Cruiser im Februar 2016
Cruiser - das grösste Gay-Magazin geht in dieser Ausgabe der Frage nach: Wie ist es eigentlich, wenn man schwul und alt ist? Ausserdem: Alles über die CVP Initiative und...was bringt dir das Jahr 2016? Der grosse Test!
Cruiser - das grösste Gay-Magazin geht in dieser Ausgabe der Frage nach: Wie ist es eigentlich, wenn man schwul und alt ist? Ausserdem: Alles über die CVP Initiative und...was bringt dir das Jahr 2016? Der grosse Test!
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cruiser<br />
DAS<br />
<strong>Februar</strong> <strong>2016</strong> CHF 7.50<br />
GRÖSSTE<br />
SCHWEIZER<br />
GAY-MAGAZIN<br />
XXX<br />
XXX<br />
1<br />
Fertig lustig?<br />
Schwul <strong>im</strong> Alter<br />
Nein zur CVP Initiative!<br />
Darum müssen wir an die Urne<br />
Der grosse Test<br />
Was bringt dir das Jahr <strong>2016</strong><br />
Was macht eigentlicH …<br />
… David Hasselhoff?<br />
CRUISER FEBRUAR <strong>2016</strong>
3<br />
Editorial<br />
Liebe Leser<br />
So nun sind wir also <strong>im</strong> Jahr <strong>2016</strong> und alle wieder ein Jahr älter geworden. Entsprechend habe ich einen<br />
«Altersanzug» getestet, was figurtechnisch extrem unvorteilhaft war. Und – auch wenn dieses Editorial<br />
versucht dem Thema «Gay <strong>im</strong> Alter» etwas die Schwere zu nehmen … lustig wars nicht. Auch sehr<br />
unlustig ist die CVP Initiative. Die rückständige Definition der «Ehe» macht sprachlos. Martin Ender hat<br />
dazu ein ausführliches Dossier auf Seite 13 verfassst.<br />
Wie dem aufmerksamen Leser (und der einen Leserin) auffällt, haben wir uns <strong>im</strong>merhin grafisch etwas<br />
verjüngt. Wir hoffen, das angepasste Layout gefällt!<br />
Herzlich; Haymo Empl<br />
Chefredaktor<br />
#undetectable<br />
HIV-positiv. Nicht ansteckend. drgay.ch<br />
inhalt<br />
4 Thema Schwul <strong>im</strong> Alter<br />
9 News National & International<br />
10 Kolumne Weissbergs Weissheiten<br />
11 News National & International<br />
13 Dossier CVP Initiative<br />
16 Kultur Update<br />
21 Serie Homosexualität in<br />
Geschichte & Literatur<br />
23 Kolumne Michi Rüegg<br />
24 Kolumne Pia Spatz<br />
25 Ratgeber Dr. Gay<br />
26 Serie Ikonen von Damals<br />
18 Kultur Hexenjagd<br />
28 Serie Mannsbild – Berufsbild<br />
19 Kolumne Thommen meint<br />
30 Special Welcher Typ bist du?<br />
20 Kolumne Bötschi klatscht<br />
<strong>im</strong>pressum<br />
CRUISER MAGAZIN PRINT<br />
Herausgeber & Verleger Haymo Empl, empl.media<br />
Infos an die Redaktion redaktion@cruisermagazin.ch<br />
Chefredaktor Haymo Empl<br />
Bildredaktion Haymo Empl, Nicole Senn<br />
Art Direktion Nicole Senn<br />
Redaktion Print Vinicio Albani, Thomas Borgmann, Bruno Bötschi,<br />
Daniel Diriwächter, Andreas Empl, Martin Ender, Andreas Faessler, René<br />
Gerber, Moel Maphy, Michi Rüegg, Alain Sorel, Pia Spatz, Tanja & Jenny,<br />
Peter Thommen, Marianne Weissberg<br />
Korrektorat Julie Montblanc<br />
Anzeigen anzeigen@cruisermagazin.ch<br />
Auflage 12 000 Exemplare,<br />
WEMF beglaubigte Auflage: 11 539 Exemplare<br />
Druck Druckerei Konstanz GmbH<br />
Wasserloses Druckverfahren<br />
REDAKTION UND VERLAGSADRESSE<br />
empl.media, Haymo Empl<br />
Winterthurerstrasse 76, 8006 Zürich<br />
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Telefon 044 586 00 44<br />
CRUISER MAGAZIN ONLINE<br />
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CRUISER FEBRUAR <strong>2016</strong> CRUISER FEBRUAR <strong>2016</strong>
4 Thema<br />
Thema 5<br />
Schwul <strong>im</strong> Alter<br />
Schwul <strong>im</strong> Alter<br />
Fertig lustig<br />
Wie fühlt man sich, wenn man alt ist? <strong>Cruiser</strong> Chefredaktor Haymo Empl<br />
schlüpfte in einen «Altersanzug» und beamte sich quasi auf 85.<br />
VON Haymo Empl<br />
W<br />
er in den unförmigen Altersanzug<br />
schlüpft, erlebt, wie mühsam<br />
das Alltagsleben für Betagte ist:<br />
Plastikeinlagen versteifen meine Gelenke.<br />
Gewichte an Armen und Beinen machen die<br />
kleinste Bewegung zur Anstrengung, eine<br />
Brille trübt die Sicht. Doch damit der Behinderungen<br />
nicht genug: Ein Kopfhörer lässt<br />
die Geräusche herannahender Fahrzeuge<br />
verstummen, Spezialhandschuhe schalten<br />
meinen Tastsinn aus. Der sogenannte «Altersanzug»<br />
lässt mich <strong>im</strong> Zeitraffer altern,<br />
ich werde zum gebrechlichen alten Mann. In<br />
Wirklichkeit bin ich gerade mal 45.<br />
Der Zweck des unbequemen Korsetts:<br />
Die deutsche Firma Hewi entwickelt und<br />
testet mit dem Anzug altersgerechte, sanitäre<br />
Anlagen.<br />
Weil man sich in diesem unförmigen<br />
Anzug nur in winzigen Schritten vorwärtsbewegen<br />
kann, wird es zum Albtraum, den<br />
Zebrastreifen zu überqueren. Die Ampel<br />
steht bereits wieder auf Rot, während ich erst<br />
in der Mitte der Strasse angekommen bin.<br />
Doch das bemerke ich noch nicht einmal,<br />
denn die Männchen des Lichtsignals sehe<br />
ich nur als kleine farbige Flecken. Und<br />
meine überhasteten Trippelschrittchen ➔<br />
Haymo Empl ist einigermassen<br />
unbeholfen.<br />
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Der Altersanzug beamt in eine (nicht allzu) ferne Zukunft und macht auch kleinste Handgriffe kaum möglich.<br />
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CRUISER FEBRUAR <strong>2016</strong> CRUISER FEBRUAR <strong>2016</strong>
Thema<br />
Schwul <strong>im</strong> Alter<br />
7<br />
Ich suche nicht irgendwen,<br />
daher suche ich auch nicht irgendwo.<br />
Ans Flirten ist kaum zu denken, da nur wenig zu sehen ist.<br />
bringen mich bereits nach dieser Aufgabe<br />
ziemlich aus der Puste.<br />
HilFLos <strong>im</strong> Alltag<br />
Ein Tram b<strong>im</strong>melt, für einen Moment lang<br />
ist mir unklar, ob ich auf der «sicheren Seite»,<br />
sprich dem Trottoir, stehe oder gerade<br />
<strong>im</strong> Begriff bin, überrollt zu werden. Nochmals<br />
Glück gehabt! Doch be<strong>im</strong> Billettautomaten<br />
stellt sich bereits die nächste Hürde.<br />
Weil der Tastsinn durch dicke Handschuhe<br />
eingeschränkt ist, droht das Scheitern bereits<br />
be<strong>im</strong> Herauskramen von Münz aus<br />
dem Portemonnaie<br />
Danach gelingt es mir nur mit grössterAnstrengung,<br />
die Tasten «Kurzstrecke»<br />
und «Langstrecke» auseinanderzuhalten.<br />
Schon nach diesen einfachen Verrichtungen<br />
bin ich ermattet und lasse mich auf die<br />
nächste Parkbank fallen. Da sitze ich nun<br />
und sinniere: So also ist es, wenn man alt ist.<br />
Die Gedanken, dass dies meine ferne Zukunft<br />
sein wird, ist nur schwer zu ertragen.<br />
Ich schiebe sie beiseite und versuche ➔<br />
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CRUISER FEBRUAR <strong>2016</strong>
8<br />
Thema<br />
Schwul <strong>im</strong> Alter<br />
NEWS<br />
National & International<br />
9<br />
NEWS<br />
Immer mehr Menschen bezeichnen sich als bisexuell<br />
In einer kürzlich von der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC veröffentlichten Studie geht hervor, dass in den<br />
letzten Jahren der Anteil an Männern und Frauen, die sich als bisexuell definieren, deutlich angestiegen ist.<br />
Von 2011 bis 2013 wurden für die Studie<br />
über 9000 in den USA lebende Menschen<br />
zwischen 18 und 44 Jahren befragt. 5,5 Prozent<br />
der Frauen und 2 Prozent der Männer<br />
identifizieren sich als bisexuell. In einer früheren<br />
Befragung aus den Jahren 2006 bis<br />
2010 waren es noch 3,9, bzw. 1,2 Prozent.<br />
Professorin Debby Herbenick von der<br />
Indiana University meinte gegenüber CNN,<br />
dass der höhere Anteil der Bisexuellen darauf<br />
zurückzuführen ist, dass die Bezeichnung<br />
heute bekannter sei als noch vor ein<br />
paar Jahren. Dennoch sei diese Selbstdefinition<br />
nicht einfach: «Frauen und Männer, die<br />
sich als bisexuell identifizieren, erfahren<br />
Stigmatisierung, sowohl von Heterosexuellen<br />
als auch von Homosexuellen». Eine erst<br />
kürzlich veröffentlichte Studie der Universi-<br />
ty of Massachusetts hatte bereits angeführt,<br />
dass Bisexuelle unter Monosexismus – also<br />
dem Glauben, dass Menschen nur heterosexuell,<br />
lesbisch oder schwul sein können – leiden<br />
würden.<br />
Zahl der Schwulen und<br />
Lesben stagniert<br />
Laut der Studie sehen sich von den<br />
9000 Befragten 1,3 Prozent der Frauen als<br />
lesbisch und 1,9 Prozent der Männer als<br />
schwul an. Das ist etwa gleich viel wie in der<br />
letzten Befragung.<br />
Der Anteil der Menschen, die gleichgeschlechtliche<br />
sexuelle Erfahrungen haben liegt<br />
bei Frauen bei 17,4 Prozent (zuvor: 14,2 Prozent),<br />
und bei Männern stieg der Anteil auf<br />
recht tiefem Niveau an, von 5,2 auf 6,2 Prozent.<br />
Europa <strong>im</strong> Regenbogen-Vergleich<br />
Vielleicht wird alles aber auch ganz lustig – <strong>im</strong> Sinne der «Golden Girls».<br />
aufzustehen. Aber das ist leichter gesagt als<br />
getan. Meine linke Hand umklammert die<br />
Seitenlehne, mit der rechten versuche ich<br />
mich so von der Sitzfläche abzustossen, dass<br />
ich weder aufs Trottoir, noch zurück auf die<br />
Sitzfläche knalle. Erfolglos. Schliesslich erbarmt<br />
sich ein zuvorkommender Passant<br />
meiner und zieht mich hoch. Eigentlich wäre<br />
dieser Mann noch ganz hübsch – aber an Sexualität<br />
zu denken … undenkbar!<br />
Auf Hilfe angewiesen<br />
Da stehe ich nun verunsichert auf der Strasse<br />
und bereite mich auf die nächste Herausforderung<br />
vor. Es gilt, eine längere Treppe<br />
hochzusteigen. Doch das schaffe ich nur in<br />
kleinen Etappen, denn die Anstrengung<br />
zwingt mich, bereits nach jeweils wenigen<br />
Stufen eine Verschnaufpause einzuschalten.<br />
Ich realisiere, dass ich langsam wie eine<br />
Schildkröte und plump wie ein Dromedar<br />
herumlatsche – und wildfremde Menschen<br />
um Hilfe bitten muss.<br />
Erst mit der Zeit gelingt es mir, der ungewohnten<br />
Situation positive Seiten abzugewinnen:<br />
Ich lerne Leute kennen, die ich mich<br />
vorher niemals anzusprechen getraut hätte.<br />
Und die ihrerseits achtlos an mir vorbeigegangen<br />
wären. Auch dass ich nicht gut hören<br />
kann, hat seine guten Seiten: Ich muss nur<br />
das hören, was ich hören will, kann ausblenden,<br />
was stört oder mich nicht interessiert.<br />
Und schliesslich öffnet mir die erzwungene<br />
Langsamkeit den Blick für Menschen und<br />
Dinge <strong>im</strong> Alltag, die ich bisher ganz einfach<br />
nicht wahrgenommen habe. Und nun muss<br />
man auch einmal sagen: Ich kenne manche<br />
ältere Gays, die mit dem Umstand «alt»<br />
durchaus ganz gut umgehen. So oder so: Es<br />
wird ein neues Phänomen geben; wir werden<br />
plötzlich «alt». Das gabs schon lange nicht<br />
mehr, denn die Aidswelle hat ja damals alles<br />
niedergemäht. Wie sich die Gay-Community<br />
neu «formieren» wird und mit dem Umstand<br />
«alt» umgehen wird, wird sich noch<br />
zeigen. Vielleicht gibts dann wirklich Seniorenzentren<br />
für die LGBT- Community <strong>im</strong><br />
Sinne der «Golden Girls». Schön wärs!<br />
Eine von der ILGA veröffentlichte<br />
Liste zeigt, dass Europa<br />
bezüglich LGBTIQ-Gesetzen<br />
ziemlich gespalten ist.<br />
In Europa gibt es zur Zeit Grenzkontrollen<br />
zwischen Schweden und Dänemark, Zäune<br />
entstehen an der ungarisch-kroatischen Grenze.<br />
Einigkeit sieht anders aus.<br />
Auch in Sachen LGBTIQ-Gesetze driften<br />
die europäischen Staaten weit auseinander.<br />
Gewisse Länder öffnen sich, andere wiederum<br />
