichter.<br />

aus – auch ohne Spikes!<br />

Die herausnehmbare 3-D<br />

Ortholite Innensohle bietet<br />

Schrittdämpfung und hohen<br />

Komfort. Die Oberfläche<br />

besteht aus Polyurethan,<br />

was das Risiko von sprödem,<br />

brüchigem Material<br />

oder einreißender Nähte an<br />

beanspruchten Stellen gleich<br />

null setzt.<br />

• Boa-Schnellschnürsystem<br />

• 8 Größen (bis 47)<br />

• Gewicht: 1417g (Größe 43)<br />

Preis: 299 Euro • www.orvis.de<br />

Adams XTZ<br />

Nymph<br />

Die Rutenschmiede Adams<br />

Fly Rods aus Spanien hat<br />

ein besonderes Nymphing-<br />

Spezialwerkzeug gebaut:<br />

die XTZ Nymph. Auffälligstes<br />

Merkmal ist ein<br />

Carbongriff, der maximales<br />

Feedback des Blanks an<br />

die Hand ermöglicht. Ein<br />

Down-Locking-Rollenhalter<br />

von ALPS mit kleinem<br />

Fighting-Butt sorgt für<br />

Gewicht hinter der Rutenhand.<br />

Es wurden die<br />

leichtesten Recoil-Ringe am<br />

Markt verbaut. So bietet<br />

der eng beringte Blank<br />

trotz mittelschneller Aktion<br />

schnelle Rückstellung,<br />

maximale Sensibilität und<br />

in der Folge Präzision beim<br />

Fischen mit der Nymphe.<br />

Beringung und Griff machen es auf<br />

den ersten Blick deutlich: die XTZ<br />

• Nymphing-Rute mit Carbongriff<br />

• Klasse 2, 10 Fuß, 89 Gramm<br />

• Klasse 2, 10.6 Fuß, 91 Gramm<br />

Preis: ab 595 Euro<br />

www.adamsflyrods.com<br />

Andy Steers<br />

Fangbuch ist<br />

speziell auf die<br />

Bedürfnisse von<br />

Fliegenfischern<br />

zugeschnitten.<br />

Fly Fishing Logbook 2022 von Andy Steer<br />

Eine schöne Idee ist das „Fly<br />

Fishing Logbook 2022“ von<br />

Andy Steer – als Geschenk<br />

oder um es sich selbst zu<br />

kaufen. Hier können Sie alle<br />

Fakten Ihrer Touren genau<br />

dokumentieren. Wasserstand,<br />

Wetter, Fänge, Stichworte<br />

zu Insekten und vieles<br />

mehr ... es gibt sogar Platz<br />

für Skizzen zu Hotspots – ein<br />

Muss für Statistiker!<br />

• Sprache: Englisch<br />

• 108 Seiten<br />

• ISBN: 979-8464949638<br />

Preis: ca. 7 Euro •<br />

bestellbar auf Amazon<br />

Euro Nymph Mono<br />

Vorfächer fürs Nymphenfischen mit<br />

gestreckter Schnur (Euro-Nymphing)<br />

können für Anfänger einen verwirrend<br />

komplexen Aufbau besitzen. Man<br />

kann aber auch einfach zu gut sichtbarem<br />

Mono greifen und ein Tippet<br />

ans Ende knoten. In jedem Fall ist das<br />

Euro Nymph Mono von adh-fishing<br />

eine gute Grundlage fürs Nymphenvorfach.<br />

In Zusammenarbeit mit<br />

einem Deutschen Schnurhersteller hat<br />

adh ein auffälliges Monofil mit Fluorocarbon-Coating<br />

entworfen. Durch das<br />

Coating lässt sich die Schnur besser<br />

und fast ohne Memory strecken.<br />

Zudem ist es abriebfester und besitzt<br />

wenig Dehnung – Eigenschaften, die<br />

fürs Nymphing entscheidend sind.<br />

Die mit Fluorocarbon<br />

ummantelte, leuchtend<br />

orangene Mono ist eine<br />

simple und günstige<br />

• Lösung der Vorfachfrage<br />

beim Euro-Nymphing.<br />

• Made in Germany<br />

• Fluorocarbon-Coating<br />

• 6 Durchmesser (0,16–0,30 mm)<br />

• 300-Meter-Spule<br />

Preis: 14,90 Euro • www.adh-fishing.de<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

65


PRODUKT-NEWS<br />

AUF HERZ<br />

& NIEREN<br />

Klassiker für Praktiker<br />

Mit der Guide Classic Serie bietet Simms schnörkellose Watbekleidung für den harten<br />

