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FliegenFischen<br />
FliegenFischen<br />
Deutschland 9,80 €<br />
Nr. 6 • Oktober/November <strong>2021</strong><br />
Österreich 10,90 €, Schweiz 16,00 SFr,<br />
Slowakei 13,50 €, Italien 12,90 €,<br />
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Schwerpunkt: Trocken im Spätsommer • Meerforelle im Fluss • Wurffehlerteufel • Futterkörbe im Bach • Auswertung Hakentest • Zander & Deckung • Holz-Taktik • Reportagen und Realität • Gewässer: Steyr FliegenFischen 5/ <strong>2021</strong><br />
Ein Magazin von<br />
FliegenFischen<br />
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Ausgabe für zzt. 11,20 € (DE) / 17,- € (AT) / 22,10 CHF (CH) (inkl. MwSt. u. Versand) zzgl. des jeweiligen Zuzahlungsbetrags. Der Prämienversand erfolgt nach Zahlungseingang. Dieses Angebot<br />
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Pressevertrieb GmbH als leistenden Unternehmer.
AUF EIN WORT<br />
Foto: ELG21/Pixabay<br />
Euro-<br />
Nymphing<br />
ist wie<br />
Biofleisch –<br />
nur andersrum<br />
Natürlich essen wir alle,<br />
wenn überhaupt, nur<br />
Biofleisch aus der Region.<br />
Und kein Mensch fischt mit<br />
Nymphe und Mono … klaaar!<br />
Liebe Leser,<br />
der erste Praxisbeitrag in diesem Heft<br />
handelt vom modernen Euro-Nymphing.<br />
Keine andere Methode spaltet Fliegenfischer-Deutschland<br />
krasser. Muss ein<br />
Magazin da Stellung beziehen? In anderen<br />
Bereichen tun wir das ja durchaus<br />
auch. Ich denke, dass wir es hier allerdings<br />
mit einem Glaubenskrieg zu tun<br />
haben, einem Ringen der persönlichen<br />
Überzeugungen – und da halten wir uns<br />
heraus. Klar, man kann sagen, dass eine<br />
Methode, bei der die Fliegenschnur keine<br />
Rolle mehr spielt, kein <strong>Fliegenfischen</strong> ist.<br />
Mancher führt ins Feld, dass das Ganze<br />
zu einfach und zu erfolgreich sei, dass<br />
man dem Fisch keine Chance lasse. Andererseits<br />
führen die Befürworter dieser Methoden<br />
ins Feld, dass es ebenso ganz besondere<br />
Fertigkeiten erfordert, auf diese<br />
Art Fische zu fangen, dass sie ganz neue<br />
Materialien, neue Herangehensweisen<br />
und auch Möglichkeiten hervorgebracht<br />
hat. Ohne Frage ist einiges Gespür nötig,<br />
um eine 18er oder 20er Nymphe auf<br />
Distanz nahe am Grund zu halten. Und<br />
auch beim Trockenfliegenfischen gibt es<br />
nicht wenige Situationen, bei denen nicht<br />
weiter als Vorfachlänge geworfen wird.<br />
Doch ich will gar nicht damit anfangen,<br />
hier Für und Wider einer Technik<br />
ins Feld zu führen, denn je nach Standpunkt<br />
ist alles nachvollziehbar – oder<br />
eben nichts davon. In diesem Fall wollen<br />
wir als Redaktion uns auch neutral<br />
verhalten. Denn ohne Frage ist die<br />
moderne Nymphenfischerei ein Aspekt<br />
des <strong>Fliegenfischen</strong>s, der inzwischen viele<br />
Fans hat. Das lässt sich angesichts der<br />
Verkaufszahlen von entsprechendem<br />
Gerät nicht leugnen. Ich glaube (nicht<br />
ganz ernst gemeint), dass es ein bisschen<br />
wie bei Biofleisch ist – nur andersherum.<br />
Geht man von Umfragen aus, wie viele<br />
Menschen Biofleisch kaufen, würde es<br />
wohl nur noch Biobauern hierzulande<br />
geben, um den Bedarf decken zu können.<br />
Die tatsächliche Nachfrage liegt um ein<br />
Vielfaches darunter … Würde man in einer<br />
repräsentativen Befragung ermitteln,<br />
wie viel Prozent der Fliegenfischer diese<br />
Nymphing-Techniken verteufeln und<br />
niemals anwenden würden, stünde dies<br />
vermutlich in einem deutlichen Missverhältnis<br />
zum Anteil verkaufter Produkte<br />
für genau diesen Zweck. Letztlich ist<br />
Geld sparen (konventionell erzeugtes<br />
Fleisch kaufen) vielleicht ähnlich attraktiv<br />
wie vermeintlich leichter Erfolg<br />
(Euro-Nymphing). Da sich also offensichtlich<br />
so viele Fischer und damit Leser<br />
für die Techniken interessieren, berichten<br />
wir darüber. So einfach ist das. Ich sehe<br />
es zudem so: Man muss ja nicht alles<br />
mitmachen, aber es kann nicht schaden,<br />
wenn man mitreden kann.<br />
Und wem das nicht gefällt, der kann<br />
uns das sehr gern mitteilen, gern veröffentlichen<br />
wir ein großes Echo zu diesem<br />
Thema. Wenn wir so eine fruchtbare,<br />
sachliche Debatte eröffnen können, so<br />
freuen wir uns.<br />
Petri Heil & Bleiben Sie gesund!<br />
Ihr<br />
Johannes Radtke<br />
Leitender Redakteur<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
3
18<br />
Harald Bayler greift während<br />
der Herbstfischerei gern zur<br />
kleinen Perdigon. Wegen<br />
ihres schlanken, glatten Körpers<br />
kommt sie auch in 18er<br />
Größe zügig auf Tiefe.<br />
40<br />
Herbstzeit ist Lesezeit.<br />
Wir haben Ihnen ein<br />
paar schöne Buchtipps<br />
zusammengestellt.<br />
So erreichen Sie uns<br />
• ANZEIGEN-SERVICE<br />
Steffen Staude-Panzer Tel.: 040/38 90 62 67<br />
• ABO-SERVICE<br />
Tel.: 040/38 90 68 80<br />
Fax: 040/38 90 68 85<br />
E-Mail: abo@fliegenfischen.de<br />
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www.fliegenfischen.de<br />
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Jürgen-Töpfer-Straße 48, 22763 Hamburg<br />
Telefon +49 40 38 90 6-221 (Johannes Radtke)<br />
+49 40 38 90 6-129 (Corinna Leppin)<br />
E-Mail: Johannes.Radtke@fliegenfischen.de<br />
E-Mail: Corinna.Leppin@fliegenfischen.de<br />
Webseite: fliegenfischen.de<br />
34<br />
<strong>Fliegenfischen</strong> ist eine Beschäftigung<br />
die Freude bereiten soll<br />
– und zwar von der ersten Minute<br />
an. Mit „Spaß fliegt durch die<br />
Luft“ gibt Axel Wessolowski Tipps,<br />
wie das Fischen und Werfen<br />
kinderleicht wird.<br />
4 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
46<br />
Das Forschungsprojekt Boddenhecht schaut den<br />
Hechten rund um Rügen wissenschaftlich auf die<br />
Schuppen. Wir sind zur Mithilfe aufgefordert!<br />
68<br />
Der Hintersee und die Fließgewässer<br />
im Berchtesgadener Land gehören<br />
zu den saubersten Gewässern<br />
Deutschlands. Detlef Henkes stellt<br />
vier Gewässer am Fuße von Watzmann<br />
und Salzburg vor.<br />
Titel: Thomas Wölfle | Fotos: D. Henkes, A. Wessolowski, H. Bayler, Dominique Niessner/IGB<br />
Nr 6 • Oktober / November <strong>2021</strong><br />
22 Notizbuch<br />
Hardy Museum, Trentino Fly Fishing Festival, Angelverbote im Naturschutzgebiet,<br />
Petition gegen Traun-Kraftwerk<br />
Storys<br />
SCHWERPUNKT NYMPHE IM HERBST<br />
6 Mit langer Rute und Gefühl<br />
Nymphen im Herbst: Die moderne Nymphenfischerei stellt besondere<br />
Anforderungen an das Gerät. Alexander Keus erklärt anhand der Rute die<br />
Besonderheiten der feinen Methoden.<br />
14 Die Köcherfliege ohne Köcher<br />
Nymphen im Herbst: Forellen und Äschen lieben einfach Morten Ølands<br />
einfache wie geniale Imitation der freischwimmenden Köcherfliegenlarve.<br />
18 Schlank in den Herbst!<br />
Nymphen im Herbst: Die filigrane Perdigon-Nymphe ist im Herbst und<br />
Winter sehr erfolgreich. Harald Bayler stellt Ihnen seine Variante vor.<br />
26 Der Lübecker Messer-Macher<br />
Wenn für Sie Messer mehr sind als bloße Schneidwerkzeuge, sollten Sie<br />
sich die handgebauten Messer von Nils Busch genauer ansehen...<br />
30 Wann wandern Fische?<br />
Um Fische auf ihrer Wanderung zukünftig besser schützen zu können, müssen<br />
wir verstehen, was sie antreibt. Tobias Epple zeigt, bei welchen Bedingungen<br />
Fische in Bewegung geraten.<br />
34 Spass fliegt in der Luft<br />
Axel Wessolowski meint, dass das Erlernen des Wurfes in jungen Jahren<br />
kinderleicht ist. Für angehende Wurflehrer hat er ein paar Tipps parat.<br />
40 Literatur für die kalte Jahreszeit<br />
Ein Gläschen Wein, warme Socken, ein gemütlicher Sessel und ein gutes<br />
Buch – wir haben interessante Literatur für Sie zusammengestellt.<br />
46 Rucksack-Hechte im Bodden<br />
Für das Projekt „Boddenhecht“ unter der Leitung von Robert Arlinghaus<br />
wurden Hechte mit Sendern versehen, um mehr über das Leben der<br />
Brackwasserräuber zu erfahren. Lesen Sie erste Ergebnisse der Studie.<br />
50 Ein Streifzug (Teil 1)<br />
Roman Moser erklärt, welche taktischen Überlegungen vor und bei dem<br />
Fischen den Angeltag entspannter und erfolgreicher machen können.<br />
58 Die neue Küstenklasse<br />
Johannes Radtke sagt welche Vor- und Nachteile „Downsizing“ an der<br />
Küste hat und wie Sie mit der Fünfer in fast jeder Situation klarkommen.<br />
66 Auf Herz und Nieren<br />
Simms Guide Classic Wathose/-jacke: Klassiker für Praktiker<br />
82 Kolumne: Teures Gerät – Sinn und Unsinn<br />
Rubriken 3 Editorial 64 Markt<br />
76 Impressum 80 Leserbriefe 81 Vorschau<br />
Gewässer-Guide<br />
Deutschland Berchtesgadener Land................ 68<br />
Einem Teil dieser Ausgabe liegt eine Beilage von Outfittery GmbH bei. Wir bitten unsere Leser um Beachtung.<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
5
SCHWERPUNKT NYMPHE<br />
Mit langer<br />
Rute und<br />
Gefühl<br />
Die moderne Nymphenfischerei bekommt<br />
immer mehr Anhänger, trotz aller Kritik.<br />
Alexander Keus ist Fan der direkten Technik und<br />
unmittelbaren Erlebnisse. Für Interessierte holt<br />
er die Nymphing-Rute raus und erklärt anhand<br />
ihrer Besonderheiten, worauf es ankommt.<br />
6 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
Das macht das moderne Euro-<br />
Nymphing aus: direkten Draht zur<br />
Nymphe halten an der erhobenen,<br />
langen Rute. Bisse werden mit<br />
dem Finger erfühlt oder in der<br />
Schnur gesehen.<br />
Fotos: Fly Fishing Nation / Alexander Keus, Stephan Dombaj<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
7
Es werden leichte Rutenklassen<br />
mit nachgiebiger<br />
Aktion gefischt.<br />
Damit lassen sich sogar<br />
mit dünnen Vorfächern<br />
große Fische schnell<br />
mürbe machen.<br />
French-, Spanish-, Czech-,<br />
Polish- oder Euro Nymphing<br />
– Wenn es um modernes<br />
Nymphenfischen<br />
geht, tauchen viele Bezeichnungen<br />
auf. Obwohl<br />
diese Begriffe strenggenommen teils sehr<br />
unterschiedliche Aspekte beschreiben<br />
(mal eine spezielle Präsentationsform mit<br />
speziellem Gerät, mal die Präsentation<br />
ganz spezieller Muster), so haben sie<br />
doch etwas gemein: Die Präsentation der<br />
Nymphe an der gestreckten (tight) Leine.<br />
Diese Spielart der Fliegenfischerei hat<br />
sich in den letzten Jahren aus der Nische<br />
internationaler Angelwettkämpfe in den<br />
Mainstream vorgearbeitet.<br />
Dieses Nymphenfischen an gestreckter<br />
Schnur hat auf den ersten Blick nur noch<br />
wenig mit dem traditionellen Verständnis<br />
des Präsentierens der Nymphe auf Sicht<br />
gemeinsam, wie es in den Ursprüngen<br />
vor allem in England praktiziert wurde.<br />
Noch bis vor kurzem wurde diese moderne<br />
Technik entweder mit einem skeptischen<br />
Rümpfen der Nase zur Kenntnis<br />
genommen oder reflexartig kritisiert und<br />
als verzweifelter Versuch abgetan, mit<br />
plumpen Methoden den Fang maximieren<br />
zu wollen. Heute liegt das ‚Tight<br />
Line Nymphing‘ jedoch voll im Trend<br />
und ist auf dem besten Wege, sich als<br />
eine der vielen spannenden Facetten der<br />
Fliegenfischerei zu etablieren. Spätestens,<br />
seitdem beinahe alle namhaften Rutenhersteller<br />
ihr Portfolio durch spezielle<br />
Modelle ergänzt haben, die diese moderne<br />
Form des Nymphenfischens erleichtern<br />
sollen, ist der Erfolg in der breiten<br />
Masse der Fliegenfischer offensichtlich.<br />
LANGE RUTE – KURZER WURF<br />
Auf den ersten Blick zeichnen diese<br />
Spezialruten zwei Gemeinsamkeiten<br />
aus: Zum einen sind sie etwas länger als<br />
die meisten Fliegenruten, die wir zum<br />
Fischen auf Forelle und Äsche kennen.<br />
Und zum anderen werden sie in niedrigeren<br />
Schnurklassen angeboten, als dies<br />
vielleicht zu erwarten wäre, wenn man<br />
an das Präsentieren beschwerter Muster<br />
oder den Drill eines Fisches in schneller<br />
Strömung denkt. Typisch für das Nymphenfischen<br />
im Stil der gestreckten Leine<br />
sind Fliegenruten mit einer Länge von<br />
9.9 bis 11 Fuß in den Schnurklassen 2 bis<br />
4. Aber warum eigentlich? Die Länge der<br />
Rute ist der Tatsache geschuldet, dass<br />
auf kürzere Distanz gefischt wird. Das<br />
klingt zunächst paradox, werden längere<br />
Ruten beim <strong>Fliegenfischen</strong> doch typischerweise<br />
dazu verwendet, um größere<br />
8 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
SCHWERPUNKT<br />
NYMPHE<br />
Der erhobene, gestrecke<br />
Arm verleiht Reichweite und<br />
macht die Drift kontrollierbar.<br />
Bei dieser Haltung über<br />
lange Zeit freut man sich<br />
über eine leichte, ausgewogene<br />
Ruten-Rollen-Kombi.<br />
Die bodennahe, präzise<br />
Präsentation<br />
einer Mini-Nymphe<br />
ist das richtige<br />
Rezept, um solche<br />
Äschen schwach zu<br />
machen.<br />
Wurfdistanzen zu erzielen. Anders hier!<br />
Im Stil der gestreckten Leine werden vornehmlich<br />
Gewässer und Flusspassagen<br />
mit schnellerer Strömung befischt, die ein<br />
vorsichtiges Waten dicht an den vermeintlichen<br />
Standplatz des Fisches erlauben.<br />
Weite Würfe sind also nicht nötig.<br />
Ganz im Gegenteil – hier wird primär der<br />
größere Radius des längeren Rutenblanks<br />
verwendet, um die Nymphe so präzise<br />
wie möglich in die Fresszone von Forelle,<br />
Äsche oder Barbe zu bringen.<br />
Die Flugschnur spielt bei der modernen<br />
Nymphenfischerei kaum eine Rolle.<br />
Vielmehr werden dünne Spezialvorfächer<br />
verwendet, die oft aus farbigem Monofil<br />
bestehen, gern sogar mit Fluorocarbon<br />
gecoatet – für eine zuverlässigere Streckung.<br />
Mit diesen dünnen Vorfächern<br />
wird die akkurate Präsentation der Nymphe<br />
erst möglich. Im Zusammenspiel<br />
von dünner Schnur mit einer feinfühligen<br />
Rute niedriger Schnurklasse und<br />
dem Eigengewicht der Nymphe können<br />
die kurzen Wurfdistanzen überbrückt<br />
werden. Es kommt also nicht die normale<br />
Wurfphysik des <strong>Fliegenfischen</strong>s zum<br />
Tragen. Doch auch wenn das klassische<br />
Fliegenwerfen auf den ersten Blick nicht<br />
zum Einsatz kommt, so ist es doch ein<br />
vergleichbarer Wurfablauf (das Beschleunigen<br />
der Rutenspitze gegen einen<br />
vorderen Stoppunkt), der das spezielle<br />
Nymphenvorfach streckt und ein punktgenaues<br />
Ablegen der Nymphe ermöglicht.<br />
Passendes Timing und dosierter<br />
Krafteinsatz sind stets vorausgesetzt!<br />
Die Allroundlösung für die meisten<br />
Situationen an offenen Fließgewässern<br />
ist eine Nymphenrute mit einer Länge<br />
um 10.6 Fuß. An kleinen, dichter<br />
bewachsenen Flüssen und an Bächen mit<br />
eingeschränktem Platzangebot werden<br />
hingegen Modelle um 10 Fuß eingesetzt.<br />
Ruten mit einer Länge von 11 Fuß oder<br />
mehr erlauben maximale Reichweite und<br />
besonders lange Driften.<br />
LEICHTE RUTE – HOHER ARM<br />
Die filigrane und zu Beginn vollkommen<br />
ungewohnte Form der Präsentation<br />
wird extrem erleichtert durch feinfühlige<br />
Rutenblanks in niedrigen Schnurklassen.<br />
Ein guter Grund, auch beim gezielten<br />
Fischen auf kampfstarken Barben oder<br />
große Forellen nicht auf einer 5er oder<br />
gar 6er Rute zurückzugreifen. Aber nicht<br />
nur im Hinblick auf das Werfen langer,<br />
dünner Nylonvorfächer und kleiner<br />
Nymphen kommen 2er, 3er oder maximal<br />
4er Ruten zum Einsatz. Die Wahl für<br />
leichtes Gerät hängt auch mit anderen<br />
wichtigen Aspekten zusammen.<br />
Zunächst ist die spezielle Präsentationstechnik<br />
rein körperlich mit einer<br />
leichten Rute weniger anstrengend. Denn<br />
beim Tight Line Nymphing wird eine<br />
saubere Drift der Nymphe auch durch<br />
einen erhobenen Rutenarm unterstützt.<br />
Zum einen vergrößert der erhobene<br />
Arm den fischbaren Radius noch weiter<br />
und zum anderen sorgt er dafür, dass<br />
das Vorfach von der Wasseroberfläche<br />
abgehoben wird – eine der wichtigsten<br />
Grundprinzipien all dieser Nymphentechniken.<br />
Schon beim Czech Nymphing,<br />
das eine vergleichsweise lange Tradition<br />
besitzt und heute in der ursprüngli- ➜<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
9
Der Wurf basiert<br />
nicht auf dem<br />
Gewicht der Schnur,<br />
sondern auf dem<br />
der Nymphe und<br />
einer sehr dünnen<br />
„Schussschnur“.<br />
chen Form kaum noch praktiziert wird,<br />
wurden weder Flugschnur noch Vorfach<br />
auf der Wasseroberfläche abgelegt.<br />
Beides hing - durch ein hohes Gewicht<br />
von ein, zwei oder gar drei Nymphen unterstützt<br />
- senkrecht aus dem Spitzenring<br />
und bildeten einen Winkel von beinahe<br />
90 Grad zur Wasseroberfläche.<br />
Der Grundgedanke dieser ungewöhnlichen<br />
Präsentation ist die Berücksichtigung<br />
des Umstandes, dass die<br />
Fließgeschwindigkeit im Fluss von der<br />
Oberfläche bis zum Grund unterschiedlich<br />
ist. Dicht am Grund des Gewässers<br />
ist die Reibung am größten. Dort ist<br />
die Fließgeschwindigkeit entsprechend<br />
gering, Forelle, Äsche und Barbe können<br />
Insektenlarven einsammeln, ohne<br />
zu viel Energie aufwenden zu müssen.<br />
Strukturen wie größere Steine, Totholz,<br />
Wasserpflanzen und ähnliches setzen die<br />
Fließgeschwindigkeit noch weiter herab,<br />
schaffen attraktive Standplätze und<br />
erleichtern das Aufnehmen von Nahrung<br />
zusätzlich.<br />
DRAG-FREI AM GRUND<br />
Wird die Nymphe mit einem erhobenen<br />
Arm an einem beinahe senkrechten,<br />
gestreckten Vorfach dort unten angeboten,<br />
so wird der schnelleren Strömung<br />
an der Oberfläche wenig Angriffsfläche<br />
geboten, um die natürliche Drift der<br />
Nymphe zu beeinflussen. Oder genauer<br />
gesagt: Zu beschleunigen! In der Folge<br />
läuft die Nymphe recht natürlich in der<br />
langsamen Strömung am Grund. Ganz<br />
anders sieht es aus, sobald Vorfach und<br />
Flugschnur oder gar ein schwimmender<br />
Bissanzeiger auf der Wasseroberfläche<br />
abtreiben. In diesem Fall bieten sich der<br />
schnelleren Strömung an der Oberfläche<br />
gleich mehrere Angriffspunkte, um die<br />
Drift der Nymphe negativ zu beeinflussen<br />
und unnatürlich zu beschleunigen.<br />
Dies ist gleichbedeutend mit dem Ende<br />
einer natürlichen, grundnahen und<br />
damit aussichtsreichen Präsentation. Wie<br />
beim Trockenfliegenfischen kann man<br />
also auch beim Nymphenfischen mit an<br />
der Oberfläche liegender Schnur von<br />
‚Drag’ sprechen - einer unnatürlichen<br />
Beschleunigung der Fliege also. Wie beim<br />
Trockenfliegenfischen ist die ‚drag-freie‘<br />
Drift ebenso ein Merkmal für eine saubere<br />
Präsentation der Nymphe. Die tief<br />
laufende Nymphe sollte also in der etwas<br />
langsameren Strömung nahe am Grund<br />
mittreiben.<br />
Und so lässt sich das in der Praxis<br />
umsetzen: Der erhobene Rutenarm geht<br />
während der Präsentation der Drift<br />
der Nymphe stromabwärts voraus und<br />
sorgt dafür, dass die Spannung auf dem<br />
hängenden Vorfach gleichbleibt. Dabei<br />
sind volle Konzentration und Fingerspitzengefühl<br />
gefragt. Denn während ein<br />
„zu viel“ bedeutet, dass Vorfach, Tippet<br />
und Nymphe gezogen werden und die<br />
Präsentation unnatürlich beschleunigt<br />
wird, bedeutet ein „zu wenig“, dass eine<br />
Bisserkennung nicht mehr möglich ist.<br />
10 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
SCHWERPUNKT NYMPHE<br />
Die Führung der Nymphe<br />
erfordert Konzentration und<br />
Feingefühl. Gerade wer viel<br />
in wechselnden Wassertiefen<br />
und Strömungen fischt,<br />
muss einige Erfahrung sammeln,<br />
um wirklich effektiv<br />
präsentieren zu können.<br />
Im Gegensatz zum klassischen Nymphenfischen<br />
mit Bissanzeiger erfolgt die<br />
Erkennung eines Bisses nämlich nicht<br />
primär auf visueller Ebene. Vielmehr<br />
werden Bisse erspürt. Dies funktioniert<br />
nur, wenn das Vorfach beinahe gestreckt<br />
ist. Wird die Drift der Nymphe abrupt<br />
gestoppt (ob durch einen Biss oder einen<br />
Hänger), werden Nymphenvorfach und<br />
Tippet komplett gestreckt und übermitteln<br />
einen feinen Impuls über die sensible<br />
Rutenspitze bis in die Rutenhand. Dieser<br />
Impuls wird mit einem sachten Setzen<br />
des Hakens quittiert.<br />
Die perfekte Balance im Nymphenvorfach<br />
zu finden und während der Drift zu<br />
halten, ist eine der größten Herausforderungen<br />
beim Tight Line Nymphing und<br />
entscheidend für die Ausbeute von Bissen.<br />
Gerade zu Beginn einer ‚Karriere’ im<br />
Nymphenfischen kostet es viele Mühen,<br />
den optimalen Eintrittswinkel des langen<br />
Vorfachs in die Oberflächenströmung zu<br />
bestimmen und einen perfekten Bogen im<br />
Nylon zu formen, der einen Kompromiss<br />
aus Bisserkennung und freier Drift bildet.<br />
Als Faustformel gilt dabei: Je flacher das<br />
Wasser und je langsamer die Fließgeschwindigkeit,<br />
desto flacher der Eintrittswinkel<br />
des Vorfachs. Und je tiefer und<br />
schneller die Flusspassage, desto steiler<br />
können Nymphenvorfach und Tippet ins<br />
Wasser tauchen. Wenn das richtige Maß<br />
gefunden ist, kann der geübte Fischer am<br />
Lauf der Nymphe sogar die Strömungsgeschwindigkeit<br />
über Grund erkennen.<br />
Empfindliche Nymphenruten in niedrigen<br />
Schnurklassen erleichtern diese „Gefühlssache“<br />
weil sie die feinen Impulse,<br />
die über das beinahe gestreckte Vorfach<br />
transportiert werden, gut vermitteln.<br />
DIE OPTIMIERUNG GEHT WEITER<br />
Länge und niedrige Schnurklasse sind<br />
also zwei zentrale Merkmale von Nymphenruten<br />
und ihr Zusammenspiel ist<br />
wichtig für die dragfreie, grundnahe<br />
und langsame Präsentation der Nymphe<br />
sowie die Bisserkennung über den Blank.<br />
Die große Auswahl von entsprechenden<br />
Modellen auf dem Markt zeigt, dass die<br />
namhaften Rutenhersteller das Interesse<br />
am ‚Tight Line Nymphing‘ erkannt haben.<br />
Gleichwohl gibt es neben Länge und<br />
Schnurklasse zahlreiche weitere Merkmale,<br />
die eine wirklich gute Nymphenrute<br />
auszeichnen. Und hier wird schnell ➜<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
11
Beim Fischen im Regen ist<br />
eine Rute mit ungeschliffenem<br />
Blank von Vorteil.<br />
Die Nylonschnur klebt bei<br />
Wurf und Präsentation<br />
nicht so schnell an<br />
selbigem.<br />
deutlich, dass einige Hersteller wertvolles<br />
Praxiswissen in den Rutenbau haben<br />
einfließen lassen, während andere versuchen,<br />
mit möglichst einfachen Mitteln<br />
auf eine erhöhte Nachfrage zu reagieren.<br />
Neben Länge und Schnurklasse sind die<br />
folgenden Merkmale einer Rute beim<br />
Tight Line Nymphing von Interesse:<br />
SCHNELLE, WEICHE SPITZE<br />
Eine feine Rutenspitze erleichtert nicht<br />
nur die Bisserkennung, sondern erlaubt<br />
bei Bedarf auch das Fischen mit extrem<br />
dünnen Vorfachspitzen - zum Beispiel<br />
Auch erfahrene<br />
Forellen fallen auf<br />
die Führung der<br />
Nymphen herein.<br />
beim Äschenfischen im glasklaren Wasser<br />
oder beim Fischen auf schlaue Forellen<br />
an Gewässern mit hohem Befischungsdruck.<br />
Dank einer weicheren Spitze<br />
werden sowohl der Druck des Fisches als<br />
auch der Druck der Strömung auf das<br />
Vorfach abgefedert. Gleichzeitig ist es<br />
vorteilhaft, wenn die Spitze eine schnelle<br />
Rückstellgeschwindigkeit besitzt. Eine<br />
schnelle Spitze bedeutet, dass das präzise<br />
Werfen mit leichten Mustern und das<br />
Werfen bei Wind erleichtert wird.<br />
Während die Spitze der Nymphenrute<br />
also für das Gefühl verantwortlich ist,<br />
ist es der untere Teil des Blanks, der die<br />
Kraft im Drill bereitstellt. Der Übergang<br />
der verschiedenen Bereiche sollte harmonisch<br />
sein, was feine Vorfächer nochmals<br />
schützt. Während es mit herkömmlichen<br />
Fliegenruten der Klasse 3 schwerfallen<br />
kann, eine große Barbe in starker<br />
Strömung zu dirigieren, ist dies mit einer<br />
speziellen Nymphenrute ohne Probleme<br />
möglich. Bei vielen typischen Rutenmodellen<br />
wird das Handteil einer 5er Rute<br />
mit der Spitze einer 2er Rute kombiniert.<br />
SCHÖN AUSTARIERT<br />
Das Begleiten der Nymphendrift mit<br />
dem ausgestreckten Rutenarm und<br />
das Fischen mit erhobener Rutenspitze<br />
können ermüdend sein. Umso wichtiger<br />
ist es, dass der große Hebel des langen<br />
Rutenblanks optimal ausbalanciert wird.<br />
Die Rolle dient beim Nymphenfischen<br />
also nicht nur als Schnurspeicher und<br />
unterstützt im Drill mit einer idealerweise<br />
sehr sanften Bremse die Verwendung<br />
feiner Vorfachspitzen, sondern fungiert<br />
auch als Kontergewicht. Ein nach unten<br />
wirkender (Down-Locking-) Rollenhalter<br />
verlagert das Gewicht der Rolle<br />
noch weiter nach hinten und ermöglicht<br />
dadurch die Verwendung leichterer Rollenmodelle.<br />
Nicht ohne Grund verfügen<br />
viele empfehlenswerte Nymphenruten<br />
über einen solchen Rollenhalter.<br />
Viele Modelle verfügen zudem über<br />
einen Fighting-Butt, den man üblicherweise<br />
von Fliegenruten der Schnurklassen<br />
7 und aufwärts kennt. Dieser Knauf am<br />
unteren Ende der Rute dient nicht nur<br />
dazu, den Rutenblank im Drill gegen den<br />
12 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
SCHWERPUNKT<br />
NYMPHE<br />
Unterarm zu drücken und dadurch den<br />
Druck auf den Fisch zu erhöhen, er trägt<br />
außerdem zur besseren Balance der Rute<br />
bei.<br />
KEINE DURCHHÄNGENDE LEINE<br />
Aus gutem Grund werden statt herkömmlicher<br />
Flugschnüre vor allem<br />
Spezialvorfächer aus Nylon oder dünne<br />
Level Lines (Flugschnüre ohne Taper<br />
mit einem Durchmesser von maximal<br />
0.55 mm) verwendet. Insbesondere beim<br />
Fischen mit erhobenem Rutenarm würde<br />
das Gewicht einer klassischen Flugschnur<br />
gegen die Drift der Nymphe arbeiten. Im<br />
schlimmsten Fall würde die Flugschnur<br />
einfach durch die Ringe nach unten<br />
rauschen und die Präsentation ruinieren.<br />
Um ein Durchhängen der Schnur oder<br />
des Vorfachs zu minimieren, verfügen<br />
Nymphenruten im Idealfall über mehr<br />
Ringe. Ein Schnurbauch in den Ringen<br />
würde schließlich zwangsläufig zu einer<br />
schlechteren Bisserkennung führen. Im<br />
direkten Vergleich zu herkömmlichen<br />
Fliegenruten sitzt der Leitring außerdem<br />
näher am Griff. Eine weitere Maßnahme,<br />
um das Durchhängen zu reduzieren.<br />
VERBESSERTE ÜBERTRAGUNG<br />
Beim Tight Line Nymping erfolgt die<br />
Bisserkennung vornehmlich über das<br />
Erspüren feiner Impulse, die dank des<br />
beinahe gestreckten Vorfachs und des<br />
sensiblen Rutenblanks bis zur Rutenhand<br />
Optimiert: Der nach unten<br />
wirkende Rollenhalter<br />
und ein Mini-Fighting-<br />
Butt verlagern Gewicht<br />
nach unten. Carbon statt<br />
Kork als Griffmaterial<br />
sorgt für Übertragung.<br />
transportiert werden können. Zusätzlich<br />
legen in der Praxis viele Fliegenfischer<br />
ihren Zeigefinger auf den Rutenblank,<br />
um noch mehr Gespür zu erhalten. Deswegen<br />
ist ein Half Wells Griff gegenüber<br />
einem Full Wells Griff klar im Vorteil.<br />
Eine innovative Entwicklung beim Bau<br />
von Nymphenruten ist außerdem die<br />
Verwendung eines Griffs aus Carbon.<br />
Carbonfasern haben gegenüber traditionellem<br />
Kork den Vorteil, dass sie feine<br />
Vibrationen zuverlässig übermitteln,<br />
während das natürliche Material isolierend<br />
und dämpfend wirkt. Außerdem ist<br />
Carbon leichter und strapazierfähiger<br />
als Kork - und die Griffigkeit selbst im<br />
nassen Zustand überraschend gut. Ein<br />
Vorreiter in dieser Hinsicht ist die Firma<br />
Adams Fly Rods aus Spanien, die sich<br />
auf die Herstellung hochwertiger Nymphenruten<br />
spezialisiert hat und für deren<br />
Spitzenmodelle XTZ und Max Black der<br />
markante Griff aus einem Carbongeflecht<br />
zum Markenzeichen geworden ist. Es ist<br />
schön zu sehen, dass einige Hersteller bei<br />
der Entwicklung von Spezialruten neue<br />
Wege gehen und sich viele Gedanken<br />
über die Funktionalität der Komponenten<br />
machen, die insbesondere beim Tight<br />
Line Nymphing einen Teil des Fangerfolgs<br />
ausmachen.<br />
EINE NEUE DIMENSION<br />
Das Nymphenfischen im Stil der gestreckten<br />
Leine ist eine spannende<br />
Wer ist eigentlich<br />
Alexander Keus?<br />
Bereits sehr früh hat sich Alexander Keus<br />
intensiv mit dem Thema ‚Nymphenfischen‘<br />
beschäftigt und viele Erfahrungen im<br />
Austausch mit Wettkampfanglern aus ganz<br />
Europa gesammelt. Sein Wissen hat er als<br />
einer der Autoren in ‚Nymphenfischen -<br />
Geheimnisse entlarvt‘ einfließen lassen, das<br />
im Forelle & Äsche Verlag erschienen ist. Er<br />
ist eines der drei Mitglieder von Fly Fishing<br />
Nation und lebt seine Passion fürs <strong>Fliegenfischen</strong><br />
am liebsten auf Reisen nach Südamerika<br />
und ins tropische Salzwasser aus. Auch<br />
beruflich hat er sich dem <strong>Fliegenfischen</strong><br />
gewidmet: Als Content- und Marketing-<br />
Manager ist er für adh-fishing tätig.<br />
Facette der modernen Fliegenfischerei<br />
und hat sich in den letzten Jahren zuerst<br />
am Wasser und dann auf dem Gerätemarkt<br />
etabliert. Die große Auswahl<br />
von Nymphenruten sowie unzähligen<br />
Nymphenvorfächern und speziellen<br />
Nymphenschnüren zeugen vom Boom<br />
der neuen Techniken. Nicht zu vergessen<br />
die ungezählten Nymphenmuster, die<br />
ihren Weg aus den Dosen eingefleischter<br />
Wettkampfangler in das Sortiment der<br />
Fliegenhersteller und schließlich in die<br />
Boxen der Fliegenfischer gefunden haben.<br />
Die Anforderungen an eine saubere<br />
Drift der Fliege spiegeln sich nicht nur<br />
in der Besonderheit der Präsentationstechnik<br />
wider, sondern auch in den<br />
Gerätschaften und Montagen, die dabei<br />
zum Einsatz kommen. Sobald die ersten<br />
Hürden der Präsentation überwunden<br />
sind, eröffnet sich dem Fliegenfischer<br />
eine spannende Welt unter der Wasseroberfläche,<br />
die mit keiner anderen Form<br />
des <strong>Fliegenfischen</strong>s so unmittelbar<br />
erfahrbar ist.<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
13
HYDROPSYCHE<br />
Die Köcherfliege<br />
ohne Köcher<br />
Wenn Fische es könnten, würden sie wohl den Hausbau verbieten<br />
– zumindest was Köcherfliegen betrifft. Zum Glück der Fische gibt<br />
es Arten, die freiwillig darauf verzichten. Die nahrhaften Larven der<br />
Gattung Hydropsyche leben gefährlich, denn<br />
Forellen und Äschen lieben sie. Morten Øland<br />
zeigt Ihnen seine Lieblingsimitation.<br />
Die Larven der freilebenden<br />
Köcherfliegen sind eine besondere<br />
Delikatesse für Forelle<br />
und Äsche. Für Morten eine der<br />
besten Nymphen überhaupt.<br />
Alle Fotos: Morten Øland<br />
14 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
SCHWERPUNKT<br />
NYMPHE<br />
Die freilebenden<br />
Köcherfliegen sind in<br />
Europa und Nordamerika<br />
weit verbreitet<br />
in einer großen<br />
Bandbreite unterscheidlicher<br />
Gewässertypen. Die Larven<br />
einiger Arten können mit einer organischen<br />
Verschmutzung des Gewässers<br />
zurechtkommen, andere mit besonders<br />
kühlen Temperaturen, wiederum andere<br />
mit sehr warmem Wasser. Unter den<br />
Hunderten von verschiedenen Köcherfliegenarten,<br />
die in Europa vorkommen,<br />
baue die meisten als Larve ein Haus. Ein<br />
kleiner Teil jedoch machen die sogenannten<br />
freilebenden oder netzspinnenden<br />
Köcherfliegen aus. Statt ein Haus zu bauen,<br />
spinnen sie winzige Netze am Grund<br />
des Baches, mit denen sie Partikelköcher<br />
fangen, sie bewegen sich aber recht frei.<br />
Hydropsyche sp., das Wassergeistchen,<br />
ist eine der häufigsten Köcherfliegen ohne<br />
Haus als Larve hierzulande. Ihre freilebenden<br />
Larven sind eine äußerst wichtige<br />
Nahrung für unsere Fische und mit ihr<br />
wollen wir uns hier eingehender beschäftigen.<br />
Denn obwohl sie so wichtig für die<br />
Fische ist, kennen die wenigsten Fischer<br />
diese Art. Alle Köcherfliegen durchleben<br />
vier Lebensstadien: Ei > Larve > Puppe<br />
> erwachsenes geflügeltes Insekt. Die<br />
Köcherfliege durchläuft also eine so<br />
genannte vollständige Metamorphose –<br />
das bedeutet, dass sich das Insekt von der<br />
Larve zum erwachsenen Insekt entwickelt.<br />
Dafür verpuppt sich die Larve und<br />