erlassen sogar LGBTIQ*-feindliche Gesetze.<br />
ILGA, der europäische Verband für die<br />
Rechte von Schwulen, Lesben, Bisexuellen, Intersexuellen<br />
und Trans*-Menschen hat eine<br />
Übersicht erstellt, wo welche Länder stehen. In<br />
den folgenden sechs Kategorien konnten die<br />
Länder Punkte bekommen: «Gleichheit und<br />
Anti-Diskr<strong>im</strong>inierung», «Familie», «Hasskr<strong>im</strong>inalität»,<br />
«Gender Anerkennung», «Versammlungs-<br />
und Meinungsfreiheit», sowie<br />
«Asyl». Wie genau die Punkte vergeben wurden,<br />
steht hier:<br />
rainbow-europe.org/about<br />
1. Platz: Malta<br />
In der Ländertabelle findet sich ein deutliches<br />
Gefälle. Die letzten vier Plätze mit nur<br />
fünf bis neun Prozent der möglichen Punkte<br />
belegen Aserbaidschan, Russland, die Türkei<br />
und Armenien.<br />
Den ersten Platz belegt recht überraschend<br />
Malta mit 89 Prozent. Danach folgen<br />
Grossbritannien, Belgien und Schweden.<br />
Die Liste ist aber mit Vorsicht zu geniessen,<br />
denn sie sagt eher etwas über die theoretischen<br />
Rechte aus. Beispielsweise belegt Kroatien<br />
den fünften Platz, de facto wird dort<br />
Homosexualität aber nicht akzeptiert, denn<br />
bei der Gay Pride in der Hauptstadt Zagreb<br />
kam es 2011 zu schweren Angriffen.<br />
Die Schweiz landet weit hinter Deutschland<br />
(Platz 15 von 49) und Österreich (Platz 11)<br />
mit nur 28 Prozent auf Platz 32. Die gesamte<br />
Liste ist unter folgendem Link zu finden:<br />
rainbow-europe.org/country-ranking<br />
CRUISER FEBRUAR <strong>2016</strong>
10 KOLUMNE<br />
NEWS 11<br />
Weissbergs Weissheiten<br />
National & International<br />
Ich will nicht<br />
schöner wohnen!<br />
Kolumnistin Marianne Weissberg weiss: Zuviel<br />
Schöner-Wohnen-Heftli-Lesen kann Ihren<br />
Wohngeschmack ruinieren! Und zeigt hier als<br />
Beweis die unbequeme Wahrheit.<br />
NEWS<br />
Neu entwickelte Kondome sollen noch besser vor HIV schützen<br />
Die neu entwickelten Kondome<br />
bestehen aus demselben Material<br />
wie unter anderem Kontaktlinsen<br />
und setzen, falls sie reissen sollten,<br />
eine Substanz frei, welche auch<br />
dann noch vor einer HIV-Infektion<br />
schützen soll.<br />
VON Marianne Weissberg<br />
J<br />
etzt möchte ich mich hier mal über<br />
Schöner-Wohnen-Hochglanz-Heftli<br />
aufregen: Da wohnen schöne Menschen<br />
drin, die inmitten ihres schönen Mobiliars<br />
sitzen. Wie gekauft und nicht abgeholt.<br />
Es sind «glückliche» Familien mit zwei<br />
Kindern und einem Labrador. Alle blond,<br />
alles und alle lächerlich aufgeräumt.<br />
Schl<strong>im</strong>m in Erinnerung bleibt mir der schöne<br />
(blonde) Joop-Familienclan in seiner<br />
Potsdamer-Villa posend. Bis die schöne Mischpoche<br />
sich nach dem Tod der Mama wegen<br />
der Villa und dessen Inventar bis aufs<br />
Blut bekriegte. Joop war danach so pleite<br />
und fertig, dass er mit Hörgerät be<strong>im</strong> Klum<br />
Heidi als Juror mitmachen musste.<br />
Immer öfter zeigen diese Schöner-als<br />
Sie-Wohnen-Redaktionen auch He<strong>im</strong>-Reportagen,<br />
in denen dann ein Teil eines<br />
Schwulen-Paars thront. Meist wohnen die<br />
schön in Long Island oder in Berlin. Nie in<br />
Schwamendingen. Die Partner werden jedoch<br />
nie zusammen vorgeführt, fällt mir<br />
auf. Das würde wohl Lissy Müller & Peter<br />
Muster verschrecken, die solche Magazine<br />
kaufen sollen. Man will höchstens andeuten,<br />
dass es irgendwo da draussen so verstörend<br />
schöne und andersartige Menschen<br />
gibt. Lesben-Paare gibt es in diesen Hochglanz-Heftli<br />
sowieso nie. Zwei furznormale<br />
Lesben kann man halt nicht so gut mit einer<br />
blitzsauberen Wohnfotostrecken kombinieren.<br />
Auch Menschen in Rollstühlen kommen<br />
nicht vor. Auch keine Erfolglosen/Arbeitslosen.<br />
Denn sonst müsste man diese<br />
Wohnreportagen <strong>im</strong> popeligen Pfuus Bus<br />
von Pfarrer Sieber drehen. Oder bei mir zu<br />
Hause. Ich wohne nämlich nicht <strong>im</strong> üblichen<br />
Wohnsinn schön und bin leider völlig<br />
glamourlos.<br />
Trotzdem behaupte ich, dass ich besser<br />
wohne als die Leute, die sich Mobiliar kaufen<br />
wie in den Heftli abgebildet: riiesige Esstische,<br />
daran die obligaten Vitra-Stühle,<br />
wild verdrahtete Leuchten, Sofalandschaften,<br />
grösser als Supertanker, Sessel aus<br />
500-jährigem, knallfarbig angemaltem<br />
Schiffswrackholz, mit den Füssen geknüpfte<br />
Bio-Bangladeshi-Teppiche. Das Schl<strong>im</strong>mste,<br />
was ich neulich besichtigte, war das neugeschteilte<br />
Wohnessz<strong>im</strong>mer einer Freundin.<br />
Alles, was kuschlig und gut eingesessen war,<br />
schmiss der hirnverbrannte Designer raus<br />
und stellte ein übles Chrüs<strong>im</strong>üsi an sterilem<br />
Design-Mobiliar rein. Es sieht bei ihr nun<br />
aus wie <strong>im</strong> Therapieraum der Anonymen<br />
Sexsüchtigen. Mir wurde auf der Stelle<br />
schlecht. Von dem dafür rausgeschmissenen<br />
Geld hätte ich mein eigenes, gutes<br />
Wohnmagazin kreieren können! Das<br />
Schl<strong>im</strong>mste ist: Bei der Veräppelten kann<br />
man jetzt keine gemütlichen Tupperware-<br />
Party mehr schmeissen, man würde sich ja<br />
die Füdliknochen brechen be<strong>im</strong> Sitzen. Dafür<br />
kommt sie jetzt in ein Wohn-Heftli als<br />
Paradebeispiel für vorher und nachher, allerdings<br />
nicht in meinem Sinne.<br />
Wenn Sie also anders wohnen wollen,<br />
kaufen Sie keine Heftli, engagieren Sie keinen<br />
Einrichter, sondern kommen Sie mal zu mir<br />
zum Gucken. Genau das hat mein zweitbester,<br />
schwuler Freund gemacht. Danach meldete er,<br />
dass er sich das tupfengleiche Sideboard gekauft<br />
habe, weil es so schön bei mir aussah.<br />
Dieser Mann hat seinen guten Geschmack<br />
schon bewiesen. Ich vermutlich auch.<br />
Tipp: Frau Weissberg weidet die<br />
Heftli aus und macht daraus<br />
Min<strong>im</strong>al-Wandkunst.<br />
Marianne Weissberg<br />
ist Buchautorin, Kolumnistin und Scheffin<br />
ihres eigenen Literaturlabels EditionVOLLREIF<br />
www.marianneweissberg.ch<br />
www.vollreif.ch<br />
bild: M. Weissberg<br />
Im Texas A&M Health Science Center haben<br />
Wissenschaftler eine neue Generation von<br />
Kondomen entwickelt, welche aus Hydrogel<br />
bestehen. Dieses Material soll nicht nur die<br />
Gefühlsechtheit steigern. In diesem Material<br />
sind zudem Antioxidantien eingearbeitet,<br />
welche bei einem Riss freigesetzt werden<br />
und die Ansteckung mit dem HIV-Virus<br />
verhindern. Wie die Forscherin Mahua<br />
CRUISER FEBRUAR <strong>2016</strong> CRUISER FEBRUAR <strong>2016</strong><br />
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SCHNEE-RAMMLER!!<br />
Choudhury erklärte, wurde bereits ein entsprechendes<br />
Patent eingereicht. Wenn man<br />
mit diesem Kondom nun erfolgreich sei,<br />
führt die Forscherin weiter aus, dann würde<br />
dies die HIV-Prävention revolutionieren.<br />
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Die verwendeten Antioxidantien seien<br />
aber noch für anderes gut, fügt Choudhury<br />
hinzu, denn sie können zudem helfen, die<br />
Erektion besser zu halten und das Gefühlsempfinden<br />
zu steigern.<br />
FR. 26. UND SA. 27 . FEBRUAR <strong>2016</strong><br />
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12 Dossier 13<br />
CVP Initiative<br />
Soll eine veraltete Ehe-Definition<br />
neu in die<br />
Verfassung?<br />
In der Schweiz orientiert man sich<br />
<strong>im</strong>mer noch an einem konservativen<br />
Familienbild, das so nicht mehr gelebt<br />
wird. Vor allem die Ehe-Definition der<br />
CVP ist mehr Wunschbild als Realität.<br />
VON Martin Ender<br />
D<br />
as veraltete Familienbild soll jetzt in<br />
der Verfassung festgeschrieben werden.<br />
Am 28. <strong>Februar</strong> wird – fatalerweise<br />
versteckt – darüber abgest<strong>im</strong>mt. Die<br />
Initiative der CVP kommt als Steuerspar-Initiative<br />
daher. Unter dem Schlagwort «Abschaffung<br />
der Heiratsstrafe» erhofft man<br />
sich, viele Ja-St<strong>im</strong>men zu ergattern. Denn<br />
wer hat schon etwas dagegen, Steuern zu sparen?<br />
Aber aufgepasst, es soll damit verbunden<br />
auch der Satz in die Bundesverfassung<br />
aufgenommen werden: «Die Ehe ist die auf<br />
Dauer angelegte und gesetzlich geregelte Lebensgemeinschaft<br />
von Mann und Frau.» Damit<br />
wird die Ausweitung der eingetragenen<br />
Partnerschaft in Richtung Ehe verunmöglicht.<br />
Die Gleichstellung von Schwulen und<br />
Lesben gegenüber verheirateten Heteropaaren,<br />
die bereits in vielen modernen Staaten<br />
gegeben ist, würde in der Schweiz per Verfassung<br />
verboten. Bei Annahme der CVP-Initiative<br />
wäre die Schweiz das erste westeuropäische<br />
Land, das ein solches Verbot einführt.<br />
Die CVP war einst in den katholischen<br />
Stammlanden staatstragende Partei. Heute<br />
noch hat sie eine grosse Gefolgschaft in der<br />
Zentralschweiz, <strong>im</strong> Wallis, <strong>im</strong> Tessin und in<br />
Appenzell Innerrhoden. Die CVP als Hüterin<br />
der christlichen Werte hält nach wie vor an<br />
einem längst überholten Begriff der Ehe fest.<br />
Heftigen Gegenwind erhielt sie deshalb in der<br />
parlamentarischen Diskussion zum nun vorliegenden<br />
Initiativtext. Diametral entgegengesetzt<br />
steht die konservative Partei damit zur<br />
Grünliberalen Partei, welche die «Ehe für<br />
alle» verlangt. Aber auch alle andern Parteien<br />
haben die CVP-Vorlage kritisiert, jedoch aus<br />
unterschiedlichen Gründen. Linke und Grüne<br />
hatten sich daran gestossen, dass der Ehebegriff<br />
ausschliesslich als Verbindung zwischen<br />
Mann und Frau angelegt werden sollte.<br />
Viele Bürgerliche waren aus finanziellen<br />
Gründen gegen die Vorlage, weil sie auch<br />
Mehrausgaben bei der AHV zur Folge haben<br />
würde. Es wurden Gegenvorschläge ausgearbeitet,<br />
die schliesslich wieder verworfen wurden.<br />
In der Schlussabst<strong>im</strong>mung sowohl <strong>im</strong><br />
National- wie <strong>im</strong> Ständerat wurde in den Sessionen<br />
2015 beschlossen, nur noch die Originalinitiative<br />
dem Volk zur Abst<strong>im</strong>mung vorzulegen.<br />
Hatten die Parlamentarier schlicht<br />
genug vom langen Hin und Her? Hätten sie<br />
nicht die Initiative gar nicht zur Abst<strong>im</strong>mung<br />
freigegeben dürfen, weil diese zwei Dinge vermischt,<br />
die nicht zwingend zusammenhängen?<br />
So monierte denn auch der Zürcher Nationalrat<br />
Hans-Peter Portmann (FDP): «Man<br />
kann diese Volksinitiative drehen und wenden,<br />
wie man will: Es ist keine steuerpolitische<br />
Frage, es ist keine finanzpolitische ➔<br />
CRUISER FEBRUAR <strong>2016</strong> CRUISER FEBRUAR <strong>2016</strong>
14 Dossier<br />
Dossier 15<br />
CVP Initiative<br />
CVP Initiative<br />
Frage – es ist eine gesellschaftskulturelle<br />
Frage.» Immerhin markierten beide Räte die<br />
Initiative mit dem Stempel «Ablehnung».<br />
Ob das Volk den Parlamentariern folgen<br />
wird, ist alles andere als sicher. Aufgrund<br />
von Umfragen ist <strong>im</strong>merhin sicher,<br />
dass der Grossteil der St<strong>im</strong>mberechtigten<br />
zwar offen ist gegenüber neuen Formen des<br />
Zusammenlebens und deren Institutionalisierung.<br />
In einer Umfrage vom November<br />
2015 haben sich 70,4% der Bevölkerung für<br />
die Öffnung der Ehe geäussert. Doch bei der<br />
