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Neue Szene Augsburg Mai 2023

Das Stadtmagazin in und um Augsburg mit dem größten Veranstaltungskalender der Region. Dazu alles über Kunst, Musik, Sport und Politik aus der schönsten Stadt der Welt!

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STAATSTHEATER AUGSBURG<br />

Ab 21.05. | martini-Park<br />

»Fidelio«<br />

Oper in zwei Aufzügen von<br />

Ludwig van Beethoven<br />

Die Theater Big Five<br />

Gabriele Beier,<br />

Klexs Theater<br />

Erstes Theater:<br />

Ein klassisches Kasperletheater in<br />

meinem damaligen Kindergarten in Köln,<br />

wo ich aufgewachsen bin. Der Kasperle<br />

war mir aber viel zu streng!<br />

Letztes Theater:<br />

Das war »Frauen der Unterwelt.<br />

Sieben hysterische Akte«, von<br />

Nicole Schneiderbauer inszeniert.<br />

Anspruchsvolles, sehr berührendes<br />

Theater. So krass, was die NS-<br />

Krankenmorde mit den Frauen/Menschen<br />

damals gemacht haben. Und es war ganz<br />

normal!<br />

Nächstes Theater:<br />

Da gehe ich in den »Tatort« von David<br />

Ortmann. Habe doch nach Jahren jetzt<br />

endlich mal Karten dafür bekommen<br />

(lacht).<br />

Schrägstes Theater:<br />

Theater Anu – ein Straßentheater<br />

auf schönem Platz in der Altstadt bei<br />

der <strong>Augsburg</strong>er Kunstnacht. Ganz<br />

wundervoll, berührend, schräg, poetisch<br />

und toll gespielt!<br />

Wunsch-Theater:<br />

Solche Stücke wie z. B. »Fliegende<br />

Bauten« oder »Der Drache«. Sie<br />

liefen einige Zeit im Gaswerk und sind<br />

eigentlich auch ziemlich schräge Stücke<br />

(lacht).<br />

Beethovens »Fidelio«, im<br />

Geiste der französischen<br />

Revolution komponiert, ist<br />

inzwischen längst zu einem<br />

Mythos geworden: Ein Mythos, der an Aktualität rein gar nichts verloren hat, gilt Beethovens<br />

einzige Oper doch als Inbegriff der »Freiheitsoper«, die gesellschaftliche Grundfragen von<br />

Freiheit und Menschenrechten aufwirft sowie Menschenliebe und Humanismus beschwört.<br />

Aber hält dieser Mythos denn auch, was er verspricht? Wir haben bei Staatsintendant André<br />

Bücker nachgefragt.<br />

Herr Bücker, welche<br />

Rolle spielte der<br />

russische Angriffskrieg<br />

gegen die Ukraine für<br />

Ihre Entscheidung,<br />

den »Fidelio« in<br />

den Spielplan<br />

aufzunehmen?<br />

Überhaupt keine, denn der »Fidelio« ist<br />

ja keine Antikriegs-Oper, sondern eine höchst<br />

kunstvoll komponierte Freiheitsoper mit der<br />

sensationellen Musik Ludwig van Beethovens.<br />

Andere Freiheitsopern, gerade die französischen,<br />

haben viel mehr den Gestus der Revolution.<br />

Nach der Aufführung in Brüssel 1830 »Die<br />

Stumme von Portici« beispielsweise, rasten die<br />

Besucher aus dem Theater, um wutentbrannt<br />

den Justizpalast zu stürmen und lösten damit<br />

die belgische Revolution aus. Das ist »Fidelio«<br />

nicht, der Gefangene wird zwar befreit, aber<br />

nicht etwa durch revolutionäre Massen, sondern<br />

durch die Obrigkeit, die am Ende auch erhalten<br />

bleibt. So sind alle zufrieden, es geht weiter wie<br />

zuvor und das Aufbegehren war nur ein kleines<br />

Strohfeuer. Alles ist also eine sehr deutsche Art<br />

der Revolution (lacht).<br />

Wie würden Sie den Bezug zur Tagesaktualität<br />

herstellen?<br />

Diese Frage stellt sich eigentlich nicht, weil<br />

Theater sowieso immer aktuell ist, denn es findet<br />

immer im heute und mit dem Gegenwartsbezug<br />

des Zuschauers statt. Wir wollen auch nichts<br />

in eine künstlich hergestellte Aktualität zerren,<br />

sondern befragen das Stück nach seinem<br />

revolutionären Potential.<br />

Wie ist besonders an der Struktur von<br />

Beethovens einziger Oper?<br />

Man kann durchaus von einer eher<br />

ungewöhnlichen Struktur sprechen, weil diese<br />

Oper sehr viele gesprochene Dialoge enthält und<br />

damit eher wie eine Mischung aus Singspiel und<br />

Oratorium daherkommt. Die Handlung wird<br />

nicht wirklich innerhalb der Musik, sondern in<br />

den Dialogen vorangetrieben.<br />

Wie viele dieser Dialoge haben Sie in Ihrer<br />

Inszenierung gestrichen?<br />

(Lacht) Alle! Das ist auch der markanteste<br />

Zugriff meiner Inszenierung. Wir haben<br />

sämtliche Dialoge gestrichen, die Sänger:innen<br />

sprechen also nicht mehr und singen<br />

ausschließlich. Stattdessen gibt es einen<br />

Schauspieler, der Text hat und sich mit dem Stück<br />

auseinandersetzt.<br />

Als Betrachter von außen?<br />

Nein, er ist die ganze Zeit auf der Bühne und<br />

als Erzähler, Kommentator, Clownsfigur oder<br />

auch als mephistophelische Figur Teil des Stücks,<br />

die auch mit den Sänger:innen interagiert. Man<br />

könnte sagen, er ist der Geist dieser Oper.<br />

08.05. | Treppenfoyer martini-Park<br />

Werkstatt zu »Fidelio«<br />

Wer sich einen ersten Eindruck von André<br />

Bückers Inszenierung des »Fidelio« verschaffen<br />

will, kann nach einer Einführung im<br />

Treppenfoyer im Rahmen der Werkstatt auch an<br />

der Probe teilnehmen.<br />

Beginn: 18.00 Uhr

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