entwickelt sich in der Kapsel über einen<br />
Zeitraum von mehreren Wochen. Da sich<br />
der Schlupf der Köcherfliegenlarven über<br />
eine lange Zeit erstreckt und der Lebenszyklus<br />
dieses Insektes ein Jahr dauert,<br />
sind die Larven das ganze Jahr über<br />
vorhanden. Die Größe der Larven richtet<br />
sich nach ihrem Alter, liegt aber meist<br />
zwischen 10 und 16 Millimetern.<br />
LOSGERISSEN ODER AUFGESAMMELT<br />
Je nach Art variiert die Farbe von hellbraun<br />
über olivgrün bis hin zu dunkelbraunen<br />
Tönen. Im vorderen Drittel des<br />
Körpers liegen seitlich die Beine, und die<br />
Larve hat hier eine dunklere Färbung<br />
als auf dem restlichen Zweidritteln des<br />
Hinterleibs. Sie besitzen relativ kräftige<br />
Beine, die man auch beim Blick ins Wasser<br />
schon deutlich sehen kann. Damit<br />
können sie auf felsigem Boden herumkrabbeln<br />
und sich sogar unter ziemlich<br />
heftigen Strömungsverhältnissen mit<br />
vielen Verwirbelungen sicher festhalten.<br />
Wenn die Larve jedoch ihren Standort<br />
verlegen muss und einzelne Beine vom<br />
Untergrund löst, passiert es gar nicht<br />
selten, dass sie ihren Halt verliert. Von<br />
der Strömung mitgerissen, ist die Larve<br />
besonders gefährdet und wird häufig von<br />
einer Forelle oder einer Äsche erbeutet.<br />
Diese freilebenden Larven haben kein<br />
Haus als Ballast, so dass sie kaum an den<br />
rettenden Grund zurück kommen können.<br />
Die Strömung reißt sie unweigerlich<br />
flussabwärts. Da freilebende Köcherfliegenlarven<br />
relativ klein und leicht sind<br />
(und zudem sehr schlechte Schwimmer), ➜<br />
Auf dem Grund sauberer und unverbauter<br />
Bäche, wie hier in Schwedisch-Lappland,<br />
leben Millionen von Köcherfliegenlarven.<br />
Für Morten ist eine solche Imitation<br />
der sicherste Weg, um in Kontakt zu<br />
den größeren Bewohnern eines solchen<br />
Gewässers zu kommen.<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
15
Fette Forellen wie diese fressen das<br />
ganze Jahr Tausende von Köcherfliegenlarven.<br />
Insbesondere die freilebenden<br />
Larven werden von ihnen geschätzt.<br />
können sie je nach Strömungsverhältnissen<br />
überall in der Wassersäule landen.<br />
Fische halten die nackten Larven offensichtlich<br />
für einen besonderen Leckerbissen,<br />
denn gehen sie weite Wege, um<br />
sie in freier Drift einzusammeln. Somit<br />
enden die meisten losgerissenen Larven<br />
im Magen eines Fisches.<br />
In Bächen mit vielen freilebenden<br />
Köcherfliegen sieht man häufig Forellen,<br />
die diese Larven direkt von den Steinen<br />
„pflücken“, an denen sie haften. Die<br />
Forellen sind in der Lage, die Larven in<br />
ihrem Gespinst zu erkennen und sehr<br />
präzise einzusammeln. Es kann auch<br />
vorkommen, dass Forellen regelrecht im<br />
Boden wühlen und kleine Steine umdrehen,<br />
um die Larven zu erhaschen.<br />
So geht’s<br />
Binden einer<br />
Hydropsyche<br />
Es gibt viele Fliegenmuster, die Hydropsyche-Larven<br />
imitieren sollen.<br />
Im Laufe der Jahre habe ich etliche<br />
verschiedene Muster verwendet, aber<br />
letztlich hat sich diese einfache Version<br />
am besten bewährt.<br />
Das Verkleben des Fliegenrückens<br />
macht die Fliege natürlich extrem<br />
stark und widerstandsfähig gegen viele<br />
Forellenbisse. Der klare Klebstoff mit<br />
dem darunter liegenden olivfarbenen<br />
Material ergibt einen wirklich schönen<br />
Effekt, der den Fischen offensichtlich<br />
gefällt. Diese Imitation gehört<br />
sicher nicht zu den anspruchsvollsten<br />
Hydropsyche-Imitationen, aber sie ist<br />
schnell zu binden, haltbar und fischt<br />
super gut! Was kann man sich mehr<br />
wünschen?<br />
Wie bereits erwähnt, gibt es Hydropsyche-Larven<br />
in verschiedenen Farbtönen.<br />
Ich habe für mich herausgefunden,<br />
dass die besten Imitationen eine grünlichen<br />
(oliven) Grundton besitzen. Die<br />
Kombination mit den dunklen Pfauenfibern<br />
am Kopf finde ich perfekt.<br />
1<br />
Grundwicklung aufbringen, ein kleines Bündel<br />
Polar Fiber als Schwanz einbinden.<br />
2<br />
Etwa 2 mm breite Streifen aus einer Bleiplatte<br />
schneiden. Die Beschwerung in Lagen oben<br />
aufbinden.<br />
Das brauchen Sie:<br />
Bindegarn: 12/0, oliv/grün<br />
Haken: HENDS BL599,<br />
Größe 12 bis 8, oder<br />
vergleichbarer Larvenhaken.<br />
Schwanz: Polar Fibre, hellbraun.<br />
Beschwerung: Wolfram oder Blei,<br />
in 2 mm breiten Streifen<br />
Hinterer Körper: Straußenfibern,<br />
hell-oliv<br />
Vorderer Körper: Pfauenfibern, natur<br />
Beine: Gänse Biots, braun/oliv,<br />
alternativ auch dünne<br />
Gummibeine<br />
Rückenpanzer: UV-Kleber<br />
16 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
SCHWERPUNKT<br />
NYMPHE<br />
KURZE LEINE ODER DEAD DRIFT?<br />
Für viele Fischer ist das Angeln mit<br />
Imitationen von freilebenden Köcherfliegenlarven<br />
fast gleichbedeutend mit dem<br />
Nymphenfischen im Tschechischem- oder<br />
Euro-Stil. Doch ebenso kann mit dem<br />
Bissanzeiger auf Distanz gefischt werden.<br />
Wie bei jeder anderen Fischerei mit der<br />
Nymphe ist ein Gefühl für die Schwimmlage<br />
unserer Imitation die wichtigste<br />
Voraussetzung für den Erfolg.<br />
Mein Tipp für die Präsentation: Binden<br />
Sie nicht nur Nymphen unterschiedlicher<br />
Größe, sondern auch mit verschiedenen<br />
Gewichten, um auf variierende Strömungsverhältnisse<br />
reagieren zu können.<br />
Für eine möglichst natürliche Drift ist<br />
es wichtig, kein zu starkes Vorfach zu<br />
„Fische halten die nackten Larven<br />
offensichtlich für einen Leckerbissen,<br />
denn gehen sie weite Wege ...“<br />
verwenden. Bei dieser Fischerei verwende<br />
ich nie ein Vorfach mit einer Stärke<br />
von mehr als 0,15 Millimetern, und als<br />
Ausgangspunkt würde ich ein Vorfach<br />
von 0,13 Millimetern empfehlen. In ganz<br />
besonderen Situationen und bei sehr<br />
scheuen Fischen kann es vorkommen,<br />
dass ich ab und zu mit 0,10 Millimetern<br />
fische.<br />
Wenn ich meine Nymphe an kurzer<br />
Schnur direkt führe, ist es von Vorteil,<br />
mit zwei Fliegen am Vorfach zu fischen.<br />
Sie erhalten so das doppelte Gewicht,<br />
kommen schneller zum Grund und<br />
fischen effizienter. Außerdem können Sie<br />
so natürlich gut mit Größe und Färbung<br />
experimentieren. Ich binde dafür einfach<br />
ein 50 Zentimeter langes 0,13er Monofil<br />
in den Hakenbogen meiner Fliege. Ans<br />
Ende dieses Monos kommt eine weitere<br />
Hydropsyche-Imitation oder vielleicht<br />
auch eine kleine Eintagsfliege.<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Mit Faden und Beschwerung eine sich verjüngende<br />
Form mit Buckel in der Mitte bilden.<br />
6<br />
Straußenfiber hinten einbinden und nach vorne<br />
winden, bis zu 2/3 der Hakenlänge, abbinden. Die<br />
Windungen relativ dicht nebeneinander legen, mit<br />
etwa 1 mm Abstand.<br />
7<br />
Zwei Straußenfibern einbinden und nach hinten<br />
wegstehen lassen.<br />
8<br />
Kreuzförmig nach hinten abstehend zwei Gänse<br />
Biots einbinden.<br />
Insgesamt sechs nach vorne kürzer werdende Gänse<br />
Biots bilden die Füße der Imitation.<br />
Die Pfauenfibern nach vorne winden und vorsichtig<br />
zwischen den Beinen hindurchführen.<br />
9<br />
10<br />
11<br />
Das Material am Rücken mit zwei Fingern nach<br />
unten streichen. Es ist wichtig, das gesamte<br />
Material zu erfassen und festzuhalten.<br />
UV-Kleber auf dem Rücken auftragen, vom Schwanz<br />
bis zum Hakenauge, mit einer UV-Lampe aushärten.<br />
Den Schwanz ggf. etwas kürzen, fertig.<br />
Man beachte den durchsichtigen, leicht glänzenden<br />
Rücken und die weiche Unterseite. Diese Fliege ist<br />
haltbar und extrem fängig!<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
17
SCHWERPUNKT<br />
NYMPHE<br />
Schlank in<br />
den Herbst!<br />
Die Fischerei mit Perdigon-Nymphen ist zweifellos das ganze Jahr<br />
hindurch erfolgreich. Für Harald Bayler sind schlanke Varianten<br />
dieser Nymphen jedoch speziell in Herbst und Winter unschlagbar.<br />
Fotos: Harald Bayler
Die minimalistischen<br />
Perdigon-Nymphen<br />
erlangten Ende der<br />
neunziger Jahre Bekanntheit.<br />
Zunächst<br />
wurde ihr Auftreten<br />
im Heckwasser der Erfolgswelle moderner<br />
Nymphentechniken hierzulande<br />
eher kritisch betrachtet. Spanische und<br />
französische Fliegenfischer konnten dank<br />
der Perdigon in Wettkämpfen und abseits<br />
davon unglaubliche Fangstrecken aufweisen<br />
– das gefiel nicht jedem. Doch die feinen<br />
Nymphen zeigten ihre Stärken auch<br />
schnell bei der „klassischen Nymphenfischerei“<br />
und viele Fischer machten ihren<br />
Frieden mit den grazilen Perdigons. Auch<br />
ich bin ein Fan und jetzt, im Herbst,<br />
vertraue ich ihnen ganz besonders.<br />
Der Erfolg der Nymphenfischerei hängt<br />
im Wesentlichen von zwei Faktoren ab:<br />
Das Imitat muss ins Beuteschema passen<br />
und den Fisch erreichen. Diese zwei<br />
Umstände stellen uns jetzt, zum Ende des<br />
Jahres, vor eine Herausforderung: Die<br />
Nährtiere werden kleiner, gleichzeitig<br />
stehen die Fische dicht am Grund und<br />
kommen kaum hoch. Bei einer großen<br />
Nymphe ist es relativ einfach, Gewicht<br />
einzuarbeiten, ohne die Körperform der<br />
Fliege negativ zu beeinflussen. Wird die<br />
Nymphe jedoch kleiner, ist es deutlich<br />
heikler, Gewicht und Körperform in<br />
Einklang zu bringen. Muss die Nymphe<br />
auch noch auf Tiefe kommen, braucht es<br />
schon besondere Muster – Zeit für „die<br />
schlanke Linie“.<br />
Nicht nur das Gewicht der Fliege spielt<br />
nämlich eine Rolle bei ihrem Sinkverhalten.<br />
Was völlig unterschätzt wird, ist ihr<br />
Volumen. Konkret: bei gleichem Gewicht<br />
sinkt eine schlanke Fliege schneller ab,<br />
als ein Moppelchen mit Hechelkranz. Somit<br />
ist der Erfolg der Perdigon in Herbst<br />
und Winter schon erklärt.<br />
DAS VORFACH ENTSCHEIDET<br />
Eine feine und lange Vorfachspitze ist<br />
entscheidend, um auf Tiefe zu kommen.<br />
Ich verwende hier ein selbstgeknüpftes,<br />
dreiteiliges Vorfach aus 40cm 0,30mm /<br />
50cm 0,21mm und einer 100cm - 250cm<br />
langen Spitze mit 0,14 oder 0,12mm.<br />
Die Länge ist von Tiefe und Strömung<br />
abhängig, dabei passt der Faktor 1,5<br />
häufig. Durch die lange, feine Vorfachspitze<br />
wird das Absinken der Nymphe<br />
beschleunigt. Natürlich muss auch<br />
die Fischgröße berücksichtigt werden.<br />
Hier gilt: fair geht vor! Wichtig bei der<br />
Präsentation: Ich lege die Schnur im<br />
ersten Schritt locker ab und stelle erst<br />
Kontakt zur Fliege her, wenn sie nach<br />
einer Absinkphase auf Tiefe ist. Wann<br />
dies geschieht, ist schlicht Gefühls- und<br />
Übungssache. Die zugfreie Sinkphase ist<br />
für die Dead Drift sowie beim direkten<br />
Führen gleichermaßen entscheidend.<br />
Bei einem Blick auf die Muster der<br />
nächsten Seite mögen Sie sich fragen, ob<br />
die kleinen Unterschiede in Farbe und<br />
Material tatsächlich den Unterschied machen.<br />
Ich kann dazu, insbesondere für die<br />
Herbstfischerei klar sagen: ja! Die Fische<br />
sind wählerisch, gerade Äschen sind jetzt<br />
meisterlich darin, zwischen der „richtigen“<br />
und „falschen“ Nymphe (aus ihrer<br />
Sicht) zu unterscheiden. Ich habe das<br />
Glück, Gewässer zu befischen, in denen<br />
ich die Reaktion der Fische oft beobachten<br />
kann und ich versichere Ihnen, dass<br />
die geringen Unterschiede meiner Muster<br />
unter Wasser als sehr viel drastischer<br />
wahrgenommen werden.<br />
Bindeanleitung<br />
Body Quill Perdigon<br />
Haken: A&M Dry Wide 1x Strong #14 - 20<br />
Beschwerung: Tungstenperle 2,4mm<br />
Schwanzfibern: Coq de Leon<br />
Körper: Flashabou col.6903 (Grün)<br />
Gezupfter Federkiel (Pfauengras)<br />
Thorax: Faden koloriert mit Edding 3000 col.007<br />
Lack: A&M UV Thin<br />
Bei der nachfolgenden Perdigon<br />
wird der Unterkörper der Fliege<br />
mit Flashabou umwickelt. Windet<br />
man den gezupften Federkiel<br />
mit etwas Abstand im Anschluss<br />
um den Körper, schimmert das<br />
Flashabou durch und es entsteht<br />
eine irisierende Segmentierung.<br />
Eine sehr gute Fliege für Äschen<br />
im Spätherbst und Winter.<br />
2 3 4 5 6<br />
1<br />
Kopfperle auf den Haken schieben und<br />
mit einer Grundwicklung beginnen. Am<br />
Hakenbogen angelangt, den Faden<br />
mehrfach um die Stelle winden, damit<br />
sich eine kleine Verdickung bildet.<br />
4 bis 6 Fibern von der<br />
Coq de Leon Feder am<br />
Haken anlegen und<br />
fixieren.<br />
Das Flashabou und den<br />
gezupften Federkiel<br />
anlegen und beides<br />
bis zum Hakenbogen<br />
niederbinden. Dann mit<br />
dem Faden einen leicht<br />
konisch zulaufenden<br />
Körper formen.<br />
Das Flashabou in dicht<br />
aneinanderliegenden<br />
Wicklungen um den Haken<br />
winden und nahe der<br />
Perle sichern.<br />
Gezupften Federkiel<br />
um den Haken winden.<br />
Abstand zwischen den<br />
Wicklungen nach vorne<br />
reduzieren. Anschließend<br />
Federkiel fixieren, und Faden<br />
mit einem wasserfesten<br />
Filzstift kolorieren.<br />
Einen gleichmäßigen<br />
Thorax formen. Als Abschluss<br />
doppelten Kopfknoten<br />
sichern und einen<br />
Tropfen Lack am Thorax<br />
auftragen und mit einer<br />
Nadel über dem Körper<br />
verteilen – fertig!<br />
➜<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
19
DIE PERDIGON IM DETAIL<br />
Es ist ein einfaches Konzept, das funktioniert – die Perdigon<br />
Nymphe ist eine Larvenimitation, die aufgrund ihres glatten<br />
und schlanken Körpers schnell absinkt und sich hervorragend<br />
für die Imitation kleiner Insektenlarven eignet. Auf den ersten<br />
Blick wirkt sie unscheinbar, man sollte diese Fliege aber nicht<br />
unterschätzen. Trotz ihrer einfachen Bindeweise ist die Perdigon<br />
eine durchdachte Larvenimitation. Der Einsatz von unterschiedlich<br />
gefärbten Garnen, Draht, Federkielen und irisierende<br />
Materialien ermöglicht es, bei diesen Nymphen schöne Farbverläufe<br />
und Details einzuarbeiten. Die kleinen Details machen<br />
die Perdigon für den Fisch interessant. Im Grunde beschränkt<br />
sie sich auf die markanten Details von Insekten – und genau<br />
das macht dieses Muster so raffiniert. Wird eine Fliege kleiner,<br />
kann man am Bindetisch auch gerne auf unnötige Details verzichten.<br />
Es genügt, wenn wir uns auf die wichtigsten Merkmale<br />
von Insektenlarven beschränken. Farbverläufe, Segmentierung,<br />
Schwanzfibern oder eine Flügelscheide sind Details, die der<br />
Perdigon eine natürliche Erscheinung verleihen.<br />
Der Körper<br />
Für Körper und Thorax braucht man nicht<br />
viel. Im Grunde bestehen die Nymphen<br />
nur aus Faden, Nähgarn, Federkiel, Draht<br />
und etwas Lack. Trotz dieser wenigen<br />
Komponenten kann man viele Varianten<br />
herstellen. Möchte man der Nymphe<br />
einen irisierenden Effekt verleihen, kann<br />
man zu Crystal Hair und Flashabou<br />
greifen, um irisierende Rippungen oder<br />
schillernde Unterkörper herzustellen. Ich<br />
binde sehr gern mit Nähgarn aus Polyester<br />
oder Seide. Der große Vorteil von Nähgarn<br />
liegt darin, dass uns eine unglaublich große<br />
Farbpalette zur Verfügung steht. Vom<br />
Mettler Poly Sheen, den ich sehr gern verwende,<br />
gibt es zum Beispiel 435 Farben.<br />
Unterschiedliche Nuancen einer Farbe<br />
ermöglichen es so, die Fliegen farblich<br />
perfekt abzustimmen. Dazu ist Nähgarn<br />
robust und trägt kaum auf, wenn es in seine<br />
Einzelstränge geteilt wird. Ebenfalls ist<br />
es möglich, zwei unterschiedlich gefärbte<br />
Garne zu kombinieren und diese gleichzeitig<br />
um den Körper zu winden. So entsteht<br />
ein Körper der den von Federkielen sehr<br />
ähnlich sieht, jedoch mit deutlich weniger<br />
Aufwand verbunden ist.<br />
Die Beschwerung<br />
Um der schlanken Perdigon Gewicht zu<br />
verleihen, greife ich zu Kopfperlen aus<br />
Tungsten. Bei kleinen Hakengrößen verwende<br />
ich am liebsten geschlitzte Perlen<br />
von 2–3 mm, da diese auch bei kleinen<br />
Haken mühelos über den Bogen gleiten.<br />
Die Größe der Kopfperle muss der Hakengröße<br />
angepasst sein.<br />
Der Haken<br />
Da diese Nymphen meist in kleinen Größen<br />
#14-20 gebunden werden, spielt der<br />
Haken eine entscheidende Rolle. Grundsätzlich<br />
sollte man Modelle verwenden,<br />
die einen weiten Hakenbogen besitzen. Ist<br />
der Hakenbogen zu eng bemessen, greift<br />
der Haken in so kleinen Größen nicht mehr<br />
sicher. Ein kleiner Haken mit weitem Hakenbogen<br />
ist ideal und sorgt dafür, dass<br />
der Fisch schon durch geringen Druck auf<br />
die Schnur gehakt wird.<br />
Ich verwende für die Imitation von Eintagsfliegenlarven<br />
gerne Standardhaken mit einem<br />
1x langen Schenkel. Für die Imitation<br />
von Köcherfliegenlarven greife ich dagegen<br />
lieber zu Shrimp- oder Scud-Haken, da die<br />
gebogene Hakenform die natürliche Form<br />
der Köcherfliegenlarve besser imitiert.<br />
Der Lack<br />
Um den Körper dieser Fliegen zusätzlich<br />
zu schützen, sollten sie immer mit einer<br />
dünnen Schicht aus Lack überzogen<br />
werden. Dies ist vor allem bei Körpern aus<br />
Federkielen sehr wichtig, da diese leicht<br />
beschädigt werden können.<br />
Hier kann man zu UV-Lack oder normalen<br />
Bindelack greifen. Ich bevorzuge einen<br />
dünnflüssigen UV-Lack, da er sich sehr<br />
gut mit einer Nadel verteilen lässt und bei<br />
Fliegen aus Garn etwas aufgesaugt wird,<br />
was den Körper sehr robust macht.<br />
Die Schwanzfibern<br />
Bei der Imitation von Eintagsfliegenlarven<br />
sind Schwanzfibern ein wichtiges Detail.<br />
Bei der Perdigon greife ich gern zu Coq de<br />
Leon. Diese Federn besitzen eine schöne<br />
Zeichnung und eine gute Steifigkeit.<br />
Insgesamt sind sie ideal, um die feinen<br />
Schwanzfibern von Eintagsfliegenlarven zu<br />
imitieren. Bei den feinen Mustern kommt<br />
es vor allem auf einen sparsamen Einsatz<br />
der Fibern an. Es genügt vollkommen,<br />
wenn Sie 5 bis 8 Fibern verwenden. Bindet<br />
man zu viele Schwanzfibern ein, leidet die<br />
natürliche Erscheinung der Fliege.<br />
Die Kolorierung<br />
Farbverläufe spielen bei der Perdigon eine<br />
entscheidende Rolle. Durch diese Verläufe<br />
lassen sich Teile der Fliege voneinander<br />
abgrenzen. Es ist durchaus möglich, eine<br />
Fliege nur aus weißem Faden zu binden<br />
und sie danach mit wasserfesten Filzstiften<br />
zu kolorieren. Dabei sollte man jedoch<br />
zwei Dinge berücksichtigen: Grundsätzlich<br />
ist bei der Reihenfolge der Farben<br />
immer mit den hellen Farben anzufangen.<br />
Ebenfalls muss bedacht werden, dass der<br />
Faden die Farbe aufsaugt. Deswegen tupfe<br />
ich hier mit dem Stift nur kurz auf und<br />
warte bis die Farbe aufgesaugt ist. So entsteht<br />
ein weicher Farbverlauf. Möchte man<br />
einen harten Farbverlauf wie bei einer Flügelscheide,<br />
muss man zuerst eine Schicht<br />
Lack auftragen und dann den Bereich<br />
kolorieren. So kann der Faden die Farbe<br />
nicht aufsaugen und unsere Kolorierung<br />
hat einen harten Übergang. Eine weitere<br />
Lackschicht schützt die Farbe.<br />
20 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
SCHWERPUNKT<br />
NYMPHE<br />
PERDIGON NYMPHEN-VARIANTEN<br />
Harald Baylers Lieblingsvarianten der Perdigon-Nymphen für den Spätherbst und Winter. Bindetechnisch haben die Nymphen<br />
einen simplen Aufbau, passen aber sehr gut ins Beuteschema der Fische.<br />
Dies ist ein effektives Muster, um eine Vielzahl<br />
kleiner Eintagsfliegenlarven zu imitieren. Durch<br />
die Segmentierung besitzt die Nymphe eine natürliche<br />
Erscheinung. Die schwarze Flügelscheide<br />
grenzt Körper und Thorax deutlich voneinander ab<br />
und sorgt für ein realistisches Aussehen.<br />
Diese Variante ist ideal um kleine, dunkle<br />
Eintagsfliegenlarven zu imitieren. Durch die<br />
feine Rippung aus Kupferdraht entsteht hier ein<br />
leichter irisierender Effekt der den Fisch reizt.<br />
Auch hier grenzt eine schwarze Flügelscheide den<br />
Körper der Fliegen deutlich vom Thorax ab.<br />
Diese Perdigon ist ein sehr gutes Muster, wenn<br />
die Fische nicht in Beißlaune sind. Die verwendeten<br />
Farben bei dieser Fliege reagieren sehr stark<br />
auf UV-Licht und reizen dadurch den Fisch. Eine<br />
gute Nymphe für trübe Tage oder bei abnehmendem<br />
Licht in den Abendstunden.<br />
Haken: A&M Dry Wide 1x Strong #16 - 20<br />
Beschwerung: Tungstenperle 2,4mm<br />
Schwanzfibern: Hahnenfeder Olive<br />
Körper: Mettler Poly Sheen col. 0465 (Umber),<br />
Mettler Poly Sheen col. 0822 (Palomino)<br />
Thorax: Mettler Poly Sheen col. 0822<br />
Flügelscheide: Edding Schwarz col. 001 / UV Lack<br />
Lack: A&M UV Thin<br />
Haken: A&M Dry Wide 1x Strong #14 - 20<br />
Beschwerung: Tungstenperle 2,4mm<br />
Schwanzfibern: Coq de Leon<br />
Körper: Mettler Poly Sheen col. 0933 (Redwood)<br />
Rippung: Kupferdraht 0,12mm<br />
Thorax: Mettler Poly Sheen col. 0933<br />
Flügelscheide: Edding Schwarz col. 001 / UV Lack<br />
Lack: A&M UV Thin<br />
Haken: A&M Dry Wide 1x Strong #14 - 20<br />
Beschwerung: Tungstenperle 2,4mm<br />
Schwanzfibern: Hahnenfeder Olive<br />
Körper: Ultra Thread 70 col. Watery Olive<br />
Thorax: Ultra Thread 70 col. FL Orange<br />
Flügelscheide: Edding Schwarz col. 001 / UV Lack<br />
Lack: A&M UV Thin<br />
Eine Eintagsfliegennymhe mit deutlicher farblicher<br />
Abtrennung von Thorax und hinterem Körper,<br />
das macht manchmal den Unterschied. Hier<br />
wurde die Flügelscheide vor dem Auftragen des<br />
Lacks nur mit einem schwarzen Stift aufgetupft,<br />
so entsteht ein fließender Farbverlauf.<br />
Diese kleine Reiz-Köcherfliegenlarve fischt Harry<br />
gern, wenn das Wasser im Winter leicht eingetrübt<br />
ist. Der auffällige Bisspunkt dieser Fliege<br />
reagiert sehr stark auf UV-Licht, was den Fisch<br />
zusätzlich reizt. Durch den Shrimp-Haken greift<br />
die Fliege auch in kleinen Größen hervorragend.<br />
Haken: A&M Dry Wide 1x Strong #14 - 20<br />
Beschwerung: Tungstenperle 2,4mm<br />
Schwanzfibern: Coq de Leon<br />
Körper: Mettler Poly Sheen col. 0822 (Palomino)<br />
Rippung: Kupferdraht 0,12mm<br />
Thorax: Mettler Poly Sheen col. 0822<br />
Flügelscheide: Edding Schwarz col. 001 / UV Lack<br />
Lack: A&M UV Thin<br />
Haken: A&M Shrimp & Caddis Pupa #16 - 18<br />
Beschwerung: Tungstenperle 2,4mm<br />
Bisspunkt: Ultra Thread 70 col. FL. Orange<br />
Körper: Faden koloriert mit Edding col. 001 (Schwarz)<br />
Rippung: Draht Silber 0,12mm<br />
Thorax: Faden koloriert mit Edding col. 001 (Schwarz)<br />
Lack: A&M UV Thin<br />
Dies ist eine von Harrys absoluten Lieblingen,<br />
um kleine Köcherfliegenlarven zu imitieren. Durch<br />
die irisierende Flügelscheide und den Farbverlauf<br />
von Hell auf Dunkel ist diese kleine Nymphe<br />
manchmal unschlagbar. Der Shrimp-Haken passt<br />
perfekt zur form der zu imitierenden Larven.<br />
Haken: A&M Shrimp & Caddis Pupa #16 - 18<br />
Beschwerung: Tungstenperle 2,4mm<br />
Körper: Mettler Poly Sheen col. 0532 (Champagne)<br />
Rippung: Kupferdraht 0,12mm<br />
Thorax: Faden koloriert mit Edding col. 018 (Braun)<br />
Flügelscheide: Flashabou col. Kupfer<br />
Lack: A&M UV Thin<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
21
NOTIZBUCH<br />
Fotos: A. Pesendorfer<br />
Heimo Huber (r.) im Gespräch mit<br />
Christof Petter, dem Initiator von<br />
„Traunrauschen“.<br />
Traumhafte Naturkulisse: Die Goiserer Traun in Österreich. Hier, auf einer der letzten<br />
unverbauten Strecken der Traun, wird nun ein Wasserkraftwerk geplant.<br />
ÖSTERREICH<br />
Widerstand gegen Kraftwerk an der Traun<br />
An der Traun bei Bad Goisern in Österreich<br />
ist der Bau eines weiteren Wasserkraftwerks<br />
geplant. Konkret geht es um<br />
ein Schachtkraftwerk mit sechs Propellerturbinen,<br />
durch die pro Sekunde eine<br />
Wassermenge von bis zu 52 Kubikmetern<br />
fließen soll. Im Zusammenhang mit dem<br />
Kraftwerksbau soll zudem ein 880 Meter<br />
langer betonierter Damm entstehen, um<br />
die Traun auf rund 1.500 Meter Länge<br />
aufstauen zu können.<br />
Der Betreiber des Projekts, die Energie<br />
AG, wirbt mit Hochwasserschutz, Stromerzeugung<br />
und grüner Energie. Doch es<br />
regt sich Widerstand, denn große Teile<br />
der örtlichen Bevölkerung lehnen das<br />
Projekt ab und haben deshalb die Bürgerinitiative<br />
„Traunrauschen“ ins Leben<br />
gerufen, die nun versucht, die Umsetzung<br />
des Projekts zu verhindern – zumindest<br />
in der aktuell geplanten Form. Dabei<br />
bekommt die Initiative auch Rückendeckung<br />
von Behörden und Experten,<br />
die mit Stellungnahmen und Gutachten<br />
bereits bestätigt haben, dass der Nutzen<br />
für Umwelt- und Klimaschutz in keinem<br />
Verhältnis zum Kraftwerksbau und der<br />
damit verbundenen Zerstörung des Ökosystems<br />
steht. Voraussichtlich wird die<br />
Energie AG im Herbst nach den Wahlen<br />
die Umweltverträglichkeitserklärung für<br />
das geplante Wasserkraftwerk an der<br />
Goiserer Traun bei der Marktgemeinde<br />
Bad Goisern einreichen. Ab diesem Zeitpunkt<br />
wird dann die Öffentlichkeit eingebunden.<br />
Die Initiative „Traunrauschen“<br />
sammelt nun Unterstützungserklärungen.<br />
Die Hoffnung: wenn die Bevölkerung<br />
das Projekt rundum ablehnt, wird es<br />
schwieriger, die Ausnahme vom Verschlechterungsverbot<br />
des Wasserkörpers<br />
(Wasserrahmenrichtlinien) mit besonderem<br />
öffentlichem Interesse zu begründen.<br />
So hoffen die Initiatoren, die Energie AG<br />
davon zu überzeugen, dass dieses Projekt<br />
zurückgezogen werden sollte.<br />
Wenn Sie etwas gegen die geplante<br />
Wasserkraftanlage unternehmen und<br />
die Bürgerinitiative unterstützen wollen,<br />
besuchen Sie die Homepage:<br />
www.traunrauschen.at<br />
22 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
STROFT® Fishing Lines<br />
PROFESSIONAL<br />
MARINE EQUIPMENT<br />
NACHRUF<br />
Ein Pionier ist von uns gegangen<br />
Dr. med. Ernst Schneider, ein<br />
Pionier der PKD-Forschung,<br />
ist im Juli im Alter von 81<br />
Jahren verstorben.<br />
Nach dem Studium der<br />
Inneren Medizin bildete er<br />
sich in der Schweiz auf dem<br />
Gebiet der Angiologie weiter<br />
und praktizierte als Spezialist<br />
für Gefäßerkrankungen.<br />
Sein großes Hobby war<br />
neben Reisen, Fotografie und<br />
Ornithologie das <strong>Fliegenfischen</strong>.<br />
Sein Lieblingsgewässer<br />
war die Wutach, die<br />
ein Stück weit die Grenze<br />
zwischen Deutschland und<br />
der Schweiz bildet. Zufällig<br />
fing Ernst Schneider eine<br />
Forelle mit einer aufgequollenen<br />
Niere, dem typischen<br />
Zeichen für die PKD-<br />
Erkrankung (Proliferative<br />
Kidney Disease). Während<br />
die Krankheit damals in der<br />
Schweiz bereits bekannt und<br />
meldepflichtig war, wurde<br />
sie in Deutschland noch<br />
kaum beachtet. Das sollte<br />
sich ändern. Anlässlich seiner<br />
Pensionierung versprach<br />
Ernst Schneider: „Ich werde<br />
nicht Golf spielen, sondern<br />
meine Zeit der Forschung<br />
zugunsten von Fischen und<br />
der Natur an unseren Gewässern<br />
widmen.“ Er wurde zum<br />
kompetenten Forschungspartner<br />
für Spezialisten der<br />
Fischmedizin und Gewäs-<br />
serbiologie an der Universität<br />
Zürich und begleitete zahlreiche<br />
PKD-Forschungsprojekte.<br />
Seine Publikationen erlangten<br />
internationale Beachtung.<br />
Ernst Schneider war aktives<br />
Vorstandsmitglied im<br />
„Fliegenfischerverein Oberes<br />
Wutachtal“. Er kannte die<br />
Wutach noch als berühmten<br />
Äschenfluss. Der Äschenbestand<br />
brach 1982 durch einen<br />
Chemieunfall zusammen und<br />
hat sich seither nicht mehr<br />
erholt. Als nächstes Projekt<br />
plante Ernst für <strong>2021</strong> bis<br />
2023 in Zusammenarbeit mit<br />
Wissenschaftlern aus Bern und<br />
Langenargen die Ursachen der<br />
anhaltenden Äschen-Misere<br />
Dr. med. Ernst Schneider ist es zu<br />
verdanken, dass die PKD-Forschung<br />
vorangetrieben wurde.<br />
herauszufinden, um so die<br />
Voraussetzungen für einen<br />
Neubesatz zu schaffen. Das<br />
Projekt muss nun ohne Ernst<br />
durchgeführt werden.<br />
Seine Fischerkollegen werden<br />
ihn mit seiner liebenswürdigen<br />
Art und fischereilichen Kompetenz<br />
in dankbarer Erinnerung<br />
behalten.<br />
Erich Bolli / Armin Harth<br />
Fotos: Privat<br />
ANGELWELT<br />
BERLIN<br />
DEUTSCHLANDS DS<br />
GROSSTE ANGELMESSE<br />
TRIFF DEINE STARS!<br />
12.–14. November <strong>2021</strong> TORSTEN AHRENS · DANIEL ANDRIANI · ANGELANNI ·<br />
INGOLF AUGUSTIN · SALAH EL BARBOUCHI · BIG L ·<br />
CHRISTOPHER BÖSE · JOHANNES DIETEL · DICHT<br />
AM FISCH · FISHING MANIACS · FLYRUS · HORST<br />
HENNINGS · KEN IYOBE · FRÉDÉRIC JULLIAN ·<br />
DIRK OST · PIKE PATROL · THOMAS SCHLAGETER ·<br />
DUSTIN SCHÖNE · MARC PTACOVSKY · JAN<br />
PUSCH · SIMON TORENBEEK · ENRICO DI<br />
VENTURA · FELIX WECKESSER · TONI<br />
WEHN · VEIT WILDE · ZANDERKANT ·<br />
Änderungen vorbehalten U.V.M.<br />
DAFV<br />
deutscher<br />
angelfischerverband<br />
e.v.<br />
TMCT<br />
www.stroft.de
NOTIZBUCH<br />
Das Trentino gilt unter Fliegenfischern<br />
aus aller Welt als<br />
absolutes Traumrevier.<br />
Die Praxis-Workshops wurden von den Besucher*innen des Events besonders gut angenommen.<br />
Fotos: flyfishingfestival.it<br />
ITALIEN<br />
Event im schönen Trentino<br />
2015 und 2018 fanden im Trentino die Europa- und Weltmeisterschaften im <strong>Fliegenfischen</strong> statt.<br />
Ende Juni dieses Jahres lud die italienische Region nun zum „Fly Fishing Festival“ ein.<br />
Im „Fly Fishing Village“, welches das<br />
pulsierende Herz des Fly Fishing Festivals<br />
in Tione di Trento bildete, präsentierten<br />
Ende Juni insgesamt 46 Aussteller ihre<br />
Produkte und Dienstleistungen in einem<br />
Showroom, namhafte Unternehmen<br />
aus der Welt der <strong>Fliegenfischen</strong>s boten<br />
Live-Vorführungen. Unter den Gästen<br />
war auch Mauro Tosti von den Hermit<br />
Valley Reel Makers, der seine fein gearbeiteten<br />
Fliegenrollen präsentierte, sowie<br />
der Gespließten-Bauer Edoardo Scapin.<br />
Der Praxisteil der Veranstaltung wurde<br />
besonders gut angenommen. Zu diesem<br />
gehörten Kurse und Workshops am<br />
Wasser, die von führenden Organisationen<br />
und nationalen Fliegenfischerschulen<br />
angeboten wurden, wie etwa der Claudio<br />
Carrara Fly Fishing School, dem Trentino<br />
Fly Club, der Italian National Fly<br />
Casting Group, der European Fly Fishing<br />
Association, der National Casting School<br />
sowie der Tenkara-Gruppe. Viele Begleitpersonen<br />
der Fliegenfischer nutzten die<br />
angebotenen Outdoor-Aktivitäten, um<br />
das Gebiet besser kennenzulernen. Sie<br />
kamen aus verschiedenen Teilen Italiens,<br />
sowie aus Deutschland und den Niederlanden.<br />
„Mit dem Fly Fishing Festival,<br />
das in die Fußstapfen der Expo Riva<br />
Hunting, Fishing & Environment tritt,<br />
haben wir uns das Ziel gesetzt, uns nur<br />
auf das <strong>Fliegenfischen</strong> zu fokussieren“, so<br />
Alessandra Albarelli, Geschäftsführerin<br />
von Riva del Garda Fierecongressi, dem<br />
Unternehmen, das die Veranstaltung<br />
zusammen mit anderen Organisationen<br />
aus den Giudicarie-Tälern organisiert<br />
hat. „Es ist uns gelungen, etwas völlig<br />
Neues ins Trentino zu bringen und die<br />
Giudicarie-Täler für zwei Tage zur italienischen<br />
Hauptstadt des Forellenfischens<br />
werden zu lassen. Unser Ziel ist es, dass<br />
die Nachhaltigkeit und die Förderung<br />
der Region weiterhin im Mittelpunkt<br />
stehen“, sagte Redi Pollini, Direktor des<br />
Tourismusverbandes Giudicarie Chiese<br />
Area von Madonna di Campiglio.<br />
Im Showroom präsentierten zahlreiche Aussteller ihre<br />
Produkte rund ums Thema <strong>Fliegenfischen</strong>.<br />
Neben regionalen Ausstellern waren auch mehrere<br />
Firmen und Organisationen aus dem Ausland vor Ort.<br />
Lokale Experten aus dem Trentino ließen sich beim<br />
Binden von Fliegen über die Schulter schauen.<br />
24 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
JUBILÄUM<br />
Ein Museum<br />
für Hardy<br />
Die Produkte der englischen<br />
Firma Hardy genießen<br />
weltweit hohes Ansehen. Die<br />
legendäre Fliegenfischermarke<br />
feiert im nächsten Jahr ihr<br />