Abst<strong>im</strong>mung <strong>im</strong> <strong>Februar</strong> lockt die Initiative<br />
der CVP mit mehr Geld in der Tasche. Zum<br />
einen soll es für Verheiratete und in Partnerschaft<br />
Lebende Steuervorteile geben. Und<br />
der gleichen Gruppe werden auch höhere<br />
AHV-Auszahlungen in Aussicht gestellt, indem<br />
die Einzelrenten nicht beschnitten würden.<br />
Diese Ansinnen jedoch werden die Bürgerlichen<br />
auch bei einer Annahme zu<br />
verhindern wissen oder zumindest verzögern.<br />
Schliesslich wird über das Thema Abschaffung<br />
der Heiratsstrafe <strong>im</strong> Parlament ja<br />
auch schon seit dreissig Jahren gestritten. So<br />
kann eine AHV-Anpassung genauso auf die<br />
lange Bank geschoben werden – trotz allfälligem<br />
Verfassungsauftrag.<br />
Ausgerechnet eine christliche Partei<br />
stellt die Abst<strong>im</strong>menden vor die Gewissensfrage,<br />
ob man den Teufel durch Beelzebub<br />
austreiben soll. Die verzwickte Frage stellt<br />
sich so: Will man für einen (<strong>im</strong>mer kleiner<br />
werdenden) Teil der Bevölkerung eine Ungerechtigkeit<br />
bei den Steuern aufheben, indem<br />
man dafür die Homosexuellen diskr<strong>im</strong>iniert<br />
und ihnen den Zugang zur Ehe verbarrikadiert?<br />
In der Schweiz sind nur 43 Prozent der<br />
ständigen Wohnbevölkerung verheiratet.<br />
Die Scheidungsraten steigen. Offiziell ein<br />
NEIN zur CVP-Initiative sagen SP, FDP,<br />
Grünliberale, Grüne, BDP Kanton Solothurn<br />
und die JUSO Graubünden. Dass der<br />
CVP-Ehe-Begriff veraltet ist – um nicht zu<br />
sagen an Überalterung krankt – zeigt die<br />
Tatsache, dass die «Junge CVP des Kantons<br />
Zürich» die NEIN-Parole beschlossen hat.<br />
Zur Steuerungerechtigkeit: Ja, sie besteht<br />
für einen Teil der Verheirateten. Aber<br />
sie betrifft wenige, in erster Linie Gutverdienende,<br />
und es handelt sich vor allem um<br />
die Bundessteuer. Denn nach einem Bundesgerichtsurteil,<br />
das die Ungleichbehandlung<br />
der Ehepaare rügte, haben die meisten<br />
Kantone ihre Besteuerungssysteme vor einiger<br />
Zeit bereits angepasst. Eine erste Serie<br />
von Massnahmen wurde mit der Steuererklärung<br />
2009 erstmals<br />
wirksam. Diese beseitigte<br />
die Heiratsstrafe<br />
für 160 000 der betroffenen<br />
240 000 Ehepaare.<br />
Heute existiert eine<br />
«Heiratsstrafe» nur<br />
noch bei rund 80 000<br />
Paaren, die wohl auch<br />
ohne Initiative beseitigt<br />
werden könnte.<br />
Diese Ansicht vertrat<br />
auch Claude Janiak (SP, Baselland): «Die<br />
Initiative, die wir behandeln, hat mehr Aufmerksamkeit<br />
erhalten als erwartet durch<br />
den Umstand, dass der steuerrechtliche Aspekt<br />
der Heiratsstrafe durch die Diskussion<br />
darüber in den Hintergrund gedrängt wurde,<br />
dass die Ehe neu auf Verfassungsebene<br />
als‚ ‹auf Dauer angelegte und gesetzlich geregelte<br />
Lebensgemeinschaft von Mann und<br />
Frau› definiert werden soll. Allein schon<br />
das Beispiel, wie die Diskussion geführt<br />
wird, belegt, dass wir es hier mit zwei Fragen<br />
zu tun haben, die nichts miteinander zu<br />
tun haben. Das Zivilgesetzbuch reicht vollkommen<br />
aus, um über die steuerrechtli-<br />
«Die Initiative verletzt<br />
auf krasse Weise die Einheit<br />
der Materie.»<br />
chen Folgen des Zivilstands zu debattieren;<br />
andere Gesetze reichen auch aus, um diese<br />
Fragen zu klären.»<br />
Mit deutlichen, harten Worten argumentiert<br />
die Kampagne «Gemeinsam weiter»:<br />
«Die Initiative verletzt<br />
auf krasse Weise<br />
die Einheit der Materie.<br />
Sie verunmöglicht dem<br />
Schweizer St<strong>im</strong>mvolk,<br />
getrennt darüber abzust<strong>im</strong>men,<br />
ob die Heiratsstrafe<br />
abgeschafft<br />
und die Ehe auch für<br />
gleichgeschlechtliche<br />
Paare geöffnet werden<br />
soll. Damit bringt die<br />
CVP eine perfide Mogelpackung zur Abst<strong>im</strong>mung,<br />
die über die Hintertür ein traditionelles<br />
Familienbild zementieren will und<br />
dabei der Familienvielfalt von heute in keiner<br />
Weise gerecht wird.»<br />
So sieht man es auch bei «queer politics».<br />
Der <strong>im</strong> November 2015 neu gegründete<br />
Verein hat sich die Vernetzung der<br />
Schweizer Parteien zum Ziel gesetzt und<br />
Christof Schauwecker, Vorstandsmitglied<br />
<strong>im</strong> Verein «queer politics».<br />
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will parteiübergreifend die Zusammenarbeit<br />
bei politischen LGBT-Themen fördern,<br />
wie Vorstandsmitglied Christof Schauwecker<br />
gegenüber <strong>Cruiser</strong> sagte. Praktisch in<br />
jeder Partei gibt es eine LGBT-Untergruppe.<br />
Christof erklärt: «Es funktioniert erstaunlich<br />
gut, wenn fünf Leute von ganz<br />
links bis ganz rechts miteinander an einem<br />
Tisch sitzen und konstruktiv zusammen reden.<br />
Man hat ja die gleichen Ziele. Man will<br />
die rechtliche Situation von LGBT-Menschen<br />
in der Schweiz verbessern. Hinter<br />
dieser Idee stehen wir alle, sei es, dass man<br />
selber einer dieser Gruppen angehört, sei<br />
es, weil man sich für andere Menschen einsetzt.»<br />
Der 29-Jährige, in Solothurn aufgewachsen,<br />
weiss, wovon er spricht. Er war<br />
bereits sechs Jahre <strong>im</strong> Gemeinderat für die<br />
Jungen Grünen. Der studierte Agronom<br />
wohnt heute in Winterthur und arbeitet als<br />
Bio-Kontrolleur in Frick. Im Moment bekleidet<br />
er kein politisches Amt, strebt es<br />
aber wieder an und kann sich gut vorstellen<br />
in einem Gemeinde- oder Kantonsrat politisch<br />
mitzuwirken. Derzeit engagiert er sich<br />
für «queer politics». Was sich bisher in einer<br />
losen Zusammenarbeit bereits bewährt<br />
hat, will man nun in einer Vereinsform unter<br />
diesem Label verstärkt angehen. Die<br />
CVP-Initiative war Auslöser für die Vereinsgründung<br />
und ist nun der erste Prüfstein,<br />
wie stark man von rechts bis links<br />
zusammensteht.<br />
Christof Schauwecker hofft, dass die<br />
<strong>Cruiser</strong>-Leser am 28. <strong>Februar</strong> abst<strong>im</strong>men<br />
gehen und sich so entscheiden, dass der<br />
Weg zur «Ehe für alle» nicht auf Verfassungsebene<br />
blockiert wird.<br />
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16 KULTUR<br />
XXX 17<br />
Update<br />
XXX<br />
KULTUR<br />
Album Empfehlung: Weltschmerz, der zum Tanzen anregt<br />
Es geht um Suizidgedanken und festgefahrene<br />
Geschlechterrollen. Trotzdem ist das<br />
neue Album «Perpetual Motion People» von<br />
Ezra Furman vergnüglich.<br />
Der aus Illinois stammende, 28-jährige<br />
Künstler Ezra Furman macht schon eine<br />
ganze Weile Musik, bis 2012 mit einer Band<br />
namens The Harpoons und seit 4 Jahren alleine.<br />
Das Album «Day of the Dog» brachte<br />
ihm 2013 die lang erhoffte Aufmerksamkeit<br />
der Kritiker. Vor allem in England kam der<br />
Sound, ein Mix aus Doo-Wop der Fünfziger<br />
mit sarkastischen Erzählungen, Saxophon<br />
und Punk-Attitüde gut an.<br />
Furman lässt Hosen runter<br />
Und zieht jetzt stattdessen lieber den Rock<br />
an. Lange unterdrückte er seine feminine<br />
Seite, seine Vorliebe für Frauenklamotten<br />
und Lippenstift. Auf seinem sechsten Album<br />
«Perpetual Motion People», das 2015<br />
erschienen ist, hat der überdrehte Indie-Grenzgänger<br />
das Sich-Verstecken endlich<br />
hinter sich gelassen: In «Wobbly» und<br />
«Body Was Made» kritisiert er offen die<br />
teilweise traurig festgefahrenen Geschlechterrollen.<br />
Trotzdem ist «Perpetual Motion People»<br />
kein Depri-Album, sondern ein sehr vergnüglicher<br />
Trip: Das liegt zum einen an<br />
Nummern wie dem rastlosen Punk-Opener<br />
«Restless Year» mit seinem unwiderstehlichen<br />
Uh-La-Uh-Refrain und der fröhlich<br />
fiependen Orgel. Zum anderen hat sich Furman<br />
trotz allen Weltschmerzes seinen Humor<br />
bewahrt.<br />
Satire-Kirche traut gleichgeschlechtliche Paare<br />
Die Blockbuster <strong>2016</strong>, 2017: Fortsetzung folgt…<br />
Come together-Revival<br />
Konzerhalle Schaltzentrale<br />
Samstag, 13. <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />
um 21.00 Uhr<br />
Während in Neuseeland katholische und<br />
anglikanische Homo-Paare weiterhin nicht<br />
kirchlich heiraten dürfen, wollen die Anhänger<br />
des «Spaghett<strong>im</strong>onsters» Schwule<br />
und Lesben in den Hafen der Ehe führen.<br />
Wie die neuseeländische Landeskirche<br />
auf ihrer Facebook-Site mitteilte, hat die Satire-Kirche<br />
«Church of the flying Spaghetti<br />
Monster» von den Behörden das Recht erhalten,<br />
homosexuelle Paare kirchlich trauen<br />
zu dürfen. In Neuseeland, wie auch in den<br />
USA und Grossbritannien, werden alle<br />
kirchlichen Hochzeiten automatisch vom<br />
Staat anerkannt.<br />
Die beiden grössten Religionsgemeinschaften<br />
<strong>im</strong> Land, die Katholiken und die<br />
Anglikaner, weigern sich <strong>im</strong>mer noch,<br />
gleichgeschlechtliche Paare zu trauen. Die<br />
Pastafari, wie die Anhänger der Kirche des<br />
Das Revival der legendären Come-together-Party<br />
steht bevor. Neu findet die Party<br />
in der Schaltzentrale in Balsthal statt. Das<br />
Motto ist dasselbe wie eh und je: lesbian/gay/<br />
Spaghett<strong>im</strong>onsters heissen, wollen dies nun<br />
ändern, denn schon seit 2013 dürfen Schwule<br />
und Lesben kirchlich heiraten.<br />
Die Spaghett<strong>im</strong>onster-Kirche war vor<br />
zehn Jahren vom damals 26-jährigen amerikanischen<br />
Physiker Bobby Henderson ins<br />
Leben gerufen worden. Er wollte damit dagegen<br />
protestieren, dass die christliche<br />
Schöpfungsgeschichte unter dem Deckmantel<br />
der Pseudowissenschaft «Intelligent Design»<br />
an öffentlichen Schulen gelehrt wird.<br />
Zu den Glaubensinhalten der Pastafari<br />
zählt unter anderem, dass es Gravitation<br />
nicht gibt, sondern vielmehr «Intelligent<br />
Falling». Die Anhänger kämpfen auch in<br />
mehreren Ländern dafür, auf Ausweisdokumenten<br />
ihre religiöse Kopfbedeckung tragen<br />
zu dürfen – und zwar ein Piratentuch oder<br />
ein Nudelsieb.<br />
bti. Abtanzen, chillen, feiern und Fun haben.<br />
Eintritt: CHF 18.–, keine Altersbegrenzung<br />
(Mindestalter 18)<br />
Weitere Infos folgen auf Facebook.<br />
bild: PD<br />
Gute Nachrichten für alle Fans von Fortsetzungen<br />
und Remakes aus Hollywood,<br />
denn <strong>im</strong> neuen Jahr wird diesbezüglich viel<br />
los sein. Gewisse Fortsetzungen überraschen<br />
nicht sonderlich, andere schon ein<br />
wenig mehr...<br />
«Probiers mal mit Gemütlichkeit, mit<br />
Ruhe und Gemütlichkeit...», wer kennt den<br />
Song des Bären Balu aus Mogli nicht aus<br />
der eigenen Kindheit?<br />
Disney bringt die Geschichte <strong>2016</strong> erneut<br />
auf die Leinwand. Als An<strong>im</strong>ationsfilm<br />
mit den St<strong>im</strong>men von Bill Murray, Christopher<br />
Walken, Ben Kingsley und der <strong>im</strong>mer<br />
gut klingenden Scarlett Johansson, als zischende<br />
Schlange Kaa.<br />
Dass alle Superhelden, die es so gibt,<br />
auch zurückkommen müssen, um gegen<br />
alles Böse der Welt zu kämpfen, überrascht<br />
nicht sonderlich. Alle Freunde von Superhelden<br />
werden voll auf ihre Kosten kommen,<br />
denn schon sehr bald wirds unter den<br />
Helden von DC Comics Zoff zwischen Batman<br />
und Superman geben. Und bei Marvel<br />
Comics wird Captain America mit Iron<br />
Man und der ganzen Truppe ab Mai <strong>2016</strong><br />
in den Krieg ziehen. Wer diese Art von Filmen<br />