Einsatz. Johannes Radtke hat Jacke sowie Hose eingehend getestet.<br />

Fotos: Johannes Arlt<br />

Was ist wirklich dran an<br />

den Simms-Klamotten?<br />

Das wollte ich nun doch<br />

mal wissen, nachdem<br />

ich mich Jahrelang darum gedrückt hatte,<br />

„einer Simms“ eine Chance zu geben.<br />

Bei der Suche nach einer neuen Wathose<br />

hatte ich mir eine Grenze von 600 Euro<br />

gesetzt – und plötzlich war mit der Guide<br />

Classic eine namhafte Simms-Hose<br />

in Reichweite. Ich habe den Eindruck,<br />

dass man für diese (ordentliche) Summe<br />

zumindest eine Wathose bekommt, die<br />

wirklich was aushält und die deutlich<br />

länger hält, als ein 250-Euro-Modell.<br />

Für günstige Watbekleidung fische ich<br />

einfach zu oft und zu verschleißend,<br />

glaube ich. Zu oft hatte ich in früheren<br />

Jahren nasse, eiskalte Füße nach langen<br />

Küstentagen. Das will ich nicht mehr,<br />

da sind die Nerven blank. Dieser wunde<br />

Punkt sorgte dafür, dass sich meine monetäre<br />

Schmerzgrenze etwas verschoben<br />

hat – dem Komfort zuliebe.<br />

Ich mache es kurz: Ich konnte nicht<br />

widerstehen, vielleicht wollte ich auch<br />

mal wissen, was an Simms dran ist. Und<br />

weil meine Watjacke bald auch<br />

ersetzt werden müsste, kam<br />

In unzähligen<br />

gleich noch die passende<br />

Situationen ist man immer<br />

Guide Classic Jacke<br />

wieder dankbar, wenn der Rod<br />

dazu. Sieht ja auch gut<br />

Clip als dritte Hand mal eben<br />

kurz die Rute festhält.<br />

Die Bündchen lassen sich<br />

sicher verschließen und das<br />

Material ist dicht – da dringt<br />

tatsächlich kaum Wasser ein.<br />

Die Guide Classic<br />

Kombination trägt sich<br />

angenehm und sieht<br />

auch vernünftig aus.<br />

66 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


aus, so ne Kombi. Beim Anprobieren<br />

der Hose in für mich perfekt passender<br />

Größe (ML bei 1,86) die Ernüchterung:<br />

die Füßlinge saßen zu eng. Nach kurzer<br />

Rücksprache mit dem Händler war klar:<br />

die Hose in einer Nummer größer sitzt<br />

nicht mehr, es müssen größere Füßlinge<br />

ran! Ich war überrascht: die Hose wird<br />

einfach nach Norwegen geschickt und<br />

kommt ein paar Wochen später mit perfekt<br />

sitzenden Füßlingen zurück. Dass<br />

ich nun 100 Euro über meiner Schmerzgrenze<br />

lag, übersah ich geflissentlich, ich<br />

hatte mich schon in die Hose verguckt<br />

... Die Watjacke in Größe M saß hingegen<br />

von vorherein absolut perfekt. Sogar<br />

meine Freundin war positiv überrascht,<br />

dass ein „Angel-Outfit vernünftig aussehen<br />

kann“. Es gibt ja so Kleidung, die<br />

man anzieht und denkt: „jo, passt, ist<br />

geil!“ Genau so war es.<br />

Die ersten Einsätze bei kühlen<br />

Temperaturen zeigten, dass ich trotz<br />

Fleece-Lagen unter der gut sitzenden<br />

Außenschicht uneingeschränkte Bewegungsfreiheit<br />

habe. Als es zuerst wärmer<br />

und dann richtig warm wurde, bemerkte<br />

ich eine besondere Stärke von Hose und<br />

Jacke: Die Atmungsaktivität. Liegt es an<br />

der Gore-Tex-Membran? Keine Ahnung,<br />

jedenfalls spürt man, dass Feuchtigkeit<br />

sehr gut abtransportiert wird. In<br />

der anderen Richtung macht die Jacke<br />

auch nach einem Tag Dauerregen nicht<br />

schlapp – die ist dicht! Während einer<br />

hektischen Maifliegenzeit an südschwedischen<br />

Wildbächen musste die Hose<br />

so richtig zeigen, was ihre Außenhaut<br />

abkann. An dem kleinen Waldbach in<br />

Småland gibt keine Wege, nur Nadelhölzer,<br />

Dornbüsche und fiese Stolperfallen.<br />

Nach vier Tagen „im Busch“ befürchtete<br />

ich, etliche „Nadelstiche“ verursacht<br />

zu haben. Watangeln im Hechtsee sollte<br />

Auskunft geben – Nix da, nicht ein<br />

Loch! Also weiter im Test an der Küste:<br />

hier zeigen sich einige Schwachstellen<br />

zuverlässig. Lange Märsche zum Spot<br />

belasten Wathosen stark auf ihren Bein-<br />

Innenseiten. Wie gut, dass die Naht nach<br />

hinten verlegt wurde und der Schnitt<br />

der Hose dafür sorgt, dass das Material<br />

nicht übermäßig aneinander reibt. Die<br />

Jacken zeigte dann beim Küstenfischen<br />

für mich die einzige kleine Schwäche –<br />

wenn man es so nennen will. Während<br />

die Bündchen stramm und überraschend<br />

wasserdicht geschlossen werden können,<br />

ragt der Saum des Ärmels weit darüber<br />

hinaus. Beim schnellen Einstrippen störte<br />

mich dieser überstehende Saum dann<br />

ein wenig. Einmaliges Umkrempeln ist<br />

die einfache Lösung. So bleibt der Saum<br />

am Platz und stört tatsächlich den Rest<br />

des Tages nicht mehr.<br />

Die Jacke ist absolut praxisorientiert<br />

designt. Die Brusttaschen fassen ausreichend<br />

Gerät, drücken dabei jedoch<br />

nicht. Handwärmertaschen weiß ich<br />

sehr zu schätzen, ebenso eine Innentasche<br />

mit Reißverschluss zur Aufbewahrung<br />

von Ersatzvorfächern. Auch<br />

die Befestigungsringe und -Schlaufen<br />

sind sinnvoll angeordnet und schön<br />

versteckt. Ein Highlight ist die Passform<br />

der Kapuze. Ich trage gern Caps und<br />

der Rand der Kapuze passt genau über<br />

deren Schirm, zudem schützen Kapuze<br />

und Kragen im Zusammenspiel sehr<br />

angenehm vor kalten Seitenwinden.<br />

Die Wathose ist schlicht, aber durchdacht<br />

ausgestattet. Klar, eine Brusttasche<br />

für ne Fliegendose hat sie, ebenso<br />

Handwärmer-Taschen – und auch eine<br />

Innentasche für Schlüssel und Handy.<br />

Viel wichtiger finde ich aber die einhändig<br />

zu schließenden und öffnenden<br />

Schnallen und dass man sich die Trägergurte<br />

wunderbar gegensätzlich um die<br />

Taille legen kann und so eine Hüfthose<br />

erhält. Ebenso entscheidend ist, dass<br />

die Hose in den Beinbereichen besonders<br />

verstärkt wurde. Das Material ist<br />

deutlich steifer und dicker. Egal, wie oft<br />

ich mich am Ostseestrand in den groben,<br />

spitzen Kies gekniet habe – Spuren<br />

davon sieht man nicht.<br />

Sollte ich Hose oder Jacke doch mal<br />

„schaffen“, gibt es den Simms Repair-<br />

Service in Norwegen. Ich empfinde dieses<br />

Angebot, zumal in Europa, im Sinne<br />

der Ressourcenschonung als zeitgemäß<br />

und die Preise als fair. Das Fazit zu<br />

meiner ersten Simms Watkombi: Tolle<br />

Qualität, geniale Passform, hohe Funktionalität<br />

und, für alle Fälle, Service in<br />

Europa – Ich bin überzeugt! Der Preis<br />

ist kein Pappenstiel, ohne Frage, geht<br />

für mich angesichts des Gesamtpaketes<br />

aber in Ordnung.<br />

Simms Guide Classic<br />

Wathose & Watjacke<br />

• 3-lagige Gore-Text Pro Shell<br />

• Simples, praxisorientiertes Design<br />

• höchster Tragekomfort<br />

• langlebige Materialien<br />

• hochwertige Verarbeitung<br />

• Repair-Service in Europa<br />

Preis: 599 € & 499 € (Jacke) • www.flyfisheurope.com<br />

Der Schnitt der Hose ist genial: volle Bewegungsfreiheit bei gleichzeitig nicht zu weitem Sitz.<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

67


GEWÄSSER-GUIDE<br />

Bayern: Fischen am Fuß von Watzmann und Salzberg<br />

Im Berchtesgadener<br />

Gleich vier spannende und recht unterschiedliche Gewässer<br />

im Berchtesgadener Land stellt Ihnen Detlef Henkes vor.<br />

Lassen Sie sich von ihm die Perlen der Region zeigen und<br />

erläutern, wie Sie dort erfolgreich fischen können.<br />

68 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


Land<br />

Alle Fotos: D. Henkes<br />

Wer hinsichtlich<br />

der Fliegenfischerei<br />

an<br />

den äußersten<br />

Südosten<br />

im Freistaat<br />

Bayern denkt, dem wird wohl zuallererst<br />

der Chiemgau mit der Traun in den Sinn<br />

kommen. Nur gut 50 Kilometer bzw.<br />

eine gute Stunde Fahrt von Traunstein<br />

entfernt, befinden sich allerdings die<br />

besuchenswerten Gewässer des Fischereivereins<br />

Berchtesgaden-Königssee e.V.,<br />

welche sicherlich nicht weniger reizvoll<br />

sind und eine erstklassige Fischerei<br />

in alpiner Umgebung erlauben. Mit<br />

Ramsauer Ache, Königsseer Ache und<br />

der Berchtesgadener Ache stehen dem<br />

interessierten Gastfischer eine rund 23<br />

Kilometer herausfordernde Bach- und<br />

Flussstrecke zur Verfügung. Ergänzt wird<br />

das Angebot um den malerischen Hintersee,<br />

welcher ebenfalls einen hervorragenden<br />

Salmonidenbestand aufweist und mit<br />

20 ha zur Stillwasserfliegenfischerei auf<br />

Saibling und Forelle einlädt. Sie sehen,<br />

werter Leser, die Möglichkeiten hier sind<br />

mehr als umfangreich!<br />

Streng genommen handelt es sich bei<br />

den genannten Revieren um ein einziges,<br />

komplexes Gewässersystem. Die Königsseer<br />

Ache entwässert den Königssee,<br />

welcher leider nicht befischt werden darf<br />

und fließt im Verlauf über Schönau in<br />

Richtung Berchtesgaden. Die Ramsauer<br />

Ache ist der Abfluss des Hintersees<br />

und bahnt sich ihren Weg über Ramsau<br />

ebenfalls in Richtung Berchtesgaden. Am<br />

Ortseingang von Berchtesgaden vereinen<br />

sich dann beide Achen und bilden von<br />

dort an die Berchtesgadener Ache. Diese<br />

fließt dann weiter in Richtung Österreich<br />

und mündet letztendlich in die Salzach.<br />

Der Hintersee<br />

Eigentlich wollte ich, während des Urlaubs,<br />

nach längerer Zeit einmal wieder<br />

die Königsseer Ache befischen. Ein<br />

morgendlicher Blick auf den Pegelstand<br />

zeigte 54 Zentimeter – hervorragende<br />

Bedingungen! Wenn nicht heute, wann<br />

dann? Schließlich war für die kommenden<br />

Tage in Südostbayern Starkregen<br />

vorausgesagt! Als ich in Schönau am<br />

Königssee ankam, staunte ich aber nicht<br />

schlecht. Die Königsseer Ache toste und<br />

erschien mir sehr hoch. Ein erneuter<br />

Blick auf den Pegelstand brachte dann<br />

Gewissheit. Pegel über 1,14 m! Zuviel<br />

für die Fliegenfischerei. Offenbar hatte<br />

man am Königssee auf den drohenden<br />

Regen reagiert und ließ deutlich mehr<br />

Wasser ab als noch am Morgen. Was<br />

nun? Ich erinnerte mich an den Hintersee.<br />

Der malerische Bergsee ist ein reines<br />

Salmonidengewässer und bietet beste<br />

Bedingungen für die Fliegenfischerei, vor<br />

allem wenn die Achen im Berchtesgadener<br />

Land nicht mehr befischbar sind.<br />

Also disponierte ich um und machte<br />

mich über Ramsau hinauf auf den Weg<br />

zur Seeklause, um dort die Tageslizenz<br />

zu lösen.<br />

Ein Weißbier später schlüpfte ich schon<br />

in meine Hüftwathose, richtete die Rute<br />

und watete in den flachen Uferbereich<br />

des Sees. Frau und Tochter wurden<br />

derweil zum Fotografieren verdonnert.<br />

Meine Frau meckerte daraufhin: „Ich<br />

stell mich jetzt aber nicht stundenlang<br />

hier hin und warte, bis Du einen Fisch<br />

hast!“. Ich beschwichtigte natürlich umgehend<br />

und versprach kurzen Prozess zu<br />

machen. Vor mir lag der See und zeigte<br />

sich in den schönsten Grüntönen – ein<br />

smaragdenes Juwel in den Berchtesgadener<br />

Alpen! Ebenso waren mir aber die<br />

Bachforellen aufgefallen, die sich direkt<br />

am Ufer im Flachwasser tummelten.<br />

Hinterlistig knüpfte ich eine winzige<br />

CDC-Trockene ans Vorfach, denn mir<br />

waren die Ringe nicht entgangen, welche<br />

sich immer wieder an der Oberfläche<br />

zeigten. Mit einem „Das gibt es doch<br />

nicht“, kommentierte meine bessere<br />

Hälfte die erste Forelle, welche schon<br />

nach dem zweiten Wurf den Weg ans<br />

Band gefunden hatte. Ich war ja gerade<br />

erst fünf Minuten hier und sie hatte mit<br />

dem Schlimmsten gerechnet. Kaum war<br />

der Fisch gelandet und die Trockene<br />

erneut präsentiert, zappelte auch schon<br />

der nächste Fisch im Kescher. Ich konnte<br />

sie bestens ausmachen und auf Sicht<br />

anfischen. Irgendwann war aber kein<br />

Abnehmer für die Trockenfliege mehr da,<br />

so dass ich auf die Nymphe wechselte.<br />

Schon bald stellte sich erneuter Erfolg<br />

ein. Nymphenfischen auf Sicht – anschlagen,<br />

wenn man die Nymphe im Maul<br />

der Forelle verschwinden sieht! Gibt es<br />

etwas schöneres? Die Zeit verging viel zu ➜<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