150-jähriges Bestehen. Anlässlich<br />
dieses Jubiläums wird in<br />
Alnwick, dem ursprünglichen<br />
Standort der Firma, ein eigenes<br />
Museum eingerichtet. Es<br />
befindet sich in der Bondgate,<br />
nicht weit vom Ort, wo in<br />
den 1960er Jahren die ersten<br />
Lachsfliegen gebunden wurden.<br />
Die Firma Hardy war<br />
bereits seit 1872 in Alnwick<br />
ansässig, seit William Hardy<br />
dort ein Jagdwaffengeschäft<br />
eröffnete, von dem aus er zwei<br />
Jahre später auch mit dem<br />
Verkauf von Angelartikeln<br />
begann. Das Museum soll<br />
zeigen, wie sich die Hardy-<br />
Produkte im Laufe der Jahre<br />
entwickelt haben.<br />
Daran, dass sich die EU auf<br />
die Fahne geschrieben hat,<br />
den Naturschutz zu stärken,<br />
ist selbstverständlich überhaupt<br />
nichts auszusetzen.<br />
In ihrem Vorhaben, Schutzgebiete<br />
vor schädlichen<br />
Einflüssen des Menschen zu<br />
bewahren, könnte die EU mit<br />
der Strategie für Biodiversität<br />
jedoch über das Ziel hinausgeschossen<br />
sein. Der Entwurf<br />
umfasste nämlich auch<br />
pauschale Angelverbote in<br />
Schutzgebieten. Dieser Absatz<br />
ist jetzt jedoch vorerst passé.<br />
Ursprünglich war der Gedanke,<br />
„invasive“ Tätigkeiten<br />
Die EU will sich in<br />
Zukunft stärker<br />
um den Gewässerschutz<br />
bemühen.<br />
NATURSCHUTZ<br />
Pauschale Verbote vom Tisch?<br />
in Schutzzonen zu verbieten.<br />
Dazu gehören neben dem Angeln<br />
auch die Jagd, die Forstwirtschaft<br />
sowie alle Arten<br />
von Bergbau. Das alles sollte<br />
pauschal verboten werden,<br />
Foto: Unsplash<br />
INFO<br />
um natürliche Prozesse nicht<br />
zu stören. Ein pauschales<br />
Angelverbot hätte bedeutet,<br />
dass auch in vielen deutschen<br />
Gewässern das Angeln nicht<br />
mehr erlaubt gewesen wäre.<br />
Bereits im Dezember 2020<br />
hatte der DAFV hierzu klar<br />
seine Bedenken geäußert.<br />
Dass der entsprechende Absatz<br />
nun gestrichen worden<br />
ist, ist daher auch dem DAFV<br />
und der European Anglers<br />
Alliance (EAA) zu verdanken.<br />
DAFV-Geschäftsführer<br />
Alexander Seggelke begrüßte<br />
die Änderung und verwies<br />
darauf, dass Gebote „von<br />
oben“ auf nationaler Ebene<br />
oft anders umgesetzt würden<br />
als gewünscht. Im Herbst<br />
<strong>2021</strong> wird der finale Entwurf<br />
der Europäischen Kommission<br />
erwartet.<br />
Was ist die EU-Biodiversitätsstrategie 2030?<br />
Die Biodiversitätsstrategie 2030 ist ein langfristiger Plan<br />
zum Schutz der Natur und zur Umkehr der Verschlechterung der<br />
Ökosysteme in Europa. Kern der Strategie ist die Ausdehnung von<br />
Schutzgebieten auf 30% der europäischen Landfläche (inklusive<br />
Süßwasser) und 30% der Meeresflächen. Jeweils ein Drittel der<br />
Flächen (10% Land, 10% Meer) soll unter „strengen Schutz“<br />
gestellt werden. In der Beschreibung der „streng geschützten“ Gebiete<br />
wurde die Angelfischerei anfangs pauschal ausgeschlossen.<br />
Lokalpatriot<br />
Designed, gedreht<br />
und montiert in<br />
Talheim.<br />
Individualist<br />
Fast jede<br />
Wunschfarbe<br />
ist machbar.<br />
VOSSELER<br />
THE REEL ONE<br />
Die AIR-TWO vereint elegant-schlichtes Design mit<br />
Funktionalität und Verlässlichkeit. Die eigens entwickelte<br />
Carbon-Scheibenbremse ist ein Genuss.<br />
Minimalist<br />
Mehr als 14 Teile<br />
braucht es nicht.<br />
Leichtgewicht<br />
Aus 1,1 Kilogramm werden<br />
109 Gramm Freude.<br />
Größe Kapazität Durchmesser Breite Gewicht Preis<br />
3/4 WF4 + 40 m (20 lbs) 8,3 cm 24,5 mm 1<strong>06</strong> g ab 209 €<br />
5/6 WF6 + 50 m (20 lbs) 9,3 cm 24,5 mm 111g ab 219 €<br />
7/8 WF8 + 60 m (30 lbs) 10,3 cm 24,5 mm 125 g ab 229 €<br />
Fliegenrollenmanufaktur Made in Germany www.vosseler.com +49 (0) 746 497 8596
Fotos: Johannes Arlt<br />
Feuer, Stahl und Schweiß – Nils<br />
Busch bei der Arbeit, die er liebt.<br />
Das Schmieden von Messern ist<br />
für ihn eher Berufung, als als eine<br />
Möglichkeit, Geld zu verdienen.<br />
Fotos: XXXXX<br />
Messer-Macher<br />
aus Leidenschaft<br />
Für den Lübecker Nils Busch sind Messer und deren Herstellung<br />
Passion. Johannes Arlt ist für uns nach Lübeck gefahren und hat den<br />
sympathischen Charakterkopf mit seiner Arbeit im Bild festgehalten.<br />
von Johannes Radtke<br />
26 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
REPORT<br />
PERSÖNLICHKEITEN<br />
Sowohl bei der Material- als<br />
auch bei der Formwahl kann<br />
Nils fast alle Wünsche seiner<br />
Kunden erfüllen.<br />
Ich möchte wetten, dass selbst die<br />
konsequentesten „Releaser“ unter<br />
uns sich der Begeisterung für<br />
ein gutes Messer kaum entziehen<br />
können. Das älteste Werkzeug<br />
der Menschheit übt auch<br />
noch in unserer Latte Macchiato- und<br />
Skinny-Jeans-Generation seinen besonderen<br />
Reiz aus. Vielleicht sind genetisch<br />
fixierte „Voreinstellungen“ aus anderen,<br />
einfacheren Zeiten verantwortlich,<br />
vielleicht vermittelt es auch ganz düster<br />
und hintergründig ein kleines Machtgefühl.<br />
In jedem Fall aber birgt das Messer<br />
neben der praktischen Komponente für<br />
uns Fliegenfischer ganz sicher auch eine<br />
emotionale. Im Optimalfall begleitet uns<br />
ein gutes Messer ein Leben lang beim<br />
Fischen und wir entwickeln eine gewisse<br />
Bindung zum Werkzeug.<br />
Dies gilt auf jeden Fall für meinen<br />
Bekannten Nils. Schon immer war er<br />
von Werkzeugen, die mit Handwerkskunst<br />
gefertigt wurden, im besonderen<br />
Maße begeistert. Das Messer nahm dabei<br />
noch eine besondere Rolle für ihn ein.<br />
Gleichzeitig ist er so ein Typ, der Dinge<br />
selbst in die Hand nehmen will, wenn<br />
sie ihn interessieren. Ein gutes Beispiel:<br />
Nils hatte, als ich ihn vor vielen Jahren<br />
kennenlernte, gerade so richtig mit dem<br />
<strong>Fliegenfischen</strong> angefangen. Während ich<br />
einen Urlaub in Neuseeland verbrachte,<br />
zerbrach er an der Küste seine einzige<br />
6er. Als ich, wieder zu Hause, von dem<br />
Missgeschick hörte, brachte ich ihm eine<br />
wirklich günstige Rute vorbei, die ich als<br />
Ersatzrute in Neuseeland gekauft hatte.<br />
Eine Chinarute halt, ‚NZ Wilderness<br />
Specialist‘ stand auf dem Blank, glaube<br />
ich. Die Aktion und der Blank gefielen<br />
mir, Nils auch. Doch schon beim ersten<br />
Begutachten bemerkte ich, dass weder<br />
die Komponenten noch deren Montage<br />
bei ihm auf Begeisterung stießen. Trotzdem<br />
war er glücklich und wollte gleich<br />
damit Fischen gehen. Wenige Wochen<br />
später präsentierte er mir mit ein wenig<br />
stolz die komplett neu aufgebaute 6er –<br />
ich hatte es bereits geahnt, die Qualität<br />
der NZ-Rute hatte ihm keine Ruhe gelassen.<br />
Er hatte sich einfach mal schnell die<br />
Grundlagen des Rutenbaus angeeignet,<br />
die Rute „nackig gemacht“ und drauf los<br />
gewickelt und geschliffen. Das Ergebnis<br />
war beachtlich!<br />
DAS ERSTE BUSCH-MESSER<br />
Kennen Sie auch den Typ, der immer<br />
ein Projekt braucht? Nils Busch ist so<br />
ein Macher, einer, der sich begeistern<br />
kann und anpackt. Da ihn Messer schon<br />
immer besonders fasziniert hatten, kam<br />
es, wie es kommen musste: „Ich bau mir<br />
jetzt ein Messer. Nicht so eins, das jeder<br />
hat. Ein Messer ist doch ein Statement,<br />
ich will eines, das zu mir passt!“ Das<br />
nächste Projekt war geboren. Ein Fertigbausatz<br />
war natürlich ein No-Go, und<br />
so wurde in Nils Keller – ein wenig zum<br />
Leidwesen seiner Frau – mit Hilfe eines<br />
Tankstellengrills und einiger Feilen ein<br />
recht unikates erstes Messer erschaffen.<br />
Das war vor sechs Jahren. Inzwischen<br />
hat Nils sogar die Arbeitszeit seines ➜<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
27
eigentlichen Jobs als Industriedesigner<br />
reduziert, um in seiner Werkstatt, nicht<br />
mehr im Keller, professionell Messer zu<br />
bauen. Das war zunächst ein 16-Quadratmeter-„Loch<br />
ohne Fenster“. Vor zwei<br />
Jahren zog er um in eine neue Werkstatt<br />
direkt neben dem Holstentor in Lübeck.<br />
Nicht, ohne die Räumlichkeiten zuvor<br />
nach seinen Anforderungen umzubauen<br />
– typisch Nils. Im Laufe der Zeit kaufte<br />
er mehr und mehr Spezialwerkzeuge und<br />
Maschinen, von denen er einige sogar<br />
selbst entwarf und baute.<br />
Das Messermachen macht ihn glücklich.<br />
Das spürt man augenblicklich,<br />
sobald man mit ihm darüber spricht. Er<br />
taucht dann ab in die Materie, versprüht<br />
geradezu seine Begeisterung. „Der Stahl<br />
– der sollte mit Dir reifen und nach ein<br />
paar Jahren soll Dein Messer jede Deiner<br />
geilen Angelgeschichten miterzählen<br />
können. Das kann ein Messer von der<br />
Stange nicht. Das kann nur ein Messer:<br />
Deins!“ Dass wirklich jedes Messer ein<br />
Unikat ist und zum Besitzer passt, ist<br />
Nils ein großes Anliegen. So führt er zunächst<br />
ein Kennenlerngespräch<br />
mit seinen Kunden. Darauf<br />
basierend entsteht ein erster<br />
Entwurf des Messers, dieser<br />
wird anschließend gemeinsam<br />
besprochen und gegebenenfalls<br />
verändert. Ich habe erlebt, wie<br />
Nils mit gezielten, teils speziellen<br />
Fragen versucht, herauszufinden,<br />
was für ein Typ Messer<br />
zum Auftraggeber passt. Neben<br />
dem Geschmack des Besitzers<br />
ist natürlich auch der Einsatzzweck<br />
entscheidend – bei der<br />
Auswahl des Stahls und des<br />
Griffmaterials.<br />
JEDES MESSER EIN UNIKAT<br />
Natürlich können Interessenten<br />
sich auch bisherige Arbeiten<br />
zur Inspiration anschauen,<br />
doch eines macht der Nils dabei<br />
klar: „Ich baue niemals ein<br />
Messer zweimal, da lasse ich<br />
nicht mit mir handeln.“ Bei der<br />
Auswahl der Rohstoffe und de-<br />
Zu den Messern wird von Nils auch immer eine individuelle<br />
Lederscheide angefertigt.<br />
Das verbildlichen der Kundenwünsche fällt dem gelernten Industriedesigner nicht schwer. Seine Entwürfe<br />
nehmen sowohl auf persönliche Vorlieben als auch auf den späteren Einsatzbereich Rücksicht.<br />
28 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
REPORT PERSÖNLICHKEITEN<br />
AUF EINEN BLICK<br />
Buschcrafts<br />
Nils kann alle denkbaren Formen und<br />
Größen von Messern in allen möglichen<br />
Materialkombinationen herstellen. Er hat<br />
natürlich auch schon etliche Fischermesser<br />
entworfen und gebaut. Wenn Sie Interesse an<br />
einem wirklich individuellen Messer haben,<br />
kontaktieren Sie Nils einfach über seine<br />
Homepage. Die Preise für solch ein Unikat<br />
beginnen bei 290 €, der tatsächliche Preis für<br />
Ihr Wunschmesser richtet sich nach Materialien,<br />
Aufbau des Messers, Finish der Klinge<br />
und Komplexität der Lederscheide.<br />
Infos: www.buschcrafts.de<br />
ren Bearbeitung legt er besonderen Wert<br />
auf Einzigartigkeit und Authentizität.<br />
In jahrelanger Recherche, ungezählten<br />
Tagen und Nächten des Lernens, hat er<br />
sich alte Techniken angeeignet und diese<br />
mit modernen Designs verbunden. „Fertige<br />
Klingen kaufen und diese dann mit<br />
Griffen versehen? No way! Die Klingen<br />
werden aus Bandstahl geschnitten oder<br />
komplett von mir geschmiedet, gehärtet<br />
und danach geschliffen. Am liebsten<br />
verwende ich Kohlenstoffstahl, weil der<br />
im Laufe der Zeit eine schöne Patina<br />
entwickelt, das macht das Messer noch<br />
lebendiger.“<br />
Lebendig werden die Messer mit Sicherheit<br />
auch durch all die Arbeitsschritte,<br />
die in Handarbeit und unter Einsatz<br />
von viel Schweiß erfolgen. Schmieden,<br />
Härten, Tempern (Anlassen), sehr viel<br />
Schleifen und die oft aufwendige Arbeit<br />
am Griff – mindestens zehn Stunden<br />
stecken in jedem Messer, bei aufwendigen<br />
Arbeiten kann es leicht das Doppelte<br />
sein. Die Klingen kann Nils dabei im<br />
Ein wunderschönes Messer aus rostträgem Damast, einem Griff aus schwarz gebeizter Maserbirke<br />
und Bronzezwinge ist fertig – am liebsten ist Nils nun die persönliche Übergabe an den Besitzer.<br />
Prinzip aus allen möglichen rostträgen<br />
Stählen schmieden oder schneiden,<br />
ganz nach Wunsch und Einsatzzweck.<br />
Gern nutzt er Rohstoffe mit Geschichte:<br />
„Fast alles geht – wenn ein Kunde den<br />
Lieblingsbaum im Garten fällen musste,<br />
wird es eben sein Holz. Horn vom ersten<br />
Hirsch für den Jäger, oder Mooreiche<br />
aus der mittelalterlichen Wasserleitung<br />
Lübecks. Aus Stahl von der Gorch Fock<br />
und den Decksplanken der Passat habe<br />
ich das Matrosenmesser ‚Fiete‘ gebaut.<br />
Für die differenzierte Härtung der Klinge<br />
dieses Messers musste ich natürlich Lehm<br />
vom Brodtener Ufer (Steilküste nahe<br />
Lübeck) benutzen – ein super Meerforellenspot<br />
übrigens. Aber ich benutze auch<br />
synthetische Materialien wie G10 oder<br />
Micarta – ganz nach Einsatzzweck.“<br />
Beim Design der Messer kommt Nils<br />
natürlich seine Ausbildung als Industriedesigner<br />
zugute. Das sieht man an jedem<br />
seiner Stücke, jedes ein kleines Kunstwerk<br />
und jedes hat Stil – finde ich. Dass<br />
das Designen ihm Freude macht und<br />
leicht von der Hand geht, ist offensichtlich,<br />
doch seine wahre Begeisterung für<br />
den Messerbau kommt woanders her:<br />
„Ich bin total fasziniert davon, heißen<br />
Stahl zu formen und durch Härtung und<br />
Tempern ein funktionierendes Werkzeug<br />
zu erhalten. Etwas, womit der Besitzer<br />
arbeiten kann, woran er aber auch<br />
jahrelang Freude hat. Besonders freue ich<br />
mich natürlich, wenn der Auftraggeber<br />
und neue Besitzer sein Messer persönlich<br />
bei mir abholt, das gibt mir echt<br />
viel. Und wenn ich das hier bis an mein<br />
Lebensende machen kann, dann bin ich<br />
ein sehr glücklicher und zufriedener<br />
Mensch.“<br />
Jedes Messer hat seinen eigenen Charakter, der sich im Laufe der Jahre noch entwickleln wird. Es entstand aus den Wünschen seines Besitzers und der Fertigkeit des<br />
Messer-Bauers. Zweimal das gleiche Messer zu bauen, passt da nicht wirklich in Konzept. Deswegen macht Nils es auch einfach nicht.<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
29
REPORT<br />
FISCHWANDERUNG<br />
Die durch fünf Fischwanderhilfen in der mittleren Iller (Bayern) aufwandernden Fische werden<br />
mit solchen modernen Zählbecken mit elektrisch hebbarem Boden untersucht.<br />
WANN WANDERN<br />
FISCHE?<br />
Manche Fische unternehmen weite<br />
Wanderungen, um geeignete Nahrungs-,<br />
Lebens- oder Laichgebiete zu erreichen.<br />
Dr.Tobias Epple von der Fischereifachberatung<br />
Unterfranken, zeigt in seiner Studie<br />
zum Thema Fischwanderverhalten an der<br />
Iller in Bayern, welche Auswirkungen Umweltfaktoren<br />
und vieles mehr sich auf die<br />
Wanderaktivität der Fische auswirkt.<br />
Fotos: Tobias Epple<br />
Die Frage wann Fische<br />
ihre größte Aktivität<br />
zeigen, bewegt wohl<br />
so ziemlich jeden<br />
(Fliegen-)Fischer.<br />
Dazu gibt es unzählige<br />
„Regeln“, von denen sich die meisten<br />
Angler irgendwann ihre eigenen zurechtlegen.<br />
So manch einer schwört darauf,<br />
dass Fische bei fallendem Luftdruck inaktiv<br />
werden und nicht mehr beißen, andere<br />
wiederum meinen das Gleiche geschehe<br />
bei Ostwind. Viele solcher Regeln folgen<br />
jedoch keinen seriösen wissenschaftlichen<br />
Studien.<br />
Im Rahmen einer umfangreichen Studie<br />
an der mittleren Iller (Bayern) wurde von<br />
der Universität Augsburg die Auswirkungen<br />
vieler unterschiedlicher Umweltfaktoren,<br />
wie beispielsweise Mondphase,<br />
Windstärke und Luftdruck, auf die<br />
Aktivität von Fischen wissenschaftlich<br />
untersucht. Hierbei wurde allerdings<br />
nicht deren Fress-, sondern die Wanderaktivität<br />
erforscht.<br />
Hintergrund der Studie war der Bau<br />
von Fischwanderhilfen um fünf Wasserkraftwerke<br />
auf 25 km Flussstrecke<br />
durch die LEW Wasserkraft GmbH.<br />
Fischwanderhilfen ermöglichen es<br />
Fischen, Querbauwerke und Wanderhindernisse<br />
zu umschwimmen. Um genau zu<br />
untersuchen, welche Fischarten wann, in<br />
welchen Größen und Stückzahlen durch<br />
die Fischwanderhilfen aufsteigen, wurde<br />
in diese jeweils ein modernes Fischzählbecken<br />
mit elektrisch hebbarem Boden<br />
integriert.<br />
Bei der Aufwanderung durch die<br />
Fischwanderhilfen müssen Fische über<br />
eine Reusenkonstruktion in die Zählbecken<br />
einschwimmen und können<br />
diese anschließend nur noch erschwert<br />
verlassen.<br />
In Zusammenarbeit mit den beiden<br />
ansässigen Fischereivereinen Memmingen<br />
und Neugablonz wurden so über<br />
fast 4,5 Jahre hinweg, täglich die durch<br />
die Fischwanderhilfen aufsteigenden<br />
Fische vermerkt, bestimmt und vermessen.<br />
Zudem wurden alle Fische ab einer<br />
Länge von 20 cm an jedem Zählebecken<br />
an einer anderen Körperstelle mit einem<br />
blauen Punkt markiert, um die Wanderung<br />
durch das gesamte Untersuchungsgebiet<br />
nachvollziehen zu können.<br />
30 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
Fischwanderhilfen wiedergefangen, wobei<br />
er nachweislich drei Abdriftbewegungen<br />
über Wehre ausführte. Ein anderer Huchen<br />
wurde zweimal innerhalb von zwei<br />
Tagen dokumentiert, wobei er eine Distanz<br />
von mindestens 5,9 km zurücklegte.<br />
Es ergab sich dadurch eine durchschnittliche<br />
stromaufwärtsgerichtete Wandergeschwindigkeit<br />
von mindestens knapp 300<br />
Meter pro Stunde.<br />
Eine Rotfeder stieg innerhalb von 18<br />
Tagen über drei hintereinanderliegende<br />
Fischwanderhilfen auf und legte dabei<br />
eine Distanz von mindestens 18 km<br />
zurück.<br />
Durch Markierungen mit blauen Punkten an verschiedenen Körperstellen der Fische konnte die Wanderung über<br />
mehrere Fischwanderhilfen hinweg nachvollzogen werden.<br />
ERGEBNISSE VON 33 ARTEN<br />
Insgesamt wurden 66.020 Fische aus<br />
33 Arten beim Aufstieg durch die fünf<br />
Fischwanderhilfen nachgewiesen. Die<br />
häufigsten Arten waren Laube (über<br />
20.000), Döbel (über 11.000) und Barsche<br />
(über 8.000).<br />
Von Salmoniden wurde die Stromaufwärtswanderung<br />
von rund 3.350 Äschen,<br />
800 Regenbogenforellen, 340 Bachforellen<br />
und 36 Huchen aufgenommen.<br />
Besonders erstaunlich dabei war, dass<br />
Barsche so zahlreich wandern, sind sie<br />
doch vielerorts eher als relativ ortstreue<br />
Fischart bekannt. Mit blauen Punkten<br />
wurden davon über 5.500 Fische markiert.<br />
Über die Markierungen konnte<br />
gezeigt werden, dass Fische über bis zu<br />
vier Fischwanderhilfen hintereinander<br />
aufgestiegen sind und dabei Distanzen<br />
über 19 km zurücklegten! Solche weiten<br />
Aufstiege wurden wieder am häufigsten<br />
von Barschen durchgeführt, gefolgt von<br />
Döbeln und Barben. Ebenso erstaunlich:<br />
Markierte Fische wurden häufig auch im<br />
selben Zählbecken wiedergefangen, in<br />
welchem sie markiert wurden. Da eine<br />
Abwanderung über die Fischwanderhilfen<br />
während der Projektlaufzeit durch die<br />
Konstruktion der Zählbecken nicht möglich<br />
war, mussten diese bei geöffneten<br />
Wehrklappen oder Grundablässe über die<br />
Wehre abgedriftet worden und anschließend<br />
erneut in den Fischwanderhilfen<br />
aufgestiegen sein.<br />
VIER MAL DERSELBE HUCHEN!<br />
Solche Abdriftbewegungen wurden in<br />
besonders hohen Anteilen von Huchen,<br />
Bach- und Regenbogenforellen nachgewiesen.<br />
Ein Huchen wurde so sogar viermal<br />
innerhalb eines Jahres in mehreren<br />
10 FAKTOREN WURDEN BERÜCKSICHTIGT<br />
Um herauszufinden, welche Umweltfaktoren<br />
die Aufstiegsbewegungen von<br />
Fischen beeinflussen, wurden täglich<br />
zehn Umweltfaktoren aufgenommen:<br />
Wassertemperatur, Abfluss, Tageslänge,<br />
Schwebstoffgehalt, Tag des Mondzyklus,<br />
Windgeschwindigkeit, Globalstrahlung,<br />
Luftdruck, Erdmagnetfeld und Erderschütterungen.<br />
Bei den Umweltfaktoren,<br />
bei denen es möglich war, wurden auch<br />
die Veränderungen zum Vortag mit<br />
einbezogen. Nun wurde herausgearbeitet,<br />
welche der Faktoren die Aufstiegszahlen<br />
der 17 häufigsten Arten beeinflussen,<br />
jeweils aufgeteilt in geschlechtsreife und<br />
nicht-geschlechtsreife Individuen.<br />
EIN BEISPIEL ANHAND DER ÄSCHE<br />
Für viele Arten war dabei besonders<br />
ein starker Zusammenhang zwischen<br />
der Wassertemperatur und Tageslänge<br />
und den Aufstiegszahlen erkennbar.<br />
➜<br />
Über Farbmarkierungen konnte gezeigt werden, dass<br />
sich Fische über Wehre abgedriftet werden, wenn<br />
deren Grundablässe (auf der linken Seite des Wehrs)<br />
oder Wehrklappen (auf der rechten Seite des Wehrs)<br />
geöffnet sind.<br />
Geschlechtsreife Äschen („adult“) zeigen ihre höchste Wanderaktivität bei Wassertemperaturen von 6,0 bis 6,9<br />
°C, nicht-geschlechtsreife („juvenil“) dagegen bei Wassertemperaturen über 20,0 °C.<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
31
Geschlechtsreife Äschen zeigten beispielsweise<br />
in Abhängigkeit von der Wassertemperatur<br />
die höchsten Aufstiegszahlen<br />
zwischen 6,0 und 6,9 °C was dem typischen<br />
Temperaturintervall während der<br />
Laichwanderung entspricht.<br />
Im Gegensatz dazu stiegen nichtgeschlechtsreife<br />
Äschen am zahlreichsten<br />
bei Wassertemperaturen über 20,0 °C<br />
durch die Fischwanderhilfen auf. Dies ist<br />
am wahrscheinlichsten, als Ausweichbewegung<br />
vor zu hohen Wassertemperaturen<br />
zu interpretieren.<br />
erhöhte Aktivität als Reaktion auf ein<br />
durch wenig Licht vermindertes Risiko<br />
von Fressfeinden angegriffen zu werden.<br />
Vereinfacht gesagt, sehen in dunklen<br />
Nächten Räuber die kleinen Barsche<br />
einfach schlechter, wodurch diese mutiger<br />
werden. Dasselbe gilt auch für andere<br />
Kleinfische und nicht-geschlechtsreife<br />
womöglich erhöhte Aktivität aufgrund<br />
eines geringeren Jagderfolgs bedingt sein.<br />
Der Raubfisch muss schlichtweg mehr<br />
schwimmen, um an seine Nahrung zu<br />
kommen. Dasselbe gilt auch für große<br />
Bachforellen.<br />
Solche Zusammenhänge zwischen den<br />
untersuchten Umweltfaktoren und dem<br />
DER MOND HAT EINFLUSS!<br />
Aber auch eher ungewöhnliche und unter<br />
Anglern viel diskutierte Umweltfaktoren<br />
wie zum Beispiel die Mondphase oder<br />
der Luftdruck zeigten auf die Wanderaktivität<br />
von so mancher Fischart einen<br />
deutlichen Einfluss. So wurden etwa bei<br />
niedrigem Luftdruck unter 929,9 hPa<br />
höhere Aufstiegszahlen von geschlechtsreifen<br />
Äschen dokumentiert als bei<br />
hohem Luftdruck über 930,0 hPa. Nichtgeschlechtsreife<br />
Äschen zeigten dagegen<br />
bei mittlerem bis hohem Luftdruck von<br />
935,0 bis 949,9 hPa die höchste Wanderaktivität.<br />
Einen deutlichen Zusammenhang der<br />
Aufstiegszahlen mit der Mondphase<br />
zeigte sich beispielsweise bei Barschen.<br />
Nicht-geschlechtsreife Barsche wurden<br />
bei Neumond in deutlich höheren Zahlen<br />
in den Fischwanderhilfen nachgewiesen<br />
als bei anderen Mondphasen. Die wahrscheinlichste<br />
Erklärung hierfür ist eine<br />
Nicht-geschlechtsreife Barsche („juvenil“) wurden bei Neumond in deutlich höheren Zahlen in den Zählbecken<br />
der Fischwanderhilfen nachgewiesen als bei anderen Mondphasen. Geschlechtsreife Barsche („adult“) ebenso<br />
bei Neumond, jedoch auch bei zunehmendem Mond.<br />
Stadien von Fischen, wie zum Beispiel<br />
Lauben und kleine Döbel. Allerdings<br />
zeigten auch große geschlechtsreife und<br />
dann selbst zum Fischräuber gewordene<br />
Barsche ebenso erhöhte Aufstiegszahlen<br />
bei Neumond und auch bei zunehmendem<br />
Mond. Die wahrscheinlichste Interpretation<br />
hierfür greift denselben Ansatz<br />
von der anderen Richtung auf. Die vermehrten<br />
Nachweise können durch eine<br />
Geschlechtsreife Äschen („adult“) wurden bei niedrigem Luftdruck unter 929,9 hPa in höheren Anzahlen in den<br />
Zählbecken der Fischwanderhilfen nachgewiesen als bei hohem Luftdruck über 930,0 hPa. Von nicht-geschlechtsreifen<br />
Äschen („juvenil“) wurden die höchsten Aufstiegszahlen bei mittlerem bis hohem Luftdruck von 935,0 bis<br />
949,9 hPa aufgezeigt.<br />
Wanderverhalten gibt es für fast alle<br />
Arten, wobei sich die Umweltfaktoren,<br />
die das Wanderverhalten beeinflussen,<br />
teilweise deutlich zwischen den einzelnen<br />
Arten unterschieden, ebenso die Reaktion<br />
der Arten auf diese. Die Darstellung aller<br />
Umweltfaktoren, die die Wanderbewegungen<br />
aller 17 häufigsten Arten und<br />
deren Altersklassen beeinflussen, würde<br />
hier den Rahmen sprengen. Doch werfen<br />
wir noch einen Blick auf die geschlechtsreifen<br />
Altersstadien der Salmoniden, sind<br />
diese doch für viele Fliegenfischer immer<br />
noch die wichtigsten Zielfische.<br />
In der Tabelle rechts habe ich dazu vereinfacht<br />
dargestellt, bei welchen Ausprägungen<br />
der Umweltfaktoren die höchste<br />
Wanderaktivität dokumentiert wurde.<br />
Vor allem für Äschen konnten hier Zusammenhänge<br />
mit vielen Umweltfaktoren<br />
erarbeitet werden. Regenbogenforellen<br />
zeigten dagegen auf viele Umweltfaktoren<br />
keine klaren Tendenzen. Wanderbewegungen<br />
wurden hier über einen breiten<br />
Verlauf der Umweltfaktoren nachgewiesen,<br />
ohne dass sich ausgeprägte Spitzen<br />
der Aufstiege zeigten. Auffällig ist auch,<br />
dass die höchsten Aufstiegszahlen der<br />
Bachforelle bei sehr hohen Wassertempe-<br />
32 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
REPORT<br />
FISCHWANDERUNG<br />
raturen nachgewiesen wurden. Dies mag<br />
den ein oder anderen Leser verwundern,<br />
verbinden die meisten Angler Bachforellen<br />
doch mit kühlen Gebirgsbächen.<br />
Doch genau hier liegt die Erklärung:<br />
Ähnlich wie junge Äschen weichen hier<br />
die Bachforellen zu hohen Wassertemperaturen<br />
aus und ziehen in Richtung der<br />
kühleren Quellbereiche.<br />
DIE HEGE VON FISCHEN<br />
Bekanntlich geht es vielen Fliegenfischern<br />
nicht nur um das Fangen, sondern auch<br />
um die Hege von Fischen. Gerade deshalb<br />
verfolgen viele Fischer und Vereine auch<br />
mit Interesse den Bau von Fischwanderhilfen<br />
und setzen sich mit viel Engagement<br />
für deren Passierbarkeit ein. Es<br />
bleibt die Frage, ob man einen Zeitraum<br />
definieren kann, in dem besonders auf<br />
die Passierbarkeit der Fischwanderhilfen<br />
geachtet werden muss? Die Antwort<br />
darauf ist einfach: Nein! Dies wäre zwar<br />
möglich, wenn man einzelne Arten isoliert<br />
betrachtet, durch das stark unterschiedliche<br />
Wanderverhalten der vielen in<br />
einem Gewässer vorkommenden Fischarten<br />
muss die Passierbarkeit der Fischwanderhilfen<br />
jedoch konsequent zu jeder Zeit<br />
gegeben sein. So wanderten z. B. adulte<br />
Hechte, Huchen, Äschen, Nasen, Barben<br />
und Döbel besonders zu ihrer jeweiligen<br />
Laichzeit zwischen März und Juni, viele<br />
Kleinfischarten und Jungfische im Hochsommer<br />
von Juni bis September, Barsche<br />
im frühen Herbst und junge Äschen vom<br />
Spätsommer bis in den Winter hinein.<br />
Einzig bei sehr kühlen Wassertemperaturen<br />
im Winter sowie bei starken<br />
Hochwässern, nahmen die Wanderzahlen<br />
deutlich ab.<br />
EIN PUNKT ZUR TAGESZEIT<br />
Dem aufmerksamen Leser mag es vielleicht<br />
schon aufgefallen sein, dass gar<br />
nichts zur Tageszeit geschrieben wurde.<br />
Durch die einmal tägliche Kontrolle der<br />
Fischzählbecken, konnte nicht bestimmt<br />
werden, zu welcher Tageszeit Fische in<br />
die Zählbecken eingeschwommen sind,<br />
deshalb lassen sich aus dieser Studie<br />
auch keine Schlüsse darüber ziehen, bei<br />
welchen Tageszeiten die betrachteten<br />
Fische ihre höchste Wanderaktivität<br />
Äsche Bachforelle Huchen<br />
Wassertemperatur 6,0 - 6,9 °C über 23,0 °C 8,0 bis 9,9 °C<br />
Änderung Wassertemperatur<br />
zum Vortag<br />
Jahreszeit<br />
fallend oder<br />
steigend<br />
Ende März bis<br />
Anfang April<br />
konstant oder<br />
stark fallend<br />
Ende August<br />
bis Anfang<br />
September<br />
Regenbogenforelle<br />
Keine klare<br />
Tendenz<br />
/ zunehmend<br />
Ende März bis<br />
Ende April<br />
Keine klare<br />
Tendenz<br />
Abfluss mittel / mittel mittel bis hoch<br />
Änderung Abfluss zum Vortag steigend / / stark sinkend<br />
zeigen. Vorhandene Studien präsentieren<br />
hier ein differenziertes Bild, das sich nur<br />
schwierig kurz zusammenfassen lässt. Auf<br />
viele Fischarten wurden jedoch Einflüsse<br />
der Tageszeit auf das Wanderverhalten<br />
nachgewiesen, welche je nach Fischart,<br />
Alter und Wandermotivation deutlich unterschiedlich<br />
ausgeprägt sind. Dies betrifft<br />
zum Beispiel auch vertikale Wanderungen<br />
vom Gewässergrund zur Oberfläche, die<br />
unter anderem beim Gründling ausgeprägt<br />
beschrieben wurden. Dem (sehr)<br />
interessierten Leser sei das englischsprachige<br />
Buch „Migration of Freshwater<br />
Fish“ von Martyn Lucas und Etienne<br />
Baras empfohlen.<br />
SCHLÜSSE FÜR DIE FISCHEREI?<br />
Die Diskussionen unter Anglern zum<br />
Einfluss von Umweltfaktoren auf die<br />
Aktivität sind mit Sicherheit berechtigt.<br />
Da in der Untersuchung an der Iller für<br />
viele Fischarten deutliche Zusammenhänge<br />
zwischen deren Aufstiegsverhalten<br />
und den Umweltfaktoren belegt werden<br />
konnten, sind solche Zusammenhänge<br />
mit Sicherheit auch für andere Bereiche<br />
des Fischverhaltens anzunehmen.<br />
Daher ist es zu raten, nach einem erfolgreichen<br />
Fangtag, einen Blick auf die<br />
Umweltfaktoren zu werfen. Wie war der<br />
Luftdruck? Welche Mondphase herrschte?<br />
Welche Wassertemperatur hatte das<br />
Gewässer? Gegebenenfalls lassen sich<br />
so an Ihrem Gewässer Zusammenhänge<br />
erkennen, die Ihnen langfristig zu einem<br />
besseren Verständnis der Fische und<br />
Ihrer Fänge verhelfen.<br />
Wer ist eigentlich<br />
Gewässertrübung niedrig /<br />
Änderung Gewässertrübung<br />
zum Vortag<br />
/<br />
Keine klare<br />
Tendenz<br />
sehr niedrig oder<br />
sehr hoch<br />
/ stark aufklarend<br />
Mondphase Vollmond Neumond / /<br />
Luftdruck niedrig / / /<br />
Wetter<br />
mäßig<br />
bewölkt<br />
/ mäßig bewölkt<br />
Hier eine Übersicht welche ausgewählte Umweltfaktoren sich auf das Wanderverhalten der untersuchten adulten<br />
Salmoniden auswirkten und bei welchen Ausprägungen die HÖCHSTE Wanderaktivität nachgewiesen wurde.<br />
/<br />
Keine klare<br />
Tendenz<br />
Tobias Epple<br />
Tobias Epple ist seit seiner Jugend mit Spinn-, Grundund<br />
Fliegenrute unterwegs, vorzugsweise auf Karpfen<br />
und Salmoniden. Die vorgestellten Ergebnisse sind<br />
Auszüge aus seiner Forschung, die er von 2015-<strong>2021</strong><br />
am Institut für Geographie der Universität Augsburg<br />
durchführte. *Die Ergebnisse wurden im Rahmen des<br />
ISOBEL-Projekts erarbeitet, welches von 2015 bis 2020<br />
an der mittleren Iller in enger Zusammenarbeit zwischen<br />
der LEW Wasserkraft GmbH, dem Institut für Geographie<br />
der Universität Augsburg, dem Fischereiverband Schwaben,<br />
der Fischereifachberatung des Bezirks Schwaben<br />
und dem Aueninstitut Neuburg an der Donau stattfand.<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
33
PRAXIS WURFSCHULE FÜR KINDER<br />
SPASS<br />
FLIEGT IN DER<br />
LUFT<br />
Fotos: A. Wessolowski<br />
Das <strong>Fliegenfischen</strong> für Kinder<br />
ist ein vernachlässigtes Thema,<br />
findet unser Autor Axel<br />
Wessolowski. Dabei ist das Erlernen<br />
gut zu Werfen kinderleicht.<br />
Damit der Spaß und Familienfrieden<br />
nicht auf der Strecke<br />
bleibt, teilt er hier gern<br />
ein paar Tipps.<br />
So stimmt‘s: Der Schüler<br />
hat die Rute in der Hand<br />
und der Wurflehrer bleibt<br />
im Hintergrund –<br />
symbolisch gesprochen.<br />
Luke steht mit seinen gelben<br />
Gummistiefeln einen<br />
Meter weit im Wasser.<br />
In der kleinen Bucht<br />
des Sees hat er ausreichend<br />
Platz zum Werfen.<br />
Während ein Eisvogel laut fiepend<br />
vorbeischießt, bewegt Luke die Rute vor<br />
und zurück und lässt so die Schnur über<br />
das Wasser fliegen. Ich muss ein wenig<br />
schmunzeln: mit seiner Fliegersonnenbrille<br />
sieht er ein wenig aus wie ein kleiner<br />
Lude. Die Schnur bildet gute Schlaufen<br />
und nur vereinzelt kommt es zu einem<br />
Bildung ist nicht das Befüllen<br />
von Fässern, sondern das Entzünden<br />
von Flammen.<br />
