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Kreffels Ruminationen - Ernst Michael Lange

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Unterscheidungen der beiden Reihen im Hinblick auf das bisher Erörterte<br />

überhaupt eingeführt werden? Eine paradigmatische zeitliche Gegebenheit ist ein<br />

Sonnenaufgang. Es dauert eine bestimmte Zeit(spanne), bis der Prozess, der mit<br />

dem Sichtbarwerden der ersten Sonnenstrahlen beginnt, mit dem Hervortreten des<br />

unteren Sonnenrandes (aus einer an- oder eingenommenen<br />

Wahrnehmungsposition geurteilt) abgeschlossen ist. Diese beiden markanten, den<br />

Prozess des Sonnenaufganges als Beginn und Ende einrahmenden Ereignisse sind<br />

ordinal selbst eingerahmt von einem ‚überhaupt noch nicht (sichtbar sein)’ und<br />

einem ‚gar nicht mehr (im Gange sein)’. Mit Blick auf diesen Prozess sind beide<br />

Zeitreihen erklärend einzuführen und es ist dabei nicht umstritten, dass die Reihe<br />

vergangen/gegenwärtig/zukünftig pragmatischen Vorrang hat. Mit dem ersten<br />

Sichtbarwerden (den ‚ersten Strahlen’) ist die Dunkelheit des ‚noch nicht’ eher<br />

plötzlich vorbei und damit ‚nicht mehr’, ‚vergangen’. Aber ganz ist der<br />

Sonnenball zu diesem Zeitpunkt ‚noch nicht’ zu sehen, also ist seine völlige<br />

Sichtbarkeit noch ‚zukünftig’. Natürlich ist logisch das, was früher als ‚jetzt’ ist<br />

(im Beispiel ‚die ersten Strahlen sichtbar’), vergangen, und was später als ‚jetzt’<br />

ist (‚die ganze Sonne sichtbar’), zukünftig. Das wird oft im Sinne eines Vorrangs<br />

der Reihe früher/später gedeutet, indem gesagt wird, sie sei das<br />

„Konstruktionsprinzip“ der Reihe vergangen/gegenwärtig/zukünftig. Aber als<br />

Reihe ist die früher/später-Ordnung nicht weniger ‚konstruiert’ und sie bedarf<br />

eines Ausdrucks wie ‚gegenwärtig’, um den Kontrast auf einen aktuell<br />

beobachteten Prozess anwendbar sein zu lassen.: ‚jetzt nicht mehr, also früher’,<br />

‚jetzt noch nicht, aber später’. Dabei weist die Zeitpunktangabe ‚jetzt’ als der<br />

Koordinatennullpunkt subjektiver Temporalisierung auf das „Zeitzeichen“ ‚jetzt’<br />

in praktischen Sätzen (Aufforderungen, Befehle, Bitten mit etwas anzufangen<br />

etc.) zurück. Der Kontrast ‚früher/später’ ist, wie der philosophische Lehrer<br />

erstmalig gezeigt hat, im Hinblick auf wiederholbare Gegebenheiten zirkelfrei<br />

(ohne für die Erklärung schon zeitliche Bestimmungen vorauszusetzen)<br />

einführbar, wenn Darstellungen von Sachverhalten (er wählte Bilder von<br />

Sonnenständen in einer mit auffälligen Punkten versehenen Landschaft) und<br />

Reihenfolgen-Bildung durch Tätigkeiten bzw. Bildern von ihnen verfügbar sind.<br />

Für die Einführung der Reihe vergangen/gegenwärtig/zukünftig bedarf es eines<br />

als einmalig oder abschließbar betrachteten Vorgangs mit verschiedenen Phasen<br />

im Blick (möglicher) kontinuierlicher Beobachtung.<br />

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