69


Dem Autor haben es die starken<br />

Bachforellen des Sees besonders angetan.<br />

Auf Sicht lassen sie sich durchaus<br />

gute Stückzahlen fangen.<br />

schnell und längst war eine gute Strecke<br />

an Bachforellen zu Gast im Kescher. Es<br />

war also Zeit, die Familie vom leidigen<br />

Nebenjob zu erlösen und eine Runde<br />

um den See zu drehen, um noch ein paar<br />

Impressionen festzuhalten.<br />

INFO HINTERSEE<br />

Fischarten: Seesaibling, Bachsaibling, Bach –<br />

und Regenbogenforellen<br />

Gerät: Fliegenruten der Klassen #5-6 in 9’<br />

oder länger, aber auch Winkelpickerruten mit<br />

Centerpins und Hegene für die Seesaiblingsfischerei.<br />

Fliegen: Streamer der Größen <strong>06</strong> -10, kleine<br />

bis mittelgroße Nymphen (z.B. Buzzer) und<br />

kleine Trockenfliegen (kleine CDC - Eintagsfliegenmuster,<br />

Sedges etc. in gedeckten<br />

Farben)<br />

Anmerkung: Es empfiehlt sich angesichts des<br />

klaren Wassers auf Fluorocarbon – Vorfachmaterial<br />

zurück zu greifen. Achtung: Regenbogenforellen<br />

sind unbedingt zu entnehmen!!<br />

Gastkartenpreis: 30.- € / Tag bzw. 150.- €<br />

/ 5 Tage zuzüglich 2.- € Schreibgebühr –<br />

bei einer 5 Tageskarte ist das Gewässer je<br />

Gültigkeitstag frei wählbar, darf jedoch im<br />

Tagesverlauf nicht gewechselt werden!<br />

PIRSCH VOR MALERKULISSE<br />

Der zirka 17 Hektar große und bis zu 18<br />

Meter tiefe Hintersse entstand vor rund<br />

4.000 Jahren als ein massiver Felsturz<br />

aus dem Hochkaltermassiv den Klausbach<br />

staute. Legendär ist der Seesaiblingsbestand<br />

des Hintersees. In der Regel<br />

wird dieser Fischart mit der Hegene<br />

nachgestellt. Bei intensiven Insektenschlüpfen<br />

kommen die hübschen Fische<br />

auch mal in flacheres Wasser, meist sind<br />

sie jedoch für die Fliege außer Reichweite.<br />

Da der Hintersee aber auch einen<br />

hervorragenden Bachforellenbestand aufweist<br />

und die Regenbogenforelle ebenso<br />

vorkommt, finden wir reichlich schöne<br />

Beschäftigung.<br />

Besonders romantisch ist der „Malerwinkel“<br />

im nördlichen Uferbereich des<br />

Sees, wo einige baumbewachsene Felsen<br />

Inselchen bilden und vor allem an nebeligen<br />

Morgen zu verzaubern wissen. Am<br />

See hat sich in den 1830er Jahren eine<br />

Malerkolonie angesiedelt, deren bekannteste<br />

Bewohner Wilhelm Busch war. Der<br />

Bergsee kann vom Ufer, watend oder<br />

vom Boot aus befischt werden. Leider<br />

ist er vor allem im Sommer ein beliebtes<br />

Ausflugsziel und wird von hunderten<br />

Badegästen besucht. Daher empfiehlt<br />

es sich in der warmen Jahreszeit den<br />

Besuch in die frühen Morgen- und späten<br />

Abendstunden zu legen. Dann steht einer<br />

herausfordernden, anspruchsvollen und<br />

hoffentlich erfolgreichen Stillwasserfliegenfischerei<br />

am glasklaren Bergsee<br />

nichts mehr im Wege und unvergessliche<br />

Stunden sind garantiert.<br />

Vor allem Bachforellen wachsen<br />

im Hintersee zu respektablen,<br />

teils kapitalen Größen ab und warten<br />

darauf, mit dem Streamer überlistet zu<br />

werden. Während der Schlupfzeiten<br />

von Eintags- und Köcherfliegen bieten<br />

die rastlos umherstreifenden Bach- und<br />

Regenbogenforellen im Uferbereich eine<br />

überaus spannende Fischwaid mit der<br />

Trockenfliege. Wer dem Seesaibling auf<br />

die Schuppen rücken möchte, der sollte<br />

in tieferen Bereichen eine Sinkschnur<br />

mit beschwerten Nymphen in Betracht<br />

ziehen und die Technik des vertikalen<br />

Buzzerns praktizieren. Am Hintersee<br />

würde ich auf längere Ruten ab 9 Fuß in<br />

der Klasse 5–6 setzen. Zum einen erhöht<br />

man so den Aktionsradius und zum<br />

anderen ist man damit auch bei kapitaleren<br />

Fischen gut gewappnet. Auch eine<br />

leichten Switch-Rute kann Sinn machen.<br />

70 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


GEWÄSSER-BERCHTESGADENER LAND<br />

Die Ramsauer Ache<br />

Unmittelbar hinter dem Auslauf aus<br />

dem Hintersee wird der Sillersbach zur<br />

Ramsauer Ache und passiert in Richtung<br />

Ramsau zunächst den legendären<br />

Zauberwald im Berchtesgadener Land.<br />

Man kann die Ramsauer Ache in diesem<br />

Bereich durchaus als alpinen Wildbach<br />

bezeichnen, welcher zudem mit einer unvergleichlichen<br />

Landschaft gesegnet ist.<br />

Selbst dem nicht-fischenden Wanderer<br />

eröffnen sich atemberaubende Einblicke<br />

in eine wildromantische Naturlandschaft.<br />

Für den Fliegenfischer ist die Ramsauer<br />

Ache eine ebenso herausfordernde,<br />

wie schöne Destination. Im Oberlauf<br />

sind Wathose und Watschuhe eher fehl<br />

am Platze. Hier sind eher Kletterkunst<br />

und das Wetwading gefragt. Das klare<br />

Wasser stürzt sich von einem Wasserfall<br />

über den anderen talwärts und verliert<br />

recht schnell an Höhenmetern. Allerdings<br />

beherbergen die stilleren Pools unterhalb<br />

der Wasserfälle und Stromschnellen wunderschöne<br />

Bachforellen. Hier ist ganz<br />

klar das „Pocket-Fishing“ das Mittel<br />

der Wahl. Nur wenige Meter bzw. kurze<br />

Augenblicke bleiben der angebotenen<br />

Nymphe oder Trockenfliege für eine attraktive<br />

und zielführende Drift. Danach<br />

mindert das unweigerliche Dreggen die<br />

Fangaussichten drastisch. Der passionierte<br />

Wildbachfischer kommt hier voll auf<br />

seine Kosten.<br />

Die Ramsauer Ache bietet echtes Sportfischen<br />

über Stock und Stein auf fitte<br />

Wildfische. Kurze Driften und gut sichtbare<br />

Fliegen sind hier das Mittel.<br />

INFO RAMSAUER ACHE<br />

Fischarten: Bachforelle, gelegentlich Regenbogenforelle<br />

oder Bachsaibling<br />

Gerät: Kurze Bachruten für die Fliegenfischerei<br />

der Klassen #3-5 in den Längen von 7’ bis<br />

8,5’, aber auch kurze, sehr leichte Spinnruten<br />

in der Länge von 1,8 m und Wurfgewichten<br />

von 5-10 g<br />

Fliegen: Leicht bis mittelstark beschwerte<br />

Nymphen in den Größen #14 – 10, gut<br />

schwimmende Trockenfliegen (Stimulator,<br />

Buck Caddis) in den Größen von #14 -10<br />

Anmerkungen: Versuchen Sie ihre Ausrüstung<br />

zu minimalisieren. Das Gelände ist teils<br />

unwegsam und Sie müssen oftmals längere<br />

Strecken bis zum nächsten Aus - / Einstieg<br />

zurücklegen. Diesbezüglich ist jeglicher Ballast<br />

kontraproduktiv. Beachten Sie unbedingt<br />

Wetterlage und Wasserstand!!!<br />

Gastkartenpreis: 30.- € / Tag bzw. 150.- €<br />

/ 5 Tage zuzüglich 2.- € Schreibgebühr – bei<br />

einer 5 Tageskarte ist das Gewässer je Gültigkeitstag<br />

frei wählbar, darf jedoch nicht im<br />

Tagesverlauf gewechselt werden!<br />

ECHTES SPORTFISCHEN<br />

Ab dem Ort Ramsau wird die Ramsauer<br />

Ache dann etwas zahmer, ohne jedoch<br />

ihren Wildbachcharakter zu verlieren.<br />

Hier dürfen Sie das Gewässer dann<br />

durchaus auch gerne mit der Wathose<br />

erkunden, denn das Gefälle ist weitaus<br />

moderater als im Oberlauf des Zauberwaldes.<br />

Natürlich sind in der Ramsauer<br />

Ache aufgrund der Begebenheiten<br />

keine Riesenfische zu erwarten, aber es<br />

warten makellose Bachforellen, welche<br />

die Lektion des Lebens von Grund auf<br />

gelernt haben und erst einmal überlistet<br />

werden wollen. Bitte beachten Sie, dass<br />

die Ramsauer Ache zu großen Teilen<br />

canyonartig ihren Weg in Richtung<br />

Berchtesgaden sucht. Mögliche Ein- und<br />

Ausstiege sind also nur begrenzt vorhanden<br />

und so kann es durchaus sein, dass<br />

Sie für eine Weile dem Bachbett watend<br />

folgen müssen, was aufgrund der vorherrschenden<br />

Strömung und des steinigen<br />

Untergrundes durchaus eine sportliche<br />

Angelegenheit ist. Die Ramsauer Ache<br />

stellt mit Recht ein Synonym für den<br />

Begriff „Angelsport“ dar, denn hier wird<br />

dem ambitionierten Fischer körperlich<br />

einiges abverlangt. Kletterkünste zahlen<br />

sich aus und hinsichtlich der Ausrüstung<br />

am Mann / an der Frau gilt ganz klar:<br />

Weniger ist mehr! Lange Ruten sind<br />

hier fehl am Platze. Ich empfehle kurze,<br />

kräftige Bachruten welche einen ➜<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

