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Kreffels Ruminationen - Ernst Michael Lange

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Gedanken seinen Nachgedanken, mit denen er noch ganz am Anfang war, in die<br />

Quere kommen. Denn, denkt Kreffel / hat Kreffel gedacht, was ist mit weiteren<br />

oder gar neuen Gedanken, die doch zu erwarten sind, wenn einer denkt und noch<br />

nicht am Ende ist. Sind denn Nachgedanken Nachgedanken vor dem Ende? Aber<br />

das ist eben ein quer kommender Gedanke, kein Nachgedanke. Also muss das<br />

beim Aufschreiben von Nachgedanken erst einmal auf sich beruhen bleiben, denkt<br />

Kreffel /hat Kreffel gedacht und mit den Nachgedanken, denen zum Bisherigen,<br />

angefangen werden. An diesem Punkt macht Kreffel einen Punkt / hat Kreffel<br />

einen Punkt gemacht. : . (nicht im Sinn der Redensart ‚nun mach aber mal einen<br />

Punkt’, sondern wörtlich, aber kann man wörtlich einen Punkt machen? Muss der<br />

nicht eher pünktlich gemacht werden oder vielmehr interpunktionell?)<br />

Wie immer, der . ist gemacht und mit dem . ein erster Absatz. Nun wäre<br />

anzufangen mit dem Aufschreiben der Nachgedanken. Aber wie anfangen? Kann<br />

man denn überhaupt fragen ‚wie anfangen’, wenn man, wenn man das fragt (und<br />

spätestens damit), schon angefangen hat? Und nicht nur mit dem Text, dem<br />

Aufschreiben der Nachgedanken, sondern überhaupt. Denn um damit anfangen zu<br />

können, muss man ebenso überhaupt schon angefangen haben, wie man noch nicht<br />

am Ende sein darf, denkt / dachte Kreffel.<br />

Ein guter Anfang wäre, sich vorzustellen. Das wäre zwar ein Anfang vor dem<br />

Anfang des Aufschreibens der Nachgedanken, aber immerhin ein Anfang und so<br />

gut wie jeder andere, wenn man denn, um anzufangen, je schon angefangen haben<br />

muss. Also: Hier schreibt / hat geschrieben Professor Detlef Kreffel. Geboren nach<br />

dem letzten großen Krieg (in seiner Weltgegend), aufgewachsen in friedlichen und<br />

bald auch wohlhabenden Zeiten, in einer zum Denken anregenden Umgebung, in<br />

der einer leicht auf den Gedanken kommen konnte, Denker werden zu wollen.<br />

Dass das ein komischer Gedanke ist, hat Kreffel erst später gedacht. Denn wie<br />

kann man denn eine Hilfstätigkeit – z. B., wie erwähnt und angemerkt, beim<br />

Aufschreiben und beim Lesen von Gedanken – zu einer Haupttätigkeit machen<br />

wollen? Denkt man denn nicht, um zu handeln und zu leben? Eigentlich ja, d.h. in<br />

der Regel schon. Aber manche denken auch einfach so, ohne um zu. Und so einer<br />

hatte Kreffel werden wollen; er meinte, was mit dem Handeln und Leben werden<br />

gedankenlos, Nachgedanken aufschreiben kann, so wenig lesen – denkt Kreffel/ hat Kreffel gedacht. Manchmal<br />

markiert die Schrägstrich-Schreibweise auch nur Formulierungsalternativen, zwischen denen Kreffel schwer<br />

entscheiden kann. Auch das wird einem geneigten Leser durch Nachdenken deutlich werden.<br />

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