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Psychologie) – immer wieder als fruchtbare Ausgangs- und Koord<strong>in</strong>ationsbasis für<br />
wirtschaftswissenschaftliche Überlegungen erwiesen. Gefährlich und erkenntnishemmend wird e<strong>in</strong><br />
solches Theoriegebäude, wenn das Denken <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Kategorien den Zugang zur Wirklichkeit verstellt<br />
und alle Anstrengungen darauf gerichtet werden, diese <strong>in</strong> das Schema der Theorie h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zuzwängen.<br />
Gerade dies sche<strong>in</strong>t mir für die ‚neue‘ mikroökonomische Theorie der Arbeitslosigkeit charakteristisch<br />
zu se<strong>in</strong>“ (Rothschild 1978: 26).<br />
„Auch die Versuche, existierende Arbeitslosenraten als zu m<strong>in</strong>destens gesellschaftlich freiwillig<br />
gewählt zu betrachten, da sie durch M<strong>in</strong>destlohnbestimmungen verursacht und bei deren<br />
Durchbrechung reduziert werden können, muten seltsam an und unhistorisch. Dabei ist es gar nicht<br />
notwendig auf die Frage e<strong>in</strong>zugehen, ob die Beseitigung von M<strong>in</strong>destlöhnen im<br />
Kreislaufzusammenhang und unter oligopolistischen Bed<strong>in</strong>gungen überhaupt zur<br />
Beschäftigungserhöhung führen würde. Viel entscheidender ist, dass wir nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em abstrakten<br />
Modell leben, sondern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Welt mit bestimmten Institutionen, die den Rahmen für unsere<br />
Handlungen und Zielsetzungen abgeben. Wenn sich die Arbeiter im Laufe der Geschichte durch<br />
M<strong>in</strong>destlöhne e<strong>in</strong>en Schutz gegen drückende Nachteile beim Abschluss des Arbeitskontraktes<br />
geschaffen haben, so heißt ‚unfreiwillige Arbeitslosigkeit‘ selbstverständlich, dass man im Rahmen<br />
dieser gegebenen Gesetze und Institutionen zu arbeiten bereit ist, Arbeit aber nicht f<strong>in</strong>den kann. Diese<br />
Arbeitslosigkeit als ‚freiwillig‘ zu bezeichnen oder den Betroffenen die ‚Schuld‘ dafür zuzuschieben,<br />
weil sie diesen Rahmen akzeptieren, ist genauso wie wenn man sagen würde, dass alle Armen<br />
‚freiwillig‘ hungern, da sie ja die Eigentumsgesetze beachten statt sie zu durchbrechen und sich bei<br />
den reichlich vorhandenen Waren zu bedienen. Diese Überlegungen dieses Aufsatzes sollten die<br />
Gefahren von Forschungsansätzen zeigen, die zu sehr durch vorgeprägte theoretische Denkweisen und<br />
durch ideologische E<strong>in</strong>flüsse geformt werden“ (Rothschild 1978: 30 f.). Das Beispiel mag manchen<br />
vielleicht etwas übertrieben ersche<strong>in</strong>en, doch ist nicht das allgeme<strong>in</strong> praktizierte Abstrahieren von<br />
Institutionen letztlich noch viel übertriebener?<br />
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