71


GEWÄSSER-BERCHTESGADENER LAND<br />

gehakten Fisch in der starken Strömung<br />

Paroli bieten können. Als Köder kommen<br />

beschwerte Nymphen oder große,<br />

gut sichtbare Trockenfliegen mit guten<br />

Schwimmeigenschaften in Betracht.<br />

Die Königsseer Ache<br />

Ein weiteres Toprevier des Fischereivereins<br />

Berchtesgaden-Königssee bildet<br />

die Königsseer Ache, die auf einer<br />

Streckenlänge von gut 4,5 Kilometern<br />

vom Auslauf am Königssee bis hin zur<br />

Einmündung der Ramsauer Ache befischt<br />

werden kann. Mit der Königsseer Ache<br />

verbinde ich einige Schlüsselerlebnisse.<br />

So war sie der erste wirklich alpine Fluss,<br />

den ich in meiner Laufbahn als Fliegenfischer<br />

befischt habe. Als Flachlandtiroler,<br />

der bis dato nur die Mittelgebirgsflüsse<br />

im Sauerland und Eifel kannte, ein echtes<br />

Erlebnis!<br />

Schnelles, kaltes und klares Wasser – in<br />

meiner Vorfreude watete<br />

ich nach dem Einstieg ins Flussbett unbekümmert<br />

immer weiter und bot den<br />

Fettflossenträgern meine Nymphe in<br />

Höhe des Café Waldstein an. Irgendwann<br />

entschied ich mich für einen<br />

Platzwechsel und wollte zurück ans Ufer.<br />

Schlagartig hatte ich kalten Schweiß<br />

auf der Stirn, denn die starke Strömung<br />

drohte mir regelrecht die Beine unter<br />

dem Allerwertesten wegzuziehen. Ein<br />

INFO KÖNIGSSEEER ACHE<br />

Fischarten: Bachforelle, gelegentlich kapitale<br />

Seeforellen (aus dem Königssee) und<br />

Regenbogenforellen, vereinzelt Bach- und<br />

Seesaibling.<br />

Gerät: Fliegenruten der Klassen #5-6 in 8’ -<br />

9’ / Euronymphingruten der Klasse 4 in 10’.<br />

Fliegen: Beschwerte Nymphen und Goldkopfnymphen<br />

in den Größen #14-10, gut<br />

schwimmende und auffällige Trockenfliegen<br />

(Bivisible, Tricolore, Stimulator, Rehhaar<br />

Sedge) in den Größen #12-08.<br />

Anmerkung: Die Königsseeer Ache weist<br />

überwiegend eine sehr starke Strömung auf,<br />

weswegen sie sich in erster Linie für die Nymphenfischerei<br />

anbietet. Man kommt sowohl<br />

mit der klassischen Methode, als auch mittels<br />

Euro-Nymphing zum Ziel. Bei niedrigem<br />

Wasserstand oder im Bereich ruhiger Züge<br />

lohnt es sich aber gut schwimmende und<br />

auffällige Trockenfliegen auszuprobieren.<br />

Gastkartenpreis: 30 €/Tag bzw. 150 €/5<br />

Tage zzgl. 2 € Schreibgebühr- Bei 5 Tagen ist<br />

das Gewässer je Gültigkeitstag frei wählbar, darf<br />

nicht im Tagesverlauf gewechselt werden!<br />

Vollbad im reißenden Fluss war mit<br />

Sicherheit das Letzte, was ich begehrte.<br />

Alles ging gut aus, aber ich hatte Lehrgeld<br />

bezahlt! Gottlob verbinde ich auch<br />

weitaus angenehmere Erinnerungen mit<br />

dem wild romantischem Fluss im Berchtesgadener<br />

Land.<br />

REISSENDE STRÖMUNG<br />

Lange Zeit haderte ich mit dem Umstand,<br />

dass mir der Saibling als Fischart<br />

in der Fangstatistik fehlte. Hier zeigte<br />

sich die Königsseer Ache schon bei meinem<br />

zweiten Besuch gnädig und bescherte<br />

mir beim Fischen in den Sonnenuntergang<br />

hinein den ersehnten „Traumfisch“.<br />

Er fiel auf eine schwarze Goldkopfnymphe<br />

herein und stand im Bereich der<br />

Steinpackung am Ufer.<br />

Generell ist die Königsseer Ache ein<br />

fließender Gebirgsfluss, der bei höheren<br />

Wasserständen sehr schwierig bis gar<br />

nicht zu bewaten ist. Man sollte sich also<br />

sehr gut überlegen, ob man bei entsprechenden<br />

Wasserständen den Schritt in<br />

den Fluss wagt oder doch lieber vom<br />

Ufer aus fischt. Eines ist jedoch sicher:<br />

Wunderschöne Bachforellen, Regenbogenforellen<br />

und sogar Saiblinge sind hier<br />

auch für den Gastfischer drin. Aufgrund<br />

der beschriebenen Begebenheiten ist man<br />

an der Königsseer Ache mit der Nymphenfischerei<br />

besser beraten, als mit der<br />

Trockenfliegenfischerei. Während eines<br />

Die Königsseer Ache entlang der „nassen<br />

Wand“ beherbergt neben guten Regenbogenforellen<br />

auch wilde Bachforellen und<br />

sogar Saiblinge.<br />

Der breite Rücken<br />

zeigt es ...... Köcherfliegen gibt es in Mengen.<br />

Schlupfes großer Steinfliegen oder bei<br />

Niedrigwasser kann man diesbezüglich<br />

aber durchaus mit sehr gut schwimmenden<br />

und deutlich sichtbaren Trockenfliegenmustern<br />

wahre Sternstunden erleben.<br />

Besonders empfehlen kann ich den<br />

Oberlauf der Strecke, welcher direkt hinter<br />

dem Stauwehr am Königssee beginnt,<br />

den Zug zwischen der Fußgängerbrücke<br />

am Café Waldstein und der Straßenbrücke<br />

weiter flussab und vor allem den<br />

kleinen Canyon an der „nassenWand“.<br />

Die Berchtesgadener Ache<br />

Nach der Vereinigung mit der Ramsauer<br />

Ache wird die Königsseer Ache<br />

zur mächtigen Berchtesgadener Ache.<br />

Achtung – Das Waten ist in den raschfließenden<br />

Achen der Region eine heikle Angelegenheit.<br />

Foto: Werner Berens<br />

72 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


Der Fluss wird hier deutlich breiter und<br />

tiefer, verliert dafür aber strömungstechnisch<br />

etwas an „Schärfe“. Vom<br />

Zusammenfluss am Kreisverkehr bis<br />

zum großen Wehr am Salzbergwerk ist<br />

die Berchtesgadener Ache dem Gastfischer<br />

verwehrt. Unterhalb des besagten<br />

Wehres darf dieser dann wieder bis zum<br />

Wehr Gartenau / Unterau fischen. Der<br />

Abschnitt ist ca. 2,6 Kilometer lang und<br />

mit dem Gollenbacheinlauf hat dieser<br />

Abschnitt einen prominenten Hotspot.<br />

Bekannt ist die Überlieferung von der<br />

legendären „Meterforelle“, welche im<br />

Auslauf des Gollenbaches angeblich ihr<br />

Zuhause hat. Ob es diese gibt oder gab,<br />

dürfen Sie gerne selbst auskundschaften.<br />

Vom Wehr Gartenau / Unterau,<br />

welches nicht befischt werden darf, bis<br />

nach Marktschellenberg, befindet sich<br />

die mittlere Strecke der Berchtesgadener<br />

Ache. Der Abschnitt ist rund 5,8 Kilometer<br />

lang, darf allerdings auch mit der<br />

Spinnrute befischt werden. Auch hier<br />

INFO BERCHTESGADENER ACHE<br />

Fischarten: Bachforelle, Regenbogenforelle,<br />

gelegentlich Bachsaibling, vereinzelt Äschen<br />

Gerät: Einhandfliegenruten der Klassen #5-6<br />

in 9’ bis 10’, leichte Switchruten der Klassen<br />

#5-6 in 10’6’’ bis 11’ und Euronymphingruten<br />

in der Klasse 3 oder 4 mit 10’ bis 11’,<br />

sowie leichte Spinnruten in der Länge von 1,8<br />

bis 2,4 m und Wurfgewichten von 5-20 g.<br />

Fliegen: Leicht bis mittelstark beschwerte<br />

Nymphen in den Größen #16-10, gut<br />

schwimmende Trockenfliegen (Stimulator,<br />

Buck Caddis, CDC-Eintagsfliegenmuster) in<br />

den Größen von #18-10.<br />

Anmerkung: Die Berchtesgadener Ache<br />

ist mit einer durchschnittlichen Breite von<br />

gut 15 m ein relativ großer Fluss. Dennoch<br />

ist die Strömung als deutlich moderater zu<br />

bezeichnen als die der Königsseeer Ache.<br />

Somit ist bei normalem Wasserstand in vielen<br />

Bereichen auch die Trockenfliegenfischerei<br />

erfolgreich zu praktizieren. Die Größe des<br />

Gewässers lässt durchaus auch den Einsatz<br />

von leichten Switch- oder Zweihandruten zu.<br />

Geradezu prädestiniert ist das Gewässer fürs<br />

Euro-Nymphing. Bitte beachten Sie unbedingt<br />

die beiden Bereiche, die dem Gastangler<br />

NICHT zur Vertfügung stehen (Zusammenfluss<br />

von Ramsauer Ache und Königsseeer<br />

Ache bis zum Wehr Salzbergwerk und den<br />

Wehrbereich beim Wasserkraftwerk in<br />

Marktschellenberg).<br />

Gastkartenpreis: 30 € / Tag bzw. 150 € / 5<br />

Tage zuzüglich 2 € Schreibgebühr – bei einer<br />

5 Tageskarte ist das Gewässer je Gültigkeitstag<br />

frei wählbar, darf jedoch nicht im<br />

Tagesverlauf gewechselt werden!<br />

Wasserstand und -Trübung der<br />

Berchtesgadener Ache sind recht<br />

dynamisch. Ein Grund sind die Zuflüsse,<br />

die bei Regen in Nebentälern<br />

viel Sediment mit sich führen.<br />

finden Sie durchaus einen Hotspot. Der<br />

Abschnitt am Sportplatz ist ebenso besuchenswert,<br />

wie der Zug am Tennisplatz<br />

und der Bereich am Klärwerk. Auch die<br />

Einmündung des Larosbaches sowie der<br />

Abschnitt in Höhe der Almbachmündung<br />

bieten gute Struktur und eine Chance auf<br />

recht große Forellen. Mein persönlicher<br />

