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Neue Szene Augsburg Mai 2023

Das Stadtmagazin in und um Augsburg mit dem größten Veranstaltungskalender der Region. Dazu alles über Kunst, Musik, Sport und Politik aus der schönsten Stadt der Welt!

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HEIMATKLÄNGE 45<br />

Ihr habt jetzt genau zehn 10 Kerben in eurem Bandsattel, tut nach<br />

einem so langen Ritt der Hintern überhaupt noch weh?<br />

Max: Nein, überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil, der Allerwerteste hat<br />

sich im Laufe der Jahre an den Sattel gewöhnt und es macht mehr Spaß<br />

denn je.<br />

Steve: Mit dem Alter wird es ja auch etwas schwieriger, Termine für Auftritte<br />

oder Bandproben freizuschaufeln, weil doch Familie, Kinder und<br />

Beruf im Mittelpunkt stehen. Oder weil fast jeder von uns noch in einer<br />

anderen Band spielt.<br />

Erzählt doch mal, wie alles losging?<br />

Steve: Angefangen hat alles, als ich bei Ebay alte und unveröffentlichte<br />

Tonbänder von Jack Rhodes ersteigert habe. Rhodes war in den 50er- und<br />

60er-Jahren ein einflussreicher Musiker, Songwriter und Produzent im<br />

Countrybereich, auch Gene Vincent und Johnny Cash haben übrigens<br />

Songs von ihm gespielt. Ich habe die Bänder mit großem Aufwand restaurieren<br />

lassen und irgendwann kam mir die Idee, diese Songs neu zu vertonen.<br />

Das Problem war aber, dass ich zu dieser Zeit keine Band hatte.<br />

Max: Da kam ich ins Spiel. Ich habe damals bei den Snaaake Charmers<br />

gespielt. Steffen ist oft bei uns im Bandkeller herumgelungert und hat mir<br />

irgendwann von seinen Jack Rhodes-Tapes erzählt. Ich fand die Idee super<br />

und daraufhin haben wir beschlossen, eine Band zu gründen. Wir haben<br />

ein paar Kumpels zusammengetrommelt und angefangen, die Songs einzuspielen.<br />

Das war sozusagen die Geburtsstunde von Steve Train’s Bad Habits.<br />

Es war quasi ein Konzeptalbum.<br />

Max: Korrekt!<br />

Seid ihr eigentlich schon damals mit derselben Besetzung wie heute<br />

an den Start gegangen?<br />

Max: Ja, unser Plan war von Beginn an, dass wir keine Idioten in der<br />

Band wollten. Wir sind Freunde mit einer gewissen Verlässlichkeit und das<br />

ist mehr als eine gute Basis.<br />

Steve, als wir in der Haifischbar den Interviewtermin vereinbart<br />

haben, hast du mir gesagt: „10 Jahre, aber nichts erreicht“. Ein hartes<br />

Urteil, denn für mich wart ihr immer eine klassische Buddy-Gang.<br />

War der ursprüngliche Matchplan tatsächlich, auf der Karriereleiter<br />

nach oben zu reiten?<br />

Steve: Das habe ich nur so daher gesagt, es war nie wirklich unser primäres<br />

Ziel, eine international erfolgreiche Band zu werden. Einen gewissen<br />

Anspruch hatten wir trotzdem immer.<br />

Max: Wir hätten aber auch nichts dagegen gehabt, wenn das Ding semiprofessionell<br />

gelaufen wäre. Wenn man bedenkt, was die Miete für einen<br />

Proberaum heute kostet … Und nach Corona hat das alles nochmal kräftig<br />

angezogen, schon heftig irgendwie.<br />

Ihr seid also eine Buddy-Gang, die regelmäßig Shows spielt und auch<br />

aus <strong>Augsburg</strong> herauskommt.<br />

Steve: Genau, noch dazu veröffentlichen wir regelmäßig Tonträger. Bisher<br />

sind wir zwar aus <strong>Augsburg</strong>, leider aber noch nicht aus Deutschland<br />

herausgekommen, obwohl die Gelegenheit dazu immer da war.<br />

Max: 2020 hätten wir auf einem tollen Festival in der Schweiz am Luganer<br />

See spielen sollen, doch Corona hat uns da einen Strich durch die<br />

Rechnung gemacht. Zu allem Unglück ist auch noch eine Show in London<br />

geplatzt, weil ein Bandmitglied kurzfristig verhindert war. Das ist schon wie<br />

verhext, aber jetzt steht bald ein Auftritt in Italien an, bin gespannt, was dieses<br />

