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Materialiensammlung - Theater Marburg

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nicht, wofür er eigentlich geschaffen ist. Als nun noch eine unglückliche Liebe zu einer Schülerin und<br />

wachsende Geldnot hinzu kommen, wechselt er zur <strong>Theater</strong>gruppe Joseph Secondas in Leipzig und<br />

Dresden, die Hoffmann als Musikdirektor engagiert. Bereits Anfang 1814 wird Hoffmann nach einem<br />

Zerwürfnis mit Seconda aus dem <strong>Theater</strong> entlassen.<br />

Er beendet die Oper »Undine« nach de la Motte Fouqués (1777-1843) gleichnamigem Märchen, der auch das<br />

Libretto schreibt, zieht nach Berlin, wo er zunächst eine Anstellung als Expedient im Justizministerium<br />

ohne Gehalt annimmt. Eine bezahlte Anstellung am Königlichen Kammergericht erhält er erst Monate<br />

später. Fortan wird er - wie schon in Posen, Plock und Warschau - zwei Leben führen, das des Beamten und<br />

des Künstlers. Dabei hat er seine Pflichten als Justizrat und Richter immer untadelig erfüllt, beispielsweise<br />

bei seinem Eintreten für den verhafteten Turnvater Jahn (1778-1852, BM 1/97).<br />

Der Komponist<br />

In seinem Selbstverständnis sieht er sich als Komponist. Letztlich ist Musik für ihn der Inbegriff der Kunst.<br />

Auch wenn es nicht diese Kunst ist, die ihm den Ruhm der Nachwelt sichert, so gilt Hoffmann doch als der<br />

früheste deutsche Romantiker. Der Komponist und Musikschriftsteller Hoffmann, der Beethoven-<br />

Enthusiast, der als einer der ersten dessen Genie erkennt, bewegt sich als Komponist durchaus im<br />

Traditionellen. Von den gut 46 Lebensjahren des E. T. A. Hoffmann sind es etwa 15 Jahre – die Zeit<br />

zwischen 1799 und 1814 –, in denen er sich mit der Komposition musikalischer Bühnenwerke beschäftigt.<br />

Einige sind überliefert, andere verschollen oder bestanden nur als Plan.<br />

Das erste entstand 1799, das Singspiel in drei Akten »Die Maske«. Es wurde 1923 aufgefunden und zum<br />

ersten Mal teilweise veröffentlicht. 1801 folgte ein Singspiel in vier Akten auf den Text von Johann Wolfgang<br />

von Goethe (1749-1832) »Scherz, List und Rache«, das 1802 in Posen uraufgeführt wurde. 1805 entstand die<br />

Bühnenmusik zu Zacharias Werners (1768-1823) Trauerspiel »Das Kreuz an der Ostsee«. Ein Singspiel in<br />

drei Akten mit dem Text nach Schlegels (1767-1845) Übersetzung von Calderons (1600-1681) Schauspiel<br />

»Die Schärpe und die Blume« schuf Hoffmann unter dem Titel »Liebe und Eifersucht« im Jahre 1807. Es<br />

folgten 1808 das Ballett von Macco »Arlequin« und die Romantische Oper in vier Akten mit dem Text von<br />

Julius von Soden »Der Trank der Unsterblichkeit«. 1809 entstand »Dirna«, ein indisches Melodram, Text<br />

nach einer wahren Begebenheit von Julius von Soden, im gleichen Jahr »Wiedersehen«, Prolog in einem<br />

Akte. 1810 folgte die Bühnenmusik zu Sodens Drama »Julius Sabinus«. Die letzten beiden für Bamberg<br />

komponierten Bühnenwerke sind 1811 »Saul, König von Israel«, Melodram in drei Akten, das am 29. Juni<br />

1811 in Bamberg Premiere hatte, und »Aurora« (1811/12), große romantische Oper in drei Aufzügen mit dem<br />

Text von Franz von Holbein (1779-1855). Hoffmann verwandte hier als einer der ersten in einer romantischen<br />

Oper Leitmotive, ein kompositorisches Mittel, das einige Jahrzehnte später bei Richard Wagner zu einem<br />

seiner Markenzeichen werden sollte. Allerdings kam »Aurora« erst 120 Jahre später, im November 1933, in<br />

Bamberg in einer Bearbeitung von Lukas Böttcher zur Uraufführung.<br />

Den Abschluss seiner Arbeiten für die Musikbühne bildete die Zauberoper in drei Aufzügen »Undine«<br />

(1813/14) mit dem Text von Friedrich de la Motte Fouqué, die am 3. August 1816 im Königlichen<br />

Schauspielhaus Berlin uraufgeführt wurde. (BM 8/93)<br />

Der Inspirator<br />

Mehrfach wurde E. T. A. Hoffmann zum Mittelpunkt künstlerischer Werke. Der Ostpreuße Otto Besch (1885–<br />

1966) schrieb 1920 eine »Ouvertüre E. T. A. Hoffmann«. Jacques Offenbach (1819–1880) machte ihn zum<br />

Helden seiner Meisteroper »Hoffmanns Erzählungen«, wobei er auch auf dessen Erzählungen »Der<br />

Sandmann«, »Die Abenteuer der Silvester- Nacht« und »Klein-Zaches« zurückgriff. Mehrere Komponisten<br />

wählten Stoffe aus Hoffmanns Werken, so Walter Braunfels (1882-1954) in der Oper »Prinzessin Brambilla«,<br />

Ferruccio Busoni (1866–1924) in »Die Brautwahl«. Paul Hindemith (1895-1963) griff 1926 in seiner Oper<br />

»Cardillac« auf »Das Fräulein von Scuderi« zurück, den gleichen Stoff wählte Fried Walter (1907–1996) für<br />

seine Oper »Andreas Wolfius«.<br />

E. T. A. Hoffmanns »Der Kampf der Sänger« ist eine der Quellen für Richard Wagners (1813–1883)<br />

»Tannhäuser oder Der Sängerkrieg auf der Wartburg«, und für »Die Meistersinger von Nürnberg« diente ihm<br />

unter anderem »Meister Martin der Küfner und seine Gesellen« als Vorlage. Robert Schumann (1810-1856)<br />

komponierte – inspiriert von Hoffmannschen Werken – seine Kreisleriana op. 16 und Fantasiestücke op. 12<br />

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