mag, der wird in den nächsten Jahren<br />
bei der langen Liste der geplanten Superhelden-Fortsetzungen<br />
seine Freude haben.<br />
Guardians of the Galaxy 2, weitere Spiderman-<br />
und Fantastic Four Filme, Thor,<br />
X-Men, Kingsman etc.<br />
Im Wunderland von Alice wird Johnny<br />
Depp erneut den merkwürdigen Hutmacher<br />
darstellen. Anschliessend wird dieser aber<br />
schnell weiter segeln müssen, denn als Pirat<br />
Jack Sparrow wird er <strong>im</strong> mittlerweile fünften<br />
Teil der karibischen Piraten-Saga erneut<br />
auf viel Wind und eine Buddel Rum hoffen<br />
dürfen.<br />
Ein weiterer Captain wird auch wieder<br />
auf den Leinwänden herumfluchen und<br />
sich noch ebenfalls eine grosse Buddel Rum<br />
wünschen: Captain Haddock wird mit T<strong>im</strong><br />
und seinem Hund Struppi das Abenteuer<br />
des Sonnentempels erleben. Regie führt<br />
kein anderer als Peter Jackson.<br />
Ein weiterer legendärer Regisseur<br />
wird <strong>im</strong> kommenden Jahr seine Register<br />
ziehen: Ridley Scott wird die Aliens erneut<br />
auf die Menschheit loslassen. Der Film wird<br />
aber erst 2017 in die Kinos kommen.<br />
Noch mehr Kult fürs <strong>2016</strong> und 2017?<br />
Die Ghostbusters werden auch wieder Geister<br />
jagen gehen. Allerdings wird es <strong>im</strong> dritten<br />
Teil eine andere Chaoten Truppe sein,<br />
die dem Bösen auf ihre unvergessene Art<br />
Einhalt zu gebieten versucht: eine weibliche<br />
Geisterjäger-Truppe. Man darf gespannt<br />
sein. Billy Murray, Dan Akroyd und<br />
Sigourney Weaver scheinen aber dennoch<br />
wieder einen Part zu haben.<br />
Was Fortsetzungen und Remakes angeht,<br />
so scheint Sigourney Weaver die Nase<br />
ganz weit vorne zu haben: Sie wird nicht<br />
nur unter der Regie des legendären Ridley<br />
Scott ein weiteres Mal den Aliens ausgesetzt<br />
werden, ebenso wird sie in Avatar 2<br />
(2017) und auch gleich bei Teil 3 (2018) und<br />
Teil 4 (2019) eine Rolle haben.<br />
Wer weder auf Geister, Aliens oder Piraten<br />
steht und mehr in der Glamour Welt<br />
zuhause ist, der kann sich auf die Rückkehr<br />
von Derek Zoolander freuen, dem ehemaligen,<br />
allerbesten Supermodel der Welt, gespielt<br />
von Ben Stiller, in Zoolander. Ganze<br />
15 Jahre ist es her, dass er den Laufsteg sein<br />
eigen nennen durfte.<br />
Noch länger war der Cop aus Beverly<br />
Hills, namens Axel Foley, nicht mehr unterwegs.<br />
Vor 21 Jahren war Eddy Murphy in<br />
Beverly Hills Cop 3 zu sehen. Der vierte Teil<br />
ist aber erst in Planung.<br />
CRUISER FEBRUAR <strong>2016</strong> CRUISER FEBRUAR <strong>2016</strong>
18 KULTUR<br />
KOLUMNE 19<br />
Hexenjagd<br />
Thommen meint<br />
Angriff auf<br />
die Moral?<br />
Vermeintliche Hexen, dümmliche Models oder gezeichnete Nackedeis – sie alle<br />
dürften zartbesaitete Seelen übel mitspielen – wenn sie nicht <strong>im</strong> Sinne der<br />
Kultur agieren würden.<br />
VON Daniel Diriwächter<br />
An Krisen wachsen –<br />
statt sich töten!<br />
Selten kommt es vor, dass Männer, die Männer lieben oder mit anderen<br />
Männern Sex haben, in unseren sozialen Zusammenhängen ermordet werden.<br />
Der letzte Totschlag aus Eifersucht liegt lange <strong>im</strong> letzten Jahrhundert zurück.<br />
Hexenjagd<br />
Arthur Millers Drama «Hexenjagd» (The<br />
Crucible) von 1953 ist ein derart furioser<br />
Stoff, wie ihn nur das Leben schreiben kann.<br />
Tatsächlich ist das Theaterstück Millers<br />
Kommentar zur Kommunistenjagd in der<br />
McCarthy-Ära. Derzeit sind die vermeintlichen<br />
Hexen in einer Inszenierung <strong>im</strong> Zürcher<br />
Schiffbau zu sehen und Regisseur Jan<br />
Bosse zauberte daraus ein mitreissendes<br />
Spektakel. Zur Geschichte: Im Jahr 1962<br />
überrascht der Gemeindepfarrer von Salem,<br />
Massachusetts, eine Gruppe junger Mädchen<br />
<strong>im</strong> Wald, gehe<strong>im</strong>nisvoll ums Feuer<br />
tanzend. Eine mögliche Erklärung für das<br />
frevelhafte Treiben: die Mädchen sind vom<br />
Teufel besessen. In der streng puritanischen<br />
Gemeinde breitet sich die Angst aus und<br />
bald ist ein Exorzist zu Stelle. Während die<br />
Hysterie <strong>im</strong>mer grösser wird, weiss der Zuschauer,<br />
dass dem Hexenkult «nur» eine unerwiderte<br />
Liebe zu Grunde liegt.<br />
Aber die Lüge gerät ausser Rand und<br />
Band und die Mädchen suchen einen Schuldigen,<br />
der sie verhext haben muss – ansonsten<br />
wartet der Galgen. Diese unerhörte Spannung<br />
wird in der grossen Halle vom Schiffbau für<br />
jeden Zuschauer spürbar und schnell mutiert<br />
man zum machtlosen Geschworenen. Auch<br />
wenn Jan Bosse versucht, ein paar unnötige<br />
Einfälle in das Stück zu schmuggeln, tut dies<br />
dem Theatererlebnis keinen Abbruch. Zu gut<br />
und vielschichtig ist Millers Werk, zu gewaltig<br />
die Kulissen, zu grandios das Ensemble – allen<br />
Zoolander 2<br />
voran Markus Scheunemann als ehrenhafter<br />
Bauer John Proctor und Dagna Litzenberger<br />
Vinet als diabolische Abigail. (dd)<br />
Hexenjagd, Schauspielhaus – Schiffbau/Halle,<br />
noch bis am 25. <strong>Februar</strong><br />
www.schauspielhaus.ch<br />
Das Models dem Jugendwahn wegen<br />
meist ein «Verfalldatum» vorweisen und<br />
dem Klischee nach nicht die hellsten<br />
Leuchten auf der Erde sind, dürfte bekannt<br />
sein. Aber nur eines der beiden<br />
trifft auf Derek Zoolander zu: Der fiktive<br />
Charakter, ins Leben gerufen von Schauspieler<br />
Ben Stiller, sorgte vor 15 Jahren<br />
für einen sündhaften, wie entlarvenden<br />
Einblick in das Leben vor, nach und unter<br />
dem Catwalk. Und ein Zoolander überwindet<br />
eben den Zahn der Zeit und pfeifft<br />
auf den Süssen Vogel Jugend. Nun kommt<br />
die hoffentlich schamlos-witzige Fortsetzungen<br />
ins Kino. Im Vorfeld sorgte übrigens<br />
Benedict Cumberbatch für ein Skandälchen:<br />
<strong>im</strong> Film ein androgynes Model<br />
darstellend, sorgte dies für einigen Unmut<br />
in der amerikanischen LGBT-Gemeinde.<br />
(dd)<br />
Zoolander 2, ab 11. <strong>Februar</strong> <strong>im</strong> Kino<br />
bilder: ZVG, Tanja Dorendorf<br />
VON PETER THOMMEN<br />
A<br />
ndererseits hat sich – wie ich es<br />
wahrnehme – das Risiko für eine<br />
Selbsttötung in diesen Lebenszusammenhängen<br />
in letzter Zeit erhöht! 2014<br />
ging Thomas (42) in Basel «ins Wasser» und<br />
ertrank <strong>im</strong> Rhein. Er hatte massive Drogenprobleme.<br />
2015 machte Marcel (38) seinem<br />
Leben ein Ende. Er steckte in einer Liebesaffäre.<br />
Beide verliessen uns sozusagen «<strong>im</strong><br />
besten Alter»!<br />
Ich kann mich selber an eine ähnliche<br />
Lebenskrise erinnern, etwa <strong>im</strong> gleichen Alter.<br />
Ich hatte mich in einen Mann verliebt<br />
und bin «in die Liebe gefallen», wie der englische<br />
Ausdruck es richtig beschreibt. Darum<br />
halten wir uns ja auch so fest an einem<br />
Menschen, obwohl es keine Aussichten auf<br />
mehr gibt. Du kannst einfach nichts dafür<br />
und nichts dagegen machen. Du hängst an<br />
einem Liebesfaden und kannst dich auch<br />
nicht daran wieder hinauf ziehen.<br />
Zum Glück habe ich einen Exfreund,<br />
der sich damals um mich kümmerte, mich<br />
<strong>im</strong> Geschäft abholte und mich bei ihm übernachten<br />
liess. Manchmal hilft es auch, wenn<br />
jemand körperliche/sexuelle Wärme spenden<br />
kann, bis der Entzug sich verringert.<br />
Denn es handelt sich um eine Erkrankung<br />
des Gemüts. Oder wie ich in einem alten<br />
Buch gelesen habe, um «die Übereilung der<br />
Gefühle».<br />
Nach meiner Erfahrung ist es wichtig,<br />
«Liebesaffären» nicht in einen Kübel zu werfen<br />
oder sie einfach durch herum Tratschen<br />
zu zertreten. Liebesbindungen sind auch<br />
nicht zu vergleichen mit einmaligen Mutteroder<br />
Vaterbindungen, auch wenn sie stark<br />
von diesen geprägt sein können. Wesentlich<br />
problematischer sind die Vorstellungen, die<br />
wir selber über sexuelle und emotionale Bindungen<br />
haben. Darüber wie sie «idealerweise»<br />
zu führen sind, und welchen Ansprüchen<br />
sie genügen müssen. Definierte<br />
Körper(formen), exzessive Sexualformen,<br />
von deren «Höhen» nur mit häufigem Gebrauch<br />
von Medikamenten wieder herunter<br />
gestolpert werden kann. Das sind Stressfaktoren<br />
<strong>im</strong> Leben, sowohl von «schönen» als<br />
auch von «hässlichen» Männern. Als sich<br />
HIV erstmals ausbreitete, zeigte sich bei<br />
Männern mit Popperskonsum infolge des<br />
geschwächten Immunsystems ein seltener<br />
Hautkrebs: das Karposi-Sarkom.<br />
Es gibt nicht für jeden Stress <strong>im</strong> Leben<br />
«ein Mittelchen», und letztere können sich<br />
gegenseitig neutralisieren oder gefährden.<br />
Stressabbau ist die Lösung zur Wiedergesundung.<br />
Dadurch wird der sogenannte<br />
Tunnelblick vermieden und Lösungsmöglichkeiten<br />
bleiben am Horizont erhalten, damit<br />
es nicht zum «Finale» kommt.<br />
Leider gibt es nur sehr wenige Anlaufpunkte<br />
für Männer, etwa <strong>im</strong> Aidspräventionsbereich.<br />
Es gibt aber auch «Kriseninterventionszentren»<br />
rund um die Uhr in<br />
verschiedenen Städten der Schweiz, an die<br />
man sich wenden kann. Da ist es dann egal,<br />
ob es sich um eine homo- oder heterosexuelle<br />
Krise handelt. Dort gibt es erste Hilfe mit<br />
rezeptpflichtigen Medikamenten und eine<br />
professionelle Kurztherapie.<br />
Es gibt in Basel auch einen jüngeren<br />
schwulen, drogenabhängigen Mann, der<br />
sich zwar selber in die Psychiatrie begeben<br />
hat, sich zum Sterben aber auf die Autobahn<br />
gelegt und zum Schluss einen fremden<br />
Mann schwer verletzt hat. Eine Therapie erhält<br />
er jetzt <strong>im</strong> Strafvollzug. Daran zeigt sich<br />
eine unerwartete Problematik <strong>im</strong> heutigen<br />
«unbeschwerten schwulen Leben», wie es so<br />
allgemein propagiert wird. Es sind zunehmend<br />
innere Probleme, die uns zu schaffen<br />
machen. Das können auch Elemente «innerer<br />
Homophobie» sein, also Ängste, die wir<br />
aus der Heterror-Gesellschaft übernommen,<br />
aber ganz schnell ins Unterbewusste versenkt<br />
haben! Die können sich in Krisen «radikalisieren».<br />
Das Leben ist radikal und ich rufe<br />
dazu auf, andere Schwule und Heteros zur<br />
Hilfe zu rufen, um an den Krisen zu wachsen,<br />
um seine Persönlichkeit fortzubilden.<br />
Darum muss stets Zeit bleiben, um sich zu<br />
informieren und andere Männer (nicht nur<br />
zum Sex) kennenzulernen, statt sich fürs<br />
Leben in ein glückliches «home sweet<br />
home» zurückzuziehen.<br />
Buchtipp<br />
Denneny, Michael: Lovers. Zwei Männer und ihre<br />
Geschichte (aus der jeweiligen Sicht), Rowohlt<br />
1980, 183 Seiten.<br />
Tessina, Tina: In guten wie in schlechten Tagen.<br />
Anregungen für homosexuelle Paare, Rowohlt TB<br />
8782, 1991, 300 Seiten.<br />
Plöderl, Martin: Sexuelle Orientierung, Suizidalität<br />
und psychische Gesundheit, Beltz 2005, 280<br />
Seiten.<br />
(In Schwubliotheken oder <strong>im</strong> Antiquariat erhältlich!)<br />
Göth, Margreth und Ralph Kohn: Sexuelle Orientierung<br />
(Schwule, Lesben, Bisexuelle) in Psychotherapie<br />
und Beratung, Springer 2014, 185 Seiten.<br />
(besonders für Fachleute)<br />
CRUISER FEBRUAR <strong>2016</strong> CRUISER FEBRUAR <strong>2016</strong>
20 KOLUMNE<br />
SERIE 21<br />
Bötschi klatscht<br />
Homosexualität in Geschichte & Literatur<br />
Zoe Scarlett<br />
und der Bartmann<br />
Goethe zu einem<br />