Kreuzen der Schnur mit sich selbst. Dabei<br />
ist es erst die vierte Stunde von Lukes<br />
Wurfschule …<br />
Kinder kommen oft zu kurz und beim<br />
<strong>Fliegenfischen</strong> scheint es auch nicht anders<br />
zu sein. Weniger als eine Handvoll<br />
Heraklit von Ephesos<br />
von Autoren widmeten sich dem Thema<br />
<strong>Fliegenfischen</strong> für Kinder.<br />
Aber Anstoß zum Schreiben dieses<br />
Textes war eine Beobachtung von mir<br />
auf einer Messe. Dort versuchte der<br />
Vater seinem Sohn, der höchstens zwölf<br />
34 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
Keinen Fisch gefangen,<br />
aber die<br />
Watweste von einem<br />
langjährigen<br />
Fliegenfischer<br />
tragen dürfen.<br />
Manchmal ist<br />
so wenig nötig,<br />
um Kinder zu<br />
erfreuen.<br />
Sei groß genug, um zu deinen<br />
Fehlern zu stehen, klug genug, um von<br />
ihnen zu profitieren und stark genug,<br />
um sie zu korrigieren.<br />
Jahre alt gewesen sein muss, am Wurfbecken<br />
die Grundzüge des Werfens beizu…<br />
– nun ja, ich sag mal so, es ist gut, dass<br />
der Rohrstock längst verboten ist. Ich<br />
weiß nicht, ob der Junge von Vornherein<br />
keine Lust dazu hatte, aber spätestens<br />
nach dem ersten lauten Anschiss durch<br />
den Vater war jeglicher Enthusiasmus<br />
seitens des genetischen Ablegers im Keim<br />
erstickt.<br />
Wie soll sich angeblich Albert Einstein<br />
zum Thema des Lernens geäußert<br />
haben? „Es gibt keine vernünftigere<br />
Erziehung als Vorbild zu sein, wenn<br />
es nicht anders geht, ein abschreckendes.“<br />
In dieser Hinsicht gab der Vater<br />
auf der Messe wirklich sein Bestes.<br />
John C. Maxwell<br />
SELBSTVERSUCH MIT LUKE<br />
Um jetzt selbst praktische Erfahrung<br />
sammeln zu können, entschied ich mich<br />
für ein kleines soziobiologisches Projekt.<br />
Alles was ich an Ausstattung dafür benötigte,<br />
besaß ich zum Glück, nur das Versuchsobjekt<br />
selbst fehlte noch. Zu meiner<br />
Freude gab es in meinem Umfeld Luke.<br />
Darf ich vorstellen: Ein Junge von neun<br />
Jahren, der nach eigener Aussage „lieber<br />
draußen als drinnen mit Computerspielen<br />
ist.“ Perfekt! Mit Luke würde ich<br />
auch gleichzeitig meinen jüngsten Schüler<br />
betreuen. Als Dozent hatte ich bisher<br />
Kinder ab zwölf bis hin zu Erwachsenen<br />
so kurz vor Tod unterrichtet.<br />
Sage es mir, und ich vergesse<br />
es; zeige es mir, und ich erinnere mich; lass<br />
es mich tun, und ich behalte es.<br />
Konfuzius<br />
Man achte auf die Handstellung!<br />
Ohne es weiter<br />
zu erklären, hat Luke sich<br />
für den Daumen-oben-Griff<br />
entschieden, ganz intuitiv.<br />
Für die Vorbereitung nahm ich mir viel<br />
Zeit und blickte zuerst zurück auf meine<br />
eigenen Erfahrungen als Wurfschüler.<br />
Was gefiel mir, was fand ich doof? Von<br />
welchen Werferinnen und Werfern nahm<br />
ich am meisten mit und warum? Und<br />
Kurse machte ich immer wieder, denn<br />
ich merke an mir selbst: zu glauben, man<br />
könne jetzt wirklich gut Werfen, bedeutet<br />
aufgehört zu haben, ein guter Werfer<br />
zu werden.<br />
Jedenfalls hatte ich mir einiges überlegt<br />
und so holte ich Luke für einen Start ins<br />
Fliegenwerfen ab. Bei allem, was nun folgen<br />
wird, stand für mich fest, Luke sollte<br />
Spaß haben! Dazu gehören aus meiner<br />
Sicht drei Dinge:<br />
1. Möglichst einfach!<br />
2. Weniger Zeigen, mehr Werfen.<br />
3. Der Schüler gibt das Tempo vor.<br />
Mit „möglichst einfach“ betreffend<br />
Punkt 1 meine ich, es so zu erläutern<br />
und zu zeigen, dass auch wirklich jeder<br />
versteht, worum es geht.<br />
Was unterscheidet z.B. das <strong>Fliegenfischen</strong><br />
beispielsweise vom Blinkerfischen?<br />
Anstatt jetzt hinzugehen und Luke einen<br />
von den verschiedenen Schnüren und<br />
den möglichen Gewichten der jeweiligen<br />
künstlichen Köder zu erzählen, ließ ich<br />
ihn einfach einen Wobbler und eine Fliege<br />
mit der Hand werfen. Der Unterschied<br />
ist offensichtlich – für jeden.<br />
Wie konnte also der Vater (der von der<br />
Messe) sich über die Tailing Loops seines<br />
Sprösslings aufregen, wenn der mit aller<br />
Wahrscheinlichkeit nicht einmal wusste,<br />
um was es sich dabei genau handelte?<br />
2. Mit „weniger Zeigen, mehr Werfen“<br />
meine ich, sich selbst zurückzunehmen.<br />
Nicht selten stellen sich die „Wurflehrer“<br />
vor die Wissbegierigen und zeigen<br />
ihr Können. Ich nutze ganz bewusst<br />
nur die männliche Form, denn bei weiblichen<br />
Instruktoren ist mir dieses Verhalten<br />
bisher noch nie aufgefallen. ➜<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
35
Wie dem auch sei, der ein oder andere<br />
mag dadurch vielleicht etwas lernen, aber<br />
die meisten Schülerinnen und Schüler<br />
schreckt es ab. Zumal das Fliegenwerfen<br />
ein Vorgang mit Gefühl ist. Wer nicht<br />
selbst wirft, kann diese Erfahrung nicht<br />
machen.<br />
Es sollte auch nicht um ein exaktes<br />
Kopieren des Meisters gehen. Den Wurfneulingen<br />
alles an die Hand zu geben,<br />
um selbst ein guter Werfer zu werden,<br />
darum geht es.<br />
Die Frage nach einem mehr Erzählen oder besser<br />
Zeigen stellt sich nicht. Warum eine Flugschnur für<br />
Fliegen benötigt wird, lässt sich durch ein einfaches<br />
Wurfexperiment mit Fliege und Wobbler demonstrieren.<br />
3. Der Schüler gibt das Tempo vor - dieser<br />
Punkt ist sicherlich für einige selbsternannte<br />
Lehrerinnen und Lehrer der<br />
schwerste Aspekt von Unterricht. Wessen<br />
eigene Geduld geringer ist als die des<br />
der amerikanische Fliegenfischer, Binder<br />
und Autor, berichtet selbst von den<br />
Schwierigkeiten mit der eigenen Tochter<br />
und wie sehr Eltern sich manchmal wünschen,<br />
die Erfahrung des <strong>Fliegenfischen</strong>s<br />
zu teilen; so sehr, dass sie beginnen, zu<br />
starken Druck auszuüben, bis natürlich<br />
die Kinder Gegendruck aufbauen.<br />
Auf alle Fälle ist es eine wunderbare<br />
Sache, seine Leidenschaft mit der nächsten<br />
Generation zu teilen und kann auch<br />
zu einer engeren Bindung führen. Wer<br />
aber nicht aufpasst, erreicht genau das<br />
Gegenteil.<br />
STOPP-PUNKTE DURCH PYLONEN<br />
Luke steht nach dem gemeinsamen<br />
Zusammensetzen der Rute und dem<br />
Einschlaufen der Schnur nun an einem<br />
Pylonen auf einer Wiese und bewegt die<br />
Rutenspitze horizontal zum Boden. Die<br />
vorgegebene Strecke ist von mir durch<br />
zwei weitere Pylonen markiert worden.<br />
Mit Sonnenschutz, einer Sonnenbrille auf<br />
und noch ohne Fliege bewegt Luke Rute<br />
Die einzige Art das Fliegenwerfen zu<br />
lernen, ist Fliegen zu werfen.<br />
Mel Krieger<br />
Also was schlage ich vor?<br />
Übe anfangs ohne Rute und Schnur.<br />
Jason Borger<br />
und Stoppen und dem „Wurfbogen bzw.<br />
-winkel“ – das große Vogel-V – vermitteln.<br />
Nach zwei Stunden mit Pausen (Kinder<br />
wie die Zeit vergeht…), merke ich eine<br />
Zunahme an Ungenauigkeiten. Luke<br />
selbst meint, seine Schulter würde anfangen<br />
zu schmerzen. Zeit, Feierabend zu<br />
machen. Bin selbst ein wenig überrascht,<br />
wie schnell sich bereits jetzt ein passabler<br />
Wurf zeigt. Auf dem Nachhauseweg<br />
frage ich Luke nach seinem Fazit. Mit<br />
einem strahlenden Lächeln antwortet er:<br />
„Ist cool!“<br />
Bei der Zusammenstellung der Ausrüstung<br />
war mir die Länge der zu werfenden<br />
Schnur sehr wichtig. Daher wählte ich<br />
für Lukes Anfänge die Schnur bewusst<br />
eine Klasse höher (#4) als von der Rute<br />
(#3) vorgegeben. Bei der Farbe entschied<br />
ich mich aus Gründen der besseren Sichtbarkeit<br />
für ein, der Hersteller bezeichnet<br />
es seinerseits als Hot Coral, grelles Rot.<br />
Damit es zunächst ohne ein Haken des<br />
Rasens losgehen konnte, warf Luke zuerst<br />
ohne Fliege, später mit einer Fliege,<br />
bei der ich aber den Hakenbogen entfernt<br />
hatte. Eine echte Fliege macht eben doch<br />
mehr her als nur ein Stück Wolle. Geht<br />
auch, aber mit Fliege ist es authentischer,<br />
deren Wirkung auf gar keinen Fall<br />
Kindes, sollte hingegen gut überlegen,<br />
ob er sich das wirklich antun möchte.<br />
Auch ist der etwas weniger nachgiebige<br />
Umgang mit den eigenen Kindern eine<br />
Tatsache. Wer möchte schon erkennen,<br />
dass sein eigen Fleisch und Blut sich wie<br />
ein Vollpfosten aufführt?<br />
So verstehe ich auch das ungeduldige<br />
Verhalten des Vaters, der auf der Messe<br />
versuchte, aus seinem Sohn – sozusagen<br />
aus dem Stand, einen Wurfguru zu<br />
machen. Die Vorzeichen standen dabei<br />
von Anfang an auf wirklich mies. Es ist<br />
eben ein schmaler Grad, wenn es um die<br />
eigene Familie geht. Tom Rosenbauer,<br />
und Schnur. Zuerst lasse ich ihn einen<br />
Schwung machen und dann gleich die<br />
Schnur ablegen. Aus dieser Position heraus<br />
kommt der nächste Schwung, usw.<br />
Stopp – Stopp, mehr ist Fliegenwerfen<br />
nicht, hat mir mal Mel Krieger schelmisch<br />
grinsend gesagt. Krieger, der aus<br />
meiner Sicht ein begnadeter Wurflehrer<br />
gewesen ist, verstand es, <strong>Fliegenfischen</strong><br />
nicht nur einfach aussehen zu lassen,<br />
sondern auch die Freude daran so wunderbar<br />
zu vermitteln.<br />
Jedenfalls konnte ich meinem jungen<br />
Wurf-Padawan schnell und nachvollziehbar<br />
die Verbindung aus Beschleunigung<br />
Das große Vogel-V klingt<br />
weniger abschreckend als<br />
„der Wurfwinkel“. Und<br />
veranschaulicht ist es ganz<br />
schnell, wie Luke beweist.<br />
36 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
PRAXIS WURFSCHULE FÜR KINDER<br />
unterschätzt werden sollte! Bei unserem<br />
zweiten Treffen lass ich Luke von der<br />
horizontalen in die vertikale Wurfebene<br />
wechseln. Wie gut dies funktioniert, zeigt<br />
sich an der guten Zielsicherheit meines<br />
Wurflehrlings. Er trifft den Zielkreis, für<br />
den ich einen vorhandenen Jonglierring<br />
mit einem Durchmesser von rund vierzig<br />
Zentimetern zweckentfremde. So kann<br />
aus meiner Tasche. Ich nutze die Fahrzeit,<br />
um Luke ein, zwei erste Knoten<br />
beizubringen. Zwei Haltestellen später<br />
hat er die Abläufe gut drauf.<br />
In einer kleinen idyllischen Bucht gehe<br />
ich mit Luke die Grundübungen durch,<br />
bevor ich mit dem Rollwurf beginne.<br />
Auf einen richtigen guten Wurf folgen<br />
oft drei, vier weniger gute Rollwürfe. So<br />
U-Bahn hole ich noch einmal Ring und<br />
Knoten heraus, aber ich sehe, es wird zu<br />
viel. So gebe ich Luke Ring, Schnur und<br />
Zielübungen lockern den praktischen<br />
Wurfteil auf und dienen<br />
zur Steigerung der Moral.<br />
Bei mehreren Schülern sollte<br />
aber kein Wettbewerb daraus<br />
gemacht werden!<br />
Wenn es dich Mühe kostet,<br />
machst Du‘s falsch.<br />
Lefty Krey<br />
ich spielerisch mit ihm weiter an dem<br />
eigentlichen Stopp–Stopp arbeiten.<br />
NACHSICHT STATT DRUCK<br />
Im Gegensatz zu unserem ersten Treffen<br />
wirkt Luke dieses Mal weniger konzentriert<br />
und es schleichen sich immer<br />
wieder Luftknoten ein. Wenn ich ihn allerdings<br />
frage, ob ein Wurf gut oder weniger<br />
gut war und woran das liegt, kann<br />
er mir immer eine korrekte Einschätzung<br />
liefern. Kinder … Ich entscheide früher<br />
Schluss zu machen, verspreche aber,<br />
das nächste Mal mit ihm ans Wasser zu<br />
gehen.<br />
Ich denke, auf einer Wiese zu beginnen,<br />
hat einige Vorteile. Man kann mit<br />
Markierung, wie den Pylonen, Jacken,<br />
Taschen, o. ä. arbeiten. Der Picknickplatz<br />
ist gleich zu Füßen und Wiesen<br />
zum Werfen findet man eigentlich<br />
immer.<br />
Allerdings werde ich immer versuchen,<br />
so schnell wie möglich aufs Wasser zu<br />
wechseln. Die Schnur verhält sich auf<br />
bzw. im Wasser einfach anders und es<br />
ist auch näher an dem „echten“ <strong>Fliegenfischen</strong><br />
dran. Erwachsenen mag das<br />
vielleicht egal sein, aber Kinder lassen<br />
sich so besser motivieren. Und zu Sehen<br />
gibt es ebenfalls mehr. So kann z. B.<br />
auch gleich ein wenig Insektenkunde mit<br />
einfließen.<br />
Gesagt getan, und der nächste Halt lautet<br />
See. Während wir in der U-Bahn sitzen<br />
und die blecherne Raupe sich ihren Weg<br />
durch die Tunnel rappelt, hole ich einen<br />
größeren Ring und ein Stück Reepschnur<br />
als ob er denkt, nach einem guten Wurf<br />
schnell noch einen weiteren guten Wurf<br />
hinterher zu machen. Ich drossel seinen<br />
Need for speed und siehe da, die Würfe<br />
werden gleichmäßig besser und besser.<br />
Die Abendsegler auf Insektenjagd signalisieren<br />
die anbrechende Nacht. Beim<br />
Plätschern kleiner Fischchen an der Wasseroberfläche<br />
packen wir ein und machen<br />
uns auf den Weg zur U-Bahn. In der<br />
Für einen Anfang reicht eine<br />
Wiese noch aus. Statt Pylonen<br />
zur Markierung zu nutzen, tun<br />
es auch Jacken, Taschen und<br />
ähnliche Sachen.<br />
Kopien einer Anleitung einfach mit und<br />
lass den Abend Abend sein. „Zu lernen,<br />
wie man eine Fliege wirft, macht Spaß,<br />
jede Ebene heizt den Eifer auf die nächste<br />
an,“ schreibt Krieger in seinem Buch The<br />
Essence of Flycasting. Dies ist auch ➜<br />
Der ist der beste Lehrer, der sich<br />
nach und nach überflüssig macht.<br />
George Orwell<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
37
SICHERHEIT GEHT VOR<br />
Einen scharfen und spitzen Gegenstand<br />
nah bei den Augen des eigenen Kindes<br />
vorbeisausen zu wissen, ist nicht für alle<br />
Eltern gemacht. Befolgt man aber ein paar<br />
Grundregeln, werden die Tage am Wasser<br />
sehr entspannt verlaufen:<br />
• Schwimmkurs vorab absolvieren<br />
• Mütze(n) gegen Sonne und Kälte<br />
• (Sonnen-)Brille als Schutz vor<br />
verirrten Fliegen<br />
• Sonnencreme und Mücken-/<br />
Zeckenschutzmittel<br />
• Insektenabhaltende Kleidung<br />
• Das Waten üben und Watstock<br />
einsetzen<br />
• Ggf. Schwimmhilfe/-weste<br />
• Alle Haken ohne Widerhaken<br />
• Kleines Erste-Hilfe-Set mitnehmen<br />
• Ausreichend Essen und vor allem<br />
Trinken mitnehmen<br />
• Regelmäßige Pausen einlegen<br />
das Gute am Lernen des Fliegenwerfens,<br />
denn gerade für die Einsteiger ist es relativ<br />
leicht, gute Fortschritte in kurzer Zeit<br />
zu machen. Neben den „Trockenübungen“<br />
steht selbstverständlich der Fang<br />
eines Fisches ganz oben auf der Liste.<br />
Konsequenterweise sah unsere vorerst<br />
letzte Unterrichtseinheit den Besuch eines<br />
Gleich von Anfang an sollte<br />
man die angehenden<br />
Fliegenfischer/-innen die<br />
erforderlichen Handgriffe<br />
selbst machen lassen.<br />
Zwei Dinge sollen Kinder<br />
von ihren Eltern bekommen:<br />
Wurzeln und Flügel.<br />
Angelsees vor. Die ausgesuchte Forellenanlage<br />
besitzt ein Fließgewässer, deren<br />
Strömung aber sehr gemäßigt ist. Als wir<br />
am Wasser entlang gehen und uns einen<br />
Platz aussuchen, meint Luke plötzlich:<br />
„Glaube nicht, dass ich einen fange.“<br />
Sofortige Motivationskorrektur von mir.<br />
An einem freien Platz angekommen,<br />
überlasse ich Luke selbstständig den<br />
Aufbau. Beim Anknoten der Fliege helfe<br />
ich dann doch etwas, denn die Knoten<br />
hat der junge Mann „nicht so wirklich“<br />
geübt. Was aber vollkommen in Ordnung<br />
für mich ist.<br />
Für den ersten Wurf zeige ich ihm<br />
das Verlängern der Schnur mithilfe der<br />
Wasseroberfläche. Er findet das so toll,<br />
er macht es unnötigerweise noch einige<br />
Male von selbst. Schau mal einer an, was<br />
alles so Begeisterung hervorruft. Wenn<br />
er wüsste, dass er gerade angewandte<br />
Physik betreibt … Ich gebe Luke noch<br />
eine Brille, da er seine zuhause vergaß<br />
und zeige ihm dann die Anzeichen von<br />
Johann Wolfgang von Goethe<br />
Am Anfang, wenn die Knoten noch nicht sicher<br />
beherrscht werden, kann man Fliegen mit Spitzenmaterial<br />
und fertigen Schlaufen vorbereiten.<br />
Fischaktivität. Vereinzelt springt mal eine<br />
Forelle aus dem Wasser.<br />
Nachdem wir die beiden Würfe nochmals<br />
durchgegangen sind, fängt Luke<br />
mit einer Nymphe an zu fischen. Leider<br />
passiert nichts. Nach einer Weile lässt<br />
seine Konzentration nach und die Würfe<br />
werden schlechter. Immer öfter muss er<br />
das Vorfach entknoten. Ich gebe hin und<br />
wieder verbale Hilfestellung, kommentiere<br />
aber nicht jeden Wurf...<br />
Ich spüre, wie der Frust sich in ihm<br />
breit macht. Ohne dass er es von mir hat,<br />
beherrscht er schon ein paar wichtige<br />
Ausreden für Fliegenfischer: „Dort ist es<br />
tiefer. Da ist es viel breiter. Da hinten ist<br />
ja auch viel mehr Fisch.“ Ich kann mir<br />
meine Erwiderung nicht verkneifen und<br />
frage: „Ach, und dort wirfst du dann<br />
besser?“ Wir müssen beide lachen.<br />
EINE REALISTISCHE LEKTION<br />
Als es nun Zeit wird zu gehen, muss<br />
Luke sich der Tatsache stellen, keinen<br />
Fischkontakt gehabt zu haben. Auf dem<br />
Weg zum Auto frage ich zwei Angler, die<br />
bestätigen, es sei heute äußerst schwierig<br />
gewesen. Ein anderer Fliegenfischer<br />
brauchte mehrere Stunden mit einem<br />
Streamer, bevor er eine Forelle landete.<br />
Doch Luke scheint das nicht mehr zu<br />
interessieren. Zu groß die Enttäuschung.<br />
Aber auch wenn ich ihm den Fang<br />
38 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
PRAXIS WURFSCHULE FÜR KINDER<br />
häufig gefragt: Was ist denn das richtige<br />
Alter, um mit dem Werfen beziehungsweise<br />
<strong>Fliegenfischen</strong> anzufangen?<br />
Brooke, Rosenbauers Tochter, saß mit<br />
vier Jahren auf seinem Schoß, wenn er<br />
Fliegen band. Aber es war nicht das Alter,<br />
welches darüber entschied, sondern<br />
ihr gesteigertes Interesse! Wann immer<br />
sich ein Kind für etwas interessiert, sollte<br />
dieses Interesse gefördert werden. Da<br />
spielt das Alter dann keine Rolle mehr.<br />
Und nun wünsche ich Ihnen viel Freude<br />
beim <strong>Fliegenfischen</strong> mit dem Nachwuchs!<br />
Ich habe gelernt, dass in jedem Alter<br />
Kinder sich sehr stark in ihren Fähigkeiten<br />
unterscheiden …<br />
gewünscht hätte, so ist diese Erfahrung<br />
doch wesentlich realistischer. Wie man<br />
damit umgeht, gehört zur Charakterbildung<br />
eines angehenden echten Fliegenfischers<br />
dazu.<br />
Ich weiß nicht warum, aber ich lass ihn<br />
meine Fliegenweste anziehen. Diese, viel<br />
zu groß, lässt Luke aber breit strahlen<br />
Philip Brunquel<br />
Erstes Mal beim Fischen<br />
und es wird die Nymphe<br />
schon wie ein alter Hase<br />
gestrippt.<br />
und er freut sich wie Bolle. Und ehrlich<br />
gesagt freue ich mich auch. Als ich dann<br />
auch noch ein paar Aufkleber von Regenbogenforellen<br />
und Saiblingen aus der<br />
Tasche ziehe, scheint das Ende des Tages<br />
doch nicht mehr so schlimm.<br />
Eine letzte Sache noch, bevor ich jetzt<br />
zum Schluss komme, denn ich werde<br />
Es sollte nicht ausschließlich ums Werfen<br />
gehen. Selbst ein kleiner Marienkäfer<br />
kann Abwechslung bedeuten und die<br />
Verbindung zu den Fliegen schaffen.<br />
ALLES FÜR EINEN GELUNGENEN START<br />
Hier ein paar Überlegungen von Axel<br />
Wessolowski für einen gelungenen Einstieg<br />
zusammengefasst:<br />
• Für den Anfang kein neues und schon<br />
gar nicht hochpreisiges Gerät anschaffen<br />
• Rutenaktion: mittelschnell<br />
• Rutenklasse: #1-5<br />
(je nach Größe des Kindes)<br />
• Schnurklasse: eine Klasse höher als<br />
die Rute<br />
• Schnurfarbe: gut sichtbar<br />
• Nur bei Interesse die Kinder an das<br />
Thema heranführen. Kinder geben<br />
das Lerntempo vor.<br />
• Die eigene Motivation hinterfragen,<br />
warum das eigene Kind <strong>Fliegenfischen</strong><br />
erlernen soll (wenn es für das eigene<br />
Ego ist, lieber nach Alternativen suchen).<br />
• Einfache Sprache beim Erklären<br />
verwenden (den Fachjargon lernt ein<br />
Kind mit der Zeit nebenbei).<br />
• Was man praktisch zeigen kann, auch<br />
immer zeigen, statt mit Worten zu<br />
versuchen alles zu erklären.<br />
• Das Kind steht immer im Fokus!<br />
• So lange das Anknoten von Fliegen noch<br />
Schwierigkeiten bereitet, Fliegen mit<br />
Vorfach und fertiger Schlaufe zum<br />
Anschlaufen vorbereiten.<br />
• In der Anfangszeit bedeutet<br />
gemeinsames Fischen es fischt nur<br />
einer, nämlich der Nachwuchs.<br />
• Übungsruten, die kurzen ohne<br />
Rollenhalter, können fast überall<br />
eingesetzt werden.<br />
• Die eigenen Kinder lieber von einer<br />
nicht-verwandten Person unterrichten<br />
lassen.<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
39
REPORT LITERATURVORSTELLUNGEN<br />
Buch-Tipps<br />
Ein Gläschen Wein, warme Socken, ein<br />
gemütlicher Sessel und ein gutes Buch:<br />
Der Herbst kann kommen. Wir haben<br />
die interessantesten Bücher für Fliegenfischer<br />
aus <strong>2021</strong> für unsere Leser unter die<br />
Lupe genommen und geben Ihnen einige<br />
besonders lesenswerte Empfehlungen.<br />
EIN MUST-READ – DER FLIEGENFISCHER<br />
Auf meinem Schreibtisch landete das Buch „Der Fliegenfischer“ – das<br />
Wesen und Wesentliche des <strong>Fliegenfischen</strong>s“ und ich ertappte mich<br />
beim Gedanken, dass schon wieder jemand den Typus Fliegenfischer<br />
genau unter die Lupe nehmen möchte ... Ich begann etwas voreingenommen<br />
im Buch zu blättern. Ganz unbewusst fing ich aber an, darin<br />
zu lesen – unerwartet lange. Ehrlicherweise vergaß ich dabei die Zeit<br />
für die Vorbereitung unseres Mittagessens und war mir aber indes sicher,<br />
ein wirklich gelungenes Buch in Händen zu halten. Im Laufe der<br />
nächsten ruhigen Abende kehrte ich immer wieder zu dem schönen<br />
Werk zurück. Es besitzt eine hochwertige Haptik, das Potpourri der<br />
Kapitel ist gut gewählt, die schönen Bilder (es handelt sich wirklich<br />
um Traumbilder von Bächen in Österreich, Gletscherkulissen in Patagonien<br />
und Gewässern in amerikanischen Salzwassergebieten), lassen<br />
einen tief in die Welt des <strong>Fliegenfischen</strong> versinken. Es ist sehr schön<br />
gestaltet und vor allem geht es nicht nur darum, viele oder möglichst<br />
große Fische zu fangen, der Leser erfährt eine schöne Anleitung zum<br />
Fischen – von der richtigen Wurftechnik, über passende Materialien<br />
beim Binden aber auch über Respekt und Wertschätzung unserer<br />
Umwelt. Fazit: ein rundum gelungenes Buch!<br />
Corinna Leppin<br />
Servus Verlag • www.servus-buch.at • Preis: 48 €<br />
40 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
UMWELTSCHUTZ FÜR KINDER<br />
Es gibt unzählige nette Kinderbücher auf dem Markt, aber besonders<br />
gut gefallen sie mir immer dann, wenn sie eine Mischung aus spannender<br />
Unterhaltung und zugegebenermaßen auch einem kleinen<br />
Lernfaktor besitzen… Das Buch „Sandor – der geheime Schwarm“<br />
von Dorothea Flechsig bietet beides und es wird ein aktuelles Thema<br />
für Kinder leicht aufbereitet: das Insektensterben und den Umweltschutz,<br />
der dies verhindern kann. Ich finde es gut und wichtig, denn<br />
auch unsere Kinder sollten lernen, warum sie die Natur wertschätzen<br />
müssen und was sie tun können, um sie zu erhalten.<br />
Kurz zur Geschichte: Jendrik und seine Freunde finden heraus,<br />
warum Fledermäuse immer weniger Nahrung finden. Sie lernen mit<br />
„Sandor“, dem kleinen Fledermaus-Freund, warum es so wichtig ist,<br />
dass Insekten nicht vernichtet werden und wie man sich auch als Kind<br />
für Umweltschutz stark machen kann. Die Geschichte gibt Kindern<br />
zudem Mut, sich für etwas Großes einzusetzen und zeigt anhand<br />
von Charakteren wie Friedrich, das in jedem Kind etwas steckt, auch<br />
wenn man das vielleicht auf den ersten Blick nicht immer sieht. Eine<br />
schöne Geschichte. Wir haben bereits ein weiteres Buch von der Autorin<br />
bestellt – diesmal aus der Reihe Petronella Glückschuh: „Naturforscher-“<br />
und „Tierfreundschaftsgeschichten“ und können es ehrlich<br />
kaum abwarten, es endlich lesen zu können. Corinna Leppin<br />
Glückschuh-Verlag • www.glueckschuh-verlag.de • Preis: 12,95 €<br />
DAS ETWAS ANDERE BINDEBUCH<br />
Der südafrikanische Angler und Autor Gordon van der Spuy hat<br />
ein Buch mit dem Titel „The Feather Mechanic“ herausgebracht<br />
und es erinnert anfangs stark an Oliver Edwards‘ „Flytying Masterclass“<br />
mit seinen Zeichnungen. Und dennoch unterscheiden<br />
sich Gordons und Oliver Edwards‘ Art, Fliegen zu binden. Van<br />
der Spuy legt Wert auf „Form folgt Funktion“ – die Wahl der<br />
Materialien und Formen richten sich beispielsweise danach, wie<br />
unter anderem die Fliege im Wasser funktioniert, was Beweglichkeit,<br />
Lichtdurchlässigkeit und Sinkgeschwindigkeit etc. angeht.<br />
Dabei soll möglichst das Jagdverhalten der Fische im Vordergrund<br />
stehen, welches bestenfalls durch die Fliege ausgelöst wird. Es<br />
wundert also nicht, dass auch der Squirmy Worm auch vorgestellt<br />
wird.<br />
Es ist bestimmt kein traditionelles Bindebuch – es geht anders<br />
an die Themen heran, vor allem weil es „lesbar“ ist, was bedeutet,<br />
dass man es als Unterhaltung verstehen kann, anstatt es als<br />
Lexikon zu benutzen, das man nur herausholt, wenn man eine<br />
bestimmte Fliege nachbinden will. „The Feather Mechanic“ ist<br />
eine nette Abwechslung zu den sonstigen Schritt-für-Schritt-Anleitungen.<br />
Die Zeichnungen sind selbsterklärend und der Anfänger/<br />
Fortgeschrittenen-Spagat gelingt. Ein gutes Buch mit zwanzig<br />
Mustern (Trocken, Streamer, Nymphe). Corinna Leppin<br />
Forelle & Äsche Verlag • www.fundae.de • Preis: 29,90 €<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
41
TOLLE ABENTEUER MIT ECHTEN TYPEN<br />
Ein kleines aber feines Buch namens „Ferne Welt“ von Charles<br />
Rangeley-Wilson ist erschienen und bietet Unterhaltung pur – und<br />
zwar nicht nur für Fliegenfischer! Es werden 14 Kurzgeschichten von<br />
den schottischen Inseln über das kroatische Hochland bis hin ins arktische<br />
Quebec erzählt, in denen es sich nicht immer „nur“ ums Fischen<br />
dreht. Der Autor gibt Beobachtungen eigenwilliger Charaktere wieder,<br />
die einen zum Schmunzeln bringen:<br />
Auszug aus „Mückenspray am Arsch“<br />
… Einer der Männer ging raus zum Rauchen. Ich folgte ihm, um mir die<br />
Landschaft anzusehen. Hinter dem ölbefleckten staubigen Lager und den<br />
Treibstoffsilos, oxidierten zwei Flugzeuge auf platten Reifen im Gebüsch.<br />
Der Typ zündete sich eine an. Er wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht<br />
herum, warf die Kippe zu Boden und lief zurück ins Foyer.<br />
„Scheiß Mücken“, sagte er, als er an mir vorbeiging. Plötzlich hatte ich<br />
eine in der Nase und eine im Ohr. Kregg und Cliff lachten, als ich wieder<br />
reinkam. „Krass, oder?“, sagte Kregg und lachte in sich hinein, dass seine<br />
schweren Schultern wippten. „Killerbiester“, sagte ich. „Allerdings“, erwiderte<br />
Kregg, der Ahnung von allem hatte. Mich identifizierte er sofort<br />
als englischen Warmduscher. Ich kramte in meiner Tasche. Kregg sah zu.<br />
Dann nickte er Cliff zu und wies mit dem Daumen auf mich. „Was’n das<br />
für’n Mädchengeruch?“, fragte Kregg. „Mückenspray“, erwiderte ich.<br />
„Stinkt wie Parfüm“. „Mückenspray am Arsch“, fügte Cliff hinzu und<br />
hob das Kinn. „Hier geht nur DEET“. Corinna Leppin<br />
Forelle & Äsche Verlag • www.fundae.de • Preis: 15,90 €<br />
TOLLES DETAILWISSEN<br />
Ich war natürlich äußerst gespannt, als mir Steffan Jones, ein<br />
neuer Autor für FliFi, sein eigenes Buch zur Meerforellenfischerei<br />
schickte – immerhin ist das eine Fischart, die mich über die<br />
Maßen interessiert. Zwei Infos vorab: In seinem Buch beschäftigt<br />
sich Steffan vor allem mit der Flussfischerei auf Meerforellen. Die<br />
meisten Erfahrungen hat er dabei in Flüssen seiner walisischen<br />
Heimat gesammelt. Die Erkenntnisse sind indes zum größten<br />
Teil auf andere Flüsse und Situationen übertragbar. Schon das<br />
Vorwort macht deutlich, wie sehr Steffan der Meerforelle und<br />
besonders der Nachtfischerei im Fluss verfallen ist. Der Blick in<br />
das Inhaltsverzeichnis zeigt, dass die spannendsten Aspekte der<br />
Meerforellenfischerei angesprochen werden. Inzwischen habe ich<br />
das gesamte Buch (in englischer Sprache) durchgelesen und bin<br />
begeistert über das enthaltene Fachwissen. Im Laufe von Steffans<br />
intensiver Laufbahn als Meerforellenfischer hat er sich offensichtlich<br />
einen gewaltigen Erfahrungsschatz angeeignet und kann<br />
diese Erkenntnisse mit Witz und Charme vermitteln. Für mich<br />
eines der lesenswertesten Praxis-Bücher und eine klare Lese-<br />
Empfehlung für alle Meerforellenfischer. Johannes Radtke<br />
www.fishing-wales.com • Preis: 30 GBP<br />
bestellbar per Mail: book@sea-trout.co.uk<br />
42 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
REPORT<br />
LITERATURVORSTELLUNGEN<br />
WAS LEBT IN UNSEREN GEWÄSSERN?<br />
Auch wenn der eine oder andere FliFi-Leser das Buch „Fische,<br />
Krebse, Muscheln in heimischen Seen und Flüssen“ von Wolfgang<br />
Hauer vielleicht schon kennen mag – das in bereits 3.<br />
Auflage erhältliche Buch verdient es, noch einmal etwas näher<br />
vorgestellt zu werden. Es bietet interessierten Fischern, Naturliebhabern<br />
und Experten (ob nun selbsternannt oder nicht),<br />
einiges an Fachwissen. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der<br />
schnellen Bestimmung anhand leicht erkennbarer Unterscheidungsmerkmale<br />
am Äußeren der Tiere, daneben wird auch auf<br />
wichtige innere Unterscheidungsmerkmale eingegangen. Neben<br />
dem für die Bestimmung wichtigen Erscheinungsbild, wird auch<br />
die Biologie, der natürliche Lebensraum, die Nahrung oder die<br />
Fortpflanzung der Arten behandelt. Details werden in tollen Fotos<br />
gezeigt, daneben enthält es auch Fotos von Naturstandorten.<br />
Sofern eine Gefährdung der Art besteht, werden deren Ursachen<br />
aufgelistet und ihre Bedeutung für die Angelfischerei beschrieben.<br />
Das Buch ist mehr als ein „Bildband“ oder „Schnellbestimmungsschlüssel“,<br />
es ist für alle, die sich für das „verborgene<br />
Leben unter Wasser“ interessieren. Corinna Leppin<br />
Leopold Stocker Verlag • www.stocker-verlag.com<br />
Preis: 29,90 €<br />
OLIVIA IST EINFACH WUNDERBAR!<br />
Rezensions-Notiz: FliFi-Redaktionstochter Anni ist 10 Jahre, liebt<br />
Pferde und hat ein großes Herz für alle Tiere. Natürlich kennt sie<br />
sich mit Fischen gut aus und liest mal kurz das Buch „ein Woolly<br />
Bugger namens Olivia“. Begeistert legt es Anni wieder hin und auf<br />
die Frage hin, was ihr denn so gut an Olivia gefallen hat, erklärt sie<br />
begeistert folgendes im O-Ton:<br />
„Es geht um Olivia, einen Woolly Bugger, die anders aussieht wie<br />
andere Fliegen und im Feriencamp ist. Olivia wird ausgelacht und<br />
ausgeschlossen. Sie ist alleine und sehr schüchtern. Andere Fliegen<br />
haben schöne, bunte Farben und Olivia ist traurig über ihre grünen<br />
Federn! Die Trockenfliegen sind gemein zu ihr, außer ihrer Freundin<br />
Paula (Patridge Orange, einer Nassfliege) und Gilbert (Gold-Ribbed<br />
Hasenohr), der wohl eine Nymphe ist. Die Freunde helfen Olivia<br />
und sagen, dass sie sehr gut Fische fangen kann und alle Fliegen<br />
anders sind. Die Angeber-Trockenfliegen sind an der Oberfläche,<br />
die Nymphen irgendwie am Boden und die Nassfliegen tauchen<br />
im Wasser. Nur Olivia kann nicht schwimmen und wird „Woolly<br />
Blubber” gerufen und plumpst wie ein Stein. Das ist nicht nett und<br />
das sagt auch der Lehrer Herr Minnow. Er meint, wenn Olivia übt,<br />
kann sie sich schnell wie ein kleiner Fisch im Wasser bewegen. Und<br />
das klappt! Am Ende kommen Olivia und ihre Freunde mit in die<br />
Fliegenbox, in die erste Reihe! Das Buch ist toll, weil wenn man<br />
einfarbig und schüchtern ist, man trotzdem genauso gut ist wie<br />
Trockenfliegen.“ Corinna Leppin<br />
Forelle & Äsche Verlag • www.fundae.de<br />
Preis: 14,90 €<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
43
Schwerpunkt: Trocken im Spätsommer • Meerforelle im Fluss • Wurffehlerteufel • Futterkörbe im Bach • Auswertung Hakentest • Zander & Deckung • Holz-Taktik • Reportagen und Realität • Gewässer: Steyr FliegenFischen 5/ <strong>2021</strong><br />
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erfolgen durch DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH als leistenden Unternehmer.