Tipp ist die Almbachklamm – ein Besuch<br />

lohnt sich fischereilich und visuell.<br />

GEWÄSSER FÜR ALLE METHODEN<br />

Bis zur Ortschaft Marktschellenberg<br />

finden Sie weitere reich strukturierte<br />

Flussabschnitte, die allesamt einen guten<br />

Fischbestand besitzen. In Marktschellenberg<br />

selbst sollte der Wehrbereich des<br />

Wasserkraftwerkes außen vor gelassen<br />

werden, denn hier ist die Fischerei<br />

wieder verboten. Danach schließt sich<br />

die 2,1 Kilometer lange „Grenzstrecke“<br />

an, welche kurz hinter dem Einlauf des<br />

Weißbaches endet. Je nach Wasserstand<br />

ist die Berchtesgadener Ache sowohl<br />

mit Streamer, Nymphe, Nassfliege, als<br />

auch mit Trockenfliege zu befischen. Es<br />

darf ruhig auf eine Rute der Klasse #5-6<br />

in der Länge von 9’ und länger zurück<br />

gegriffen werden. Da die Berchtesgadener<br />

Ache gut 15 Meter breit ist, kann gerne<br />

mal eine leichte Switch-Rute eingesetzt<br />

werden. Die Anhänger des Euro – Nymphings<br />

werden an der Ache voll auf<br />

ihre Kosten kommen.<br />

AUF EINEN BLICK<br />

Bewirtschafter:<br />

Fischereiverein Berchtesgaden-Königssee<br />

e.V.<br />

Postfach 2364<br />

83464 Berchtesgaden<br />

Telefon: 08650 807<br />

www.fischereivereinberchtesgaden.de<br />

Kartenausgabestellen:<br />

• Tourist-Information Schönau<br />

am Königssee (im Rathaus)<br />

Rathausplatz 1<br />

83471 Schönau a. Königssee<br />

Tel.: +49(0)86 52-17 60<br />

E-Mail: tourismus@koenigssee.com<br />

www.koenigssee.de/aktiv-imsommer/fischen-angeln<br />

• Tourist- Information Königssee (direkt<br />

am Großparkplatz Königssee)<br />

Seestraße 3<br />

83471 Schönau a. Königssee<br />

Tel.: +49(0)8652 - 65 59 8 - 0<br />

E-Mail: mail@koenigssee.com<br />

www.koenigssee.de/aktivim-sommer/fischen-angeln<br />

• Touristinfo Marktschellenberg<br />

(im Rathaus)<br />

Salzburger Strasse 2<br />

83487 Marktschellenberg<br />

Tel.: +49(0)8650 - 98 88-30<br />

E-Mail: touristinfo@marktschellenberg.de<br />

www.marktschellenberg.de/<br />

tourist-information<br />

• Gasthaus Seeklause (direkt am See)<br />

Am See 65<br />

83486 Ramsau-Hintersee<br />

Tel.: +49(0)86 57-91 99 38<br />

E-Mail: restaurant@hintersee-gasthausseeklause.de<br />

www.hintersee-gasthaus-seeklause.de<br />

6/<strong>2021</strong><br />

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74 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


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FLIEGENFISCHEN erscheint 6x jährlich<br />

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Geschäftsführung<br />

Alexandra Jahr<br />

Redaktion<br />

Gesamtredaktionsleitung:<br />

Michael Werner<br />

Leitender Redakteur:<br />

Johannes Radtke<br />

Chef vom Dienst:<br />

Corinna Leppin<br />

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Content-Management: Felix Kirsch<br />

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Marketing/Kooperation<br />

Jennifer Popp, Tel: 040 389<strong>06</strong>-279<br />

jennifer.popp@jahr-media.de<br />

Produktionsmanagement<br />

Hauke Rieffel (Ltg.),<br />

Ilja Badekow, Sybille Hagen,<br />

Andreas Meyer<br />

Grafik:<br />

Heico Forster (Ltg.),<br />

Katja Mucke-Koopmann<br />

Lithographie:<br />

Henrik Teudt (Ltg.),<br />

Katja Mucke-Koopmann<br />

Druck: NEEF+STUMME GmbH,<br />

Schillerstr. 2, 29378 Wittingen<br />

Director Sales<br />

Lasse Drews, Tel: 040 389<strong>06</strong>-274<br />

lasse.drews@jahr-media.de<br />

Rainer Propp, Tel: 040 389<strong>06</strong>-285<br />

rainer.propp@jahr-media.de<br />

Head of Sales<br />

Steffen-Staude-Panzer<br />

Tel: 040 389<strong>06</strong>-267<br />

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Media Sales<br />

Andreas Mohr, Tel: 040 389<strong>06</strong>-266<br />

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Marvin Mißfeld, Tel: 040 389<strong>06</strong>-281<br />

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Nr. 38 vom 1. Januar <strong>2021</strong><br />

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Ralf Vogel, Tel: 040 389<strong>06</strong>-151<br />

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Thomas Quast, Tel: 040 389<strong>06</strong>-473<br />

thomas.quast@jahr-media.de<br />

Preise<br />

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Inland: 58,80 E inkl. Versandgebühr,<br />

Österreich: 65,40 E,<br />

Schweiz: 96,00 SFr,<br />

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Rechte<br />

© FLIEGENFISCHEN, soweit nicht<br />

anders angegeben. Keine Haftung für<br />

unverlangt eingesandte Manuskripte,<br />

Bilder, Dateien und Datenträger.<br />

Kürzung und Bearbeitung von Beiträgen<br />

und Leserbriefen bleiben vorbehalten.<br />

Zuschriften und Bilder können ohne<br />

ausdrücklichen Vorbehalt veröffentlicht<br />

werden.<br />

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für die Ausgabe 01/2022 ist am<br />

11. November <strong>2021</strong><br />

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21.01<br />

ISSN 0178-0409<br />

Leserservice: 040 - 389 <strong>06</strong>-880<br />

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Fragen an die Redaktion<br />

Redaktion FLIEGENFISCHEN<br />

Jürgen-Töpfer-Str. 48<br />

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FliegenFischen<br />

FliegenFischen 1 / <strong>2021</strong> Schwerpunkt Binden: Wide Gap Streamer, Flexi-Shrimp & CDC Spider • Frauen & Fischen – wi senschaftlich & historisch • Gewä seransprache • Streamer-Guide • M erfore le & Temperatur • Hü tenzauber • Gewä ser: Hechtrevier Rügen<br />

für die Ausgabe 02/2022 ist am<br />

13. Januar 2022<br />

Erscheinungstermin ist der 08.02.2022<br />

Winter an der Küste<br />

Temperatur-Taktik<br />

für Meerforelle<br />

Rügen<br />

Neues aus dem<br />

Hechtrevier<br />

FliegenFischen<br />

DAS INTERNATIONALE MAGAZIN FÜR FLUGANGLER<br />

3<br />

Trickwürfe<br />

für alle<br />

Fälle<br />

Meerforelle<br />

Der Wurm<br />

& der Wind<br />

Ideen für den<br />

Bindestock<br />

Titel.in d 1 15.12.20 12:16<br />

Am Bach mit<br />

Streamer, Nymphe<br />

und Trockenfliege<br />

FliegenFischen<br />

DAS INTERNATIONALE MAGAZIN FÜR FLUGANGLER<br />

UNTERWEGS AN<br />

●D Lenne<br />

●I Avisio & Travignolo<br />

●A Fischa-Dagnitz<br />

Hornhecht<br />

Segen<br />

und Fluch<br />

3×<br />

OBENAUF<br />

Titel.in d 1 04.03.21 08:16<br />

FliegenFischen<br />

DAS INTERNATIONALE MAGAZIN FÜR FLUGANGLER<br />

Frühlings-<br />

Erwachen<br />

Horrorszenario?<br />

Fischotter<br />

im Revier<br />

Andy Weiß Hechtstreamer<br />

Morten Øland Maifliege<br />

VOLLE KONTROLLE<br />

Richtig Menden<br />

MEERFORELLE<br />

Walter Reisinger Grannom<br />

Bestand im<br />

Abwärtstrend?<br />

Titel.in d 1 01.04.21 09:24<br />

Schwerpunkt: Trocken im Spätsommer • M erfore le im Flu s • Wur fehlerteufel • Fu terkörbe im Bach • Auswertung Hakentest • Zander & Deckung • Holz-Taktik • Reportagen und Realität • Gewä ser: Steyr FliegenFischen 5/ <strong>2021</strong><br />

FliegenFischen<br />

DAS INTERNATIONALE MAGAZIN FÜR FLUGANGLER<br />

3X Köcherfliege<br />

Roman MosersDeltawing Caddis<br />

Morten OelandsPeeping Caddis<br />

Harald BaylersSparkling Caddis<br />

FliegenFischen<br />

Mein Freund der Baum<br />

Aus dem<br />

Holz gelockt<br />

Das Silber der Nacht<br />

Auf Meerforelle<br />

im Fluss<br />

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Die Steyr (A)<br />

im Portät<br />

Gewässer<br />

●D<br />

Ammer<br />

●A<br />

Erlauf<br />

●IRL<br />

County Sligo<br />

Ein Magazin von<br />

DAS INTERNATIONALE MAGAZIN FÜR FLUGANGLER<br />

Trocken<br />

im Spätsommer<br />

Steiger provozieren Chernobyl Ant Ameise<br />

Titel.in d 1 <strong>06</strong>.09.21 14: 0<br />

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Mein Freund, vor mehr als 40 Jahren haben wir uns an der Gmundener Traun getroffen.<br />

Meine Erfahrung als Fliegenfischer bestand aus einer Woche Wutach und Trockenübungen auf dem Sportplatz nach dem Buch von Charles Ritz. Du warst da<br />

schon fester Bestandteil der Szene in der Marienbrücke und mit den Stolls und Gebetroithers per Du.<br />

„Fährst halt hinter mir her“, so hast Du dem jungen Preußen den Weg ans Wasser gezeigt und ihn dann genauso selbstverständlich fischereilich unter Deine<br />

