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Kreffels Ruminationen - Ernst Michael Lange

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Sprache auf andere Weise auf als durch die kategoriale Bestimmtheit des<br />

Ausdruckstyps selbst (z.B. durch Verbformen für Zustandsveränderungen wie ‚ist<br />

zerbrochen’). Insofern ist auch die Unterscheidung räumlich bestimmt/zeitlich<br />

bestimmt von unserem Interesse abhängig. Erst die physikalische Theorie im<br />

Stadium der allgemeinen Relativitätstheorie hebt diese komplementäre<br />

Abstraktion der Kategorisierung von Gegebenheiten als primär räumlich oder<br />

primär zeitlich bestimmt auf und versteht alle Gegebenheiten einförmig als<br />

vierdimensional raumzeitlich. Aber zur Erklärung dieser Begriffsbildung scheint<br />

sie negativ auf die aufgehobene, komplementär abstrahierende Kategorisierung<br />

im natürlichen Verstehen bezogen zu bleiben.<br />

(In allen ihren Stadien kann die neuzeitliche physikalische Theorie Zeit als<br />

numerischen Parameter ‚t = 1, 2, 3, …’ konzipieren und damit Zeit als eine Folge<br />

von Zeitpunkten. Eine Aufklärung unseres normalen Zeitbegriffs kann und muss<br />

auch die vortheoretische Grundlage dieses Zeitbegriffs aufweisen können. Das<br />

hebt sich Kreffel hier für später auf.) Bevor Kreffel die gegebene Erklärung für<br />

‚Zeit’ aufgrund der angestellten Erinnerungen und Überlegungen weiter<br />

entwickelt, möchte er auf einen möglichen Einwand antworten. Mit ihm wird<br />

bezweifelt, dass die beiden Fragen nach Zeitlichem tatsächlich die grundlegenden<br />

sind. Er bringt auch einen Zweifel mit sich, ob es sich bei Prozessen und<br />

Ereignissen wirklich um kategorial verschiedene zeitliche Gegebenheiten handelt.<br />

Es scheint nämlich neben ‚wann?’ und ‚wie lange?’ noch eine dritte Frage zu<br />

geben, die ein grundlegendes Interesse an einer Art von zeitlichen Bestimmungen<br />

ausdrückt, die Frage ‚wie oft?’ (auf Englisch ‚how many times?’) Diese Frage ist<br />

aber eine zeitliche nur, wenn die Gegebenheiten, nach deren Anzahl gefragt wird,<br />

selbst zeitlich bestimmt sind (nämlich als Ereignisse und nicht z.B. als Zahlen).<br />

Aber im Kontext der Aufmerksamkeit auf die Frage ‚wie oft?’ als zeitlicher<br />

könnte man auf folgende Weise bezweifeln, dass Ereignisse und Prozesse<br />

kategorial verschieden sind: Es scheint Umformulierungen der Fragen, die den<br />

Kategorien zugeordnet worden sind, zu geben, die für eine Reduzierbarkeit auf<br />

einen Typ von zeitlichen Gegebenheiten spricht. ‚Wann?’ heißt ja soviel wie ‚zu<br />

welchem Zeitpunkt?’ und könnte ‚wie lange?’ nicht als ‚zwischen welchen<br />

Zeitpunkten?’ ausgedrückt werden?<br />

Zunächst einmal kann die vorgeschlagene Umformulierung davon überzeugen,<br />

dass ‚wie oft?’ nicht mit den andern beiden Fragen auf eine Ebene gehört. Denn<br />

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