30.10.2014 Views

Kreffels Ruminationen - Ernst Michael Lange

Kreffels Ruminationen - Ernst Michael Lange

Kreffels Ruminationen - Ernst Michael Lange

SHOW MORE
SHOW LESS

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

Verstehens gut motiviert. Die Überlegungen zum Verständnis von ‚Zeit’, in die<br />

Kreffel nach den noch unmittelbar folgenden Überlegungen zu Sinn und<br />

Bedeutung eintreten wird, haben weitgehend den zuletzt erörterten, verschärft bloß<br />

theoretischen und unpraktischen Charakter.<br />

Die Implikationen der Bestimmung der Tätigkeit des Philosophierens als reflexive<br />

begriffliche Klärung, Klärung des eigenen Verstehens unter der Idee des Urteilens,<br />

daher Klärung eines jedenfalls potentiell gemeinsamen Sinns sind mit dem von<br />

Kreffel bisher Dargelegten noch keineswegs vollständig. Gegenüber von<br />

begrenzter Sinnklärung im alltäglichen Verstehen und den Wissenschaften, im<br />

ersten Fall zur Sicherung des Verständnisses mit der Möglichkeit des<br />

Einverständnisses oder des festzustellenden Dissenses, in zweiten Fall zur<br />

Sicherung der Möglichkeit des Erkennens von Wahrem und Falschem, war die<br />

philosophische als auf ein Ganzes des Verstehens relativ zur Perspektive der ersten<br />

Person abgegrenzt worden. Das Ganze des Verstehens, methodologisch gefasst, ist<br />

der Sinn, das Ganze des Verstehens ontologisch gefasst, kann ‚Welt’ genannt<br />

werden. Deshalb war es nicht äußerlich, dass Kreffel zu Beginn von allem<br />

Möglichen, Gott und der Welt, als den Themen seines Nachdenkens geschrieben<br />

hat. In der Fassung des objektiv zu verstehenden Ganzen als ‚Welt’ folgte Kreffel<br />

der ersten, in einer zweiten grundlegend durchgreifend und kritisierten Philosophie<br />

seines hauptsächlichen Lehrers unter den großen Philosophen, über den Kreffel<br />

auch drei kommentierende Bücher geschrieben hatte. (Er kannte diesen seinen<br />

Lehrer nur als Schriftsteller, musste ihn also als solchen zu verstehen suchen.)<br />

Dieser hat als Alternative zum Ausdruck ‚Welt’ den Ausdruck ‚Wirklichkeit’ für<br />

das objektive Sinnkorrelat, wegen der Kontraste zu ‚Möglichkeit’ und<br />

‚Notwendigkeit’, in denen letzterer Ausdruck zu verstehen ist, und den Ausdruck<br />

Welt enger gefasst: die Welt ist bei ihm alles, was der Fall ist, alles Tatsächliche.<br />

Die Wirklichkeit ist alles, was der Fall, ist zusammen mit allem, was nicht der Fall<br />

ist, aber der Fall sein könnte – besteht also aus allen Möglichkeiten, allem<br />

Verständlichen, ist also das objektive Sinnkorrelat zum subjektiven Verstehen oder<br />

Verstand. Die Korrelation des ‚subjektiven’ Ganzen, des gesamten<br />

Verstandenen/Verständlichen/Verstehbaren oder des Sinns zum Verstehen als<br />

subjektiver Disposition, Einstellung, hatte der Lehrer erst in seiner zweiten<br />

Philosophie explizit gemacht. Sachlich führt erst diese Explikation zu einem<br />

befriedigenden Ergebnis, und das nur, wenn man, wie hier von Kreffel<br />

32

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!