Fittiche genommen. Als ich dann Jahre später zum Saisonabschluß eingeladen wurde, saß ich ganz stolz neben Dir.<br />

Geht nicht, gibt’s nicht, das war Dein Motto, lange bevor es in der Baumarktwerbung auftauchte. Am Doubs musste es unbedingt das andere Ufer sein. Du<br />

hast jeden Waldweg mit Volldampf durchprobiert, auch mal 2 km rückwärts weil es so eng war, solange bis eine der Grenzschranken kein Schloss hatte.<br />

„Sigst“, war Dein einziger Kommentar und ich, ein wenig blass im Gesicht, hab dann erfahren, daß Du in jungen Jahren Ralleys gefahren bist.<br />

Die Traun war immer unser Mittelpunkt, auch wenn Du als leidenschaftlicher Lachsfischer jedes Jahr einige Wochen in Irland und Island verbracht hast,<br />

währen ich Rußland unsicher machte, viel Gesprächsstoff für die langen Abende mit Freunden.<br />

„Das Wasser ist gut“ oder „Ich hab am Wochende Zeit“ das waren die dezenten Aufforderungen sich ins Auto zu setzen, um einen oder zwei Tage dort zu<br />

fischen. Da passierte es schon auch, daß ich Mittags vom Geschäft im Anzug in Frankfurt losfuhr, Dich abgeholt habe und dann mit Krawatte noch unbedingt<br />

den Abendsprung fischen musste. Wir hatten von der Steyrermühler Brücke steigende Fische gesehen. Karte kaufen, Essen – können wir auch später machen.<br />

Umgekehrt warst Du drei Stunden später beim Wirt am Bach,nachdem Dir Claudia gesagt hatte, daß ich für ein paar Tage da wäre. „Dich kann man ja nicht<br />

alleine fischen lassen“.<br />

Nach Deiner Hüft-OP warst du auf Krücken angewiesen. „Schick mir doch mal Filz“. Ich lass sie drunterkleben,dann rutschen sie nicht, wenn ich fischen<br />

gehe. Deine Auffassung von Schonung war, bis zum Bauch im Wasser stehen, die Krücken angebunden im Wasser pendelnd.<br />

Die Verbotschilder an den Forstwegen hinunter zur Traun hast Du als unverbindliche Empfehlung grundsätzlich ignoriert. Während des Abendsprungs habe<br />

ich mich dann nervös gefragt, wie und ob überhaupt man da wieder hochkommt, im Dunkeln.Das war lange bevor du einen dieser SUVs hattest.<br />

Wir haben unsere fischereilichen Bemühungen mit gegenseitigem Sarkasmus kommentiert, aber niemandem habe ich den<br />

Erfolg so gegönnt wie Dir. Der „Stopselfischer“ mit der Nymphe und Du mit Deinen „Spreißeln“ trocken, es gab so viele<br />

Momente zusammen, die es einzeln gar nicht geben kann. Ich habe das Glück, daß du einige davon als versierter Fotograf<br />

festgehalten hast.<br />

Kaum vorstellbar, daß man mit Deinen Pranken so zarte Fliegen binden kann und so ein Bär von Mann ganz leise Töne<br />

anschlägt. Dein Kopf mit Vollbart und Mähne war nicht zu übersehen, Dein herzliches Lachen unüberhörbar. Eis – mit<br />

4 Kugeln – und Sahne, das gehörte zum leiblichen Wohl, dafür war immer Platz.Ordnung war, soweit es das Fischen anging,relativ.<br />

Es war alles im Auto – wo auch immer.<br />

Genau so werde ich Dich in Erinnerung behalten. Wenn ich jetzt auf den Fluß schaue, sehe ich Dein Gesicht.Wir haben<br />

unzählige Stunden gemeinsam an der Traun verbracht, ich möchte keine davon missen.<br />

Karl Köhler – ein Urgestein – hat am 6. Juli die Fliegenrute für immer aus der Hand gelegt.<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

77


PRAXIS LESER BINDEN FLIEGEN<br />

Auf die Maus<br />

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Was wir benötigen:<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Fünf dünne Streifen vom Zonkerstrip<br />

abschneiden. Die Haare<br />

grob abzupfen. Für den Mauseschwanz<br />

bei einem Streifen ein<br />

Büschel am Ende stehen lassen.<br />

Den Schwanz und die Beinchen<br />

in die Länge dehnen<br />

und bemalen.<br />

Grundwicklung auf dem<br />

hinteren Drittel des Hakens<br />

auflegen. Das Schwänzchen<br />

nach oben zeigend einbinden.<br />

Fotos: Ronald Springer<br />

4<br />

Auf der Oberseite<br />

dunkles<br />

Rehhaar aufbinden<br />

und nicht<br />

rotieren lassen.<br />

Darauf achten,<br />

dass es sich<br />

nicht nach unten<br />

verdreht.<br />

5<br />

Auf der Unterseite<br />

helles Rehhaar aufbinden.<br />

Den Vorgang<br />

oben und unten bis zu<br />

der Stelle fortsetzen,<br />

an der die hinteren<br />

Beinchen eingebunden<br />

werden sollen.<br />

78 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


Die Rehhaarmaus, die unser Leser Ronald Springer bindet, ist eigentlich<br />

viel zu niedlich, um sie einer gierigen Forelle oder den<br />

Zähnen eines Hechtes vorzusetzen. Wie man den sympathischen<br />

Nager bindet, erklärt er für Sie Schritt für Schritt.<br />

6<br />

7<br />

8<br />

Mit der<br />

Rasierklinge<br />

zunächst Bauch<br />

flach trimmen.<br />

Anschließend<br />

vorsichtig den<br />

restlichen Körper<br />

trimmen<br />

Das Rehhaar zusammenschieben,<br />

Beinchen leicht nach unten und<br />

hinten zeigend einbinden.<br />

Rehhaar, dann Beinchen und<br />

schließlich wieder Rehhaar bis<br />

zum Hakenöhr einbinden.<br />

9<br />

10<br />

Beim Trimmen auf die Beinchen<br />

achten. Beinchen auf die passende<br />

Länge kürzen und Krallen<br />

hineinschneiden.<br />

Ohren und Augen mit Sekundenkleber<br />

fixieren, mit Epoxy<br />

sichern, die Krallen bemalen.<br />

11<br />

Aus Rehleder Ohren<br />

ausschneiden und bemalen.<br />

12<br />

Die Barthaare (Draht) einbinden,<br />

mit dem pinkfarbenen<br />

Faden das Näschen binden<br />

und anschließend mit UV Lack<br />

lackieren. Fertig ist die Maus.<br />

Wer ist eigentlich<br />

Ronald Springer?<br />

Der gebürtige Linzer (Jahrgang 74) fischt<br />

seit der Kindheit und seit 25 Jahren mit<br />

der Fliege. Schon früh hatte er einen<br />

tollen Lehrmeister, der ihm die Welt des<br />

<strong>Fliegenfischen</strong>s und Bindens näherbrachte.<br />

Da er dabei besonderes Talent<br />

entwickelte, ist Ronald seit 2017 Teil der<br />

GoFish Experts. Durch regen Austausch<br />

in Binderkreisen konnte er sich noch weiterentwickeln.<br />

Im Netz sah er großartig<br />

gebundene Maus-Streamer, was ihn auf<br />

die Idee brachte, die wir hier sehen – und:<br />

„Seitdem liebe ich es, Mäuse zu binden.“<br />

6/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

79


Österreich 10,90 €, Schweiz 16,00 SFr,<br />

Slowakei 13,50 €, Italien 12,90 €,<br />

Luxemburg 11,30 €<br />

DAS INTERNATIONALE MAGAZIN FÜR FLUGANGLER<br />

LESERBRIEFE<br />

Und wenn Sie uns eine E-Mail schicken<br />

möchten, dann schreiben Sie einfach an<br />

corinna.leppin@fliegenfischen.de<br />

Buchbesprechungen<br />

erwünscht!<br />

Hallo Frau Leppin,<br />

ich vermisse in dem sehr gut<br />

gemachten FliegenFischen<br />

Buchbesprechungen und<br />

Vorschläge, die zeitnahe auf<br />

fischereilich gute Literatur<br />

aufmerksam macht.<br />

Viele Grüße<br />

Hardy<br />

Schwerpunkt: Trocken im Spätsommer • Meerforelle im Fluss • Wurffehlerteufel • Futterkörbe im Bach • Auswertung Hakentest • Zander & Deckung • Holz-Taktik • Reportagen und Realität • Gewässer: Steyr FliegenFischen 5/ <strong>2021</strong><br />

Ein Magazin von<br />

FliegenFischen<br />

FliegenFischen<br />

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Nr. 5 • August /September <strong>2021</strong> Slowakei 13,50 €, Italien 12,90 €,<br />

