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Kreffels Ruminationen - Ernst Michael Lange

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Neugierde die Mutter aller Forschungslust sei, seine sexuelle Neugierde wies über<br />

sich und das bleibende Interesse am Umgang mit Frauen nicht hinaus und seine<br />

Forschungslust war nicht Neugierde, sondern eher Alt- oder Jeschongierde, wie<br />

sich herausstellen sollte.<br />

Kreffel hat sich in einer längeren Pause davor gedrückt, hier weiter zu schreiben.<br />

So wichtig erst das Geschlechtsleben und dann die Liebe in seinem Leben waren,<br />

er bemerkte an sich Unlust, über seine vergangenen Beziehungen zu schreiben,<br />

irgendwie waren sie ja vorbei und es war gut, dass sie es waren. Er hätte auch sehr<br />

vereinfacht über seine Beziehungen schreiben können – Kreffel war in seiner<br />

jeweils aktuellen Beziehungen monogam. Seine erste Freundin fand er am Ende<br />

der Schulzeit und sie blieb es bis zum Ende des Studiums. Über diese Beziehung<br />

hatte Kreffel Tagebücher aus seiner Studienzeit, die er kurz vor dem Verfassen<br />

seiner Nachgedanken wieder gelesen hatte – und einen quälenden Eindruck<br />

zurückbehielt, der viel zu seiner Unlust, über diese und seine anderen Beziehungen<br />

zu schreiben, beigetragen hat. Denn diese Beziehung war von seiner Seite von<br />

Beginn an auf Vorläufigkeit angelegt, weil Kreffel sich über die Distanz des<br />

Bildungsniveaus seiner Familie und seines Umgangs zu dem seiner Freundin nur<br />

zu klar war. Wenn es Liebe war, dann Klassenliebe. Und sie stand nach der<br />

beschwingten Anfangszeit auch immer wieder vor einer Trennung, die dann durch<br />

die ausgebildeten Gewohnheit des sexuellen Umgangs immer wieder und immer<br />

weiter heraus geschoben wurde, so dass sie immer schwerer fiel und nur durch die<br />

Gelegenheit einer Untreue der Frau durch Kreffel beendet werden konnte. Selbst<br />

dann musste die Unterstützung eines beruflich bedingten Ortswechsels<br />

dazukommen.<br />

Nach dem Ende seines mit der Promotion zum Doktor der Philosophie<br />

abgeschlossenen Studiums fand Kreffel nämlich die einzige Beschäftigung für ein<br />

Gehalt während seines ganzen Lebens – als Assistent an einem Philosophischen<br />

Institut einer mittleren Universitätsstadt in einer der Gegenden seines Vaterlandes<br />

mit besserem Essen und Wein als es sein Studienort gewesen war. Und während<br />

dieser Zeit fand Kreffel seine zweite Beziehung über längere Zeit, bzw. er wurde<br />

für sie gefunden. Denn die Frau, die er dann bald heiratete, gestand ihm später<br />

einmal, dass sie es, wenn sich eine gewisse Verwicklung nicht zu einem<br />

bestimmten Datum ergeben hätte, sie es bei einem anderen Neuankömmling auf<br />

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