REPORT<br />
HECHT-FORSCHUNG<br />
Rügens<br />
Rucksackhechte<br />
Im Januar 2020 begann das Projekt „Boddenhecht“ unter der<br />
Leitung von Prof. Robert Arlinghaus. Hunderte Hechte wurden mit Sendern<br />
versehen, um ihre Wanderungen zu verfolgen. Dominique Niessner,<br />
Timo Rittweg, Jan Droll und Robert Arlinghaus präsentieren die ersten<br />
Ergebnisse der Studie und rufen Sie auf, bei der Forschung zu helfen!<br />
Fotos: Dominique Niessner/IGB<br />
Für die Markierungen und Sender-<br />
Operationen werden die Hechte in<br />
einem Betäubungsbad narkotisiert.<br />
Frisch besendert darf sich Hechtdame<br />
„Artemis“ mit 120 cm Länge (wir führten<br />
die Tradition ein, dass markierte Hechte<br />
über 100 cm von ihren Fängern und<br />
Fängerinnen benannt werden dürfen) im<br />
Hälternetz noch etwas ausruhen, bevor<br />
sie zurückgesetzt wird – so können wir<br />
die Erholung und das Wohlergehen des<br />
Tieres überwachen.
Die Boddengewässer<br />
sind einzigartig. Die<br />
Bewohner dieses<br />
Übergangs-Lebensraumes<br />
zwischen<br />
Meer und Süßwasser<br />
sind nur teilweise erforscht. Interesse und<br />
Fragen wirft vor allem der Hecht auf.<br />
Eigentlich ein Süßwasserfisch, der aber<br />
im Brackwasser gut zurechtkommt. Doch<br />
wo laicht er? Zieht er in die Zuflüsse?<br />
Oder bewegt er sich fast gar nicht? Die<br />
„Hechtwanderung“ wollen wir ergründen.<br />
Seit Februar letzten Jahres markieren<br />
wir daher Hechte in den Bodden<br />
rund um Rügen und statten sie mit Peilsendern<br />
aus. So wollen wir Bewegungsund<br />
somit Verhaltensmuster entdecken<br />
und klären, wie mobil die Raubfische<br />
tatsächlich sind. Außerdem interessiert<br />
uns das Wachstum der Fische. Das Projekt<br />
„Boddenhecht“ wird vom Leibniz-<br />
Institut für Gewässerökologie und<br />
Binnenfischerei (IGB) durchgeführt und<br />
vom Land Mecklenburg-Vorpommern<br />
sowie der EU finanziell unterstützt. Es<br />
ist ein junges Team aus Wissenschaftlern<br />
und Wissenschaftlerinnen unterschiedlicher<br />
Disziplinen. So kommen in „Boddenhecht“<br />
die verschiedenen Betrachtungsweisen<br />
aus Fischereibiologie,<br />
Fischereiökonomie, Verhaltensökologie,<br />
Ökosystemmodellierung und Geographie<br />
zusammen – interdisziplinäre Forschung<br />
nennt sich das.<br />
Wer schon mal an den Bodden war<br />
und sich ein wenig mit Fischen und<br />
ihren Lebensräumen auskennt, der spürt<br />
geradezu das große Potenzial dieser<br />
Gewässer. Egal ob Steilküsten, krautreiche<br />
Flachwasserbereiche, Windwatten<br />
(Flachwasserberieche, die bei bestimmten<br />
Wetterlagen trockenfallen), Sandstrände<br />
oder breite Schilfgürtel, kaum ein<br />
anderer Küstenabschnitt in Deutschland<br />
ist auf engem Raum so vielfältig wie die<br />
Boddengewässer Mecklenburg-Vorpommerns.<br />
Die Bodden bieten durch ihren<br />
schwachen Salzgehalt Süßwasserarten<br />
wie den Hechten einen Lebensraum mit<br />
besonders nahrhafter und fetter Beute in<br />
Form von marinen Fischarten.<br />
Die jährlichen Heringswanderungen<br />
zu ihren Laichgebieten im Greifswalder<br />
Bodden und auch die Gewässer<br />
westlich Rügens nutzen die Hechte, um<br />
sich die Bäuche zu füllen. Während der<br />
Feldarbeit im Forschungsprojekt kam<br />
es auch immer wieder vor, dass wir für<br />
bestimmte Proben Hechte mitnehmen<br />
und aufschneiden mussten. Nicht selten<br />
fanden wir drei, vier oder sogar fünf große<br />
Heringe mit Längen von teilweise 20<br />
cm in den Mägen der Hechte, trotzdem<br />
bissen sie noch auf unsere Köder. Doch<br />
wie genau wandern denn nun die Hechte<br />
rund um Rügen und wie kann jeder Angler<br />
vor Ort etwas zum Forschungsprojekt<br />
beitragen?<br />
HECHT MIT FAHNE<br />
Seit Frühjahr 2020 markierten wir in<br />
Zusammenarbeit mit ausgebildeten<br />
Angelguides und Berufsfischern Hechte<br />
mit orangen oder weißen Fähnchenmarken<br />
unterhalb der Rückenflosse. Die<br />
Markierungen haben unterschiedliche<br />
Bedeutungen. Bei Hechten mit orangener<br />
Marke interessiert uns vor allem<br />
der Fangort. 300 Hechte haben wir mit<br />
weißen Fähnchenmarken markiert. Diese<br />
Fische sind besonders, denn wir haben<br />
ihnen Ultraschallsender zur Fischortung<br />
in die Bauchhöhle implantiert. Falls<br />
möglich, sollten diese Fische zurückgesetzt<br />
werden! Bei jedem Fang mit Fahne<br />
gilt: Notieren Sie die individuelle ID<br />
und melden Sie uns diese zusammen mit<br />
Fischlänge, Fangort und -Datum. Durch<br />
Ihre Mithilfe können wir so wichtiges<br />
Wissen gewinnen. Es winken auch Losgewinne<br />
für Angel- und Fischereizubehör<br />
im Wert von 500 Euro, und für gemeldete<br />
Erstfänge von Senderhechten winken<br />
100 Euro Prämie!<br />
Bitte beachten Sie: Einige Fähnchenmarken<br />
sind über die Monate stark<br />
veralgt. Einfach die Algen vorsichtig<br />
abkratzen und die ID-Nummer ablesen.<br />
Und bitte genau schauen und nicht die<br />
Telefonnummer mit der Fisch-ID verwechseln,<br />
wir können das Tier ohne ID<br />
nicht zuordnen. Bitte beim Zurücksetzen<br />
der Hechte die Marke (egal ob orange<br />
oder weiß) unbedingt am Fisch lassen,<br />
nicht abziehen!<br />
RUCKSACK-HECHT AM HAKEN? KOPF AB!<br />
Auch in diesem Jahr war das fischereibiologische<br />
Forschungsteam tatkräftig.<br />
Einerseits untersuchten wir während<br />
der Laichzeit im März und April ➜<br />
MARKIERTE HECHTE – 3 OPTIONEN<br />
Ein Hecht mit einer oder zwei orangenen Markierungen<br />
kann entnommen, darf aber auch zurückgesetzt<br />
werden. In jedem Falle den Fang mit ID(s), Länge,<br />
Fangort und -Datum melden. Wenn zurückgesetzt<br />
wird: die Marke(n) vorsichtig von Algen befreien, ID<br />
abfotografieren und unbedingt am Fisch belassen.<br />
Ein Hecht mit weißer Fähnchenmarke und ggf. Narbe<br />
am Bauch besitzt einen internen Sender. Diesen Fisch,<br />
wenn irgend möglich, zurücksetzen! Zuvor bitte Algen<br />
von der Marke entfernen und ID abfotografieren. Auch<br />
eine Telefonnummer ist aufgedruckt, nicht mit ID<br />
verwechseln (gilt auch für orange Marke)!<br />
Hechte mit Rucksacksendern müssen entnommen<br />
werden! Der Sender sollte entfernt und (nur) der Kopf<br />
eingefroren werden – 100 Euro sind die Belohnung!<br />
Wenn Sie einen Hecht mit Rucksack fangen, rufen Sie<br />
folgende Nummer an: 0160 944 78 446<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
47
Von Hell- nach Dunkelrot ist hier der unterschiedliche Salzgehalt in den Bodden<br />
für den Monat März 2020 dargestellt. Die höchsten Salinitäten herrschen in<br />
den West- und Nordrügenschen Bodden, während der westliche Teil der Darß-<br />
Zingster-Boddenkette, der Kleine Jasmunder Bodden sowie Peenestrom und<br />
Achterwasser deutlich geringere Werte aufweisen.<br />
Fotos: Dominique Niessner/IGB, Projekt Boddenhecht & Timo Rittweg (Otolith) • Karte: Timo Rittweg • Abbildung: Jan Droll, Projekt Boddenhecht<br />
verschiedene Bäche und Zuflüsse rund<br />
um Fischland-Darß-Zingst, Rügen und<br />
Usedom auf Laichwanderungen der<br />
Boddenhechte. Andererseits schwimmen<br />
jetzt nicht nur Fähnchen-, sondern<br />
auch noch Rucksackhechte herum! Wir<br />
haben etwa 40 Hechte mit sogenannten<br />
„Rucksacksendern“ ausgestattet. Diese<br />
sind von außen auf den Rücken der<br />
Tiere angebracht und erinnern, wie der<br />
Name sagt, an kleine Rucksäcke. Diese<br />
Hechte sind ebenfalls wieder mit weißen<br />
Fähnchenmarken markiert. Die Rucksacksender<br />
dienen nicht der Fischortung,<br />
sondern zeichnen die Wassertemperatur,<br />
den Salzgehalt und die Tiefe des<br />
Fisches direkt am Tier auf. Ziel dieser<br />
Untersuchung ist es,<br />
einen direkten Vergleich<br />
zwischen den in den Gehörsteinchen<br />
der Hechte<br />
gespeicherten chemischen<br />
Signalen und den direkten<br />
Messungen durch<br />
die Sender zu ermöglichen.<br />
Die Werte lassen<br />
uns als Fischereiwissenschaftlerinnen<br />
und -Wissenschaftler Rückschlüsse zum<br />
Verhalten bei Salzwasser- oder Temperaturschwankungen<br />
zu. So könnten<br />
verschiedene Fragen beantwortet werden,<br />
wie zum Beispiel: „Welche Tiefen und<br />
Wassertemperaturen bevorzugen die<br />
Hechte in verschiedenen Jahreszeiten in<br />
verschiedenen Gebieten?“.<br />
Für uns und auch für Sie von einiger<br />
Bedeutung: Da sich aus den Meldungen<br />
auch Rückschlüsse über Wanderungen<br />
und Größenzuwachs ablesen lassen, dürfen<br />
alle markierten Hechte (mit orangenen<br />
oder weißen Fähnchenmarken an<br />
der Rückenflosse) aus wissenschaftlichen<br />
Gründen zurückgesetzt werden.<br />
Beachtliche Unterschiede: Weibliche Boddenhechte (orange) werden schneller bedeutend länger als gleichaltrige<br />
Hechtdamen aus Süßwasserzuflüssen der Bodden (oliv) oder Hechte aus fließenden oder stehenden anderen<br />
Gewässern in Europa oder Nordamerika.<br />
WICHTIGE FRAGEN BEIM<br />
BODDENHECHT-PROJEKT<br />
Über die Wanderungen der Hechte<br />
können wir unter anderem untersuchen,<br />
ob in den unterschiedlichen Bodden<br />
voneinander getrennte Unterpopulationen<br />
existieren oder ob die Hechte auch<br />
über große Entfernungen miteinander<br />
im Austausch stehen. Die Bodden weisen<br />
zum Teil recht große Unterschiede in den<br />
Salzkonzentrationen auf, weshalb es gut<br />
sein kann, dass Hechte aus verschiedenen<br />
Bodden unterschiedlich gut an das Leben<br />
im Salzwasser angepasst sein könnten<br />
oder zum Laichen in besonders geeignete<br />
Gebiete einschwimmen. Die Bodden<br />
der Darß-Zingster-Boddenkette, Greifswalder<br />
Bodden sowie Peenestrom und<br />
Achterwasser sind deutlich salzärmer als<br />
im Vergleich die West- und Nordrügenschen<br />
Bodden. Mit genetischen Untersuchungen<br />
versuchen wir auch sogenannte<br />
„Marker“ zu finden, in denen sich die<br />
Hechte aus den verschiedenen Bodden<br />
unterscheiden. Hierfür wurden von allen<br />
markierten Hechten fingernagelgroße<br />
Flossenproben genommen, deren Fehlen<br />
die Fische beim Schwimmen nicht weiter<br />
beeinflusst. Diese Probe soll Aufschluss<br />
über mögliche Genveränderungen und<br />
Mikroskop-Aufnahme eines Gehörsteinchens (Otolith)<br />
eines Boddenhechtes. Ähnlich der Jahresringe in<br />
Bäumen bilden sich im Jahresrhythmus neue Wachstumsringe<br />
im Otolithen. Über die Untersuchung der<br />
chemischen Signale innerhalb der „Ringe“ können wir<br />
Rückschlüsse zum Verhalten der Tiere bei Salzwasseroder<br />
Temperaturschwankungen ziehen.<br />
48 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
REPORT<br />
HECHT-FORSCHUNG<br />
Grafiken: Dominique Niessner, Projekt Boddenhecht<br />
Die linke Karte zeigt die typische Wanderung eines anadromen Boddenhechtes. Vermutlich zog der Fisch aus dem Bodden zur Laichzeit in den Sehrowbach. Dort wurde<br />
er von den Forschenden gefangen, markiert und zurückgesetzt. Anschließend kehrte er nach der Laichzeit wieder in den Bodden zurück (Distanz bis zum Wiederfangort:<br />
fünf Kilometer). Die rechte Karte zeigt eine Ausnahme unter den zurückgemeldeten, markierten Boddenhechten. Weite Wanderungen, wie diese von Ummanz nach Barth<br />
mit 30 Kilometern Luftlinie Entfernung, kommen eher selten vor. Am häufigsten sind eher geringere Wanderdistanzen mit einem engen Bewegungsradius unter<br />
10 Kilometern zwischen Fang- und Rückfangort. Diese Erkenntnis ist für die Bewirtschaftung des Boddenhechtes von großer Bedeutung.<br />
damit besonderen Anpassungen an<br />
den Brackwasserlebensraum geben. So<br />
können wir sowohl den kurzfristigen<br />
Austausch von „Genen“ über die Wanderung<br />
als auch das langfristige Ergebnis<br />
der Anpassung an unterschiedliche<br />
Gebiete nachweisen. Erste Ergebnisse zeigen,<br />
dass es rund um Rügen und Usedom<br />
drei Lebenstypen gibt: Reine Süßwasserhechte,<br />
die niemals aus den Zuflüssen<br />
in die Bodden schwimmen, reine Brackwasserhechte<br />
und sogenannte anadrome<br />
Wanderer, die ähnlich eines Lachses im<br />
Salzwasser der Bodden leben und zum<br />
Laichen in Zuflüsse einwandern. Hier<br />
werden auch ganz kleine Gräben zum<br />
Teil rege belaicht, aber nicht in jedem<br />
Graben gibt es auch Hechte.<br />
REKORDWACHSTUM<br />
Unter Anglern ist längst bekannt, dass<br />
die Hechte in den Bodden sehr schnell<br />
sehr groß werden können. Dies ist mit<br />
ein Grund, warum die Gewässer rund<br />
um Rügen jährlich tausende Angler<br />
anziehen. Erste Ergebnisse des Projektes<br />
belegen anhand von Schuppenuntersuchungen,<br />
dass die Boddenhechte im<br />
Vergleich zu Hechten aus umliegenden<br />
Süßwasserzuflüssen und im Vergleich mit<br />
anderen Süßwasserhechten aus Europa<br />
und Nordamerika schneller wachsen und<br />
so früher große Länge erreichen. Trotzdem<br />
dauert es zwischen 6 und 11 Jahren,<br />
bis auch in den Bodden die Metermarke<br />
geknackt wird. Aktuell untersuchen wir<br />
anhand von Gehörsteinchen (Otolithen)<br />
das Wachstum im Detail und forschen<br />
nach Hinweisen der wiederholten Aufenthalte<br />
einzelner Tiere im Süßwasser<br />
während der Laichzeit – all dies speichert<br />
sich in den Gehörsteinchen der Fische ab,<br />
daher benötigen wir von den Rucksackhechten<br />
nach dem Fang den Kopf.<br />
Neben der Hechtbiologie untersuchen<br />
wir auch die sozio-ökonomischen<br />
Faktoren der Hechtfischerei und der<br />
Hechtangelfischerei an den Bodden:<br />
Welchen Stellenwert hat der Hecht<br />
für die Berufsfischerei? Was erwarten<br />
Angler von den Boddenhechten? Welche<br />
Konflikte gibt es an den Bodden und wie<br />
kann man diese erklären. Und schließlich:<br />
Über welche Maßnahmen könnte<br />
ein Kompromiss zwischen Fischern,<br />
Anglern und dem Naturschutz hergestellt<br />
werden. Bewirtschaftungsempfehlungen<br />
erarbeitet innerhalb des Projektes eine<br />
extra dafür einberufene Arbeitsgruppe,<br />
die aus Vertretern und Vertreterinnen der<br />
beteiligten Akteursgruppen (Berufs- und<br />
Angelfischerei, Naturschutz, Tourismus,<br />
etc.) besteht. Zu Projektende 2023 sollen<br />
die Empfehlungen dem Landesministerium<br />
für Landwirtschaft und Umwelt in<br />
Mecklenburg-Vorpommern zur Neuordnung<br />
der Vorschriften für die Berufs- und<br />
Angelfischerei in den Küstengewässern<br />
vorgelegt werden. Dies ist eine einmalige<br />
Gelegenheit, Gesetzesänderungen von<br />
unten nach oben zu gestalten und den<br />
einzelnen Akteursgruppen Mitgestaltungsrecht<br />
in der zukünftigen Bewirtschaftung<br />
der Boddenhechte zu ermöglichen.<br />
Wir Wissenschaftler moderieren<br />
den Prozess lediglich, die eigentlichen<br />
Empfehlungen erarbeiten aber die Akteursgruppen<br />
selbst, auch Guides und<br />
Angler.<br />
KURZ<br />
INFO<br />
WEITERE INFORMATIONEN<br />
Wenn Sie mehr zum Projekt und<br />
den Besenderungen wissen wollen,<br />
schauen Sie auf der Webseite vorbei.<br />
Dort wird auch laufend über den<br />
Stand des Projektes und gewonnene<br />
Erkenntnisse informiert:<br />
www.boddenhecht-forschung.de<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
49
PRAXIS HERANGEHENSWEISE<br />
In den schnell fließenden, alpinen<br />
Gewässern, spielt die Steinfliege eine<br />
große Rolle. Hier hat Roman, mit einer<br />
tief geführten, schwarzen Nymphe eine<br />
Bachforelle unter dem Konglomeratblock<br />
hervorgeholt.<br />
50 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
Ein Streifzug<br />
Fotos: Albert Pesendorfer<br />
(Teil 1)<br />
Wer so viel Zeit am Wasser verbracht hat, wie<br />
Roman Moser, der handelt instinktiv, um an<br />
einem bestimmten Platz Erfolg zu haben – auch unter<br />
veränderten Umständen. Allen, die nicht so viel Zeit<br />
haben, erzählt er hier gern, welche Faktoren für ihn<br />
bei der erfolgreichen Pirsch eine Rolle spielen.<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
51
Synchronwerfen mit Hans Gebetsroither und Roman<br />
Moser anno dazumal. Man erkennt am Abrollen<br />
der Schnur die individuellen Unterschiede.<br />
Roman lässt die Schnur am hinteren Stopp-Punkt<br />
höher ansteigen. Gebetsroither wählte hingegen<br />
eine engere Ellipse.<br />
Helles, gleißendes Sonnenlicht<br />
liegt auf dem<br />
Wasser. Der Angler<br />
durchbricht lautstark<br />
die dichte Ufervegetation<br />
und bewegt<br />
sich schnell und energisch in Richtung<br />
Flussmitte. Das Wasser spritzt nach allen<br />
Seiten und Schlammwolken treiben mit<br />
der Strömung ab. Aus meiner erhöhten<br />
Position als Beobachter kann ich die<br />
huschenden Schatten einiger Jungfische<br />
erkennen. Der Blick des Anglers ist<br />
indes starr ans andere Ufer gerichtet.<br />
Gleichzeitig zieht er hastig Leine von der<br />
Rolle und versucht, mit peitschenden<br />
Leerwürfen, die geschätzte Wurfdistanz<br />
zu erreichen. „Hat es der aber eilig“,<br />
denke ich. Endlich hat er tieferes Wasser<br />
erreicht und präsentiert seine Fliege mit<br />
einem kräftigen Weitwurf unter die weit<br />
ausladenden Bäume am gegenüberliegenden<br />
Ufer. Die schnelle Strömung ergreift<br />
natürlich sofort die Leine und man<br />
sieht, wie seine Fliege rasant schlitternd<br />
und furchend schräg stromab aus dem<br />
Ablege-Bereich weggezogen wird. Laut<br />
platschend und sprühend hebt der Angler<br />
seine Leine wieder vom Wasser ab<br />
und serviert noch einmal. Dieser Vorgang<br />
wiederholt sich mehrmals, wobei<br />
sich der Weitwurf-Enthusiast relativ<br />
zügig stromab bewegt.<br />
Bei der nächsten Flusskurve verliere<br />
ich ihn gottseidank aus den Augen, denn<br />
was ich hier sah, war wirklich keine<br />
gelungene Performance und auch kein<br />
Renommee für uns Fliegenfischer. Dieser<br />
„Sportsfreund“ war, um Isaac Walten<br />
zu zitieren, weder ein „vollkommener<br />
Angler“, noch hatte sein Aktionismus<br />
etwas von „eines nachdenklichen<br />
Mannes Erholung“. Er hatte schlichtweg<br />
alles falsch gemacht, was man nur falsch<br />
machen konnte: Auf der Suche nach dem<br />
schnellen Erfolg hatte er den Stress mit<br />
ans Wasser genommen …<br />
GUT DING BRAUCHT WEILE<br />
Niemand ist vor Fehlern gefeit. Auch ich<br />
nicht, der ich seit gut 50 Jahren die Fliegenrute<br />
schwinge. Vor allem bei neuen<br />
Fischarten oder an fremden Gewässern<br />
passieren mir immer wieder Missgeschicke.<br />
Dabei greift man sich nachher an<br />
den Kopf und stellt sich die Frage, wie<br />
man nur die wichtigsten Grundprinzipien<br />
seiner Leidenschaft außer Acht<br />
lassen konnte. Denn der alles umfassende<br />
Grundsatz sollte immer lauten:<br />
zuerst schauen, dann überlegen und zum<br />
Schluss erst: Werfen!<br />
Gerade Neulinge machen am Anfang<br />
viele Fehler. Sie lernen jedoch mit jedem<br />
gefangenen Fisch dazu – bis sie schlussendlich,<br />
nach Jahren der Praxis, nicht<br />
mehr bei jedem Gang ans Wasser eine innere<br />
Checkliste abhaken müssen. So wie<br />
ein Rallye-Fahrer nicht mehr überlegt,<br />
wann er Bremse, Gangschaltung und<br />
Geschwindigkeit der Geländesituation<br />
anpassen muss.<br />
Und genauso sollte ein erfahrener<br />
Fliegenfischer automatisch auf ein sich<br />
ständig änderndes Umfeld reagieren.<br />
Beim Lernprozess spielen kognitives<br />
Erfassen und schlüssiges Handeln eine<br />
wesentliche Rolle.<br />
➜<br />
52 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
PRAXIS<br />
HERANGEHENSWEISE<br />
... Er hatte alles falsch gemacht,<br />
was man nur falsch machen konnte.<br />
Er hatte auf der Suche nach dem<br />
schnellen Erfolg den Stress mit ans<br />
Wasser genommen.<br />
Roman legt sich zunächst die<br />
richtige Wurfdistanz zurecht,<br />
bevor er den Präsentationswurf<br />
über flaches Wasser um 90 Grad<br />
versetzt ablegt.<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
53
Die Entscheidung, ob flussauf oder<br />
flussab gefischt werden soll, gibt das<br />
Gewässer vor und nicht der Angler. Hier<br />
ist die Größe ausschlaggebend.<br />
MEINE TRAININGSJAHRE<br />
Als ich meine ersten Schritte in der Kunst<br />
des <strong>Fliegenfischen</strong>s an einem großen<br />
österreichischen Fluss machte, war natürlich<br />
das Fangen und der Drill von vorrangiger<br />
Bedeutung. Erst später kamen die<br />
Überlegungen und Analysen dazu, die da<br />
waren: „Was habe ich eigentlich gemacht,<br />
dass ich diesen Fisch erfolgreich anlanden<br />
konnte?“. Nachträgliche, ganz bewusste<br />
Rückbesinnung auf jeden der zuvor gemachten<br />
Schritte war mein Wegweiser. So<br />
lernte ich Stück für Stück, was nun unter<br />
den gerade herrschenden Faktoren Erfolg<br />
gebracht hatte (typisch Lehrer!).<br />
Ein wesentlicher Vorteil war natürlich<br />
meine antrainierte Fähigkeit, auch bei<br />
unterschiedlichster Strömung die Fliege<br />
korrekt zu präsentieren. Das Rüstzeug<br />
dafür vermittelte mir der österreichische<br />
Altmeister Hans Gebetsroither, den ich<br />
bei seinen Kursen in der heißen Jahreszeit<br />
vertreten durfte. So wie ein Skilehrer, der<br />
automatisch immer korrekte Haltung –<br />
auch im schwierigen Gelände – zeigt, war<br />
eine schlampige Rutenführung oder ungenaue<br />
Präsentation für mich alsbald ein<br />
„No Go“. Perfektes Werfen und zielgenaues<br />
Ablegen der Fliege waren mir letztlich<br />
in Fleisch und Blut übergegangen.<br />
Mit der Zeit führte praktische Erfahrung<br />
in unterschiedlichen Fließgewässern dazu,<br />
dass ich nicht mehr über taktische oder<br />
methodische Folgeschritte nachdenken<br />
musste. Fliegenfischer, die viel am Wasser<br />
stehen und ihrer Leidenschaft nachgehen,<br />
entwickeln ein Gespür für effektives,<br />
fehlerfreies Handeln. Vorausgesetzt, sie<br />
entfalten ihre Leine nicht immer nur am<br />
selben heimischen Wiesenbach.<br />
Unterschiedliche Gewässertypen, der<br />
Charakter verschiedener Fischarten und<br />
wechselnde Rahmenbedingungen: das<br />
sind die Zutaten für das beste Training<br />
auf dem Weg zum „kompletten Fliegenfischer“.<br />
Mein vorrangiges Übungsgewässer<br />
war der große Fluss vor meiner<br />
Haustüre, die Traun. Ihr verdanke ich<br />
alles. Die Fangmöglichkeiten auf Forelle,<br />
Äsche, Hecht aber auch Friedfische<br />
waren vor 40 Jahren gewaltig. Wer dort<br />
auch heute noch erfolgreich ist und bei<br />
jedem Wetter oder Wasserstand Beute<br />
macht, der wird bei Fischerreisen zu<br />
anderen Gewässern dieser Welt nicht<br />
lange brauchen, um sich zurecht zu<br />
finden. Um Ihnen, werter Leser, einen<br />
Teil des langen und mühsamen Weges zu<br />
ersparen, stelle ich ihnen eine sogenannte<br />
„Anforderungsliste“ zusammen. Allerdings<br />
hat auch diese keinen Anspruch<br />
auf Vollständigkeit. Sie beinhaltet aber<br />
meiner Meinung nach all das, was man<br />
unbedingt beachten muss – und was man<br />
tunlichst vermeiden sollte.<br />
ZUERST DIE FAIRNIS<br />
<strong>Fliegenfischen</strong> ist im Grunde genommen<br />
auch eine Form des Beutemachens. Dabei<br />
54 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
PRAXIS<br />
HERANGEHENSWEISE<br />
Eine klassische Äschenstrecke<br />
an der Steyr. Hier bietet sich<br />
aufgrund der Gewässertiefe ein<br />
direktes Anwaten und Anwerfen<br />
steigwilliger Thymalli auf kurze<br />
Distanz an. Vorausgesetzt, man<br />
bewegt sich wie in Zeitlupe.<br />
ist es unserer Entscheidung überlassen,<br />
diese zu entnehmen oder wieder schwimmen<br />
zu lassen. Ganz im Gegensatz zur<br />
herkömmlichen Jagd, die dann endgültig<br />
ist, wenn man den Finger krumm macht.<br />
Der Nadelstich eines Barbless-Hakens<br />
beeinträchtigt den physischen Zustand<br />
des Tieres in weiterer Folge kaum. Die<br />
besten Halte-Eigenschaften der neuesten<br />
Barbless-Generation weisen eine, wie<br />
bei einer Adlerklaue, leicht nach innen<br />
gebogene Spitze auf. Verluste während<br />
des Drills sind damit selten. Ich würde jedoch<br />
bei der Wahl eines solchen Hakens<br />
nicht größer als Hakengröße 8 gehen, da<br />
das längere Spitzenteil, wie eine Injektionsnadel,<br />
zu tief eindringen kann. Bei<br />
Verwendung eines normalen Hakens<br />
findet die Spitze bereits im Oberflächenbereich<br />
des Fischmauls Halt. Zusätzlich<br />
kann man, mit einer Rundzange, die<br />
Spitze des Widerhakens hinunterdrücken<br />
(rolling the barb), sodass ein sogenannter<br />
„Rundbuckel“ entsteht. Dieser hält<br />
genauso gut und lässt sich wesentlich<br />
leichter entfernen.<br />
FREIÜBUNGEN ODER KRUMME RUTE?<br />
Die meisten Fliegenjünger machen zu<br />
viele Leerwürfe. Es ist zwar schön, sich<br />
dem Rhythmus der schwingenden Rute<br />
und abrollenden Leine hinzugeben, einen<br />
Fisch habe ich dabei aber noch nie gehakt.<br />
Wenn die Fliege hingegen auf dem<br />
Wasser schwimmt, erhöhen sich meine<br />
Fangchancen um 100 Prozent. Leerwürfe<br />
sollte man auf ein Minimum reduzieren.<br />
Vor allem große Forellen, aber auch<br />
Äschen, reagieren empfindlich, wenn<br />
man sie zu oft überwirft. Das fliegende<br />
„Schnürl“ über ihren Köpfen und der<br />
feine Sprühregen, der dadurch entsteht,<br />
irritiert sie mehr, als wir glauben. Man<br />
sieht regelrecht, wie sie den Kopf einziehen,<br />
sich an den Gewässergrund pressen<br />
oder gar die Flucht ergreifen. Im sichtigen,<br />
seichten Wasser sollte man seine<br />
Leine um mindestens 90 Grad versetzt<br />
zuerst auf die geschätzte Distanz bringen<br />
und erst dann, mit einem einzigen – aber<br />
genauen – Präsentationswurf den Fisch<br />
seiner Wahl anwerfen. Nimmt er nicht,<br />
so reduziert sich jede weitere Hak-Möglichkeit<br />
um 20 Prozent. Vor allem große<br />
und erfahrene Forellen tolerieren keine<br />
Fehlwürfe. Beachte ich jedoch die Scheu<br />
des Fisches, steigt meine Erfolgsrate.<br />
Daher: zuerst überlegen, die Situation<br />
abwägen, durchatmen und dann erst in<br />
Aktion treten.<br />
Sollte ein Fisch an meiner Fliege Interesse<br />
zeigen, sie jedoch verfehlen, so ist es<br />
ratsam, ihn nicht mit weiteren Würfen zu<br />
bombardieren. Gerade Wildfische zeigen<br />
sich schnell „beleidigt“ und verweigern<br />
über längere Zeit hinweg die Nahrungsaufnahme.<br />
Also: so lange warten, bis<br />
der Fisch sein Missgeschick oder mein<br />
schlechtes Service vergessen hat und ➜<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
55
Bei einem starken Schlupf sind alle Fische knapp unter der<br />
Wasseroberfläche versammelt. Eine Traumsituation, vor allem im<br />
Frühjahr. Ein Überwerfen der hochstehenden Fische würde diese<br />
vergrämen und in alle „Wellen“ verjagen. Einzig frequenzreduziertes<br />
Anwerfen mittels Flachwurf ist hier zielführend. Man<br />
schummelt sich so unterhalb des Sichtfensters (Trichter) in den<br />
Aufnahmebereich eines zuvor ausgewählten Fisches.<br />
wieder kontinuierlich zu steigen beginnt.<br />
Die Imitation auswechseln und um eine<br />
Nummer kleiner oder in einer anderen<br />
Farbe anzubieten, wäre eine kluge Entscheidung.<br />
NEUER FLUSS – NEUES SPIEL<br />
Wenn ich in meinem Hausgewässer<br />
fische, so kenne ich, aus Erfahrung, alle<br />
Umstände, die mir immer wieder Beute<br />
beschert haben. Da kenne ich jeden<br />
größeren Stein, jeden Strömungszug und<br />
jeden tieferen Pool. Da brauche ich nicht<br />
mehr nachzudenken, wohin ich bei einem<br />
bestimmten Wasserstand gehe, wie ich<br />
mich verhalten und welche Flieg ich – je<br />
nach Tageszeit – anbieten sollte. Ganz<br />
anders jedoch läuft dies an einem neuen<br />
oder fremden Gewässer ab. Zuerst sollte<br />
man die zu befischende Strecke einmal<br />
abgehen, vermutete Fisch-Standplätze<br />
genauer in Augenschein nehmen und erst<br />
dann einen Strategieplan entwickeln.<br />
Vorab-Überlegungen sind dabei sehr<br />
wichtig, etwa: Bin ich richtig (tarnend,<br />
der Wettervorhersage entsprechend ...)<br />
gekleidet? Benötige ich eine Wathose<br />
oder reichen Hüftstiefel aus? Habe ich<br />
auf meinen Watschuhen Filzsohlen oder<br />
Spikes, die gerade bei steinigem Untergrund<br />
viel Lärm verursachen. Oder<br />
wäre ein Watstock hilfreicher? Und je<br />
nach Breite des<br />
Gewässers: benötige ich eine<br />
WF-Schnur oder ist eine zarte DT-Leine<br />
zielführender? Welche Darbiete-Form<br />
soll ich wählen – Trocken oder Nymphe?<br />
Übrigens: 80 Prozent der Nahrung<br />
nehmen Salmoniden unter der Wasseroberfläche<br />
auf. Habe ich auch genug<br />
und passendes Vorfach-Spitzenmaterial<br />
dabei? Beim Trockenfischen ist nämlich<br />
weiches Polyamid-Material besser als<br />
das steife Fluoro-Carbon, das vor allem<br />
Micro-Drag verursachen könnte. Habe<br />
ich Lösezange und Schere griffbereit am<br />
Mann? Sind das Schwimm-Mittel, die<br />
Pol-Brille, die Vergrößerungsgläser, die<br />
Sonnencreme, die Regenjacke dabei?<br />
Und bei Tagesausflügen: habe ich auch<br />
eine Wasserflasche in der Rückentasche?<br />
Habe ich das Regelwerk gelesen und<br />
den Erlaubnisschein eingesteckt? Wo<br />
verstaue ich den Autoschlüssel und das<br />
Handy? Eine Fülle von Fragen tauchen<br />
bereits vor dem Einstieg ins Wasser, auf<br />
– die man sich alle beantworten sollte.<br />
TATSACHENBASIERT ENTSCHEIDEN<br />
Und wenn ich dann am Wasser stehe,<br />
geht es im Anforderungsprogramm weiter.<br />
Wo steht die Sonne? Blendet sie mich<br />