Mord <strong>im</strong> Milieu<br />
VON BRUNO BÖTSCHI<br />
H<br />
eute vorweg zunächst dies, meine<br />
lieben Stammleser: Dominique S.,<br />
ein ehemaliger «Display»-Leser, der<br />
sich unsäglich (und unanständig, sagt mein<br />
Knigge-Lehrer) über meine Schreibe aufregte,<br />
weil ich mich über einen Zürcher SP-Nationalrat<br />
ausliess, hat sich bis heute nicht<br />
wieder bei mir gemeldet. Zum Glück.<br />
St<strong>im</strong>mt, es gibt spannendere Themen.<br />
Und schärfere. Scharf wie Pfeffer. Der Bartmann<br />
mit flüssiger Schoggi auf dem Grind<br />
zum Beispiel. Das braune Zeugs (mit Pfeffer<br />
gewürzt) lief ihm über die Glatze. Er lachte<br />
fröhlich frisch. Entdeckt habe ich den Bartmann<br />
auf einer Weihnachtskarte – mit 21<br />
anderen Schmierfinkinnen und -finken.<br />
Der Schmierfink mit Bart heisst Stefan<br />
Meyer, weiland, in der Szene und auf Twitter<br />
auch als Stoepsomat bekannt. Aber ein Pornodarsteller<br />
ist er nicht. Spielen tut er zwar<br />
gerne, unter anderem auf der Bühne des<br />
Theatervereins Bergflue in Diegten. Aber er<br />
kann auch brav. Und chrampfen: Der Bartmann<br />
ist Geschäftsleitungsmitglied und Leiter<br />
Bereich Produktion von der Textildruckerei<br />
Permatrend in Gelterkinden. Momoll.<br />
Warum ich derart ausufernd über einen<br />
Basellandschäftler-Promi schreibe?<br />
Weil der Bartmann mir nicht nur sein<br />
Schoggibild, sondern auch eine Schoggitafel<br />
geschickt hat. Ich bin käuflich, ja. Die Schokolade<br />
kommt übrigens von Choba Choba.<br />
Ein Social-Startup, das sich für die Verbesse-<br />
Es muss nicht <strong>im</strong>mer Zürich sein. Deshalb dreht<br />
sich diese Kolumne um ein Basler Pin-up-Girl<br />
und einen Bartmann aus Baselland. Zudem werden<br />
erwähnt: ein Leserbriefschreiber, Luca Pappini,<br />
Dita Von Teese, Patricia Boser und Philipp Tingler<br />
(nicht schon wieder!).<br />
rung der Lebensbedingungen der Kakaobauern<br />
in Peru sowie den Erhalt ihrer<br />
Ökosysteme einsetzt.<br />
Ich finde die Permatrend-Schmierfinken<br />
cool. Die bedrucken <strong>im</strong> Fall alle Liibli<br />
vom FC Basel. Und jetzt auch noch das<br />
10-Jahre-Bühne-Jubiläum-Liibli von der<br />
Zoe Scarlett. Das blonde Pin-up-Girl aus<br />
Guckt eigentlich<br />
irgendwer<br />
«Boser & Böser»?<br />
Basel hat einmal der weltberühmten Dita<br />
Von Teese einen Werbevertrag weggeschnappt.<br />
Noch früher träumte sie davon,<br />
Meerjungfrau zu werden.<br />
Von was der Bartmann träumt? Vielleicht<br />
von einem Duett mit der Zoe? Wer<br />
weiss, was dieses Jahr noch alles bringt. Auf<br />
Facebook habe ich jedenfalls ein Filmli entdeckt,<br />
in welchem Zoe und der Bartmann<br />
«Mission Possible» spielen (wer sucht, der<br />
findet es).<br />
Ganz ohne Zürich geht es nicht: Seit<br />
kurzem gibt es einen Club, wo Könige der<br />
Nacht in königlichem Ambiente tanzen können.<br />
Der «Kings Club» (neben der alten Börse)<br />
war ein Füdlischuppen, darum ist alles<br />
herrlich samtig-rot eingerichtet und die<br />
Bühne arschrund. Für den Einlass engagierte<br />
Oliver Bachmann, der neue Club-Besitzer,<br />
Luca Pappini. Wunderbar und Trallala.<br />
Luca turnt, glitzert und singt seit über 25<br />
Jahren als Drag-Queen Tara La Trash durch<br />
die Nächte der L<strong>im</strong>matstadt. Ich schwang<br />
mein Füdli <strong>im</strong> «Kings’» bereits und geh demnächst<br />
wieder hin. Ich bin sicher, das mit den<br />
lauwarmen, überteuerten Drinks kriegen die<br />
auch noch hin.<br />
Guckt eigentlich irgendwer «Boser &<br />
Böser»? Gastgeberin des televisionären Kafikränzlis<br />
ist Patricia Boser. Ich würde gerne<br />
etwas über die Kafitante mit der grössten<br />
blonden Wuschelmähne weit und breit gifteln.<br />
Bisher habe ich «B & B» aber nur anderthalb<br />
mal gesehen. Deshalb halte ich<br />
mich mit Gift und Galle speien gegen Sabrina<br />
Pesenti zurück, zumindest heute noch.<br />
Zum Schluss noch die Antwort auf<br />
eine Leserfrage: Herr K. aus W. will wissen,<br />
wievielmal Philipp Tingler, laut Wikipedia<br />
ein schweizerisch-deutscher Schriftsteller,<br />
Essayist, Wirtschaftswissenschaftler und<br />
Philosoph, bisher verheiratet gewesen sei?<br />
Die Zahl muss liz-taylor-mässig hoch sein,<br />
denke ich. Warum sonst schreibt Herr Tingler<br />
bald in jedem seiner Artikel über<br />
«Richie, den besten Ehemann von allen»?<br />
www.brunoboetschi.ch<br />
Er war ein Genie in seiner Arbeit, wurde weitherum anerkannt. Der Deutung<br />
der Kunst hatte er sich verschrieben. Aber auch dem männlichen Eros.<br />
Johann Joach<strong>im</strong> Winckelmann fand ein dramatisches Ende. Goethe hat den<br />
Mord gedeutet.<br />
VON Alain Sorel<br />
D<br />
ie Schreie kamen aus Z<strong>im</strong>mer Nummer<br />
10 des Gasthauses Locanda<br />
Grande in Triest: Das Bild, das sich<br />
am 8. Juni 1768 dem herbeigeeilten Wirt bot,<br />
war entsetzlich. Der Mann am Boden war<br />
blutüberströmt, lebte aber noch. Körperlich<br />
gut konditioniert, hatte er sich heftig gegen<br />
den Angriff mit dem Messer gewehrt, mit<br />
seinen Händen in die Klinge gefasst und sich<br />
dabei schwere Verletzungen zugezogen.<br />
Aber er hatte den Täter letztlich doch nicht<br />
aufhalten können. Immerhin konnte das<br />
Opfer den Behörden noch genaue Angaben<br />
zum Tatverlauf machen, bevor es Stunden<br />
später an den ihm zugefügten Stich- und<br />
Schnittwunden starb.<br />
Mörder aufs Rad geflochten<br />
Bei seinem Tod stand die kunstbegeisterte<br />
Welt still, hielten Dichter und Denker, Könige<br />
und Kardinäle den Atem an: Sie trauerten<br />
um Johann Joach<strong>im</strong> Winckelmann,<br />
Deutschlands ersten Kunsthistoriker, um einen<br />
Archäologen, Bibliothekar, Antiquar<br />
und Kunstschriftsteller der frühen Aufklärung,<br />
einer Aufklärung, die in ihrer Gesamtentwicklung<br />
bahnbrechend war für die freiheitliche<br />
Staatsordnung, die den heutigen<br />
Demokratien zugrunde liegt. Am 9. Dezember<br />
1717 in Stendal <strong>im</strong> heutigen Bundesland<br />
Sachsen-Anhalt als Sohn eines Schuhmachermeisters<br />
in ärmliche Verhältnisse geboren,<br />
entwickelte sich Winckelmann, anfänglich<br />
Lehrer und Absolvent fachspezifischer<br />
Studien, zu einem Multitalent, das Pionierdienste<br />
auf den von ihm betreuten geistigen<br />
Gebieten leistete.<br />
Das Verbrechen, das an ihm begangen<br />
wurde, lässt sich als gewöhnlicher Raubmord<br />
deuten, zeigt aber auch Merkmale eines<br />
typischen Milieumordes. Der homoerotisch<br />
veranlagte Winckelmann hatte sich in<br />
den Tagen zuvor mit dem vorbestraften<br />
31-jährigen Koch Francesco Arcangeli eingelassen,<br />
mit ihm Spaziergänge unternommen<br />
und ihm Gold- und Silbermünzen gezeigt.<br />
Hatte er damit bei dem Jüngeren<br />
Begehrlichkeiten geweckt? Wollte er ihm<br />
<strong>im</strong>ponieren, um ihn ins Bett zu kriegen?<br />
Kam es darüber zum Streit?<br />
Auf jeden Fall versuchte Arcangeli vor<br />
dem Messerangriff, Winckelmann zu erdrosseln,<br />
hatte dabei jedoch dessen Kraft<br />
unterschätzt. Wie auch <strong>im</strong>mer: Man wurde<br />
Er hatte sich heftig gegen<br />
den Angriff mit dem Messer<br />
gewehrt.<br />
des Mörders rasch habhaft. Er wurde zum<br />
Tode verurteilt und aufs Rad geflochten.<br />
Winckelmann wird in späterer Zeit zum<br />
Vorwurf gemacht, viel zu vertrauensselig gewesen<br />
zu sein. Fest steht, dass Ästhetik und<br />
Rohheit aufeinanderprallten – eine Konstellation,<br />
die auch heute jede Gewähr für eine<br />
zerstörerische Reaktion bietet.<br />
«In Verhältnis mit schönen<br />
Jünglingen»<br />
Die Deutung von Winckelmanns Todesumständen<br />
durch keinen Geringeren als Johann<br />
Wolfgang von Goethe war sehr eigenwillig. ➔<br />
CRUISER FEBRUAR <strong>2016</strong> CRUISER FEBRUAR <strong>2016</strong>
22 SERIE<br />
KOLUMNE 23<br />
Homosexualität in Geschichte & Literatur<br />
MICHI RÜEGG<br />
«So war er denn auf der höchsten Stufe des<br />
Glücks, das er sich nur hätte wünschen dürfen,<br />
der Welt verschwunden…», schrieb der<br />
Dichterfürst in einem Beitrag über Leben und<br />
Charakter des Ermordeten. Dann weiter:<br />
«Und in diesem Sinne dürfen wir ihn wohl<br />
glücklich preisen, dass er von dem Gipfel des<br />
menschlichen Daseins zu den Seligen emporgestiegen,<br />
dass ein kurzer Schrecken, ein<br />
schneller Schmerz ihn von den Lebendigen<br />
hinweggenommen.» Und er setzte noch einen<br />
drauf: «Die Gebrechen des Alters, die Abnahme<br />
der Geisteskräfte hat er nicht empfunden<br />
… Er hat als Mann gelebt und ist als ein<br />
vollständiger Mann von hinnen gegangen.»<br />
Goethe liess den Mann, dessen Schönheitsideal<br />
der männliche Körper <strong>im</strong> Vollbesitz<br />
seiner Kräfte gewesen war, als Lichtgestalt<br />
abtreten. Winckelmann faszinierte<br />
Goethe so, dass er 1805 einen Band über ihn<br />
herausgab: «Winckelmann und sein Jahrhundert<br />
– In Briefen und Aufsätzen». Goethe<br />
durchschaute alles, ihm konnte man<br />
nichts vormachen: «So finden wir Winckelmann<br />
oft in Verhältnis mit schönen Jünglingen,<br />
und niemals erscheint er belebter und<br />
liebenswürdiger als in solchen oft nur flüchtigen<br />
Augenblicken.»<br />
Ein blonder 16-jähriger Römer<br />
Winckelmanns sexuelle Neigung best<strong>im</strong>mte<br />
sein Privatleben und sein Schaffen, seine<br />
künstlerische Hinwendung zu den Tempeln,<br />
Säulen und Plastiken Griechenlands<br />
mit. Auf ihn passte akkurat ein Ausspruch<br />
von Goethe, den dieser aber eigentlich erst<br />
fast zwanzig Jahre nach Winckelmanns Ermordung<br />
in sein Iphigenie-Drama schreiben<br />
sollte: «Das Land der Griechen mit der<br />
Seele suchend.» Winckelmann wäre gerne<br />
nach Griechenland gereist, aber das stand<br />
in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts<br />
unter türkischer Oberhoheit. So suchte er,<br />
wie viele andere Freunde der antiken<br />
Kunst, das Land der Griechen in Italien.<br />
Italien wurde «sein» Griechenland – aber<br />
mehr durfte es nicht werden. Das griechische<br />
Erbe der Antike hatte für Winckelmann<br />
stets Vorrang vor dem lateinisch-römischen.<br />
In seinem Gastland, wo er Bibliothekar<br />
zweier Kardinäle in Rom war, hatte er nicht<br />
nur Augen für vollendete Skulpturen, sondern<br />
auch für schöne Menschen aus Fleisch<br />
und Blut. So erwähnt er einen jungen blondgelockten,<br />
gutaussehenden 16-jährigen Römer,<br />
der ihn grössenmässig überrage, aber er<br />
sehe ihn nur am Sonntag be<strong>im</strong> Abendessen.<br />
«Edle Einfalt und stille Grösse» hiess<br />
die Losung, die er für seine Beurteilung der<br />
antiken Kunst Griechenlands fand und dem<br />
Verspielten, Schnörkelhaften, Überladenen<br />
von Barock und Rokoko gegenüberstellte. So<br />
ist es nicht verwunderlich, dass er den deutschen<br />
Klassizismus, den vernünftig-klaren<br />
Stil, und namentlich die We<strong>im</strong>arer Klassik<br />
massgeblich beeinflusste. Die Künstler seiner<br />
Zeit sollten die griechische Kunst nachahmen<br />
– unbedingt. Und Weiss erhob er zur<br />
Farbe der Schönheit. Mit letzterem wären<br />
die braungebrannten Burschen seiner Umgebung<br />
nicht einverstanden gewesen, aber er<br />
drang ohnehin mit beiden Postulaten nicht<br />
durch bei den seinerzeitigen Kulturschaffenden.<br />
Überdauert hat ihn sein reiches kunsthistorisches<br />
Schrifttum, das <strong>im</strong>pulsgebend<br />
war für die Wissenschaft.<br />
