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Kreffels Ruminationen - Ernst Michael Lange

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erweist (was wahr oder falsch sein soll, muss erste einmal verständlich, sinnvoll<br />

sein etc.), kann gesagt werden, dass nur insofern, als wir Wirklichkeit in<br />

sinnkonstitutiven (Er-)Klärungen internalisiert, zu einer verständlichen, sinnvollen<br />

Welt gemacht haben, können wir sie in externen Beschreibungen näher bestimmen<br />

und erkennen, in Handlungen verändern und gestalten. Wir müssen unsere<br />

Verständigung auf Wirklichkeitselemente, am Fundament (in hinweisenden<br />

Erklärungen) auf raum-zeitliche Gegenstände und ihre Eigenschaften (das zentrale<br />

Beispiel sind Farben), als Muster geeicht haben, um sie weiter treiben und<br />

entwickeln zu können. Dieser Vorschlag hat auch eine wichtige<br />

philosophiekritische Valenz hinsichtlich des Jahrhunderte währenden Streites<br />

zwischen idealistischen und realistischen Positionen in der<br />

(erkenntnistheoretischen oder semantischen) Philosophie. Idealistische Positionen<br />

zum Verhältnis von Denken/Sprache und Wirklichkeit unterstellen, dass die<br />

Wirklichkeit nur ‚unsere Vorstellung’ ist, das zwischen den Beziehungsgliedern<br />

nur eine interne Beziehung besteht. Realistische Positionen dagegen nehmen eine<br />

externe Beziehung an, so dass die Beziehung auf die Wirklichkeit erst theoretisch<br />

etabliert werden muss (vorzugsweise durch kausale Erklärungen dafür, wie wir uns<br />

auf Wirkliches beziehen). Die synoptische Beschreibung der sprachlichen Praxis<br />

der Bedeutungserklärung bietet die Mittel, diesen Streit durch ein sowohl/als auch<br />

aufzulösen – auf der Ebene der Bedeutung und des Sinns besteht eine interne<br />

Beziehung, auf der Ebene von Wahrheit-oder-Falschheit bzw. Erfüllung-oder-<br />

Nichterfüllung besteht eine externe Beziehung. Denn ob ein Satz wahr oder falsch<br />

ist (mit der Wirklichkeit übereinstimmt oder nicht), ist von dem wirklichen<br />

Sachverhalt abhängig; im praktischen Fall von erfüllbar oder nicht erfüllbar muss<br />

die Übereinstimmung fallehalber durch Handeln hergestellt werden (oder die<br />

Absicht aufgegeben werden). (Die beiden generischen Weisen der<br />

Übereinstimmung mit der Wirklichkeit unterscheiden sich durch ihre ‚Richtung’:<br />

Im theoretischen Fall von Wahrheit-oder-Falschheit muss bei<br />

Nichtübereinstimmung der Satz verändert oder aufgegeben werden, im praktischen<br />

Fall von Erfüllbarkeit-oder-Nichterfüllbarkeit muss bei Nichtübereinstimmung die<br />

Wirklichkeit verändert oder, ‚subjektive Wirklichkeit’ verändernd, die Absicht als<br />

unerfüllbar aufgegeben werden.) Realistische und idealistische Positionen haben<br />

also in verschiedener Hinsicht beide eingeschränkt Recht. Sie streiten in der<br />

Philosophie unaufhörlich (oder haben das bisher getan), weil sie eine<br />

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