und schränkt sie meine Sichtweite ein?<br />
Werfe ich einen zu langen Schatten, der<br />
Bei viel Nahrung an der<br />
Wasseroberfläche in allen<br />
verschiedenen Entwicklungsstadien<br />
motiviert eine bereits<br />
abgehobene Fliege den Fisch<br />
dazu, der Beute im Sprung<br />
nachzujagen.<br />
die<br />
Fische vergrämt? Weht<br />
heftiger Wind, gegen den ich ankämpfen<br />
muss und der eine punktgenaue Ablage<br />
verhindern könnte? Oder sollte ich besser<br />
zur kurzen, schnelleren Rute greifen?<br />
Soll ich flussauf oder flussab gehen?<br />
Grundsätzlich sei gesagt, dass man in<br />
kleineren Bächen und Flüssen stromauf<br />
fischt, um zu verhindern, dass das<br />
aufgewirbelte Bodensubstrat die Fische<br />
vergrämt. Bei größeren Gewässern geht<br />
man hingegen stromab, da hier auch eine<br />
anschwimmende Fliege wenige verdächtig<br />
erscheint. Das verräterische Vorfach<br />
treibt ja später in das Sichtfenster des<br />
Fisches ein. Auch ist ein Überwerfen<br />
unbemerkt gebliebener Jungfische, die in<br />
Panik geraten könnten und Alarmsignale<br />
aussenden, weniger problematisch. Wenn<br />
im Gewässer Bachforellen vorkommen,<br />
sollte man das Bewaten der Uferregion<br />
vermeiden. Regenbogenforellen und<br />
Äschen hingegen, findet man sehr oft<br />
im Schwarm an speziellen Plätzen oder<br />
weiter in der Flussmitte.<br />
Bin ich gezwungen, vom Ufer aus<br />
die Fische anzuwerfen, so sollte ich<br />
vorsichtig auftreten, von der Uferkante<br />
wegbleiben und, wenn möglich, aus der<br />
Deckung oder aus dem Schatten her-<br />
56 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
PRAXIS<br />
HERANGEHENSWEISE<br />
Ein Haken ohne Widerhaken ist am fairsten, doch<br />
auch ein so hinuntergedrückter Widerhaken ist<br />
noch in Ordnung. Mit kleinen Haken kommen so die<br />
meisten Fische ohne ernsthafte Verletzung davon.<br />
aus die Fliege präsentieren. Gerade bei<br />
Kreideflüssen, die ein Bewaten aufgrund<br />
der Tiefe und des weichen Untergrundes<br />
nicht zulassen, ist ein Wurf aus kniender<br />
Position fast immer von Vorteil. Daher<br />
hatten die britischen Fliegenfischer im<br />
19. Jahrhundert auf ihren Knickers (Hosen)<br />
zusätzlich Knieschoner aus Leder<br />
angebracht. Durch die niedrige Silhouette<br />
befindet man sich außerhalb des Sichtbereichs<br />
der Fische. Daher sollte man auch<br />
beim Waten eine gebückte Körperhaltung<br />
einnehmen. Entweder wie ein Indianer<br />
anschleichen oder sich bis zur Hüfte<br />
im tieferen Wasser stehend langsam und<br />
vorsichtig annähern. Nicht wenige Fische<br />
habe ich sitzend am Rande einer tieferen<br />
Rinne mit der Nymphe gefangen. Dabei<br />
schwammen sie ohne Argwohn bis auf<br />
Rutenlänge an meine Position heran.<br />
Hastige Bewegungen verscheuchten sie<br />
jedoch sofort.<br />
FRÜHWARNSYSTEM ODER KIRRPLATZ<br />
Das Stromab-Waten und -Fischen bei<br />
schlammigen Boden oder geringer Strömung<br />
sollte man bei Wildfischen tunlichst<br />
vermeiden. Ich kann mich noch gut<br />
erinnern, wie ich mich an einem seichten<br />
US-Spring-Creek an eine Gruppe steigender<br />
Rainbows im knietiefen Wasser herangepirscht<br />
hatte. Als ich gut 20 Meter<br />
von den Fischen<br />
entfernt war, stellten<br />
diese plötzlich<br />
ihre Oberflächenaktivität<br />
ein. Sie<br />
reagierten augenblicklich<br />
auf meine plumpen Annäherungsversuche.<br />
In stark begangenen und<br />
befischten Gewässern mit vorrangigem<br />
Zuchtfisch-Besatz kommt es jedoch vor,<br />
dass sich Regenbogenforellen sofort<br />
unterhalb des Wat-Anglers positionieren.<br />
Sie folgen ihm in der Hoffnung durch das<br />
Aufwirbeln des Untergrundes leichter an<br />
Nahrung zu gelangen, auf Schritt und<br />
Tritt. Wie eine Hühnerschar schießen<br />
sie dann hin und her und picken sich<br />
Nymphen aus der Strömung. Wenn man<br />
stehen bleibt und mit den Beinen scharrt,<br />
erhöht man die Fress-Aktivität. So etwas<br />
wird als „San Juan Shuffle“ bezeichnet<br />
und ist natürlich äußerst unsportlich.<br />
Man kann sich auch gut ausmalen, wie<br />
naiv diese Zuchtfische auf das Einfallen<br />
von Kormoranen oder das Geplatsche<br />
von Fischottern reagieren.<br />
AUF DETAILS ACHTEN!<br />
Habe ich schließlich die Stelle meiner<br />
Wahl gefunden, beginne ich nicht sofort<br />
zu werfen, sondern beobachte diesen Bereich<br />
einige Zeit lang. Bereits von Weitem<br />
kann man erkennen, ob Insekten unterwegs<br />
sind. Entweder weisen die flinken<br />
Schwalben darauf hin, oder Bachstelzen,<br />
die im schaukelnden Flug etwas Undefinierbares<br />
aus der Luft erhaschen. Sind<br />
Ringe steigender Fische zu sehen, fragt<br />
man sich natürlich, welche Insekten sie<br />
nehmen. Sind es Eintagsfliegen, Steinfliegen,<br />
Midges oder Köcherfliegen? In<br />
welchem Entwicklungsstadium befinden<br />
sich diese? Bereits an der Art des Nehmens<br />
zeigen Salmoniden dem kundigen<br />
Angler an, ob sie auf Aufsteiger, Duns,<br />
eierlegende Köcherfliegen oder tote<br />
Insekten aus sind (siehe Ausgabe 04/22).<br />
Bei diesem Anblick stellt sich manchen<br />
Fischer eine Frage, die schon viel früher,<br />
nämlich zu Hause, aufkommen sollte:<br />
Habe ich das gesamte Spektrum entsprechender<br />
Imitationen dabei? Man sollte<br />
für alle entomologischen Anforderungen<br />
der jeweiligen Saison gerüstet sein. Denn<br />
der Weg zurück zum Auto oder gar nach<br />
Hause kostet nur wertvolle Zeit und da<br />
kann die Fress-Periode bereits vorbei sein.<br />
Erfahrene Fliegenfischer erkennen<br />
bereits im Verhalten, an welchen Insekten<br />
die Fische Geschmack gefunden haben.<br />
Auch die Anzahl der oberflächenaktiven<br />
Fische ist ein wichtiger Hinweis. Und<br />
nicht nur ihre Menge, auch ihre Größe ist<br />
ausschlaggebend. Jungfische sind immer<br />
hungrig und zeigen ihre Präsenz oft<br />
deutlich und eher an Seichtstellen oder am<br />
Ende eines Pools. Die älteren und größeren<br />
Exemplare hingegen liegen beim Pool-<br />
Einlauf, in etwas tieferem Wasser auf der<br />
Lauer und kommen erst nach oben, wenn<br />
es sich wirklich lohnt. Wichtig ist dabei,<br />
jene Zone zu finden, in welcher das Fress-<br />
Geschehen konzentriert abläuft. Diese<br />
„feeding lanes“ können sich während der<br />
Fressphase verschieben. Von schneller Strömung<br />
ins ruhige Kehrwasser oder in das<br />
Pool-Ende hinunter (Phasenselektivität).<br />
Besonders herausfordernd wird es, wenn<br />
unterschiedliche Insektenfamilien gleichzeitig<br />
schlüpfen und sich nach dem x-ten<br />
Fliegenwechsel die Frage aufdrängt, was<br />
die Fische da eigentlich nehmen. Hier hilft<br />
es, zu analysieren schauen, ob die Fische<br />
an Ort und Stelle steigen oder ob sie hinund<br />
herpendeln. Kommen sie aus der Tiefe<br />
hoch oder kreuzen sie an der Oberfläche?<br />
Wie bereits erwähnt, kann man an der Art<br />
des Nehmens sowohl auf das Insekt als<br />
auch auf das Entwicklungsstadium schließen.<br />
Auf Emerger, egal ob Eintagsfliegen<br />
oder Sedges, reagieren Fische immer<br />
hektisch. Lautstarke, spritzende Aktionen<br />
weisen darauf hin. Dabei schießt oft,<br />
eine vom Schwung getragene Forelle, zur<br />
Gänze aus dem Wasser. Vor allem, bei der<br />
„Puppenhatz“ passiert das immer wieder.<br />
Stillborns und tote Insekten werden hingegen<br />
langsam und bedächtig eingesammelt.<br />
Sie können ja nicht mehr entkommen.<br />
Erscheint nur das Maul an der Wasseroberfläche,<br />
werden jene Duns genommen, die<br />
etwas längere Zeit brauchen, um ihre Flügel<br />
zu trocknen. Bei der Drift von Sub-Imagos<br />
zeigen sowohl Bachforellen, als auch<br />
Rainbows, beim Nehmen, in Form einer<br />
seitlichen Rolle, ihre Wange oder einen Teil<br />
ihrer Flanke. Dadurch ist die Familienzugehörigkeit<br />
des Fisches erkennbar. Sieht man<br />
nur die Rückenpartie und die sanft wedelnde<br />
Schwanzflosse, so werden Mückenpuppen,<br />
Floating Nymphs oder ertrunkene<br />
Landinsekten inhaliert.<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
57
PRAXIS<br />
MEERFORELLE<br />
DIE NEUE KÜSTENKLASSE<br />
»meine 7<br />
ist eine 5«<br />
Die richtige Schnur- und Rutenklasse<br />
für die Küste ist ein bisschen Glaubensfrage<br />
und ein bisschen logische Entscheidung.<br />
Und ein bisschen die Frage<br />
nach dem größten Spaß beim Fischen –<br />
für Johannes Radtke zumindest.<br />
58 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
Fotos: Johannes Arlt<br />
Für Johannes gehören<br />
Rutenklasse Fünf und Meerforellen<br />
schon seit vielen<br />
Jahren einfach zueinander.<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
59
Spaß ist der Hauptgrund<br />
für Johannes<br />
beim Fischen mit der<br />
Fünfer. Alles macht ihm<br />
mehr Spaß, aber der<br />
Drill einer 50er August-<br />
Forelle besonders.<br />
Eine Siebener muss es<br />
sein! Das lernte ich<br />
zuallererst, als ich in<br />
das Küstenfischen so<br />
richtig einsteigen wollte.<br />
Also legte ich meine<br />
6er, mit der ich zu dem Zeitpunkt schon<br />
recht viele Meerforellen gefangen hatte<br />
beiseite und kaufte mir vom Ersparten<br />
artig eine kostspielige Siebener. Natürlich<br />
war es ein Modell, das besonders für<br />
die Küste empfohlen wurde und besaß<br />
entsprechend eine sehr schnelle Aktion<br />
– ich wollte ja ein anständiger Meerforellenfischer<br />
sein, das konnte nun losgehen.<br />
Nach ein wenig Eingewöhnung mit der<br />
flotten Aktion in Kombination einer<br />
normalgewichtigen 7er Schnur ging das<br />
werfen gut und ich fing die ersten Fische<br />
mit meiner „richtigen Küstenrute“.<br />
Nach ein paar Wochen der Fischerei<br />
war ich jedoch irgendwie ernüchtert. Ein<br />
paar anständige Fische hatte ich gefangen.<br />
Ein bisschen härter im Wind konnte<br />
ich werfen und das Weitwerfen fiel etwas<br />
leichter. Doch so richtig gefordert war<br />
mein Gerät in keinem der Fälle gewesen.<br />
Das Hauptargument, schwere, buschige<br />
Fliegen in engen Schlaufen gegen den<br />
Wind werfen zu können, erschloss sich<br />
mir nicht, denn das tat ich eigentlich nie.<br />
Warum auch? Bei starkem, auflandigem<br />
Wind fand ich es schon immer praktischer,<br />
tief zu waten und den Wind mit<br />
schrägen Würfen zu nutzen, statt gegenan<br />
zu kämpfen. Meine Fliegen konnte ich<br />
auch voher, mit meiner mittelschnellen<br />
6er schon werfen. Auch bei der Kontrolle<br />
von Fischen im Drill bot mir die schnelle<br />
Siebener keinen nennenswerten Vorteil.<br />
AUS MANGEL AN VORTEILEN<br />
Ich muss gestehen, dass die Kombination<br />
der schnellen Rute mit einer echten 7er<br />
Schnur mir nicht wirklich zusagte. Das<br />
Timing von Doppelzug und Rutenhand<br />
musste sehr genau sein. Klar, über zwei,<br />
drei Stunden kein Problem, doch damals<br />
war ich absoluter Akkord-Fischer. Tage,<br />
wenn es ging auch Wochen am Stück von<br />
morgens bis abends mit hoher Präzision<br />
zu werfen, empfand ich als recht anstrengend<br />
– ohne dass die hohe Schnurklasse<br />
für mich wirklich Sinn ergab.<br />
Eine etwas übergewichtige „moderne<br />
Küstenschnur“ machte das Werfen<br />
der 7er für mich angenehmer. Auf der<br />
Feinwaage nachgewogen, zeigte sich<br />
allerdings, dass es sich eigentlich um eine<br />
8er Leine handelte. Jetzt kann man einwerfen,<br />
dass „moderne Rutenaktionen“<br />
„moderne Schnüre“ erfordern. Sicherlich<br />
gibt es viele Fischer, die den Druck einer<br />
8er Leine im Wurf mögen, ist ja auch<br />
verständlich. Ich selbst aber liebe die<br />
leichte Fischerei in allen Facetten – und<br />
ich mag „Schnüre wie Wäscheleinen“<br />
schlicht nicht, vermeide sie, so oft es<br />
geht. Ich war nicht mehr glücklich mit<br />
der Küstenrute und trennte mich bald<br />
von meiner Küsten-Siebener.<br />
Zunächst landete ich bei einer schönen,<br />
zackigen Sechser. Nach kurzer Zeit fing<br />
ich wieder an, mit einer etwas übergewichtigen<br />
Schnur zu experimentieren, um<br />
einen für mich angenehmeren Wurfrhythmus<br />
zu erreichen. Es war fast schon<br />
wieder eine 7er Schnur ... Das ging gut,<br />
war mir aber oft noch zu viel, leichter<br />
würde doch auch noch locker gehen. Ich<br />
hörte auf, mir die auf den Ruten aufge-<br />
60 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
PRAXIS<br />
MEERFORELLE<br />
druckten Schnurklassen anzuschauen<br />
und konzentrierte mich nur noch auf<br />
Kraft und Aktion. Nach viel Herumprobieren<br />
landete ich bei einer Rute, auf der<br />
‚#5‘ stand und die eine mittelschnelle<br />
Aktion besaß. Die gefiel mir!<br />
MASSE STATT KLASSE<br />
Küstenschnüre schnitt und schweißte<br />
ich mir meist selbst – und testete alle<br />
Varianten an meinen Ruten durch. Erst<br />
anschließend wog ich die Leinen. Auf die<br />
neue Rute, auf der „5“ stand, passte ein<br />
etwa 13 Gramm schwerer Kopf mit 11<br />
Metern Länge – ein bisschen mehr als<br />
Klasse 5, aber das ist ja eh nur eine Zahl.<br />
Meine ersten Touren mit dem leichten<br />
Gerät waren eine Offenbarung – nun<br />
hatte ich ein Schnurgewicht und eine Rutenaktion,<br />
die mir wirklich zusagten. Dabei<br />
musste ich keine großen Einbußen an<br />
Wurfweite oder Wurf-Effizienz hinnehmen.<br />
Mit zwei, maximal drei Leerwürfen<br />
war der Kopf draußen und fertig für<br />
den Abflug – für diesen Umstand ist das<br />
Taper der Schnur viel entscheidender als<br />
die Rutenaktion. Im Allgemeinen muss<br />
man wegen der leichteren Keule seiner<br />
Runningline ein bisschen mehr Aufmerksamkeit<br />
schenken. Einen relativ geringen<br />
Durchmesser und eine gute Gleitfähigkeit<br />
der Schussschnur vorausgesetzt, fliegt<br />
aber auch die 5er Leine richtig weit.<br />
Meine normalen und selbst meine<br />
größten Küstenfliegen brachte die Schnur<br />
ohne das geringste Problem hinaus. Auch<br />
Wind stellt kein Problem dar – solange<br />
man nicht direkt gegen an wirft, was<br />
man eh vermeiden sollte. Ich musste<br />
lediglich ein etwas kürzeres Vorfach<br />
verwenden, als an der Siebener Rute. Die<br />
Vorfachlänge steht natürlich im direkten<br />
Verhältnis zur Länge des Fronttapers der<br />
Schnur und der Fliegengröße. Vereinfacht:<br />
ist das Fronttaper der Leine länger,<br />
kann das Vorfächer kürzer sein, ist die<br />
Fliege größer, gilt dasselbe. Als Daumenregel<br />
passt für mich ein Vorfach in<br />
anderthalbfacher Rutenlänge zu vielen<br />
Schnüren und Fliegen. Das soll es zu<br />
Schnur und Vorfach gewesen sein.<br />
Mancher Fischer mag entgegnen, dass<br />
eine Fünfer Rute angesichts der Fische,<br />
auf die es geht, leichtsinnig ist. Ich kann<br />
mit reinem Gewissen behaupten, dass<br />
ich an der Küste noch nie einen Fisch<br />
abgerissen habe, weil ich eine leichte<br />
Schnurklasse verwendet habe. Auch die<br />
Drillzeit mit diesem Gerät liegt in geübten<br />
Händen höchstens sehr unwesentlich<br />
über der bei Verwendung einer typischen<br />
Küstenrute. Ich behaupte sogar, dass viele<br />
Fischer mit einer flexibleren Rute den<br />
Fisch schneller ermüden. Eine nachgiebige<br />
Rute erleichtert es, dauerhaft näher<br />
an der möglichen Maximalbelastung von<br />
Vorfach und Haken zu drillen. Zudem<br />
fischt man am Fluss ja auch mit Fünfer<br />
oder noch leichteren Ruten – und Forellen<br />
bieten im Fließwasser die härteren<br />
Drills.<br />
Aber sind die Fische im Meer nicht<br />
größer? Hand aufs Herz: die Größe<br />
des Durchschnittsfisches an der Küste<br />
ist nicht proportional zur Größe ihres<br />
KURZ<br />
Wenn Sie die Idee einer leichten<br />
Rutenklasse für die Küste interessant<br />
finden, stellt sich die Frage nach dem<br />
Gerät. Meine Meinung: so ziemlich alle<br />
modernen 5er Ruten mit etwa 9 Fuß<br />
Länge eignen sich. Tatsächlich kann<br />
ich aber eine Rute wirklich empfehlen<br />
– und das tue ich sonst selten. Seit<br />
etwa einem dreiviertel Jahr habe ich<br />
eine extra für diese Fischerei entwickelte<br />
Rute von Guideline im Einsatz:<br />
die Coastal LPX in Klasse<br />
5 und sie erledigt diesen<br />
Job sensationell gut. Die<br />
Rute hat eine gar nicht<br />
so brutal schnelle Aktion,<br />
was mir sehr liegt. Der<br />
Blank besitzt zudem eine<br />
gelungene Mischung aus<br />
Kraft, um den Haken zu<br />
Habitats. Konkret heißt das etwas über<br />
40 Zentimeter im Schnitt – und da sind<br />
die Großen schon mit eingerechnet. Zu<br />
solchen Fischgrößen passt eine Fünfer<br />
Rute schon ziemlich gut, denke ich.<br />
DIE SPASS-KLASSE<br />
Mit der Fischgröße und dem Drill bin<br />
ich schon bei dem für mich wichtigsten<br />
Argument pro leichter Rutenkasse: der<br />
Spaß! Eine Siebener Rute, die sich eher<br />
wie eine Achter benimmt, macht mir<br />
mit Fischen unter 50 Zentimeter kaum<br />
Freude – und es gibt Zeiten, in denen<br />
diese Fischgröße dünn gesät ist. Eine<br />
schöne Fünfer macht sich hingegen auch<br />
beim Schnitt schon gut krumm und ein<br />
fitter 50er Fisch ist Freude pur. Schon der<br />
Moment, in dem sich beim Anhieb die ➜<br />
TIPP<br />
Geräte-Empfehlung<br />
setzen und Nachgiebigkeit für explosiv<br />
kämpfende Fische. Ich werfe an der<br />
Rute am liebsten einen dünnen, 13<br />
Gramm schweren Schusskopf in 11,5<br />
Metern Länge (float & intermediate).<br />
Diesen habe ich via exposed Loop<br />
(Schlaufe mit freigelegter Seele) mit<br />
einer genialen Runningline verbunden,<br />
die eigentlich gar keine ist: die Vision<br />
Ultra Light Nymph Schnur. Diese dünne,<br />
gecoatete, sich kaum dehnende<br />
Nymphenschnur schießt wie<br />
der Teufel und lässt sich gut<br />
greifen. Das System aus gut<br />
fliegendem Schusskopf und<br />
kaum spürbarer Verbindung<br />
zur sehr dünnen Runningline<br />
schießt waffenscheinpflichtig,<br />
lässt sich aber auch sanft<br />
ablegen.<br />
Die 5er Coastal LPX von Guideline ist effizientes Werkzeug und Spaßgerät in einem. Zur leichten<br />
Schnurklasse passt eine Schussschnur mit dünnem Durchmesser. Monos mag Johannes nicht,<br />
daher war er glücklich, mit der Nymphing-Schnur eine tolle Runningline mit Coating zu haben.<br />
Foto: Johannes Radke<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
61
Keine Bange vor großen<br />
Fischen am leichten<br />
Zeug! Fast alle Forellen<br />
der letzten Jahre über 60<br />
cm hat der Autor mit der<br />
5er gefangen. Der Drill<br />
dauert nicht oder nur<br />
unmerklich länger.<br />
ganze Rute gegen den Widerstand des<br />
Fisches bis zum Griff hinunter krümmt,<br />
macht mich froh. Die Fünfer im Halbkreis<br />
während die Forelle vor meinen<br />
Füßen versucht, Abstand zu gewinnen<br />
– das ist doch herrlich! Dies ist natürlich<br />
Geschmackssache und mancher schätzt<br />
eher das straffe Feedback einer kraftvollen<br />
Rute, aber das ist ja mein Artikel und<br />
ich darf daher schreiben, was mir gefällt.<br />
Ein Umstand, der nichts mit Geschmack<br />
zu tun hat, ist der, dass ich weniger<br />
Fische im Laufe des Drills verliere.<br />
Die nachgiebige Aktion der Rute lässt<br />
größere Fische oft ruhiger bleiben, sich<br />
weniger schütteln und eher selten springen.<br />
Wenn der Fisch dann doch wilder<br />
kämpft und hart schlägt, dämpft die weiche<br />
Rute dies gut ab. In der Konsequenz<br />
schlitzen Forellen, einmal gehakt, seltener<br />
aus. Fast ebenso große Freude wie das<br />
Drillen macht mir das Werfen und Fischen<br />
mit der leichten Rutenklassse. Ich<br />
finde es einfach eleganter, eine leichte,<br />
dünne Schnur durch die Luft gleiten zu<br />
lassen, sie auf der Oberfläche abzulegen.<br />
ÜBERLEGEN BEI WINDSTILLE<br />
Bei diesem Ablegen zeigt sich dann ein<br />
handfester Vorteil der leichten Schnur:<br />
Insbesondere bei ruhigem Wasser sind die<br />
Fische oft schreckhaft, was das Aufsetzen<br />
der Schnur angeht. Ich habe sogar<br />
beobachtet, dass eine hart landende Fliege<br />
Forellen verscheucht. Wer mal ohne Wind<br />
mit einem 7er Schusskopf gefischt hat,<br />
der weiß, dass es einige Aufmerksamkeit<br />
erfordert, diesen sanft landen zu lassen.<br />
Eine entsprechende Vollschnur mit<br />
längerer Keule ist da schon besser in der<br />
Handhabe, aber eine leichtere Schnur lässt<br />
sich natürlich noch sanfter ablegen. Für<br />
ruhige Tage verwende ich übrigens gern<br />
5er Vollschnüre mit langer Keule – das ist<br />
einfach schön. Dann macht auch die sonst<br />
so gefürchtete Windstille an der Küste<br />
plötzlich Spaß.<br />
An windigen Tagen spielt das Aufsetzen<br />
der Schnur hingegen so gut wie gar<br />
keine Rolle. Doch auch dann benutze ich<br />
die leichte Schnurklasse, einfach, weil ich<br />
kaum Nachteile, ein paar Vorteile und vor<br />
allem mehr Freude dabei habe.<br />
DREI ANGEBLICHE PROBLEME<br />
Würde ich behaupten, dass eine leichte<br />
Schnurklasse an der Küste nur Vorteile<br />
und höhere Schnurklasse nur Nachteile<br />
hätte, wäre das schlicht falsch. Es gibt<br />
natürlich gute Gründe dafür, dass die<br />
Siebener als „die Küstenklasse“ zählt.<br />
Das höhere Schnurgewicht macht das<br />
Handling ohne Frage einfacher. Die Masse<br />
der Keule schießt mit mehr Energie und<br />
sorgt zuverlässig für ordentliche Wurfweite.<br />
Kommt noch eine enge Schlaufe durch<br />
eine schnelle Rutenaktion hinzu, geht das<br />
Ganze wirklich gut durch den Wind. Für<br />
Anfänger an der Küste oder Gelegenheitsfischer<br />
würde ich bei Wind daher eher<br />
zu einer zackigen 6er oder einer 7er Rute<br />
raten. Das würde ich auch unter dem<br />
Gesichtspunkt der Bissverwertung tun.<br />
Die relativ weiche Fünfer schluckt<br />
durch Biegung viel Energie beim Anhieb.<br />
Eine stramme Siebener ist da effektiver,<br />
das kann man nicht wegdiskutieren. Obwohl<br />
ich auf dehnungsarme Schnüre setze<br />
62 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
PRAXIS<br />
MEERFORELLE<br />
Bei ruhigen Verhältnissen an der<br />
Küste spielt die leichte Schnurklasse<br />
ihre echte Stärke aus: dezente<br />
Präsentation. Mit einer Siebener und<br />
Schusskopf macht das Fischen nun<br />
kaum noch Freude.<br />
und versuche, so gut es möglich ist, einen<br />
Strip-Strike zu setzen, verliere ich dennoch<br />
ab und zu Fische direkt nach dem Anhieb<br />
oder hake sie nicht richtig. Einen Teil<br />
dieser Verluste kann ich mit der nachgiebigen<br />
Fünfer erklären. Das weiß ich nach<br />
ausgiebigen Vergleichen mit einer in dieser<br />
Hinsicht sehr effektiven Sechser (siehe<br />
FliFi 2/21, S 62).<br />
Eher ein Umstand ist, dass man an<br />
schwereren Schnüren längere Vorfächer<br />
fischen kann – mancher mag das ja lieber.<br />
Zudem muss das Vorfach nicht so sehr<br />
auf die Fliegengröße angepasst werden –<br />
was mir persönlich allerdings egal ist.<br />
Die Vorteile einer schwereren Schnur<br />
kann man durchaus höher bewerten als<br />
die Vorzüge der Fünfer. Das ist schlicht<br />
eine persönliche Sache. Für mich überwiegen<br />
die Vorzüge einer leichten Schnur für<br />
die sanfte Präsentation und einer weicheren<br />
Rute für maximal viel Spaß. Wenn<br />
allerdings im Winter an der offenen Küste<br />
jeder Biss zählt und auch bei sehr viel<br />
Wind greife ich gelegentlich zur straffen<br />
Sechser. Sonst aber ist an der Ostsee die<br />
Fünfer mein Arbeitspferd geworden.<br />
Probieren Sie es doch einfach mal bei der<br />
nächsten Windflaute mit der Bach-Rute<br />
an der Küste. Bereuen werden Sie es<br />
nicht!<br />
Pro:<br />
+ Unauffällige Präsentation<br />
+ weniger Gewicht, schönes Handling<br />
+ mehr Drillspaß<br />
+ wenige Verluste im Drill<br />
PRO UND KONTRA<br />
Klasse 5 an der Küste<br />
Kontra:<br />
– weniger Druck beim Anhieb<br />
– windanfälliger im Wurf<br />
– ggf. reduzierte Wurfweite<br />
– ggf. Abstimmung des Vorfachs nötig<br />
Foto: Johannes Radke<br />
Johannes bindet seine Fliegen<br />
zwar spärlich, aber oft<br />
sehr (kopf-)schwer – trotzdem<br />
kein Problem für die leichte<br />
Rutenklasse.<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
63
MARKTPLATZ<br />
Marktplatz<br />
Neue Produkte für den Fliegenfischer<br />
Roman Moser<br />
Water Ghost Ruten<br />
Bester Beweis der<br />
Praxistauglichkeit:<br />
Roman fischt in den<br />
meisten Situationen<br />
selbst am liebsten<br />
die Water Ghost.<br />
Kostet kein Vermögen,<br />
sieht gut aus und fischt richtig<br />
gut: Romans Water Ghost.<br />
Eine Rutenserie, die sich hinsichtlich<br />
ihrer Aktion von der Masse der immer<br />
schneller werdenden Fliegenruten<br />
abhebt, bietet Roman Moser mit seiner<br />
Water Ghost an. Die Aktion der Serie,<br />
die aus drei Varianten besteht, ist durch<br />
die Bank mittelschnell. Jedoch hat<br />
man mit keiner der Ruten dabei einen<br />
Lämmerschwanz in der Hand, sondern<br />
wunderbar abgestimmte Blanks aus<br />
IM6-Carbon mit tollem Kraft/Elastizitätsverhältnis.<br />
Die durchgehende Aktion<br />
schützt vor Fischverlusten, auch knapp<br />
gehakte Äschen lassen sich so noch landen.<br />
Damit die Ruten perfekt arbeiten,<br />
müssen sie keinesfalls „overlined“ werden,<br />
eine 6er Schnur passt zur 6er Rute.<br />
Apropos: Roman Moser empfiehlt seine<br />
Master Caster Fliegenschnur zu dieser<br />
Rute – eine Empfehlung, die man nur als<br />
absolut passend beschreiben kann.<br />
Der Wurf über alle Distanzen ist ein<br />
Genuss. Präsentationen im Nahbereich<br />
sind eine echte Stärke, trickreiche<br />
Präsentationswürfe gelingen spielend,<br />
wobei die etwas langsamere Aktion dies<br />
bedeutend erleichtert. Auch der Schuss<br />
mittels Doppelzug quer übers Flussbett<br />
bis zum Backing ist drin, dabei hilft<br />
das kraftvolle Rückgrat. Die Water<br />
Ghost-Serie beinhaltet zwei 6er und eine<br />
5er Rute. Die #6 in 9 Fuß beschreibt<br />
Roman als Allrounder für den größeren<br />
Fluss. Die 8,5 Fuß Rute in Klasse 6 ist<br />
noch sensibler, hat eine noch durchgehendere<br />
Aktion und kann sogar mit<br />
der 5er Schnur gefischt werden. Sie ist<br />
ideales Werkzeug fürs Nymphenfischen<br />
mit feinem Material und bestens für<br />
Rollwürfe geeignet. Die leichte 5er Rute<br />
mit ebenfalls 8,5 Fuß hat Roman extra<br />
für die gefühlvolle, exakte Trockenfliegenfischerei<br />
entworfen. Alle Ruten der<br />
Serie sind angenehm in dunkelm Türkis<br />
(blaugrün) gehalten. Die Schlangenringe<br />
sind für bessere Schusseigenschaften entsprechend<br />
der Schnurklassen recht groß<br />
gewählt, ihre Abstände sind eng gesetzt<br />
um lockere Schnur zwischen den Ringen<br />
im Wurf zu verhindern. Die Rute wird<br />
mit Cordura-Transportrohr geliefert.<br />
• medium-fast Blank<br />
• auf Einsatzzweck abgestimmte Aktionen<br />
• fairer Preis<br />
Preis: 160 bis 170 Euro • www.romanmoser.com<br />
64 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
Orvis Pro<br />
Boa Wading Boots<br />
Bequeme, stabile und<br />
schnell anzuziehende Watschuhe<br />
gesucht? Schauen<br />
Sie sich die Orvis Pro Boa<br />
Wading Boots an! Die<br />
Schnürung erfolgt einfach<br />
mittels Drehknopf – Draht<br />
und Schnür-System sind dabei<br />
sehr solide ausgeführt.<br />
Die Sohle wurde von Orvis<br />
und in Zusammenarbeit<br />
mit Michelin entwickelt. Sie<br />
bietet eine deutlich verbesserte<br />
Rutschfestigkeit und<br />
ist besonders widerstandsfähig.<br />
Das Profil zeichnet<br />
sich durch extra viel Grip<br />
Schnell rein –<br />
schnell raus.<br />
Die Pro Watschuhe<br />
von Orvis mit<br />
Boa-Schnürsystem<br />
machen das Leben leichter.<br />
aus – auch ohne Spikes!<br />
Die herausnehmbare 3-D<br />
Ortholite Innensohle bietet<br />
Schrittdämpfung und hohen<br />
Komfort. Die Oberfläche<br />
besteht aus Polyurethan,<br />
was das Risiko von sprödem,<br />
brüchigem Material<br />
oder einreißender Nähte an<br />
beanspruchten Stellen gleich<br />
null setzt.<br />
• Boa-Schnellschnürsystem<br />
• 8 Größen (bis 47)<br />
• Gewicht: 1417g (Größe 43)<br />
Preis: 299 Euro • www.orvis.de<br />
Adams XTZ<br />
Nymph<br />
Die Rutenschmiede Adams<br />
Fly Rods aus Spanien hat<br />
ein besonderes Nymphing-<br />
Spezialwerkzeug gebaut:<br />
die XTZ Nymph. Auffälligstes<br />
Merkmal ist ein<br />
Carbongriff, der maximales<br />
Feedback des Blanks an<br />
die Hand ermöglicht. Ein<br />
Down-Locking-Rollenhalter<br />
von ALPS mit kleinem<br />
Fighting-Butt sorgt für<br />
Gewicht hinter der Rutenhand.<br />
Es wurden die<br />
leichtesten Recoil-Ringe am<br />
Markt verbaut. So bietet<br />
der eng beringte Blank<br />
trotz mittelschneller Aktion<br />
schnelle Rückstellung,<br />
maximale Sensibilität und<br />
in der Folge Präzision beim<br />
Fischen mit der Nymphe.<br />
Beringung und Griff machen es auf<br />
den ersten Blick deutlich: die XTZ<br />
• Nymphing-Rute mit Carbongriff<br />
• Klasse 2, 10 Fuß, 89 Gramm<br />
• Klasse 2, 10.6 Fuß, 91 Gramm<br />
Preis: ab 595 Euro<br />
www.adamsflyrods.com<br />
Andy Steers<br />
Fangbuch ist<br />
speziell auf die<br />
Bedürfnisse von<br />
Fliegenfischern<br />
zugeschnitten.<br />
Fly Fishing Logbook 2022 von Andy Steer<br />
Eine schöne Idee ist das „Fly<br />
Fishing Logbook 2022“ von<br />
Andy Steer – als Geschenk<br />
oder um es sich selbst zu<br />
kaufen. Hier können Sie alle<br />
Fakten Ihrer Touren genau<br />
