Kreffels Ruminationen - Ernst Michael Lange
Kreffels Ruminationen - Ernst Michael Lange
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Ego, der philosophische Autor <strong>Ernst</strong> <strong>Michael</strong> <strong>Lange</strong> in seiner Abhandlung Das<br />
verstandene Leben sowie in einigen im Umkreis dieser Schrift angesiedelten<br />
kritischen Aufsätzen entwickelt hat. Das Wiederkäuen ist in philosophischer<br />
Klärung nicht überflüssig, weil Philosophieren wesentlich Selbstdenken und durch<br />
Selbstdenken sich Anverwandeln ist. Angesichts von Auffassungen, die ein<br />
anderer entwickelt hat, bleibt einem Rezipienten zunächst nichts anderes übrig als<br />
wiederzukäuen. <strong>Kreffels</strong> wichtigster philosophischer Lehrer hat die Wichtigkeit<br />
von Wiederholung im Philosophieren so erklärt: „Eine Schwierigkeit in der<br />
Philosophie ist, dass wir keine Übersicht haben. Die Schwierigkeiten, auf die wir<br />
stoßen, sind von der Art, wie wir sie mit der Geographie eines Landes hätten, für<br />
das wir keine Karte haben, oder nur eine Karte isolierter Teilstücke. Das Land, von<br />
dem hier die Rede ist, ist die Sprache, und die Geographie ist ihre Grammatik. Wir<br />
können ohne weiteres in dem Lande herumgehen, doch wenn wir gezwungen sind,<br />
eine Karte anzufertigen, geraten wir auf Irrwege. Die Landkarte wird verschiedene<br />
Straßen aufweisen, die durch ein und dasselbe Land führen und von denen wir jede<br />
beliebige nehmen können, aber nicht zwei, genauso wie wir in der Philosophie ein<br />
Problem nach dem anderen aufgreifen müssen, obwohl eigentlich jedes Problem<br />
zu einer Vielfalt anderer Probleme hinführt. Wir müssen warten, bis wir wieder an<br />
unseren Ausgangspunkt gelangen, ehe wir zu einem neuen Abschnitt übergehen<br />
können, d.h. ehe wir entweder das zuerst angegangene Problem abhandeln oder zu<br />
einem anderen übergehen können. In der Philosophie sind die Dinge nicht so<br />
einfach, dass wir sagen können: ‚Wir wollen einen ungefähren Überblick<br />
gewinnen’, denn wir kennen das Land ausschließlich durch Kenntnis der<br />
Verbindungen zwischen den Straßen. Deshalb schlage ich die Wiederholung als<br />
Mittel vor, einen Überblick über die Verbindungen zu bekommen.“<br />
Anders als sein alter Ego schreibt Kreffel von vornherein unakademisch – ohne die<br />
großen Namen fallen zu lassen und ohne Anmerkungen zum Zwecke von<br />
Nachweisen. Aber es lässt sich nicht ganz vermeiden, sich auch kritisch zu äußern<br />
und auf die Urheber kritisierter Auffassungen Bezug zu nehmen. Letzteres<br />
geschieht aber bei Kreffel durch gleichförmig verwendete Kennzeichnungen, nicht<br />
durch Namen. Einige dieser Kennzeichnungen sollen hier mit den Namen, für die<br />
sie stehen, vorab zweifelsfrei gemacht werden. ‚Der philosophische Lehrer’<br />
<strong>Kreffels</strong> ist der Philosoph Ludwig Wittgenstein; ‚der größte griechische Philosoph’<br />
Aristoteles; dessen Lehrer Platon; der ‚erste griechische Seinsdenker’ Parmenides;<br />
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