Liebe zum Freiherrn bleibt<br />
unerwidert<br />
Erfüllung in seinem Eros fand er keine. 1763<br />
lernte Winckelmann den 19 Jahre jüngeren<br />
Freiherrn Friedrich Reinhold von Berg kennen<br />
und offensichtlich auch lieben, aber diese<br />
Gefühle blieben einseitig, trotz leidenschaftlichen<br />
Worten des Verschmähten:<br />
«Alle Namen, die ich Ihnen geben könnte,<br />
sind nicht süss genug und reichen nicht an<br />
meine Liebe… Mein theuerster Freund, ich<br />
liebe Sie mehr als alle Creatur, und keine<br />
Zeit, kein Zufall, kein Alter kann diese Liebe<br />
mindern … »<br />
Er hatte einen schwierigen Weg zu gehen<br />
zwischen solchen Gefühlsstürmen für<br />
Männer und gesellschaftlichen Konventionen,<br />
die viele seinesgleichen zu einem Doppelleben<br />
zwangen. Und dann wartete auf<br />
Winckelmann an einer Stelle in einem toten<br />
Winkel ein Mann, sein Mörder.<br />
Des Schicksals<br />
Pudel<br />
VON Michi Rüegg<br />
N<br />
eulich habe ich mich gefragt, ob ich<br />
schon als kleines Kind schwul war?<br />
Kindern wird ja in der Regel keine<br />
Sexualität zugestanden. Sie haben ein Geschlecht,<br />
aber mit Sex hat das nichts zu tun.<br />
Das ist aus Erwachsenenperspektive nicht<br />
ganz falsch. Es ist schon gut, dass die Themen<br />
Kinder und Sex nach dem Zeugungsakt<br />
für rund anderthalb Jahrzehnte von einander<br />
ferngehalten werden.<br />
Gleichwohl ich als Kind zwar nicht homosexuell<br />
war, so war ich aber offenbar<br />
homo. Mir fiel nämlich unlängst ein, dass als<br />
kleiner Knirps mein Lieblingshund der aprikosenfarbene<br />
Pudel war. Während die Sichtbarkeit<br />
des Schwulen <strong>im</strong> öffentlichen Raum<br />
zugenommen hat, ist diejenige des Aprikosenpudels<br />
drastisch gesunken.<br />
In meiner Kindheit, wir reden da von<br />
den frühen Achtzigerjahren, waren reifere<br />
Damen mit Pudeln noch ein häufiger Anblick.<br />
Und einige der Pudel leisteten sich die<br />
Extravaganz der aprikosenfarbenen Erscheinung.<br />
Aprikose ist eine Farbe, die in den<br />
Achtzigern noch relativ geläufig war. So hatten<br />
meine Eltern zwar keinen Aprikosenpudel,<br />
aber ein aprikosenfarbenes Schlafz<strong>im</strong>mer.<br />
Später hatten sie dann getrennte<br />
Schlafz<strong>im</strong>mer, in weiss. Das Steinobst war<br />
aus dem allgemeinen ästhetischen Empfinden<br />
verdrängt worden.<br />
Das wirft unweigerlich die Frage auf,<br />
wohin denn all die Aprikosenpudel von damals<br />
verschwunden sind. Die Antwort: Sie<br />
Michi Rüegg erinnert sich an die Farben der<br />
Hunde seiner Kindheit. Und denkt darüber nach,<br />
wie sich die gezielte Zucht auf Schwule und<br />
Lesben auswirken könnte. Und das erst noch<br />
in Pastell.<br />
sind tot. Und es wurden keine weiteren mehr<br />
produziert. Im Gegensatz zu Schwulen, die<br />
einfach so entstehen, wenn Heteros miteinander<br />
Sex haben, ganz egal in welcher Stellung,<br />
werden Hunde gezielt produziert. Nur, wenn<br />
die Nachfrage nach Aprikosenpudeln da ist,<br />
werden Herr und Frau Aprikosenpudel auf<br />
einander losgelassen, mit dem Ziel, weitere<br />
Exemplare ihrer Rasse und Farbe herzustellen.<br />
Anstelle von Pudeln wurden enorm viele<br />
Golden Retriever gezüchtet. Die sind beige,<br />
nicht aprikosenfarben. Das ist zwar farblich<br />
gar nicht so weit weg von Aprikose, denn<br />
auch der Aprikosenpudel sieht nicht ganz genau<br />
so aus wie eine Aprikose. Aber es ist eben<br />
weder das klassische Apricot, noch handelt es<br />
sich be<strong>im</strong> Retriever um einen Pudel. Aus<br />
ebendiesem Grund haaren Retriever auch viel<br />
stärker als Pudel, weil sie eben keine Pudel<br />
sind und Pudel ja nicht so deftig Haare lassen,<br />
was sie sehr pflegeleicht macht. Sie riechen<br />
auch nicht so streng. Vielleicht wirken sie deshalb<br />
recht schwul, weil sie gepflegter sind als<br />
andere Hundchen. Zudem gelten sie als<br />
freundlich und können wie kaum andere<br />
Hunde lustige Tricks erlernen.<br />
Zurück zu den Schwulen, die nicht gezüchtet<br />
werden, sondern einfach so innerhalb<br />
der Gesamtpopulation auftauchen –<br />
obwohl Putin, Erdogan und die arabische<br />
Liga das vermutlich anders sehen. Für eine<br />
Art ist das zufällige Erscheinen ein möglicher<br />
Garant dafür, dass sie nicht ausstirbt.<br />
Würden Schwule gezielt gezüchtet, gäbe es<br />
vielleicht mal wahnsinnig viele von uns, weil<br />
es unter Eltern gerade total schick ist, ein<br />
schwules Kind zu haben. Und ein paar Jahre<br />
später wären dann wieder Heterobuben <strong>im</strong><br />
Trend, und keiner würde mehr einer süssen<br />
kleinen Schwuchtel die Windeln wechseln<br />
wollen. So ist das mit Trends. Sie kommen<br />
und gehen.<br />
Im Falle des Aprikosenpudels ist das<br />
ein Jammer. Zumindest wir als geschundene<br />
Randgruppe hätten doch ein Herz für den<br />
armen kleinen Kerl entwickeln müssen.<br />
Aber auch vor uns machen die Trends eben<br />
nicht halt. Den Dreireiher in Tweed mit Budapester<br />
Schnürern haben die meisten Homosexuellen<br />
längst gegen Daunenweste,<br />
Jeans und Sneakers eingetauscht. Statt sorgfältig<br />
pommadiert, werden die Haare kurz<br />
geschoren. Und anstelle des Aprikosenpudels<br />
latscht halt ein Jack Russel nebenher.<br />
Ich frage mich manchmal, wie das eigentlich<br />
bei Regenbogeneltern wäre, wenn sie<br />
wählen könnten. Wenn jemand die beiden<br />
lesbischen Mamas fragt: Hättet ihr gerne ein<br />
Mädchen oder ein Bübchen? Und soll es gay<br />
oder hetero sein? Hätten diese Eltern die<br />
Wahl, würden sie wohl in einem Dilemma<br />
stecken: Will man ein schwules oder lesbisches<br />
Kind, würde dies unter Umständen als<br />
Beweis angesehen werden, dass gleichgeschlechtliche<br />
Eltern nicht fähig sind, heterosexuelle<br />
Kinder grosszuziehen. Wünscht man<br />
sich jedoch zum Beispiel ein Hetero-Mädchen,<br />
bringt die kleine Schlampe als Teenager<br />
bloss irgendwelche beschissenen Schwanzträger<br />
nach Hause. Bei Männerpaaren dasselbe<br />
in grün: Statt sich als 16-Jähriger mit den<br />
P<strong>im</strong>meln seiner Mitschüler zu beschäftigen,<br />
würde Yannick bloss dicken Brüsten hinterhersabbern.<br />
Als Eltern fragt man sich dann:<br />
Was haben wir bloss falsch gemacht?<br />
Schl<strong>im</strong>m wäre, wenn man gleich noch<br />
die Farbe des Kindes best<strong>im</strong>men könnte.<br />
Man stelle sich mal vor, all ein Maturfoto mit<br />
dutzenden aprikosenfarbenen jungen Männern.<br />
Es bleibt die Hoffnung, dass das Verschwinden<br />
des Aprikosenpudels bloss eine<br />
Phase ist, aus der sich der verschwundene<br />
Pudel wieder herauswinden kann. Wer<br />
weiss, vielleicht wäre ich ohne ihn nie das<br />
geworden, was ich heute bin. Nicht auszudenken,<br />
was gewesen wäre, wenn all die alten<br />
Weiber Bulldoggen angeleint gehabt hätten.<br />
Womöglich wäre aus mir eine Lesbe<br />
geworden.<br />
CRUISER FEBRUAR <strong>2016</strong> CRUISER FEBRUAR <strong>2016</strong>
24 KOLUMNE<br />
RATGEBER 25<br />
Pia Spatz<br />
Dr. Gay<br />
Juhu<br />
aus den Bergen<br />
Pia übt sich <strong>im</strong> Skifahren. Und kann daher nicht kolumnisieren.<br />
Immerhin – die Redaktion hat von Pia eine Art Suchbild bekommen.<br />
VON Pia Spatz<br />
<strong>Cruiser</strong> vermutet Pia irgendwo hier.<br />
Dr. Gay<br />
Braucht es ein Kondom?<br />
Ich bin noch «Jungfrau» und gehe<br />
ab und zu in Pornokinos zum<br />
Masturbieren. Nun würde ich mich<br />
gerne mal blasen lassen. Soll ich<br />
dabei ein Kondom benutzen? Ist es<br />
verwerflich, anonymen Sex zu<br />
suchen? Ich bin manchmal einsam<br />
und habe Bedürfnisse. Daniel (26)<br />
Hallo Daniel<br />
Sich blasen lassen, birgt kein HIV-Risiko. Es<br />
ist aber möglich, sich so mit anderen sexuell<br />
übertragbaren Infektionen (STI) anzustecken.<br />
Die Verwendung eines Kondoms bietet<br />
be<strong>im</strong> Blasen zwar einen guten Schutz, dieser<br />
ist aber je nach STI nicht ausreichend. Und<br />
Hand aufs Herz: Wer möchte schon auf<br />
Gummi rumlutschen? Wichtig ist, dass du<br />
bei Anzeichen von Brennen, Juckreiz oder<br />
Ausfluss <strong>im</strong> Genital- oder Analbereich zum<br />
Arzt gehst. Die meisten STI sind gut behandelbar,<br />
wenn sie frühzeitig erkannt werden.<br />
Wenn du öfter Sex mit wechselnden Partnern<br />
haben wirst, ist eine regelmässige<br />
Kontrolle der wichtigsten STI (Syphilis, Hepatitis,<br />
Tripper, Chlamydien, HIV) empfehlenswert.<br />
Zudem solltest du dich unbedingt<br />
gegen Hepatitis A und B <strong>im</strong>pfen lassen.<br />
Mehr Informationen zu STI findest du auf<br />
mycheckpoint.ch. Zu deiner zweiten Frage:<br />
Anonymer Sex ist nicht verwerflich. Warum<br />
auch? Solange du dabei Spass hast und niemand<br />
zu Schaden kommt, ist doch eigentlich<br />
alles in Ordnung. Wenn du aber irgendwann<br />
trotzdem Gleichgesinnte kennenlernen<br />
möchtest, wäre ein Engagement in einer<br />
schwulen Arbeits- oder Selbsthilfegruppe<br />
vielleicht etwas für dich.<br />
Alles Gute, Dr. Gay<br />
Ich komme <strong>im</strong>mer zu schnell!<br />
Vor zwei Monaten habe ich die<br />
Liebe meines Lebens gefunden.<br />
Leider komme ich bei ihm <strong>im</strong>mer<br />
zu schnell, vor allem wenn ich<br />
aktiv ficke. Bei Gelegenheitspartnern<br />
ist mir das nie passiert. Kann<br />
ich da was tun? S<strong>im</strong>on (30)<br />
Hallo S<strong>im</strong>on<br />
Ja, das kannst du. Du sollst aber wissen, dass<br />
du nicht der Einzige mit diesem Problem<br />
bist. Und je mehr du der Sache Gewicht und<br />
Aufmerksamkeit schenkst, desto schwieriger<br />
wird es. Es ist oft eine Kopfsache, in die<br />
man sich gerne hineinsteigert. In unserer<br />
Leistungsgesellschaft wird oft erwartet, dass<br />
man <strong>im</strong>mer und überall auf Abruf funktioniert.<br />
Das ist in der Realität nicht <strong>im</strong>mer<br />
möglich. Als ersten Schritt solltest du deshalb<br />
dazu stehen, dass du früh kommst.<br />
Rede mit deinem Partner darüber, das entspannt<br />
die Situation. Es gibt kein Grund zur<br />
Scham. Der Orgasmus ist nicht ausschliesslich<br />
ein körperlicher Vorgang, sondern ein<br />
Gefühl, welches von vielen Faktoren abhängig<br />
ist. Darum spritzt du auch schneller ab,<br />
wenn du verliebt bist. Das ist eigentlich etwas<br />
Schönes und ein Kompl<strong>im</strong>ent für deinen<br />
ANZEIGE<br />
Partner, findest du nicht? Wenn du dir vor<br />
dem Sex einen runterholst, wird es länger<br />
dauern, bis du wieder kommst. Das kannst<br />
du alleine oder zusammen mit deinem<br />
Freund in Form des Vorspiels machen. Du<br />
kannst den Orgasmus zudem verzögern, indem<br />
du langsam vorgehst und Pausen<br />
machst. Denke an etwas Unerotisches und<br />
lass deinen Schwanz auch mal schlaff werden,<br />
bevor du wieder los legst. Weiter kann<br />
es helfen, wenn du dich nicht nur auf den<br />
Schwanz konzentrierst. Zärtlichkeiten, küssen,<br />
liebkosen von Körperteilen, Pausen und<br />
Entspannungszeiten können das Liebesspiel<br />
auflockern und verlängern. Ich wünsche dir<br />
viel Spass und Erfolg be<strong>im</strong> Ausprobieren.<br />
Alles Gute, Dr. Gay<br />
DR. GAY<br />
Dr. Gay ist eine Dienstleistung der Aids-<br />
Hilfe Schweiz. Die Fragen werden online<br />
auf www.drgay.ch gestellt. Die Redaktion<br />
druckt die Fragen genau so ab, wie sie<br />
online gestellt werden.<br />
MASSAGEKURS<br />
FÜR MÄNNER<br />
4 Freitag-Abende<br />
in Zürich<br />
