01.03.2013 Views

Bulletin de liaison et d'information - Institut kurde de Paris

Bulletin de liaison et d'information - Institut kurde de Paris

Bulletin de liaison et d'information - Institut kurde de Paris

SHOW MORE
SHOW LESS

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

REVUE OE PRE5Sf.PU88 REVIEW-BERHéVOKA ÇAPt-RIVI8TA STAMPA-DENTRO DE LItPHENSIt-8As1N ÖZHI<br />

lageDQAuJeiner<br />

1~.Juni 1990<br />

« Am lo<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Feuer wächst die Wi<strong>de</strong>rstandskraft»<br />

Interview mit Mehm<strong>et</strong> Ali Eren, kurdischer Abgeordn<strong>et</strong>er im türkischen Parlament<br />

, 'd' h di Pr' Ii";':' i eit d' ,hin auf intèrnatiOJ:\'lle 'Verträge berufen<br />

Herr Eren, urc eesse LWenw r s sehen fern und bekommen mit, wie le und die daraus resultieren<strong>de</strong>n Vorteile<br />

Mitte März \10mkurdischen Volksauf- nationalistischen Entwicklungen im i<br />

.. di h 1 if d rf h gen essen.<br />

stand, <strong>de</strong>r ..ur sc en nt a a, e a ren. Osten vor sich gehen und welche For<strong>de</strong>-<br />

Wie konnte es soweit kommen? '.rungen die Völker stellen. Einige Ereig-, Heisst das, dass sie sich um die Einhal-<br />

'Der Wi<strong>de</strong>rstand o<strong>de</strong>r - wie die Kur<strong>de</strong>n es nisse spielen sich zu<strong>de</strong>m ganz in <strong>de</strong>r Nä- tun, <strong>de</strong>r Menachenrechte nun \lölli, tuj<strong>et</strong>zt<br />

nennen - die Intifada ist nichts N~u- he d~r Regionen ab, wo die Kur<strong>de</strong>n leben., tiert und ".a~.~t, W,aI sie will?<br />

es. Der Wi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>r Kur<strong>de</strong>n hat eme Zusätzlich wirkt sich aber auch <strong>de</strong>r Um-ber Türkei 4ind die Menschenrechte si-,<br />

lange Vèrgangenheit. Seit 1920 gab es in gang <strong>de</strong>r Türkei mit ihren Min<strong>de</strong>rheiten eher egal. Sll.nat ja in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

ihren Stammlan<strong>de</strong>n fünf grosse Aufstän- in Griechenland und Bulgarien auf die die Erfahrung gemacht, dass zwar mah<strong>de</strong>,<br />

die alie brutal nie<strong>de</strong>rgeknebelt Wur- kurdische Wi<strong>de</strong>rstandsbewegung aus. nen<strong>de</strong>Stimmen erhoben wer<strong>de</strong>n, dass je<strong>de</strong>n.<br />

Wie es heute weitergehen wird, doch gleichzeitig die wirtschaftlichen Beweiss<br />

ich nicht. In <strong>de</strong>r Vergangenheit war :Wie <strong>de</strong>nkt man im Parlament aber die ziehungen weitergehen. Die Türkei<br />

bei <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rschlagung <strong>de</strong>r Aufstän<strong>de</strong> Jcwr<strong>de</strong>nfrage?, ." , weiss, dass - auch wenn sie unterdrückt<br />

<strong>de</strong>r Kur<strong>de</strong>n die geographische Lage von 'Alle heutigen Regierungsparteien sind und mor<strong>de</strong>t - alles wie üblich weitergeht,<br />

eminenter Be<strong>de</strong>utung. Die Kur<strong>de</strong>n sind ja Staatsparteien. Sie sind sich einig, dass ohne dass <strong>de</strong>r Westen <strong>et</strong>was unternimmt.<br />

im Nahen Osten <strong>de</strong>rart aufg<strong>et</strong>eilt wor<strong>de</strong>n, diese Frage mit Unterdrückung und Ge- Die Beziehungen und Geschäfte sind diedass<br />

sie sich überall auch im Krieg mit walt gelöst wer<strong>de</strong>n muss. Die kürzlich ,sen Län<strong>de</strong>rn wichtiger als die Kur<strong>de</strong>n.<br />

ihren Nachbarlän<strong>de</strong>rn befin<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r erlassenen Dekr<strong>et</strong>e, zum Beispiel, wur- Daher kann diese Politik fanatisch wei-<br />