dokumentieren. Wasserstand,<br />
Wetter, Fänge, Stichworte<br />
zu Insekten und vieles<br />
mehr ... es gibt sogar Platz<br />
für Skizzen zu Hotspots – ein<br />
Muss für Statistiker!<br />
• Sprache: Englisch<br />
• 108 Seiten<br />
• ISBN: 979-8464949638<br />
Preis: ca. 7 Euro •<br />
bestellbar auf Amazon<br />
Euro Nymph Mono<br />
Vorfächer fürs Nymphenfischen mit<br />
gestreckter Schnur (Euro-Nymphing)<br />
können für Anfänger einen verwirrend<br />
komplexen Aufbau besitzen. Man<br />
kann aber auch einfach zu gut sichtbarem<br />
Mono greifen und ein Tippet<br />
ans Ende knoten. In jedem Fall ist das<br />
Euro Nymph Mono von adh-fishing<br />
eine gute Grundlage fürs Nymphenvorfach.<br />
In Zusammenarbeit mit<br />
einem Deutschen Schnurhersteller hat<br />
adh ein auffälliges Monofil mit Fluorocarbon-Coating<br />
entworfen. Durch das<br />
Coating lässt sich die Schnur besser<br />
und fast ohne Memory strecken.<br />
Zudem ist es abriebfester und besitzt<br />
wenig Dehnung – Eigenschaften, die<br />
fürs Nymphing entscheidend sind.<br />
Die mit Fluorocarbon<br />
ummantelte, leuchtend<br />
orangene Mono ist eine<br />
simple und günstige<br />
• Lösung der Vorfachfrage<br />
beim Euro-Nymphing.<br />
• Made in Germany<br />
• Fluorocarbon-Coating<br />
• 6 Durchmesser (0,16–0,30 mm)<br />
• 300-Meter-Spule<br />
Preis: 14,90 Euro • www.adh-fishing.de<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
65
PRODUKT-NEWS<br />
AUF HERZ<br />
& NIEREN<br />
Klassiker für Praktiker<br />
Mit der Guide Classic Serie bietet Simms schnörkellose Watbekleidung für den harten<br />
Einsatz. Johannes Radtke hat Jacke sowie Hose eingehend getestet.<br />
Fotos: Johannes Arlt<br />
Was ist wirklich dran an<br />
den Simms-Klamotten?<br />
Das wollte ich nun doch<br />
mal wissen, nachdem<br />
ich mich Jahrelang darum gedrückt hatte,<br />
„einer Simms“ eine Chance zu geben.<br />
Bei der Suche nach einer neuen Wathose<br />
hatte ich mir eine Grenze von 600 Euro<br />
gesetzt – und plötzlich war mit der Guide<br />
Classic eine namhafte Simms-Hose<br />
in Reichweite. Ich habe den Eindruck,<br />
dass man für diese (ordentliche) Summe<br />
zumindest eine Wathose bekommt, die<br />
wirklich was aushält und die deutlich<br />
länger hält, als ein 250-Euro-Modell.<br />
Für günstige Watbekleidung fische ich<br />
einfach zu oft und zu verschleißend,<br />
glaube ich. Zu oft hatte ich in früheren<br />
Jahren nasse, eiskalte Füße nach langen<br />
Küstentagen. Das will ich nicht mehr,<br />
da sind die Nerven blank. Dieser wunde<br />
Punkt sorgte dafür, dass sich meine monetäre<br />
Schmerzgrenze etwas verschoben<br />
hat – dem Komfort zuliebe.<br />
Ich mache es kurz: Ich konnte nicht<br />
widerstehen, vielleicht wollte ich auch<br />
mal wissen, was an Simms dran ist. Und<br />
weil meine Watjacke bald auch<br />
ersetzt werden müsste, kam<br />
In unzähligen<br />
gleich noch die passende<br />
Situationen ist man immer<br />
Guide Classic Jacke<br />
wieder dankbar, wenn der Rod<br />
dazu. Sieht ja auch gut<br />
Clip als dritte Hand mal eben<br />
kurz die Rute festhält.<br />
Die Bündchen lassen sich<br />
sicher verschließen und das<br />
Material ist dicht – da dringt<br />
tatsächlich kaum Wasser ein.<br />
Die Guide Classic<br />
Kombination trägt sich<br />
angenehm und sieht<br />
auch vernünftig aus.<br />
66 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
aus, so ne Kombi. Beim Anprobieren<br />
der Hose in für mich perfekt passender<br />
Größe (ML bei 1,86) die Ernüchterung:<br />
die Füßlinge saßen zu eng. Nach kurzer<br />
Rücksprache mit dem Händler war klar:<br />
die Hose in einer Nummer größer sitzt<br />
nicht mehr, es müssen größere Füßlinge<br />
ran! Ich war überrascht: die Hose wird<br />
einfach nach Norwegen geschickt und<br />
kommt ein paar Wochen später mit perfekt<br />
sitzenden Füßlingen zurück. Dass<br />
ich nun 100 Euro über meiner Schmerzgrenze<br />
lag, übersah ich geflissentlich, ich<br />
hatte mich schon in die Hose verguckt<br />
... Die Watjacke in Größe M saß hingegen<br />
von vorherein absolut perfekt. Sogar<br />
meine Freundin war positiv überrascht,<br />
dass ein „Angel-Outfit vernünftig aussehen<br />
kann“. Es gibt ja so Kleidung, die<br />
man anzieht und denkt: „jo, passt, ist<br />
geil!“ Genau so war es.<br />
Die ersten Einsätze bei kühlen<br />
Temperaturen zeigten, dass ich trotz<br />
Fleece-Lagen unter der gut sitzenden<br />
Außenschicht uneingeschränkte Bewegungsfreiheit<br />
habe. Als es zuerst wärmer<br />
und dann richtig warm wurde, bemerkte<br />
ich eine besondere Stärke von Hose und<br />
Jacke: Die Atmungsaktivität. Liegt es an<br />
der Gore-Tex-Membran? Keine Ahnung,<br />
jedenfalls spürt man, dass Feuchtigkeit<br />
sehr gut abtransportiert wird. In<br />
der anderen Richtung macht die Jacke<br />
auch nach einem Tag Dauerregen nicht<br />
schlapp – die ist dicht! Während einer<br />
hektischen Maifliegenzeit an südschwedischen<br />
Wildbächen musste die Hose<br />
so richtig zeigen, was ihre Außenhaut<br />
abkann. An dem kleinen Waldbach in<br />
Småland gibt keine Wege, nur Nadelhölzer,<br />
Dornbüsche und fiese Stolperfallen.<br />
Nach vier Tagen „im Busch“ befürchtete<br />
ich, etliche „Nadelstiche“ verursacht<br />
zu haben. Watangeln im Hechtsee sollte<br />
Auskunft geben – Nix da, nicht ein<br />
Loch! Also weiter im Test an der Küste:<br />
hier zeigen sich einige Schwachstellen<br />
zuverlässig. Lange Märsche zum Spot<br />
belasten Wathosen stark auf ihren Bein-<br />
Innenseiten. Wie gut, dass die Naht nach<br />
hinten verlegt wurde und der Schnitt<br />
der Hose dafür sorgt, dass das Material<br />
nicht übermäßig aneinander reibt. Die<br />
Jacken zeigte dann beim Küstenfischen<br />
für mich die einzige kleine Schwäche –<br />
wenn man es so nennen will. Während<br />
die Bündchen stramm und überraschend<br />
wasserdicht geschlossen werden können,<br />
ragt der Saum des Ärmels weit darüber<br />
hinaus. Beim schnellen Einstrippen störte<br />
mich dieser überstehende Saum dann<br />
ein wenig. Einmaliges Umkrempeln ist<br />
die einfache Lösung. So bleibt der Saum<br />
am Platz und stört tatsächlich den Rest<br />
des Tages nicht mehr.<br />
Die Jacke ist absolut praxisorientiert<br />
designt. Die Brusttaschen fassen ausreichend<br />
Gerät, drücken dabei jedoch<br />
nicht. Handwärmertaschen weiß ich<br />
sehr zu schätzen, ebenso eine Innentasche<br />
mit Reißverschluss zur Aufbewahrung<br />
von Ersatzvorfächern. Auch<br />
die Befestigungsringe und -Schlaufen<br />
sind sinnvoll angeordnet und schön<br />
versteckt. Ein Highlight ist die Passform<br />
der Kapuze. Ich trage gern Caps und<br />
der Rand der Kapuze passt genau über<br />
deren Schirm, zudem schützen Kapuze<br />
und Kragen im Zusammenspiel sehr<br />
angenehm vor kalten Seitenwinden.<br />
Die Wathose ist schlicht, aber durchdacht<br />
ausgestattet. Klar, eine Brusttasche<br />
für ne Fliegendose hat sie, ebenso<br />
Handwärmer-Taschen – und auch eine<br />
Innentasche für Schlüssel und Handy.<br />
Viel wichtiger finde ich aber die einhändig<br />
zu schließenden und öffnenden<br />
Schnallen und dass man sich die Trägergurte<br />
wunderbar gegensätzlich um die<br />
Taille legen kann und so eine Hüfthose<br />
erhält. Ebenso entscheidend ist, dass<br />
die Hose in den Beinbereichen besonders<br />
verstärkt wurde. Das Material ist<br />
deutlich steifer und dicker. Egal, wie oft<br />
ich mich am Ostseestrand in den groben,<br />
spitzen Kies gekniet habe – Spuren<br />
davon sieht man nicht.<br />
Sollte ich Hose oder Jacke doch mal<br />
„schaffen“, gibt es den Simms Repair-<br />
Service in Norwegen. Ich empfinde dieses<br />
Angebot, zumal in Europa, im Sinne<br />
der Ressourcenschonung als zeitgemäß<br />
und die Preise als fair. Das Fazit zu<br />
meiner ersten Simms Watkombi: Tolle<br />
Qualität, geniale Passform, hohe Funktionalität<br />
und, für alle Fälle, Service in<br />
Europa – Ich bin überzeugt! Der Preis<br />
ist kein Pappenstiel, ohne Frage, geht<br />
für mich angesichts des Gesamtpaketes<br />
aber in Ordnung.<br />
Simms Guide Classic<br />
Wathose & Watjacke<br />
• 3-lagige Gore-Text Pro Shell<br />
• Simples, praxisorientiertes Design<br />
• höchster Tragekomfort<br />
• langlebige Materialien<br />
• hochwertige Verarbeitung<br />
• Repair-Service in Europa<br />
Preis: 599 € & 499 € (Jacke) • www.flyfisheurope.com<br />
Der Schnitt der Hose ist genial: volle Bewegungsfreiheit bei gleichzeitig nicht zu weitem Sitz.<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
67
GEWÄSSER-GUIDE<br />
Bayern: Fischen am Fuß von Watzmann und Salzberg<br />
Im Berchtesgadener<br />
Gleich vier spannende und recht unterschiedliche Gewässer<br />
im Berchtesgadener Land stellt Ihnen Detlef Henkes vor.<br />
Lassen Sie sich von ihm die Perlen der Region zeigen und<br />
erläutern, wie Sie dort erfolgreich fischen können.<br />
68 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
Land<br />
Alle Fotos: D. Henkes<br />
Wer hinsichtlich<br />
der Fliegenfischerei<br />
an<br />
den äußersten<br />
Südosten<br />
im Freistaat<br />
Bayern denkt, dem wird wohl zuallererst<br />
der Chiemgau mit der Traun in den Sinn<br />
kommen. Nur gut 50 Kilometer bzw.<br />
eine gute Stunde Fahrt von Traunstein<br />
entfernt, befinden sich allerdings die<br />
besuchenswerten Gewässer des Fischereivereins<br />
Berchtesgaden-Königssee e.V.,<br />
welche sicherlich nicht weniger reizvoll<br />
sind und eine erstklassige Fischerei<br />
in alpiner Umgebung erlauben. Mit<br />
Ramsauer Ache, Königsseer Ache und<br />
der Berchtesgadener Ache stehen dem<br />
interessierten Gastfischer eine rund 23<br />
Kilometer herausfordernde Bach- und<br />
Flussstrecke zur Verfügung. Ergänzt wird<br />
das Angebot um den malerischen Hintersee,<br />
welcher ebenfalls einen hervorragenden<br />
Salmonidenbestand aufweist und mit<br />
20 ha zur Stillwasserfliegenfischerei auf<br />
Saibling und Forelle einlädt. Sie sehen,<br />
werter Leser, die Möglichkeiten hier sind<br />
mehr als umfangreich!<br />
Streng genommen handelt es sich bei<br />
den genannten Revieren um ein einziges,<br />
komplexes Gewässersystem. Die Königsseer<br />
Ache entwässert den Königssee,<br />
welcher leider nicht befischt werden darf<br />
und fließt im Verlauf über Schönau in<br />
Richtung Berchtesgaden. Die Ramsauer<br />
Ache ist der Abfluss des Hintersees<br />
und bahnt sich ihren Weg über Ramsau<br />
ebenfalls in Richtung Berchtesgaden. Am<br />
Ortseingang von Berchtesgaden vereinen<br />
sich dann beide Achen und bilden von<br />
dort an die Berchtesgadener Ache. Diese<br />
fließt dann weiter in Richtung Österreich<br />
und mündet letztendlich in die Salzach.<br />
Der Hintersee<br />
Eigentlich wollte ich, während des Urlaubs,<br />
nach längerer Zeit einmal wieder<br />
die Königsseer Ache befischen. Ein<br />
morgendlicher Blick auf den Pegelstand<br />
zeigte 54 Zentimeter – hervorragende<br />
Bedingungen! Wenn nicht heute, wann<br />
dann? Schließlich war für die kommenden<br />
Tage in Südostbayern Starkregen<br />
vorausgesagt! Als ich in Schönau am<br />
Königssee ankam, staunte ich aber nicht<br />
schlecht. Die Königsseer Ache toste und<br />
erschien mir sehr hoch. Ein erneuter<br />
Blick auf den Pegelstand brachte dann<br />
Gewissheit. Pegel über 1,14 m! Zuviel<br />
für die Fliegenfischerei. Offenbar hatte<br />
man am Königssee auf den drohenden<br />
Regen reagiert und ließ deutlich mehr<br />
Wasser ab als noch am Morgen. Was<br />
nun? Ich erinnerte mich an den Hintersee.<br />
Der malerische Bergsee ist ein reines<br />
Salmonidengewässer und bietet beste<br />
Bedingungen für die Fliegenfischerei, vor<br />
allem wenn die Achen im Berchtesgadener<br />
Land nicht mehr befischbar sind.<br />
Also disponierte ich um und machte<br />
mich über Ramsau hinauf auf den Weg<br />
zur Seeklause, um dort die Tageslizenz<br />
zu lösen.<br />
Ein Weißbier später schlüpfte ich schon<br />
in meine Hüftwathose, richtete die Rute<br />
und watete in den flachen Uferbereich<br />
des Sees. Frau und Tochter wurden<br />
derweil zum Fotografieren verdonnert.<br />
Meine Frau meckerte daraufhin: „Ich<br />
stell mich jetzt aber nicht stundenlang<br />
hier hin und warte, bis Du einen Fisch<br />
hast!“. Ich beschwichtigte natürlich umgehend<br />
und versprach kurzen Prozess zu<br />
machen. Vor mir lag der See und zeigte<br />
sich in den schönsten Grüntönen – ein<br />
smaragdenes Juwel in den Berchtesgadener<br />
Alpen! Ebenso waren mir aber die<br />
Bachforellen aufgefallen, die sich direkt<br />
am Ufer im Flachwasser tummelten.<br />
Hinterlistig knüpfte ich eine winzige<br />
CDC-Trockene ans Vorfach, denn mir<br />
waren die Ringe nicht entgangen, welche<br />
sich immer wieder an der Oberfläche<br />
zeigten. Mit einem „Das gibt es doch<br />
nicht“, kommentierte meine bessere<br />
Hälfte die erste Forelle, welche schon<br />
nach dem zweiten Wurf den Weg ans<br />
Band gefunden hatte. Ich war ja gerade<br />
erst fünf Minuten hier und sie hatte mit<br />
dem Schlimmsten gerechnet. Kaum war<br />
der Fisch gelandet und die Trockene<br />
erneut präsentiert, zappelte auch schon<br />
der nächste Fisch im Kescher. Ich konnte<br />
sie bestens ausmachen und auf Sicht<br />
anfischen. Irgendwann war aber kein<br />
Abnehmer für die Trockenfliege mehr da,<br />
so dass ich auf die Nymphe wechselte.<br />
Schon bald stellte sich erneuter Erfolg<br />
ein. Nymphenfischen auf Sicht – anschlagen,<br />
wenn man die Nymphe im Maul<br />
der Forelle verschwinden sieht! Gibt es<br />
etwas schöneres? Die Zeit verging viel zu ➜<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
69
Dem Autor haben es die starken<br />
Bachforellen des Sees besonders angetan.<br />
Auf Sicht lassen sie sich durchaus<br />
gute Stückzahlen fangen.<br />
schnell und längst war eine gute Strecke<br />
an Bachforellen zu Gast im Kescher. Es<br />
war also Zeit, die Familie vom leidigen<br />
Nebenjob zu erlösen und eine Runde<br />
um den See zu drehen, um noch ein paar<br />
Impressionen festzuhalten.<br />
INFO HINTERSEE<br />
Fischarten: Seesaibling, Bachsaibling, Bach –<br />
und Regenbogenforellen<br />
Gerät: Fliegenruten der Klassen #5-6 in 9’<br />
oder länger, aber auch Winkelpickerruten mit<br />
Centerpins und Hegene für die Seesaiblingsfischerei.<br />
Fliegen: Streamer der Größen <strong>06</strong> -10, kleine<br />
bis mittelgroße Nymphen (z.B. Buzzer) und<br />
kleine Trockenfliegen (kleine CDC - Eintagsfliegenmuster,<br />
Sedges etc. in gedeckten<br />
Farben)<br />
Anmerkung: Es empfiehlt sich angesichts des<br />
klaren Wassers auf Fluorocarbon – Vorfachmaterial<br />
zurück zu greifen. Achtung: Regenbogenforellen<br />
sind unbedingt zu entnehmen!!<br />
Gastkartenpreis: 30.- € / Tag bzw. 150.- €<br />
/ 5 Tage zuzüglich 2.- € Schreibgebühr –<br />
bei einer 5 Tageskarte ist das Gewässer je<br />
Gültigkeitstag frei wählbar, darf jedoch im<br />
Tagesverlauf nicht gewechselt werden!<br />
PIRSCH VOR MALERKULISSE<br />
Der zirka 17 Hektar große und bis zu 18<br />
Meter tiefe Hintersse entstand vor rund<br />
4.000 Jahren als ein massiver Felsturz<br />
aus dem Hochkaltermassiv den Klausbach<br />
staute. Legendär ist der Seesaiblingsbestand<br />
des Hintersees. In der Regel<br />
wird dieser Fischart mit der Hegene<br />
nachgestellt. Bei intensiven Insektenschlüpfen<br />
kommen die hübschen Fische<br />
auch mal in flacheres Wasser, meist sind<br />
sie jedoch für die Fliege außer Reichweite.<br />
Da der Hintersee aber auch einen<br />
hervorragenden Bachforellenbestand aufweist<br />
und die Regenbogenforelle ebenso<br />
vorkommt, finden wir reichlich schöne<br />
Beschäftigung.<br />
Besonders romantisch ist der „Malerwinkel“<br />
im nördlichen Uferbereich des<br />
Sees, wo einige baumbewachsene Felsen<br />
Inselchen bilden und vor allem an nebeligen<br />
Morgen zu verzaubern wissen. Am<br />
See hat sich in den 1830er Jahren eine<br />
Malerkolonie angesiedelt, deren bekannteste<br />
Bewohner Wilhelm Busch war. Der<br />
Bergsee kann vom Ufer, watend oder<br />
vom Boot aus befischt werden. Leider<br />
ist er vor allem im Sommer ein beliebtes<br />
Ausflugsziel und wird von hunderten<br />
Badegästen besucht. Daher empfiehlt<br />
es sich in der warmen Jahreszeit den<br />
Besuch in die frühen Morgen- und späten<br />
Abendstunden zu legen. Dann steht einer<br />
herausfordernden, anspruchsvollen und<br />
hoffentlich erfolgreichen Stillwasserfliegenfischerei<br />
am glasklaren Bergsee<br />
nichts mehr im Wege und unvergessliche<br />
Stunden sind garantiert.<br />
Vor allem Bachforellen wachsen<br />
im Hintersee zu respektablen,<br />
teils kapitalen Größen ab und warten<br />
darauf, mit dem Streamer überlistet zu<br />
werden. Während der Schlupfzeiten<br />
von Eintags- und Köcherfliegen bieten<br />
die rastlos umherstreifenden Bach- und<br />
Regenbogenforellen im Uferbereich eine<br />
überaus spannende Fischwaid mit der<br />
Trockenfliege. Wer dem Seesaibling auf<br />
die Schuppen rücken möchte, der sollte<br />
in tieferen Bereichen eine Sinkschnur<br />
mit beschwerten Nymphen in Betracht<br />
ziehen und die Technik des vertikalen<br />
Buzzerns praktizieren. Am Hintersee<br />
würde ich auf längere Ruten ab 9 Fuß in<br />
der Klasse 5–6 setzen. Zum einen erhöht<br />
man so den Aktionsradius und zum<br />
anderen ist man damit auch bei kapitaleren<br />
Fischen gut gewappnet. Auch eine<br />
leichten Switch-Rute kann Sinn machen.<br />
70 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
GEWÄSSER-BERCHTESGADENER LAND<br />
Die Ramsauer Ache<br />
Unmittelbar hinter dem Auslauf aus<br />
dem Hintersee wird der Sillersbach zur<br />
Ramsauer Ache und passiert in Richtung<br />
Ramsau zunächst den legendären<br />
Zauberwald im Berchtesgadener Land.<br />
Man kann die Ramsauer Ache in diesem<br />
Bereich durchaus als alpinen Wildbach<br />
bezeichnen, welcher zudem mit einer unvergleichlichen<br />
Landschaft gesegnet ist.<br />
Selbst dem nicht-fischenden Wanderer<br />
eröffnen sich atemberaubende Einblicke<br />
in eine wildromantische Naturlandschaft.<br />
Für den Fliegenfischer ist die Ramsauer<br />
Ache eine ebenso herausfordernde,<br />
wie schöne Destination. Im Oberlauf<br />
sind Wathose und Watschuhe eher fehl<br />
am Platze. Hier sind eher Kletterkunst<br />
und das Wetwading gefragt. Das klare<br />
Wasser stürzt sich von einem Wasserfall<br />
über den anderen talwärts und verliert<br />
recht schnell an Höhenmetern. Allerdings<br />
beherbergen die stilleren Pools unterhalb<br />
der Wasserfälle und Stromschnellen wunderschöne<br />
Bachforellen. Hier ist ganz<br />
klar das „Pocket-Fishing“ das Mittel<br />
der Wahl. Nur wenige Meter bzw. kurze<br />
Augenblicke bleiben der angebotenen<br />
Nymphe oder Trockenfliege für eine attraktive<br />
und zielführende Drift. Danach<br />
mindert das unweigerliche Dreggen die<br />
Fangaussichten drastisch. Der passionierte<br />
Wildbachfischer kommt hier voll auf<br />
seine Kosten.<br />
Die Ramsauer Ache bietet echtes Sportfischen<br />
über Stock und Stein auf fitte<br />
Wildfische. Kurze Driften und gut sichtbare<br />
Fliegen sind hier das Mittel.<br />
INFO RAMSAUER ACHE<br />
Fischarten: Bachforelle, gelegentlich Regenbogenforelle<br />
oder Bachsaibling<br />
Gerät: Kurze Bachruten für die Fliegenfischerei<br />
der Klassen #3-5 in den Längen von 7’ bis<br />
8,5’, aber auch kurze, sehr leichte Spinnruten<br />
in der Länge von 1,8 m und Wurfgewichten<br />
von 5-10 g<br />
Fliegen: Leicht bis mittelstark beschwerte<br />
Nymphen in den Größen #14 – 10, gut<br />
schwimmende Trockenfliegen (Stimulator,<br />
Buck Caddis) in den Größen von #14 -10<br />
Anmerkungen: Versuchen Sie ihre Ausrüstung<br />
zu minimalisieren. Das Gelände ist teils<br />
unwegsam und Sie müssen oftmals längere<br />
Strecken bis zum nächsten Aus - / Einstieg<br />
zurücklegen. Diesbezüglich ist jeglicher Ballast<br />
kontraproduktiv. Beachten Sie unbedingt<br />
Wetterlage und Wasserstand!!!<br />
Gastkartenpreis: 30.- € / Tag bzw. 150.- €<br />
/ 5 Tage zuzüglich 2.- € Schreibgebühr – bei<br />
einer 5 Tageskarte ist das Gewässer je Gültigkeitstag<br />
frei wählbar, darf jedoch nicht im<br />
Tagesverlauf gewechselt werden!<br />
ECHTES SPORTFISCHEN<br />
Ab dem Ort Ramsau wird die Ramsauer<br />
Ache dann etwas zahmer, ohne jedoch<br />
ihren Wildbachcharakter zu verlieren.<br />
Hier dürfen Sie das Gewässer dann<br />
durchaus auch gerne mit der Wathose<br />
erkunden, denn das Gefälle ist weitaus<br />
moderater als im Oberlauf des Zauberwaldes.<br />
Natürlich sind in der Ramsauer<br />
Ache aufgrund der Begebenheiten<br />
keine Riesenfische zu erwarten, aber es<br />
warten makellose Bachforellen, welche<br />
die Lektion des Lebens von Grund auf<br />
gelernt haben und erst einmal überlistet<br />
werden wollen. Bitte beachten Sie, dass<br />
die Ramsauer Ache zu großen Teilen<br />
canyonartig ihren Weg in Richtung<br />
Berchtesgaden sucht. Mögliche Ein- und<br />
Ausstiege sind also nur begrenzt vorhanden<br />
und so kann es durchaus sein, dass<br />
Sie für eine Weile dem Bachbett watend<br />
folgen müssen, was aufgrund der vorherrschenden<br />
Strömung und des steinigen<br />
Untergrundes durchaus eine sportliche<br />
Angelegenheit ist. Die Ramsauer Ache<br />
stellt mit Recht ein Synonym für den<br />
Begriff „Angelsport“ dar, denn hier wird<br />
dem ambitionierten Fischer körperlich<br />
einiges abverlangt. Kletterkünste zahlen<br />
sich aus und hinsichtlich der Ausrüstung<br />
am Mann / an der Frau gilt ganz klar:<br />
Weniger ist mehr! Lange Ruten sind<br />
hier fehl am Platze. Ich empfehle kurze,<br />
kräftige Bachruten welche einen ➜<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
71
GEWÄSSER-BERCHTESGADENER LAND<br />
gehakten Fisch in der starken Strömung<br />
Paroli bieten können. Als Köder kommen<br />
beschwerte Nymphen oder große,<br />
gut sichtbare Trockenfliegen mit guten<br />
Schwimmeigenschaften in Betracht.<br />
Die Königsseer Ache<br />
Ein weiteres Toprevier des Fischereivereins<br />
Berchtesgaden-Königssee bildet<br />
die Königsseer Ache, die auf einer<br />
Streckenlänge von gut 4,5 Kilometern<br />
vom Auslauf am Königssee bis hin zur<br />
Einmündung der Ramsauer Ache befischt<br />
werden kann. Mit der Königsseer Ache<br />
verbinde ich einige Schlüsselerlebnisse.<br />
So war sie der erste wirklich alpine Fluss,<br />
den ich in meiner Laufbahn als Fliegenfischer<br />
befischt habe. Als Flachlandtiroler,<br />
der bis dato nur die Mittelgebirgsflüsse<br />
im Sauerland und Eifel kannte, ein echtes<br />
Erlebnis!<br />
Schnelles, kaltes und klares Wasser – in<br />
meiner Vorfreude watete<br />
ich nach dem Einstieg ins Flussbett unbekümmert<br />
immer weiter und bot den<br />
Fettflossenträgern meine Nymphe in<br />
Höhe des Café Waldstein an. Irgendwann<br />
entschied ich mich für einen<br />
Platzwechsel und wollte zurück ans Ufer.<br />
Schlagartig hatte ich kalten Schweiß<br />
auf der Stirn, denn die starke Strömung<br />
drohte mir regelrecht die Beine unter<br />
dem Allerwertesten wegzuziehen. Ein<br />
INFO KÖNIGSSEEER ACHE<br />
Fischarten: Bachforelle, gelegentlich kapitale<br />
Seeforellen (aus dem Königssee) und<br />
Regenbogenforellen, vereinzelt Bach- und<br />
Seesaibling.<br />
Gerät: Fliegenruten der Klassen #5-6 in 8’ -<br />
9’ / Euronymphingruten der Klasse 4 in 10’.<br />
Fliegen: Beschwerte Nymphen und Goldkopfnymphen<br />
in den Größen #14-10, gut<br />
schwimmende und auffällige Trockenfliegen<br />
(Bivisible, Tricolore, Stimulator, Rehhaar<br />
Sedge) in den Größen #12-08.<br />
Anmerkung: Die Königsseeer Ache weist<br />
überwiegend eine sehr starke Strömung auf,<br />
weswegen sie sich in erster Linie für die Nymphenfischerei<br />
anbietet. Man kommt sowohl<br />
mit der klassischen Methode, als auch mittels<br />
Euro-Nymphing zum Ziel. Bei niedrigem<br />
Wasserstand oder im Bereich ruhiger Züge<br />
lohnt es sich aber gut schwimmende und<br />
auffällige Trockenfliegen auszuprobieren.<br />
Gastkartenpreis: 30 €/Tag bzw. 150 €/5<br />
Tage zzgl. 2 € Schreibgebühr- Bei 5 Tagen ist<br />
das Gewässer je Gültigkeitstag frei wählbar, darf<br />
nicht im Tagesverlauf gewechselt werden!<br />
Vollbad im reißenden Fluss war mit<br />
Sicherheit das Letzte, was ich begehrte.<br />
Alles ging gut aus, aber ich hatte Lehrgeld<br />
bezahlt! Gottlob verbinde ich auch<br />
weitaus angenehmere Erinnerungen mit<br />
dem wild romantischem Fluss im Berchtesgadener<br />
Land.<br />
REISSENDE STRÖMUNG<br />
Lange Zeit haderte ich mit dem Umstand,<br />
dass mir der Saibling als Fischart<br />
in der Fangstatistik fehlte. Hier zeigte<br />
sich die Königsseer Ache schon bei meinem<br />
zweiten Besuch gnädig und bescherte<br />
mir beim Fischen in den Sonnenuntergang<br />
hinein den ersehnten „Traumfisch“.<br />
Er fiel auf eine schwarze Goldkopfnymphe<br />
herein und stand im Bereich der<br />
Steinpackung am Ufer.<br />
Generell ist die Königsseer Ache ein<br />
fließender Gebirgsfluss, der bei höheren<br />
Wasserständen sehr schwierig bis gar<br />
nicht zu bewaten ist. Man sollte sich also<br />
sehr gut überlegen, ob man bei entsprechenden<br />
Wasserständen den Schritt in<br />
den Fluss wagt oder doch lieber vom<br />
Ufer aus fischt. Eines ist jedoch sicher:<br />
Wunderschöne Bachforellen, Regenbogenforellen<br />
und sogar Saiblinge sind hier<br />
auch für den Gastfischer drin. Aufgrund<br />
der beschriebenen Begebenheiten ist man<br />
an der Königsseer Ache mit der Nymphenfischerei<br />
besser beraten, als mit der<br />
Trockenfliegenfischerei. Während eines<br />
Die Königsseer Ache entlang der „nassen<br />
Wand“ beherbergt neben guten Regenbogenforellen<br />
auch wilde Bachforellen und<br />
sogar Saiblinge.<br />
Der breite Rücken<br />
zeigt es ...... Köcherfliegen gibt es in Mengen.<br />
Schlupfes großer Steinfliegen oder bei<br />
Niedrigwasser kann man diesbezüglich<br />
aber durchaus mit sehr gut schwimmenden<br />
und deutlich sichtbaren Trockenfliegenmustern<br />
wahre Sternstunden erleben.<br />
Besonders empfehlen kann ich den<br />
Oberlauf der Strecke, welcher direkt hinter<br />
dem Stauwehr am Königssee beginnt,<br />
den Zug zwischen der Fußgängerbrücke<br />
am Café Waldstein und der Straßenbrücke<br />
weiter flussab und vor allem den<br />
kleinen Canyon an der „nassenWand“.<br />
Die Berchtesgadener Ache<br />
Nach der Vereinigung mit der Ramsauer<br />
Ache wird die Königsseer Ache<br />
zur mächtigen Berchtesgadener Ache.<br />
Achtung – Das Waten ist in den raschfließenden<br />
Achen der Region eine heikle Angelegenheit.<br />
Foto: Werner Berens<br />
72 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
Der Fluss wird hier deutlich breiter und<br />
tiefer, verliert dafür aber strömungstechnisch<br />
etwas an „Schärfe“. Vom<br />
Zusammenfluss am Kreisverkehr bis<br />
zum großen Wehr am Salzbergwerk ist<br />
die Berchtesgadener Ache dem Gastfischer<br />
verwehrt. Unterhalb des besagten<br />
Wehres darf dieser dann wieder bis zum<br />
Wehr Gartenau / Unterau fischen. Der<br />
Abschnitt ist ca. 2,6 Kilometer lang und<br />
mit dem Gollenbacheinlauf hat dieser<br />
Abschnitt einen prominenten Hotspot.<br />
Bekannt ist die Überlieferung von der<br />
legendären „Meterforelle“, welche im<br />
Auslauf des Gollenbaches angeblich ihr<br />
Zuhause hat. Ob es diese gibt oder gab,<br />
dürfen Sie gerne selbst auskundschaften.<br />
Vom Wehr Gartenau / Unterau,<br />
welches nicht befischt werden darf, bis<br />
nach Marktschellenberg, befindet sich<br />
die mittlere Strecke der Berchtesgadener<br />
Ache. Der Abschnitt ist rund 5,8 Kilometer<br />
lang, darf allerdings auch mit der<br />
Spinnrute befischt werden. Auch hier<br />
INFO BERCHTESGADENER ACHE<br />
Fischarten: Bachforelle, Regenbogenforelle,<br />
gelegentlich Bachsaibling, vereinzelt Äschen<br />
Gerät: Einhandfliegenruten der Klassen #5-6<br />
in 9’ bis 10’, leichte Switchruten der Klassen<br />
#5-6 in 10’6’’ bis 11’ und Euronymphingruten<br />
in der Klasse 3 oder 4 mit 10’ bis 11’,<br />
sowie leichte Spinnruten in der Länge von 1,8<br />
bis 2,4 m und Wurfgewichten von 5-20 g.<br />
Fliegen: Leicht bis mittelstark beschwerte<br />
Nymphen in den Größen #16-10, gut<br />
schwimmende Trockenfliegen (Stimulator,<br />
Buck Caddis, CDC-Eintagsfliegenmuster) in<br />
den Größen von #18-10.<br />
Anmerkung: Die Berchtesgadener Ache<br />
ist mit einer durchschnittlichen Breite von<br />
gut 15 m ein relativ großer Fluss. Dennoch<br />
ist die Strömung als deutlich moderater zu<br />
bezeichnen als die der Königsseeer Ache.<br />
Somit ist bei normalem Wasserstand in vielen<br />
Bereichen auch die Trockenfliegenfischerei<br />
erfolgreich zu praktizieren. Die Größe des<br />
Gewässers lässt durchaus auch den Einsatz<br />
von leichten Switch- oder Zweihandruten zu.<br />
Geradezu prädestiniert ist das Gewässer fürs<br />
Euro-Nymphing. Bitte beachten Sie unbedingt<br />
die beiden Bereiche, die dem Gastangler<br />
NICHT zur Vertfügung stehen (Zusammenfluss<br />
von Ramsauer Ache und Königsseeer<br />
Ache bis zum Wehr Salzbergwerk und den<br />
Wehrbereich beim Wasserkraftwerk in<br />
Marktschellenberg).<br />
Gastkartenpreis: 30 € / Tag bzw. 150 € / 5<br />
