Nr. 2/2010 - ANAV
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Nicht nur weiterbildungsfreudige<br />
Lehrer kennen Montpellier, sondern<br />
auch die Kulturfreunde, denen<br />
auch Nîmes, Narbonne oder<br />
Carcassonne geläufig sind; andere<br />
halten sich eher an die Betonmonster<br />
in den Badeorten am Mittelmeer.<br />
Ganz abenteuerfreundliche<br />
Touristen wagen sich auf eine der<br />
Weinrouten durch das riesige<br />
Weinbaugebiet, das vor Jahrzehnten<br />
die Bistrots von Paris mit billigsten<br />
Rotweinen versorgte, und<br />
wo man heute die wohl grössten<br />
Überraschungen des französischen<br />
Weinbaus erlebt. In den 18 AOC<br />
(seit 2007 gilt allerdings eine einheitliche<br />
AOC «Languedoc») sind<br />
tüchtige Weinbauern daran, qualitätsvolle<br />
Weine herzustellen, die<br />
sich zusehends ihren Platz auf den<br />
internationalen Märkten sichern.<br />
Picpoul zum Auftakt<br />
Fredy Roth hat sich im Schweizer<br />
Weinhandel umgesehen und eine<br />
Reihe von schmackhaften Weinen<br />
gefunden, die einen guten<br />
Überblick über das riesige Angebot<br />
zulassen. Zum Eingewöhnen<br />
servierte er einen spritzigen Picpoul<br />
de Pinet 2008 von der jungen<br />
Domaine de la Grangette, in Meeresnähe<br />
an der uralten Via Domitia<br />
gelegen. Darauf folgte eine runde,<br />
Solothurn<br />
Würzige Rotweine aus dem Languedoc-Roussillon<br />
wussten zu begeistern<br />
Überraschungen<br />
aus Südfrankreich<br />
Die Region Languedoc-Roussillon ist mit 300’000 ha die grösste Weinregion<br />
der Welt und hat früher vorwiegend Massenweine produziert. Zwischen<br />
Rhône und spanischer Grenze gärt aber nicht nur der Rebensaft, sondern<br />
auch die ganze Weinwirtschaft. Fredy Roth hat das den Solothurner Weinfreundinnen<br />
und -freunden mit einer hochklassigen Degustation bewiesen.<br />
– Urs-Peter Müller berichtet.<br />
stille Weisswein-Cuvée des Jahres<br />
2006 von Château Puech-Haut,<br />
einem Gut mit hundert Hektaren<br />
Reben oberhalb Montpellier.<br />
Rote Vielfalt<br />
Das Languedoc-Roussillon ist eine<br />
typische Rotweinregion. Das liegt<br />
am trocken-heissen Klima, aber<br />
auch an der Unzahl der einheimischen<br />
Traubensorten, von Grenache<br />
über Syrah bis zur Mourvèdre. Die<br />
Degustation führte zehn herausragende<br />
Beispiele an, die zeigten,<br />
wie vielfältig die einheimischen<br />
Rebsorten interpretiert werden<br />
können.<br />
Es begann mit einer fruchtigen<br />
2007-er Cuvée aus Syrah,<br />
Grenache, Mourvèdre und Carignan<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
der Bastide de Rouquette sur Mer,<br />
einem Gut mit 60 ha Reben direkt<br />
am Meer in der Appellation La<br />
Clape, gefolgt von einem kräftigen<br />
Tischwein der Genossenschaft von<br />
Saint Saturnin-Lucian im Hérault,<br />
zusamengestellt aus Syrah,<br />
Grenache und Carignan. Alle von<br />
Fredy Roth präsentierten Rotweine<br />
waren gelungene Mischungen dieser<br />
drei Rebsorten, ergänzt mit<br />
Mourvèdre und Cinsault.<br />
Kraft, Eleganz und Würze<br />
Der nächste Wein war ein Produkt<br />
eines Schweizer Weinmachers:<br />
Peter Wildbolz besitzt seit 2002<br />
ein schönes Rebgut, die Mas Soleilla,<br />
im Gebiet von La Clape. Les<br />
Chailles 2007, eine voll-samtige<br />
Mischung aus Grenache mit etwas<br />
Syrah, war beste Werbung<br />
für den ehemaligen Direktor der<br />
Zürcher Staatskellerei. Aber auch<br />
der rund-würzige L’Orée 2007 aus<br />
dem kleinen Clos des Nines von<br />
Isabelle Mangeart, zwischen<br />
Montpellier und Nîmes gelegen,<br />
beeindruckte die Solothurnerinnen<br />
und Solothurner.<br />
Frucht und Tiefe<br />
Jean Orliac ist wohl der bekannteste<br />
Winzer im Languedoc. Sein<br />
Clos du Prieur 2006, an sich ein<br />
einfacher Côteaux du Langedoc,<br />
der von Orliacs Tochter produziert<br />
wird, ist ein fruchtig-schöner,<br />
Fredy Roth präsentiert stolz die Arbeiten für einen schmackhaften und<br />
lehrreichen Abend im «Kronen»-Saal in Solothurn.<br />
schmeichlerischer Wein. Mit dem<br />
Duft nach Gewürzen und einem<br />
langen, tiefen Abgang imponierte<br />
La Chapelle de Bébian rouge 2005,<br />
der von der ehemaligen Weinjournalistin<br />
Chantal Lecouty in der<br />
Nähe von Pézenas gekeltert wird.<br />
Domaine de l’Hortus ist das<br />
Vorzeigegut des Languedoc. Jean<br />
Orliac hat dort mit seiner Gattin in<br />
25 Jahren Erstaunliches geleistet,<br />
und seine Weine verkaufen sich in<br />
aller Welt. Die Grande Cuvée<br />
Rouge 2006 überzeugte mit den<br />
grosszügigen reifen Fruchtaromen<br />
und einer schönen Länge. Aber<br />
auch das Château Puech-Haut in<br />
Saint-Drézery bei Montpellier hat<br />
sich einen hervorragenden Ruf erarbeitet.<br />
Seine Tête de Bélier<br />
2004, die Fredy Roth degustieren<br />
liess, zeigte sich als grosser und<br />
runder Wein, der mit Gewürz- und<br />
Fruchtaromen begeisterte.<br />
Enorme Dichte<br />
In der kleinen Appellation La<br />
Clape, am Mittelmeer gelegen, erzeugt<br />
die Domaine de Boède, die<br />
zur Domaine de la Negly von Jean<br />
Rosset gehört, einen grossartigen<br />
Wein: Les Grès, dessen Jahrgang<br />
2007 mit seiner unglaublichen<br />
Dichte und den Gewürz- und Beerenaromen<br />
die Solothurnerinnen<br />
und Solothurner begeisterte. – Da<br />
hatte es der Mas Jullien Rouge<br />
2005 etwas schwerer. Seine würzig-fruchtige<br />
Aromatik und die imposante<br />
Länge brauchen noch etwas<br />
Zeit bis zum Höhepunkt.<br />
Die Küche des Solothurner<br />
Hotels «Krone» gab ihr Bestes, um<br />
dem hohen Niveau der degustierten<br />
Weine gleich zu kommen, und<br />
die über 60 Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer freuten sich nicht nur<br />
über den von Fredy Roth ermöglichten<br />
Einstieg in ein sommerliches<br />
Weingebiet im rasanten Aufstieg,<br />
sondern auch über einen<br />
«süffigen» gemütlichen Abend.<br />
Der Sommer kann kommen!<br />
28 Ami du Vin 2/10