Geschichte haben diese Län<strong>de</strong>r immer <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n drei führen<strong>de</strong>n Parteien in terb<strong>et</strong>rieben wer<strong>de</strong>n. Stur wird bei uns<br />

gemeinsame Sache gemacht, sobald es' Zusammenarbeit mit Staatspräsi<strong>de</strong>nt weiterhin behaupt<strong>et</strong>, dass es keine Kurgalt.<br />

<strong>de</strong>n kurdischen Wi<strong>de</strong>rstand in die Turgut Ozal beschlossen. >Dieeinzige Re. <strong>de</strong>n gebe.<br />

Knie zu zwingen. Im Nahen Oste,n hatten aktion darauf zeigten 19 Parlamentarier:<br />

die Kur<strong>de</strong>n nie Freun<strong>de</strong>. Was die interna. Wir haben En<strong>de</strong> April eine in <strong>de</strong>r Ge. Es gibt also keinen Druck \10mAusland<br />

tionalc Ebene b<strong>et</strong>rifft, so konnte die Kur- schichte <strong>de</strong>s türkischen Parlaments ein- auf die türkische Regierung?<br />

<strong>de</strong>nfrage bisher nicht eingebracht zigartige Aktion gestart<strong>et</strong>. Während 48 ~Keinen ernstzunehmen<strong>de</strong>n Druck, nein.<br />

wer<strong>de</strong>n. Stun<strong>de</strong>n haben wir das Pariament be- ,Wenn die europäischen Regierungen e!-<br />

Die j<strong>et</strong>zigen Aufstän<strong>de</strong> fan<strong>de</strong>n in Südastanatolien<br />

statt. Was hat sich dort seither<br />

verän<strong>de</strong>rt?<br />

Zurzeit herrscht eine Pressesperre über<br />

<strong>de</strong>m Unruhegebi<strong>et</strong>. Journalisten wer<strong>de</strong>n<br />

möglichst ferngehalten. Aber auch wir<br />

Parlamentarier können nur mit einer Spezialbewilligung<br />

hingelangen. Es ist äusserst<br />

riskant, dorthin zu reisen, da man<br />

nie weiss, was geschieht. Wird geschossen,<br />

beschuldigt man jeweils die an<strong>de</strong>re<br />

Seite. Und endlich muss dann noch Allah<br />

dafür herhalten. Zusätzlich wur<strong>de</strong> eine<br />

Verordnung erlassen, die es erlaubt, die<br />

Druckereien von Zeitungen, die über die<br />

dortige Lage berichten, zu schliessen.<br />

Ausser<strong>de</strong>m hat <strong>de</strong>r Regierungsgouverneur<br />

das Recht, die Bevölkerung dieser<br />

Gebi<strong>et</strong>e jelierzeit und in beliebiger Zah~<br />

an je<strong>de</strong>n beliebigen Ort umzusie<strong>de</strong>ln. Mit<br />

<strong>de</strong>n erwähnten Einschränkungen und <strong>de</strong>r<br />

Verhängung <strong>de</strong>s Kriegszustands will d~<br />

Regierung verhin<strong>de</strong>rn, dass sich die Unruhen<br />

weiter aus<strong>de</strong>hnen.<br />

Wie wirkt sich das auf die Bevölkerun,<br />

aus? .<br />

Die Bevölkerung ist sehr unruhig, hat sie<br />

doch in ihrer Geschichte schon viele Mas.'<br />

saker erlebt. Es herrscht Krieg, Das Feuer<br />

lo<strong>de</strong>rt. Wenn aber jemand in <strong>de</strong>r Nähe<br />

<strong>de</strong>s lo<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Feuers leben,muss, entwik:<br />

kelt er grosse Wi<strong>de</strong>~standskraft.<br />

Hat die Entwicklung im Osten, haben die<br />

«Re\lolutionen» und aufkeimen<strong>de</strong>n NationalitätsgefUhle.<br />

Einfluss auf <strong>de</strong>n kurdischen<br />

Wi<strong>de</strong>rstand?<br />

Sicher. Die Kur<strong>de</strong>n lese!l Zei~ungen und.:<br />

's<strong>et</strong>zt. Es gibt also eine ganz kleine Grup- was Vernunft walten liessen. könnte die<br />

pe von Leuten, die die Frage auf mensch- kurdische Frage gelöst und <strong>de</strong>r Krieg auf<br />

liche Weise zu lösen versucht. menschliche Weise been<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Wird die Situation <strong>de</strong>r irakisehen Kur<strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>n türkischen Flüchtlingslagern im<br />