Mal dazwischenkommt.<br />

Als Veranstalter und DJs des legendären GoGo-Club-Kollektivs bewegt<br />

ihr euch seit Jahrzehnten in der 50s-<strong>Szene</strong>. Macht das die Sache<br />

mit den Shows nicht einfacher für euch?<br />

Max: Das ist ein zweischneidiges Schwert, die Kontakte sind zwar da, aber<br />

in der Rockabilly-<strong>Szene</strong> sind wir den meisten zu modern und nicht nostalgisch<br />

genug. Aber wir haben keine Lust, in einer Schublade zu verschimmeln,<br />

wir lassen uns musikalisch nicht eingrenzen und überlegen beim Songwriting<br />

nicht, ob der Track auch wirklich 50s-mäßig rüberkommt.<br />

Es wäre aber einfacher gewesen, wenn ihr die klassische 50s Schiene gefahren<br />

wärt?<br />

Steve: Klar, aber der einfache Weg ist nicht immer der richtige oder beste.<br />

Wenn man es genau nimmt, dann seid ihr auch eine Coverband, was in<br />

diesem Genre nicht unüblich ist.<br />

Steve: Das hat sich im Laufe der Jahre aber verschoben. Angefangen haben<br />

wir tatsächlich mit nachgespielten Tracks, wobei wir alles andere als eine konventionelle<br />

Coverband sind, weil wir den Songs, und das sind meist unbekannte<br />

und obskure Nummern, immer unseren eigenen Stempel aufdrücken.<br />

Max: Wir haben auch eine Leidenschaft für Exotica und Jazz-Lounge, also<br />

eher Sachen, mit denen sich sonst kaum jemand befasst. Inzwischen ist die<br />

Menge an eigenen Stücken größer und dürfte bei ungefähr 60 Prozent liegen.<br />

Die letzten zweieinhalb Singles waren ausschließlich aus der eigenen Feder.<br />

Ihr seid ein bunt zusammengewürfelter Haufen, fast alle Musiker kommen<br />

aus einer anderen Ecke. Ihr mixt Blues, Gipsy-Jazz, Rockabilly,<br />

Country, Punkrock, Folk, Western Swing bis hin zu 60s Garagenrock ...<br />

Kommt man da überhaupt auf einen gemeinsamen Nenner?<br />

Steve: Letztendlich schon, wenn es in der Bandprobe aber zu krautrockig<br />

wird, muss man eben die Handbremse ziehen.<br />

Ihr spielt fast alle noch in anderen Bands wie The Standals, Revelling<br />

Crooks, Voodoophonics, Eccentric BlaBla. Gibt es da nie Konflikte oder<br />

ist Steve Train einfach nur die Mutter der Kompanie?<br />

Max: Das ist ganz unterschiedlich. Unser Keyboarder Norbert spielt mit<br />

den Revelling Crooks viele Shows, er würde wohl sagen, dass die Crooks sein<br />

Heimathafen sind. Bei mir ist Steve Train das Mutterschiff, wir haben in den<br />

zehn Jahren viel produziert und investiert, meine andere Band, die Voodoophonics,<br />

ist auch eine geile Sache, aber in die Bad Habits habe ich im Laufe<br />

der Jahre doch sehr viel Herzblut investiert.<br />

Ihr seid inzwischen eine Band für alle Fälle, wie ich finde und universell<br />

einsetzbar.<br />

Steve: Diese Erfahrungen haben wir in den letzten Jahren immer wieder<br />

gemacht. Inzwischen haben wir auch auf einigen Stadtfesten gespielt, wo uns<br />

keiner kannte und wir waren immer wieder überrascht, wie gut es funktioniert<br />

hat. So soll es sein!<br />

Ihr habt fünf Singles und einen Longplayer bei Johnny Hankes Off<br />

Label-Records veröffentlicht.<br />

Steve: Ja, Johnny ist ein super Typ, der sich leidenschaftlich engagiert. Wir<br />

haben schon sehr von seinem Einsatz profitiert und sind immer gut mit ihm<br />

gefahren.<br />

Die Jubiläumssingle erschien aber trotzdem bei Half Dog Records.<br />

Steve: Half Dog Records ist ein neues Label von unserem Berliner Freund<br />

Olaf Haspel, der unter anderem auch das Madhouse Jump Magazine betreibt.<br />

Er ist ein echter 50s-Spezialist, der mit seinem neuen Baby andere Wege gehen<br />

will und in dessen Augen wir die perfekte Band dafür sind. Wir sind auch das<br />

allererste Release seines Labels.<br />

Max: Wir arbeiten derzeit an neuen Songs für ein neues Album, wenn<br />

alles gut läuft, dann könnten die Songs noch dieses Jahr im Kasten sein.<br />

Sind die Bad Habits eine Band für die Ewigkeit?<br />

Steve: Es würde uns nicht wundern, wenn es so kommen sollte. (ws)

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