12. / 19. / 26. <strong>Februar</strong><br />
& 4. März <strong>2016</strong><br />
bodyworker.ch<br />
workshops & community<br />
CRUISER FEBRUAR <strong>2016</strong> CRUISER FEBRUAR <strong>2016</strong>
26 IKONEN<br />
27<br />
VON DAMALS<br />
Ikonen<br />
von Damals<br />
In unserer Serie stellen wir Ikonen und<br />
Persönlichkeiten aus vergangenen<br />
Dekaden vor, berichten über gefallene Helden<br />
und hoffnungsvolle Skandalsternchen …,<br />
aber auch über mutige Vorkämpfer.<br />
David Hasselhoff ist irgendwie alles, obwohl<br />
<strong>im</strong>mer unterschätzt.<br />
«Ich hätte schon gerne mit Pamela Anderson geschlafen, aber<br />
es kamen irgendwie <strong>im</strong>mer andere Männer dazwischen»<br />
David gibt sich Mühe. In seiner neuen Reality Show erfahren wir alles. Wirklich alles.<br />
VON Haymo Empl<br />
O<br />
b David Hasselhoff (64) nun wirklich<br />
zur «Gay Icon» taugt, wird sich noch<br />
weisen. Tatsache ist, dass er und sein<br />
sprechendes Auto für manch feuchten Bubentraum<br />
gesorgt haben. Und später bei<br />
«Baywatch» gabs ja nebst störenden Brüsten<br />
auch <strong>im</strong>mer noch der eine oder andere attraktive<br />
Lebensretter. Die 1980er und frühen<br />
1990er waren die Dekade Hasselhoffs. Danach<br />
… nun ja. Jetzt ist er zurück! Und natürlich<br />
mit (Fanfare, Tusch): einer Realityshow.<br />
«Hoff The Record» zeigt so<br />
beindruckende Dinge wie David, der ein<br />
Aquarium kauft. Oder David, der feststellt,<br />
dass seine rechte Brust etwas tiefer hängt<br />
und dieses Manko sofort mit gezieltem Training<br />
ausgleicht.<br />
Ein Bild aus längst vergangenen Tagen: David Hasselhoff als Michael Knight.<br />
Hasselhoffs Show verzeichnet<br />
sensationelle Einschaltquoten<br />
Das scheint so gut anzukommen, dass der<br />
britische TV Sender «Dave» absolute Rekordeinschaltquoten<br />
verzeichnet. Und<br />
plötzlich mag man David Hasselhoff irgendwie<br />
wieder. Gealtert ist er mässig, seine vielen<br />
Scheidungen gingen und gehen ihm jedoch<br />
finanziell an die Substanz, und wenn er<br />
dann Dinge sagt wie: «Ich hätte schon gerne<br />
mit Pamela Anderson geschlafen, aber es kamen<br />
irgendwie <strong>im</strong>mer andere Männer dazwischen»,<br />
lässt das schmunzeln. Wieviel in<br />
der Sendung gescriptet ist, wird nicht ganz<br />
klar. Sicher ist aber, dass der Hoff nicht gerade<br />
das hellste Licht <strong>im</strong> Universum ist. Dafür<br />
ist er ein netter Mensch. Natürlich hofft der<br />
gereifte Star, wieder mal einen richtigen<br />
Film (hat er das eigentlich schon jemals getan?)<br />
drehen zu können – <strong>im</strong>merhin durfte<br />
er neulich eine neue Single aufnehmen.<br />
«True Survivor» heisst das Werk. Im Video<br />
sieht man ihn in 1980er Jahre Montur vor<br />
einem weissen Auto (welches nicht mal annähernd<br />
so aussieht wie das Serienauto<br />
KITT) so eine Art singen und tanzen.<br />
Botox und keine Neuauflage<br />
von «Knight Rider»<br />
Immerhin sind die Comebackversuche nicht<br />
alle erfolglos. 2010 wurde eine Krustentierart,<br />
die in der Tiefsee bei Thermalquellen nahe<br />
Antarktika entdeckt wurde, von britischen<br />
Wissenschaftlern an Bord der RRS James<br />
Cook mit dem Spitznamen «Hoff Crab»<br />
(Hoff-Krabbe) bedacht. Und zwar wegen der<br />
am Bauch dichtstehenden Borsten, die die<br />
Forscher an die behaarte Brust von Hasselhoff<br />
erinnerten. Die sind (leider?) in seiner<br />
aktuellen TV- Show meist rasiert. Das macht<br />
er wohl jeweils, wenn er sich frisch aufbotoxen<br />
lässt. Immerhin hofft der Hoff, dass die<br />
Erfolgsserie «Knight Rider» mit ihm in der<br />
Hauptrolle nun doch nochmals neu aufgelegt<br />
wird. Die Gerüchte diesbezüglich streut er<br />
seit Jahrzehnten selbst. Die Hoffnung stirbt<br />
zuletzt. Und dennoch: Wer so hart an seiner<br />
Karriere arbeitet, verdient Respekt! Und das<br />
darf nicht unterschätzt werden.<br />
Legendär: Hoff nach durchzechter Nacht<br />
CRUISER FEBRUAR <strong>2016</strong> CRUISER FEBRUAR <strong>2016</strong>
28 Serie<br />
MANNSBILD 29<br />
Mannsbild – Berufsbild<br />
BERUFSBILD<br />
Der Physiker<br />
mit Konzertdiplom<br />
Oliver Fritz ist Naturwissenschaftler durch und durch, dessen täglich Brot<br />
hochkomplexe Fragestellungen sind. In einem Schweizer Weltkonzern<br />
leitet er ein Forschungsteam. Auf ebenfalls hohem Niveau lebt der gebürtige<br />
Basler aber zugleich seine musische Ader aus.<br />
VON andreas Faessler<br />
E<br />
s gehört wohl zu den Schulfächern, die<br />
man entweder liebt oder hasst: Physik.<br />
Der Autor der folgenden Zeilen gehörte<br />
an der Mittelschule zur zweiten Gruppe.<br />
Der von ihm leidenschaftlich verabscheute<br />
Physikunterricht war ihm stets zu zahlenlastig,<br />
zu komplex, zu Bahnhof – die Naturgesetze<br />
funktionieren ja auch einwandfrei ohne<br />
dieses Wissen, so die s<strong>im</strong>pel gestrickte Einstellung.<br />
Doch jedermann weiss, dass –<br />
wenn man nur einen einzigen Schritt weiter<br />
denkt –, in der <strong>im</strong>mer mehr automatisierten<br />
Welt kaum ein Handgriff <strong>im</strong> Alltag möglich<br />
wäre ohne studierte Wissenschaftler. Es sind<br />
Menschen wie Oliver Fritz, deren Berufung es<br />
ist, Technik zu entwickeln und zu verbessern,<br />
die unsere <strong>im</strong>mer stärker geforderte Infrastruktur<br />
am Laufen halten. Der gebürtige<br />
Riehener entdeckte sein Interesse an den Naturwissenschaften<br />
bereits zu Pr<strong>im</strong>arschulzeiten.<br />
Der Weg dahin war insofern bereits geebnet,<br />
als sein Vater Chemiker war und sein<br />
Bruder als Biologe ebenfalls den naturwissenschaftlichen<br />
Weg einschlug. Für Oliver Fritz<br />
war es schliesslich die Wissenschaft der Physik,<br />
für deren Studium er sich 1984 an der<br />
Universität Basel <strong>im</strong>matrikulierte. «Physik<br />
war eben meine Stärke», erinnert sich der<br />
heute 51-Jährige an seine Schulzeit. «Diese<br />
Wissenschaft lässt sich durch Logik und Zusammenhänge<br />
ergründen», erklärt er. «Eine<br />
andere Naturwissenschaft wie Medizin beispielsweise<br />
wäre für mich nicht in Frage gekommen,<br />
weil dieses Studium viel Auswendiglernen<br />
bedingt. Das ist nicht so meins.»<br />
Sekundärtechnik für Hochspannungseinrichtungen<br />
Nach dem Physikstudium war der Basler fünf<br />
«Hat man früher<br />
schadhaft gewordene<br />
Apparate einfach ersetzt,<br />
so wird heute vielmehr<br />
Wert auf Langlebigkeit<br />
und Service gelegt.»<br />
Jahre lang als Assistent und Doktorand am<br />
Institut für Physik seiner He<strong>im</strong>atuniversität<br />
angestellt. Anschliessend zog es ihn nach<br />
England, wo er rund eineinhalb Jahre am Rutherford<br />
Appleton Laboratory in Oxford arbeitete.<br />
«Eine grandiose Erfahrung, nicht nur<br />
was die Arbeit betrifft», wie Oliver Fritz rückblickend<br />
sagt. Zurückgekehrt in die Schweiz,<br />
arbeitete der Physiker für eine kurze Zeit am<br />
Paul Scherrer Institut in Villigen und wechselte<br />
danach zum ABB Forschungszentrum in<br />
Baden. Im November 2014 trat er zur ABB<br />
Niederlassung in Oerlikon über, wo er ein<br />
Forschungsteam auf dem Gebiet der Hochspannungstechnik<br />
leitet. Klingt nach einer<br />
komplexen Materie – und das ist sie auch.<br />
Fritz: «Wir entwickeln Sekundärtechnik für<br />
Hochspannungseinrichtungen wie beispielsweise<br />
Mess- oder Regelinstrumente.» Welche<br />
Messtechnik braucht es, um die Apparate zu<br />
kontrollieren und am Laufen zu halten? Welches<br />
sind die richtigen D<strong>im</strong>ensionen der Apparate?<br />
Wie müssen die Bestandteile beschaffen<br />
sein, um über die nötige Langlebigkeit zu<br />
verfügen? Die Sekundärapparaturen werden<br />
bis aufs kleinste Detail <strong>im</strong> Team durchgeplant,<br />
das Konzept mit Computerprogrammen erarbeitet<br />
und die Bestandteile anschliessend extern<br />
oder teils auch intern für die Produktion<br />
in Auftrag gegeben. «Ist alles fertig, bauen wir<br />
die Geräte zusammen», erklärt Oliver Fritz.<br />
Von der Idee bis zur seriellen, kostengünstigen<br />
Herstellung eines neu entwickelten<br />
Produktes vergehe oft viel Zeit, führt der<br />
Physiker aus. Aktuell arbeitet er mit seinem<br />
Team unter anderem an einem neuen, weiterentwickelten<br />
Produkt, mit dem sich die<br />
Qualität und Funktionstüchtigkeit eines Gerätes,<br />
beispielsweise einer Schaltanlage über<br />
Jahre messen lässt. «Hat man früher schadhaft<br />
gewordene Apparate einfach ersetzt, so<br />
wird heute vielmehr Wert auf Langlebigkeit<br />
und Service gelegt.»<br />
Auch die Naturwissenschaft<br />
kennt Modeströmungen<br />
Spannend ist, dass, obschon die Physik pr<strong>im</strong>är<br />
unumstössliche Gesetzmässigkeiten der Natur<br />
definiert, diese Wissenschaft ebenfalls einem<br />
Zeitgeist folgt – zumindest in der Wahrnehmung<br />
der Gesellschaft. «In den 1980er-Jahren<br />
etwa waren Festkörper und Flüssigkeiten und<br />
deren Wechselwirkungen in Mode», sagt Oliver<br />
Fritz. «Danach galt das allgemeine Interesse<br />
vor allem dem Weltall. Teleskope weckten<br />
das Interesse an Theorien um den Urknall.<br />
Aber auch Teilchenforschung wie sie am Cern<br />
betrieben wird.» All das könne sich bald wieder<br />
ändern. «Als ich jung war, faszinierte mich<br />
vor allem die Biophysik», fügt der Basler an.<br />
Angesichts all dieser sehr hochstehend<br />
klingenden und für Laien kaum ergründlichen<br />
Materie mag sich das landläufige Klischee<br />
aufdrängen, dass Naturwissenschaftler<br />
engstirnige, bünzlige, verschlossene und allgemein<br />
eher seltsame Kauze sind. «Dieses Vorurteil<br />
trifft nicht zu», winkt Oliver Fritz ab und<br />
n<strong>im</strong>mt sein eigenes berufliches Umfeld bei der<br />
ABB als Beispiel, wo man <strong>im</strong> Team sehr offen<br />
und auch kameradschaftlich miteinander umgeht.<br />
«Und die sexuelle Orientierung des anderen<br />
etwa interessiert hier erst recht keinen. Das<br />
soll auch so sein», findet er und würdigt die<br />
weltweit geltende Firmenpolicy der ABB, die<br />
jegliche Diskr<strong>im</strong>inierung untersagt.<br />
«Auch Musik sollte meine Zukunft<br />
prägen»<br />
Angesprochen auf seine Einstellung gegenüber<br />
Religion, antwortet Oliver Fritz, wie<br />
man es von einem Naturwissenschaftler erwarten<br />
würde: «Zwischen dem religiösen und<br />
dem naturwissenschaftlichen Weltbild gibt es<br />
fundamentale Unterschiede. Ich vertrete das<br />
naturwissenschaftliche. In der Physik werden<br />
alte Erkenntnisse regelmässig über den Haufen<br />
geworfen. In der Religion findet so etwas<br />
nicht statt.» Spirituell <strong>im</strong> religiösen Sinne ist<br />
der Basler also kaum, aber seiner Berufung<br />
als Physiker steht etwas anderes, weithin<br />
Konträres gegenüber: Oliver Fritz ist leidenschaftlicher<br />
Musiker. Dazu war er gekommen<br />
«Ich betrachte die Musik<br />
nicht unbedingt als<br />
Ausgleich zu meinem<br />
naturwissenschaftlichen<br />
Beruf.»<br />
wie die Jungfrau zum Kinde – von einem<br />
Schlüsselerlebnis spricht er heute. «Nach einem<br />
Jahr Physikstudium verbrachte ich ein<br />
Wochenende mit Musikstudenten. Dann war<br />
mir wie angeworfen klar: Musik wird meine<br />
Zukunft ebenfalls prägen.» Er trat in die<br />
Hochschule für Musik in Basel ein – vier Jahre<br />
später schloss er das Musikstudium erfolgreich<br />
ab. Mit Konzertdiplom Klavier. Danach<br />
nahm er das Physikstudium wieder auf und<br />