Parlament diskutiert?<br />

Wir haben schon oft versucht, dieses The.<br />

ma ins Parlament zu tragen. Da die Türkei<br />

nur Flüchtlinge aus westeuropäischen<br />

Län<strong>de</strong>rn aufnehmen wollte, hat sie die<br />

Menschenrechtskonvention nicht valIumfänglich<br />

unterzeichn<strong>et</strong>. Wahrscheinlich<br />

hat die türkische Regierung damit gerechn<strong>et</strong>,<br />

dass solche Ereignisse - wie die<br />

Flucht <strong>de</strong>r Kur<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m Irak vor zwei<br />

Jahren - eintr<strong>et</strong>en könnten. Das ist <strong>de</strong>r<br />

Gl'\Jnd, weswegen die Menschenrechtskonvention<br />

nicht in allen Punkten unterschrieben<br />

wor<strong>de</strong>n ist. Seit zwei Jahren<br />

leben die Kur<strong>de</strong>n wie Sklaven in <strong>de</strong>n Lagern,<br />

wer<strong>de</strong>n aber Gäste genannt.<br />

Ankara hat \lersucht, sich einen humanitären<br />

Anstrich zu ,eben. als es damals die<br />

irakisehen Kur<strong>de</strong>n in die Tarkei herein-<br />

;liess. Hin, das mit <strong>de</strong>m Interesse <strong>de</strong>r Tür-<br />

'kei zusammen, <strong>de</strong>m Westen ein «<strong>de</strong>mokratisches»<br />

Bild zu \lermitteln?<br />

Dazu muss gesagt wer<strong>de</strong>n, dass gera<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Westen am Umgang <strong>de</strong>r, Türkei und<br />

<strong>de</strong>r arabischen Län<strong>de</strong>r niit <strong>de</strong>n Kur<strong>de</strong>n<br />

mitschuldig ist. Der Westen hat nie Massnahmen<br />

gegen diese Län<strong>de</strong>r g<strong>et</strong>roffen,<br />

die die Kur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rart unterdrückt haben.<br />

Bis 1992ist das Thema EG und TUrkei<br />

vom Tisch. Wie reagiert die Türkei<br />

darauf?<br />

Die türkisc~e Regierung wjrd sich weiter-<br />

,Wenn <strong>de</strong>r Westen <strong>de</strong>n Kur<strong>de</strong>n Zuge-<br />

'ständnisse machen wür<strong>de</strong>, wie er das gegenüber<br />

<strong>de</strong>r PLO gemacht hat. die heute<br />

in <strong>de</strong>r Uno und an<strong>de</strong>ren internationalen<br />

Organisationen vertr<strong>et</strong>en ist, wür<strong>de</strong> sich<br />

die Kur<strong>de</strong>nfrage von selbst lösen. Hinter<br />

<strong>de</strong>r PLO steht das arabische Kapital, und<br />

sie kann auf viele Freun<strong>de</strong> zählen. Was<br />

aber haben wir Kur<strong>de</strong>n? Nichts als eine<br />

ehrliche Vergangenheit.<br />

Seit 1986 hat sich die Schweiz rapi<strong>de</strong> zu<br />

einem be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Frem<strong>de</strong>nverkehrsinvestitionsland<br />

in <strong>de</strong>r Türkei entwickelt.<br />

Dieses Jahr wer<strong>de</strong>n <strong>et</strong>wa 100 000 Touristen<br />

aus <strong>de</strong>r Schweiz in die Türkei reisen.<br />

In <strong>de</strong>r Türkei tobt ein Bürgerkrieg. Was<br />

be<strong>de</strong>ut<strong>et</strong> das?<br />

Die Touristen, die in die Türkei reisen,<br />

gehen nicht in <strong>de</strong>n Osten. Sie fahren ans<br />

Meer und bleiben im Westen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s.<br />

Deshalb hören und sehen sie nichts von<br />

<strong>de</strong>n herrschen<strong>de</strong>n Problemen und reisen<br />

gemütlich wie<strong>de</strong>r nach Hause.<br />

Mehm<strong>et</strong> All Eren, kurdischer Abgeordn<strong>et</strong>er,<br />

politisierte zunächst für die Sqzlal<strong>de</strong>mokratlsche<br />

Partei (SHP) Im türkischen Parlament.<br />

Nach<strong>de</strong>m er leutes Jahr an <strong>de</strong>r von Danielle<br />

Mitterrand einberufenen Kur<strong>de</strong>nkonferenz<br />

in <strong>Paris</strong> teilgenommen hatte (vgl. <strong>de</strong>n ersten<br />

Bericht auf dieser Seite), schloss Ihn die<br />

Partei aus. Das obenstehen<strong>de</strong> Interview mit<br />

Ihm führten Journalisten. die <strong>de</strong>m TA bekannt<br />

sind, aber anonym bleiben möchten,<br />

',weil sie wie<strong>de</strong>r in die Türkei reisen wollen.<br />

27

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!