DAS INTERNATIONALE MAGAZIN FÜR FLUGANGLER<br />

Mein Freund der Baum<br />

Aus dem<br />

Holz gelockt<br />

Das Silber der Nacht<br />

Auf Meerforelle<br />

im Fluss<br />

Top-Fliegenwasser<br />

Die Steyr (A)<br />

im Portät<br />

Trocken<br />

im Spätsommer<br />

Steiger provozieren Chernobyl Ant Ameise<br />

Nahrungsbeschaffung<br />

als Urgedanke<br />

(zu FliFi 5/21 Titelbild<br />

Toter Fisch)<br />

Hallo zusammen,<br />

ich finde das Bild sehr gut,<br />

denn letztendlich darf man<br />

auch einen oder mehrere<br />

Fische entnehmen und essen.<br />

Alles andere wäre sehr heuchlerisch.<br />

Ich höre jetzt schon<br />

kritische Stimmen, welche sich<br />

höchstwahrscheinlich über<br />

das Bild aufregen. Denen sei<br />

gesagt: dann sucht euch ein<br />

anders Hobby!<br />

Denn der Urgedanke ist nun<br />

mal die Nahrungsbeschaffung,<br />

wenn man auch diese<br />

nicht übertreiben darf.<br />

Tight lines<br />

Helge Brandt-Lichtblau<br />

Was ist mit<br />

Irland-Artikeln?<br />

Hallo Herr Radtke,<br />

leider wird mir das ansonsten<br />

so geliebte Magazin in<br />

letzter Zeit zu „Meerforellen-/<br />

Küsten-lastig“. Auch sind die<br />

Reiseberichte in sehr entfernte<br />

Länder zwar schön, jedoch für<br />

den „normalen” Fliegenfischer<br />

kaum oder nur mit größten<br />

finanziellen Anstrengungen zu<br />

erreichen. Wie wäre es, wenn<br />

Sie vielleicht einmal eine Serie<br />

über verschiedene Ziele in<br />

Irland ins Leben rufen? Nicht<br />

schwer zu erreichen und viele<br />

Fischarten für die Fliege: Forellen<br />

im See, Fluß und sogar<br />

im Meer, dazu schöne Hechte,<br />

Lachse und an der Küste noch<br />

verschiedene Meeresfische.<br />

Dazu günstige Unterkünfte,<br />

Hausboote, Angelboote und<br />

meist ist sogar das Fischen<br />

kostenlos!<br />

Mit freundlichen<br />

Grüßen R. Schühle<br />

Lieber Herr Schühle, vielen<br />

Dank für Ihre Anregungen.<br />

Wir sind bemüht, eine möglichst<br />

große Vielfalt zu bringen.<br />

Für die Leser im Norden sind<br />

Küstenthemen sehr relevant<br />

und wir erhalten viel positives<br />

Feedback zu diesen Beiträgen.<br />

Zumeist einen Küsten-Artikel je<br />

Ausgabe halten wir auch für die<br />

Fischer im Süden für zumutbar.<br />

Aufgrund des Verlaufes der<br />

Coronakrise werden wir uns<br />

von nun an wieder vermehrt mit<br />

Reisethemen beschäftigen kön-<br />

REPORT BESTANDSENTWICKLUNG MEERFORELLE<br />

Mehr ANGLER,<br />

weniger Fische?<br />

Die These: Der Bestand der Meerforelle in der Ostsee ist rückläufig.<br />

Beweise? Keine handfesten. Johannes Radtke ist sich dennoch sicher,<br />

einen Abwärtstrend zu bemerken – auch wegen eines gestiegenen Angeldrucks.<br />

Ganz unwissenschaftlich zieht er aus seinen eigenen Beobachtungen<br />

Schlüsse, die einen klaren Trend zeigen.<br />

In beinahe jeder Ausgabe erzähle<br />

ich, wie Sie mehr Meerforellen<br />

aus der Ostsee kitzeln können.<br />

Dieses wunderbare Revier und<br />

die faszinierende Fischerei ziehen<br />

mehr und mehr Fischer in ihren<br />

Bann – verständlich. Doch sind es irgendwann<br />

zu viele Angler? Gibt die Ostsee<br />

überhaupt so viel Fisch her?<br />

Bei mir selbst habe ich besonders in<br />

den ersten Jahren, in denen ich wirklich<br />

intensiv an der Küste fischte, eine steile<br />

Lernkurve bemerkt. Vor allem geht es<br />

am Meer darum, zu verstehen, wann sich<br />

unser Zielfisch wo aufhält und wie er<br />

sich dabei verhält. Das Wissen über das<br />

komplexe Verhalten der Meerforelle ist<br />

der Schlüssel zu planbar besseren Fängen,<br />

die sich dann auch einstellten – doch bei<br />

all der Optimierung blieb eine Frage stets<br />

ungestellt: Kann der Bestand einen dauerhaft<br />

hohen Angeldruck immer besser<br />

informierter Angler überhaupt tragen?<br />

In den vergangenen Jahren schlich<br />

sich bei nicht wenigen Meerforellenfischern<br />

das Gefühl ein, dass der Bestand<br />

nicht mehr das ist, was er einmal war.<br />

Harte Daten aus der Wissenschaft sind<br />

rar und die, die es gibt, sind mit großen<br />

Unsicherheiten behaftet. Eine realistische<br />

Abschätzung des Meerforellenbestandes<br />

der Ostsee ist meiner Ansicht nach nicht<br />

machbar und zur Abschätzung von Entwicklungen<br />

an bestimmten Orten (z.B.<br />

Deutsche Ostseeküste) auch gar nicht<br />

sinnvoll. Wir müssen vielmehr unterscheiden<br />

zwischen Trends bei lokalen<br />

Populationen und der Entwicklung des<br />

26 FliegenFischen.de<br />

4/<strong>2021</strong><br />

Gesamtbestandes. Bei dem Aufkommen<br />

der Meerforelle in der Ostsee handelt es<br />

sich nämlich um zahlreiche Populationen,<br />

die sich lokal vermehren, deren Fische<br />

jedoch teilweise die gesamte Ostsee als<br />

Lebensraum nutzen.<br />

Richtig gelesen: die Forelle aus einem<br />

Bach in Mecklenburg-Vorpommern<br />

schwimmt nicht nur vor Rügen herum,<br />

sondern bis nach Nord-Dänemark und<br />

auch an die Schwedische Küste. Diese<br />

Erkenntnis ist tatsächlich recht neu.<br />

Werden zu viele Meerforellen von zu vielen<br />

­Fliegen-­und­Spinnfischern­entnommen?­Entnahme-<br />

Strecken­wie­diese­kommen­selten­vor,­doch­bei­der­<br />

Menge­der­Angler­summieren­sich­auch­einzelne­<br />

Fische­zu­einer­beachtlichen­Fischentnahme.<br />

An­bekannten­Küstenstrecken­herrscht­inzwischen­<br />

fast­das­ganze­Jahr­hindurch­ordentlich­Betrieb.­<br />

Nicht­selten­übersteigt­die­Zahl­der­Angler­sicherlich­die­der­anwesenden­Objekte­der­Begierde.<br />

Dänische Forscher haben anhand von<br />

genetischen Analysen bewiesen, dass<br />

altes Lehrbuch-Wissen („Die Meerforelle<br />

bewegt sich in einem Radius von 50 Kilometern<br />

um ihr Laichgewässer.“) schlicht<br />

falsch ist. Die Arbeit der DTU Aqua ist so<br />

interessant, dass ich ihr in einer späteren<br />

Ausgabe einen Artikel widmen möchte.<br />

Vorerst muss man sich nur merken, dass<br />

insbesondere blanke Fische extrem weite<br />

Strecken auf der Futtersuche in der Ostsee<br />

zurücklegen.<br />

Fotos: J. Radtke<br />

Abzuschätzen, wie sich sämtliche wenngleich weniger aussagekräftig, anhand<br />

der gefärbten Fische im Herbst.<br />

Populationen entwickeln und entwickelt<br />

haben, ist so extrem schwer. Vor<br />

allem, wenn der Angler nur seine Fänge BESTANDSKONTROLLE MIT DER FLIEGENRUTE<br />

im Frühjahr betrachtet. Doch meiner Die ausgelaichten Fische neigen bis zum<br />

Meinung nach gibt es Indizien, welche späten Frühjahr nicht gerade zu weiten<br />

Aussagen über einige Entwicklungen Wanderungen. In Abhängigkeit des<br />

möglich machen. Ein guter Gradmesser, Winterwetters und damit ihres Rückzuges<br />

in die Ostsee, befinden sich zwischen<br />

der zudem einigermaßen gut zu kontrollieren<br />

ist, sind die Aufstiegszahlen und Dezember und April viele der Elternfische<br />

-Größen der Elternfische. Auch mit der in relativer Nähe der Laichbäche. Diese<br />

Angel lässt sich unter Umständen bei hohem<br />

Aufwand (sehr vielen Angeltagen) im sind hungrig und gehen gern an die nicht<br />

oft recht erbärmlich aussehenden Fische<br />

Frühjahr feststellen, wie sich der lokale zu schnell geführte Fliege. Wer nun<br />

Bestand entwickelt. Wir Fischer lieben wirklich viel in einer bestimmten Region<br />

und schätzen ja die großen Blankfische fischt und ein wenig Erfahrung hat, der<br />

ganz besonders – doch weder die, noch kann tatsächlich einen Eindruck von der<br />

die Grönländer geben zuverlässig Auskunft<br />

darüber, in welchem Zustand der ger bekommen.<br />

Menge und Größenverteilung der Abstei-<br />

Bestand an der eigenen Küste aussieht. Ich selbst habe für mein Küstenrevier<br />

Da vor allem die blanken, nicht am eindeutig festgestellt, dass die Durchschnittsgröße<br />

der Absteiger, die ich fange,<br />

Laichgeschäft teilnehmenden Forellen<br />

weite Strecken im Meer zurücklegen, rapide abgenommen hat. Zu Beginn<br />

sagt die 65er Blanke, die Florian Fliegenfischer<br />

am Brodtener Ufer gefangen hat, es zur „Absteiger Prime-Time“ normal,<br />

meiner aktivsten Zeit an der Küste war<br />

gar nichts über den Meerforellenbestand jeden Tag diese Fische zu fangen. Davon<br />

war fast die Hälfte 60 Zentimeter<br />

in der Trave aus. Dennoch können wir<br />

anhand unserer Fänge einen Eindruck lang oder größer. In jeder Woche fing<br />

über den Bestand erlangen, nämlich man Super-Laicher über 70 Zentimeter<br />

anhand der Absteiger im Frühjahr und, und es gab auch Fische deutlich über 80 ➜<br />

