für Witikon und Umgebung - Quartier-Anzeiger Archiv - Quartier ...
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Witiker Bürgerwehr gegen Nachtbuben?<br />
In einem Brief an B<strong>und</strong>esrätin Eveline Widmer-Schlumpf macht<br />
ein Witiker Sporthändler seinem Ärger Luft. Es geht um den<br />
nächtlichen Vandalismus angetrunkener Partygänger, aber auch<br />
um Einbrüche in sein Geschäft. Er hat deshalb eine Belohnung<br />
von 1000 Franken <strong>für</strong> Hinweise an die Polizei ausgesetzt, welche<br />
zur Festnahme der Täter führen. Gleichzeitig erhofft er sich von<br />
einer Publikation seines Briefs an die Justizministerin im <strong>Quartier</strong>-<strong>Anzeiger</strong><br />
eine Sensibilisierung der Bevölkerung <strong>für</strong> dieses lei-<br />
Erlauben Sie mir bitte, nachstehend aufzulisten,<br />
wie sich die Situation auf den<br />
Strassen in Zürich-<strong>Witikon</strong> (Richtung<br />
Forch/Zollikerberg) <strong>für</strong> mich <strong>und</strong> auch<br />
andere Anwohner präsentiert. Als Inhaber<br />
eines Sportgeschäftes an der Trichtenhausenstrasse<br />
berichte ich Ihnen gerne,<br />
wie das zeitweise so abläuft mit der<br />
Randale von betrunkenen Jugendlichen.<br />
Meistens geschehen diese Vorfälle von<br />
Freitag- auf Samstagnacht oder von<br />
Samstag- auf Sonntagnacht <strong>und</strong> dies<br />
meistens zwischen zwei <strong>und</strong> vier Uhr,<br />
wenn dieses Pack aus der Innenstadt<br />
langsam heimkehrt.<br />
Zelte aufgeschlitzt<br />
Der gröbste Vorfall war ein Einbruch in<br />
mein Geschäft durch Aufdrücken eines<br />
sog. einbruchsicheren Fensters <strong>und</strong> der<br />
Diebstahl von mehreren Bekleidungs<strong>und</strong><br />
Sportartikeln. Auf dem begrünten<br />
Vorplatz habe ich von Frühjahr bis<br />
Herbst einige Zelte als Ausstellungsmodelle<br />
aufgebaut, vom Zweier- bis zum<br />
Achterzelt. Diese Zelte werden mit Messern<br />
aufgeschlitzt, abgebaut <strong>und</strong> entwendet,<br />
als Partyraum benützt, um die Zigaretten<br />
auf den Planen auszudrücken,<br />
Feuerwerk darin zu zünden, mit Bauabsperrlatten<br />
zerstört. Dies läuft schon seit<br />
Jahren so ab, d.h. in den letzten sieben<br />
Jahren sind sicherlich r<strong>und</strong> dreissig Zelte<br />
beschädigt oder gestohlen worden.<br />
Ein Halogenscheinwerfer mit Bewegungsmelder,<br />
der an der Gebäudefassade<br />
angebracht war, wurde mit Latten zerstört,<br />
damit der Pöbel im Dunkeln weiter<br />
der Zerstörungswut frönen konnte. Es<br />
werden Müllcontainer auf die Fahrbahn<br />
gekippt, Velos mitten auf die Strasse geworfen,<br />
Abfallkörbe am Trottoirrand angezündet,<br />
ältere Leute in den Einkaufszentren<br />
angerempelt, bis diese Personen<br />
zu Boden stürzen, Anwohner infolge<br />
Nachtruhestörungen durch diese Saubannerzüge<br />
aufgeweckt. Wenn man sich<br />
mit <strong>Quartier</strong>bewohnern über diese Problematik<br />
unterhält, herrscht die einhellige<br />
Meinung vor, dass dagegen etwas unternommen<br />
werden muss.<br />
Hoher Schaden<br />
Durch all diese bisherigen Vorfälle, die<br />
gegen mein Eigentum gerichtet waren,<br />
entstand <strong>für</strong> mich ein Schaden von über<br />
30 000 Franken, der teils durch Versicherungen<br />
abgedeckt ist. Dieser Versicherungsschutz<br />
ist jedoch nicht die Lösung<br />
des Problems, sondern führt höch-<br />
stens zu höheren Prämien <strong>für</strong> jeden<br />
Bürger.<br />