Tage zuzüglich 2 € Schreibgebühr – bei einer<br />
5 Tageskarte ist das Gewässer je Gültigkeitstag<br />
frei wählbar, darf jedoch nicht im<br />
Tagesverlauf gewechselt werden!<br />
Wasserstand und -Trübung der<br />
Berchtesgadener Ache sind recht<br />
dynamisch. Ein Grund sind die Zuflüsse,<br />
die bei Regen in Nebentälern<br />
viel Sediment mit sich führen.<br />
finden Sie durchaus einen Hotspot. Der<br />
Abschnitt am Sportplatz ist ebenso besuchenswert,<br />
wie der Zug am Tennisplatz<br />
und der Bereich am Klärwerk. Auch die<br />
Einmündung des Larosbaches sowie der<br />
Abschnitt in Höhe der Almbachmündung<br />
bieten gute Struktur und eine Chance auf<br />
recht große Forellen. Mein persönlicher<br />
Tipp ist die Almbachklamm – ein Besuch<br />
lohnt sich fischereilich und visuell.<br />
GEWÄSSER FÜR ALLE METHODEN<br />
Bis zur Ortschaft Marktschellenberg<br />
finden Sie weitere reich strukturierte<br />
Flussabschnitte, die allesamt einen guten<br />
Fischbestand besitzen. In Marktschellenberg<br />
selbst sollte der Wehrbereich des<br />
Wasserkraftwerkes außen vor gelassen<br />
werden, denn hier ist die Fischerei<br />
wieder verboten. Danach schließt sich<br />
die 2,1 Kilometer lange „Grenzstrecke“<br />
an, welche kurz hinter dem Einlauf des<br />
Weißbaches endet. Je nach Wasserstand<br />
ist die Berchtesgadener Ache sowohl<br />
mit Streamer, Nymphe, Nassfliege, als<br />
auch mit Trockenfliege zu befischen. Es<br />
darf ruhig auf eine Rute der Klasse #5-6<br />
in der Länge von 9’ und länger zurück<br />
gegriffen werden. Da die Berchtesgadener<br />
Ache gut 15 Meter breit ist, kann gerne<br />
mal eine leichte Switch-Rute eingesetzt<br />
werden. Die Anhänger des Euro – Nymphings<br />
werden an der Ache voll auf<br />
ihre Kosten kommen.<br />
AUF EINEN BLICK<br />
Bewirtschafter:<br />
Fischereiverein Berchtesgaden-Königssee<br />
e.V.<br />
Postfach 2364<br />
83464 Berchtesgaden<br />
Telefon: 08650 807<br />
www.fischereivereinberchtesgaden.de<br />
Kartenausgabestellen:<br />
• Tourist-Information Schönau<br />
am Königssee (im Rathaus)<br />
Rathausplatz 1<br />
83471 Schönau a. Königssee<br />
Tel.: +49(0)86 52-17 60<br />
E-Mail: tourismus@koenigssee.com<br />
www.koenigssee.de/aktiv-imsommer/fischen-angeln<br />
• Tourist- Information Königssee (direkt<br />
am Großparkplatz Königssee)<br />
Seestraße 3<br />
83471 Schönau a. Königssee<br />
Tel.: +49(0)8652 - 65 59 8 - 0<br />
E-Mail: mail@koenigssee.com<br />
www.koenigssee.de/aktivim-sommer/fischen-angeln<br />
• Touristinfo Marktschellenberg<br />
(im Rathaus)<br />
Salzburger Strasse 2<br />
83487 Marktschellenberg<br />
Tel.: +49(0)8650 - 98 88-30<br />
E-Mail: touristinfo@marktschellenberg.de<br />
www.marktschellenberg.de/<br />
tourist-information<br />
• Gasthaus Seeklause (direkt am See)<br />
Am See 65<br />
83486 Ramsau-Hintersee<br />
Tel.: +49(0)86 57-91 99 38<br />
E-Mail: restaurant@hintersee-gasthausseeklause.de<br />
www.hintersee-gasthaus-seeklause.de<br />
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Alexandra Jahr<br />
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Leitender Redakteur:<br />
Johannes Radtke<br />
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Corinna Leppin<br />
Internet<br />
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Content-Management: Felix Kirsch<br />
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Marketing/Kooperation<br />
Jennifer Popp, Tel: 040 389<strong>06</strong>-279<br />
jennifer.popp@jahr-media.de<br />
Produktionsmanagement<br />
Hauke Rieffel (Ltg.),<br />
Ilja Badekow, Sybille Hagen,<br />
Andreas Meyer<br />
Grafik:<br />
Heico Forster (Ltg.),<br />
Katja Mucke-Koopmann<br />
Lithographie:<br />
Henrik Teudt (Ltg.),<br />
Katja Mucke-Koopmann<br />
Druck: NEEF+STUMME GmbH,<br />
Schillerstr. 2, 29378 Wittingen<br />
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lasse.drews@jahr-media.de<br />
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rainer.propp@jahr-media.de<br />
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Nr. 38 vom 1. Januar <strong>2021</strong><br />
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Preise<br />
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Österreich: 65,40 E,<br />
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und Leserbriefen bleiben vorbehalten.<br />
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Fragen an die Redaktion<br />
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FliegenFischen<br />
FliegenFischen 1 / <strong>2021</strong> Schwerpunkt Binden: Wide Gap Streamer, Flexi-Shrimp & CDC Spider • Frauen & Fischen – wi senschaftlich & historisch • Gewä seransprache • Streamer-Guide • M erfore le & Temperatur • Hü tenzauber • Gewä ser: Hechtrevier Rügen<br />
für die Ausgabe 02/2022 ist am<br />
13. Januar 2022<br />
Erscheinungstermin ist der 08.02.2022<br />
Winter an der Küste<br />
Temperatur-Taktik<br />
für Meerforelle<br />
Rügen<br />
Neues aus dem<br />
Hechtrevier<br />
FliegenFischen<br />
DAS INTERNATIONALE MAGAZIN FÜR FLUGANGLER<br />
3<br />
Trickwürfe<br />
für alle<br />
Fälle<br />
Meerforelle<br />
Der Wurm<br />
& der Wind<br />
Ideen für den<br />
Bindestock<br />
Titel.in d 1 15.12.20 12:16<br />
Am Bach mit<br />
Streamer, Nymphe<br />
und Trockenfliege<br />
FliegenFischen<br />
DAS INTERNATIONALE MAGAZIN FÜR FLUGANGLER<br />
UNTERWEGS AN<br />
●D Lenne<br />
●I Avisio & Travignolo<br />
●A Fischa-Dagnitz<br />
Hornhecht<br />
Segen<br />
und Fluch<br />
3×<br />
OBENAUF<br />
Titel.in d 1 04.03.21 08:16<br />
FliegenFischen<br />
DAS INTERNATIONALE MAGAZIN FÜR FLUGANGLER<br />
Frühlings-<br />
Erwachen<br />
Horrorszenario?<br />
Fischotter<br />
im Revier<br />
Andy Weiß Hechtstreamer<br />
Morten Øland Maifliege<br />
VOLLE KONTROLLE<br />
Richtig Menden<br />
MEERFORELLE<br />
Walter Reisinger Grannom<br />
Bestand im<br />
Abwärtstrend?<br />
Titel.in d 1 01.04.21 09:24<br />
Schwerpunkt: Trocken im Spätsommer • M erfore le im Flu s • Wur fehlerteufel • Fu terkörbe im Bach • Auswertung Hakentest • Zander & Deckung • Holz-Taktik • Reportagen und Realität • Gewä ser: Steyr FliegenFischen 5/ <strong>2021</strong><br />
FliegenFischen<br />
DAS INTERNATIONALE MAGAZIN FÜR FLUGANGLER<br />
3X Köcherfliege<br />
Roman MosersDeltawing Caddis<br />
Morten OelandsPeeping Caddis<br />
Harald BaylersSparkling Caddis<br />
FliegenFischen<br />
Mein Freund der Baum<br />
Aus dem<br />
Holz gelockt<br />
Das Silber der Nacht<br />
Auf Meerforelle<br />
im Fluss<br />
Top-Fliegenwasser<br />
Die Steyr (A)<br />
im Portät<br />
Gewässer<br />
●D<br />
Ammer<br />
●A<br />
Erlauf<br />
●IRL<br />
County Sligo<br />
Ein Magazin von<br />
DAS INTERNATIONALE MAGAZIN FÜR FLUGANGLER<br />
Trocken<br />
im Spätsommer<br />
Steiger provozieren Chernobyl Ant Ameise<br />
Titel.in d 1 <strong>06</strong>.09.21 14: 0<br />
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Mein Freund, vor mehr als 40 Jahren haben wir uns an der Gmundener Traun getroffen.<br />
Meine Erfahrung als Fliegenfischer bestand aus einer Woche Wutach und Trockenübungen auf dem Sportplatz nach dem Buch von Charles Ritz. Du warst da<br />
schon fester Bestandteil der Szene in der Marienbrücke und mit den Stolls und Gebetroithers per Du.<br />
„Fährst halt hinter mir her“, so hast Du dem jungen Preußen den Weg ans Wasser gezeigt und ihn dann genauso selbstverständlich fischereilich unter Deine<br />
Fittiche genommen. Als ich dann Jahre später zum Saisonabschluß eingeladen wurde, saß ich ganz stolz neben Dir.<br />
Geht nicht, gibt’s nicht, das war Dein Motto, lange bevor es in der Baumarktwerbung auftauchte. Am Doubs musste es unbedingt das andere Ufer sein. Du<br />
hast jeden Waldweg mit Volldampf durchprobiert, auch mal 2 km rückwärts weil es so eng war, solange bis eine der Grenzschranken kein Schloss hatte.<br />
„Sigst“, war Dein einziger Kommentar und ich, ein wenig blass im Gesicht, hab dann erfahren, daß Du in jungen Jahren Ralleys gefahren bist.<br />
Die Traun war immer unser Mittelpunkt, auch wenn Du als leidenschaftlicher Lachsfischer jedes Jahr einige Wochen in Irland und Island verbracht hast,<br />
währen ich Rußland unsicher machte, viel Gesprächsstoff für die langen Abende mit Freunden.<br />
„Das Wasser ist gut“ oder „Ich hab am Wochende Zeit“ das waren die dezenten Aufforderungen sich ins Auto zu setzen, um einen oder zwei Tage dort zu<br />
fischen. Da passierte es schon auch, daß ich Mittags vom Geschäft im Anzug in Frankfurt losfuhr, Dich abgeholt habe und dann mit Krawatte noch unbedingt<br />
den Abendsprung fischen musste. Wir hatten von der Steyrermühler Brücke steigende Fische gesehen. Karte kaufen, Essen – können wir auch später machen.<br />
Umgekehrt warst Du drei Stunden später beim Wirt am Bach,nachdem Dir Claudia gesagt hatte, daß ich für ein paar Tage da wäre. „Dich kann man ja nicht<br />
alleine fischen lassen“.<br />
Nach Deiner Hüft-OP warst du auf Krücken angewiesen. „Schick mir doch mal Filz“. Ich lass sie drunterkleben,dann rutschen sie nicht, wenn ich fischen<br />
gehe. Deine Auffassung von Schonung war, bis zum Bauch im Wasser stehen, die Krücken angebunden im Wasser pendelnd.<br />
Die Verbotschilder an den Forstwegen hinunter zur Traun hast Du als unverbindliche Empfehlung grundsätzlich ignoriert. Während des Abendsprungs habe<br />
ich mich dann nervös gefragt, wie und ob überhaupt man da wieder hochkommt, im Dunkeln.Das war lange bevor du einen dieser SUVs hattest.<br />
Wir haben unsere fischereilichen Bemühungen mit gegenseitigem Sarkasmus kommentiert, aber niemandem habe ich den<br />
Erfolg so gegönnt wie Dir. Der „Stopselfischer“ mit der Nymphe und Du mit Deinen „Spreißeln“ trocken, es gab so viele<br />
Momente zusammen, die es einzeln gar nicht geben kann. Ich habe das Glück, daß du einige davon als versierter Fotograf<br />
festgehalten hast.<br />
Kaum vorstellbar, daß man mit Deinen Pranken so zarte Fliegen binden kann und so ein Bär von Mann ganz leise Töne<br />
anschlägt. Dein Kopf mit Vollbart und Mähne war nicht zu übersehen, Dein herzliches Lachen unüberhörbar. Eis – mit<br />
4 Kugeln – und Sahne, das gehörte zum leiblichen Wohl, dafür war immer Platz.Ordnung war, soweit es das Fischen anging,relativ.<br />
Es war alles im Auto – wo auch immer.<br />
Genau so werde ich Dich in Erinnerung behalten. Wenn ich jetzt auf den Fluß schaue, sehe ich Dein Gesicht.Wir haben<br />
unzählige Stunden gemeinsam an der Traun verbracht, ich möchte keine davon missen.<br />
Karl Köhler – ein Urgestein – hat am 6. Juli die Fliegenrute für immer aus der Hand gelegt.<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
77
PRAXIS LESER BINDEN FLIEGEN<br />
Auf die Maus<br />
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Was wir benötigen:<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Fünf dünne Streifen vom Zonkerstrip<br />
abschneiden. Die Haare<br />
grob abzupfen. Für den Mauseschwanz<br />
bei einem Streifen ein<br />
Büschel am Ende stehen lassen.<br />
Den Schwanz und die Beinchen<br />
in die Länge dehnen<br />
und bemalen.<br />
Grundwicklung auf dem<br />
hinteren Drittel des Hakens<br />
auflegen. Das Schwänzchen<br />
nach oben zeigend einbinden.<br />
Fotos: Ronald Springer<br />
4<br />
Auf der Oberseite<br />
dunkles<br />
Rehhaar aufbinden<br />
und nicht<br />
rotieren lassen.<br />
Darauf achten,<br />
dass es sich<br />
nicht nach unten<br />
verdreht.<br />
5<br />
Auf der Unterseite<br />
helles Rehhaar aufbinden.<br />
Den Vorgang<br />
oben und unten bis zu<br />
der Stelle fortsetzen,<br />
an der die hinteren<br />
Beinchen eingebunden<br />
werden sollen.<br />
78 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
Die Rehhaarmaus, die unser Leser Ronald Springer bindet, ist eigentlich<br />
viel zu niedlich, um sie einer gierigen Forelle oder den<br />
Zähnen eines Hechtes vorzusetzen. Wie man den sympathischen<br />
Nager bindet, erklärt er für Sie Schritt für Schritt.<br />
6<br />
7<br />
8<br />
Mit der<br />
Rasierklinge<br />
zunächst Bauch<br />
flach trimmen.<br />
Anschließend<br />
vorsichtig den<br />
restlichen Körper<br />
trimmen<br />
Das Rehhaar zusammenschieben,<br />
Beinchen leicht nach unten und<br />
hinten zeigend einbinden.<br />
Rehhaar, dann Beinchen und<br />
schließlich wieder Rehhaar bis<br />
zum Hakenöhr einbinden.<br />
9<br />
10<br />
Beim Trimmen auf die Beinchen<br />
achten. Beinchen auf die passende<br />
Länge kürzen und Krallen<br />
hineinschneiden.<br />
Ohren und Augen mit Sekundenkleber<br />
fixieren, mit Epoxy<br />
sichern, die Krallen bemalen.<br />
11<br />
Aus Rehleder Ohren<br />
ausschneiden und bemalen.<br />
12<br />
Die Barthaare (Draht) einbinden,<br />
mit dem pinkfarbenen<br />
Faden das Näschen binden<br />
und anschließend mit UV Lack<br />
lackieren. Fertig ist die Maus.<br />
Wer ist eigentlich<br />
Ronald Springer?<br />
Der gebürtige Linzer (Jahrgang 74) fischt<br />
seit der Kindheit und seit 25 Jahren mit<br />
der Fliege. Schon früh hatte er einen<br />
tollen Lehrmeister, der ihm die Welt des<br />
<strong>Fliegenfischen</strong>s und Bindens näherbrachte.<br />
Da er dabei besonderes Talent<br />
entwickelte, ist Ronald seit 2017 Teil der<br />
GoFish Experts. Durch regen Austausch<br />
in Binderkreisen konnte er sich noch weiterentwickeln.<br />
Im Netz sah er großartig<br />
gebundene Maus-Streamer, was ihn auf<br />
die Idee brachte, die wir hier sehen – und:<br />
„Seitdem liebe ich es, Mäuse zu binden.“<br />
6/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
79
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erwünscht!<br />
Hallo Frau Leppin,<br />
ich vermisse in dem sehr gut<br />
gemachten FliegenFischen<br />
Buchbesprechungen und<br />
Vorschläge, die zeitnahe auf<br />
fischereilich gute Literatur<br />
aufmerksam macht.<br />
Viele Grüße<br />
Hardy<br />
Schwerpunkt: Trocken im Spätsommer • Meerforelle im Fluss • Wurffehlerteufel • Futterkörbe im Bach • Auswertung Hakentest • Zander & Deckung • Holz-Taktik • Reportagen und Realität • Gewässer: Steyr FliegenFischen 5/ <strong>2021</strong><br />
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DAS INTERNATIONALE MAGAZIN FÜR FLUGANGLER<br />
Mein Freund der Baum<br />
Aus dem<br />
Holz gelockt<br />
Das Silber der Nacht<br />
Auf Meerforelle<br />
im Fluss<br />
Top-Fliegenwasser<br />
Die Steyr (A)<br />
im Portät<br />
Trocken<br />
im Spätsommer<br />
Steiger provozieren Chernobyl Ant Ameise<br />
Nahrungsbeschaffung<br />
als Urgedanke<br />
(zu FliFi 5/21 Titelbild<br />
Toter Fisch)<br />
Hallo zusammen,<br />
ich finde das Bild sehr gut,<br />
denn letztendlich darf man<br />
auch einen oder mehrere<br />
Fische entnehmen und essen.<br />
Alles andere wäre sehr heuchlerisch.<br />
Ich höre jetzt schon<br />
kritische Stimmen, welche sich<br />
höchstwahrscheinlich über<br />
das Bild aufregen. Denen sei<br />
gesagt: dann sucht euch ein<br />
anders Hobby!<br />
Denn der Urgedanke ist nun<br />
mal die Nahrungsbeschaffung,<br />
wenn man auch diese<br />
nicht übertreiben darf.<br />
Tight lines<br />
Helge Brandt-Lichtblau<br />
Was ist mit<br />
Irland-Artikeln?<br />
Hallo Herr Radtke,<br />
leider wird mir das ansonsten<br />
so geliebte Magazin in<br />
letzter Zeit zu „Meerforellen-/<br />
Küsten-lastig“. Auch sind die<br />
Reiseberichte in sehr entfernte<br />
Länder zwar schön, jedoch für<br />
den „normalen” Fliegenfischer<br />
kaum oder nur mit größten<br />
finanziellen Anstrengungen zu<br />
erreichen. Wie wäre es, wenn<br />
Sie vielleicht einmal eine Serie<br />
über verschiedene Ziele in<br />
Irland ins Leben rufen? Nicht<br />
schwer zu erreichen und viele<br />
Fischarten für die Fliege: Forellen<br />
im See, Fluß und sogar<br />
im Meer, dazu schöne Hechte,<br />
Lachse und an der Küste noch<br />
verschiedene Meeresfische.<br />
Dazu günstige Unterkünfte,<br />
Hausboote, Angelboote und<br />
meist ist sogar das Fischen<br />
kostenlos!<br />
Mit freundlichen<br />
Grüßen R. Schühle<br />
Lieber Herr Schühle, vielen<br />
Dank für Ihre Anregungen.<br />
Wir sind bemüht, eine möglichst<br />
große Vielfalt zu bringen.<br />
Für die Leser im Norden sind<br />
Küstenthemen sehr relevant<br />
und wir erhalten viel positives<br />
Feedback zu diesen Beiträgen.<br />
Zumeist einen Küsten-Artikel je<br />
Ausgabe halten wir auch für die<br />
Fischer im Süden für zumutbar.<br />
Aufgrund des Verlaufes der<br />
Coronakrise werden wir uns<br />
von nun an wieder vermehrt mit<br />
Reisethemen beschäftigen kön-<br />
REPORT BESTANDSENTWICKLUNG MEERFORELLE<br />
Mehr ANGLER,<br />
weniger Fische?<br />
Die These: Der Bestand der Meerforelle in der Ostsee ist rückläufig.<br />
Beweise? Keine handfesten. Johannes Radtke ist sich dennoch sicher,<br />
einen Abwärtstrend zu bemerken – auch wegen eines gestiegenen Angeldrucks.<br />
Ganz unwissenschaftlich zieht er aus seinen eigenen Beobachtungen<br />
Schlüsse, die einen klaren Trend zeigen.<br />
In beinahe jeder Ausgabe erzähle<br />
ich, wie Sie mehr Meerforellen<br />
aus der Ostsee kitzeln können.<br />
Dieses wunderbare Revier und<br />
die faszinierende Fischerei ziehen<br />
mehr und mehr Fischer in ihren<br />
Bann – verständlich. Doch sind es irgendwann<br />
zu viele Angler? Gibt die Ostsee<br />
überhaupt so viel Fisch her?<br />
Bei mir selbst habe ich besonders in<br />
den ersten Jahren, in denen ich wirklich<br />
intensiv an der Küste fischte, eine steile<br />
Lernkurve bemerkt. Vor allem geht es<br />
am Meer darum, zu verstehen, wann sich<br />
unser Zielfisch wo aufhält und wie er<br />
sich dabei verhält. Das Wissen über das<br />
komplexe Verhalten der Meerforelle ist<br />
der Schlüssel zu planbar besseren Fängen,<br />
die sich dann auch einstellten – doch bei<br />
all der Optimierung blieb eine Frage stets<br />
ungestellt: Kann der Bestand einen dauerhaft<br />
hohen Angeldruck immer besser<br />
informierter Angler überhaupt tragen?<br />
In den vergangenen Jahren schlich<br />
sich bei nicht wenigen Meerforellenfischern<br />
das Gefühl ein, dass der Bestand<br />
nicht mehr das ist, was er einmal war.<br />
Harte Daten aus der Wissenschaft sind<br />
rar und die, die es gibt, sind mit großen<br />
Unsicherheiten behaftet. Eine realistische<br />
Abschätzung des Meerforellenbestandes<br />
der Ostsee ist meiner Ansicht nach nicht<br />
machbar und zur Abschätzung von Entwicklungen<br />
an bestimmten Orten (z.B.<br />
Deutsche Ostseeküste) auch gar nicht<br />
sinnvoll. Wir müssen vielmehr unterscheiden<br />
zwischen Trends bei lokalen<br />
Populationen und der Entwicklung des<br />
26 FliegenFischen.de<br />
4/<strong>2021</strong><br />
Gesamtbestandes. Bei dem Aufkommen<br />
der Meerforelle in der Ostsee handelt es<br />
sich nämlich um zahlreiche Populationen,<br />
die sich lokal vermehren, deren Fische<br />
jedoch teilweise die gesamte Ostsee als<br />
Lebensraum nutzen.<br />
Richtig gelesen: die Forelle aus einem<br />
Bach in Mecklenburg-Vorpommern<br />
schwimmt nicht nur vor Rügen herum,<br />
sondern bis nach Nord-Dänemark und<br />
auch an die Schwedische Küste. Diese<br />
Erkenntnis ist tatsächlich recht neu.<br />
Werden zu viele Meerforellen von zu vielen<br />
Fliegen-undSpinnfischernentnommen?Entnahme-<br />
Streckenwiediesekommenseltenvor,dochbeider<br />
MengederAnglersummierensichaucheinzelne<br />
FischezueinerbeachtlichenFischentnahme.<br />
AnbekanntenKüstenstreckenherrschtinzwischen<br />
fastdasganzeJahrhindurchordentlichBetrieb.<br />
NichtseltenübersteigtdieZahlderAnglersicherlichdiederanwesendenObjektederBegierde.<br />
Dänische Forscher haben anhand von<br />
genetischen Analysen bewiesen, dass<br />
altes Lehrbuch-Wissen („Die Meerforelle<br />
bewegt sich in einem Radius von 50 Kilometern<br />
um ihr Laichgewässer.“) schlicht<br />
falsch ist. Die Arbeit der DTU Aqua ist so<br />
interessant, dass ich ihr in einer späteren<br />
Ausgabe einen Artikel widmen möchte.<br />
Vorerst muss man sich nur merken, dass<br />
insbesondere blanke Fische extrem weite<br />
Strecken auf der Futtersuche in der Ostsee<br />
zurücklegen.<br />
Fotos: J. Radtke<br />
Abzuschätzen, wie sich sämtliche wenngleich weniger aussagekräftig, anhand<br />
der gefärbten Fische im Herbst.<br />
Populationen entwickeln und entwickelt<br />
haben, ist so extrem schwer. Vor<br />
allem, wenn der Angler nur seine Fänge BESTANDSKONTROLLE MIT DER FLIEGENRUTE<br />
im Frühjahr betrachtet. Doch meiner Die ausgelaichten Fische neigen bis zum<br />
Meinung nach gibt es Indizien, welche späten Frühjahr nicht gerade zu weiten<br />
Aussagen über einige Entwicklungen Wanderungen. In Abhängigkeit des<br />
möglich machen. Ein guter Gradmesser, Winterwetters und damit ihres Rückzuges<br />
in die Ostsee, befinden sich zwischen<br />
der zudem einigermaßen gut zu kontrollieren<br />
ist, sind die Aufstiegszahlen und Dezember und April viele der Elternfische<br />
-Größen der Elternfische. Auch mit der in relativer Nähe der Laichbäche. Diese<br />
Angel lässt sich unter Umständen bei hohem<br />
Aufwand (sehr vielen Angeltagen) im sind hungrig und gehen gern an die nicht<br />
oft recht erbärmlich aussehenden Fische<br />
Frühjahr feststellen, wie sich der lokale zu schnell geführte Fliege. Wer nun<br />
Bestand entwickelt. Wir Fischer lieben wirklich viel in einer bestimmten Region<br />
und schätzen ja die großen Blankfische fischt und ein wenig Erfahrung hat, der<br />
ganz besonders – doch weder die, noch kann tatsächlich einen Eindruck von der<br />
die Grönländer geben zuverlässig Auskunft<br />
darüber, in welchem Zustand der ger bekommen.<br />
Menge und Größenverteilung der Abstei-<br />
Bestand an der eigenen Küste aussieht. Ich selbst habe für mein Küstenrevier<br />
Da vor allem die blanken, nicht am eindeutig festgestellt, dass die Durchschnittsgröße<br />
der Absteiger, die ich fange,<br />
Laichgeschäft teilnehmenden Forellen<br />
weite Strecken im Meer zurücklegen, rapide abgenommen hat. Zu Beginn<br />
sagt die 65er Blanke, die Florian Fliegenfischer<br />
am Brodtener Ufer gefangen hat, es zur „Absteiger Prime-Time“ normal,<br />
meiner aktivsten Zeit an der Küste war<br />
gar nichts über den Meerforellenbestand jeden Tag diese Fische zu fangen. Davon<br />
war fast die Hälfte 60 Zentimeter<br />
in der Trave aus. Dennoch können wir<br />
anhand unserer Fänge einen Eindruck lang oder größer. In jeder Woche fing<br />
über den Bestand erlangen, nämlich man Super-Laicher über 70 Zentimeter<br />
anhand der Absteiger im Frühjahr und, und es gab auch Fische deutlich über 80 ➜<br />
Es ist ein deutlicher Rückgang zu spüren!<br />
(zu FliFi 4/21 „Mehr Angler,<br />
weniger Fische“)<br />
Sehr geehrte Herr Radtke,<br />
Ihr Artikel ist sehr gut geschrieben.<br />
Vor allem erstmal<br />
die Wut runterfahren. Es ist<br />
ein deutlicher Rückgang zu<br />
spüren und ich ärgere mich<br />
leider auch, wenn einige<br />
Sportsfreunde immer alles<br />
mitnehmen müssen – ohne<br />
Sinn und vor allem Verstand!<br />
nen, ihren Wunsch nach „mehr<br />
Irland” werden wir dabei gern<br />
berücksichtigen!<br />
Mit besten Grüßen und<br />
Petri Heil, Johannes Radtke<br />
Gut Ding will Weile<br />
haben!<br />
Liebe FliFi-Leser,<br />
mit ein wenig Verzögerung,<br />
erhielten wir noch ein weiteres<br />
Feedback von unserem<br />
A&M-Haken-Tester Gerhard<br />
4/<strong>2021</strong><br />
FliegenFischen.de<br />
Erst recht einheimische<br />
Fischer sollten doch mit Bedacht<br />
entnehmen. Bei weiter<br />
Anreise kann ich es schon mal<br />
verstehen, einen legalen Fisch<br />
zu entnehmen der nicht ganz<br />
blank ist. Mal einen guten<br />
Fisch zum Eigenbedarf, aber<br />
zum Versorgen der ganzen<br />
Straße oder gar Verkauf, ist<br />
dies natürlich ein „no Go“!<br />
Mit vielen Grüßen<br />
Hauke Thamsen, E-mail<br />
Mellinger aus Braunschweig<br />
– sein Fazit und gebundenen<br />
Fliegen, wollen wir Ihnen<br />
natürlich nicht vorenthalten:<br />
„Bei dem Preis kann man<br />
nicht die Qualität der höherwertigeren<br />
Haken erwarten.<br />
Es ist auf jeden Fall eine<br />
Bereicherung beim Binden der<br />
„simple flies“, da der kleine<br />
Durchmesser ein besseres<br />
Handling ermöglicht. Preis/<br />
Leistungsverhältnis ist auf<br />
jeden Fall gut.“<br />
27<br />
80 FliegenFischen.de<br />
6/<strong>2021</strong>
DAS INTERNATIONALE MAGAZIN FÜR FLUGANGLER<br />
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Ausgabe 7/21<br />
ERSCHEINT AM<br />
2.11.<strong>2021</strong><br />
VORSCHAU<br />
Auf dem<br />
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Afrikas<br />
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Lesotho, bietet ganz besondere Möglichkeiten<br />
für den Fliegenfischer. Gordon van der<br />
Spuy berichtet über dieses wirklich außergewöhnliche<br />
Land und dessen Fischerei.<br />
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Andy Weiß Hechtstreamer<br />
Morten Øland Maifliege<br />
Walter Reisinger Grannom<br />
Frühlings-<br />
Erwachen<br />
Horror-<br />
szenario?<br />
Fischotter<br />
im Revier<br />
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KOLUMNE<br />
JOHANNES RADTKE findet es einfach schön, tolles, wertiges und auch wertvolles Gerät zu fischen – auch wenn es ganz<br />
rational betrachtet meist wenig Sinn ergibt.<br />
Teures Gerät –<br />
Sinn und Unsinn<br />
Eine tolle Auswahl an<br />
$$$-Küsten ruten, da lacht das<br />
Herz des Autors. Ein rationaler<br />
Fischer würde entgegnen: alle<br />
zu teuer.<br />
Foto: J. Radtke<br />
Beim Schreiben meines Testberichtes<br />
für die Simms-<br />
Watkombo wurde mir wieder<br />
etwas bewusst: Früher wäre<br />
ich im Traum nicht auf die Idee gekommen,<br />
600 Euro für ’ne Wathose<br />
auszugeben. Heutzutage ist das anders.<br />
Meine Schmerzgrenze hat sich deutlich<br />
verschoben. Jetzt frage ich mich: Ist das<br />
schlecht? Oder gut? Oder egal? Sind die<br />
Preise für unser Gerät denn grundsätzlich<br />
ein Problem? Ich sehe das so: Solange<br />
durch das Preisgefüge niemand davon abgehalten<br />
wird, unsere Passion auszuüben,<br />
ist alles im Lot. Es gibt ja reichlich günstiges<br />
Gerät, das etwas taugt. Wir können<br />
uns doch aussuchen, ob wir eine Rute für<br />
1.000 oder für 100 Euro benutzen. Einen<br />
echten Vorteil gegenüber dem Sparfuchs<br />
hat derjenige mit der teuren Rute eher<br />
selten. Wenn man ehrlich ist und sich die<br />
viel schwerwiegenderen persönlichen Unzulänglichkeiten<br />
bei Wurf und Präsentation<br />
vor Augen führt (ich spreche da nur<br />
von mir selbst), muss man erkennen, dass<br />
diese hinsichtlich Fang- oder Misserfolges<br />
wesentlich schwerer wiegen als eine zehn<br />
Gramm leichtere oder schwerere Rute.<br />
Es ist doch eigentlich schön, dass wir für<br />
unsere Passion nicht viel und schon gar<br />
nicht teures Gerät brauchen, um richtig<br />
Erfolg und Spaß zu haben.<br />
In Sachen Spaß, also Freude an der<br />
Sache, muss ich für mich selbst aber<br />
zugeben, dass es sich toll anfühlt, eine<br />
der besten, modernsten, teuersten Ruten<br />
zu führen. Unterm Strich sind die ja oft<br />
wirklich leichter, etwas präziser und<br />
auch optisch ansprechender – dadurch<br />
fange ich selten eine Forelle mehr, aber<br />
das Fischen macht mir Freude! Und da<br />
ich ziemlich bekloppt bin, gebe ich gern<br />
über die Gebühr viel Geld für dieses<br />
Gefühl und das Quäntchen mehr – oder<br />
auch nicht mehr – aus. Man sollte nur so<br />
ehrlich zu sich sein, zugeben zu können,<br />
dass 90 (oder x) Prozent dieser Mehrausgabe<br />
nicht direkt Sinn ergeben. Es geht<br />
um Spaß und darum, sich gut zu fühlen –<br />
um Emotionen halt, nicht um Logik. Für<br />
mich kein Problem, ich gebe die Extra-<br />
Dollars sogar gern aus. Schließlich ist das<br />
Gefühl, mir vom wohlverdienten Geld<br />
etwas wirklich Feines zu gönnen, einfach<br />
großartig. Gleichzeitig sollte ich es tunlichst<br />
vermeiden, andere Fischer, die eine<br />
weniger hochwertige (oder hochpreisige)<br />
Ausrüstung benutzen, in Gedanken zu<br />
belächeln oder gar herabzustufen – und<br />
sei es unbewusst. Dies sollte selbstverständlich<br />
sein, ist es aber nicht.<br />
Ich erinnere mich da noch gut an<br />
meinen Einstieg ins <strong>Fliegenfischen</strong>: Eine<br />
billige (!) Fliegenrute mit fünf Ringen<br />
und Moosgummigriff, eine arg lädierte,<br />
aussortierte Übungsschnur aus dem Angelladen<br />
und eine schrecklich klingende<br />
Plastikrolle, dazu ein gar nicht waidmännisches<br />
Outfit – damit stiefelte ich am dänischen<br />
Forellensee herum. Die kritischen<br />
Blicke der „wedelnden Zunft“ konnte<br />
ich spüren, aber ignorieren. Ihren Spott<br />
hingegen nicht. An diesem Tag unter den<br />
Augen dieser hochnäsigen Fliegenfischer<br />
fing ich dennoch drei Vier-Pfund-Teichforellen<br />
und war ziemlich stolz darauf.<br />
Doch der Stachel saß tief. Vielleicht sitzt<br />
er immer noch irgendwo und bewahrt<br />
mich hoffentlich davor, selbst so ein<br />
Spötter zu sein. Und vielleicht gönne<br />
ich mir deshalb heute mit besonderer<br />
Freude besonders schönes Gerät – ob das<br />
ein bisschen Traumabewältigung oder<br />
harmlose Komplexbefriedigung ist, kann<br />
ich dabei nicht sagen. Im Zweifel tut<br />
es ja niemandem weh – außer dem<br />
Portmonee.<br />
82 FliegenFischen.de<br />
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