Deutsche Determinativkomposita und ihre Entsprechungen - OPUS ...
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Korpuslinguistik 23<br />
begriff nicht eindeutig ist. 41 Der Terminus ‘Transformation’ lässt eine Verwechslung mit dem<br />
Transformationsbegriff der generativen Grammatik zu. Der Vorgang der Umformung wird als<br />
Paraphrasierung bezeichnet, die Resultate als Paraphrasen.<br />
Paraphrasen werden in der Regel intuitiv gef<strong>und</strong>en, was nur unsere allgemeine Kenntnis<br />
der Sachen ermöglicht. Von der Paraphrase wird erwartet, dass sie semantische Beziehungen<br />
zwischen den unmittelbaren Konstituenten des Kompositums aufhellt, deswegen muss die Zusammensetzung<br />
so umformt werden, dass <strong>ihre</strong> Gr<strong>und</strong>bedeutung beibehalten bleibt. Das Kompositum<br />
<strong>und</strong> seine Paraphrase müssen also semantisch äquivalent sein.<br />
Paraphrase wird oft mit der Bedeutungsbeschreibung im Wörterbuch verwechselt, deswegen<br />
muss erklärt werden, wie Paraphrasen auszusehen haben, um valide Ergebnisse zu vermitteln.<br />
Interpretament enthält sachliche Mitteilungen, damit es verständlich ist. Paraphrase kann aber<br />
nur sprachliche Bedeutung enthalten, in anderen Worten darf sie nur das syntaktische Minimum<br />
enthalten, aber zugleich alles, was für die Bedeutung des Kompositums relevant ist. 42<br />
Für eine konfrontative Untersuchung scheint die Paraphrasenmethode besonders geeignet<br />
zu sein, weil sie einen Vergleich deutscher Komposita mit <strong>ihre</strong>n tschechischen Äquivalenten<br />
ermöglicht, der jedoch nicht auf der Oberfläche, sondern nur auf der syntaktisch-semantischen<br />
Tiefenstruktur möglich ist.<br />
Es gibt verschiedene syntaktische Strukturen, in die man substantivische <strong>Determinativkomposita</strong><br />
überführen kann: die genitivische, adjektivische <strong>und</strong> präpositionale Wortgruppe, also<br />
Wortgruppen mit einem genitivischen, adjektivischen bzw. präpositionalen Attribut. 43 Die<br />
Paraphrasen dieser Komposita bestehen aus Wörtern, die bereits im Kompositum erschienen<br />
sind <strong>und</strong> zusätzlich aus ergänzenden morphologischen Mitteln. Es gibt jedoch auch Komposita,<br />
deren Paraphrase “noch zusätzliche, im betreffenden Kompositum nicht explizit vorkommende<br />
Wörter, besonders finite Verbformen, enthält. Es geht also um den Unterschied zwischen den<br />
attributiven <strong>und</strong> prädikativen Strukturen.” 44 Diese Tatsache wird bei der Einteilung der Komposita<br />
in die jeweiligen Gruppen berücksichtigt.<br />
1.7 Korpuslinguistik<br />
Für die konfrontative Untersuchung, die wir uns vorgenommen haben, brauchen wir unbedingt<br />
sprachliche Daten. Diese wurden durch ein Korpus gewonnen. Die Korpuslinguistik hat eine<br />
längere Tradition in der angelsächsischen Sprachwissenschaft als in der deutschen, trotzdem ist<br />
dieser Bereich der Linguistik bei uns keine Neuigkeit. Im folgenden Kapitel wollen wir uns<br />
mit den Fragen beschäftigen, was genau unter dem Begriff Korpus zu verstehen ist, welche<br />
41 Terminus ‘Paraphrasenmethode’ nach KÜRSCHNER (1974), S. 17.<br />
42 vgl. NEUMANN (2000), S. 29.<br />
43 vgl. JEZIORSKI (1983), S. 61ff.<br />
44 SEPPÄNEN (1977), S. 130.