Sicher kann ich einen Zaun um das Ausstellungsgr<strong>und</strong>stück<br />
herum bauen <strong>und</strong><br />
eine Video-Überwachungskamera anbringen.<br />
Wie lange ich jedoch diese<br />
Randale finanziell <strong>und</strong> nervlich noch<br />
verkrafte, ist eine ganz andere Frage.<br />
Dreiste Diebe<br />
Noch während ich mit dem Verfassen<br />
dieses Schreibens beschäftigt war, hat<br />
sich der bisher krasseste Vorfall ereignet:<br />
In der Nacht von Montag, 18. auf Dienstag,<br />
19. Januar 2010 wurde zuerst an der<br />
Kellertüre durch eine Einbrecherschaft<br />
mit dem Aufwuchten der Stahltüre begonnen.<br />
Vermutlich wurden die Täter<br />
dabei gestört, deshalb haben sie danach<br />
an der Seiteneingangstüre im Parterre<br />
zweimal das Schloss aufgebohrt <strong>und</strong><br />
dann diese Stahltüre mit Brachialgewalt<br />
aufgedrückt.<br />
Die teuersten Goretex-Jacken <strong>und</strong> -Hosen<br />
dige Thema. Zwar geht die Zahl der polizeilich registrierten Vandalenakte<br />
mit Sachbeschädigungen seit 2008 laufend zurück.<br />
Auch die Verlängerung der Nachtbuslinie bis zum Kienastenwies<br />
könnte sich in jenem Gebiet zusätzlich positiv auswirken. Zudem<br />
sank laut neuesten Zahlen 2009 die Zahl der Einbruchdiebstähle<br />
im Stadtkreis 7 um 12 Prozent auf den Stand von 2006. Die Schilderung<br />
des betroffenen Sportgeschäftinhabers bleibt aber trotz<br />
dieses erfreulichen Trends ebenso aktuell wie bedenklich. (ee)<br />
In <strong>Witikon</strong> an der Luegete 15 entsteht,<br />
nach Abbruch des Einfamilienhauses,<br />
ein Fremdkörper: Das Flachdach<br />
auf dem neuen Gebäude passt<br />
nicht ins <strong>Quartier</strong>. Ein Giebeldach,<br />
wie dies alle Häuser in der <strong>Umgebung</strong><br />
tragen, hätte den Charakter der<br />
«Siedlung» bewahrt. Alte «Gaden» in<br />
wurden nebst weiteren Bekleidungs <strong>und</strong><br />
Sportartikeln gestohlen. Um das Diebesgut<br />
abzutransportieren, wurde der neben<br />
dem Seiteneingang geparkte VW Lieferwagen<br />
beladen <strong>und</strong> samt dem dazugehörigen<br />
Nummernschild entwendet.<br />
Bis zum heutigen Tag fehlt von der Täterschaft,<br />
dem VW Bus <strong>und</strong> dem Diebesgut<br />
jede Spur. Der angerichtete Sachschaden<br />
in diesem Fall beträgt r<strong>und</strong><br />
30 000 Franken, der Wert der Diebesbeute<br />
r<strong>und</strong> 120 000 Franken. Wenn das<br />
so weitergeht, bin ich langsam gezwungen,<br />
mein Geschäft in <strong>Witikon</strong> aufzugeben.<br />
Das könnte jedoch einen grösseren<br />
finanziellen Verlust <strong>für</strong> mich bedeuten.<br />
Auch die <strong>Quartier</strong>bewohner hier in <strong>Witikon</strong><br />
haben genug von diesen Zuständen.<br />
Zur Diskussion steht die Bildung einer<br />
Bürgerwehr. Auch von Selbstjustiz ist<br />
die Rede. Der Staat schützt langsam,<br />
aber sicher die Täter mehr als die<br />
Fortsetzung auf Seite 7<br />
Vom Zahn der Zeit zur Faust der Neuzeit – aufs Auge (Fotomontage QA)<br />
Flach, aber quer in der Witiker Dachlandschaft<br />
<strong>Witikon</strong> werden durch die Denkmalpflege<br />
<strong>und</strong> den Stadtrat geschützt.<br />
Hier darf ein ganzes <strong>Quartier</strong> mit einem<br />
unpassenden Objekt verschandelt<br />
werden. So verschieden die<br />
Sichtweisen – so verschieden die<br />
Meinungen.<br />
Gisela Brunner<br />
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