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Kreffels Ruminationen - Ernst Michael Lange

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nachdenken und sich klar werden zu wollen. In diesem Zusammenhang kam ihm<br />

auch der Gedanke, seine Gedanken darüber aufschreiben zu wollen als<br />

Nachgedanken. Deshalb schreibt Kreffel dies / hat er dies geschrieben. Über<br />

Kreffel. Über sich. Ein geneigter Leser hat hier eine kurze und auch nicht zu<br />

verlängernde Klärung der in <strong>Kreffels</strong> Lebenszeit gern und in allen möglichen<br />

Zusammenhängen erörterten Motivationsfrage, hier der diese Aufzeichnungen<br />

betreffenden Motivationsfrage.<br />

Eine Frage, die Kreffel in seinem Nachdenken über sich und deshalb auch in<br />

seinen Nachgedanken sehr beschäftigt hat, war die Frage: Hat das Leben einen<br />

Sinn? Und wenn ja, welchen? Und wenn nein, warum nicht? Kreffel war<br />

bescheiden geworden in seinem Denkerleben und stellte die Frage daher in Bezug<br />

auf sich: Hat <strong>Kreffels</strong> Leben einen Sinn? usw. Wie sollte er aber auf eine so<br />

umfassende Frage antworten? In einem Satz, wie die Satzfrage nahe legt? Wieso<br />

machte ihm die Frage solche Schwierigkeiten, wenn sie sollte in einem Satz<br />

beantwortet werden können? Kreffel fand sich bald wieder in dem Wirrwarr, den<br />

er mit dem Verabschieden von Gott und der Welt (allem Möglichen) als Thema<br />

seines Denkens hoffte hinter sich gelassen zu haben, weil man mit einem Wirrwarr<br />

ja nicht anfangen kann. Und da ist Kreffel noch einen Schritt zurück gegangen,<br />

und hat sich erst einmal gefragt, was denn ein Sinn des Lebens, seines Lebens<br />

überhaupt sein könnte, wenn es ihn gäbe und auch wenn es ihn nicht gäbe; wie ein<br />

solcher zu verstehen, wie der Ausdruck ‚Sinn des Lebens’ überhaupt zu verstehen<br />

sei, woran er zu erkennen wäre, wenn es ihn gäbe. Er dachte, wenn das ihm klar<br />

wäre, müsste die Frage, ob das Leben, sein Leben einen Sinn hätte, einfach zu<br />

beantworten sein – wenn auch vielleicht nicht in einem Satz. Zur Beantwortung<br />

dieser Frage hat er (auch mit Hilfe des Wörterbuches) überlegt, was sonst alles<br />

‚Sinn’ genannt werde und ob eine der vielen Bedeutungen des Ausdrucks für einen<br />

‚Sinn des Lebens’ passte.<br />

Allerdings ist das so sehr verkürzt dargestellt. Denn Kreffel ist von Gott und der<br />

Welt, allem Möglichen, auf den Sinn des Lebens als das eigentliche, jedenfalls<br />

vordringliche Thema gekommen und von da aus auf die scheinbare Vorfrage, wie<br />

denn ‚Sinn’ in ‚Sinn des Lebens’ überhaupt zu verstehen sei. Nach seiner<br />

Erinnerung ging das so: Der Denker, von dem Kreffel am meisten gelernt haben<br />

wollte, hatte als junger Mann – also zu einem Zeitpunkt seines Lebens, als er noch<br />

nicht ganz der Denker war, von dem Kreffel am meisten gelernt hat, geschrieben:<br />

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