Neue Szene Augsburg Mai 2023

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24 ZOOM Vernissage - Im Fluss © Finja Pollen Kreative Nutzung von Augsburger Leerständen Kultur statt Verfall Leerstände sind eine allgegenwärtige Problematik in der Stadt. Doch engagierte Augsburger:innen wie die bildende Künstlerin Laura Jungfer sagen ihnen mit verschiedenen kulturellen Nutzungsprojekten den Kampf an. Im vergangenen Sommer hat sie mit großem Erfolg die Pop-Up-Galerie Strömung im Designkaufhaus Zwischenzeit organisiert. Wir sprechen mit ihr über die schwierige Suche nach einer Nachfolge-Location und die Verantwortung der Stadt, kulturelle Leerstandsbespielungen zu ermöglichen. Von Lina Frijus-Plessen Laura, wie kam eigentlich die Idee für die Strömung zustande? Letztes Jahr kam der städtische Veranstaltungskoordinator Manuel Schill, der für die Gestaltung des kulturellen Rahmenprogramms zur Kanuslalom-WM verantwortlich war, mit dem Konzept für einen Atelier-, Ausstellungs- und Veranstaltungsort in der „Zwischenzeit“ zu mir. Ich fand die Idee großartig und habe mich total gefreut, dass ich von der Stadt angefragt wurde, das Projekt in die Hand zu nehmen. Ich hatte sämtliche Freiheiten in der Organisation der Ausstellung und Veranstaltungen und habe verschiedene tolle junge Künstler:innen angefragt, denen ich einfach gerne die Möglichkeit geben wollte, sich und ihre Arbeit zu präsentieren. War das dein erstes kulturelles Veranstaltungsprojekt, das du selbst auf die Beine gestellt hast? Ja, das war mein erstes großes, eigenes
ZOOM 25 Konzert - Junge Europäer_innen © Sarah Jansky Genau danach bin ich auch gerade auf der Suche. Und hast du schon etwas in Aussicht? Bisher noch nichts Konkretes. Ich habe mit dem Kulturreferat gesprochen, dort mein Konzept für die Strömung vorgelegt und hoffe, dass die sich bei mir melden, sobald sich passende leerstehende Räumlichkeiten finden. Die Suche gestaltet sich allerdings ziemlich schwierig. Es gab zwar schon einen potenziellen Leerstand, aber wegen zu hoher Sanierungskosten wollte ihn die Stadt nicht übernehmen. Projekt. Dadurch, dass ich seit 2018 ehrenamtlich beim Modular Festival tätig bin und neben meiner Malerei auch als Social-Media-Managerin für die Kantine, Soho Stage und das Weiße Lamm arbeite, war ich zwar auch vorher schon in der Kulturveranstaltungs-Branche involviert. Aber die Galerie Strömung war schon nochmal etwas ganz Neues und Besonderes für mich, wie mein eigenes kleines Baby mitten in der Innenstadt (lacht). Ihr habt die Strömung nicht nur als Atelier und Galerie genutzt, sondern mit Workshops, Tauschbörsen und Konzerten auch einen kulturellen Begegnungsort geschaffen. Warum braucht es mehr solcher Orte in Augsburg? Neben dem künstlerischen Element war diese Idee des Begegnungsorts ein zentraler Teil des Konzepts der Strömung und ich habe viel positives Feedback dazu bekommen, dass die Leute den Laden als angenehme Ruheinsel inmitten der konsumorientierten Annastraße empfunden haben. Es ist wichtig, dass es auch in der Innenstadt solche Orte gibt, an denen man sich einfach aufhalten kann, solange man möchte, ohne den Zwang, irgendetwas kaufen zu müssen. Deshalb haben wir auch bewusst konsumkritische Veranstaltungen wie die Tauschmärkte ausgerichtet. Primär ging es darum, miteinander ins Gespräch zu kommen und wir haben diesen tollen Austausch alle sehr genossen. Ich habe von vielen Augsburger:innen gehört, dass so ein Ort wie die Strömung in der Stadt total fehlt. Das Konzept kam sogar so gut an, dass du direkt noch eine zweite Ausstellungsrunde dranhängen durftest, richtig? Genau. Nachdem die erste Runde im Juli zu Ende ging, habe ich kurzfristig eine Verlängerung bei der Wirtschaftsförderung angefragt und konnte so noch bis Anfang Oktober in der Zwischenzeit bleiben. Für die zweite Atelier- und Ausstellungsphase habe ich mich entschieden, ausschließlich mit FLINTA*-Künstler:innen zusammenzuarbeiten und auch daraus ist eine wunderschöne Ausstellung entstanden. Gab es keine Möglichkeit, die Strömung auch über den Oktober hinaus in langfristigerer Form zu betreiben? Zumindest an diesem Standort leider nicht. Das Konzept der Zwischenzeit sieht immer nur eine begrenzte Zwischennutzung vor und es gab bereits neue Nachmieter für den Laden. Aber natürlich wäre es ein absoluter Traum, so einen Leerstand nicht nur ein paar Wochen oder Monate, sondern für einen längeren oder sogar unbegrenzten Zeitraum bespielen zu können. Ich habe den Eindruck, dass viele Leute in Augsburg genau wie du total Bock haben, sich in der Hinsicht zu engagieren und Leerstände kulturell zu nutzen. Man hört aber immer wieder, dass es einem die Stadt nicht gerade leicht macht, solche Projekte in die Tat umzusetzen. Wie denkst du darüber? Da hast du Recht, so viele Kultur- und Kunstschaffende, mit denen ich spreche, sind wirklich bereit, aktiv anzupacken und die Stadt mit kulturellen Orten und Projekten zu bereichern. Und es gäbe so viele mögliche Leerstände dafür, die wir alle gerne nutzen würden, aber nicht dürfen. Ich glaube schon, dass auch auf städtischer Seite gute Ideen und eine grundsätzliche Kooperationsbereitschaft vorhanden sind, aber es scheitert dann zu oft an finanziellen Faktoren oder irgendwelchen bürokratischen Hürden. Ich würde mir wirklich wünschen, dass die Stadt gerade kleineren kulturellen Projekten mehr Unterstützung zukommen lässt – da geht auf jeden Fall mehr. Oft ist es aber auch so, dass die Immobilien gar nicht in städtischer Hand sind, sondern Privatleuten oder Investoren gehören. In dem Fall besteht die Schwierigkeit vor allem darin, den Kontakt zu diesen Personen herzustellen. Was meinst du, müsste in der Stadtpolitik und -verwaltung passieren, damit die kulturelle Wiederbelebung von Leerständen einfacher möglich wird? Die Frage habe ich mir auch schon gestellt, aber bis jetzt noch keine eindeutige Antwort darauf gefunden. Ich denke aber, dass mehr Transparenz schon mal ein guter Anfang wäre. Wenn man besser bescheid weiß, welche Leerstände der Stadt gehören, welche in Privatbesitz sind und man nachvollziehen kann, auf welcher Basis die Stadt entscheidet, wer welche Immobilien wie nutzen darf, würde das die Sache schon mal etwas erleichtern. (lina)
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