Kreffels Ruminationen - Ernst Michael Lange
Kreffels Ruminationen - Ernst Michael Lange
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Verstehens gut motiviert. Die Überlegungen zum Verständnis von ‚Zeit’, in die<br />
Kreffel nach den noch unmittelbar folgenden Überlegungen zu Sinn und<br />
Bedeutung eintreten wird, haben weitgehend den zuletzt erörterten, verschärft bloß<br />
theoretischen und unpraktischen Charakter.<br />
Die Implikationen der Bestimmung der Tätigkeit des Philosophierens als reflexive<br />
begriffliche Klärung, Klärung des eigenen Verstehens unter der Idee des Urteilens,<br />
daher Klärung eines jedenfalls potentiell gemeinsamen Sinns sind mit dem von<br />
Kreffel bisher Dargelegten noch keineswegs vollständig. Gegenüber von<br />
begrenzter Sinnklärung im alltäglichen Verstehen und den Wissenschaften, im<br />
ersten Fall zur Sicherung des Verständnisses mit der Möglichkeit des<br />
Einverständnisses oder des festzustellenden Dissenses, in zweiten Fall zur<br />
Sicherung der Möglichkeit des Erkennens von Wahrem und Falschem, war die<br />
philosophische als auf ein Ganzes des Verstehens relativ zur Perspektive der ersten<br />
Person abgegrenzt worden. Das Ganze des Verstehens, methodologisch gefasst, ist<br />
der Sinn, das Ganze des Verstehens ontologisch gefasst, kann ‚Welt’ genannt<br />
werden. Deshalb war es nicht äußerlich, dass Kreffel zu Beginn von allem<br />
Möglichen, Gott und der Welt, als den Themen seines Nachdenkens geschrieben<br />
hat. In der Fassung des objektiv zu verstehenden Ganzen als ‚Welt’ folgte Kreffel<br />
der ersten, in einer zweiten grundlegend durchgreifend und kritisierten Philosophie<br />
seines hauptsächlichen Lehrers unter den großen Philosophen, über den Kreffel<br />
auch drei kommentierende Bücher geschrieben hatte. (Er kannte diesen seinen<br />
Lehrer nur als Schriftsteller, musste ihn also als solchen zu verstehen suchen.)<br />
Dieser hat als Alternative zum Ausdruck ‚Welt’ den Ausdruck ‚Wirklichkeit’ für<br />
das objektive Sinnkorrelat, wegen der Kontraste zu ‚Möglichkeit’ und<br />
‚Notwendigkeit’, in denen letzterer Ausdruck zu verstehen ist, und den Ausdruck<br />
Welt enger gefasst: die Welt ist bei ihm alles, was der Fall ist, alles Tatsächliche.<br />
Die Wirklichkeit ist alles, was der Fall, ist zusammen mit allem, was nicht der Fall<br />
ist, aber der Fall sein könnte – besteht also aus allen Möglichkeiten, allem<br />
Verständlichen, ist also das objektive Sinnkorrelat zum subjektiven Verstehen oder<br />
Verstand. Die Korrelation des ‚subjektiven’ Ganzen, des gesamten<br />
Verstandenen/Verständlichen/Verstehbaren oder des Sinns zum Verstehen als<br />
subjektiver Disposition, Einstellung, hatte der Lehrer erst in seiner zweiten<br />
Philosophie explizit gemacht. Sachlich führt erst diese Explikation zu einem<br />
befriedigenden Ergebnis, und das nur, wenn man, wie hier von Kreffel<br />
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