Kreffels Ruminationen - Ernst Michael Lange
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kannte er sich nicht mehr aus, hatte er nicht die Übersicht, die es braucht, um eine<br />
Erklärung geben zu können.<br />
Kreffel hat versucht, eine Übersicht zu gewinnen und Erklärungen zu geben, die<br />
das Alltagsverständnis von Zeit explizieren können. Er hat dabei die Methode<br />
befolgt, sich die Bedeutung vom Gebrauch lehren zu lassen, und zugleich die<br />
Warnung seines philosophischen Lehrers beherzigt, sich durch die Form der<br />
Fragestellung als Wesensfrage nach einem merkwürdig ungreifbaren Ding, der<br />
Zeit, nicht irreführen zu lassen. Ausgangspunkt seiner Überlegungen war die<br />
Frage, inwiefern denn der mittelalterliche Philosoph und jedermann, der sprechen<br />
kann, weiß, was die Zeit ist. Doch sicher insofern, als er sich im Sprechen und<br />
Handeln ohne Verwirrung auf zeitliche Verhältnisse und Gegebenheiten beziehen<br />
kann, zum Beispiel Verabredungen zu bestimmten Zeitpunkten treffen und<br />
einhalten und insofern erfolgreich handeln kann. Wenn man das Beispiel<br />
erfolgreicher Verabredungen zu Zeitpunkten als Ausgangspunkt nimmt und<br />
zugleich Vorteil aus den Überlegungen zu Sinn und Bedeutung zieht, nach denen<br />
Begriffe Instrumente unseres Verstehens sind, die wir durch Eichung von Wörtern<br />
auf Wirklichkeitselemente festlegen, dann kann ein erster Vorschlag zum<br />
Verständnis von ‚Zeit’ nicht abgewiesen werden, weil er beinahe tautologisch ist:<br />
Zeit ist, was wir als Zeit bestimmen. Einen Schritt weiter führt dann die<br />
Überlegung, wie wir es denn genauer machen, dass wir Zeit(en) bestimmen. Und<br />
der darauf folgende Vorschlag, dem kein Nachdenklicher dürfte widersprechen<br />
können (weil er nur in synoptischer Weise an unsere tatsächliche Praxis erinnert),<br />
besagt: Wir bestimmen Zeit, indem wir sie mit Kalendern einteilen und mit Uhren<br />
messen. Der Vorschlag nimmt nur in Anspruch, dass wir in unserm Umgang mit<br />
zeitlichen Verhältnissen und Gegebenheiten von Instrumenten wie Kalendern und<br />
Uhren tatsächlich Gebrauch machen (im Fall des Treffens einer Verabredung zu<br />
einem bestimmten Zeitpunkt zumindest von einer Angabe mittels der Uhr<br />
bestimmten Tageszeit, oft auch von einem durch einen Kalender bestimmbaren<br />
Datum). Weiter führen dann Überlegungen zu den Bestimmungsfaktoren der<br />
Instrumente Kalender und Uhr sowie zum Charakter des Kontrastes zwischen<br />
‚einteilen’ und ‚messen’.<br />
Die Unterscheidung zwischen Kalendern und Uhren als Mitteln unserer<br />
Zeitbestimmung mittels der Ausdrücke ‚einteilen’ und ‚messen’ ist bei näherem<br />
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