Es ist ein deutlicher Rückgang zu spüren!<br />

(zu FliFi 4/21 „Mehr Angler,<br />

weniger Fische“)<br />

Sehr geehrte Herr Radtke,<br />

Ihr Artikel ist sehr gut geschrieben.<br />

Vor allem erstmal<br />

die Wut runterfahren. Es ist<br />

ein deutlicher Rückgang zu<br />

spüren und ich ärgere mich<br />

leider auch, wenn einige<br />

Sportsfreunde immer alles<br />

mitnehmen müssen – ohne<br />

Sinn und vor allem Verstand!<br />

nen, ihren Wunsch nach „mehr<br />

Irland” werden wir dabei gern<br />

berücksichtigen!<br />

Mit besten Grüßen und<br />

Petri Heil, Johannes Radtke<br />

Gut Ding will Weile<br />

haben!<br />

Liebe FliFi-Leser,<br />

mit ein wenig Verzögerung,<br />

erhielten wir noch ein weiteres<br />

Feedback von unserem<br />

A&M-Haken-Tester Gerhard<br />

4/<strong>2021</strong><br />

FliegenFischen.de<br />

Erst recht einheimische<br />

Fischer sollten doch mit Bedacht<br />

entnehmen. Bei weiter<br />

Anreise kann ich es schon mal<br />

verstehen, einen legalen Fisch<br />

zu entnehmen der nicht ganz<br />

blank ist. Mal einen guten<br />

Fisch zum Eigenbedarf, aber<br />

zum Versorgen der ganzen<br />

Straße oder gar Verkauf, ist<br />

dies natürlich ein „no Go“!<br />

Mit vielen Grüßen<br />

Hauke Thamsen, E-mail<br />

Mellinger aus Braunschweig<br />

– sein Fazit und gebundenen<br />

Fliegen, wollen wir Ihnen<br />

natürlich nicht vorenthalten:<br />

„Bei dem Preis kann man<br />

nicht die Qualität der höherwertigeren<br />

Haken erwarten.<br />

Es ist auf jeden Fall eine<br />

Bereicherung beim Binden der<br />

„simple flies“, da der kleine<br />

Durchmesser ein besseres<br />

Handling ermöglicht. Preis/<br />

Leistungsverhältnis ist auf<br />

jeden Fall gut.“<br />

27<br />

80 FliegenFischen.de<br />

6/<strong>2021</strong>


DAS INTERNATIONALE MAGAZIN FÜR FLUGANGLER<br />

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Ausgabe 7/21<br />

ERSCHEINT AM<br />

2.11.<strong>2021</strong><br />

VORSCHAU<br />

Auf dem<br />

Dach<br />

Afrikas<br />

Das am höchsten gelegene Land der Welt,<br />

Lesotho, bietet ganz besondere Möglichkeiten<br />

für den Fliegenfischer. Gordon van der<br />

Spuy berichtet über dieses wirklich außergewöhnliche<br />

Land und dessen Fischerei.<br />

Intaktes<br />

Äschen-<br />

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Nach 20-jähriger Pause besuchte<br />

Florian Kaiser das Schwedische<br />

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Morten Øland Maifliege<br />

Walter Reisinger Grannom<br />

Frühlings-<br />

Erwachen<br />

Horror-<br />

szenario?<br />

Fischotter<br />

im Revier<br />

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KOLUMNE<br />

JOHANNES RADTKE findet es einfach schön, tolles, wertiges und auch wertvolles Gerät zu fischen – auch wenn es ganz<br />

rational betrachtet meist wenig Sinn ergibt.<br />

Teures Gerät –<br />

Sinn und Unsinn<br />

Eine tolle Auswahl an<br />

$$$-Küsten ruten, da lacht das<br />

Herz des Autors. Ein rationaler<br />

Fischer würde entgegnen: alle<br />

zu teuer.<br />

Foto: J. Radtke<br />

Beim Schreiben meines Testberichtes<br />

für die Simms-<br />

Watkombo wurde mir wieder<br />

etwas bewusst: Früher wäre<br />

ich im Traum nicht auf die Idee gekommen,<br />

600 Euro für ’ne Wathose<br />

auszugeben. Heutzutage ist das anders.<br />

Meine Schmerzgrenze hat sich deutlich<br />

verschoben. Jetzt frage ich mich: Ist das<br />

schlecht? Oder gut? Oder egal? Sind die<br />

Preise für unser Gerät denn grundsätzlich<br />

ein Problem? Ich sehe das so: Solange<br />

durch das Preisgefüge niemand davon abgehalten<br />

wird, unsere Passion auszuüben,<br />

ist alles im Lot. Es gibt ja reichlich günstiges<br />

Gerät, das etwas taugt. Wir können<br />

uns doch aussuchen, ob wir eine Rute für<br />

1.000 oder für 100 Euro benutzen. Einen<br />

echten Vorteil gegenüber dem Sparfuchs<br />

hat derjenige mit der teuren Rute eher<br />

selten. Wenn man ehrlich ist und sich die<br />

viel schwerwiegenderen persönlichen Unzulänglichkeiten<br />

bei Wurf und Präsentation<br />

vor Augen führt (ich spreche da nur<br />

von mir selbst), muss man erkennen, dass<br />

diese hinsichtlich Fang- oder Misserfolges<br />

wesentlich schwerer wiegen als eine zehn<br />

Gramm leichtere oder schwerere Rute.<br />

Es ist doch eigentlich schön, dass wir für<br />

unsere Passion nicht viel und schon gar<br />

nicht teures Gerät brauchen, um richtig<br />

Erfolg und Spaß zu haben.<br />

In Sachen Spaß, also Freude an der<br />

Sache, muss ich für mich selbst aber<br />

zugeben, dass es sich toll anfühlt, eine<br />

der besten, modernsten, teuersten Ruten<br />

zu führen. Unterm Strich sind die ja oft<br />

wirklich leichter, etwas präziser und<br />

auch optisch ansprechender – dadurch<br />

fange ich selten eine Forelle mehr, aber<br />

das Fischen macht mir Freude! Und da<br />

ich ziemlich bekloppt bin, gebe ich gern<br />

über die Gebühr viel Geld für dieses<br />

Gefühl und das Quäntchen mehr – oder<br />

auch nicht mehr – aus. Man sollte nur so<br />

ehrlich zu sich sein, zugeben zu können,<br />

dass 90 (oder x) Prozent dieser Mehrausgabe<br />

nicht direkt Sinn ergeben. Es geht<br />

um Spaß und darum, sich gut zu fühlen –<br />

um Emotionen halt, nicht um Logik. Für<br />

mich kein Problem, ich gebe die Extra-<br />

Dollars sogar gern aus. Schließlich ist das<br />

Gefühl, mir vom wohlverdienten Geld<br />

etwas wirklich Feines zu gönnen, einfach<br />

großartig. Gleichzeitig sollte ich es tunlichst<br />

vermeiden, andere Fischer, die eine<br />

weniger hochwertige (oder hochpreisige)<br />

Ausrüstung benutzen, in Gedanken zu<br />

belächeln oder gar herabzustufen – und<br />

sei es unbewusst. Dies sollte selbstverständlich<br />

sein, ist es aber nicht.<br />

Ich erinnere mich da noch gut an<br />

meinen Einstieg ins <strong>Fliegenfischen</strong>: Eine<br />

billige (!) Fliegenrute mit fünf Ringen<br />

und Moosgummigriff, eine arg lädierte,<br />

aussortierte Übungsschnur aus dem Angelladen<br />

und eine schrecklich klingende<br />

Plastikrolle, dazu ein gar nicht waidmännisches<br />

Outfit – damit stiefelte ich am dänischen<br />

Forellensee herum. Die kritischen<br />

Blicke der „wedelnden Zunft“ konnte<br />

ich spüren, aber ignorieren. Ihren Spott<br />

hingegen nicht. An diesem Tag unter den<br />

Augen dieser hochnäsigen Fliegenfischer<br />

fing ich dennoch drei Vier-Pfund-Teichforellen<br />

und war ziemlich stolz darauf.<br />

Doch der Stachel saß tief. Vielleicht sitzt<br />

er immer noch irgendwo und bewahrt<br />

mich hoffentlich davor, selbst so ein<br />

Spötter zu sein. Und vielleicht gönne<br />

ich mir deshalb heute mit besonderer<br />

Freude besonders schönes Gerät – ob das<br />

ein bisschen Traumabewältigung oder<br />

harmlose Komplexbefriedigung ist, kann<br />

ich dabei nicht sagen. Im Zweifel tut<br />

es ja niemandem weh – außer dem<br />

Portmonee.<br />

82 FliegenFischen.de<br />

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Tel: 04561-6450 Fax: -3750<br />

kalles-angelshop@t-online.de<br />

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Tel.: 02924 - 87430<br />

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80336 München<br />

Tel.: 089-53-2480 Fax: -28860<br />

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Sepp Egner Fischereigeräte<br />

Hauptstr. 17, 82386 Huglfing<br />

Tel.: 08802-1332 Fax: -8991<br />

j.chr.egner@t-online.de<br />

www.firstclass-flyfishing.de<br />

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Fliegenfischerschule-und Shop<br />

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93333 Neustadt a. d. Donau<br />

Tel.: 0160-1853969<br />

flifi-steinsdorfer@t-online.de<br />

www.flyfishing-steinsdorfer.com<br />

1.Pullinger Fliegenfischerschule<br />

Pulling 10, 93476 Blaibach<br />

Tel.: 0172-5818959<br />

www.pullinger-fliegenfischerschule.de<br />

Spezi Erfurt<br />

Weimarische Str. 22a, 99099 Erfurt<br />

Tel.: 0361-51884881<br />

Fax: 0361-6602<strong>06</strong>64<br />

info@spezi-erfurt.com<br />

www.spezi-erfurt.com<br />

NIEDERLANDE<br />

Hengelsport Fauna<br />

Oeverkruid 18-20<br />

4941 VV Raamsdonksveer<br />

Tel.: 0031-162513308<br />

www.hengelsportfauna.nl<br />

ÖSTERREICH<br />

Klejch Fly Fishing & Outdoor<br />

Thaliastr. 112, 1160 Wien<br />

Tel.: 0043-1-480-2361<br />

info@klejch.at<br />

www.klejch.at<br />

Fischerei und Jagd Höller<br />

Kammerhofgasse 6, 4810 Gmunden<br />

Tel.: 0043-7612-64222<br />

office@fischundbogen.at<br />

www.fischundbogen.at<br />

flyfish Bregenzerwald<br />

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Tel.: 0043 664 4146482<br />

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AOS Flyfishing<br />

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Tel.: 0043-316-82210415<br />

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