Nr. 2/2010 - ANAV
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zieren; das haben andere und kompetentere<br />
Leute (auch im «Ami du<br />
Vin») bereits ausgiebig getan. Er<br />
wird sich deshalb darauf beschränken,<br />
über die besuchten<br />
Kellereien und verkosteten Weine<br />
zu berichten. Immerhin sei der Hinweis<br />
angebracht, dass der Weisswein<br />
heute den grösseren Anteil<br />
hat an der Produktion als die roten<br />
Gewächse und vorwiegend in Italien<br />
abgesetzt wird. Doch die autochthonen<br />
Trauben – der leichte<br />
Vernatsch, der als Tirolinger im Tirol<br />
zum Trollinger in Deutschland<br />
wurde, und der gehaltvollere Lagrein<br />
– haben nach wie vor ihre<br />
grosse Bedeutung in der Region.<br />
Nach verregneter Startphase<br />
wurde es ab Feldkirch trockener,<br />
und nach einem Kaffeehalt vor<br />
dem Arlberg begann sich die<br />
Sonne zaghaft zu zeigen. Die Fahrt<br />
ging weiter über den Reschenpass<br />
nach Glurns ins Hotel Post. Ein<br />
Mittagessen mit einer Vinschger<br />
Brotsuppe, Medaillons mit Beilagen<br />
und Dessert gab Kraft für die<br />
Weiterfahrt, die nach Girlan führte.<br />
Kellerei Girlan<br />
Diese Kellerei wurde 1923 gegründet<br />
und verarbeitet heute<br />
Traubengut von rund 230 Weinbauern.<br />
Diese pflegen auf etwa<br />
240 Hektar Reben, die zwischen<br />
250 und 550 Metern über Meer<br />
liegen. Die Böden weisen vielfäl-<br />
tige Zusammensetzungen auf und<br />
bieten für die verschiedenen Traubensorten<br />
ideale Bedingungen.<br />
Produziert werden drei Linien: die<br />
«klassischen Weine» (traditionelle<br />
Südtiroler Gewächse), «Lagenweine»<br />
und «Selektionen» (strengste<br />
Qualitätsnormen).<br />
Nach der Kellerbesichtigung<br />
wurden folgende Weine degustiert:<br />
– Weissburgunder DOC «Plattenriegl»<br />
2009, ein reiner Weissburgunder<br />
mit 14 Vol.%, zu einem sehr<br />
interessanten Preis.<br />
– Sauvignon DOC «Indra» 2009,<br />
zur Zeit der Trendwein vor allem in<br />
Italien südlich der Poebene (13,5<br />
Vol.%).<br />
– Vernatsch DOC «Fass <strong>Nr</strong>. 9».<br />
Diese Paradesorte des Südtirols<br />
lässt sich auch heute noch (bzw.<br />
wieder) gut vermarkten.<br />
– Pinot noir DOC «Patricia». Die<br />
Blauburgunder-Trauben von Mazon<br />
(oberhalb von Neumarkt) werden<br />
zu einer Assemblage vermischt; je<br />
1/3 reifen im neuen, zwei- bzw.<br />
dreijährigen Barriquefass.<br />
– Cuvée Lagrein-Merlot DOC<br />
«Laurin». Der autochthone Lagrein<br />
wird auch «mediterraner Alpenwein»<br />
genannt und ist seit dem<br />
12. Jahrhundert bekannt. Die<br />
spätreifenden Trauben werden nur<br />
in wenigen Lagen angebaut, mit<br />
20% Merlot (dem «Schmeichler»)<br />
abgerundet und zusammen im<br />
grossen Eichenfass vergoren.<br />
Chauffeur Andi Huber sorgte für eine ruhige und sichere Fahrt.<br />
Ami du Vin 2/10<br />
La vie de l’<strong>ANAV</strong><br />
«Lockerer Zwischenhalt» – für einmal ohne Degustation<br />
– Der Lagrein Kretzer wird nach<br />
Weissweinart gewonnen. Er ist<br />
rosa bis hellrubinfarben und hat<br />
einen frischen leicht prickelnden<br />
Geschmack. Wier Manfred, der<br />
Betreuer, erklärte, gibt es eine<br />
alte Südtiroler-Weisheit: «Hast zu<br />
Kretzer in der Blutbahn, wirst du<br />
sexy wie ein Truthahn!»<br />
Anschliessend ging die Fahrt<br />
weiter auf der Südtiroler Weinstrasse<br />
über Kaltern nach Auer, wo<br />
die Gruppe im Hotel «Goldenhof»<br />
die Zimmer bezog und das Nachtessen<br />
einnahm. Nach einer ruhigen<br />
Nacht und einem ausgiebigen<br />
Frühstück brach man auf zu neuen<br />
Entdeckungen, nach Kaltern.<br />
Kellerei Kaltern.<br />
Die Kellerei Kaltern wurde 1906<br />
als Produzentengemeinschaft der<br />
Weinbauern mit kleinen Flächen<br />
gegründet; heute bearbeiten 450<br />
Winzer über 300 Hektar. Während<br />
die Weinbauern für die Pflege der<br />
Reben und die Produktion der Trauben<br />
verantwortlich sind, ist die<br />
Kellerei für die Vinifizierung und<br />
den Verkauf zuständig. Die Seelagen<br />
erhalten den lauen Wind vom<br />
Gardasee, während in den etwas<br />
höheren Dorflagen dank der kühleren<br />
Luft aus dem Norden eher die<br />
Weissweine gedeihen.<br />
Nach der Besichtigung der alten<br />
und neuen Keller mit (neben<br />
andern) über 1000 Barriquefäs-<br />
sern und einer interessanten Filmvorführung<br />
wechselte man ins<br />
Weincenter. Das erst im Jahre<br />
2006 erstellte Gebäude ist schon<br />
architektonisch ein Erlebnis. Sorgfältig<br />
ausgewählte Materialien<br />
und künstlerisches Flair schaffen<br />
eine wunderschöne Atmosphäre.<br />
In diesem gediegenen Rahmen<br />
werden sämtliche Weine der Kellerei,<br />
aber auch solche anderer<br />
Produzenten, wie zum Beispiel<br />
vom Weingut «Baron di Pauli»<br />
oder vom Arzenhof präsentiert.<br />
Zum Abschluss des Besuches wurden<br />
folgende Weine verkostet:<br />
– «Vial» Südtiroler Weissburgunder<br />
2009, aus der Selektionslinie.<br />
Auf Mergel und Porphyrsand wachsen<br />
in St. Nikolaus kleine Mengen;<br />
der Wein wurde schon vor zwei<br />
Monaten abgefüllt. Er muss innert<br />
drei Jahren getrunken werden (!).<br />
– «Premstaler» Südtiroler Sauvignon<br />
2008. Dieser Wein wächst auf<br />
einer Höhe von 550m über Meer,<br />
erhält nicht so viel Sonne und<br />
wird nicht im Holz ausgebaut.<br />
– «Castel Giovanelli» Chardonnay<br />
2007. Der Topwein liegt 1 Jahr im<br />
Tonnenfass.<br />
– «Campaner» Südtiroler Gewürztraminer<br />
2008. Diese autochthone<br />
Sorte wächst an zwei Toplagen<br />
und wird fast ausschliesslich in<br />
Italien getrunken.<br />
– «Pfarrhof» Kalterersee Auslese<br />
Classico Superiore 2008. Dieser<br />
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