schloss ein Jahr später auch dieses ab.<br />
«Ich betrachte die Musik nicht unbedingt<br />
als Ausgleich zu meinem naturwissenschaftlichen<br />
Beruf», sagt Oliver Fritz. Es sei<br />
vielmehr die handwerkliche Tätigkeit be<strong>im</strong><br />
Musizieren, die ihn reize, und die Tatsache,<br />
dass sich beispielsweise bei einem Konzert alles<br />
auf einen Moment konzentriere. «Obschon<br />
die Physik be<strong>im</strong> Musizieren an sich<br />
ganz weg ist, so bleibt dennoch ein gewisser<br />
rationaler Teil der Musik übrig, bei dem einige<br />
Aspekte physikalisch und mathematisch<br />
erklärbar sind. Diesen analytischen Teil habe<br />
ich dann zuweilen auch be<strong>im</strong> Musizieren vor<br />
Augen.» Bis heute ist die Musik ebenso präsent<br />
in Oliver Fritz’ Leben wie die Physik.<br />
Auftritte mit Kammermusikensemble oder<br />
als Begleiter am Klavier von Instrumentaloder<br />
Gesangssolisten und gemeinsam mit<br />
Kabarett- und Kleinkunstproduktionen stehen<br />
regelmässig in seiner Agenda.<br />
Und auch in der Liebe hat sich unlängst<br />
etwas getan be<strong>im</strong> 51-jährigen Physiker mit<br />
Piano-Konzertdiplom: Seit knapp über einem<br />
Jahr lebt er in einer Partnerschaft.<br />
«Mein Freund hat zwar auch andere Interessen»,<br />
sagt er, «aber wir ergänzen uns sehr.»<br />
Hast auch du einen spannenden<br />
Beruf?<br />
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redaktion@cruisermagazin.ch<br />
CRUISER FEBRUAR <strong>2016</strong> CRUISER FEBRUAR <strong>2016</strong>
30<br />
Special<br />
Welcher Typ bist du?<br />
31<br />
H<strong>im</strong>melhoch jauchzend –<br />
zu Tode betrübt?<br />
Deine Einstellung für das neue Jahr – bist Du ein Opt<strong>im</strong>ist oder ein Pess<strong>im</strong>ist?<br />
VON Team <strong>Cruiser</strong> & Moel Maphy<br />
S<br />
chon sind wir <strong>im</strong> <strong>2016</strong> gelandet und<br />
blicken oft mit Fragezeichen in die<br />
Zukunft. Sollen wir diversen Jahreshoroskopen<br />
Glauben schenken oder eigene<br />
Entscheidungen treffen? Am Ende liegt<br />
alles in der persönlichen Einstellung – diese<br />
ist für ein erfülltes Leben richtungsweisend.<br />
Folgender Test wird Dir mit einem Augenzwinkern<br />
verraten, ob Du für ein erfolgreiches<br />
Jahr alle Zügel in der Hand hältst oder<br />
ob Du Dir selbst Steine in die Wege legst.<br />
Kreuze die Antworten an, die am meisten<br />
auf Dich zutreffen und zähle die entsprechenden<br />
Punkte zusammen. Zum Schluss<br />
verrät Dir die Summe deiner Punktzahl, ob<br />
Du die Voraussetzungen für das sprichwörtliche<br />
«schöne, neue Jahr» erfüllst – los gehts!<br />
1. Wie hast Du den 1. Januar<br />
verbracht?<br />
A – 6 Punkte: Es war ein Tag wie <strong>im</strong>mer.<br />
B – 10 Punkte: Topfit bin ich früh aufgestanden<br />
und habe bereits viele Dinge erledigen<br />
können!<br />
C – 4 Punkte: Mit einer Depression habe ich<br />
mich in meine vier Wände eingeigelt.<br />
D – 8 Punkte: Ich kann mich nur daran erinnern,<br />
dass ich mein (?) Erbrochenes vom Boden<br />
aufgewischt habe.<br />
E – 2 Punkte: Punkte: Ich habe in aller Ruhe<br />
ausgeschlafen und mir einen gemütlichen<br />
Tag gemacht.<br />
2. Welche/r Kanditat/in <strong>im</strong><br />
jüngsten RTL-Dschungelcamp<br />
hat Deine Sympathien<br />
erobert?<br />
A – 10 Punkte: Den Schrott habe ich mir doch<br />
nicht angetan!<br />
B – 8 Punkte: Helena Fürst – weil Sie am<br />
meisten Sendezeit hatte.<br />
C – 2 Punkte: Menderes – weil er soooooo<br />
lieb, tapfer und harmlos ist.<br />
D – 4 Punkte: Jenny Elvers – weil sie sich<br />
ganz schön gemacht hat.<br />
E – 6 Punkte: Sophia Wollershe<strong>im</strong> – weil sie<br />
sich ganz schön hat machen lassen!<br />
3. Als Single legst Du Dir<br />
folgende Strategie für ein<br />
erfülltes Liebesleben <strong>im</strong><br />
neuen Jahr bereit:<br />
A – 8 Punkte: Ich p<strong>im</strong>pe sämtliche Profile in<br />
allen Chats auf und werde wie durch ein<br />
Wunder fünf Jahre jünger.<br />
B – 4 Punkte: Ich setze ganz auf Darkrooms<br />
und Saunas.<br />
C – 2 Punkte: Ich gehe öfters in die Bibliothek,<br />
um intelligente Männer zu treffen.<br />
D – 10 Punkte: Ich lasse mich chirurgisch<br />
rundum erneuern und werde wie durch ein<br />
Wunder zehn Jahre jünger.<br />
E – 6 Punkte: Ich gehe an jede Party mit <strong>im</strong>mer<br />
anderen, sauteuren Outfits um zu beeindrucken.<br />
4. Deine Gedanken am ersten<br />
Tag bei der Arbeit <strong>im</strong> neuen<br />
Jahr?<br />
A – 4 Punkte: Wie schön, dass ich wieder zur<br />
Arbeit darf!<br />
B – 6 Punkte: Ich musste an Neujahr arbeiten<br />
und bin drum psychisch noch nicht <strong>im</strong> <strong>2016</strong><br />
angekommen.<br />
C – 2 Punkte: Im neuen Jahr hatte ich noch<br />
keine berufliche Aufgabe.<br />
D – 8 Punkte: Ich war kurz vor dem Nervenzusammenbruch<br />
und musste Beruhigungspillen<br />
nehmen.<br />
E – 10 Punkte: Ich habe bereits sämtlichen<br />
Arbeitskollegen meine hochgesteckten Ziele<br />
bekanntgegeben.<br />
5. Wenn Du die Gay-Szene<br />
regieren könntest, was wäre<br />
Deine erste Amtshandlung?<br />
A – 4 Punkte: Die Ehe für alle plus die Adoption<br />
in Kraft setzen.<br />
B – 6 Punkte: Sofort zurücktreten!<br />
C – 8 Punkte: Die Gay-Szene braucht keine<br />
Königin!<br />
D – 10 Punkte: Mich ins beste Licht rücken<br />
und an jeden Anlass gehen, der sich mir<br />
bietet!<br />
E – 6 Punkte: Ich würde mich über die Vielfalt<br />
der Gay-Szene vor Ort erkundigen.<br />
6. Alte Nacktbilder von<br />
Dir erscheinen <strong>im</strong> Netz –<br />
Deine Reaktion:<br />
A – 10 Punkte: Ich mache den Vergleich «Vorher<br />
– Nachher».<br />
B – 8 Punkte: Ich schalte die Anwälte ein und<br />
lasse die Hunde los!<br />
C – 4 Punkte: Ich versinke <strong>im</strong> Boden vor<br />
Scham.<br />
D – 2 Punkte: Ich bin belustigt und stelle dem<br />
Dieb ein Armutszeugnis aus.<br />
E – 6 Punkte: Ich bestreite, dass ich es bin<br />
auf den Fotos – auf Teufel komm raus!<br />
7. Deine beste Freundin hat<br />
sich verlobt – wie reagierst<br />
Du?<br />
A – 2 Punkte: Ich freue mich von Herzen für<br />
Sie!<br />
B – 4 Punkte: Ich beginne bereits mit der Planung<br />
für den Polterabend.<br />
C – 8 Punkte: Ich gestehe, ich bin eifersüchtig.<br />
A – 10 Punkte: Zeter und Mordio – ich hasse<br />
ihren Verlobten!<br />
A – 6 Punkte: Es lässt mich am Ende des Tages<br />
ziemlich kalt.<br />
8. Welche der folgenden<br />
Schwulen-Diven ist Deine<br />
Favoritin?<br />
A – 2 Punkte: Barbra Streisand – lange lebe<br />
die Nase!<br />
B – 4 Punkte: Sophie Hunger – weil sie keine<br />
Schwulen-Diva ist.<br />
C – 10 Punkte: Madonna<br />
D – 6 Punkte: Kylie Minogue – weil sie so<br />
niedlich ist.<br />
E – 8 Punkte: Judy Garland – weil sie tot ist.<br />
9. Du wirst zu einem Brettspiel-Abend<br />
eingeladen –<br />
in welchem bist du Spitze?<br />
A – 6 Punkte: In «Eile mit Weile» – weil ich<br />
über Geduld verfüge.<br />
B – 2 Punkte: Was ist ein Brettspiel?<br />
C – 4 Punkte: In «Monopoly» – weil ich clever<br />
mit Geld umgehen kann.<br />
D – 10 Punkte: In «Scotland Yard» – weil die<br />
Spannung für ein schnödes Brettspiel super ist!<br />
E – 8 Punkte: Können wir nicht auf andere Art<br />
und Weise zusammen spielen?<br />
10. Zu guter Letzt –<br />
warum machst Du bei<br />
diesem Test mit?<br />
A – 6 Punkte: Einfach aus purer Neugier.<br />
B – 8 Punkte: Ich muss unbedingt wissen,<br />
was ich tun kann, damit ich <strong>im</strong> neuen Jahr<br />
super bin!<br />
C – 2 Punkte: Ich warte alleine in einer Bar<br />
auf meine Verabredung.<br />
D – 4 Punkte: Solche Tests machen einfach Spass!<br />
E – 10 Punkte: Weil <strong>im</strong> <strong>Cruiser</strong> endlich etwas<br />
Interessantes steht.<br />
Dein Total an Punkten:<br />
Und so bist Du <strong>im</strong> neuen Jahr:<br />
20 bis 44 Punkte:<br />
Ein lobenswerter Start!<br />
Keine Frage, Du bist ein Realist und Opt<strong>im</strong>ist.<br />
Du lässt Dich weder von Sternzeichen<br />
noch von guten Vorsätzen leiten und stehst<br />
mit beiden Beinen auf dem Boden. Du hast<br />
das neue Jahr mit offenen Armen empfangen<br />
und auch dem alten auf würdevolle Weise –<br />
aber ohne Pathos – Lebewohl gesagt. Dein<br />
Leben st<strong>im</strong>mt für Dich. Sicher gibt es <strong>im</strong>mer<br />
wieder Dinge, die Dich stören, vielleicht<br />
auch aus der Ruhe bringen, aber sie können<br />
Dir am Ende nichts anhaben. Du kennst das<br />
Leben und vertraust Deiner inneren St<strong>im</strong>me<br />
auch <strong>im</strong> <strong>2016</strong>. Du bist fähig, Deine Ideen zu<br />
realisieren und wenn es gelingt, bist Du<br />
dankbar. Wenn nicht, dann verzweifelst Du<br />
nicht, sondern suchst nach anderen Lösungen<br />
und Wegen. In einer Partnerschaft hast<br />
Du die nötige Kraft, um eventuellen Problemen<br />
die Stirn zu bieten. Als Single bist Du<br />
nicht betrübt, wenn eine «Trockenzeit» ansteht.<br />
Kurz und gut: ein lobenswerter Start<br />
ins neue Jahr – hoffnungsvolle, kommende<br />
elf Monate warten auf Dich!<br />
46 bis 70 Punkte:<br />
Düstere Aussichten<br />
Machen wir uns nichts vor: Deine Einstellung<br />
<strong>im</strong> <strong>2016</strong> wird Dich nicht dazu veranlassen,<br />
Bäume auszureissen. Mehr noch:<br />
Selbst Grashalme haben nichts zu befürchten.<br />
Wie ferngesteuert bist Du ins neue Jahr<br />
gestartet und lässt erst mal alles auf Dich<br />
zukommen. Das ist manchmal vielleicht<br />
ganz in Ordnung, aber einen Funken an<br />
Ambition sucht man bei Dir vergebens. Zuweilen<br />
bist Du auch ein regelrechter Pess<strong>im</strong>ist<br />
und ziehst Deine Freunde und Familie<br />
mit in die Tiefe. Es ist also besser, Du gehst<br />
über die Bücher, denn eines musst Du wissen<br />
(eine alte «Golden-Girls»-Weisheit):<br />
Riskierst Du etwas, kommt dabei etwas Gutes<br />
oder Schlechtes raus. Riskierst Du aber<br />
nichts, dann passiert rein gar nichts. So einfach<br />
ist das. Es ist an der Zeit, Deine fünf<br />
Buchstaben zu heben und Dich auf das neue<br />
Jahr und die Zukunft vorzubereiten. N<strong>im</strong>m<br />
die Zügel in die Hand – damit Du opt<strong>im</strong>istisch<br />
starten kannst.<br />
72 bis 100 Punkte: Hochmut<br />
kommt vor dem Fall!<br />
Niemand kann Dir etwas vormachen – Du<br />
legst ein Tempo wie noch nie an den Tag und<br />
strotzt vor Selbstbewusstsein. Du steuerst<br />
zielgerade nach vorne und vergisst dabei,<br />
dass nebenher das echte Leben spielt. Deine<br />
Freunde und Familie verlieren die Puste an<br />
Deiner Seite. Aber, schon klar, am Ende bist<br />
Du ein Einzelkämpfer, der sich einzig die<br />
Kommentare des eigenen Spiegelbilds zu<br />
Herzen n<strong>im</strong>mt. Im Galopp hast Du die letzten<br />
Jahre bestritten – <strong>im</strong> Galopp bist Du<br />
auch ins neue Jahr gestartet, ohne Rücksicht<br />
auf Verluste. Tiefe Einblicke in die Seele sind<br />
Dir fremd, Du bleibst lieber an der Oberfläche.<br />
Dein Plus: Du bist glücklicherweise ein<br />
grenzenloser Opt<strong>im</strong>ist – aber auch ein Egoist.<br />
Schalte doch einfach ein paar Gänge runter.<br />
Sei Dir bewusst, dass Du nicht das Zentrum<br />
des Universums bist. Lass Dich treiben,<br />
schenk Dir Ruhe. Ansonsten spielst Du Solitaire<br />
für den Rest Deines Lebens.<br />
CRUISER FEBRUAR <strong>2016</strong> CRUISER FEBRUAR <strong>2016</strong>
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zu einer diskr<strong>im</strong>inierenden Ehe-Definition